Im Land der Schlümpfe

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Was ist ein Schlumpf?

Ein blauer Zwerg, etwa so:

Nun gibt es aber auch seit neuestem im Eisenbahnwesen der Schweiz Schlümpfe.
So:
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Oder von hinten:
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Auch eine Version mit Aufsatz (Wenn dunkel, nicht zu beachten) gibt es:
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Nun, was hat es damit auf sich?

Seit August 2015 ist die Gotthardstrecke nur noch über ETCS 2 Strecken erreichbar. Zwischen Brunnen (excl.) und Erstfeld (excl) ist die Strecke auf ETCS 2 umgebaut worden.
Alle Signale sind abgedeckt worden und durch ETCS Tafeln ersetzt worden. Für den Rangierbetrieb wurden die ETCS Rangiersignale geschaffen, die sich aus den Zwergen entwickelt haben und beim Lokpersonal, wegen der blauen Farbe, den Übernamen "Schlumpf" erhalten haben.
Grund, zum mal einen Blick auf den Betrieb zu werfen.

Zuerst ein Blick zurück: Die alten Zwerge gelten auch für den Zugsverkehr,
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Man sieht, wie das Rücklicht brennt.

oder von Vorne:
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Nun musste man für Bahnhöfe auf ETCS 2 Level eine Lösung finden, wie der Rangierverkehr abgewickelt werden kann. Da hat man die Zwerge abgewandelt. Herausgekommen sind die Schlümpfe.
Im Gegensatz zum normalen Zwerg sind sie bei einer Zugsfahrt auf "Halt". Das Weisse Kreuz ist von den alten "Vorrückern" entlehnt.

Ich war heute mal in Altdorf und Flüelen und habe mit das Ganze angeschaut:
Altdorf präsentiert sich so:
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Die Signale sind noch vorhanden, aber dunkel und abgedeckt:
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Dafür sind die Blau Gelben Tafeln "ETCS Haltesignale" montiert worden.

Wegen Urheberschlumpf vorsichtshalber in einen Link umgeschlumpft
Gruss Guru
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Auch hier im Hintergrund gut zu sehen:
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Man sieht: Für den Rangierdiesel geht der Schlumpf auf Fahrt (Fahrtbegriff Schräg, Der nächste Schlumpf zeigt halt)
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Während er bei Zugsdurchfahrt auf Halt bleibt:
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Faktisch kann man also am Zwerg keine Zugsfahrt ablesen. Ob das die Sicherheit der Bauleute hebt?
Der ICN ist natürlich schon ausgerüstet:
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Auch viele Altbauloks sind gerüstet:
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Man darf aber, bei aller Euphorie nicht vergessen, dass die Umstellung eine Zäsur darstellt: Das erste Mal in der 133 Jährigen Geschichte der Gotthardbahn, kann sie nicht mehr von allen Triebfahrzeugen befahren werden. Bis August 2015 reichte ein Pilot, und auch eine Maschine mit nicht Kompatibler Zgsicherung konnte verkehren. Mit Einschränkungen, wg Geschwidigkeit, aber es war möglich.
Dies ist nun dahingefallen. Ob sich das ETCS L2 wirklich als vereinheitlichtes Zugsicherungssystem platzieren wird? Ich zweifle daran.
Ich glaube eher, dass es benutzt wird, um nationale Schranken weiter auszubauen. Oder warum kann eine Taurus, die auf der Westbahn ETCS 2 tauglich ist, in der Schweiz nicht auf L2 Strecken fahren?

Nun, wir werden sehen!
Die BLS hat natürlich ihre Hausaufgaben gemacht:

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Gruss Guru
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Und auch der LRZ kann so fahren:

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Hier holt er gerade einen Güterwagen ab. Wohl defekt.
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Auch der Rangier marschiert wieder:
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In Flüelen dasselbe Bild:
Verhängte Signale:

Mal mit ETR 470
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Mal mit Re 4/4 II
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Mal mit Re 6/6:
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Wers übrigens interessiert: Hier der Link zu den neuen Fahrdienstvorschriften in der Schweiz:
http://www.bav.admin.ch/grundlagen/03514/0...c_JjKbNoKSn6A--

Gruss Guru
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Beim Titel des Themas (im Portal sieht man ja den Untertitel nicht) hatte ich erst Zweifel, ob ich das wirklich lesen will. Aber ja, der Titel ist geglückt :lol: , die Bilder sind interessant, und wann ich das verlinkte Dokument (zeitlich) lesen soll, keine Ahnung, aber ein erstes Durchblättern führte zu dem Schluss, dass es viele Fragen, die in meinem Hinterkopf herumschwirren, beantworten kann. Dankeschön also dafür. :)
Beste Grüße usw....
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Beitrag von ropix »

guru61 @ 23 Oct 2015, 10:01 hat geschrieben: Ob sich das ETCS L2 wirklich als vereinheitlichtes Zugsicherungssystem platzieren wird? Ich zweifle daran.
Ich glaube eher, dass es benutzt wird, um nationale Schranken weiter auszubauen. Oder warum kann eine Taurus, die auf der Westbahn ETCS 2 tauglich ist, in der Schweiz nicht auf L2 Strecken fahren?

Nun, wir werden sehen!
Weils von der Oberleitung her auch nicht geht.

Ich glaub die Idee dahinter ist momentan auch gar nicht so sehr kompatible Software. Die wird es sicher irgendwann mal geben? Die Idee dahinter ist momentan kompatible Hardware und Protokolle. Und da ist ETCS tatsächlich ein großer Meilenstein.

Und äh - ich denke, wenn in Deutschland mal mit ETCS großflächig begonnen wird, dann wird auch AT und CH dazu schon irgendwie kompatibel sein. Landesumschaltung kann ETCS ja durchaus selber (und wenn man eine Lok in einem Grenzbahnhof aufrüstet weiß sie weder in welche Richtung sie fährt noch in welchem Land sie ist - etcs hat ziemliche Unzulänglichkeiten...)

Danke für die Bilder - ich kannte bislang nur die Aussage bis Göschenen rauf seien die Signale demontiert was sich beim Lokalaugenschein in Göschenen als unwahr herausgestellt hat.

Warum um alles in der Welt hat man sich eigentlich die Mühe gemacht und teils neue Zwergerl (pardon, Schlümpfe) aufgestellt?
-
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Beitrag von Auer Trambahner »

ropix @ 23 Oct 2015, 15:51 hat geschrieben: Weils von der Oberleitung her auch nicht geht.
Was genau geht da nicht?
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Dem besagten Taurus fehlt der richtige Stromabnehmer mit schmalerer Wippe?

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Beitrag von ropix »

Ok, ok, Taurus war dafür natürlich ein schlechtes Beispiel, weil der RailJet fährt ja bis Zürich.

*MIST* :)
-
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guru61
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Beitrag von guru61 »

ropix @ 23 Oct 2015, 18:48 hat geschrieben: Ok, ok, Taurus war dafür natürlich ein schlechtes Beispiel, weil der RailJet fährt ja bis Zürich.

*MIST* :)
Hallo
Wie hier bewiesen:
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Und da er nach Wien fährt, muss er auch Westbahntauglich sein.

Die Zwerge sind wohl der Betriebsart "Shunting" geschuldet:

FDV, 4.2.3:
Betriebsart «Shunting»
Die Betriebsart «Shunting» wird für Rangierbewegungen verwendet.
Bei Aussensignalisierung wird eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h
überwacht.
Bei Führerstandsignalisierung wird eine Höchstgeschwindigkeit von
40 km/h überwacht.

Ich empfehle die entsprechenden Teile der FDV zu lesen.
Im Rangierbetrieb wird eben nicht über voll ETCS 2 Level rangiert. Was auch der grosse Nachteil von ETCS 2 ist.

Grundsätzlich hat man mit den Zwergen, meiner Meinung nach, im Vergleich zum Ausland, die Möglichkeit ein sehr rassiges Manöver durchzuführen. Besonders mit der Fahrstrassenspeicherung und der mit den Zwergen Möglichkeit, die Fahrstrasse abschittweise sofort aufzulösen.
Ich habe schon viel bei Rangierbewegungen erlebt, dass der Zwerg bei Sägebewegungen schon wieder auf Fahrt war, bevor die Lok hinter ihm stand. Diese Manövergeschwindigkeit ist auch bei Störungen, und im gespannten Fahrplan nötig.
Das hat sich bewährt und will man nicht aufgeben.

Gruss Guru
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Flok
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Beitrag von Flok »

ropix @ 23 Oct 2015, 15:51 hat geschrieben: Und äh - ich denke, wenn in Deutschland mal mit ETCS großflächig begonnen wird, dann wird auch AT und CH dazu schon irgendwie kompatibel sein. Landesumschaltung kann ETCS ja durchaus selber (und wenn man eine Lok in einem Grenzbahnhof aufrüstet weiß sie weder in welche Richtung sie fährt noch in welchem Land sie ist - etcs hat ziemliche Unzulänglichkeiten...)
Deswegen wird zum Beispiel in Kufstein grundsätzlich in Level STM (PZB) gestartet. Kurz hinter Kufstein Richtung Wörgl erfolgt dann die Transition in ETCS L2. Anders bei Einfahrten mit ETCS Loks aus Deutschland kommend. Hier nimmt die Lok bereits in Kiefersfelden Kontakt mit dem RBC Rechner Innsbruck auf, und der Wechsel von STM PZB zu ETCS L2 erfolgt schon Höhe Einfahrsignal Kufstein.
Wird eine Lok "kalt" nach Kufstein eingeschleppt, oder wird ETCS erst in Kufstein eingeschaltet, müssen derzeit noch manuell die RBC Daten eingegeben werden.
Vom Bahnhof Brenner kommend, erfolgt die Einwahl und Transition in L2 bei Gries.
Im Großen und Ganzen läuft ETCS auf der Brennerstrecke stabil, und in Kürze soll auch hier mit dem Abbau der Signale in der Neubau-Tunnelstrecke begonnen werden.
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