Viehtransport per Eisenbahn in Deutschland

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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City Night Line
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Beitrag von City Night Line »

Guten Abend,

Ich bin heute durch Zufall auf ein interessantes Thema gestoßen. Viehtransport bei der DB. Angeblich gab es noch bis in die 2000er Jahre hinein Schlachttransporte mit Pferden und Kälbern nach Norditalien. Hierzu häufen sich bei mir einige Fragen. In welchen Wagentypen wurde Vieh in der Epoche 5 transportiert. Waren die Lüftungsklappen bei gedeckten Güterwagen dabei immer geöffnet? Gibt es Fotos von Wagen mit der tierischen Fracht? Wann endeten die letzten Verkehre, bzw. wann fuhr der letzte Viehzug über deutsche Schienen?
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

City Night Line @ 5 Feb 2017, 19:11 hat geschrieben: In welchen Wagentypen wurde Vieh in der Epoche 5 transportiert.
Vor allem in den Baureihen 423, 474 und 481. Vereinzelt kamen auch Triebwagen der Baureihen 420, 472, 480 und 485 vor.
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Jean
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Beitrag von Jean »

Vor allem in den Baureihen 423, 474 und 481. Vereinzelt kamen auch Triebwagen der Baureihen 420, 472, 480 und 485 vor.
Jup. Kann ich nur bestätigen.
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kometMUC
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Beitrag von kometMUC »

Schön, dass alle die gleiche Idee hatten hierbei... Ist manchmal echt vergleichbar mit einem Viehtransport...
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

In Bayerischen ländlichen Gegenden hat agilis die Viehtransporte mit BR 650 übernommen.
Was "Epoche 5" sein soll, habe ich aber keine Ahnung.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

218 466-1 @ 5 Feb 2017, 21:34 hat geschrieben: Was "Epoche 5" sein soll, habe ich aber keine Ahnung.
1990-2006. Ist Modelleisenbahn Jargon.
City Night Line
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Beitrag von City Night Line »

Die DB hat den Viehtransport 2001 aufgegeben, gab es darüber hinaus eventuell auch noch Viehtransporte per Bahn, eventuell durch private? Und wie sieht das eigentlich mit Durchgangsverkehr aus? Wenn ein Zug mit Schlachtvieh von Polen nach Italien verkehren würde, würde die DB dann die Traktion verweigern?
Catracho
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Beitrag von Catracho »

City Night Line @ 6 Feb 2017, 15:18 hat geschrieben: Und wie sieht das eigentlich mit Durchgangsverkehr aus? Wenn ein Zug mit Schlachtvieh von Polen nach Italien verkehren würde, würde die DB dann die Traktion verweigern?
Wahrscheinlich schon, wenn man (laut eigener damaliger Aussage) aus Imagegründen nichts mehr damit zu tun haben möchte. Das wird in der Branche wohl auch bekannt sein, also fragt man halt im Zweifelsfalle gar nicht erst die DB sondern gleich wen anders. Die DB hat in Deutschland ja kein Monopol auf Traktionen. Oder, noch einfacher, man nimmt gleich den LKW.

Mfg
Catracho
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

City Night Line @ 6 Feb 2017, 15:18 hat geschrieben:Die DB hat den Viehtransport 2001 aufgegeben,
Nein, gibts auch heute noch.
City Night Line @ 6 Feb 2017, 15:18 hat geschrieben:gab es darüber hinaus eventuell auch noch Viehtransporte per Bahn, eventuell durch private?
Ja, täglich und sie nehmen deutlich zu!
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

218 466-1 @ 6 Feb 2017, 15:39 hat geschrieben: Nein, gibts auch heute noch.Ja, täglich und sie nehmen deutlich zu!
Nach dem gefühlt 10. Post wird der Witz auch nicht lustiger. :offtopic:
Viele Grüße
Jojo423
Catracho
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Beitrag von Catracho »

Jojo423 @ 6 Feb 2017, 17:07 hat geschrieben: Nach dem gefühlt 10. Post wird der Witz auch nicht lustiger. :offtopic:
Danke! Und die Witzbolde möchte ich noch darauf hinweisen, dass sie bezüglich "Menschen werden bei der Bahn wie Vieh transportiert" doch mal bitte die Fahrzeuge der Epoche 5 mit den Fahrzeugen der späten Periode 2b und der frühen Periode 2c vergleichen sollten (das Ganze hat ja offensichtlich Tradition bei der Bahn), dann merken sie nämlich ganz schnell, dass da heute auf hohem Niveau gejammert wird. Mit der Assoziation wird der Humor auch gleich viel schwärzer, das machts viel interessanter.

Mfg
Catracho
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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Noch dazu, wenn zum "Beleg" dann Bilder von leeren oder fast leeren Zügen gezeigt werden.
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

Und vor allem, wenn man sich mal vor Augen führt, dass in einem sehr dunklen Kapitel der hiesigen Geschichte tatsächlich mal Menschen in Viehwagen transportiert wurden... :(
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

TramBahnFreak @ 7 Feb 2017, 00:46 hat geschrieben:Und vor allem, wenn man sich mal vor Augen führt, dass in einem sehr dunklen Kapitel der hiesigen Geschichte tatsächlich mal Menschen in Viehwagen transportiert wurden... :(
Kaum. Da haben sich mit der Zeit verschiedene Bilder vermischt. Aus "Menschen wie Vieh behandeln" und der Tatsache, dass Menschen in Güterwagen gepfercht wurden, entstand dann irgendwie das verbreitete Bild, dass es sich um Viehwagen gehandelt haben müsse. Die typischen, eigens dafür gebauten Viehwagen, auch Verschlagwagen genannt, weil sie mehr oder weniger halboffen gebaut waren, waren eigentlich eher für Kleinvieh wie Schweine, Schafe oder Gänse gedacht und daher in der Regel doppelstöckig. Größere Tiere wie Rinder (man erkennt normale G-Wagen, Nachkriegsbauarten), Pferde oder Elefanten (Zirkus!) wurden meist in regulären gedeckten Güterwagen wie dem in über 120.000 Exemplaren gebauten G10 (viertes Bild) transportiert. Auch für die Deportationen während des Dritten Reichs wurden in der Regel keine Viehwagen verwendet, sondern ganz normale gedeckte Güterwagen. In Verschlagwagen, von denen es eh nicht so viele gab, hätte die Leute nicht stehen können, hätten durch die luftige Verbretterung sehen können, wo der Zug hinfährt (beschrieben wurden tagelange Fahrt in fast völliger Dunkelheit) und wären auch nach außen leicht erkennbar gewesen. Auch hätte man in einem solchen halboffenen Wagen nicht ersticken können, wie es in den mit Menschen vollgestopften, schlecht belüfteten G10 und ähnlichen Güterwagen Richtung Auschwitz offenbar öfters vorkam. Übrigens wurden Güterwagen, soweit ich weiß, nur bei Transporten zwischen den KZ und den Vernichtungslagern tief im besetzten Osten verwendet, vor allem Richtung Kriegsende als die Nazis noch so viele Häftlinge umbringen wollten wie's ging... Als die Menschen in München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin "abgeholt" wurden, wurden dazu in der Regel noch normale Reisezugwagen verwendet, wie man hier auf einem Foto vom 20. November 1941 am Güterbahnhof Milbertshofen sieht. Oder hier in Bielefeld. Auch international mussten die Nazis aus ihrer Sicht ja ein bisschen den Schein wahren, wenn ab 1933 mitten in deutschen Städten massenweise Menschen öffentlich in geschlossene, kaum belüftete Güterwagen gepfercht und durch halb Europa gefahren worden wären, wäre die Geschichte vielleicht doch anders verlaufen und hinterher hätte man noch weniger sagen können, keiner hätte was gewusst.

In der schlechten Zeit direkt nach dem Krieg war's dann durchaus üblich, dass u.U. jedermann in/auf/an offenen oder (erst etwas später behelfsmäßig für Reisezüge hergerichteten) gedeckten Güterwagen reisen musste/durfte. Einfache Güterwagen waren am schnellsten wieder betriebsfähig und universell einsetzbar um Güter, Soldaten und auch mit vielen Einschränkungen wieder Zivilisten zu transportieren. Vor allem für das Jahr 1946 ist in der Hinsicht einiges überliefert.

Hui, das war jetzt aber ein recht breites Themenspektrum. :unsure:

Damit dürfte jetzt auch die Ursprungsfrage beantwortet sein: Für Kleinvieh gab's bis grob geschätzt noch etwa 1980 Verschlagwagen, Rinder wurden bis zur Einstellung von Tiertransporten mit der Bahn in der Regel in normalen G-Wagen transportiert, die Lüftungsklappen dürften geöffnet gewesen sein, sieht man z.B. auf dem Bild im verlinkten NWZ-Artikel. Das Ende der Tiertransporte mit der Bahn liegt zeitlich recht deckungsgleich mit dem Verschwinden der letzten klassischen gedeckten Güterwagen um die Jahrtausendwende. Die Lüftungsklappen haben die alten G-Wagen ja im Prinzip fast nur dafür, dass man eben auch lebende Tiere transportieren kann. Moderne Schiebewandwagen haben solche Klappen nicht.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Vielen Dank für die Richtigstellung :)
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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