ÖPNV-Umfrage des ADAC

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Der ADAC hat kürzlich eine Umfrage durchgeführt, welche Verkehrsmittel die Befragten nutzen, welche Gründe gegen die Nutzung des ÖPNV sprechen und welche Verbesserungen beim ÖPNV umgesetzt werden müssten, damit er attraktiver wird.

Leider lässt sich anhand der beschriebenen Methodik nicht nachvollziehen, auf welcher Basis die insgesamt knapp 6700 Befragten in 10 deutschen Großstädten ausgewählt wurden. Und ob 300 Befragte Gelegenheits- oder Nichtnutzer des ÖPNV als repräsentativ für eine Millionenstadt sind, ist durchaus fraglich.

Bei den Hindernissen für den Umstieg zum ÖPNV nennen 2/3 der Selten-/Nichtnutzer "Ich fahre lieber mit dem Auto" - das ist wenigstens ehrlich. Hierbei handelt es sich um die IV-Stammnutzer, die auch durch gute Argumente und Rahmenbedingungen eher schwer von einem Umstieg zu überzeugen sind.
Interessant finde ich auch die weiteren genannten Gründe - ich frage mich aber schon, wie ein Nichtnutzer überhaupt wissen will, wie voll der ÖPNV ist oder wie oft Verspätungen auftreten. Hier sehe ich in erster Linie ein Imageproblem, welches durch solche Werbespots natürlich noch verstärkt wird.

Besonders auffallend sind die Antworten auf die Vorraussetzungen für den Umstieg auf den ÖPNV. Hier nennen fast 3/4 der Befragten niedrigere Preise - ein Argument, dass schon mehrfach widerlegt wurde.
Entwicklung der Fahrgastzahlen in Wien - 2012 wurde die Jahreskarte für 365 € eingeführt.
Auch die Fahrt zum Kindertarif in Stuttgart bei Feinstaubalarm war eher ein Flop.
Selbst in Tallinn hat der kostenlose ÖPNV für Einheimische kaum für einen Rückgang des MIV gesorgt.
Ich halte die Forderung nach niedrigeren Ticketpreisen daher entweder für vorgeschoben - oder die Autofahrer schätzen die wahren Kosten des Autos viel zu niedrig ein. Genau aus diesem Grund müsste dringend etwas im Hinblick auf Parkgebühren, City + Autobahnmaut getan werden.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Entenfang @ 4 Mar 2017, 18:19 hat geschrieben:Ich halte die Forderung nach niedrigeren Ticketpreisen daher entweder für vorgeschoben - oder die Autofahrer schätzen die wahren Kosten des Autos viel zu niedrig ein.
Ich hatte letztens so eine Diskussion. Häufig ist es eine Kombination aus Gewohnheit, absoluter Unkenntnis des ÖPNV und Fehleinschätzung der Autokosten.

Im konkreten Fall hatte eine Autopendlerin nach München mit etwa ähnlichem Weg wie dem meinigem behauptet, das Auto wäre eh billiger, weil sie es eh hätte und sie wäre auch schneller. Nicht weil sie das überprüft hätte, war mehr so ein "Gefühl". Fakt ist: Mich würden die zusätzlichen 24.000 km mit dem vorhandenen (!) Kleinwagen im Jahr über 5.000 Euro kosten, wenn man den Sprit, Parkgebühren in München (bei meinen Firmen gibt's selten Gratisparkplätze), aber auch die höheren Werkstatt- und Teilekosten, den Wertverlust bzw. das vorzeitige Ersetzen des Pkw durch einen neuen einberechnet, ebenso die höheren Versicherungsprämien aufgrund der höheren Fahrleistung und der ggf. höheren Schadenshäufigkeit. Problem: Diese Kosten sind alle da, aber so gut wie unsichtbar, gut verteilt und versteckt, vor allem wenn man keinen Vergleich hat. Das Bahnticket kostet tatsächlich etwa 2.500 Euro und das muss teurer sein als wenn man tut, was man eh immer tut, "ein paar Mal" für 50 Euro tanken... Auch den Vorteil, dass man als Bahnpendler bei solchen Entfernungen viel höhere Kosten von der Steuer absetzen kann als man eigentlich hatte und das Ticket dadurch indirekt günstiger wird, sehen die meisten nicht. Dass der Zug mittlerweile in 30 Minuten in der Innenstadt ist und schon lange nicht mehr aus "Rumpelwagen" besteht, wusste sie nicht. Das letzte Mal als sie sich damit beschäftigt hatte, gab es wohl Bundesbahn und Bahnbus noch. Genau das ist für viele die Grundlage ihres Vergleichs. Und dann gibt es wohl auch noch viele, die trauen sich einfach nur nicht, weil sie noch nie Zug/Bus gefahren sind. Wie geht das mit dem Automat, muss man die Fahrkarte beim Fahrer kaufen, was muss ich da sagen, könnte ich mich blamieren? Wenn ich mit meiner Sippschaft "Bahnbus" fahre, hab ich lustigerweise an der Haltestelle bald rein zufällig das Geld für alle in der Hand und steh beim Einsteigen ganz vorne... :D

Okay und dann muss man ehrlicherweise auch noch sehen, dass die Fahrzeuge in Bayern zwar oft modern sind, aber die Zugangsbauwerke massiv abschrecken. Wenn Bahnhöfe so gepflegt wären wie die meisten Rathäuser und nicht so 0815-mäßig geflickt als hässliche Problemgegend in der Landschaft stünden, wäre vielleicht auch einiges anders. Von einer älteren Dame habe ich mal gehört, sie fährt nicht zum Münchner Hauptbahnhof, denn da laufen nur Drogensüchtige, Besoffene und Bettelbanden rum. Naja und Bushaltestellen, ein vergammeltes Schild aus den 80ern und die bange Frage, kommt der Bus auch wirklich? Und wenn trifft man dort? Und wieder: Könnte man sich blamieren?

Trotzdem fahren grad auf'm Land viele mit alten Autos rum, wo man nicht weiß, startet es nachher wieder, wenn man es abstellt? Aber dieses Problem gehört zum gewohnten Alltag, damit haben alle umgehen gelernt. Ich kenne jemand, ADAC-Mitglied, der hat eine stündlich bediente Haltestelle etwa 300 m von der Haustür entfernt, der Bus fährt genau den selben Weg, den man mit dem Auto auch fährt, er fährt aber mit dem Auto die 10 km in Arbeit. Dort stellt er dieses aufgrund von Parkplatzmangel aber nicht direkt bei der Arbeit ab, sondern im zentralen Parkhaus. Und das liegt lustigerweise genau unter dem Busbahnhof! Aber Busfahren? Ne. Er hat schließlich ein Auto. Gut, im Kurzstreckenverkehr verschlammt der Motor hin und wieder mal, weil der nicht ganz schwächliche Turbomotor auf der Entfernung nie auf Betriebstemperatur kommt, das wurde auch schonmal richtig teuer, aber das sind alles Gedanken, die werden gar nicht erst in Zusammenhang gebracht. Es wird nicht hinterfragt, nicht nach Alternativen gesucht und sich auch nie damit beschäftigt. Es ist einfach so, wie könnte es anders sein? Die verstehen auch nicht die kleine Spitzfindigkeit, wenn ich sage, ihr seid nicht im Stau gestanden (passiv, die anderen sind schuld), ihr seid Teil des Staus gewesen (aktiv und Teil des Problems). Die Leute haben eine völlig andere Perspektive, da kommt man mit EF-Logik nicht ran.
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Beitrag von Hochbrücker »

Ich muss jetzt dazu sagen,wenn man auf den ÖPNV umsteigen soll,dann muss noch so einiges getan werden. Gerade auf dem Land. Es gibt viele Kommunen die ein Gewerbegebiet haben ,allerdings garkeinen bis miserablen Busanschluß. Meine Firma ist in Schweitenkirchen und dort fährt nur einmal am Tag ein Bus. In der Früh nach Pfaffenhofen und Nachmittag zurück nach Schweitenkirchen. Nachdem es heute auch flexible Arbeitszeiten gibt,so wie ich Berufskraftfahrer bin und keine festen Feierabendszeiten habe,ist das sehr schlecht wenn nur ein Bus pro Richtung fährt. Achja der MVV-Bus 601 fährt von Schweitenkirchen nach Freising,allerdings auch nur einmal pro Richtung und nur an Schultagen.
Auf manchen Linien sehe ich 15 Meter Busse fahren, obwohl sich ein kleiner 8,5 Meter Bus genügen würde. Jetzt kommt bestimmt gleich das Argument das die kleineren Busse nicht auf jeder Linie eingesetzt werden kann,da andere Linien ein 15 Meter Bus benötigen. Dann schaut euch doch mal Busunternehmen an die nur rein für den Schülerverkehr sich einen Gelenkbus zulegen. Oder einen Bus kaufen der nach dem Schülerverkehr auf dem Betriebsgelände rumsteht. So ein kleiner Bus kann ebenso für die Samstagsfahrt verwendet werden,wenn eine Samstagsfahrt vorhanden ist.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher trifft mit seinen Beschreibungen des Pudels Kern, die gleichen Punkte lassen sich immer und immer wieder neu feststellen. Bei den Gesamtkosten fürs Automobil schaffen es die Leute, sich in einer besonderen Art und Weise selbst zu betrügen - als ob das Geld nicht am Ende des Monats genauso vom Konto weg wäre, wie wenn es für etwas anderes ausgegeben worden wäre, zum Beispiel für Fahrkarten?! Erst überneulich wieder bei einem Kollegen gesehen, da waren für eine etwas kompliziertere Reparatur am Auto mal kurz über 1600,- € fällig, aber über diese doch nicht ganz unerhebliche Ausgabe wurde gesprochen, wie wenn es nicht zum Auto dazugehört, eher so wie wenn man sich eine nicht alltägliche Anschaffung leistet, also neue Möbel oder so - nun, der sitzt wohl weiter auf dem alten Sofa, weil das Geld eben unabhängig von der Wahrnehmung weg ist.

Es gibt auch Dualismen im menschlichen Verhalten, die nicht ganz einfach zu verstehen sind: Ein anderer Kollege (er bemitleidet mich immer arrogant von oben herab, weil ich mit dem "Assi-Pack" in der Bahn unterwegs bin, tolles Menschenbild hat er) ist der Laufpapst vor dem Herrn, der hat einen Schrank voll spezieller Laufschuhe mit einem sicherlich fünfstelligen Gesamtwert, arbeitet kontinuierlich wissenschaftliche Fachliteratur zum Thema durch und läuft Halbmarathon eher so nebenher zur Entspannung. Derselbe schafft es aber in seinem sonstigen Alltag nicht, die nicht ganz 3 km zwischen seiner Wohnung und dem Arbeitsplatz mit etwas anderem zurückzulegen (z.B. zu Fuß !?!) wie einem großen Kombi, mit dem er 99,x % der Zeit genau was durch die Gegend fährt? Richtig, sich selbst und sonst nix.

Und ja, die Aussage "wo und wenn ich es brauche, fährt doch eh nix!" basiert in der Regel tatsächlich auf einem Wissenstand Sommerfahrplan 1983 - dass es heutzutage eine Fülle von Informationen dazu wie zu allen anderen Themen auch im Internet gibt, erstaunt dann doch immer schrecklich.

Genauso die mangelnde Übung - da wird dann die Fahrt am Urlaubsende vom Flughafen nach Hause ("weil man da sein gutes Auto nicht so lang stehen lassen wollte und von den Bekannten niemand Zeit hatte, einen abzuholen!") zu einer Odyssee, wo man sich wirklich fragt, wie sich diese vorgeblich erwachsenen Menschen sonst so im Alltagsleben zurecht finden, weil man eigentlich angenommen hätte, dass so doof wirklich niemand sein könnte - Pustekuchen. Ich frage mich zum Beispiel bis heute, wie man auf dem Weg von Frankfurt am Main Flughafen nach Heilbronn mitten an einem Werktag über 2 Stunden in Mannheim Hbf hängenbleiben kann, ohne besondere Situationen wie Streckensperrung durch PU oder ähnliches - es geht aber anscheinend.
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Beitrag von Jean »

Na ja...eine Busverbindung die stündlich fährt ist keine Alternative zum Auto. Innerhalb von München kann man sich gut mit dem ÖPNV fortbewegen...aber wehe man will im Umland abseits der S-Bahn fahren.

Ich selbst besitze keine Auto. Dafür habe ich eine gute ÖPNV Anbindung und Geschäfte vor meiner Haustür.

Der Google Vergleich hat übrigend ergeben mit dem Auto bräuchte ich so lange wie mit dem ÖPNV obwohl die hälfte der Fahrzeit reine Gehzeit ist. In der U-Bahn kann ich dann was anderes währenddessen machen). Ich glaube kaum, dass ein Auto nur 65€ im Monat kosten würde. Schon alleine die Versicherung wäre viel teurer. Und das bissen Urlaubfahren im Jahr (selbst bei DB Normalpreisen) kompensiert das auch nicht.

Das einzige was für das Auto spricht ist die Flexibilität (zumindest für einen Single).
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Beitrag von Bayernlover »

Das EF besteht mehrheitlich (zumindest bei den Stammschreibern) aus kinderlosen Singles. Mit Familie und mehreren Kindern ist es zumindest auf dem Land ohne Auto schon schwieriger.

Wobei ich das Problem sowieso auf große Städte beschränken würde. Auf dem Land stören die paar Autos doch nicht, die Luft ist gut, Platz zum parken ist meistens auch überall und schneller ist man mit dem Auto auch. Erst beim Übergang in die Großstädte muss noch einiges getan werden. Da muss es auch mal sein, dass P+R möglichst einfach und kostenlos gestaltet wird, um die Leute zum Umsteigen zu bewegen.
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Beitrag von Iarn »

Jean @ 5 Mar 2017, 10:28 hat geschrieben: Das einzige was für das Auto spricht ist die Flexibilität (zumindest für einen Single).
Das ist es leider nicht.

Auf meiner Arbeitsweg muss ich zwei mal umsteigen aber trotzdem besteht de facto zehn Minuten Takt, das ist wirklich super fexibel ABER:

in meiner Verkehrsverbund sind Störungen weit häufiger als Staus, obwohl München die Stauhauptstadt Deutschlands ist

der U-Bahn Anteil ist regelmäßig so dermaßen überfüllt, dass ich aus Bequemlichkeit doch lieber Auto fahre. Auch wenn ein ganzes Auto um mich herum total dekandent ist, ich möchte zumindest, dass die 10cm um mich herum nicht von anderen Personen eingenommen werden. Mit stehen habe ich kein Problem aber mit zwangsweisem Körperkontakt zu mehreren Fremden gleichzeitig schon.

Deswegen bin ich wèrktags zu 80% ein Bequemlichkeitsfahrer.
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Beitrag von JeDi »

Bayernlover @ 5 Mar 2017, 09:45 hat geschrieben: Da muss es auch mal sein, dass P+R möglichst einfach und kostenlos gestaltet wird, um die Leute zum Umsteigen zu bewegen.
"Einfach" und "Kostenlos" widerspricht sich aber. Einfach wäre, dass der Parkschein gleichzeitig zum Fahrschein wird. Denn einen Parkscheinautomaten kann der gemeine Autofahrer bedienen, einen ach so komplizierten Fahrkartenautomaten aber nicht.
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Beitrag von Bayernlover »

JeDi @ 5 Mar 2017, 11:32 hat geschrieben: "Einfach" und "Kostenlos" widerspricht sich aber. Einfach wäre, dass der Parkschein gleichzeitig zum Fahrschein wird. Denn einen Parkscheinautomaten kann der gemeine Autofahrer bedienen, einen ach so komplizierten Fahrkartenautomaten aber nicht.
Wobei manche Tarifsysteme so kompliziert sind, dass man sich wirklich lange damit beschäftigen muss. Ein Parkscheinautomat hingegen ist eigentlich total einfach: je länger man parkt, desto mehr Geld muss man einwerfen.
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Beitrag von JeDi »

Bayernlover @ 5 Mar 2017, 11:36 hat geschrieben: Wobei manche Tarifsysteme so kompliziert sind, dass man sich wirklich lange damit beschäftigen muss. Ein Parkscheinautomat hingegen ist eigentlich total einfach: je länger man parkt, desto mehr Geld muss man einwerfen.
Ein Fahrscheinautomat funktioniert aber ja nicht wesentlich anders. Je weiter man fährt, desto mehr Geld muss rein ;-) Hauptunterschied: Für Wochen- und Monatsparkscheine muss man in der Regel zum personenbedienten Verkauf, was bei der Eisenbahn ja eine Totsünde ist.
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Beitrag von Entenfang »

Vielleicht mal vorneweg nochmal zur Erinnerung an alle: Die Umfrage wurde ausschließlich in großen Großstädten (>500.000 EW) durchgeführt, die Diskussion um die katastrophale Anbindung des ÖPNV auf dem Land ist hier also eher fehl am Platze (wenngleich natürlich auch wichtig und richtig).
JeDi @ 5 Mar 2017, 12:02 hat geschrieben:Hauptunterschied: Für Wochen- und Monatsparkscheine muss man in der Regel zum personenbedienten Verkauf, was bei der Eisenbahn ja eine Totsünde ist.
Müsste man nicht in vielen Fällen mindestens eine halbe Stunde anstehen, wäre der personenbediente Verkauf vielleicht auch nicht so unbeliebt...
Ein Parkscheinautomat hingegen ist eigentlich total einfach: je länger man parkt, desto mehr Geld muss man einwerfen.
Auf den ÖPNV angewendet, heißt es dann aber sofort, dass das Tarifsystem ungerecht ist und nicht den "individuellen Bedürfnissen" entspricht.
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Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 5 Mar 2017, 12:37 hat geschrieben: Müsste man nicht in vielen Fällen mindestens eine halbe Stunde anstehen, wäre der personenbediente Verkauf vielleicht auch nicht so unbeliebt...
Musste ich noch nie, insbesondere in ÖPNV-Kundenzentren nicht.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Hochbrücker @ 5 Mar 2017, 07:06 hat geschrieben: Auf manchen Linien sehe ich 15 Meter Busse fahren, obwohl sich ein kleiner 8,5 Meter Bus genügen würde. Jetzt kommt bestimmt gleich das Argument das die kleineren Busse nicht auf jeder Linie eingesetzt werden kann,da andere Linien ein 15 Meter Bus benötigen. Dann schaut euch doch mal Busunternehmen an die nur rein für den Schülerverkehr sich einen Gelenkbus zulegen. Oder einen Bus kaufen der nach dem Schülerverkehr auf dem Betriebsgelände rumsteht. So ein kleiner Bus kann ebenso für die Samstagsfahrt verwendet werden,wenn eine Samstagsfahrt vorhanden ist.
Ja, und was für Busse sind das? Du kriegst mittlerweile gebrauchte Niederflur-Gelenkbusse ab Baujahr 2000 in ausreichend gutem Zustand für 10.000€. Der 15m-Bus ist dann meistens entweder ein Reisebus, der "sowieso da steht", oder dank der tollen MVV-Ausschreibungen waren Neufahrzeuge gefordert. Dann kann ich mir überlegen, ob ich einen Kleinbus UND einen 15m-Bus kauf, oder eben nur letzteren, auch wenn ich den nur für ein Viertel aller Fahrten brauch.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Cloakmaster »

JeDi @ 5 Mar 2017, 13:38 hat geschrieben: Musste ich noch nie, insbesondere in ÖPNV-Kundenzentren nicht.
Musste ich in der Poccistraße 2 des öfteren, um meine Stammkarte Ausbildungstarif zu erhalten. Durchaus auch mal am Hbf, beim Kauf der nächsten Monatsskarte.
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Beitrag von Yanniboy »

Also wenn ich mir den ÖPNV hier in HN (ca 120k Einwohner und Staustadt Nr2) mal so anschaue, kann ich die Leute verstehen die lieber das Auto nehmen als Bus und Bahn. Das fängt schon bei der S4 an, überfüllte Züge, dauernd Ausfälle und im Sommer bei 30-40 Grad keine Klimaanlage drin, da würd ich auch lieber Auto fahren. Oder nehmen wir mal ein Beispiel. Wir wollen von Klingenberg nach Flein fahren. (Beide einen Stadtbusanschluss). Mit dem Auto braucht man 14min. (Plus/Minus ein paar Minuten je nach Verkehr). Mit dem Rad 26min. Mit dem ÖPNV 45min, das ist dreimal solange. Ich würde da wohl auch lieber zum Auto greifen. Das ganze könnte man noch mit anderen Beispielen füllen, das Ergebnis ist immer ähnlich. Bei stimme.de wurden vor ein paar Monaten die Leser nach ihrer Meinung zum ÖPNV hier in HN befragt. Oft stand sowas wie: Schlechte Anbindungen, schlechter Takt, überfüllte Busse und Bahnen und die Ticketpreise wären zu teuer. Und solange wir in HN bei einer ÖPNV-Nutzung von ca. 10% rumkratzen, werden wir wohl auch Staustadt Nr2 in Deutschland bleiben.
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Beitrag von NJ Transit »

JeDi @ 5 Mar 2017, 13:38 hat geschrieben: Musste ich noch nie, insbesondere in ÖPNV-Kundenzentren nicht.
Ich schon, mehrmals.
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Beitrag von NJ Transit »

JeDi @ 5 Mar 2017, 13:02 hat geschrieben: Ein Fahrscheinautomat funktioniert aber ja nicht wesentlich anders. Je weiter man fährt, desto mehr Geld muss rein ;-)
Wenn ich vom Lorettoplatz nach Fröttmaning fahre muss ich aber weniger einwerfen als wenn ich nur vom Kieferngarten nach Garching-Forschungszentrum fahre. Ich hatte heute die Freude, einer Gruppe Iraner das Konzept Verkehrsverbund, Zonentarif, Wabentarif, die Nutzung der Streifenkarte im MVV und diverses anderes erklären zu dürfen, und habe auch nach längeren Erklärungen immer noch in viele ratlose Gesichter schauen müssen - und dabei hab ich den VRR ausgelassen.
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Beitrag von Bayernlover »

Es müssen gar keine Iraner sein - da reicht jemand aus Passau.
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Beitrag von Rohrbacher »

Hochbrücker @ 5 Mar 2017, 06:06 hat geschrieben:Meine Firma ist in Schweitenkirchen und dort fährt nur einmal am Tag ein Bus. In der Früh nach Pfaffenhofen und Nachmittag zurück nach Schweitenkirchen. (...) Achja der MVV-Bus 601 fährt von Schweitenkirchen nach Freising,allerdings auch nur einmal pro Richtung und nur an Schultagen.
Vergiss mal nicht den tollen Rufbus. Rufbusse und Bürgerbusse beleben den ÖPNV bei uns doch ganz enorm ... ... :D
Hochbrücker @ 5 Mar 2017, 06:06 hat geschrieben:Auf manchen Linien sehe ich 15 Meter Busse fahren, obwohl sich ein kleiner 8,5 Meter Bus genügen würde. Jetzt kommt bestimmt gleich das Argument das die kleineren Busse nicht auf jeder Linie eingesetzt werden kann
Nein, es kommt das Argument, dass der Bus in jedem Fall für den Schülerverkehr taugen muss bzw. oft gar nichts anderes fährt. Benchmark für einen Landbus ist die Frage, ob man 100 Kinder reinstopfen kann. Und gernerell bekommt man auf dem Markt eh einfacher und durch das große Angebot eventuell sogar günstiger einen 10 Jahre alten 12m-Bus als einen 8,5m-Bus. Die gibt's eigentlich nur, wenn man irgendwo nicht um die Kurven kommt. Selbst die Pfaffenhofener Stadtbusse sind vergleichsweise teure 10m-Busse, obwohl Sprinter City 65 tagsüber reichen sollten. Aber die Busse müssen zweimal am Tag auch Schüler fahren. Gelenkbusse gibt's zumindest rund um Pfaffenhofen meines Wissens nur ganz selten. Stanglmeier hatte im Wolnzacher Schülerverkehr vor Jahren mal einen. Soweit ich weiß, sind die im Unterhalt aber einfach teurer als ein zweiter 12m-"Youngtimer" mit 450-Euro-Fahrer und kommen teilweise nicht durch vor Jahrzehnten angelegte Wendeanlagen oder irgendwo in den teilweisen engen Ortschaften um's Eck.
Bayernlover @ 5 Mar 2017, 09:45 hat geschrieben:Wobei ich das Problem sowieso auf große Städte beschränken würde. Auf dem Land stören die paar Autos doch nicht, die Luft ist gut, Platz zum parken ist meistens auch überall und schneller ist man mit dem Auto auch.
Wir reden über unterschiedliche Probleme, die teilweise zusammenhängen.

Auf dem Land wird die Luft wirklich kaum schlecht, wenn jeder Golf Diesel fährt und Parken ist nur in den Zentren teilweise ein "Problem", weil halt keiner gewohnt ist mal 200 m zu Fuß zum Wochenmarkt zu gehen. Und natürlich ist das Auto auch fundamentaler Teil des Verkehrs, zumindest zwischen den Ortschaften, das lässt sich für den Alltag mit dem Bus nur für kleine Zielgruppen gut abbilden. Trotzdem gibt es sie, die minderjährigen Schüler, die auch mal außerhalb der Schulzeit unterwegs sind, die Senioren, die besser nicht mehr Auto fahren sollen, die Hausfrauen ohne Zweitwagen, Azubis und andere Leute mit nicht ganz so üppigem Gehalt, die Leute, die gerne mal ins Wirtshaus gehen und natürlich die Leute von außerhalb, z.B. aus der großen Stadt, deren ÖPNV-Reisekette eigentlich schon auch bis in Orte wie Schweitenkirchen oder Wolnzach reichen sollte. Deswegen sollte natürlich schon jede Gemeinde in das ÖPNV-Netz eingebunden sein. Für genannte Zielgruppen ist ein Bus im Stundentakt keine schlechte Sache, auch wenn wir hier in der Praxis über höchstens 10% des Verkehrs reden und kleinste Ortsteile, wenn sie nicht zufällig günstig liegen, keinen ÖPNV über den Schülerverkehr hinaus haben werden.

In der Stadt gibt's bekanntlich riesige Platz- und Luftprobleme, weswegen ein hoher Anteil des ÖPNV mehr als nur sinnvoll ist, das brauche ich nicht ausführen. Aufgrund der hohen Zahl an Einpendlern hängt aber das, was ich gerade vom Land beschrieben habe, direkt mit München zusammen. Wer in Schweitenkirchen keinen Zugang zum ÖPNV-Netz hat, wird als München-Pendler fast zwangsläufig auf der A9 ein Teil der Blechlawine sein. Wenn der eh ins Auto sitzen muss, um den Bahnhof zu erreichen, dann wird er in der Praxis, vor allem wenn die Autobahn direkt am Ort ist, häufig direkt nach München fahren. Der fehlende Bus z.B. in Schweitenkirchen ist damit mit verantwortlich für die Blechlawine und das Abgasproblem in München. Diese Netzwirkung gewissermaßen fällt bei unseren Strukturen völlig hinten runter. Das Problem ist, dass bisher keiner versucht, das Thema entsprechend ganzheitlich zu behandeln. Nicht einmal der MVV, der bestellt nur auf Kundenwunsch, keiner macht integrale Verkehrspolitik über Stadt- und Kreisgrenzen hinaus zur Verringerung des Autoverkehrs (in München).
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Beitrag von 146225 »

Die Problematik der Kreisgrenzen und Zuständigkeiten ist wohl eine bundesweite, das ist nicht nur im MVV so, dass man sich für das, was 5 km weiter passiert, oft nicht mehr (genügend) interessiert, wenn es zufällig ein anderer Landkreis ist.
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Yanniboy @ 5 Mar 2017, 16:48 hat geschrieben: Mit dem Auto braucht man 14min. (Plus/Minus ein paar Minuten je nach Verkehr). Mit dem Rad 26min. Mit dem ÖPNV 45min, das ist dreimal solange. Ich würde da wohl auch lieber zum Auto greifen.
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Rohrbacher @ 5 Mar 2017, 18:37 hat geschrieben:Der fehlende Bus z.B. in Schweitenkirchen ist damit mit verantwortlich für die Blechlawine und das Abgasproblem in München. Diese Netzwirkung gewissermaßen fällt bei unseren Strukturen völlig hinten runter. Das Problem ist, dass bisher keiner versucht, das Thema entsprechend ganzheitlich zu behandeln. Nicht einmal der MVV, der bestellt nur auf Kundenwunsch, keiner macht integrale Verkehrspolitik über Stadt- und Kreisgrenzen hinaus zur Verringerung des Autoverkehrs (in München).
Irgendwie ist es bei mir als Städter dieselbe Krux im Umkehrschluss: Ich halte jedenfalls ein Auto vor, dass schon mal wochenlang rumsteht, da ich in der Stadt (bis auf den Getränkekauf B-) ) nur öffentlich fahre. Wenn es aber aufs Land geht, merkt man ja bereits kurz hinter der Stadtgrenze die hoffnungslose Verlorenheit, sofern man nicht ein Ziel in Bahnhofsnähe hat. Was mir in Bayern einfach fehlt, ist ein Landes-Busnetz, wie man es in verschiedenen Bundesländern umzusetzen gedenkt. Es kann doch irgendwie nicht sein, dass man wie hier in Bayern den SPNV über die BEG mit umfassenden Standards gut im Griff hat, dass dann aber bei (eigenwirtschaftlichen) Buslinien, die Bedienungs"qualität" an den Lenk- und Ruhezeiten bemisst. Oder einfach eine völlige Ignoranz vorhanden ist. Hier habe ich ein schönes Beispiel aus dem schönen Oberallgäu: Mit dem abendlichen Anruf-Sammel-Taxi schafft man es tatsächlich, fahrplanmäßig wenige Minuten nach Abfahrt der Züge in Füssen am Bahnhof einzutreffen - was soll man dazu noch sagen... :angry: :angry: ?
Gruß vom Wauwi
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Beitrag von Hochbrücker »

Nachdem die ganzen Nebenbahnen alle im 60 Minuten Takt fahren wäre es doch auch einfacher wenn Taxis 3-8 Sitzplätze am Bahnhof stehen. Dann fällt das Vorbestellen weg,außer wenn man vom Wohnort zum Bahnhof will. Meine Vermutung ist einfach das dass AST besser angenommen wird wenn man ohne Voranmeldung,gerade auf dem Heimweg, diese benutzt werden. Finde es ja schon gut das es solche Fahrtmöglichkeiten gibt.
Mit der Tram durch Landshut

Schienenfahrzeuge gehören auf die Schiene und nicht auf die Straße !
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

MVG-Wauwi @ 6 Mar 2017, 11:22 hat geschrieben:Irgendwie ist es bei mir als Städter dieselbe Krux im Umkehrschluss
Stimmt. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Wie viele Tiefgaragen- und andere Stellplätze könnten freiwerden, wenn z.B. der im Alltag autolose (Neu-)Großstädter nicht als "Sicherheit" und für zwei Fahrten zu den Eltern auf'm Land ein Auto rumstehen haben würde? Andererseits, wenn man ein Auto wirklich nur dafür hat, kann man für das gleiche Geld ziemlich oft mit Bahn und Taxi fahren und wenn nicht, außer dem Platzverbrauch in der Stadt geht von selten genutzten Autos eigentlich nichts kaputt. Die Luft wird ja schlecht durch die Autos (und Lkw), die jeden Tag in großer Zahl sehr viel fahren. Wenn jeder nur einmal die Woche seinen Karren aus der Garage holt und 50 oder 100 km fährt, dann wäre das Klima warscheinlich schon halb gerettet, selbst wenn jeder einen Oldtimer mit 30 l Verbrauch hätte. Nicht die Autos sind das Problem, es ist im Zweifel eher deren Kilometerleistung. Die führt nämlich neben dem eigenen Spritverbrauch in Summe auch zu so Sachen wie Straßenbau und besonders krass: Zur Produktion von immer mehr Autos, weil die schneller ersetzt werden müssen und wir wissen ja, wie sich der Energieaufwand der Herstellung zum Spritverbrauch während des ganzen Autolebens verhält.
Hochbrücker @ 6 Mar 2017, 12:22 hat geschrieben:Nachdem die ganzen Nebenbahnen alle im 60 Minuten Takt fahren
Auf den meisten Nebenbahnen, gemessen an der Zahl der jemals gebauten, fährt gar nichts mehr, höchstens vielleicht ab und zu ein Fahrrad. :ph34r:
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

MVG-Wauwi @ 6 Mar 2017, 12:22 hat geschrieben: Irgendwie ist es bei mir als Städter dieselbe Krux im Umkehrschluss: Ich halte jedenfalls ein Auto vor, dass schon mal wochenlang rumsteht, da ich in der Stadt (bis auf den Getränkekauf B-) ) nur öffentlich fahre. Wenn es aber aufs Land geht, merkt man ja bereits kurz hinter der Stadtgrenze die hoffnungslose Verlorenheit, sofern man nicht ein Ziel in Bahnhofsnähe hat.
Danke für diesen Beitrag, der endlich mal mein Autoproblem anspricht. Mein Auto ist auch reines Wochenend-Vergnügen; ich brauche es nicht mal zum Einkaufen (aller Einkauf ist in 5 Minuten Fußweg).
Prinzipiell würde ich gerne auch das Auto abschaffen, einzig, es gibt kei Carsharing- oder sonstiges Angebot, das meinen Bedarf in ähnlicher Preislage abdeckt.
Und ja, ich kann zu allen meinen 3 "Standardzielen" mit der Bahn fahren (sogar im Stundentakt oder besser), will das aber nicht mit 30 Kilo Werkzeug; unhandlichen Bauteilen (Größe/Gewicht) oder ganz spontan weil ich am Sonntag schon um 8:30 wach bin und um 9 Uhr gerne ohne Vorbestellung und Buchung spontan genau jetzt losfahren mag.

Gruß Michi
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krylosz
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Beitrag von krylosz »

Michi Greger @ 8 Mar 2017, 00:07 hat geschrieben: Danke für diesen Beitrag, der endlich mal mein Autoproblem anspricht. Mein Auto ist auch reines Wochenend-Vergnügen; ich brauche es nicht mal zum Einkaufen (aller Einkauf ist in 5 Minuten Fußweg).
Prinzipiell würde ich gerne auch das Auto abschaffen, einzig, es gibt kei Carsharing- oder sonstiges Angebot, das meinen Bedarf in ähnlicher Preislage abdeckt.
Und ja, ich kann zu allen meinen 3 "Standardzielen" mit der Bahn fahren (sogar im Stundentakt oder besser), will das aber nicht mit 30 Kilo Werkzeug; unhandlichen Bauteilen (Größe/Gewicht) oder ganz spontan weil ich am Sonntag schon um 8:30 wach bin und um 9 Uhr gerne ohne Vorbestellung und Buchung spontan genau jetzt losfahren mag.

Gruß Michi
Meine Frau und ich haben auch jahrelang ohne Auto in der Stadt gelebt. Carsharing hat einwandfrei funktioniert. Als dann aber unser 2. Kind geboren wurde, ist uns ganz schnell aufgefallen, dass man es allein mit 2 Kindern +
2 Kindersitzen nicht mal zum Carsharing Auto schafft, auch wenn es fast direkt vor der Tür steht. Mit einem Kind + Kindersitz war es meistens kein Problem. Deswegen mussten wir uns wohl oder überl ein Auto anschaffen, das wenn überhaupt an 2-3 Tagen in der Woche überhaupt bewegt wird.
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Beitrag von 143 »

krylosz @ 8 Mar 2017, 15:45 hat geschrieben: Meine Frau und ich haben auch jahrelang ohne Auto in der Stadt gelebt. Carsharing hat einwandfrei funktioniert. Als dann aber unser 2. Kind geboren wurde, ist uns ganz schnell aufgefallen, dass man es allein mit 2 Kindern +
2 Kindersitzen nicht mal zum Carsharing Auto schafft, auch wenn es fast direkt vor der Tür steht. Mit einem Kind + Kindersitz war es meistens kein Problem. Deswegen mussten wir uns wohl oder überl ein Auto anschaffen, das wenn überhaupt an 2-3 Tagen in der Woche überhaupt bewegt wird.
Je nach Carsharing-Anbieter ist aber immer ein Kindersitz im Kofferraum (bei Cambio z.B.).
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Dass man in ländlichen Regionen ein Auto braucht, das kann ich mir gut vorstellen. Bis heute sind leider die Fahrpläne der Buslinien von RBO etc. ziemlich schwachbrüstig und am Wochenende oft kaum existent (was ich nie verstanden habe, denn gerade am Wochenenden gäbe es bestimmt viel Potential an Ausflüglern und Wandern, die gern die Busse benutzen würden, wenn sie denn fahren würden). So wie es derzeit ist, kann man nach der Wanderung noch 2 Stunden oder länger auf den Bus warten, wenn man Pech hat. Kein Wunder, dass das nicht viele mitmachen und stattdessen mit dem Auto fahren. Und aus den niedrigen Fahrgastzahlen im derzeitigen, sehr mageren Busnetz scheint man abzuleiten, dass es keinen höheren Bedarf gäbe.
Wo ist das Problem?
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

rautatie @ 8 Mar 2017, 15:55 hat geschrieben:Dass man in ländlichen Regionen ein Auto braucht, das kann ich mir gut vorstellen. Bis heute sind leider die Fahrpläne der Buslinien von RBO etc. ziemlich schwachbrüstig und am Wochenende oft kaum existent (...) So wie es derzeit ist, kann man nach der Wanderung noch 2 Stunden oder länger auf den Bus warten, wenn man Pech hat. Kein Wunder, dass das nicht viele mitmachen und stattdessen mit dem Auto fahren. Und aus den niedrigen Fahrgastzahlen im derzeitigen, sehr mageren Busnetz scheint man abzuleiten, dass es keinen höheren Bedarf gäbe.
Naja, es ist alles relativ und man darf "ländliche Gegenden" nicht in einen Topf werfen. In manchen Gegenden gibt es Tourismus, z.B. rund um die oberbayerischen Seen und an den Alpen ist der Nahverkehr auch mindestens in Ordnung, die haben ein recht dichtes Bus- und Bahnnetz. In manchen Gegenden sagen sich halt wirklich Fuchs und Hase gute Nacht, wo Bahn- und Buslinien sehr spärlich sind, aber auch kaum Leute da sind, die was vermissen könnten oder sie sind traditionell extrem in der Landschaft verteilt und alle 300 m ein Bauernhof kommt, aber 20 km keine halbwegs große Ortschaft. In anderen Gegenden hat man viel Pendlerverkehr, recht kompakte und durchaus große Orte und trotzdem keine Busse. Wo Massentourismus ist, gibt's Busse und wo der Tourismus eher "sanft" ist, naja. Wenn man sonntags durch's Altmühltal oder die Hallertau fährt, wird einem einleuchten, wo schon kaum Autos hinfahren, muss man nicht (jede Stunde) Busse durchfahren lassen. Da bin ich durchaus nicht abgeneigt davon zu sagen vier, fünf Fahrten sind schon nicht schlecht und für einen Ausflug kann man sich darauf einrichten, insbesondere wenn der Tourismus stark auf Fahrradfaher setzt. Da kann man durchaus am Wochenende einen Bus mit Radlanhänger durch einen ganzen Landkreis fetzen lassen, dann ist der wenigstens optimal eingesetzt.

Insbesondere im erweiterten Einzugsbereich Münchens fände ich es aber schon sinnvoll, wenn werktags jeder Gemeinde-Hauptort mindestens jede Stunde vom Bahnhof aus angefahren wird und am Wochenende mindestens alle zwei Stunden. Das ist aber nicht überall so einfach. Gerade bei uns in Pfaffenhofen wäre das so einfach, weil die Bahnstrecke so toll mitten durch läuft, um alle Gemeindehauptorte anzuschließen, müsste man nichtmal so viele Linien und Kilometer fahren, das wäre für einen Flächenlandkreis aus meiner Sicht schon ziemlich einfach. Reichertshausen, Pfaffenhofen, Rohrbach, Baar-Ebenhausen, Ernsgaden und Münchsmünster liegen direkt an der Bahn. Jetzendorf, Scheyern, Ilmmünster, Hettenshausen, Wolnzach, Reichertshofen, Manching, Vohburg nur höchstens 6 km entfernt. Einzig nach Schweitenkirchen, Gerolsbach, Pörnbach, Hohenwart und Geisenfeld wären es mehr, aber auch nur bis zu 13 km auf direktem Weg, also 14 von 19 Gemeindehauptorte (74%) recht nah am Bahnhof! Trotzdem (oder gerade deswegen?) fährt gerade am Wochenende jenseits der Bahn so gut wie nichts, obwohl man das recht effizient und attraktiv lösen könnte.

Nebenan im Kreis Kelheim täte man sich schon schwerer, dort fährt die Donautalbahn nicht einmal die Kreisstadt direkt an und hat viel Landkreis mit teilweise über 20 km vom nächsten Bahnhof entfernt. Neustadt, Abensberg und Saal sind direkt an die Bahn angeschlossen, höchstens 6 km entfernt gibt's nur Kelheim und Bad Abbach. Volkenschwand, Mainburg, Attenhofen, Elsendorf, Aiglsbach, Wildenberg, Train (heißt wirklich so), Siegenburg, Kirchdorf, Bitburg, Rohr, Herrngiersdorf, Langquaid, Hausen, Teugn, Ihrlerstein, Essing, Painten, Riedenburg sind alle teils deutlich weiter von nächsten Bahnhof weg, in Busfahrzeit gerechnet teilweise eine Stunde und mehr. Dort ist die Quote 5 von 24 Gemeindehauptorte (21%), die ab etwa Ortsmitte höchstens 6 km zum nächsten Bahnhof haben! Trotzdem oder vielleicht eher gerade deswegen (?) ist das Busnetz jenseits des Schülerverkehrs dünn. Mainburg - Freising ganz im Süden und Saal - Kelheim dürften noch am besten bedient werden.

Übrigens behaupte ich erneut, dass man in oft recht kompakten Dörfern (alter Kern mit später gebautem Wohngebiet drumrum) mit vollständiger Infrastruktur im Alltag genauso oft oder wenig ein Auto braucht wie in der Stadt und Radlfahren sogar attraktiver ist, weil eben weniger Gefahren und Einschränkungen durch Autoverkehr, komplizierte Verkehrsführungen, (nicht freigegebene) Einbahnstraßen, Abstellflächen gegeben sind. Die Leute sind nur oft ziemlich faul. Die Statistik, wonach die meisten Autofahrten keine 3 km lang sind, kommen nämlich genau daher: Auto steht vor der Tür, mal schnell 600 m zur Bank und zum Bäcker, 800 m zum Friseur, 1.300 m zum Bahnhof. Die Wege auf dem Land sind nicht automatisch immer länger.
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Michi Greger @ 8 Mar 2017, 00:07 hat geschrieben:Danke für diesen Beitrag, der endlich mal mein Autoproblem anspricht. Mein Auto ist auch reines Wochenend-Vergnügen; ich brauche es nicht mal zum Einkaufen (aller Einkauf ist in 5 Minuten Fußweg).
Prinzipiell würde ich gerne auch das Auto abschaffen, einzig, es gibt kei Carsharing- oder sonstiges Angebot, das meinen Bedarf in ähnlicher Preislage abdeckt.
Ich habe mir das natürlich auch schon durchgerechnet - und komme zu dem Schluss, die Abschaffung des eigenen Autos lohnt sich einfach nicht!
Meine Vollkostenbetrachtung für ein Jahr sieht so aus:

Anschaffungskosten für den Gebrauchten waren 8.000 Euro => verteilt auf 8 Jahre = 1.000 Euro "Abschreibung"
Versicherung => 500 Euro
Werkstatt und Verschleiß => kalkuliere ich mit 700 Euro
Benzin - bei 7.500 Kilometern und 5,5 Litern Verbrauch (.... ja, das geht, aber nur mit Franzosen :) ) => 415 Liter Super * 1,30€ => gerundet 550 Euro.
Parkausweis => 30 Euro

macht in Summe 2.780 Euro im Jahr oder 230 Euro im Monat.

Müsste ich bei einem Verzicht zusätzliche Bayern-Tickets (sagen wir 2mal pro Monat 25 Euro) und Carsharing-Kosten (120 - 150 Euro im Monat) einkalkulieren, sind die Werte schon sehr dicht beieinander. Und die verbleibende Lücke wird durch den Bequemlichkeitsvorteil des eigenen Wagens dann doch mehr als aufgewogen.
Gruß vom Wauwi
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