Minga? München?

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Beitrag von Cloakmaster »

Ich seh in der "Tracht" auch weniger die "Krachlederne", als merh einen traditionellen, meist grünen, Trachten-Anzug. Nadelstreifen sind irgendwioe ncith gar so historisch.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 27 Mar 2017, 00:06 hat geschrieben: Wenn man sich durch das wehemente Distanzieren eben gerade impliziert, dass alles außer München Bauern seien, stimmt die Aussage ja unabhängig davon. München ist die Landeshauptstadt Bayerns und damit dieser Bauern.
Neben einem Heilbronnser klingt der Badenser auch total doof. Absichtlich. :D
Typische (fehlgeleitete) Hauptstadt-Arroganz. In Stuttgart wirst du auch immer noch jemand finden, der Dir glaubhaft versichert, dass aber spätestens hinter Esslingen oder Ludwigsburg ie "Provinz" anfängt, und man eigentlich gar nicht so wirklich weiß, wo es so eine großartige Stadt das nächste Mal gibt. Natürlich kann sich die so betitelte Provinz köstlich darüber amüsieren...
Neben einem Heilbronnser klingt der Badenser auch total doof. Absichtlich.
*Ähem* *Räusper* - hab ich jetzt mal überlesen.
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Beitrag von MVVUser »

Nachdem die Leute in München von überall herkommen, ist es denke ich nur logisch, dass niemand Dialekt redet. Allein schon wegen der Einfachheit und Verständlichkeit halber. Aber auch, weil man jetzt kein "Dorfdepp" mehr sein will. Das ist aber wohl in fast jeder Großstadt so, dass die wenigsten noch Dialekt reden. Auch wenn es schade ist, aber leider haben Dialekte den Stempel "Dorftrottel" aufgedrückt bekommen und werden so nach und nach verschwinden.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Cloakmaster @ 27 Mar 2017, 05:28 hat geschrieben: Ich seh in der "Tracht" auch weniger die "Krachlederne", als merh einen traditionellen, meist grünen, Trachten-Anzug. Nadelstreifen sind irgendwioe ncith gar so historisch.
Tatsächlich war die ursprüngliche Kleidung in München wohl am ehesten mit der traditionellen Zimmerer Kleidung vergleichbar wenn man sich alte Bilder anschaut.
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Beitrag von Iarn »

Rohrbacher @ 27 Mar 2017, 01:06 hat geschrieben: Minga ist der bayerische Begriff für München, nur irgendwann um 1900 oder sogar noch später wollten sich einige, die sich als Städter über "das Land" und "die Bauern" erheben wollten, auch von diesem Bauernbegriff distanzieren. Deswegen haben die Münchner auch den Dialekt abgeschafft, so reden die Bauern, wir nicht. Man liest es sogar hier jetzt immer wieder raus, der permanente Drang des (Neu-)Münchners nicht mit den Dorfdeppen in einen Topf geworfen zu werden, München sei ganz was anderes. Genau das kann natürlich dazu führen, dass man sich auch begrifflich abgrenzen will, was prima geht, wenn eh kaum noch einer im Alltag Dialekt spricht.
Im Prinzip sind wir uns einig, dass sich die Münchner vom Umland absetzen wollten. Nur Du bist der Meinung ab 1900 und ich ab 1300.

Was ich allerdings an der Diskussion nicht verstehen kann, wieso sich Auswärtige drüber aufregen wie sich die Münchner selber nennen. Ich stell mich doch auch nicht auf den Marktplatz von Rohrbach und erzähle denen wie sich ihr Örtchen ausspricht. Wieso fühlt sich jeder Bewohner des bayrischen Landes abgesehen von den schwäbisch und fränkisch sprechenden Landesteilen - denen ist das herzlich egal - befleißig sich einzumischen, wie sich der Münchner sieht?
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 27 Mar 2017, 07:53 hat geschrieben:Was ich allerdings an der Diskussion nicht verstehen kann, wieso sich Auswärtige drüber aufregen wie sich die Münchner selber nennen.
Wer ist "die Münchner"? Und wie nennen sich "die Münchner" jetzt eigentlich? Ich lese hier und allgemein in dieser Minga-Diskussion nur wie sie sich angeblich auf keinen Fall nennen. Mal angenommen, die sprachliche Separation hätte, wie du sagst, schon 1300 angefangen, nochmal die Frage, warum hätten sich dann sämtliche anderen Ober- und wohl auch Niederbayern flächendeckend was anderes einfallen lassen sollen und wie haben sie das gemacht? Das wird einfach nicht schlüssig beantwortet. Die Theorie, dass Minga ein neuzeitliches Modewort sei, ist halt schon dadurch Blödsinn, weil der Dialekt außerhalb Münchens nunmal nie weg war, sich aber seit 1300 deutlich verändert hat. Die Warscheinlichkeit, dass in München irgendwann (weit) nach 1900 Trends das bisschen Restdialekt bestimmten und sich irgendwelche "Legenden" bilden ist somit sehr viel warscheinlicher. Wikipedia schreibt übrigens auch: "Im Dialekt wird die Stadt Minga genannt; diese Form ist in der Stadtmundart allerdings unüblich geworden, wo sie durch die standarddeutsche Entsprechung verdrängt worden ist, und wird praktisch nur noch im Umland verwendet." "Münchn" -> Nach dem Brezn- und Wies'n-Prinzip minimalst eingebayertes, modernes Hochdeutsch. Darf man gerne so sagen, da sag ich ja nix dagegen.
Iarn @ 27 Mar 2017, 07:53 hat geschrieben:Wieso fühlt sich jeder Bewohner des bayrischen Landes (...) befleißig sich einzumischen, wie sich der Münchner sieht?
Wieso fühlen sich die Isarpreißn befleißigt sich einzumischen wie man in Oberbayern - und dazu gehört auch München - Dialekt spricht? Ich jedenfalls nicht. Wenn sich die Münchner beschließen, sich ab jetzt Mumpfler zu nennen, können sie das gerne tun. Man kann nur nicht behaupten, sie hätten sich schon immer Mumpfler genannt und alles andere sei ein Dorfdeppen-Modetrend. Das ist der Punkt! Den Franken und Schwaben ist das daher auch völlig egal, ist ja nicht ihr Dialekt. Deswegen ist der Vergleich mit dem (nicht vorhandenen) Rohrbacher Marktplatz nicht ganz stimmig, du du bist weder von dort, noch dort zugezogen. Was anderes wäre es, wenn ich mich als Zugezogener dort oder irgendwo anders hinstellen würde und denen, die "schon immer" hier waren, erklären würde, dass das was sie regional als Dialekt sprechen, aus irgendeinem Grund völliger Blödsinn sei. Dann könntest du dich zu Recht einmischen, egal wo du herkommst, und schonmal fragen, warum ich mich eigentlich befleißigt fühle mich einzumischen.
146225 @ 27 Mar 2017, 05:14 hat geschrieben:*Ähem* *Räusper* - hab ich jetzt mal überlesen.
Nur für die, die es nicht kennen und wo da jetzt der "Witz" war: Badenser vs. Heilbronnser ;)
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Beitrag von Iarn »

Ich finde es absurd, wenn Du Isarpreißn vorwirfst, sich in München einzumischen. Immerhin sind da Münchner Bürger und Du nicht.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Wieso schaffen es eigentlich die Wiener ihren Einschlag zu behalten? Auch die in Wien geborenen Leute die aus anderen Regionen oder Ländern kommen haben meistens diesen typisch wienerischen Einschlag. Man hört also, aha, die Person kommt aus Österreich, selbst wenn sie Hochdeutsch spricht.

Es erwartet ja keiner dass die Münchner oder andere im Volldialekt sprechen, aber die Identität einer Region stirbt wenn man dieses dämliche, steife Hannover-Hochdeutsch spricht, das keine Seele hat. Man sollte wenigstens erkennen dass jemand aus Bayern kommt, rein vom Einschlag, so wie das bei den Wienern ja auch der Fall ist. Sollte doch nicht so schwer sein.


Was die Trachten angeht, so ist das doch ein heutiger Trend, denn vor 30 Jahren waren Trachten in ganz Bayern doch verpönt (außer im Alpenvorland, südlichen Oberbayern und in den Trachtenvereinen). Kein Mensch ist nördlich von Miesbach auf die Idee gekommen zum Festl in Tracht zu gehen, gerade die Jugendlichen wären unten durch gewesen. Heute tragen sie selbst im hohen Norden so eine Art bayerische Fake-Tracht bei ihren Festen, grausam.
Ich konnte noch nie was mit Trachten anfangen und finde dass man für eine bayerische Identität keine Trachten braucht. Wer will, der kann, wer nicht will, der ist deswegen kein schlechterer Bayer.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

TramPolin @ 26 Mar 2017, 12:58 hat geschrieben: Das "y" in "Bayern" geht auf die Liebe des bayerischen Königs Ludwig I. zu Griechenland zurück. Er ordnete 1825 an, dass die bisherige Schreibweise "Baiern" durch "Bayern" abgelöst wird. Es gab aber auch zuvor zeitweise schon die Schreibweise mit "y", aber ohne "e", also "Bayrn".
Er (oder war es der II.?) wollte doch auch Nürnberg zur Hauptstadt machen und das wäre aus gesamtbayerischer Sicht und für den gesamtbayerischen Zusammenhalt sicher eine gute Lösung gewesen.
Denn eins haben viele Oberbayern (egal ob Isarpreiß oder "echter" Oberlandler) nämlich drin, eine unglaubliche Arroganz gegenüber den anderen Regionen, eine Anmaßung was für sie Bayern ist, sie wären ja die einzig wahren Bayern und das geht mir mindestens genauso auf den Keks wie irgendwelche Rechen-Seperatisten und andere intolerante Sektierer.
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Beitrag von TramBahnFreak »

DSG Speisewagen @ 27 Mar 2017, 22:46 hat geschrieben: Es erwartet ja keiner dass die Münchner oder andere im Volldialekt sprechen, aber die Identität einer Region stirbt wenn man dieses dämliche, steife Hannover-Hochdeutsch spricht, das keine Seele hat. Man sollte wenigstens erkennen dass jemand aus Bayern kommt, rein vom Einschlag, so wie das bei den Wienern ja auch der Fall ist. Sollte doch nicht so schwer sein.
Ich könnte mir vorstellen, dass es da vielen so oder ähnlich geht wie mir. Wenn jemand bairisch redet, fang ich automatisch auch an, einen "bairischen Slang" zu sprechen. Wenn mein Gesprächspartner dagegen hochdeutsch spricht, mach ich das halt auch. Automatisch. Und wenn ich dann (gezwungenes) Bairisch reden würd', würd' sich des extrem aufg'setzt anhör'n...
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 27 Mar 2017, 16:19 hat geschrieben:Ich finde es absurd, wenn Du Isarpreißn vorwirfst,  sich in München einzumischen. Immerhin sind da Münchner Bürger und Du nicht.
Wie gesagt, darum geht es nicht. Von mir aus könnt ihr jetzt und in Zukunft anfangen Reykjavík'sches Platt zu sprechen und euch Mumpfianer nennen, wenn euch alles andere zu provinziell, langweilig oder was auch immer ist. Sprache entwickelt sich. Nur werden höchst zweifelhafte, bisher unbelegte und anhand des bekannten Wissens mit hoher Warscheinlichkeit schlicht falsche Behauptungen bezüglich der Vergangenheit wie z.B. "Minga hat man in München nie gesagt" einfach nicht einen Strich richtiger, nur weil einer der Diskutanten irgendwo wohnt oder nicht. Absurde, postfaktische Logik.

"In München selber ist das Wort Minga nur selten zu hören. In der Stadt klingt es vielleicht zu provinziell. Dazu kommt, dass die überwiegend hochdeutsch sprechenden Städter das ü aussprechen können. Im Dialekt dagegen greift das Phänomen der Entrundung. Ein eigentlich mit gerundeten Lippen zu sprechender Vokal wird ungerundet gesprochen. Aus dem ü wird also ein i (Brüder-Briada, Stück-Stiggl, München-Minga)." Quelle.
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Beitrag von Bayernlover »

Aus der Ferne betrachtet ist es sehr lustig, diese Diskussion zu verfolgen. Sowas kenne ich aus der Heimat nicht. Gut, in Dresden fehlt auch der kulturelle Austausch mit dem Rest der Republik :ph34r:
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ich habe nie gesagt, dass Minga in München zu hören war, ich habe nur gesagt, dass vieles dafür spricht, dass es nicht verbreitet war. Insbesondere weil es schon seit sehr langer Zeit in München üblich, sich vom Umland abzusetzen. Und im Endeffekt steht auch nicht viel anderes in Deinem Zitat.

Dass natürlich insbesondere durch Eingemeindungen von bayrisch bodenständigen Vororten wie Giesing und Au (und den Unterschied merkt man teilweise bis heute ) große Wellen mit stark dialektsprechenden Bevölkerungsschichten nach München geschappt sind, ist auvh unbestritten.

Die Tatsache ob jemand aus der Stadt kommt iat aus meiner Sicht durchaus von Belang. Ich bin am Münchner Dtadtrand aufgewachsen und hatte schon immer eine Sprachgrenze erlebt, auch zwischen meinen dialektsprechenden Klassenkameraden und den Kindern aus Dornach (damals noch ohne Neubau Siedlungen) oder weiter draußen. Weiterhin war Heimat und Sachkunde sehr lokal geprägt, wir haben als Grundschüler alle Orte der Stadtgeschichte abgelaufen, von der alten Salzstraße bis hin zu den Stadtmauern. Da lernt man schon als acht oder zehnjähriger, dass nur wenige die mächtige Stadttore durchqueren durften.
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Beitrag von imp-cen »

Ähm, was ist jetzt für Euch ein "Isarpreiß"?

a) Jeder Münchner im Vergleich zum Restbayern?

b) Ein sich anbiedernder Zuagreister der auf Pseudofolklore macht? (Trachtenzwang auf der Wiesn, Minga :P , etc.)

c) Was andres?

Ich würd sagen b)
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 28 Mar 2017, 07:32 hat geschrieben:ich habe nur gesagt, dass vieles dafür spricht, dass es nicht verbreitet war. Insbesondere weil es schon seit sehr langer Zeit in München üblich, sich vom Umland abzusetzen. Und im Endeffekt steht auch nicht viel anderes in Deinem Zitat.
Was spricht denn bitte dafür? Alles was bisher genannt wurde, ist einfach eher unwarscheinlich. Allein schon die Eingemeindungen, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte, sprechen ja dafür, dass sich das, wenn es es denn je gegeben hat, spätestens 1938 erledigt haben müsste. Es heißt ja immer nur "nicht Minga!", aber keiner sagt und belegt, was man denn stattdessen gesagt haben soll. Allein das ist schon fast der stärkste Hinweis auf eine urbane Legende. Bielefeld gibt's ja schließlich auch nicht. Hätte sich die immer wieder erwähnte Abgrenzung nur auf dieses eine Wort bezogen, müsste ja ziemlich bekannt sein, was man stattdessen sagt. Tschüss vs. Servus, Badenser vs. Badener und Minga vs. was? Hätte sich München mit mehreren Elementen abgegrenzt und damit schon 1300, 1500 oder 1700 angefangen, dann müsste der Unterschied heute so groß sein wie zwischen Südbadisch und Züridütsch, hätte an den Rändern Mischgebiete entstehen lassen und durch seine Lage verhindert, dass sich Ingolstädterisch und Tölzerisch heute deutlich näher sind als Südbadisch und Züridütsch. Es ist aber unbestritten, dass sich Münchnerisch jetzt nicht so arg vom Rest Oberbayerns unterscheidet. Damit sowohl die Theorie, dass die Abgrenzung sehr früh eingesetzt hat ausgeschlossen werden als auch dass sich die Abgrenzung auf das eine Wort konzentriert hat. Wie gesagt, sonst wäre hier ja schon mehr gekommen als "Münchn", was aber nicht zum Rest des Bayerischen Dialekts passt, sondern sich nur durch die allmähliche Verhochdeutschung erklären lässt. Genau das sagt übrigens mein letztes Zitat.
Die Tatsache ob jemand aus der Stadt kommt iat aus meiner Sicht durchaus von Belang. Ich bin am Münchner Dtadtrand aufgewachsen und hatte schon immer eine Sprachgrenze erlebt, auch zwischen meinen dialektsprechenden Klassenkameraden und den Kindern aus Dornach (damals noch ohne Neubau Siedlungen) oder weiter draußen. Weiterhin war Heimat und Sachkunde sehr lokal geprägt, wir haben als Grundschüler alle Orte der Stadtgeschichte abgelaufen, von der alten Salzstraße bis hin zu den Stadtmauern. Da lernt man schon als acht oder zehnjähriger, dass nur wenige die mächtige  Stadttore durchqueren durften.
1.) Was meinst du, was ich gemacht habe bevor ich Dorfdepp wurde?^^
2.) Was soll mir das jetzt sagen? Das unbelegte Theorien zum bayerischen Dialekt dadurch belegt werden, dass ich ja keine Ahnung haben kann? Ist eine EF-Diskussion wieder mal an diesem Punkt? Oder ist das Münchner Logik? Das wäre allerdings blöd für die Abgrenzungstheorie, da die gemeine Dorfdeppen-Diskussion meist genau so beendet wird. :P
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Beitrag von Iarn »

Was dafür spricht? Dass insbesondere in einer Zeit, wo die Rechtschreibung frey nach der Aussprache war, Jahrhunderte lang jedes schriftliche Zeugnis der Stadt München die Stadt als München benennt, mal mit Umlaut oder ohne. Ich habe nie eine Inschrift oder ein Schriftstück gesehen, welches Minga oder auch nur Minchen schrieb egal wie lautmalerisch der Rest geschrieben war.

Solltest Du tatsächlich in München eine Schullaufbahn absolviert haben, wundere ich mich echt, wie Dir Dinge wie die fehlende Personenfreizügigkeit an de Stadttoren im Unterricht entgehen konnten.
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 28 Mar 2017, 21:27 hat geschrieben:Dass insbesondere in einer Zeit, wo die Rechtschreibung frey nach der Aussprache war, Jahrhunderte lang jedes schriftliche Zeugnis der Stadt München die Stadt als München benennt, mal mit Umlaut oder ohne. Ich habe nie eine Inschrift oder ein Schriftstück gesehen, welches Minga oder auch nur Minchen schrieb egal wie lautmalerisch der Rest geschrieben war. (...) wundere ich mich echt, wie Dir Dinge wie die fehlende Personenfreizügigkeit an de  Stadttoren im Unterricht entgehen konnten.
Was haben Personenfreizügigkeit im Mittelalter mit der heutigen Mundart zu tun? Meinst du, das war in anderen Städten anders? Wäre München im Mittelalter schon sprachlich irgendwo anders abgebogen als Giesing oder Tölz, würden wir über sehr viel mehr "Minga" reden. Und wieso plötzlich Rechtschreibung? Es geht um Mundart! Jessers, meinst du, es gibt ein altes offizielles Zeugnis, auf dem "Minga", "Rengschburg", Pfahofa oder "Däiz" steht? :lol: Wenn man das um 1850 überhaupt schon so gesagt hat. Mundart verändert sich und kann je nach Zeit und Sprecher mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Pfaffenhofen, Pfaffahofa, Pfahofa, Pfoofa. Eine Urkunde vo da Kirch z Pfoofa hab ich auch noch nicht gesehen. Eine Mundart ist ja eine Mundart und nicht verschriftlicht. Was aber einfach nicht sein kann, dass ein Hotspot wie München um 1300 oder auch erst um 1800 von einer mit irgendwem gemeinsamen Mundart ausschert ohne dass das Auswirkungen auf das Umland hat und sich heute nur noch drei Hüter des wirklich waren Dialekts dran erinnern, zumal wenn sich der Unterschied an der Kleinigkeit von einem Wort und zwar der Eigenbezeichnung manifestiert. Das ist komplett unwarscheinlich. Das beste Gegenbeispiel ist der Verlust des Münchner Dialekts. Das bekommt jeder Zeitgenosse mit und hat keine zwei Generationen gedauert. Aber anders beurkundet wird deswegen nicht, oder haben Geburtsurkunden heute leicht türkischen Akzent? :rolleyes:
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Beitrag von TravellerMunich »

Vielleicht ist es grad andersrum und vor 100 Jahren hat man im Umland auch noch nicht von Minga gesprochen?
Wie kommt es denn, dass man in München noch vor 15 oder 20 Jahren praktisch nie etwas von Minga gehört hat?

Ich bin etwas älter als die meisten Forenteilnehmer und kenne entsprechend alte Dialektsprecher, auch die haben Minga weder bei den Eltern noch den Großeltern jemals gehört, obwohl da kein Hochdeutsch geredet wurde... (habe einfach mal zwei meiner ebenfalls älteren Kollegen befragt).

Merkwürdig auch, dass man sagen kann: je jünger, desto Minga... Vielleicht hat sich Minga ja erst durch die Jugendsendungen des bayerischen Rundfunks und das Internet so rasend ausgebreitet?

Auch auf alten Dialektaufnahmen mit alten Münchnern hört man niemals Minga, höchstens "Münchner Stod" statt München...
Ich lasse mich gerne widerlegen, aber bislang erscheint es mir als eine gewagte These, dass Minga die ursprünglichere Bezeichnung sei und kein - sorry - Modewort.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Iarn @ 28 Mar 2017, 22:27 hat geschrieben: Was dafür spricht? Dass insbesondere in einer Zeit, wo die Rechtschreibung frey nach der Aussprache war, Jahrhunderte lang jedes schriftliche Zeugnis der Stadt München die Stadt als München benennt, mal mit Umlaut oder ohne.
Das kommt doch eher wieder, da irgendwelche Ideologen ja wollen dass die Kinder das schreiben so lernen wie sie wollen und dann einfach schreiben wie sie sprechen. Das ist diese verrückte alternative Logik, die unser Schulsystem total zerstört.
Selbst viele Abiturienten haben heute große Rechtschreibschwächen weil sie durch ihre SMS-Twitter-Whatsapp-Sprache total den Bezug zur Sprache verlieren. Wo soll das hinführen?

Es gibt ja schon die Aussagen dass sich zukünftige Generationen wieder zu Analphabeten zurückentwickeln dank Siri, Alexa und was es so alles gibt und geben wird. Dann können wieder wie im Mittelalter nur wenige lesen und schreiben.
Das wäre der Bogen zur BGE-Diskussion. ;)
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Beitrag von Rohrbacher »

TravellerMunich @ 29 Mar 2017, 06:05 hat geschrieben:Vielleicht ist es grad andersrum und vor 100 Jahren hat man im Umland auch noch nicht von Minga gesprochen?
Es hat sich dann also erst im Internetzeitalter über ganz Oberbayern ausgebreitet? Oder schon vorher? Aber wie? Und warum überhaupt?
TravellerMunich @ 29 Mar 2017, 06:05 hat geschrieben:Wie kommt es denn, dass man in München noch vor 15 oder 20 Jahren praktisch nie etwas von Minga gehört hat?
Weil keiner mehr Dialekt spricht und wenn, dann abgeschwächt oder im Einfluss einer Minga-Legende? :ph34r:
TravellerMunich @ 29 Mar 2017, 06:05 hat geschrieben:Ich bin etwas älter als die meisten Forenteilnehmer und kenne entsprechend alte Dialektsprecher, auch die haben Minga weder bei den Eltern noch den Großeltern jemals gehört, obwohl da kein Hochdeutsch geredet wurde... (habe einfach mal zwei meiner ebenfalls älteren Kollegen befragt).
Früher war ja auch alles besser. Und früher man schließlich nicht Minga gesagt. Heißt's ja immer. Muss also so sein. Allein die Frage "Sagst du Minga?" dürfte das Ergebnis schon versauen. Aber egal, darum geht es ja nicht, das ist nicht die Frage. Heute sagt in München kaum einer Minga und vor 50 oder 70 Jahren auch nicht. Die Frage ist, ob das schon immer so war und wie man sich's erklärt. Ich sprach ja von einer "Isarpreißisierung" ab 1900, spätestens mit der "Hauptstadt der Bewegung", ab der der Dialekt allgemein und besonders die Provinz-Bezeichnung der Stadt verpöhnt war. Sie war aber vorher da, sonst müsste man sich sich nicht so offensiv abgrenzen (ohne ein eigenes Dialektwort zu haben) und erklärt, warum man es überall so sagt, nur nicht in München. Du müsstest also die 120-Jährigen fragen.

Schon wieder ein Post, der nur behauptet, Minga gäbe es in München nicht, der aber wieder nicht sagt, wie das Münchner Dialektwort denn heißt. Natürlich gibt es lokale Dialektbezeichnungen, die von Modebegriffen oder Wörtern aus anderen Dialektregionen mit der Zeit verdrängt werden. Aber da gibt's immer einen Begriff, der eben verdrängt wird und nicht nur den was auch immer angeblich verdrängenden wie in diesem Fall. Und genau das spricht auch für "meine" These, dass den Münchnern auch das Minga erst mit dem Verzicht auf Dialekt irgendwann ab 1900 allgemein abhanden gekommen ist, als sich der Städter von den massenhaft im Zuge der Industrialisierung in die Stadt strömenden Landlern abgrenzen wollte. (Auf dem Land passiert heute was ähnliches, man spricht vermutlich genau deswegen wieder mehr Dialekt, um sich von den Haus im Grünen kaufenden Städtern abzusetzen.) Weil der Dialekt aber der gleiche war und man besonders gebildet und weltmännisch wirkte, wenn man Standarddeutsch sprach (so wie mit den ganzen Anglizsmen heute), hat sich einfach der Dialekt mit samt Minga in der Hauptstadt zurückgebildet. Diese Entwicklung findet in manchen ländlichen Regionen z.B. in Südbaden oder der Schweiz heute genau so statt. Ich kenn da hinten viele am Hochrhein entlang, die reden so als wären sie aus Hannover, nur um das Bollenhut-Bauernhof-Image der "Woidler" loszuwerden, wie man in Niederbayern sagen würde. Auch da gibt's Begriffe, die man NICHT sagt, weil man hochdeutsch spricht oder es versucht, aber nicht weil es sie nie gegeben hat. Wäre das so gewesen, müsste die sog. "Sundgau-Bodensee-Schranke", wo man auf der einen Seite immer mehr die deutschen k-Laute (Kind, Kopf, Küche) spricht und auf der anderen die als schweizerisch bekannten ch-Laute (Chind, Chopf, Chuchi) eigentlich genau auf dem Rhein verlaufen, weil die "immer schon Hochdeutschsprecher" als Sprachgrenze auch nach außen gewirkt hätten. Das beginnt aber erst seit etwa 30-50 Jahren. Und genau diese Entwicklung jetzt, die man anhand Großeltern, Eltern, Jugend oft toll nachvollziehen kann, beweist, dass es sie früher eben noch nicht gegeben hat. Weil ich mich mit sowas ein bisschen beschäftigt habe und durchaus auch die Land- und die Stadtverhältnisse in München kenne, bleib ich da beharrlich. Und sie dreht sich doch. ;)

Dass Minga in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum verwendet wird, weil allgemein weniger Dialekt gesprochen wird, stelle ich ja nicht in Abrede. Nur die Behauptung, dass es schon immer so gewesen sei, macht sprachgeschichtlich wie gesagt überhaupt gar keinen Sinn. Du kannst auch fragen, wie viele Bielefelder kennst du und du wirst eine Mehrheit finden, die keinen kennt. Daraus abzuleiten, es gäbe Bielefeld gar nicht, kann man machen, ist aber nicht sinnig.
TravellerMunich @ 29 Mar 2017, 06:05 hat geschrieben:Merkwürdig auch, dass man sagen kann: je jünger, desto Minga... Vielleicht hat sich Minga ja erst durch die Jugendsendungen des bayerischen Rundfunks und das Internet so rasend ausgebreitet?
Richtig ist vielleicht eher: Je jünger, desto Dialekt. Allgemein ein Trend in Bayern, dass z.B. bayerischer Hiphop angesagt ist (und meiner Meinung nach richtig gut klingt). Bei den besten Hits der 70er und 80er kommt sowas nicht vor, in der generation war Bayerisch = Schlager = Igitt. Natürlich sind die "Hotspots" dieser neuen bayerischen eher auf dem Land in Niederbayern oder im Chiemgau, aber das Wort Minga haben die nicht alle neu erfunden, nur damit Münchner Clubs "Minga-Shirts" drucken können oder sich die Urmünchner aufregen. Der Opa vom Bauernhof, der mit Internet, Bayernrap und Hochdeutsch nix am Hut hat, sagt übrigens auch "I bin z Minga gwen", egal ob der Bauernhof in der Holledau steht, in Dorfen oder im Oberland.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 29 Mar 2017, 15:49 hat geschrieben: Der Opa vom Bauernhof, der mit Internet, Bayernrap und Hochdeutsch nix am Hut hat, sagt übrigens auch "I bin z Minga gwen", egal ob der Bauernhof in der Holledau steht, in Dorfen oder im Oberland.
Meine (oberbayrische) Großmutter selig war oiwei "zua di Stooadterer eini gfoahrn" solange sie das körperlich noch konnte. ;)
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