Ampelschaltungen & Grüne Welle

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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

von dort
Jogi @ 10 May 2017, 15:50 hat geschrieben:(Kritische Auseinandersetzung mit der koordinierten Ampelsteuerung und Grünen Welle allgemein hier).
Na da muss ich gleich mal antworten, weil im verlinkten Artikel vom Knotenpunkt Bf Mitte (Dresden) die Rede ist.

Ich weiß ja nicht, wie schlimm die LSA-Steuerung dort vor 2011 war, aber ich finde es schwer, mir das noch schlimmer vorzustellen. Die Könneritzstraße ist doch ausschließlich auf den MIV optimiert. Als Radfahrer merkt man das sehr schön, wenn stets die dritte Ampel auf Rot ist. Die Fahrzeiten der Tram streuen gefühlsmäßig immer noch extrem stark.
Auf einer Sonderfahrt zum Thema LSA-Steuerungen der Straßenbahn in Dresden hieß es mal "Bermudadreieck Bahnhof Mitte", weil die Ampel mit 100 Sekunden Umlaufzeit ziemlich lange Standzeiten für den ÖPNV bedeutet, um die Grüne Welle für den MIV nicht zu stören...
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Solche komplexen Kreuzungen sind für den nicht-MIV wirklich oft eine Zumutung. Sieht zwar gut aus, wenn du als Fußgänger und Radfahrer von Fahrspur zu Fahrspur hüpfen kannst, weil jeder Abschnitt eine eigene Ampel hat. Aber wenn du für eine vollständige Querung der ganzen Abschnitte am Ende zwei, drei Minuten brauchst, macht es absolut keinen Spaß. Ich umfahre sowas mit dem Rad immer, wenn es möglich ist. Das erspart meist auch die lauten, viel befahrenen Straßen.
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Beitrag von 146225 »

"Grüne Welle" ist ein Euphemismus automobilgeiler Egoisten, der sagen will: "Solange ich immer grün habe, ist mir doch sch...egal, ob und wie lange das andere Gesochse um mich herum warten muss." - die Steigerung ist infantiles ins-Lenkrad-krallen und zornig "Ich will aber grün!!!" brüllen...

@Lobedan: Zustimmung.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

146225 @ 10 May 2017, 19:26 hat geschrieben: "Grüne Welle" ist ein Euphemismus automobilgeiler Egoisten, der sagen will: "Solange ich immer grün habe, ist mir doch sch...egal, ob und wie lange das andere Gesochse um mich herum warten muss." - die Steigerung ist infantiles ins-Lenkrad-krallen und zornig "Ich will aber grün!!!" brüllen...

@Lobedan: Zustimmung.
Uhm, aber wenn die Tramnutzer das gleiche machen ist es ok? :unsure:
Mark8031
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Beitrag von Mark8031 »

146225 @ 10 May 2017, 19:26 hat geschrieben: "Grüne Welle" ist ein Euphemismus automobilgeiler Egoisten, der sagen will: "Solange ich immer grün habe, ist mir doch sch...egal, ob und wie lange das andere Gesochse um mich herum warten muss."
Gleiches gilt aber grundsätzlich auch für die ÖPNV-Vorrangschaltungen. Das bremst auch Radfahrer und Fußgänger aus, oft verlangsamt das einen als ÖPNV-Nutzer sogar mehr, als es was bringt - wenn man wegen der Vorrangschaltung beim Umsteigen ständig nur vor roten Ampeln steht und sich die Tram/der Bus den Vorrang holt und Du nur noch über rot laufen könntest. Da wartet also auch alles andere Gesochse um den ÖPNV herum.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
Valentin
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Beitrag von Valentin »

Galaxy @ 10 May 2017, 18:30 hat geschrieben:
146225 @ 10 May 2017, 19:26 hat geschrieben: "Grüne Welle" ist ein Euphemismus automobilgeiler Egoisten, der sagen will: "Solange ich immer grün habe, ist mir doch sch...egal, ob und wie lange das andere Gesochse um mich herum warten muss." - die Steigerung ist infantiles ins-Lenkrad-krallen und zornig "Ich will aber grün!!!" brüllen...

@Lobedan: Zustimmung.
Uhm, aber wenn die Tramnutzer das gleiche machen ist es ok? :unsure:
Die sind in der Überzahl. :lol:
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Jogi
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Beitrag von Jogi »

Entenfang @ 10 May 2017, 19:16 hat geschrieben:Na da muss ich gleich mal antworten, weil im verlinkten Artikel vom Knotenpunkt Bf Mitte (Dresden) die Rede ist.
Bitte gerne :)
Entenfang @ 10 May 2017, 19:16 hat geschrieben:Auf einer Sonderfahrt zum Thema LSA-Steuerungen der Straßenbahn in Dresden hieß es mal "Bermudadreieck Bahnhof Mitte", weil die Ampel mit 100 Sekunden Umlaufzeit ziemlich lange Standzeiten für den ÖPNV bedeutet, um die Grüne Welle für den MIV nicht zu stören...
Das ist einer der konkreten Punkte, auf die ich rauswollte: Eine Grüne Welle wirkt sich auf die anderen Verkehrsteilnehmer aus, auf ÖPNV, Radler, Fußgänger - und, nicht zu vergessen, auch auf MIV-Teilis, die die Trasse der Grünen Welle queren oder sich auf ihr einfädeln möchten. In der Darstellung im FDP-Programm steht das allerdings nicht, sondern es wird als ein Instrument zur Verhinderung sogenannter "unnötiger" Verkehrsstaus verkauft. Die Anführungszeichen verwende ich übrigens deswegen, weil der Terminus "unnötig" eine starke normative Komponente enthält.

Was ist denn etwa ein "nötiger" Verkehrsstau? Einer, der durch einen Verkehrsunfall verursacht worden wäre? Moralisch ist das bedenklich, spätestens bei Personenschaden. Einer durch Überlastung der verfügbaren Straßenkapazität? Dem könnte man doch durch Aus- oder Neubau beikommen, dieser Stau ist also auch nicht wirklich "nötig". Viel mehr bleibt dann auch nicht über.

Letztlich sollen diese Formulierung und die gewählten Instrumtente also das Primat der freien Fahrt unterfüttern. Auch wenn es nicht explizit im Text genannt wird, es soll im Sinne des Wahlprogramms eine Förderung des MIV stattfinden. Mit dieser Prämisse erklärt sich auch, weshalb zum einen negative Folgewirkungen nicht mal angedeutet werden (dafür wäre Platz im Wahlprogramm!) und zum anderen praktische Umsetzungen ausgeklammert werden (dafür wäre ein Wahlprogramm allerdings auch kaum ein passendes Medium).

Aus der allgemeinen Betrachtung und Formulierung heraus, wurde also die Grüne Welle äußerst positiv dargestellt, fast schon als eine Art Allheilmittel gegen "unnötige" Staus. Diese Betrachtung von Verkehr, der darüber hinaus noch steuerbar sein soll, fiel mir gestern ziemlich negativ auf. Rein vom Sprachlichen her, impliziert "Steuern" die weitgehende bis endgültige Kontrolle eines Vorgangs durch eine Person - man denke an den "Steuermann", der das Ruder des Schiffs fest in seiner Hand hält. Beim Themenfeld Verkehr bzw. genauer im MIV halte ich dieses Bild für gefährlich, weil gerade in der Allgemeinheit des Programms Fähigkeiten suggeriert, die der Staat/die Verkehrsleitzentrale/das Individuum, das steuert, nicht hat. MIV lässt sich mit Sicherheit leiten und dabei bis zu einem gewissen Punkt auch steuern. Ist aber bspw. die Kapazität eine Straße erschöpft, hilft auch die beste Verkehrssteuerung nicht mehr viel. Damit sind wir wieder bei der Frage, was ist ein "nötiger" Verkehrsstau.

Und wir sind bei meinem zweiten, großen Problem, das ich mit dem Wahlprogramm hatte. Unweigerlich führt das auch zum Aus- und Neubau bestehender Straßen, was in diesem Kontext für die FDP auch ein positives Werkzeug zur Verkehrssteuerung ist. Das dieses neue Angebot wiederum MIV induziert, der mittel- bis langfristig wiederum den weiteren Ausbau erfordert, wird nicht mal erwähnt. Diese einseitige Betrachtung von Verkehr fußt in meinen Augen sehr stark noch in der "Planungseuphorie" der 1960er-/70er-Jahre.
Heute sollte ma, wieder meiner bescheiden Meinung nach, Verkehrs-"Steuerung" sehr stark am konkreten Einzelfall planen und vor allem alle Verkehrsteilnehmer, von der Straßenbahn bis runter Rollatornutzer, berücksichtigen.

Da scheint mir ein Primat der Grünen Welle kontraproduktiv. Sie hat sicher und unbestreitbare Vorteile (typische Pro-Argumente: weniger Anfahren und Abbremsen, geringer Spritverbrauch, weniger Feinstaub entsteht, weniger Lärm), und sie hat auch die genannten Nachteile und vor allem ist ihre praktische Umsetzung nicht trivial (was Dir als Verkehrswissenschaftler sicher klar ist ;)). Hier (dvr.de) liest es sich beispielsweise so:
Richtig gut läuft eine Grüne Welle aber immer nur auf einer Straße und in eine Richtung. Im komplexen Netz der Stadtstraßen wollen aber viele Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Busse und Straßenbahnen vorankommen. Bei der Koordinierung der Ampeln gilt es deshalb, viele Wünsche und Faktoren zu berücksichtigen. So ist selbst eine gut geplante Grüne Welle oft nur ein Kompromiss, denn sie kann nicht auf sich ändernde Verkehrsverhältnisse, wie z.B. dem Ende eines Fußballspiels oder einer anderen Großveranstaltung, reagieren. Eine Bus- oder Straßenbahnbevorrechtigung zerstört die Grüne Welle und auch Fußgängerampeln können die Welle zum erliegen bringen. Eine komplette Grüne Welle in beiden Fahrtrichtungen kann nur geschaltet werden, wenn alle Ampeln im Idealabstand voneinander entfernt liegen. Das ist in vielen historisch gewachsenen städtischen Straßennetzen nicht der Fall. Im Lauf des Tages ändert das Verkehrsaufkommen seine Richtung. Deshalb werden häufig die Grünen Wellen für die Straßenzüge entsprechend der Tageszeit verändert. Wer morgens Richtung Innenstadt unterwegs ist, hat häufiger Grün, als der, der stadtauswärts fährt. Nachmittags ist es dafür umgekehrt.
Sprich, Grüne Welle kann durchaus ein positives Mittel sein, um fließenden Verkehr zu erreichen. Ein Allheilmittel, wie von der Bundes-FDP implizit propagiert, ist sie trotz möglicher Fortschritte nicht. Ein Aufeinandertreffen verschiedener Belange an Verkehrsknoten führt ab einer gewissen Belastung immer zu Konflikten. Diese überwiegend den Verkehrs-Teilis zuzuschustern, die nicht individualmotorisiert unterwegs sind, halte ich für falsch, antiquiert und mit dem modernen Verständnis von Verkehr nicht wirklich kompatibel. Mehr wollte ich gestern nicht sagen.

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Galaxy @ 10 May 2017, 19:30 hat geschrieben:Uhm, aber wenn die Tramnutzer das gleiche machen ist es ok?  :unsure:
Gegenfrage zur Gegenfrage, warum müssen ausgerechnet, je nach Tramtyp, 30 bis 50 Tonnen Leergewicht plus ein bis zehn Tonnen Fleischbeilage ausgebremst werden? Wenn ich das beispielsweise auf den Berliner Platz in Stuttgart (bahnbilder.de) exemplifiziere, dauert die Querung der Kreuzung durch eine Stadtbahn je nach Richtung ca. 15 bis ca. 20 Sekunden. Für die gleiche Beförderungskapazität im MIV sind, anhand der durchschnittlichen Besetzung von wimre 1,2 Passagieren je KFZ überschlagen, ergibt das Fahrzeugzahlen im hohen zwei- bis rein in den dreistelligen Bereich.

Davon losgelöst, genau darauf wollte ich gestern auch raus. Eine Diskussion über Verkehrslenkung läuft ratzfatz darauf raus, die verschiedenen Teilnehmer gegeneinander auszuspielen: Straßenbahn oder Bus haben Bevorrechtigung, warum aber das Auto nicht? Warum darf mit dem Auto gefühlt überall geparkt werden, mein Fahrrad muss ich aber wahlweise an einen Laternenpfahl ("Ey, was soll das?!?!") oder an so einen Fahrradständern aus den 1970er-Jahre, der zwar fünf Abstelltaschen, effektiv aber nur Platz für drei Räder, hat anketten? Warum muss der Fußgänger über drei Minuten warten, um zwei getrennte Fahrbahnen zu überqueren und von der mittleren Verkehrsinsel seinem Bus hinterherwinken? Warum ist es für manche MIV-Teilis ein Sakrileg, wenn eine Fahrradstraße ausgewiesen wird, warum müssen markierte Radstreifen genutzt werden?

Gibt sicher noch mehr Beispiele - aber der Knackpunkt ist doch, dass es im (Stat-)Verkehr praktisch immer zu Konflikten kommen kann und wird, weil auf dem verfügbaren Platz, nach den gewachsenen Strukturen, durch die gestiegene Verkehrsbelastung mehr Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen, die ihrerseits verschiedene Bedürfnisse haben. Das ist schwer, alles unter einen Hut zu kriegen.

Mit dem Finger auf andere zu zeigen und sinngemäß zu sagen, Mensch, sind die blöd und Mönsch, was die alles in den Hintern geschoben bekommen, ist dabei keine Lösung.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 10 May 2017, 19:30 hat geschrieben: Uhm, aber wenn die Tramnutzer das gleiche machen ist es ok? :unsure:
Überleg Dir mal wie lang die Autofahrer vor der Ampel anstehen würden, wenn die Fahrgäste in der Tram nicht mit der Tram fahren würden, sondern alle (in der Regel alleine) in einzelnen Autos sitzen würden. Ich denke, da ist es den Autofahrern durchaus zumutbar, mal kurz wegen den Tramfahrgästen zu warten. Außerdem profitieren die Trambahnfahrer indirekt auch von der Beschleunigung: Je schneller und attraktiver die Trambahn ist, desto mehr Fahrgäste nutzen die Tram, desto weniger Staus gibt es im MIV. Leider fehlt da halt die direkt Rückkopplung - wenn ein Autofahrer vor der roten Ampel steht und die TRam vorbeiziehen sieht, ärgert er sich natürlihc über ide grade jetzt verlorenen 15 Sekunden, den abstrakteren Effekt des kürzeren Staus wegen Änderung des Modal Split dagegen ist natürlich nicht so leicht wahrzunehmen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Jogi
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Beitrag von Jogi »

Boris Merath @ 12 May 2017, 11:31 hat geschrieben: [...] wenn ein Autofahrer vor der roten Ampel steht und die TRam vorbeiziehen sieht, ärgert er sich natürlihc über ide grade jetzt verlorenen 15 Sekunden, den abstrakteren Effekt des kürzeren Staus wegen Änderung des Modal Split dagegen ist natürlich nicht so leicht wahrzunehmen.
Der gleiche Effekt wird übrigens gerne in Zusammenhang mit dem großen Radfahreranteil am Verkehr in NL und DK gerne genannt, auch als Antwort auf die Frage, warum es dort keinen Kleinkrieg zwischen Radlern und Autofahrern gibt: mehr Radler -> weniger MIV -> weniger Staus -> flüssigeres Vorankommen für beide Gruppen.
Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Das Problem in Deutschland ist vor allem auch die Grundstruktur der meisten großen Kreuzungen in allen Großstädten: sie sind viel zu komplex und durch ihre meist großen Abstände zur nächsten Kreuzung sehr stark durch Abbieger belastet.

Hab mir das mal in Chicago angeschaut, wie es auch ganz anders gehen kann: klares, viereckiges und sehr engmaschiges Straßenraster, durch die Engmaschigkeit häufige Fahrmöglichkeiten in alle Richtungen trotz Einbahnstraßen-System, das Einbahnstraßen-System vereinfacht zudem die Abbiege-Beziehungen, weil je Kreuzung oft nur zwei Abbiege-Beziehungen überhaupt möglich sind und nicht bis zu 4 plus wenden wie an großen deutschen Kreuzungen, die Kreuzungen in Chicago haben zwei simple Ampelschaltungen: für die eine Straße und für die andere Straße, womit die einzelnen Phasen länger sein können und nur wenig Räumzeiten den Verkehrsfluss stoppen.

In Deutschland braucht man jeweils noch Linksabbiegephasen mit eigenen Räumzeiten, ÖPNV-optimierte Phasen z.B. für die Tram, etc. pp.
bestia_negra
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Beitrag von bestia_negra »

Die Frage ist, ob man nicht manche Straße für den MIV sperren kann, damit der ÖPNV und Radfahrer schneller vorwärts kommen.

Tram auf unabhängigen Fahrweg bzw. Busspuren wären natürlich besser, aber vielleicht ist das auf manchen Strecken eine gut Notlösung um den Betrieb schneller und stabiler zu machen.

Altstadtsüdumfahrung beispielsweise.
Catracho
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Beitrag von Catracho »

bestia_negra @ 12 May 2017, 14:34 hat geschrieben: Die Frage ist, ob man nicht manche Straße für den MIV sperren kann, damit der ÖPNV und Radfahrer schneller vorwärts kommen.
Macht man seit einiger Zeit in Köln mit einem Abschnitt der Zülpicher Straße:

http://www.rundschau-online.de/region/koel...rirrte-26278852

Mfg
Catracho
Theirs not to reason why, theirs but to do and die. - Alfred Tennyson
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Boris Merath @ 12 May 2017, 11:31 hat geschrieben: Leider fehlt da halt die direkt Rückkopplung - wenn ein Autofahrer vor der roten Ampel steht und die Tram vorbeiziehen sieht, ärgert er sich natürlich über die grade jetzt verlorenen 15 Sekunden......
Weil halt auch oft genug der parallele Verkehr angehalten wird.
Gut, da sind auch wieder die Autofahrer schuld. Zumindest die die trotz Tram links abgebogen sind.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 12 May 2017, 11:31 hat geschrieben:Überleg Dir mal wie lang die Autofahrer vor der Ampel anstehen würden, wenn die Fahrgäste in der Tram nicht mit der Tram fahren würden, sondern alle (in der Regel alleine) in einzelnen Autos sitzen würden. Ich denke, da ist es den Autofahrern durchaus zumutbar, mal kurz wegen den Tramfahrgästen zu warten. Außerdem profitieren die Trambahnfahrer indirekt auch von der Beschleunigung: Je schneller und attraktiver die Trambahn ist, desto mehr Fahrgäste nutzen die Tram, desto weniger Staus gibt es im MIV. Leider fehlt da halt die direkt Rückkopplung - wenn ein Autofahrer vor der roten Ampel steht und die TRam vorbeiziehen sieht, ärgert er sich natürlihc über ide grade jetzt verlorenen 15 Sekunden, den abstrakteren Effekt des kürzeren Staus wegen Änderung des Modal Split dagegen ist natürlich nicht so leicht wahrzunehmen.
Es geht ja nicht nur um die Autos, sondern auch um Radfahrer, und Fußgänger, aber ja der MIV ist natürlich auch betroffen. Ich denke ich habe klar gemacht das es mir nicht nur um die Autos geht, ich habe hier öfter Städte als Vorbild angegeben die z.B. Straßen mit Asphalt und Tempo 50 ersetzen durch gepflasterte Flächen, mit Wasserspielen, bepflanzten Regionen, Cafes, und Tempo 10 für die Autos wie Altdorf. Ist natürlich für den Münchener Ring nicht gerade ein Vorbild. Ich hätte wahrscheinlich gar nichts gepostet, aber die blaue Ameise beschwert sich immer das Autofahrer auf den ÖPV herabsehen, er selber lässt aber keine Gelegenheit aus seine Meinung kund zu tuen, das die Autofahrer der Abschaum der Ziviliation sind. Ich mag es nicht wenn der Topf sich beschwert das der Kessel Schwarz ist.
Oliver-BergamLaim @ 12 May 2017, 14:08 hat geschrieben: Hab mir das mal in Chicago angeschaut, wie es auch ganz anders gehen kann: klares, viereckiges und sehr engmaschiges Straßenraster, durch die Engmaschigkeit häufige Fahrmöglichkeiten in alle Richtungen trotz Einbahnstraßen-System, das Einbahnstraßen-System vereinfacht zudem die Abbiege-Beziehungen, weil je Kreuzung oft nur zwei Abbiege-Beziehungen überhaupt möglich sind und nicht bis zu 4 plus wenden wie an großen deutschen Kreuzungen, die Kreuzungen in Chicago haben zwei simple Ampelschaltungen: für die eine Straße und für die andere Straße, womit die einzelnen Phasen länger sein können und nur wenig Räumzeiten den Verkehrsfluss stoppen.
Chicago ist interessant. Downtown hat man versucht die Straßen auf Drei Ebenen zu bauen. Überirdisch fährt der lokal Verkehr, dann der Durchgangsverkehr, und ganz Unten Müllabfuhr, Post, Lieferdienste usw. Leider haben die das nicht Konsequent durchgezogen.

Das klare, engmaschige viereckige Straßenraster ist Standard Muster in fast jeder nord amerikanischen geplanten Stadt. Zwar relative Efiizient, aber auch irgendwie langweilig. Europäische Städte wie Rom wo Straßen das sind was quasi als Nebengedanke zwischen den Häusern entstanden ist hat was. Die Stadt die das mit den Einbahnstraßen Downtown sehr konsequent durchzieht ist die kanadische Stadt Calgary.

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Nerft allerdings wenn man an dem Hotel vorbeigefahren ist und einmal um den Block muss.
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Beitrag von 146225 »

Geometrischer Stadtbau war ja auch in Europa unter dortigen Planern und Herrschern eine Zeit lang Mode, bekanntes Beispiel ist natürlich die "Altstadt" von Mannheim².
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Beitrag von TravellerMunich »

Es gibt nur wenige Kreuzungen in München mit Bus-/Trambeschleunigung, an denen es überhaupt eine wirklich hohe Menge an Fußgängern oder Radlern gibt - und selbst die sind teils dann noch Menschen, die zu den Haltestellen wollen. Selbst am Sendlinger Tor oder Stachus dürften jeweils mehr Menschen in der Tram sitzen als dort kurz wartend als Fußgänger stehen, auch wenn man die Menschen in der Tram nicht sieht.

Wie man es auch dreht und wendet, Tram und Busse befördern einfach mehr Menschen auch als der Radverkehr in München.
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Hallo
In der Schweiz ist flächendeckend die Bevorzugung von Bahn, Tram und Bus eingerichtet.
https://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esr...WzMgFsT8DbT_Itg

Das funktioniert sogar bei Baustellenampeln.
http://www.telabo.ch/funk/index.php?P=3041
Die Busse, als Beispiel hier im Raum Olten, haben eigene Signale. Die sind auch in den FDV auf Seite 89 offiziell:
https://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esr...KQMLHGHVnTAvMVg

Und mit ein wenig Fantasie ist es auch möglich schnelle Wege zu finden:
https://map.search.ch/d/dhlmdfknj
Der Linksabbiegende Bus (gelber Pfeil) fährt in die Spur der Rechtsabbieger ein (weisser Pfeil) Er steuert die Ampel an, die auf grün schaltet und ihm mit dem Punktesignal gleichzeitig die Erlaubnis zum Linksabbiegen gibt.
Alle Rechtsabbieger freuen sich, dass ihnen ein Bus folgt und ihre Wartezeit verkürzt wird. :-)

Gruss Guru
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P-fan
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Beitrag von P-fan »

So etwas ähnliches gibt es gelegentlich auch in Deutschland, auf der Tramstrecke nach Erlenstegen in Nürnberg lässt man an einer Stelle die Linksabbieger bewusst und absichtlich auf der Tramspur fahren; wenn sich eine Tram annähert, bekommen die Linksabbieger ein "Extra-Grün", somit kann die Tram diese quasi "anschieben".

Desgleichen, wie kürzlich bereits erwähnt, in München an der Mauerkircherstraße auswärts.
Alle Rechtsabbieger freuen sich, dass ihnen ein Bus folgt und ihre Wartezeit verkürzt wird. :-)
Freuen werden sie sich schon, jedoch die Ursache ihrer Wartezeitverkürzung dürfte den meisten unbekannt sein, vermutlich an fast allen Kreuzungen mit ÖV-Vorrangschaltung.
Symmetrische Fahrpläne: Voraussetzung für gute Anschlüsse in beiden Richtungen Symmetrieminute
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guru61
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Beitrag von guru61 »

P-fan @ 15 May 2017, 19:41 hat geschrieben:
Alle Rechtsabbieger freuen sich, dass ihnen ein Bus folgt und ihre Wartezeit verkürzt wird. :-)
Freuen werden sie sich schon, jedoch die Ursache ihrer Wartezeitverkürzung dürfte den meisten unbekannt sein, vermutlich an fast allen Kreuzungen mit ÖV-Vorrangschaltung.
Hallo
Nun, es ist schon ein paar Jahre her, dass ich die Fahrprüfung gemacht habe, aber die OeV Punktesignale waren damals schon ein Thema.
Auf alle Fälle hat uns der Fahrlehrer die auch erklärt.
Nur schon deshalb, weil die Meinung herrschte, dass die Busfahrer Rowdys sind, und immer bei rot fahren :-)

Gruss Guru
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AK1
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Beitrag von AK1 »

guru61 @ 16 May 2017, 06:09 hat geschrieben:
P-fan @ 15 May 2017, 19:41 hat geschrieben:
Alle Rechtsabbieger freuen sich, dass ihnen ein Bus folgt und ihre Wartezeit verkürzt wird. :-)
Freuen werden sie sich schon, jedoch die Ursache ihrer Wartezeitverkürzung dürfte den meisten unbekannt sein, vermutlich an fast allen Kreuzungen mit ÖV-Vorrangschaltung.
Hallo
Nun, es ist schon ein paar Jahre her, dass ich die Fahrprüfung gemacht habe, aber die OeV Punktesignale waren damals schon ein Thema.
Auf alle Fälle hat uns der Fahrlehrer die auch erklärt.
Nur schon deshalb, weil die Meinung herrschte, dass die Busfahrer Rowdys sind, und immer bei rot fahren :-)

Gruss Guru
Mir scheint dann, die sind aufgrund dieser herrschenden Meinung erklärt worden...

Ich denke nicht, dass es Standard ist, ich kann mich jedenfalls nicht an sowas erinnern.
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