U-bahn Madrid

Strecken, Fahrzeuge und Technik von U-Bahnen
Antworten
andreas
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6796
Registriert: 25 Feb 2004, 15:02
Wohnort: 85777

Beitrag von andreas »

Hallo,

hab grad bei Wiki gelesen und frag mich jetzt mal einfach so, wie es Spanien geschafft hat, in Madrid innerhalb von 15 Jahren das Netz auf über 300 km zu verdoppeln? Ist bei denen das Tunnelbauen so einfach oder bekommen die soviel Förderung? (wundert mich ja immer noch, daß München pro Einwohner das dichteste Netz haben soll, wenn Madrid bei 3,3 Mio Einwohner 322 km Strecke hat). Wer war schonmal da und kann seine Eindrücke schildern und/oder hat ein paar Bilder.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

andreas @ 27 Jan 2010, 20:38 hat geschrieben:Wer war schonmal da und kann seine Eindrücke schildern und/oder hat ein paar Bilder.
Ich war zwar noch nicht da, aber jede Menge flickr-User ;)

http://www.flickr.com/search/?q=U-bahn%20madrid&w=all
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
viafierretica
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2390
Registriert: 12 Jun 2004, 23:40

Beitrag von viafierretica »

Ich glaube die Antwort hat die Finanzkrise gegeben. In Spanien wurde in den Jahren zuvor gebaut wie in keinem anderen Land Europas, und das alles auf Pump. Es gab eine riesige Immobilienblase, es wurde in Spanien 10 Millionen Leerstand gebaut, und einige Stadtviertel sind reine Geisterstädte. Spanien war das DSorade für englische und amerikanische Investmentbanken. Diese haben auch die Immobilienpreise nach oben getrieben, und damit auch die Notwendigkeit der (luxeriösen) Infrastruktur.

Grund für die extreme Immobilienblase in Spanien war wohl der Euro: erstmals gab es "stabiles" Geld und billige Zinsen, damit konnten die Spanier mit ihrer "Alles-auf-Pump"-Mentalität sich alle Wünsche leisten. Ähnlich wie Griechenland. Doch die hohen Immobilienpreise habe dann die Weltwirtschaft angezogen und damit das ganze noch weiter beschleunigt.

Dazu kam natürlich eine großzügige Förderung durch die EU. Kaum eine Bautafel, wo kein blauer Stern oben klebt.

Die U-Bahn Madrid ist schon eindrucksvoll, u.a. eine 40-km lange Ring U-Bahn in den suburbs, die komplett unterirdisch gebaut wurde, obwohl nichts besiedelt war.
Isek
Routinier
Beiträge: 295
Registriert: 02 Feb 2005, 22:07

Beitrag von Isek »

Wobei man schon auch sehen muss, dass gerade die Region Madrid sehr stark gewachsen ist. Infrastrukturtechnisch ist ja ganz Spanien mindestens auf einem Niveau mit Deutschland. Zumindest im ÖPNV und im IV.

Wie schon erwähnt baute man auch in Madrid die U-Bahn BEVOR ein Stadtviertel in die Höhe gezogen wurde. Was ich weiß gehörten auch der Kommune um Madrid große Flächen. Man baute die U-Bahn mit damals Höchstfördersätzen der EU und verkaufte danach das Bauland teuer an Investoren. Somit steckt auch einiges an Deutschem Geld im Madrider Untergrund. Aber sie hatten doch recht. Madrid ist heute eine wahre europäische Metropole mit praktisch 5 Mio Einwohnern in der Agglomeration. Sie wollten Wachstum und haben das konsequent umgesetzt.

Im übrigen gibt es neben der U-Bahn noch andere Großprojekte in Madrid an die wir Deutschen gar nicht denken würden. Zum einen wäre da der Flughafen, welcher auch innerhalb von 10 Jahren so groß geworden ist, dass er mit Frankfurt gleich auf ist. Dann wäre noch der Autobahnring M30 zu nennen. So etwas wie der Mittlere Ring in München - nur fast durchgängig unterirdisch im Tunnel und das bei 4-5 Richtungsfahrbahnen!!!!
Benutzeravatar
Lobedan
Kaiser
Beiträge: 1495
Registriert: 01 Jan 2016, 15:02

Beitrag von Lobedan »

Netter SZ-Artikel zum Wandel des Verkehrs in Madrid:
In Madrid bestimmt die Metro den Takt

Thematisiert neben der Metro auch den MIV, Radverkehr und Busse.
Toll fand ich:
Zu den Gründen, warum die Madrider auf ihre Metro so stolz sind, gehört auch die Sauberkeit im Untergrund. Niemand hinterlässt leere Getränkedosen oder Chipstüten auf dem Sitz, Graffiti in und an den Waggons der Metro sind die absolute Ausnahme und werden umgehend entfernt. Vor allem aber drängeln die Madrilenen nicht, auch nicht im dichtesten Berufsverkehr. Selbst bei den Stadtbussen legen die Fahrgäste einen ausgeprägten Sinn für Ordnung und Disziplin an den Tag. Beim Einsteigen formiert sich eine Schlange. Niemand tanzt aus der Reihe, niemand versucht, sich vorzudrängeln.
Antworten