Ich fahre einmal quer durch die Stadt bis Höchst.
Durch enge Gassen zwischen Fachwerkhäusern…
…zieht es mich zum Schlossplatz, der mir als Must-see empfohlen wurde. Das würde ich so unterschreiben.
Langsam aber sicher fallen immer mehr Tropfen. Ich begebe mich zur Tramhaltestelle. Gerade biegt 001 um die Ecke und ich sprinte ein paar Meter.
Bald folgt ein großzügiger Bahnkörper in Straßenmittellage, auf dem es zügig Richtung Innenstadt geht. Die gut gefüllte Bahn leert sich allmählich. Das ändert sich erst wieder in der Nähe vom Hbf. Ein fülliger älterer Mann setzt sich unangenehm nah zur mir dazu. Alle paar Sekunden zieht er seinen Rotz in der Nase hoch und schlägt sich gelegentlich mit der flachen Hand an die Schläfe. Leider wird man in der Kategorie unangenehmer Zeitgenosse viel zu häufig im ÖPNV fündig… Als ich mich im Bahnhofsviertel zum Aussteigen vorbereite, steht der Mann nicht auf, sondern zieht nur seine Beine ein. Das reicht bei Weitem nicht, um problemlos passieren zu können, also dreht er seine Beine in den Mittelgang. Selbst schuld, dann könnte mein Rucksack möglicherweise im Gesicht landen.
Mittlerweile regnet es recht stark, aber ein Bild im äußerst verrufenen Bahnhofsviertel muss dann doch sein. Während die wichtigsten Achsen zum Hbf einigermaßen instandgehalten werden, findet man in den Seitengassen ausgeprägtes Rotlichtmilieu.
266 rollt durch die verregnete Münchner Str.
Und zum Abschied ein Bild von Bus und Bahn. Der U5-SEV wird zwischen Nationalbibliothek und Hessendenkmal über die Friedberger Landstr. umgeleitet, da die Eckenheimer Landstr. aufgrund der Bauarbeiten unpassierbar ist.
Nachdem mein Gepäck eingesammelt ist, warte ich auf die nächste Tram. Die Echtzeitinformation der DFI lässt +3 erwarten, aber ein U5-SEV ist in 2 Minuten angekündigt. Aus den 2 wird 1 Minute. Danach verschwindet er von der Anzeige, ohne dass ein Fahrzeug in Sicht ist. Schließlich kommt die Tram mit +4 als erste Fahrtmöglichkeit. Um einige Minuten zu sparen, steige ich an der Konstablerwache in die U-Bahn um und erreiche wenige Minuten später den Hbf. 9 Minuten bis zur Abfahrt reichen noch, um mir Verpflegung zu beschaffen und den Bahnsteig bis ganz nach vorne zu laufen, wo ich im RE nach Fulda problemlos einen Vierer für mich bekomme. Auch für die Rückfahrt habe ich einen zusätzlichen Umstieg eingebaut, um den Fahrpreis zu halbieren.
Pünktlich erreiche ich Fulda und nutze trotz des miesen Wetters die Umsteigezeit für ein Bild und einen ganz kurzen Blick auf den Bahnhofsvorplatz.
114 011 wartet bereits auf die Rückfahrt nach Frankfurt
Zeitsprung in der Unterführung
Am Abfahrtsbahnsteig des ICE nach Dresden rollt zunächst ein verspäteter ICE nach Berlin heran. Dieser steht noch immer am Bahnsteig, als bereits die planmäßige Abfahrtszeit nach Dresden erreicht ist. Als es pfeift und sich die Türen schließen, kommt ein Mann, der nervös hin und her gerannt ist, zu mir. „Excuse me, is this train for Erfurt?“ Neinnein. Kommt gleich danach.
Nur ein 415er fährt bis Dresden, der hinten dranhängende 411er wird in Leipzig abgehängt. Montagabend ist ohnehin kaum jemand unterwegs und ich wähle einen Platz am Tisch. Mit +4 fahren wir ab und kommen ordentlich ins Schleudern. Unentwegt fällt der Regen vom Himmel, der die Farbe von Grau über Blau nach Schwarz wechselt. Bis Leipzig sind wir wieder pünktlich, doch dann warten wir auf Anschluss aus München und setzen die Fahrt mit +7 fort. Eine Frau telefoniert ununterbrochen in einer mir nicht bekannten Sprache, obwohl es sich um den Ruhebereich handelt. Genervt deutet nach einigen Minuten ein Fahrgast auf das entsprechende Piktogramm – erfolglos. Zehn Minuten später regt sich noch ein weiterer Fahrgast auf und fordert die Tratschtante auf, im Vorraum zu telefonieren. Außer einem genervten „Jahaaaa!“ erreicht er jedoch nichts. Wo sind denn die Funklöcher, wenn man sie mal braucht?
An der Verspätung ändert sich bis Dresden nichts und mein Wochenendtrip endet mit +7.
Fazit
Frankfurt besitzt ein für Deutschland ungewöhnliches Stadtbild, das sehr abwechslungsreich ist. Das hat mir sehr gut gefallen und war auf jeden Fall eine Reise wert. Man merkt, dass Frankfurt keine Millionenstadt ist. Weit muss man mit dem Fahrrad nicht fahren, um in sehr ländliche Gegenden zu kommen.
Zeit ist Geld scheint insbesondere auch im Straßenverkehr zu gelten, denn die Autofahrer sind äußerst ungeduldig und wir waren die einzigen Fahrradfahrer, die an roten Ampeln vor teils menschenleeren Kreuzungen gewartet haben. Am Wochenende herrscht tote Hose – nach Frankfurt kommt man, um Geld zu verdienen. Die dicken Autos, die hohen Mieten und die Fahrpreise für den ÖPNV sind weitere Indizien für die Wirtschaftsstärke. Mit 7€ ist die Tageskarte sicher im oberen Preissegment, aber die Monatskarte für 86,50€ spricht eine noch deutlichere Sprache. Doch das Angebot unter der Woche muss sich keinesfalls verstecken. Die hohe Bevölkerungsdichte in den innenstadtnahen Quartieren sorgt in Verbindung mit der hohen Motorisierung für eine extreme Parkplatznot. Jede Fläche, die sich auch nur im Geringsten zum Abstellen eines Fahrzeuges eignet, wird auch dafür genutzt. Das bedeutet, dass es so gut wie keine Rechts-vor-links-Kreuzung gibt, an dem 5 Meter freigehalten sind.
Am Wochenende habe ich Bikesharing von Nextbike genutzt. Aufgrund der kostenlosen Registrierung ohne Grundgebühr und des für die gegebene Situation günstigen Tarifs (30 Min = 1€, 24h = 9€) habe ich mich für die Konkurrenz zu Call-a-bike entschieden. Die Entscheidung war richtig, obwohl ich erst skeptisch war, einfach mal draufloszuradeln, ohne zu wissen, wie viel denn nun von meiner Kreditkarte abgebucht wird. Tatsächlich entspricht der abgebuchte Wert von 19€ (2x 24h + 1h) genau meiner Erwartung. Einziger Nachteil: Fahrräder können nur an Stationen per App oder Hotline ausgeliehen und zurückgegeben werden.
So abwechslungsreich wie das Stadtbild ist auch der ÖPNV und hat von der klassischen Straßenbahn bis zur Voll-U-Bahn alles zu bieten.
Abschließend möchte ich nochmal bei meinem Stadtführer für die vielen Infos bedanken und insbesondere für die Geduld bei meinen zahlreichen Fotostops
