Ich hatte deinen Beitrag zuerst für Ironie gehalten, mit der du die teilweise abenteuerlichen Vorstellungen, die sich im Verlauf dieser Diskussion herausgebildet haben, kritisieren willst. Da du es wohl doch ernst meinst, hier eine Stellungnahme meinerseits, da ich einiges doch nicht unkommentiert stehen lassen möchte.
Ich bin selbstverständlich stolz darauf ein Deutscher zu sein.
- und nicht nur das: vor allem auch stolz darauf Katholik, Mitglied der für mich einzig wahren Kirche (und Religion), zu sein.
Eines vorneweg: Ich bin ebenfalls stolz ein Deutscher zu sein und ich habe keine Probleme damit, das offen zu sagen. Es gibt daran nichts, was schlimm wäre, andere Völker haben genauso ihren Nationalstolz. Ich halte es für extrem wichtig, dass jeder einzelne weiß, wo er hingehört, da dies einen Großteil der Persönlichkeit ausmacht. Ich lehne es daher entschieden ab, mich als Europäer zu bezeichnen, ich bin Deutscher, genauer gesagt Schwabe (auch wenn ich des Schwäbischen (zum Glück?) nicht mächtig bin.)
Das nur vorneweg.
Ich kann es gut verstehen, dass du stolz bist, Katholik zu sein, wenn ich auch den Allmachtsanspruch der römisch-katholischen Kirche nicht teilen kann. Ich sehe gleich im Stuhle Petri selbst, einen Widerspruch zu den Lehren der Kirche: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!" hat Gott Mose diktiert. Tatsache ist, dass ein alter Mann in Rom fast mehr vergöttert wird als der Allmächtige selbst, von der unsäglichen Marienverehrung ganz abgesehen. Nach dem Prinzip der Heiligen Dreifaltigkeit, d. h. verschiedene Erscheinungsformen des
einen Gottes müssten wir wohl von einer "Fünffaltigkeit" reden?! Auch historisch sehe ich Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Stuhle Petri, dazu müsste man nur einmal die Bibel aufschlagen. Ich möchte darauf hier allerdings jetzt nicht näher eingehen, das wäre wohl ein abendfüllendes Thema, das zu weit vom Sinn und Zweck eines Eisenbahnforums weggeht.
Dass das ehemalige wie auch wohl das neue sogenannte Oberhaupt der katholischen Kirche in die Länder der dritten Welt reist und dort zur Fruchtbarkeit antreibt, ist wohl auch mehr als nur bizarr. Auf unserer Erde leben bereits genug Menschen, noch mehr Menschen, die alle atmen wollen, die alle essen und Auto fahren wollen, hält unsere Erde auf Dauer nicht mehr aus. Das, wie auch die historischen Verfehlungen der "einzigen und wahren Kirche" nur am Rande.
Nicht nur, weil wir das Land der Germanen und der großen Kaiser und nebenbei auch der einzig legitime Nachfolger des römischen Reiches sind.
Das Heilige Römische Reich deutscher Nation, wie es im frühen Mittelalter aus dem ostfränkischen, bzw. dem römischen Reich selbst, hervorging, wurde übrigens 1806 von einem gewissen Napoleon für abgeschafft erklärt. Trotz aller Wirdrigkeiten kann ich dir zustimmen, wenn du eine Linie vom Hl. Röm. Reich dt. Nation mit seiner weitgehenden Autonomie der Einzelstaaten zu unserem modernen föderalistischen System ziehen willst, allerdings sehe ich da bezüglich des Wiener Kongresses 1815 und der Revolution 1848 mit der Gründung des Dt. Kaiserreiches 1871 noch eine Beweisschuld deinerseits. Denn die Verfassung von 1871 wirst du weder als föderalistisch, noch als demokratisch bezeichnen wollen - aber gut, lassen wir das.
Du siehst: Behauptungen in den Raum zu stellen ist einfach, aber historische Beweisführung wird dann ebenso erwartet
Ich bin stolz darauf wie gut es uns geht, mir gefällt unser Land: von der Nordsee zu den Alpen, vom Rhein bis an die Oder, ein so reizvolles, abwechslungsreiches und schönes Land findet man nirgens auf der Welt.
Einspruch Euer Ehren!
Ich halte die Vereinigten Staaten von Amerika für das landschaftlich deutlich interessantere, weil gegensätzlichere Land! Ich bin erklärter Amerika-Gegner, aber ich muss zugeben, dass dieses Land landschaftlich einige Superlative zu bieten hat.
Dass das Rheintal als Weltkulturerbe einige Schönheiten zu bieten hat, kann ich nur bezeugen, wo du die "blühenden Landschaften" in Richtung Oder sehen willst, entzieht sich nun meinem Verständnis.
Ich bin auch stolz auf unsere Verfassung, darauf dass wir den Nationalsozialismus überwunden haben und es nach dem 2. Weltkrieg geschafft haben wieder auf die Beine zu kommen
Auf unsere Verfassung bin ich ebenfalls sehr stolz, ich halte sie sogar für eine der besten der Welt, auch wenn ich oftmals eine direkte Demokratie für wünschenswert halten würde, da unsere gewählten Volksvertreter zu oft am Willen des Volkes vorbeientscheiden. Zwar wären dann einige notwenige Reformen nicht durchsetzbar, doch gemäß dem Leitgedanken "Wir sind das Volk!" würde ich einige Möglichkeiten des Eingreifens für notwenig halten.
Dass wir den Nationalsozialismus überwunden haben, war richtig und notwenig um Deutschland neu aufbauen zu können. Auch wenn die Alliierten selbst großes Interesse daran hatten, ist ihnen noch heute hoch anzurechnen, dass sie die Gründung der BRD so bald ermöglicht haben.
schließlich, dass wir 1989 ein für alle mal den Sozialismus besiegt haben.
Hier teilen sich nun unsere Meinungen: Ich halte die bedingungslose Kapitulation des Sozialismus 1989 für falsch. Der Kapitalismus hat uns viele erstrebenswerte Dinge wie beispielsweise unsere Demokratie gebracht, doch greift mir zur Zeit der Kreislauf der "schöpferischen Zerstörung" im Zusammenspiel mit der leidigen Globalisierung zu stark ein. Wenn wir dann ab Oktober auch noch die FDP in der Bundesregierung haben, drohen uns als "Normalverdiener" da heftige Einschnitte. Vor allem aus der FDP, aber auch aus Reihen der CDU, sehen viele Politiker einen funktionierenden ÖPNV noch immer als "praktizierten Sozialismus", was an dem Widerstand gegen Streckenreaktivierung seitens der FDP oder auch an der leider unvermeidbaren Bahnreform unter unserem hochgelobten Altkanzler Dr. Kohl erkennbar ist. Steuererhöhungen und Leistungskürzungen bei den Normalverdienern werden unter einer schwarz-gelben Regierung kommen, denn die sind um jedes Geld froh, dass sich selbst sie den Großverdienern in den Hintern schieben können.
Noch ein Wort zum Sozialismus bzw Kommunismus: Den "wahren" Kommunismus, wie ihn Karl Marx und Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest von 1848 propagierten, hat es nie gegeben. Die Verstaatlichung des Privatbesitzes hat zwar in der SBZ stattgefunden, der nächste Schritt, nämlich die Weiterentwicklung zur "klassenlosen Gesellschaft", in der es schließlich keinen Staat mehr gibt, hat es bekanntlich nie gegeben. Ganz einfach deshalb, weil die "klassenlose Gesellschaft" in jedem politischen System am Widerstand der Mächtigen scheitert. Trotzdem halte ich die Grundgedanken von Marx für hochinteressant und sein Staatsmodell - auch wenn es nicht funktionieren kann - für faszinierend: Der perfekte Staat, in dem es keinen Staat mehr gibt!
So, das war mal ein Abschweif, den ich allerdings für richtig und wichtig halte. Ab morgen bin ich dann wieder für die wichtigen Dinge des Eisenbahnbetriebs da!
In diesem Sinne noch einen schönen Montagabend. Achja: Und jetzt schlagt auf mich ein...
Grüße, Plochinger