[CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

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guru61
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[CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von guru61 »

Hallo

Ab Dezember 22 sollen durchgehende Züge von Montreux nach Interlaken verkehren, über Meter-und Normalspur.

https://www.bahnonline.ch/3802/einfuehr ... erschoben/

Grund sie Umspurerei einmal anzusehen.
Im Youtube existiert ein Video, dass den Umspurvorgang unter dem Wagen zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=jJLRo4ao33k
So ganz alles war mir nicht klar, insbesondere, weil beide Loks die Anlage benützen können, ohne spezielle Manipulationen. So soll der Zug von Spiez her normalspurig einfahren und während des Passagierwechsels wird der Lok Wechsel vollzogen. Während der Ausfahrt in Richtung Montreux wird dann umgespurt. Je nach Betriebskonzept müssen allenfalls beide Loks über den Spurwechsel.
Also

Zuerst eine Gesamtansicht der Anlage:
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Zuerst fallen einen ganz aussen zwei Schienen (blau) auf, die langsam ansteigen.
Auf diesen läuft der Wagenkasten und wird entlastet und gehoben, bzw gesenkt. Auf Normalspur ist der Wagen höher, wegen dem Perrons.

Dazu sind an der Drehgestelltraverse der Wagen ausklappbare Hilfsrollen angebracht. Soll der Wagen umgespurt werden, läuft er auf diesen Rollen:
Bild

Die eingeklappten Rollen näher:
Bild
Im Film sieht man bei Sekunde 5 gut, wie 2 Zapfen nach unten ausfahren. Wenn der Wagenkasten voll gehoben ist, sind die Drehgestelle entriegelt und bereit zum umspuren.
Die Zapfen greifen nun in die schrägen Kanäle ein und ziehen des Drehgestellrahmen auseinander.
Bild

Am Anfang endet die Schmalspurschiene und die Räder laufen auf den Spurkränzen. Die Schmalspurradsätze werden nun, wie bei einem Radlenker, innen geführt. Somit kann das Schmalspurfahrzeug, das nicht umgespurt wird geführt durchlaufen.
Bild

Hier sieht man gut, die 3 Laufspuren. 2 vom umgespurten Drehgestell und eine von der Lok an der Schmalspurschiene.
Ganz hinten sieht man, wie sich die blaue Schiene wieder um den verriegelungsweg senkt und damit ist der Umspurvorgang abgschlossen.
Bild

Man sieht hier sehr gut, wo der Übergang vom Spurkranzlauf zum Fahren auf der Radlauffläche stattfindet.
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Da die Normalspurschiene nicht unterbrochen ist, kann das Normalspurfahrzeug unbeschadet durchfahren.
Auch hier dient eine Art Radlenker, zur Führung, bis der Verriegelungsvorgang abgeschlossen ist.
Man sieht, dass an der Übergangsstelle zwischen dem 2. Und dritten Gitter an der blauen Schiene die Tragspuren aufhören.
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Allesinallem eine Ingeniöse Lösung.
Schauen wir einmal, wie sich das bewährt.

Gruss Guru
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Mühldorfer
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Re: [CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von Mühldorfer »

Und wie ist das finanziell? Bringen die Luxuszüge genügend Einnahmen mit Hochpreistickets um den zusätzlichen Aufwand mit Gewinn zu tragen?

Ist eine Alternative Umsteigen bahnsteigsgleich wirklich dem Klientel unzumutbar? Ein Dreischienengleis um Brünigbahn mit dem Genfer See zu verbinden ginge ja auch!
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Re: [CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von 146225 »

Mühldorfer hat geschrieben: 13 Jun 2022, 19:20 Und wie ist das finanziell? Bringen die Luxuszüge genügend Einnahmen mit Hochpreistickets um den zusätzlichen Aufwand mit Gewinn zu tragen?

Ist eine Alternative Umsteigen bahnsteigsgleich wirklich dem Klientel unzumutbar? Ein Dreischienengleis um Brünigbahn mit dem Genfer See zu verbinden ginge ja auch!
Blous dass was sachst ...

Bei der Umspuranlage wird nach den Kosten gefragt, aber etliche km Dreischienengleis, inklusive komplexer Weichenanlagen mindestens in den Bahnhöfen Interlaken Ost und Spiez, das wäre nicht zu teuer?!
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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guru61
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Re: [CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von guru61 »

Mühldorfer hat geschrieben: 13 Jun 2022, 19:20 Und wie ist das finanziell? Bringen die Luxuszüge genügend Einnahmen mit Hochpreistickets um den zusätzlichen Aufwand mit Gewinn zu tragen?

Ist eine Alternative Umsteigen bahnsteigsgleich wirklich dem Klientel unzumutbar? Ein Dreischienengleis um Brünigbahn mit dem Genfer See zu verbinden ginge ja auch!
Ja, weisst du:Das Dreischienengleis ist seit 1917 im Gespräch.
https://www.ozdoba.net/mob/netz/mob_3schiene_d.html
Und am Schluss rechnete man mit Kosten von 140 Millionen Franken. Was sicher zu wenig ist, wenn man bedenkt, dass inzwischen das Behindertengleichstellungsgesetz kurz vor der Einführung steht. Man hätte also entweder deutsche Verhältnisse gehabt:
https://live.staticflickr.com/514/19019 ... 4906_b.jpg
Oder, was wahrscheinlicher ist, auf den Stationen eigene Perrons bauen müssen. Denn die Verbindung wird ein Teil des OeVs übernehmen. Präjudiz wird der Zwang des BAVs sein, beim Bernina Express die Allegras für Otto Normalverbraucher freizugeben, wenn es Abgeltungen gibt.
Dazu kommt noch,dass Spiez, als Zufahrsbahnhof zum Lötschberg Basis- und Bergstrecke einen aussserordentlich dichten Verkehr aufweist und daher für die Abkreuzung vom Simmental zur Thunerseebahn, eine Ueberwerfung braucht oder eine unterirdische Führung.
Hier in Folie 5 beschrieben:
https://www-docs.b-tu.de/fg-eisenbahn/p ... 5.2011.pdf
Damit ist man schon bei 250 Millionen.
Hier übrigens der Grafische Fahrplan von Spiez (SP), ohne die Simmenthalbahn.
https://www.fahrplanfelder.ch/fileadmin ... 2/G351.pdf
Mit dem Umspuren hat man die Möglichkeit bei Unregelmässigkeiten jedes Perrongleis zu nutzen. Die Transitgüterzüge sind mitunter nicht besonders pünktlich.
Weiter Unten steht übrigens, dass lediglich die 21 Mio Franken Mehrkosten über zusätzliche Fahrgäste generiert werden müssen.
Und das Umsteigen der Klientel:
Viele Fahrgäste kommen aus dem Asiatischen oder USA Raum. da sowohl die Region Gensfersee, Berner Oberland und Luzern belliebte Destinationen sind, ist eine Umsteigeverbindung ein Hindernis, vor allem mit Gepäck.
Das sieht man zum Beispiel auch an der Furka Bergstrecke, wo Deutche Touristen gerne mit dem Bus anreisen, obwohl die Anschlüsse in Göschenen und Andermatt nach Realp nicht schlecht sind.
Sollte sich das Konzept bewähren, wird sicher dreinst eine weitere Verbindung nach Luzern möglich sein.
Die Drehgestelle sind so konstruiert, dass eine Zahnradbremse möglich wäre.
https://www.schienenfahrzeugtagung.at/d ... ss_Gyr.pdf
(Folie22)
Unter Umständen könnte sogar der Zahradteil nach Luzern verschwinden:
https://www.luzernerzeitung.ch/zentrals ... ld.2165151
Wie man sieht, sind in der Schweiz die Schmal- und Zahnradbahen sehr aktiv.
Eine Fundgrube betreffend der Tätigkeiten findet man bei den Berichten der Järlichen IHRus- Tagung im Verkehrshaus.
http://www.ihrus.ch/
Schmalspur ist in der Schweiz so akzeptiert, dass man nicht mal mehr im Kursbuch es für nötig findet, sie zu kennzeichnen.
Gruss Guru
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Mühldorfer
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Re: [CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von Mühldorfer »

guru61 hat geschrieben: 14 Jun 2022, 07:10 Das sieht man zum Beispiel auch an der Furka Bergstrecke, wo Deutche Touristen gerne mit dem Bus anreisen, obwohl die Anschlüsse in Göschenen und Andermatt nach Realp nicht schlecht sind.

Oder weil die Busreise deutlich billiger wird. Der Veranstalter ist auch freier mit der Hotelauswahl. Publikum für solche Reisen ist 60+ zum großen Teil, 1500m Fussweg vom Bahnhof zu einem Hotel überfordern da schon viele.
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guru61
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Re: [CH]Die Umspuranlage in Zweisimmen

Beitrag von guru61 »

Mühldorfer hat geschrieben: 27 Jul 2022, 18:22
Oder weil die Busreise deutlich billiger wird. Der Veranstalter ist auch freier mit der Hotelauswahl. Publikum für solche Reisen ist 60+ zum großen Teil, 1500m Fussweg vom Bahnhof zu einem Hotel überfordern da schon viele.

Tja: Berge sind eben nicht für Rollstuhlfahrer da!
Abgesehen davon: zum Posthotel Realp sind es 350 Meter:
https://s.geo.admin.ch/99736cd6d2
Die Schweiz ist nun mal kein Geiz ist Geil Land!
Gruss Guru
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