Der 9 Euro Ticket Trip im Sommer 22 - 2 Tage über schöne deutsche Strecken

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kölner111
Jungspund
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Der 9 Euro Ticket Trip im Sommer 22 - 2 Tage über schöne deutsche Strecken

Beitrag von kölner111 »

Mit dem 9-Euro-Ticket über die schönsten Bahnstrecken im Südwesten

Vorab: leider keine Fotos dabei, ich hab im Herbst mein Handy mit allen Zug- und Lokfotos verloren.

Mit etwas Verspätung eine kleiner Reisebericht. Der Plan war eigentlich simpel, aber benötigte dann doch etwas Zeit für eine gute Planung. Möglichst viele schöne Bahnstrecken im nicht zu weit entfernten Südwesten (Rh.-Pf., Ba.-Wü.). Leider wurde ein paar Tage vorher die grandiose Schwarzwaldbahn komplett für den Verkehr geschlossen – diese Strecke sollte ursprünglich auf jeden Fall dabei sein. So entfiel dann also die etwas weitere Streckenplanung über Freiburg, und ich konnte mich auf etwas weiter nördlich gelegene Strecken konzentrieren.
Eine Recherche in Bahnforen (auch hier) erbrachte dann Klarheit über die zu besuchenden Strecken.
Los ging es mit einer 10minütigen Verspätung um 10:06 am Hbf. Köln - die Mittelrheinbahn RB26 Richtung Mainz war noch leer, sie fuhr ja erst in Deutz los – die Platzwahl also verschwenderisch einfach: Hauptsache links am Fenster, wegen des Rheintals. Erst nach und nach – vor allem in Bonn - füllte sich die Bahn. Natürlich bin ich diese Strecke schon des Öfteren gefahren - aber bisher immer im Fernverkehr. Die RB hält ja fast an jedem Haltpunkt und Bahnhof - man bekommt durch die viel niedrigere Geschwindigkeit auch mehr mit von den Städtchen am Rhein. Wenn es dann Richtung Andernach und St. Goar geht, wird es unwirklich schön, zumal bei strahlendem Sommerwetter - ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Bahnstrecke eine der schönsten der Welt ist, und die schönste in Deutschland sowieso. Selbst beim fünften oder sechsten Dahingleiten durch das Mittelrheintal überwältigt einen die Schönheit des Tals, der Hänge, der Städtchen und Burgen.
In Boppard verließ ich die RB26, um gleich gegenüber in die Hunsrückbahn zu hüpfen, die ein paar Minuten später, mit Schülern und Wanderern bepackt, pünktlich Richtung Emmelshausen losfuhr. Dieser Aufstieg in den Hunsrück, Fahrzeit ca. 20 Minuten, wird als steilste Adhäsionsbahn Deutschlands geführt (also eine klassische Rad-Schienen-Bahn ohne Zahnrad). Es geht wirklich spürbar steil direkt hinter Boppard den Berg hinauf, und über mehrere Tunnel und wunderschöne Viadukte erreichte die kleine RB dann Emmelshausen.
Ich blieb gleich im Zug um vorne einen Platz für die Rückfahrt zu ergattern - in diesem Triebfahrzeug kann man dem Triebfahrzeugführer über die Schulter schauen und sogar nach vorne raus mitfilmen. Hab ich gemacht, leider alles futsch :|
In gebremstem Tempo glitt die RB dann pünktlich um 12.31 Uhr runter ins Rheintal; kurz vor Boppard ergeben sich von der linken Seite tolle Blicke auf den Rhein!

Dann hieß es warten auf den RE Richtung Frankfurt, der mich nach Ingelheim bringen sollte. Mit 5 minütiger Verspätung fuhr er in Boppard ein - und der erste 9 Euro Ticket-Schock als sich die Türen öffneten - dicht gedrängt standen dort die Passagiere. Ich trotzdem rein, rechts in den Gang - und siehe da, dort war es gar nicht so schlimm, und es war sogar noch ein Fensterplatz frei an der linken (Rhein-)Seite. 2 mal meldete sich dann ein sichtlich verärgerter Zugführer, weil es einigen Reisenden nicht gelingt, die Lichtschranken freizumachen - nochmal 5 Min Verspätung dazu. Aber anscheinend waren die Passagiere lernwillig, denn bei den nächsten Stopps ging es zügig weiter. Das Rheintal bis Bingen lag weiterhin im herrlichsten Sonnenschein, eine Rheinromantik wie im Bilderbuch. Hinter Bingen verlässt die Strecke dann den Rhein , und ich musste ja eh in Ingelheim raus.

Das nächste Highlight sollte der RegionalExpress Richtung Saarbrücken sein, der sich durch das wunderbare Nahetal schlängelt. Die Nahetalbahn wurde in den Foren hochgelobt, und Recht hatten sie. Pünktlich verließ der RE3 Ingelheim, schnell war Bad Kreuznach erreicht, wo er auf die Nahetalbahnstrecke stieß. Hinter Bad Kreuznach fährt man dann im Nahetal, welches sich erst verengt, von felsigen Höhen eingerahmt. Es werden beschauliche Dörfer passiert, das Tal weitet sich, man betrachtet die unzähligen weinrebenbedeckte Steilhänge und Winzerbetriebe. Später wird es sogar mittelgebirgig, mehrere Tunnel werden durchfahren, die Nahe kreuzt die Strecke insgesamt 13 mal, hier kann man von Eisenbahnromantik sprechen. Tolle strecke, sehr empfehlenswert! Über Idar-Oberstein gelangt man schließlich ins Saarländische, die Landschaft wird flacher, und in Neunkirchen (Saar) war für mich der RE3 zu Ende.
Nur 3 Minuten Umsteigezeit zur RB nach Homburg? Da hier im Ländlichen alles so pünktlich abfährt, war sogar das kein Problem, einmal durch den Bahnhof gelaufen (das Gebäude liegt irgendwie zwischen den Gleisen) und schon fuhr die RB Richtung Homburg ein. Aber warum heißen die Gleise 1 und 2 dort 25 und 26??
Nach 12 Minuten war Homburg, die Endstation schon erreicht. Da ich gut in der Zeit lag, gönnte ich mir erstmal beim Bäcker vorne am Bahnhof einen Cappuccino und ein Stück Kuchen - kleine Stärkung für den Rest des ersten Tages. Ein Blick auf den Abfahrtsplan zeigt mir dann, dass in 3 Minuten ein Zug Richtung Kaiserslautern fährt - auf geht‘s! Mit einer kleinen 5minütgen Verspätung ging es dann 3 Stationen bis Landstuhl – ein nie gehörter Ort, aber mit recht großem Bahnhof. Dort habe ich auch nur ungefähr 15 Minuten auf die letzte RB für heute gewartet, die durch die Östliche Pfälzer Moorniederung rauf nach Ramstein fährt. Nur eine Station, und das wars für heute.
Ramstein - da kommt man ja sonst nie hin, dachte ich mir. Als großer Rammstein-Fan :lol: und durchaus interessiert am Militärischen, ist dies natürlich ein treffender Übernachtungsort. Der erste Eindruck: in Ramstein ist wirklich alles zweisprachig deutsch englisch ausgeschildert, selbst im Edeka! Die Airbase ist hier dermaßen präsent - ständig laufen einem auch Angehörige der US-Streitkräfte über den Weg. Interessantes Flair!

Eine abendliche Joggingrunde durch den Ort am Fluß vorbei durch den Wald brachte mich dann doch tatsächlich bis vor die Tore der Airbase. Das Fotografieren der Einfahrt – von weiter weg – fiel dem Wachhabenden natürlich sofort auf. No photo!! Alright! Nach einer entspannten Nacht im Hotel Anna (übrigens nette Inhaberin, die mir mit einem Ladekabel aushalf, und eine schöne Terrasse für ein Feierabendbier) ging es am nächsten Morgen recht früh – nach der Proviantauffrischung im örtlichen Netto – zum Bahnhof, um um 7.30 Uhr zurück nach Landstuhl zu juckeln.

Der nächste Regionalexpress fuhr dann nach Mannheim – meine Richtung, um die schöne Pfälzische Ludwigsbahn zu fahren, die sich hinter Kaiserslautern idyllisch und kurven- und mit 13 Tunneln auch tunnelreich vorbei an kleinen Städtchen durch die Pfalz Richtung Neustadt /Weinstr. schlängelt. Sehenswert! Hinter Neustadt wird es dann flacher, es geht durch riesige Weinbaugebiete Richtung Mannheim.

Nach kurzem Aufenthalt dort ging es mit der S2 gemütlich weiter am schönen Heidelberg vorbei und unter dem Königsstuhl hindurch in einem immerhin 2,5 km langen Tunnel ins das beschauliche Neckartal, welches ebenfalls eine Augenweide ist. Aber nur bis Eberbach, dort hatte ich eine halbe Stunde Aufenthalt für ein paar Fotos.
Weit hinten am Nebengleis wartete dann die Odentalbahn auf wenige Fahrgäste. Diese eingleisige Strecke – Richtung Norden - ist wirklich ein Gedicht für Eisenbahn-Fans. Betrieben wird die Strecke von VIAS, eingesetzt werden Dieseltriebzüge von Bombardier. Zitat Wikipedia: „Die Strecke ist in ihrer Gesamtlänge ein Kulturdenkmal. Sie ist … besonders in ihrem südlichen Teil landschaftlich sehr reizvoll: zwischen Erbach und Eberbach handelt es sich um eine Gebirgsstrecke mit zahlreichen Kunstbauten. Das Himbächelviadukt mit einer Gesamtlänge von 250 Metern und einer Maximalhöhe von 40 Metern über Terrain, das Haintalviadukt mit einer Länge von 173 Metern sowie zwei 60 Meter lange weitere Viadukte über den Rindengrund und das „kurze Tal“ sind dabei die eindrucksvollsten Viadukte und Brücken.“ Sollte man mal gefahren sein!

Eigentlich war mein Plan in Reinheim auszusteigen – und bisher hatte ja auch alles erstaunlich super geklappt. Aber nun mein einziger doofer Fehler: ich bin eine Station zu früh raus, in Otzberg-Lengfeld, keine Ahnung, war in Gedanken. Leider kommt von von dort so gar nicht weg, weit und breit : nichts. Also hieß es: 20 Minuten warten auf die Gegenbahn, dann bis Groß Umstadt-Wiebelsbach (diese Ortsnamen!!) zurück, dort nochmal abhängen – leider nirgends ein Kiosk oder Cafe …. Und dann die nächste Odentalbahn um endlich nach Reinheim zu gelangen! Geht doch. Leider eine Stunde oder so verloren…

In Reinheim ging es dann rüber zur Bushaltestelle, um mit Bus 693 über Reichelsheim (dort nochmal umsteigen!) nach Fürth (Odw.) zu gelangen, eine nette Reise mit ein paar Schulkindern durch den Odenwald, mit viel Lokalkolorit. Busfahren ist zwar nicht so meins, aber war ja alles mit drin im 9 EUR-Ticket…
In Fürth steht ein schönes altes Bahnhofsgebäude; die eingleisige Schnitztalbahn führt gemächlich und recht pittoresk südwärts bis ins 30 Minuten entfernte Weinheim.

Weinheim/Bergstr.: Beginn der Rückfahrt nach Köln. Nochmal kurz stärken mit Kaffee und Snacks im Bahnhof, und mit Verspätung fuhr dann der RE 60 Richtung Frankfurt ein. Kein gutes Omen, denn der voll besetzte Zug kam dann mehrfach zu stehen, die Verspätung wuchs und wuchs zwischen Darmstadt und Frankfurt. In Frankfurt schnell irgendeine Bahn bis Mainz genommen, und dann in Mainz – es wurde schon abend- wieder die von TransRegio betriebene Mittelrheinbahn RB26 genommen, die die lange Strecke bis Köln wieder gemächlich am von der untergehenden Sonne beschienenen Rhein entlang fuhr. Weil’s so schön war, ein zweites Mal… Die RB26 dürfte eine der längsten RB-Linien überhaupt sein, und ich saß vom ersten bis zum letzten Bahnhof drin. Gegen 22.30 wieder am Dom gewesen. 2 Tage auf Schienen – sollte erst mal reichen!
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Entenfang
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Re: Der 9 Euro Ticket Trip im Sommer 22 - 2 Tage über schöne deutsche Strecken

Beitrag von Entenfang »

Ah, da hast du mir gute Inspiration für die Zukunft gegeben, abgesehen vom Mittelrheintal fehlen mir so ziemlich alle der von dir besuchten Strecken. Danke fürs Mitnehmen und sehr schade, dass deine Fotos verlorengegangen sind.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: Der 9 Euro Ticket Trip im Sommer 22 - 2 Tage über schöne deutsche Strecken

Beitrag von 218217-8 »

Nette Idee, diese Zwei-Tages-Runde und danke für den Bericht! Tatsächlich bin auch ich bisher noch auf den wenigsten dieser Strecken gefahren: Linke Rheinstrecke klar (aber auch nur im Fernverkehr), Neckartal auch klar, ist ja meine Heimat. Odenwaldbahn noch im lokbespannten (BR 216) D-Zug Stuttgart - Frankfurt, natürlich damals auch schon ein landschaftliches und streckenbauliches Highlight! Die Weschnitztalbahn (da ist dir wohl das "We" verlorengegangen ...) mit dem Schienenbus. So gesehen könnte ich die ganze Runde fahren und auch noch bzw. wieder viel Neues sehen.
kölner111
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Re: Der 9 Euro Ticket Trip im Sommer 22 - 2 Tage über schöne deutsche Strecken

Beitrag von kölner111 »

218217-8 hat geschrieben: 03 Apr 2023, 00:43 Nette Idee, diese Zwei-Tages-Runde und danke für den Bericht! Tatsächlich bin auch ich bisher noch auf den wenigsten dieser Strecken gefahren: Linke Rheinstrecke klar (aber auch nur im Fernverkehr), Neckartal auch klar, ist ja meine Heimat. Odenwaldbahn noch im lokbespannten (BR 216) D-Zug Stuttgart - Frankfurt, natürlich damals auch schon ein landschaftliches und streckenbauliches Highlight! Die Weschnitztalbahn (da ist dir wohl das "We" verlorengegangen ...) mit dem Schienenbus. So gesehen könnte ich die ganze Runde fahren und auch noch bzw. wieder viel Neues sehen.
Ups tatsächlich das "we" vergessen"....
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