Bahnstreiks 2023/2024

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146225
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

Dass die GdL nicht nur für Tf verhandelt, sondern letztendlich für das gesamte Spektrum der Berufe unter dem Schlagwort "Betriebseisenbahner" ist nur einer von vielen Aspekten, welcher in der laufenden Debatte (medial) deutlich zu kurz kommt.
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Cloakmaster
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

Mag wohl daran liegen,. daß die GDL immer wieder als eher kleine Spartengewerkschaft, die eben (fast) ausschließlich Lokführer vertritt, bezeichnet wird.
Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

Sind Zugbegleiter überzählig, treten sie ihre Schichten an, machen dann aber Bereitschaft. Und es streiken auch einige von ihnen mit.
Vereinzelt auch Fahrdienstleiter, Disponenten, Mitarbeiter der Werkstätten und Borgastronomie.
Ist das jetzt dann ausgestanden ist erstmal wieder Ruhe, auch die EVG hat einen gültigen Vertrag.

Das L im Namen der GDL ist seit vielen Jahren nur noch ein Name.
andreas
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von andreas »

wie lange läuft den so ein Tarifvertrag? Ein Jahr? Zwei? Beim nächste mal wirds dann um die 4 Tage Woche gehen....
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

Martin H. hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:41 Sind Zugbegleiter überzählig, treten sie ihre Schichten an, machen dann aber Bereitschaft.
.
Das heisst, sie sitzen ihren Arbeitstag am Bahnhof ab, und warten was passiert?

Das spannende an dem System ist ja, daß quasi ganz Deutschland als Arbeitsplatz in Frage kommt. Wenn man also Pech hat, sitzt man gerade irgendwo im Lande gestrandet, und weiß nicht, wann man mal wieder nach Hause kommt, um die Blumem zu gießen? Ein alter Schlukamerad von mir ist bei der Lufthansa. Und der erzählt, die LH braucht nach einem Streik oft mehrere Tage, um Material und Personal wieder dort hin zu bringen, so sie benötigt werden. Bei der Bahn wir es ähnlich kompliziert sein.

Und es streiken auch einige von ihnen mit.
Vereinzelt auch Fahrdienstleiter, Disponenten, Mitarbeiter der Werkstätten und Borgastronomie.
haben die den alle den gleichen Tarif?
Ist das jetzt dann ausgestanden ist erstmal wieder Ruhe, auch die EVG hat einen gültigen Vertrag.

Das L im Namen der GDL ist seit vielen Jahren nur noch ein Name.
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BahnMarkus
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von BahnMarkus »

Cloakmaster hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:36 Mag wohl daran liegen,. daß die GDL immer wieder als eher kleine Spartengewerkschaft, die eben (fast) ausschließlich Lokführer vertritt, bezeichnet wird.
Nein. Das liegt daran, dass sie "GdL" heißt und das "L" für "Lokführer" steht und eben nicht für was Anderes. Auch ich bin bis jetzt auf diesen Fehler reingefallen.
Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

Cloakmaster hat geschrieben: 12 Mär 2024, 13:03
Martin H. hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:41 Sind Zugbegleiter überzählig, treten sie ihre Schichten an, machen dann aber Bereitschaft.
.
Das heisst, sie sitzen ihren Arbeitstag am Bahnhof ab, und warten was passiert?
Quasi, ja. Oder geben den Fahrgästen Auskünfte wie sie weiterkommen, unterstützen in den fahrenden Zügen. Nach Plan läuft da eh nix, wer sich meldet zum Dienstbeginn wird auf Arbeit verteilt, und dann schaut man was man fahren kann, oder macht Bereitschaft.
Cloakmaster hat geschrieben: 12 Mär 2024, 13:03 Das spannende an dem System ist ja, daß quasi ganz Deutschland als Arbeitsplatz in Frage kommt. Wenn man also Pech hat, sitzt man gerade irgendwo im Lande gestrandet, und weiß nicht, wann man mal wieder nach Hause kommt, um die Blumem zu gießen? Ein alter Schlukamerad von mir ist bei der Lufthansa. Und der erzählt, die LH braucht nach einem Streik oft mehrere Tage, um Material und Personal wieder dort hin zu bringen, so sie benötigt werden. Bei der Bahn wir es ähnlich kompliziert sein.
Grade im Fernverkehr unter Umständen ja. Zumindesst Personal kann sich aber im begrenzten Rahmen Richtung Heimat bewegen, auch streikendes Personal.
Cloakmaster hat geschrieben: 12 Mär 2024, 13:03
Martin H. hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:41Und es streiken auch einige von ihnen mit.
Vereinzelt auch Fahrdienstleiter, Disponenten, Mitarbeiter der Werkstätten und Borgastronomie.
haben die den alle den gleichen Tarif?
Mehr oder minder, den gleichen Tarifvertrag mit verschiedenen Lohntabellen und Regelungen zu Zuschlägen etc., aber der Grundvertrag wäre der gleiche.
Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

andreas hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:44 wie lange läuft den so ein Tarifvertrag? Ein Jahr? Zwei? Beim nächste mal wirds dann um die 4 Tage Woche gehen....
Im Schnitt zwei Jahre. Ist aber auch Gegenstand der Verhandlungen.
Da präsentiert die DB übertrieben gesagt gerne mal 15 Prozent mehr lohn, bei fünf Jahren Laufzeit aber gar nicht mehr so viel.
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Lobedan
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Lobedan »

andreas hat geschrieben: 12 Mär 2024, 12:44 wie lange läuft den so ein Tarifvertrag? Ein Jahr? Zwei? Beim nächste mal wirds dann um die 4 Tage Woche gehen....
Wenn man mal die diesen Winter bereits geschlossenen Verträge bei 28 privaten EVUs nimmt: Die Arbeitszeit-Komponenten des Vertrags laufen je nach EVU bis 2028 bzw. 2029, je nachdem, ob die schrittweise Verkürzung bei 38 oder 39 Wochenstunden beginnt. Die finanziellen Komponenten waren mit 12 Monaten gefordert, abgeschlossen wurden sie mit 24 Monaten. Da bei fast allen EVUs die Verträge aber bereits letzten Sommer ausgelaufen sind, liegt die reale Laufzeit ab Vertragsschluss bei rund 18 Monaten.
Was mit der DB geschlossen wird, muss man erstmal abwarten. Im Moderatorenvorschlag war man bei 30 Monaten, also auch noch weit von der Forderung 12 Monate bzw. den bisherigen Abschlüssen 24 Monate entfernt. Und auch finanziell noch weit von der Forderung 550 € bzw. den bisherigen Abschlüssen 420 € entfernt, da der Vorschlag nicht das monatliche Tabellenentgelt erhöhen will, sondern analog des letztjährigen EVG-Abschlusses das Jahrestabellenentgelt.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von ET 415 »

Schärfere Regeln nach den GDL-Streiks?

Das hat die GDL von der Streik-Geilheit ihres Chefs. Die anderen Gewerkschaften werden sich bedanken...
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Jean
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Jean »

ET 415 hat geschrieben: 12 Mär 2024, 14:05 Das hat die GDL von der Streik-Geilheit ihres Chefs. Die anderen Gewerkschaften werden sich bedanken...
Ist doch immer so. Wenn einer Blödsinn macht oder etwas übertrieben ausnutzt müssen alle darunter leiden...
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Iarn »

Denke auch, das wird Idee GDL gegenüber der anderen Gewerkschaften weiter isolieren.

Hier ist übrigens ein meiner Meinung nach ganz gutes Interview mit einem Tarifpolitik Experten. https://www.n-tv.de/wirtschaft/Habe-nie ... 99613.html

Da es Weselsks letzter Arbeitskampf ist, geht es nicht darum, langfristige Ziele durchzusetzen, sondern ihm jetzt ein Denkmal zu setzen, dass die Maxkmalforderubgen durchgesetzt werden sollen. 80 oder 90% reicht ihm nicht, er will alles.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von ET 415 »

Schön, dass ich mit meinen Ansichten nicht alleine bin. Hoffentlich setzen sich die Erkenntnisse, die ich hier schon öfter dargelegt habe, für die ich von GDL-Mitgliedern und -Anhängern angefeindet wurde und die nun gottseidank auch ein Tarifexperte teilt (!), irgendwann auch in der GDL durch, zumindest in der Basis.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

Das könnt ihr gerne behaupten, ist ja eure Freiheit - so wie es die Freiheit der Eisenbahner und Eisenbahnerinnen ist, sich auch weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Aber natürlich, wenn Weselsky endlich weg ist, wird es nie wieder Tarifkonflikte geben, nirgendwo. Ganz sicher.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von rautatie »

146225 hat geschrieben: 12 Mär 2024, 16:56 Aber natürlich, wenn Weselsky endlich weg ist, wird es nie wieder Tarifkonflikte geben, nirgendwo. Ganz sicher.
Ich glaube, das hat keiner gesagt oder gemeint. Aber ohne Weselsky könnten zukünftige Tarifkonflikte vielleicht in konstruktiverer Weise geklärt werden.
Wo ist das Problem?
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gmg
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von gmg »

218 466-1 hat geschrieben: 11 Mär 2024, 02:32 Im Fernverkehr und bei Cargo gibt es keine Ausschreibungen.
Stimmt! Warum eigentlich nicht?
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218 466-1
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 218 466-1 »

Es wird immer so getan, als ob die GDL das Land lahmlegt. Angesichts des ausbleibenden Verkehrschaos, kann davon keine Rede sein.
Bei EVG-Streiks ging gar nichts mehr und da gab es keine Kritik. Warum? Weil die besser informiert haben und wissen, wie man vor der Kamera auftreten muss.
Was man Weselsky vorwerfen kann, ist schlechte PR-Arbeit. Er kommt vlt. etwas zu arrogant rueber. Ein Pressesprecher haette der GDL gut getan.
Legitime Gruende, die die Ablehnung des Moderatorenvorschlag glaubhaft nach aussen getragen haetten, wie das die 36h durch Wegfall von Urlaubstagen unterm Strich keine Verkurzung der Arbeitszeit waren, hat Weselsky gar nicht erwaehnt, sondern nur kurz von "merhrerer anderer Nachteile" geredet. Mit besserer PR und damit besserem Verstaendnis der Fahrgaeste und Politiker, wurde die Kritik wohl mehr Richtung DB gehen.
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218 466-1
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 218 466-1 »

gmg hat geschrieben: 12 Mär 2024, 17:20 Stimmt! Warum eigentlich nicht?
Weil das 1993 so beschlossen wurde und diese Verkehre aufgrund anderer (teurerer) Tarife und weitgehend Begrenzung auf Magistralen, sowie deutlich besserer Auslastung, ohne staatliche Subventionen auskommen - anders als der hochdefiziaere Regionalverkehr, der oft warme Luft ueber Wald- und Wiesenbahnen kutschiert(e).
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

rautatie hat geschrieben: 12 Mär 2024, 17:01 Ich glaube, das hat keiner gesagt oder gemeint. Aber ohne Weselsky könnten zukünftige Tarifkonflikte vielleicht in konstruktiverer Weise geklärt werden.
Weil Martin Seiler auch so ein friedliches Unschuldslamm ist, der nur das Beste für alle DB-Mitarbeitenden möchte. Komischerweise scheinen die ihn aber nicht so recht verstehen zu können. Die auch heute wieder ungebrochen hohe Streikbeteiligung legt erneut Zeugnis von deren anhaltenden Unmut ab.

Ich würde auf die Position der DB eher zustimmend reagieren können, wenn das ein tadellos funktionierendes Unternehmen ohne jegliche Personalsorgen wäre. Dass die Realität auf deutschen Gleisen eine ganz andere ist, wissen wir aber auch alle.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von ET 415 »

Nochmal: Warum wechselt ihr dann nicht alle zu den Privatbahnen, wenn dort angeblich alles besser ist?
Das könnt ihr gerne behaupten, ist ja eure Freiheit - so wie es die Freiheit der Eisenbahner und Eisenbahnerinnen ist, sich auch weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.
Da hat - zumindest hier im Forum - niemand etwas dagegen. Ich habe aber etwas dagegen, wenn dieses Recht von einem Gewerkschaftsführer zur Selbstverwirklichung missbraucht wird, auch wenn du ihn auf Teufel komm raus verteidigst.
Die auch heute wieder ungebrochen hohe Streikbeteiligung legt erneut Zeugnis von deren anhaltenden Unmut ab.
Wie hoch ist sie denn? Hast du dafür auch eine Quelle?

Und: Ob die Streikbeteiligung nach den heute wieder laut gewordenen Forderungen/Ankündigungen nach einer Einschränkung des Streikrechts so hoch bleibt? Ich glaube kaum.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

ET 415 hat geschrieben: 12 Mär 2024, 18:05 Wie hoch ist sie denn? Hast du dafür auch eine Quelle?
Auf jeden Fall hoch genug, dass es bemerkt wird. Sonst würde ja nicht jedes Käseblatt und jede noch so windige Nachrichtenseite im Netz darüber berichten.
Und: Ob die Streikbeteiligung nach den heute wieder laut gewordenen Forderungen/Ankündigungen nach einer Einschränkung des Streikrechts so hoch bleibt? Ich glaube kaum.
Das glaube ich kaum, dass das abschreckend wirkt - eher treibt das bislang noch nicht organisierte Arbeitnehmer "problematischer" Branchen in die Gewerkschaften, denn gemeinsam ist man nun mal stärker als allein. Und ausgesprochen sind solche Forderungen nach Einschränkungen von Rechten freilich schnell, und gerne lautstark von den immer gleichen (arroganten) üblichen Verdächtigen, sie hinterher aber auch umzusetzen, und zwar verfassungskonform, das dürfte ungleich schwieriger werden. Denn über den Artikel 9, Absatz 3 des Grundgesetzes ist letztlich der Arbeitskampf ein Grundrecht, und um dieses wirksam einschränken zu dürfen, müsste ein höherrangiges Grundrecht erheblich gefährdet sein. Welches, bitte sehr, wäre das denn gleich bei den Eisenbahnern? Kleiner Tipp: wirtschaftliche Schäden, Hass auf bestimmte Organisationen oder "Mir gefällt das nicht!!!" sind dafür nicht wirklich ausreichend. Wer einen solchen Schritt gehen möchte, dürfte alle Gewerkschaften als seine Gegner haben, plus der rechtlichen Hürden: vermintes Gelände, deswegen dürfte sich die Politik da nicht wirklich jenseits der markigen Worte ernsthaft ran trauen.

Weil wir gerade bei Rechtsthemen sind: vor Gericht ist die Deutsche Bahn jedenfalls auch im Berufungsverfahren gescheitert, die von der GdL durchgeführten Streiks bewegen sich also innerhalb des aktuell rechtlich zulässigen Rahmens.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

146225 hat geschrieben: 12 Mär 2024, 18:31
Weil wir gerade bei Rechtsthemen sind: vor Gericht ist die Deutsche Bahn jedenfalls auch im Berufungsverfahren gescheitert, die von der GdL durchgeführten Streiks bewegen sich also innerhalb des aktuell rechtlich zulässigen Rahmens.
Wobei man gerade auch dadurch zu dem Schluss gekommen ist, daß der aktuell rechtlich zulässige Rahmen zu weit gesteckt ist, und künftig enger zu schnüren ist.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Lobedan »

Wurden solche Rufe aus gewissen politischen Kreisen nicht nach jedem längeren Streik laut? Ist doch am Ende eh nur mal wieder Wahlkampfgetöse. Die Mehrheit für eine Grundgesetzänderung bekommen diese Parteien so schnell nicht zusammen und mit einer SPD in der Regierung wird es ebenfalls nicht möglich sein.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

Der Rahmen für eine solche Änderung ist nach meinem Verständnis auch sehr eng gesteckt, weil man Mitarbeitende bei der Eisenbahn, selbst bei Definition als "kritischer Infrastruktur" eben nicht so leicht wie z.B. medizinisches Personal in ihren Rechten im Sinne des Art. 9 GG begrenzen darf. Bei medizinischem Personal ist die Sache klar, da steht das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit als höherrangiges Grundrecht darüber, welches beachtet werden muss. Aber bei der Eisenbahn? Wie gesagt, wirtschaftliche Interessen (egal von wem) alleine sind nicht ausreichend. Somit kann also allenfalls eine relativ "weiche" Verpflichtung, dass vor dem Streik eine definierte neutrale Schlichtung erfolglos absolviert werden soll, verfassungskonform sein.

Davon ab wird jegliche Bundesregierung einen Teufel tun, die Eisenbahn als kritische Infrastruktur gesetzlich festzulegen - am Ende klagt noch jemand erfolgreich darauf, dass diese Infrastruktur dann vom Bund als Eigentümer auch angemessen instandgehalten und mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet werden muss?! Oh Hölle, Hölle, Hölle...
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von AK1 »

Lazarus hat geschrieben: 11 Mär 2024, 21:27
AK1 hat geschrieben: 11 Mär 2024, 21:23 Es sind auch schon Streiks verboten worden. Aber der Hobbyjurist in Pasing hat es natürlich gewusst, wie die Entscheidung ausfällt.
In dem Fall ja. Weil die Klatsche war absehbar. Das Grundgesetz ist nun mal eindeutig. Schon vergessen, das es sogar eine erfolgreiche Urabstimmung gab?
Was Du nicht sagst... Ohne Urabstimmung gäbe es keinen Streik.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

146225 hat geschrieben: 12 Mär 2024, 19:54 Der Rahmen für eine solche Änderung ist nach meinem Verständnis auch sehr eng gesteckt (...)

Davon ab wird jegliche Bundesregierung einen Teufel tun, die Eisenbahn als kritische Infrastruktur gesetzlich festzulegen - am Ende klagt noch jemand erfolgreich darauf, dass diese Infrastruktur dann vom Bund als Eigentümer auch angemessen instandgehalten und mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet werden muss?! Oh Hölle, Hölle, Hölle...
Ja, da bin ich durchaus bei dir. Wobei eine Regelung, daß es zusätzlich zur Urabstimmung eine gescheiterte Schlichtung braucht, schon recht weit ginge. Da kann man ja ewig schlichten und schlichten, bis das Scheitern amtlich anerkannt ist.

Andererseits könnten Vorschriften, für einen "eingeschränkten Streik" , der es der Bahn jederzeit ermöglicht, einen stabilen Notfahrplan aufzustellen jeden Streik praktisch wirkungslos machen - und das ist ja auch nicht Sinn der Sache.

---
Rein von dern Forderungen her muss ich sagen, daß ich dieses Dogma nach immer weniger Arbeitszeit am allerwenigsten verstehe - und das war schon bei der IG Metall so, die ja der Vorreiter der 35-Stunden-Woche war. Für mich fängt nach wie vor Vollzeit-Arbeit bei minimum 40 Stunden an, alles darunter ist nach meiner eigenen Arbeits- und Lebenserfahrung gebildeten Auffassung Teilzeit.

Nicht, daß ich nicht auch schon die vier-Tage-Woche kennen - und schätzen - gelernt habe, aber dann waren es eben auch geplante 12-Stunden-Schichten an jedem dieser Vier Tage, die sich bei Mehrbedarf auch auf 13 oder 14 Stunden verlängern konnten. Und das ganze auch an 365 Tagen im Jahr, in wechselnden Schichten: Mal früh, mal Spät, oder auch Teildienste mit "langer Mittagspause".

Und ich habe nicht den Eindruck, daß man sich bei der Arbeit in einem Zug wirklich kaputt arbeitet. Jede "normale" Gastro ist weitaus härter.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von BahnMarkus »

Cloakmaster hat geschrieben: 13 Mär 2024, 09:49Und ich habe nicht den Eindruck, daß man sich bei der Arbeit in einem Zug wirklich kaputt arbeitet. Jede "normale" Gastro ist weitaus härter.
In der Gastro fährt man aber auch nicht Tag für Tag hunderte von Menschen umher und muss dabei auch noch Angst haben, dass irgendwelche Vollidioten sich mit oder ohne ihre Schrottkarren vor die Züge oder sonst irgendwas auf die Gleise werfen
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

BahnMarkus hat geschrieben: 13 Mär 2024, 10:10
In der Gastro fährt man aber auch nicht Tag für Tag hunderte von Menschen umher und muss dabei auch noch Angst haben, dass irgendwelche Vollidioten sich mit oder ohne ihre Schrottkarren vor die Züge oder sonst irgendwas auf die Gleise werfen
Auch wenn das jetzt hart klingt: Dies nennt man Teil des Berufsrisiko eines Lokführer. Wer damit nicht klar kommt, hat schlicht den falschen Beruf gewählt.

Und ich bezweifle, daß diese Angst durch die 35-Stunden-Woche deutlich abnehmen würde.

In der Gastro hast du zusätzlich zur psychologischen Belastung auch noch die körperliche.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von BahnMarkus »

Du behauptest also ernsthaft, es sei "Berufsrisiko", dass andere Menschen Arschlöcher sind und damit unbeteiligte Personen in Lebensgefahr bringen?! Alles klar.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

BahnMarkus hat geschrieben: 13 Mär 2024, 10:55 Du behauptest also ernsthaft, es sei "Berufsrisiko", dass andere Menschen Arschlöcher sind und damit unbeteiligte Personen in Lebensgefahr bringen?! Alles klar.
ja, selbstverständlich ist es das. Als was nennst du es denn? "Undank der Welten Lohn?" "göttliches Schicksal"?

Wer sich als Soldat bei der Bundeswehr meldet, muss sich damit auseinandersetzen, in Ausübung seines Berufs zu töten, oder ggfs. selbst verwundet, oder gar getötet zu werden. Wer das nicht kann, ist als Soldat ungeeignet.

Wer sich bei der Polizei meldet, muss sich damit auseinander setzen, ggfs. von Gewalt gegen Polizisten betroffen zu sein, angespuckt, bepöbelt, oder getreten zu werden, nur weil man seinen Job macht. Wer damit nicht klar kommt, ist als Polizist ungeeignet.

Und wer Lokführer ist, muss sich darüber im klaren sein, daß die Möglichkeit besteht, daß ihm - absichtlich, oder nicht - schon rein statistisch gesehen früher oder später wenigstens einmal im Laufe der Karriere ein Lebewesen vor den Zug kommt, dem man nicht mehr ausweichen kann. Wobei es keine Rolle spielt, ob es sich dabei um ein Arschloch handelt, oder nicht. Diese Abwertung steht dir schlicht nicht zu.

Wer schon an der Angst davor zerbricht, ist als Lokführer von vorn herein ungeeignet. Das einen ein solches Ereignis - wenn es denn eintritt- zerbrechen kann, ist allerdings eine völlig andere Baustelle.

Ich persönlich habe mich bereits damit auseinander gesetzt, als ich nur erwägte, ggfs. eine Lokführerausbildung anzustreben.

Ebenso dachte ich sehr intensiv über das Töten und getötet werden, als es für mich - als Sohn in einer über viele Generationen gepflegten Soldaten-Familie - darum ging, (möglicherweise auch längerfristig) zur Bundeswehr zu gehen, oder doch den Kriegsdienst zu verweigern.

Wenn dir solche Gedanken völlig fremd sind, zeigt das doch nur, wie kalt und gleichgültig du gegenüber deiner Umwelt bist.
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