Bahnstreiks 2023/2024

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

Cloakmaster hat geschrieben: 13 Mär 2024, 09:49 Rein von dern Forderungen her muss ich sagen, daß ich dieses Dogma nach immer weniger Arbeitszeit am allerwenigsten verstehe - und das war schon bei der IG Metall so, die ja der Vorreiter der 35-Stunden-Woche war. Für mich fängt nach wie vor Vollzeit-Arbeit bei minimum 40 Stunden an, alles darunter ist nach meiner eigenen Arbeits- und Lebenserfahrung gebildeten Auffassung Teilzeit.

Nicht, daß ich nicht auch schon die vier-Tage-Woche kennen - und schätzen - gelernt habe, aber dann waren es eben auch geplante 12-Stunden-Schichten an jedem dieser Vier Tage, die sich bei Mehrbedarf auch auf 13 oder 14 Stunden verlängern konnten. Und das ganze auch an 365 Tagen im Jahr, in wechselnden Schichten: Mal früh, mal Spät, oder auch Teildienste mit "langer Mittagspause".

Und ich habe nicht den Eindruck, daß man sich bei der Arbeit in einem Zug wirklich kaputt arbeitet. Jede "normale" Gastro ist weitaus härter.
Die GDL verhandelt auch für die Bordgastronomie. U. a. für die Werkstätten wird ihr das immer noch völlig verwehrt. Die 35 Stunden mal außen vor, was sollen sie machen außer streiken wenn sie legitim für ihre Mitglieder Verträge abschließen dürfen, die DB sich aber weigert?

Ich gebe Dir recht, in der heutigen Zeit sollten 40 Stunden aber das Maximum sein. Jeder der mehr möchte, kann dies gegen Mehrbezahlung ja tun.
Und bei der Eisenbahn Gubt es leider nicht nur Früh, Spät und Nacht sondern ein wildes Durcheinander.
In einer Woche in sechs Tagen nur 35 Stunden, in der anderen in vier Tagen 42.
Das Arbeitszeitgesetz sieht die maximale tägliche Arbeitszeit von zehn Stunden vor, nicht ohne Grund. Durch Tricks sind bei der Bahn heute schon 12, teils 14 Stunden möglich, und die volle Konzentration muss aber bis zur letzten Sekunde gewährleistet sein.

Zugbegleiter, ich würde es nicht machen wollen.
Mir reicht da schon was ich so täglich am Rande mitbekomme. Letzten Samstag eine Kollegen nach einer 90-minütigen Fahrt, die haben mich kaputt gemacht, ich kann nicht mehr. O-Ton. Die Schicht ging aber noch weiter. Manchmal kann man es nicht verübeln wenn sie sich im hinteren Führerstand verbarikadieren.
Oder das Katz und Maus Spiel einiger Fahrgäste und Bedrohungen, auch gegen Lokführer. Davon steht auf den Hochglanzwerbeplakaten nichts.
So schön ich mir ältere Zeiten vorstelle, im Kopf, durch Filme, Dokus und Erzählungen, in einigen Punkten kann man ganz froh sein in der aktuellen Zeit zu leben.
Cloakmaster hat geschrieben: 13 Mär 2024, 10:35 ........
In der Gastro hast du zusätzlich zur psychologischen Belastung auch noch die körperliche.
Es gibt so einige Lokführerschichten die anstrengend sein können, von Altbau im Hochsommer mal abgesehen.
Ich war außerdem zwei Jahre als Lrf unterwegs, also mit Fernsteuerung alleine im Rangierdienst. Wenn die Werkstatt Feierabend hatte warst Du mehrere Stunden beschäftigt und das war sehr anstrengend, dann kommt ggf. noch ein Wagenwechsel an einem Personenzug dazu. Wahlweise bei Minusgraden oder 30 Grad im Schatten.
Alex101
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Alex101 »

Cloakmaster hat geschrieben: 13 Mär 2024, 09:49Rein von dern Forderungen her muss ich sagen, daß ich dieses Dogma nach immer weniger Arbeitszeit am allerwenigsten verstehe - und das war schon bei der IG Metall so, die ja der Vorreiter der 35-Stunden-Woche war. Für mich fängt nach wie vor Vollzeit-Arbeit bei minimum 40 Stunden an, alles darunter ist nach meiner eigenen Arbeits- und Lebenserfahrung gebildeten Auffassung Teilzeit.
Die 40-Stunden-Woche ist aber letztendlich auch nur eine willkürliche Festlegung. Zu Beginn der Industrialisierung war die Arbeitszeit überhaupt nicht begrenzt. Erst später wurde sie auf 60 und erst noch später auf 40 Stunden/Woche beschränkt.
Für den Traditionalisten können also auch 60 Stunden die wahre Vollzeit sein. Das ist für mich unterm Strich aber genauso wenig sinnvoll, wie jemanden, der heute lt. Tarif z. B. 38,5 Stunden arbeitet als Teilzeitangestellten zu bezeichnen.
Cloakmaster
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

Prinzipiell halte ich die Drittelung des Tages Ein Drittel Arbeit, ein Drittel Freizeit, ein Dritter (Nacht-)Ruhe für ziemlich natürlich und selbterklärend. Bei zwei freien Tagen pro Woche ist daraus flugs die 40-Stunden-Woche abgeleitet.

Natürlich ist das alles subjektiv, mir persönlich sind ggfs. weniger, und dafür dann längere Arbeitsschichten lieber, als mehr, und dafür kürzer zu arbeiten. 6 Tage a 8 Stunden würden mir die ganze Woche regerecht kaputt machen, da empfand ich die 4 Tage Woche zu je 12 Stunden deutlich angenehmer und sinnstiftender.

Und gerade die Möglichkeit, bis zu 6 Tage am Stück "Wochenende" zu haben, hatte echt schon was für sich. Als ich mir dann meine Schichten raussuchen konnte, habe ich dann eine ganze Zeit in dem Rhythmus 8 Tage Arbeit - 6 Tage frei gearbeitet. Bei immer noch 48 Stunden pro Woche.
Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

Finde ich ansich praktisch und gut. Nur ist es für allgemeingültig und Regelarbeitszeit nicht nur bei der Eisenbahn fast ein bisschen heftig.

Will jetzt nicht von unserem Kollegen anfangen der wegen nem abgebrochenen Nagel schon mal krank gemacht hat. 😁
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Iarn
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Iarn »

Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

Und wider Erwarten: alle, die hier den Weltuntergang heraufbeschwört haben, nur weil Arbeitnehmer für ihre Anliegen gestritten haben, leben noch! *scnr* :lol: 8)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von AK1 »

Sehe nur den Untergang der deutschen Sprache. Vom Weltuntergang hat keiner geredet. Die Folgen kann logischerweise keiner einschätzen, so lange wir nicht wissen, was vereinbart ist.
andreas
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von andreas »

interessanter Kompromiss.... gilt das jetzt als Branchenstandard oder muß die GDL jetzt mit allen anderen nachverhandeln?
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

komplizierter Kompromiss - wer soll das denn insgesamt verstehen?

Und weil die Bahn ja die Mitarbeiter braucht, dürfen sie auf eigenen Wunsch auch mehr, als 35 Stunden arbeiten. Für je 2,8 Prozent Mehrarbeit gibt es satte 2,7 Prozent Mehrlohn - wie verlockend ist das denn?

Ich bin auch immer gerne bereit, mehr zu arbeiten. Aber sicher nicht für - im Schnitt dann - weniger Lohn. Das müssten dann schon mindestens 2,8% pro Stunde sein, um einfach nur fair zu sein. Wenn es attraktiv sein soll, eher 3.0%.

Wie werden eigentlich geleistete Überstunden entlohnt?
Martin H.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Martin H. »

Momentan gibt's ja auch schon das Wahlmodell, sechs Tage mehr Urlaub, eine Stunde weniger, oder auch knapp drei Prozent mehr Lohn.
Das gibt's seit einigen Jahren, und war die damalige Erhöhung.

Grundsätzlich werden Überstunden erstmal gar nicht bezahlt.
Die schiebt man vor sich her.
Jedes Jahr gibt's dann pro Stunde entweder bisschen Geld oder Zeit, die Werte weiß ich nicht mehr. Aber die Stunden bleiben. Hatte irgendwann mal über 400 angehäuft.
Man soll die immer in ein Langzeitkonto einzahlen für mal frei oder frühere Rente, damit sind sie halt aus der Bilanz. Ich hab die schön weiter gesammelt und quasi Zinsen bekommen.

Wo ich aktuell bin werden sie immer am Quartalsende ausbezahlt, aber auch für einen lächerlichen Betrag.
Hab aktuell das Modell zweimal sechs Tage mehr Urlaub.
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Lobedan
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Lobedan »

Cloakmaster hat geschrieben: 26 Mär 2024, 10:23 komplizierter Kompromiss - wer soll das denn insgesamt verstehen?
Das ist nicht weit von dem entfernt, was die restlichen 28 EVUs vereinbart haben, da sollte die Absenkung ja auch nicht auf einen Schlag und automatisch passieren, sondern schrittweise bis 2028 bzw 2029, je nachdem, ob bei 38 oder 39 Wochenstunden begonnen wird. Jetzt gibt es eben noch ein Jahr mehr Zeit. Und nicht automatisch, weil alle anderen natürlich auch von ihren Mitarbeitern einfordern, dass diese sich aktiv für die Absenkung entscheiden und es andernfalls beim aktuellen Stundenpensum bleibt mit entsprechend mehr Gehalt pro Stunde Differenz.

Dieses Wahlmodell gab es alternativ zum Urlaubsmodell bei den meisten sicherlich auch schon: 1 Stunde mehr arbeiten für 2,7 % mehr Gehalt, bis hin zur 40-Stundenwoche.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

Lobedan hat geschrieben: 26 Mär 2024, 16:02
Cloakmaster hat geschrieben: 26 Mär 2024, 10:23 komplizierter Kompromiss - wer soll das denn insgesamt verstehen?
Das ist nicht weit von dem entfernt, was die restlichen 28 EVUs vereinbart haben, da sollte die Absenkung ja auch nicht auf einen Schlag und automatisch passieren, sondern schrittweise bis 2028 bzw 2029, je nachdem, ob bei 38 oder 39 Wochenstunden begonnen wird.
Und das auch mit diesen kruden Stufen? 36 Stunden, 35,5 Stunden, 35 Stunden? Wobei jeder AN einzeln für sich selbst anmelden muss, doch bitte weniger arbeiten zu dürfen?

Jetzt gibt es eben noch ein Jahr mehr Zeit. Und nicht automatisch, weil alle anderen natürlich auch von ihren Mitarbeitern einfordern, dass diese sich aktiv für die Absenkung entscheiden und es andernfalls beim aktuellen Stundenpensum bleibt mit entsprechend mehr Gehalt pro Stunde Differenz.

Dieses Wahlmodell gab es alternativ zum Urlaubsmodell bei den meisten sicherlich auch schon: 1 Stunde mehr arbeiten für 2,7 % mehr Gehalt, bis hin zur 40-Stundenwoche.
Ausgehend von 38 oder 39 Stunden in Richtung 40 Stunden (oder gar darüber hinaus...) machen die 2,7% noch Sinn.

Aber ausgehend von 35 Stunden schneidet sich jeder AN, der sich für mehr Arbeit entscheidet, letzten Endes ins eigene Fleisch, weil er dann für die mehr Arbeit weniger (pro Stunde) Lohn bekommt.

Wenn der Sinn des Ganzen sein soll, daß die AN lieber 40 Stunden, als 35 Stunden pro Woche arbeiten, dann ist dieser Sinn ganz klar verfehlt.
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Lobedan
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Lobedan »

Cloakmaster hat geschrieben: 26 Mär 2024, 19:25 Und das auch mit diesen kruden Stufen? 36 Stunden, 35,5 Stunden, 35 Stunden? Wobei jeder AN einzeln für sich selbst anmelden muss, doch bitte weniger arbeiten zu dürfen?
Ja und ja. Bei uns sind es zB, ausgehend von 38, erst 37,5, dann 36,5, dann 35,5 und zuletzt 35. Ob man das so lässt oder sich noch an die DB anpasst, wurde noch nicht kommuniziert. Dass man sich aktiv für die Absenkung melden muss, aber schon.
Cloakmaster hat geschrieben: 26 Mär 2024, 19:25Ausgehend von 38 oder 39 Stunden in Richtung 40 Stunden (oder gar darüber hinaus...) machen die 2,7% noch Sinn.

Aber ausgehend von 35 Stunden schneidet sich jeder AN, der sich für mehr Arbeit entscheidet, letzten Endes ins eigene Fleisch, weil er dann für die mehr Arbeit weniger (pro Stunde) Lohn bekommt.

Wenn der Sinn des Ganzen sein soll, daß die AN lieber 40 Stunden, als 35 Stunden pro Woche arbeiten, dann ist dieser Sinn ganz klar verfehlt.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Medien das gerade vielleicht nur sehr verkürzt darstellen oder in der Veröffentlichung die Berechnung vom Startwert 38 Stunden ausging. Ich denke jedenfalls nicht, dass das am Ende ein Minusgeschäft wird, sondern man genauso viel mehr verdienen kann, wie die Stundenabsenkung bedeutet. Ist beim Urlaubsmodell ja genauso, die 6 Tage entsprechen gerundet genau der Mehrarbeit, die man dafür leisten muss.

Hintergrund dieser Regelung ist, den Job insgesamt flexibler zu machen. Viele EVUs haben der GdL dem Vernehmen nach deutlich größere Lohnerhöhungen als die 420 € geboten, um keine Arbeitszeitabsenkung machen zu müssen. Und weil auch viele, vor allem jüngere Arbeitnehmer nach mehr Geld rufen.
Der Kompromiss ist nun: Alle, die weniger arbeiten wollen, können das nun. Und alle, die mehr Geld wollen, haben dazu nun auch die Möglichkeit ohne den unattraktiven Weg Überstunden gehen zu müssen (deren Auszahlung ist nämlich ein Minusgeschäft).

Und ich wage die Prognose, dass diese Lösung am Ende zu gar nicht so viel Personalmehrbedarf führt, wie es während der Streiks ständig behauptet wurde.

Meiner Meinung nach ist der viel wertvollere Teil dieses Abschlusses auch gar nicht die 35-Stundenwoche, sondern die 5-Tagewoche mit anschließend 48 Stunden frei.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Cloakmaster »

Gerundet - in welche Richtung?

Wie schon gesagt: Ich arbeite gerne mehr - dann aber bitteschön auch für mehr Geld, und nicht für weniger. Insofern sollten die Mehrstunden besser, ggfs. auch deutlich besser vergütet werden, als die normalen Stunden.

Als ich bei der Zeitarbeit war, wurde jede Stunde, die über 40 in einer Woche hinaus ging, mit 120% vergütet. Wobei jede Stunde, die an einem Sonn- oder Feiertag geleistet wurde, als 1,5 Stunden gewertet wurde. Damit wurde dann aus einer Woche, in der ich normal 40 Stunden ableistete 44,8 bezahlte Stunden plus 8 Stunden steuerfreier Feiertagszuschlag, wenn da eben zB ein Karfreitag oder Ostermontag dabei war. Und wenn dann noch on Top der Ostersonntag gearbeitet wurde, dann waren das real immer noch nur 48 Stunden Arbeit (6 mal 8 Stunden), aber auf dem Lohnzettel satte 59,2 Stunden, und davon 16 mit Feiertagszuschlag. Weihnachten gab es Sonderregelungen, an den Tagen habe ich auch immer so richtig gut verdient, für einen relativ leichten Job, weil die Menschen an Weihnachten meist auch entspannter drauf sind, als an anderen Tagen.

Kann man eigentlich zwischen den Modellen mit den 6 zusätzlichen Urlaubstagen ja oder nein hin- und her springen, oder muss man sich da ein für alle Male festlegen?

Dienstag nach Ostern habe ich mein Vorstellungsgespräch - Quereinstieg Zugchef.
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Lobedan
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von Lobedan »

Du kannst jedes Jahr das Modell wechseln, tritt dann immer zum Jahreswechsel in Kraft. Genauso soll jedes Jahr eine Änderung am Stundenpensum möglich sein.
Mit wie viel Vorlauf du das beantragen musst, kann aber unter Umständen bei jedem EVU anders sein.
andreas
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von andreas »

wenn man die 35 h wählen muß, zählt das dann trotzdem als 'Branchenstandard'?
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von ET 415 »

Nein. Weselsky hat gestern in seiner Pressekonferenz gesagt, dass die GDL "selbstverständlich den anderen Bahnen anbieten wird" (beschönigender Ausdruck für "anbieten muss"), die Staffelung zu übernehmen, wie sie bei der DB vereinbart wurde. Die 35-Stunden-Woche kommt zwar, allerdings nicht zum gleichen Zeitpunkt wie mit den anderen Bahnen vereinbart:
Für den Fall, dass die GDL die in dieser Ziff. 1 vereinbarte Arbeitszeitreduzierung für Arbeitnehmer, die regelmäßig Schichtarbeit leisten, nicht zu den gleichen Stichtagen oder nicht im gleichen zeitlichen Umfang mit allen Arbeitgeberverbänden/Unternehmen vereinbaren wird, mit denen die GDL in der Tarifrunde 2023 in Tarifverhandlungen steht bzw. noch stehen wird, bietet die GDL dem Arbeitgeber an, dies inhaltsgleich in die Tarifverträge zu übernehmen.
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 218 466-1 »

GDL

Arbeitgeber und Politik haben kein Interesse, den Konflikt zu befrieden
GDL geht in Berufung und ruft zum 14. Streik bei der City-Bahn Chemnitz auf
05. Juni 2024

Der Tarifkonflikt mit der GDL wird in unverantwortlicher Weise von der City-Bahn Chemnitz (CBC) eskaliert und Steuergelder verbrannt. Die GDL hat Berufung eingelegt und erwartet eine Entscheidung vom sächsischen Landesarbeitsgericht.

Die City-Bahn Chemnitz (CBC) eskaliert den Tarifkonflikt mit der GDL weiter und verbrennt in unverantwortlicher Weise Steuergelder. Das Unternehmen hat vor Gericht versucht den Konflikt für sich zu entscheiden und über die Aufrechterhaltung des Schülerverkehrs zu erwirken, die Streiks der GDL zu schwächen. Zwar hat das Arbeitsgericht Chemnitz dem Antrag der CBC in Teilen stattgegeben, aber die GDL hat bereits Berufung eingelegt und erwartet nun eine Entscheidung vom sächsischen Landesarbeitsgericht. Inzwischen wird sich der Tarifkonflikt weiter verschärfen und die GDL wird zum 14. Streik bei der CBC aufrufen.

Die CBC befindet sich bekanntlich im Eigentum des Zweckverbands Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) und der Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH Chemnitz (VVHC). Doch statt die CBC vor wirtschaftlichem Schaden zu schützen, bekommt die CBC mit ihrem Geschäftsführer Friedbert Straube Rückendeckung von Sven Schulze, dem Verbandsvorsitzenden vom ZVMS und Ralph Burghart, dem Finanzbürgermeister der Stadt Chemnitz und Eigentümervertreter der VVHC.

Dabei wird der Öffentlichkeit aktuell und in diesen Zeiten der bevorstehenden Kommunalwahlen das Märchen vorgespielt, dass die CBC mit Rückendeckung der öffentlichen Eigentümer verantwortungsvoll handeln würde.

Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall! Jeder Tag, der ohne die notwendigen Verhandlungen am Tariftisch vergeht, ist ein Tag mit der Ungewissheit für die Region um Chemnitz und für die Bürger hier im Land. Nur auf dem Verhandlungsweg wird sich ein Kompromiss finden lassen. Von den Drohgebärden des Arbeitgebers unbeeindruckt, stehen die GDL-Mitglieder weiterhin fest zusammen. „Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner der CBC werden sich nicht mit einem Tarifvertrag abspeisen lassen, der weit vom Marktniveau entfernt ist,“ so GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky, „Die GDL-Mitglieder kämpfen weiter für das, was bereits bei mehr als 45 Eisenbahnunternehmen schrittweise eingeführt wird: Die 35-Stunden-Woche.“ Die Geschäftsführung der CBC und ihre öffentlichen Eigentümer müssen die Realität zur Kenntnis nehmen, dass ein Abschluss ohne stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche keine Option ist und dass sie mit einem Angebot zur Absenkung der Wochenarbeitszeit an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen.


Lösungssuche statt Eskalation

Vielmehr ist es jetzt an der Zeit, mit einem schriftlichen Angebot auf Basis des bestehenden Marktniveaus, wie es bei den DB-Unternehmen, aber auch bei der Transdev Regio Ost GmbH, der Transdev Mitteldeutschland GmbH und der Länderbahn GmbH bereits gilt, wieder in den Verhandlungsmodus zu gelangen. „Nur so können erhebliche – für den Steuerzahler unnötige – Kosten vermieden werden, denn in Zeiten von knappen öffentlichen Kassen, Inflation, Klimakrise und sowohl politisch gewollter als auch sinnvoller Verkehrswende, wäre alles andere unverständlich“, erklärt Weselsky. Im Interesse der Bürger, der Reisenden und vor allen der Schüler, muss das unwürdige Theater der CBC-Führung und -Eigentümer beendet werden. Politiker, die sich in Zeiten solch einer Eskalation hinter der Wahlurne verstecken und darauf hoffen, dass Gerichte die Lösung bringen, fehlt offensichtlich der Blick für die Realität und die Nöte der Bevölkerung. Die GDL wird auch den Instanzenweg in Chemnitz gehen und es ist wohl kaum vorstellbar, dass längst beantwortete Fragen zur Koalitionsfreiheit, Streikrecht und Grundgesetz nun neu definiert werden. Der Rechtsweg endet nicht in Chemnitz sondern im Zweifel beim Bundesarbeitsgericht.

CBC wird erneut bestreikt

Die GDL-Mitglieder stehen hinter ihren Forderungen und werden diesen auch weiterhin Nachdruck verleihen. So ruft die GDL ihre Mitglieder bei der CBC

von Freitag, den 7. Juni 2024, 17 Uhr
bis Montag, den 10. Juni 2024, 5 Uhr

zum 14. Streik auf. Sie wird dabei ausdrücklich auf den Schülerverkehr Rücksicht nehmen. Ansonsten ist mit Einschränkungen für den Zeitraum des Streiks bei der CBC zu rechnen. Die Verantwortung dafür tragen die CBC, die Verantwortlichen beim Verkehrsverbund und die Politik.

Quelle
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 146225 »

Wie süß, will man in Sachsen mal wieder um jeden Preis mit dem Kopf durch die Wand?

Da sei doch mal auf National Express Rail in NRW verwiesen: die konnten sich ohne eine Minute Streik mit der ach so bösen GdL nur durch Verhandlungen auf einen neuen Tarifvertrag einigen, der die bekannten Kernforderungen der GdL alle abdeckt.

Das nenne ich Verantwortungsbewusstsein auf Arbeitgeberseite: NX befördert in NRW vermutlich schon an einem Tag mehr Menschen als die Citybahn Chemnitz in einer Woche. Da kann man eben nicht so locker stur bleiben um der Sturheit willen.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 218 466-1 »

Das ging noch bis zum 18. Streik weiter, bevor es im August eine Einigung gab:

City-Bahn Chemnitz GmbH
Chapeau, City-Bahner!
02. August 2024

In einer Tarifverhandlung im kleinen Kreis wurde am 1. August 2024 in Berlin nach einem fast einjährigen Tarifkonflikt ein Tarifabschluss erzielt. Dem voraus gingen 18 Streikaufrufe an die GDL-Mitglieder bei der City-Bahn Chemnitz (CBC). Festgehalten ist der Abschluss in einem beiderseitig unterzeichneten Protokoll.

Wesentliche Inhalte sind:
  • 420 Euro Entgelterhöhung in zwei Stufen zum 1. August und 1. Dezember 2024
  • Zu den gleichen Zeitpunkten werden die Zulagen für Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit um je fünf Prozent erhöht
  • Der Arbeitgeber wird die bisher übertariflich gezahlten Leistungen (erhöhtes Tabellenentgelt, „BOStrab-Zulage“) nicht zurückfordern
  • Auch die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2 400 Euro für Teilzeitarbeitnehmer und 3 000 Euro für Vollzeitarbeitnehmer bleibt erhalten und wird im Gegenzug von der GDL tariflich erfasst
Auch das Kernziel der GDL ist erreicht: Die Referenzarbeitszeit für Schichtarbeitnehmer wird, beginnend am 1. Januar 2026, schrittweise auf 35 Wochenstunden abgesenkt und am 1. Januar 2029 erreicht sein. Natürlich erfolgt keine zeitanteilige Kürzung des Entgelts. Die Absenkung wird um ein Wahlrecht für die Arbeitnehmer ergänzt, mit dem – gegen eine zeitanteilige Erhöhung des Entgelts – auch mehr gearbeitet werden kann.[/list]

Die GDL wird ihre Mitglieder in Kürze zu einer Video-Konferenz einladen, in der der Abschluss eingehend erläutert und Fragen der Mitglieder beantwortet werden. Der Tarifabschluss steht noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der GDL-Tarifkommission und dem Widerrufsrecht des Arbeitgebers bis zum 2. September 2024. Außerdem wird die GDL ihre Mitglieder zur zweiten Urabstimmung aufrufen und über die Einigung abstimmen lassen.

Damit hat einer der längsten Tarifkonflikte der GDL sein Ende gefunden und es ist dank der Entschlossenheit der GDL-Mitglieder bei der CBC ein gutes Ende.

Oder eben anders gesagt: Chapeau, City-Bahner
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andreas
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von andreas »

und das bringst du zwei Monate nach veröffentlichung weil?
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Re: Bahnstreiks 2023/2024

Beitrag von 218 466-1 »

Tarifrunde ETV – Montag bis Mittwoch Warnstreik im regionalen Nahverkehr bei der SWEG vor dritter Verhandlungsrunde

ver.di Baden-Württemberg ruft in der bundesweiten Entgeltrunde Eisenbahntarifvertrag (ETV) im regionalen Nahverkehr von Montag bis Mittwoch zu Warnstreiks auf. Damit will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber unmittelbar vor der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag deutlich erhöhen. Gestreikt wird wie bereits Mitte Oktober sowie zweitägig am 6. und 7. November bei der SWEG vor allem im Fahrdienst. Betroffen sind Strecken in Rhein-Neckar, Südbaden, Fils-Neckar-Alb, Ulm-Oberschwaben und Heilbronn-Neckar-Franken (Genaue Verkehre siehe ganz unten). ver.di rechnet wie bei den beiden ersten Warnstreiks mit erheblichen Ausfällen im Fahrbetrieb.

Jan Bleckert, ver.di Baden-Württemberg: „Wir streiken von Montag bis Mittwoch, um am Donnerstag einen Abschluss zu erreichen. Wir wollen den Arbeitgebern nächste Woche klar aufzeigen: es braucht beim Geld noch Bewegung nach oben und bei der Laufzeit Bewegung nach unten.“

In der zweiten Verhandlungsrunde am 11. November hatten die Arbeitgeber ihr erstes „völlig unzureichendes“ Angebot zwar verbessert. Die angebotenen Erhöhungen wurden von der Tarifkommission aber als zu niedrig und die angebotene Laufzeit als zu lang abgelehnt.
ver.di fordert 350 Euro mehr pro Monat ab Oktober 2024 bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine Inflationsprämie in Höhe der noch möglichen 1.300 Euro. Hier sind nur 600 Euro angeboten.

Der ETV, „Tarifvertrag für die Bediensteten der nichtbundeseigenen Eisenbahnen und von Kraftverkehrsbetrieben“, regelt die Arbeitsbedingungen und Entgelte von rund 5.500 Beschäftigten in sechs Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz). Zu den betroffenen Unternehmen gehören Omnibusbetriebe, Schienennahverkehr aber auch Güterbahnen. Tarifparteien sind die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Arbeitgeberverband Deutsche Eisenbahnen e.V. (AGVDE). Gehalten werden die meisten Unternehmen von Trägern der öffentlichen Hand.
In Baden-Württemberg fallen unter anderem die SWEG und die AVG unter den ETV.

Gestreikt wird von Montag bis Mittwoch bei der SWEG:
- Weil am Rhein (Bus und Werkstatt);
- Endingen (Bus und Schiene);
- Schutterwald (Bus);
- Müllheim (Bus);
- Kehl (Bus);
- Lahr (Bus und Werkstatt und Verwaltung);
- Offenburg (Schienenbetrieb und Werkstatt und Verwaltung);
- Dörzbach (Bus);
- Lauda (Bus);
- Hechingen (Bus und Schiene und Verwaltung);
- Gammertingen (Bus und Schiene);
- Heidenheim (Schienenbetrieb);
- Ulm (Schienenbetrieb);
- Immendingen (Schienenbetrieb und Verwaltung);
- Schienenwege Hechingen (Infrastruktur; Fahrdienstleitungen);
- Schienenwege Endingen (Infrastruktur; Fahrdienstleitungen).
- Wiesloch (Bus und Werkstatt);
- Sinsheim (Bus).

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