20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Rohrbacher
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Rohrbacher »

Rohrbacher hat geschrieben: 02 Feb 2024, 21:48 Deswegen ist ja ganz praktisch, dass ein Stückerl Metronom über drei Ecken u.a. auch dem Land Niedersachsen selbst gehört. Was man da an unnötigen Strukturen und Geld sparen könnte, wenn man die paar Ecken rausnimmt ...
Schleswig-Holstein nimmt ein paar Ecken raus: "So will Schleswig-Holstein mit eigenem Zug-Unternehmen Geld sparen"

"Einen Finanzdienstleister für Kauf und Betrieb moderner Elektrozüge fand Schleswig-Holstein nicht. (...) Mit Hilfe einer neuen Anstalt öffentlichen Rechts für Kauf und Betrieb von 42 neuen Elektrozügen will Schleswig-Holstein mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag einsparen. Die ZUG.SH könne günstiger Kredite aufnehmen als private Unternehmen und die E-Züge nach ihrer Abschreibung verwerten, sagte Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU). Mit dem Konstrukt werde das Land in den nächsten 30 Jahren zwischen 70 und 110 Millionen Euro sparen."

Der hinten noch erwähnte, ach so erfolgreiche Wettbewerb kostet also Geld ... ach, schau an.

Der Herr Staatssekretär rechnet zwar mit mehr Wettbewerb, wenn sich so künftig auch weniger kapitalstarke Bahnunternehmen an "Ausschreibungen für Schienennetze" beteiligen können, aber das heißt ja auch nur, dass es offensichtlich immer noch mehr Anreize braucht, um den Wettbewerb des Wettbewerbs wegen künstlich am Laufen zu halten. Mal schauen, was passiert, wenn sich bei den Betreiberausschreibungen dennoch irgendwann gar keiner mehr findet, vielleicht nichtmal mehr die DB oder ggf. ein mehr oder weniger öffentlicher Bestandsbetreiber, der auch mehr oder weniger politisch dazu genötigt wird. Warum investiert jemand wie Herr Kühne lieber in Flixbusse de facto vor allem in Nordamerika und Indien als in den deutschen SPNV-Chaoswettbewerb? Darüber würde ich mir darüber auch langsam hierzulande und bei der EU mal Gedanken machen, nachdem sich unser totgespartes und dem Wettbewerb als Selbstzweck geopferte Bahnsystem während der Fußball-EM gerade fast weltweit lächerlich macht.
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Lazarus
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Lazarus »

Für mich liegt das aber eher am politischen Willen hierzulande als an der EU. In Österreich, Frankreich oder Spanien funktioniert das ja auch besser als hier. Obwohl die auch mit der Bürokratie der EU zu kämpfen haben. Nur wenn man aber nichts investieren will und nur Gewinne abschöpft, kann das halt nichts werden.
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von andreas »

die bekommen halt ihr Geld aus den Töpfen der EU - die Bahn scheinbar nicht....
Rohrbacher
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Rohrbacher »

Kommentar von Andreas Knie in der Frankfurter Rundschau:
Der Deutschen Bahn helfen weder mehr Geld, noch mehr Wettbewerb

"Der Wettbewerb schadet dem Schienenverkehr (...) Das jetzige System ist einfach unsachgemäß zusammengefügt. Das ist nicht mehr zu retten."
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218 466-1
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von 218 466-1 »

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BahnMarkus
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von BahnMarkus »

Kein Wunder, dass alle immer über Personalmangel ohne Ende meckern, wenn aber niemand neu eingestellt wird...
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von 146225 »

BahnMarkus hat geschrieben: 05 Aug 2024, 19:53 Kein Wunder, dass alle immer über Personalmangel ohne Ende meckern, wenn aber niemand neu eingestellt wird...
Eingestellt wird, irgendwo muss an den Jubelmeldungen der DB ja auch bisschen Substanz dran sein. Die Frage ist doch aber, wie lange bleiben die Leute und wie viele verlassen den Konzern im selben Zeitraum?

Da rächt es sich jetzt wirklich, dass der Personalvorstand öffentlich und medial dauernd über Personalmangel klagt, während er gleichzeitig das vorhandene Personal in den letzten Tarifverhandlungen herablassend bis verachtend behandelt hat. Das prägt schon auch das Bild, welches potenzielle Bewerber von einem Arbeitgeber haben.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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218 466-1
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von 218 466-1 »

30 Jahre Misswirtschaft sollen in 3 Jahren ausgeglichen werden...


Deutsche Bahn startet Gesamtprogramm zur Sanierung von Infrastruktur, Eisenbahnbetrieb und Wirtschaftlichkeit bis 2027
Vorstand stellt Aufsichtsrat konkrete Ziele und Maßnahmen bis 2027 vor: Infrastrukturbedingte Verspätungen sollen um 20 Prozent gesenkt werden ● Verbesserung der Pünktlichkeit im Fernverkehr auf 75 – 80 Prozent geplant ● Operatives Ergebnis (EBIT) von 2 Milliarden Euro angestrebt ● DB-Chef Richard Lutz: „Wir treiben gleichzeitig die strukturelle Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit voran. Damit schaffen wir eine stabile Basis für den weiteren Wachstumspfad der Starken Schiene.“
(Berlin, 18. September 2024) Der Vorstand der Deutschen Bahn AG hat dem Aufsichtsrat heute ein Gesamtprogramm zur strukturellen Sanierung des Konzerns innerhalb der nächsten drei Jahre vorgestellt. Im Fokus stehen drei Dimensionen: die Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit. Ziel ist, bis 2027 die Leistungsfähigkeit der Schiene wieder herzustellen, das Kundenerlebnis durch eine höhere Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und weniger Störungen deutlich zu verbessern und die finanzielle Tragfähigkeit der DB abzusichern.

Aufsichtsratsvorsitzender Werner Gatzer: „Mit dem heute dem Aufsichtsrat vorgelegten Gesamtprogramm kommt der Vorstand einer Bitte des Aufsichtsrats aus der Strategiesitzung im Juni nach. Die Sanierung von Infrastruktur und Betrieb sowie die wirtschaftliche Erholung des Unternehmens sind klar formulierte Ziele, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Der Aufsichtsrat erwartet die Konkretisierung des Gesamtprogramms im Rahmen der Budget- und Mittelfristplanung für die Sitzung im Dezember und wird die Fortschritte bei der Umsetzung kontinuierlich begleiten.“

Der Erfolg des Sanierungsprogramms wird an mehreren wesentlichen Kennzahlen gemessen. Unter anderem soll in der Infrastruktur die Anzahl der infrastrukturbedingten Verspätungen trotz weiterhin hoher Bautätigkeit bis 2027 um 20 Prozent gesenkt werden. Im Betrieb soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr in drei Jahren wieder zwischen 75 und 80 Prozent liegen. Das operative Ergebnis (EBIT) im Systemverbund soll bis 2027 auf 2 Milliarden Euro steigen.

„Die Strategie Starke Schiene ist seit 2019 unser Nordstern und hat uns während der vielen Krisen der vergangenen fünf Jahre Orientierung gegeben,“ sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Richard Lutz. „Wahr ist aber auch: Die Infrastruktur ist heute in einem bedeutend schlechteren Zustand und weit störanfälliger als wir das im Jahr 2019 vorausgesehen haben. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Qualität und Stabilität des Eisenbahnbetriebs, sondern beeinflusst auch unsere Ertragskraft. Hinzu kommen die vielen Krisen der letzten Jahre, die zu massiven Kostensteigerungen geführt haben. Mit dem Sanierungsprogramm „S3“ legen wir den Fokus in den nächsten drei Jahren auf die Stabilisierung des Systems und ein deutlich verbessertes Kundenerlebnis. Wir treiben gleichzeitig die strukturelle Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit voran. Damit schaffen wir eine stabile Basis für den weiteren Wachstumspfad der Starken Schiene und unseren Beitrag zu den verkehrs- und klimapolitischen Zielen des Bundes.“

Während die Nachfrage nach klimafreundlicher Mobilität kontinuierlich gewachsen ist und der Bund Investitionen in Rekordhöhe beschlossen sowie gemeinsam mit der DB die gemeinwohlorientierte InfraGO gegründet hat, gefährden die schlechte Betriebsqualität und schwierige wirtschaftliche Lage das Erreichen der Wachstumsziele des Konzerns. Gründe dafür sind neben einer zu alten, zu störanfälligen und zu vollen Infrastruktur auch externe Schocks wie die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg, die hohen Preissteigerungen in der Wertschöpfungskette sowie der Fachkräftemangel. Mit dem Sanierungsprogramm S3 soll bis 2027 zur Planung der Starken-Schiene-Strategie aufgeschlossen werden, die auf die langfristigen verkehrspolitischen Sektorziele der Bundesregierung ausgerichtet ist. Angestrebt wird dabei eine Verdopplung der Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr, die Steigerung des Anteils der Schiene am Güterverkehr auf 25 Prozent und die sukzessive Umsetzung des Deutschlandtakts.

Infrastruktur – schnelle Bestandssanierung im Fokus

In der Infrastruktur steht in den nächsten drei Jahren die schnelle Bestandssanierung im Fokus. Dies beinhaltet die Generalsanierung von insgesamt 1500 Streckenkilometern und damit aller kommunizierten Korridore bis 2027, die mit der Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim erfolgreich gestartet wurde. Ferner sollen störanfällige Anlagen in der gesamten Infrastruktur ersetzt und damit die Anzahl der Langsamfahrstellen deutlich reduziert werden. Die sogenannten Lost Units, die entstehen, wenn ein Zug durch ein Ereignis zwischen zwei Messpunkten auf einem Streckenabschnitt mehr als 90 Sekunden Verspätung aufbaut, um 20 Prozent reduziert werden. Außerdem sollen mit einem Sofortprogramm 200 alte, störanfällige Stellwerke ausgetauscht werden. Spürbare Wirkung wird auch die schnelle Kapazitätserweiterung durch kleine und mittlere Maßnahmen haben, die bis 2027 auf rund 200 steigen werden. Das bereits verkündete Programm für die Modernisierung der Bahnhöfe soll ebenfalls weiter vorangetrieben werden. Vorgesehen ist, pro Jahr 100 Bahnhöfe zu modernisieren.

Im Rahmen der bestehenden Haushaltsmittel und Verpflichtungsermächtigungen bis 2027 werden darüber hinaus gemeinsam mit dem Bund priorisierte Bedarfsplan- und Digitalisierungsvorhaben fortgeführt sowie alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Sanierungs- und Modernisierungsoffensive ab 2028 ohne Verzögerung weiter umzusetzen.

Betrieb – Neuartiges Bauen ist Erfolgsrezept

Die Sanierung der Infrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung, um auch im Eisenbahnbetrieb Qualität und Stabilität zu verbessern. Darüber hinaus hat die Stabilisierung des Fahrplans höchste Priorität. Dazu wird das gesamte Bau- und Instandhaltungssystem in ein sogenanntes vertaktetes System überführt. Ziel ist, dass die Baustellen künftig über vorgegebene Zeitfenster dem Fahrplan folgen, statt wie heute umgekehrt. Bereits in den ersten Wochen der im zweiten Halbjahr gestarteten Umsetzung ist es gelungen, rund 80 Prozent der Instandhaltungsmaßnahmen innerhalb der vorgegebenen Zeitfenster abzuwickeln. Ein vergleichbares Konzept ist auch für die Investitionsmaßnahmen vorgesehen, kann aufgrund regulatorischer Anforderungen aber erst bis 2027 komplett ausgerollt werden. Mit diesen Maßnahmen wird die Anzahl der von Baumaßnahmen betroffenen Zügen deutlich reduziert.

Ein weiterer Schwerpunkt zur Sanierung des Betriebs liegt auf der punktuellen Entlastung der fünf wichtigsten Knoten (Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, München) in Deutschland. Hierzu sollen kurzfristige operative Maßnahmen wie etwa eine veränderte Reisendenlenkung zur Verbesserung der operativen Exzellenz umgesetzt werden. Gleichzeitig müssen zu komplexe Betriebskonzepte, insbesondere im Nahverkehr, vereinfacht werden. Mittel- bis langfristig wird für die Knoten in Abstimmung mit den Aufgabenträgern ein anderes Kapazitätsnutzungskonzept benötigt, da der infrastrukturelle Ausbau mit den steigenden Bedarfen nicht mithalten kann.

Zusätzlich soll die Verfügbarkeit und die Qualität der Fahrzeuge verbessert werden. Ziel ist, die pünktlichkeitsrelevanten Störungen zu verringern. Mit diesen Maßnahmen soll die Pünktlichkeit des Eisenbahnverkehrs sukzessive verbessert und in drei Jahren im Fernverkehr wieder eine Pünktlichkeit von 75 bis 80 Prozent erreicht werden. Um auch in den Zügen das Kundenerlebnis zu verbessern, wird ein weiterer Schwerpunkt darauf liegen, Störungen mit Auswirkungen auf den Komfort wie zum Beispiel ausgefallene Kaffeemaschinen oder defekte Bord-WCs zu reduzieren.

Bis 2027 sollen darüber hinaus wesentliche Digitalisierungsinitiativen bei den Fahrzeugen, der Fahrplanerstellung und der Betriebsdurchführung realisiert werden: In den nächsten drei Jahren soll die Mehrheit der Züge mit einer Software ausgestattet werden, die eine Zustandsüberwachung in Echtzeit erlaubt, um die Flottensteuerung und Instandhaltung zu verbessern. Eine neue leistungsfähige Software soll bei der Erstellung von konsistenten und konfliktfreien Fahrplänen unterstützen und die Automatisierung des Baufahrplans ermöglichen.

Wirtschaftliche Lage

Die zu alte, zu störanfällige und zu volle Infrastruktur hat massive Auswirkungen auf den Betrieb und damit auch auf die Wirtschaftlichkeit des Konzerns. Deshalb sind die Sanierung der Infrastruktur und des Betriebs wichtige Voraussetzungen für eine Ergebnisverbesserung in den nächsten drei Jahren. Darüber hinaus sollen eine Reihe von Maßnahmen dazu beitragen, den Konzern effizienter aufzustellen. Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage hat sich die DB zum Ziel gesetzt, bis 2027 im Systemverbund ein operatives Ergebnis (EBIT) von 2 Milliarden Euro zu erwirtschaften. Außerdem soll die sogenannte Tilgungsdeckung, also das Verhältnis von operativem Cash Flow zu adjustierten Nettofinanzschulden, auf 12 Prozent in drei Jahren gesteigert werden. Die Personalaufwandsquote soll von heute 52 Prozent auf 50 Prozent gesenkt werden. Die Investitionshochläufe insbesondere in den Transportbereichen werden gegenüber den bisherigen Planungen angepasst und reduziert.

Die DB wird den Personalbedarf des Systemverbunds in den nächsten Jahren in zwei Phasen reduzieren. Bis zum Jahr 2027 wird die DB prioritär in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb und indirekt operativen Funktionen reduzieren. Entlassungen sind nicht vorgesehen, die Regelungen zur Beschäftigungssicherung gelten uneingeschränkt weiter. Genutzt werden stattdessen verschiedene Instrumente wie die natürliche Fluktuation, der konzerninterne Arbeitsmarkt und freiwillige Altersteilzeit. Gleichzeitig wird die DB sicherstellen, dass das notwendige Personal für das operative Eisenbahngeschäft zur Verfügung steht. Deshalb wird in vielen Betriebsfunktionen unverändert auf Hochtouren eingestellt. Die notwendige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit muss Hand in Hand gehen mit der strukturell notwendigen Sanierung von Infrastruktur und Eisenbahnbetrieb.

Die Maßnahmen zur Sanierung der Wirtschaftlichkeit umfassen den gesamten Systemverbund und damit auch die Infrastruktur, die internen Dienstleister und die Konzernleitung. Von besonderer Bedeutung sind die am Markt operierenden Geschäftsfelder.

DB Fernverkehr

Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, hat DB Fernverkehr in den vergangenen Jahren den Ausbau und die Modernisierung massiv vorangetrieben. Noch nie wurde so viel in Personal, Flotte und Werke investiert. Auch künftig wird das Angebot wachsen. Hierzu soll mit attraktiven Kundenangeboten, unter anderem im Geschäftskundenbereich, profitables Wachstum generiert werden. Dort, wo die Nachfrage besonders hoch ist, soll es zusätzliche Angebote geben, beispielsweise mehr Verbindungen im internationalen Verkehr. Auch in den Regionen werden künftig Ressourcen verstärkt dort eingesetzt, wo der Nutzen für die Fahrgäste am größten ist. So soll die Auslastung der Züge erhöht werden. Darüber hinaus plant DB Fernverkehr, zur Verbesserung seiner wirtschaftlichen Entwicklung die Investitionen in Flotte und Werke bis 2027 zu senken. Dazu sollen beispielsweise ausgewählte Fernverkehrswerke durch digitale und automatisierte Anwendungen unterstützt werden, sodass mehr Züge in weniger Zeit behandelt werden können. Außerdem sollen künftig mehr Fahrzeuge zum Einsatz für die Kundinnen und Kunden der DB kommen, indem Prozesse und Schnittstellen verbessert sowie unter anderem Reservequoten und Wendezeiten reduziert werden.

DB Regio

DB Regio konnte in den vergangenen Jahren mit einem attraktiven Angebot die Fahrgastzahlen wieder auf das Vor-Corona-Niveau steigern. Dabei lag die Pünktlichkeit durchgängig über 90 Prozent. Gleichzeitig wurden der Bereich Regio Straße saniert und verzeichnet seitdem kräftige Leistungszugewinne. Besonderen Fokus legt DB Regio auf die integrierte Alltagsmobilität, die sowohl operativ als auch digital vorangetrieben wird. Um die finanzielle und wirtschaftliche Tragfähigkeit insbesondere im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) weiter zu verbessern, sollen Personal- und Fahrzeugrobustheit gesteigert werden. Im Fokus der neu konzipierten Portfoliostrategie im SPNV stehen insbesondere Verkehre von strategischer Relevanz mit kalkulierbaren betrieblichen Risiken und stabilen Ergebnissen. Dabei soll der Marktanteil auf dem hohen Niveau von rund 60 Prozent gehalten werden. DB Regio Straße soll über den Zugewinn von Verkehren, operative Verbesserungen der Verkehrsverträge inklusive integrierter Mobilitätslösungen sowie der Reduzierung von Strukturkosten ab 2025 wieder profitabel sein.

DB Cargo

DB Cargo befindet sich bereits in einer weitreichenden Transformation, die darauf abzielt, das Geschäftsmodell wettbewerbsfähig für die Zukunft aufzustellen. Ab Januar 2025 wird eine neue kunden- und branchenorientierte Struktur entstehen: Mit der klaren Zuteilung und Bündelung von Ressourcen, mit hoher Eigen- und Ergebnisverantwortung können die Teams sich stärker an Kundenbedürfnissen orientieren. Diese unternehmerische Verantwortung und eher mittelständische Aufstellung wird die Profitabilität nachhaltig sicherstellen. Personalkapazitäten, Overhead-Strukturen und Einsatzbedingungen werden dabei branchenüblich gestaltet.

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Rohrbacher
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Rohrbacher »

Lage „dramatisch“: Krisenstimmung bei der Bayerischen Regiobahn – jährlich mehrere Millionen an Strafzahlungen

"Im Netz Oberland sei man zu Beginn des Vertrags davon ausgegangen, dass nur jeder 300ste Zug ausfallen werde. Mittlerweile sei es aber jeder zwanzigste. (...) Für das Chiemgau-Inntal-Netz läuft derzeit die Ausschreibung. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die dem Freistaat gehört, musste sie jedoch schon zweimal verlängern (nun bis Ende April), da sich kein Bewerber findet. Der Vertrag soll ab 2029 gelten und bis 2043 laufen. Auch die Deutsche Bahn und das von der ÖBB übernommene Unternehmen Arverio (früher Go-Ahead) haben offenkundig kein Interesse. Die Verdienstmargen der Verträge seien mittlerweile zu gering, sagt Schuchmann – „maximal zwei Prozent“."

Nicht der einzige Fall, auch hier: Wettbewerb im Endstadium. Wenn die Investoren, die hinter vielen SPNV-EVU stehen, ihr Geld einfach mit den Konditionen von Otto Normalverbraucher bei der Sparkasse in Festgeld anlegen, haben sie bei null Risiko immer noch mehr davon und brauchen auch keine Lokführer suchen ... Warum sollte sich die Privatwirtschaft, wie es auch jetzt viele Parteien von der Union bis zu den Grünen im Programm stehen haben, im SPNV und bei anderen staatlichen Aufgaben als Dienstleister engagieren, wenn man solche Voraussetzungen vorfindet?

Übrigens haben wir im SPNV aus Sicht der Betreiber de facto ein Monopol der BEG, die sich scheins auch so verhält. :lol:
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Rohrbacher »

Baustellen und Strafen: Erster bayerischer Bahnbetreiber denkt ans Aufhören – er ist nicht allein

"Die Bayerische Regiobahn kämpft mit hohen Strafzahlungen und erwägt, sich an künftigen Ausschreibungen gar nicht mehr zu beteiligen. Wettbewerber Go-Ahead (Averio) teilt die Sorgen der BRB. (...) Die BRB erwägt mittlerweile sogar, sich nicht mehr an der Ausschreibung des Netzes Chiemgau-Inntal zu beteiligen." In erster Linie geht's um die vielen, oft kurzfristigen Baustellen der DB InfraGO. Arverio sagt: "Das Baustellenvolumen der DB InfraGO habe „nie geahnte Höhen“ erreicht, die Baustelleninfos „erreichen uns nach wie vor nicht innerhalb der von der InfraGO selbst gesetzten Fristen“, die Qualität der Baustellenplanungen sei „nicht gut“ – all das wirke sich „negativ auf unsere Betriebsqualität, auf unsere Strafzahlungen und unseren Umsatz“ aus." Der Freistaat Bayern denkt daher darüber nach, das bayerische Pönalsystem zu überarbeiten. "Ministerium von Christian Bernreiter sieht Handlungsbedarf"

Der Kommentar des Merkur-Redakteurs: "Als der Freistaat in den 2010er-Jahren eine Bahnlinie im Wettbewerb ausschrieb, gab es vier, fünf, ja manchmal sogar noch mehr Interessenten. (...) Das ist lange her. Heute muss der Freistaat, wenn er eine Strecke ausschreibt, froh sein, wenn es mehr als einen Bewerber gibt. Der Wettbewerb ist weitgehend zum Erliegen gekommen – um nicht zu sagen: Er ist tot. (...) Der Freistaat kommt um Konzessionen bei Alt- und Neuverträgen kaum herum. Das geht allerdings nur, wenn Bernreiter vom Finanzminister zusätzliche Millionen erhält. Klar, Geld ist überall knapp. Aber der Bahnverkehr ist im autofixierten Bayern eh traditionell unterfinanziert, obwohl er zur Daseinsvorsorge gehört. Es wäre ein Fiasko, müssten künftig Strecken mangels Anbieter eingestellt werden."
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Lazarus »

Mit einer neuen Bundesregierung könnte nicht nur das Deutschland Ticket in Frage stehen. Merz hat wohl Pläne, die Bahn zu zerschlagen. Konkret will man wohl der Bahn die Infrastruktur wegnehmen und wieder verstaatlichen...

https://www.merkur.de/politik/cdu-sofor ... 50443.html
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Jean
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Jean »

Lazarus hat geschrieben: 13 Feb 2025, 19:20 Mit einer neuen Bundesregierung könnte nicht nur das Deutschland Ticket in Frage stehen. Merz hat wohl Pläne, die Bahn zu zerschlagen. Konkret will man wohl der Bahn die Infrastruktur wegnehmen und wieder verstaatlichen...

https://www.merkur.de/politik/cdu-sofor ... 50443.html
Infrastruktur gehört meiner Meinung nach eh in staatlicher Hand...vor allem wenn der Staat eh dafür aufkommen.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Lazarus
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Lazarus »

Jean hat geschrieben: 13 Feb 2025, 19:29
Lazarus hat geschrieben: 13 Feb 2025, 19:20 Mit einer neuen Bundesregierung könnte nicht nur das Deutschland Ticket in Frage stehen. Merz hat wohl Pläne, die Bahn zu zerschlagen. Konkret will man wohl der Bahn die Infrastruktur wegnehmen und wieder verstaatlichen...

https://www.merkur.de/politik/cdu-sofor ... 50443.html
Infrastruktur gehört meiner Meinung nach eh in staatlicher Hand...vor allem wenn der Staat eh dafür aufkommen.
Sehe ich absolut genauso. Positiver Nebeneffekt, so wird auch sicher gestellt, das kein EVU Vor- oder Nachteile hat, wenn das nicht mehr bei der DB ist.
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von Alex101 »

Bei der DB AG gibt es nichts zu verstaatlichen, weil sie schon zu 100% dem Bund gehört.

Hauptproblem bei InfraGO ist doch im Prinzip die Finanzierung und für mich ist nicht erkennbar warum die durch die Umwandlung in eine bundeseigene GmbH auf magische Weise besser werden soll, auch weil InfraGO seine Gewinne nicht an den Konzern sondern schon an den Bund abführt.

Zweck einer Zerschlagung ist meiner Meinung nach immer noch die frühere oder spätere Privatisierung der Nicht-EIU-Teile.
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Re: 20 Jahre Bahnreform in Deutschland

Beitrag von 146225 »

Alex101 hat geschrieben: 13 Feb 2025, 21:19 Hauptproblem bei InfraGO ist doch im Prinzip die Finanzierung und für mich ist nicht erkennbar warum die durch die Umwandlung in eine bundeseigene GmbH auf magische Weise besser werden soll, auch weil InfraGO seine Gewinne nicht an den Konzern sondern schon an den Bund abführt.
Das ist genau der Punkt. Wenn die nächste "schwarze Null" im Finanzministerium aus vermeintlichen "Sparzwängen" wieder die Infrastruktur in Deutschland vor sich hin verrotten lässt, dann kommt es auf die Form der Verwaltung des Schienennetzes auch nicht mehr an.
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