Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
Antworten
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14634
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Re: Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Beitrag von Rohrbacher »

Jean hat geschrieben: 03 Mär 2025, 06:02 Laut dieser Logik müsste die S-Bahn München eine Super Kommunikation haben...
Hat die S-Bahn München die Bahnreform nicht mitgemacht und werden Netz- und Betriebsplanung da immer noch zentral in der Direktion gemacht? Am Ende noch ohne BEG und EBA? :shock:

Denn darum geht's hier gerade, dass das EIU die EVU mit so kurzen Vorlaufzeiten über Sperrungen und Baustellen informiert, die nichtmal mehr für Änderung der Schichtplanung reichen, geschweige denn für das ordentliche Ändern des Betriebs oder das Bestellen eines Ersatzverkehrs und dann die Fahrgastinformation. (Bis der gute Jean über den Ausfall seiner S-Bahn informiert wird, hat die Information ja in der Regel heute eine ganz schön lange Wegstrecke hinter sich!) Und das hat mal wieder nichts damit zu tun, dass DB InfraGo und DB Regio Unternehmen im de jure selben Mutterkonzern sind und Arverio nicht, sondern damit dass die Infrastruktur, bei der's nach 30 Jahren vorne und hinten einfach brennt, statt sich primär darum zu kümmern Eisenbahnbetrieb zu ermöglichen, mittlerweile eine so große Fülle an u.a. "Wettbewerbsbürokratie" machen muss, dass das im aktuellen Personalmangel wohl hier und da und immer öfter und in manchen Regionen speziell immer öfter schiefgeht.

Ausufernde Bürokratie bei gleichzeitig massiven strukturellen Defiziten inkl. sich gegenseitig bekämpfender Mehrfachstrukturen, Kostendruck und auch noch steigendem Personalmangel bei zunehmendem Arbeitsvolumen haben wir in ganz vielen Branchen. Und wenn die Altenpflegerin bestimmt bei jedem Händewaschen Datum, Uhrzeit, die Chargennummer der Seife, die Nummer des Wasserhahns etc. (ich hoffe, das ist und bleibt eine Übertreibung meinerseits) für die eigene Firma, den Auftraggeber, die Kasse, die Aufsicht etc. dokumentieren muss, kann's schon immer öfter mal sein, dass was liegenbleibt, was eigentlich die Aufgabe einer Altenpflegerin wäre. Dann regen sich alle auf und fordern wahrscheinlich mehr Wettbewerb. :lol:

Erst vor ein paar Tagen hatte ich über 48 Stunden lang kein Festnetzinternet. Der Fehler hätte zwar technisch angeblich binnen einer Stunde behoben sein können, hat's geheißen, aber da jedes Stück Kabel und jeder Anschlusskasten mittlerweile in einer anderen Zuständigkeit liegt und daher sicher erstmal viel kommuniziert, berichtet, dokumentiert, geprüft und abgerechnet werden muss, hat's die beteiligten Unternehmen wohl doch einige Mühe gekostet, die vor allem untereinander geltenden gesetzlichen Fristen zur Fehlerbehebung einzuhalten. Helau!
Benutzeravatar
Jean
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17015
Registriert: 29 Nov 2002, 10:51
Wohnort: München

Re: Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Beitrag von Jean »

Dass Wettbewerb nicht unbedingt ausufernde Bürokratie bedeutet sollte dir schon klar sein...aber wir leben ja in Deutschland und der EU...
Regulierung, nicht Überregulierung!
Für Kleingeister hervor gehoben
Zuletzt geändert von Jean am 03 Mär 2025, 11:57, insgesamt 3-mal geändert.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12454
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Re: Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Beitrag von TramBahnFreak »

Jean hat geschrieben: 03 Mär 2025, 11:17 Dass Wettbewerb nicht unbedingt ausufernde Bürokratie bedeutet sollte dir schon klar sein...aber wir leben ja in Deutschland und der EU...
Dann haste am Schluss unfairen Wettbewerb, Glückwunsch!
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14634
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Re: Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Beitrag von Rohrbacher »

Jean hat geschrieben: 03 Mär 2025, 11:17 Dass Wettbewerb nicht unbedingt ausufernde Bürokratie bedeutet sollte dir schon klar sein...aber wir leben ja in Deutschland und der EU...
Regulierung, nicht Überregulierung!
Für Kleingeister hervor gehoben
Doch, wie schon angedeutet, ist es genau der Wettbewerb, der zu der ausufernden Bürokratie führt, weil man jetzt jeden Mist, der sich unternehmensintern eigentlich von selbst versteht bzw. mit ein paar internen Anweisungen funktioniert, unter eigenständigen Firmen mit bekanntlich und hier ja indirekt auch sichtbaren gegenteiligen Interessen haarklein und rechtssicher regeln und auch regulieren muss. Und da jeder Spielraum, den man lässt, in der Marktwirtschaft irgendwann ausgenutzt wird, wird entweder die Regulierung des Markts (nicht nur bei der Eisenbahn) fast automatisch immer größer oder man muss damit leben, dass bestimmte Marktteilnehmer eben ihren Spielraum ggf. zu Lasten der anderen oder der Allgemeinheit eben ausnutzen.

Das Problem, um das es hier geht, nämlich dass ein EIU die EVU immer öfter auflaufen lässt (ob absichtlich, aus Versehen oder aus Unvermögen spielt erstmal keine Rolle), das gab es vor 1994 bzw. gibt es in geschlossenen Netzen wie z.B. bei dern MVG einfach nicht, weil es gar keine EIU und EVU mit teils höchst verschiedenen Interessen gab. Die Bürokratie und die Interessenschnittstelle EIU vs. EVU ist allein in der Struktur von getrennt arbeitenden EIU und EVU begründet.

Wohne ich allein, brauch' ich auch keine Regeln zum Zusammenwohnen, dass sich da nicht wie in WGs bald gewisse Gruppendynamiken entstehen. Ohne Gruppe keine Gruppendynamik. Was nicht heißt, dass es ohne Gruppendynamik keine Saubären gibt, aber das Problem lässt sich dann meistens einfacher detektieren und beheben, als wenn jeder sagen kann, der andere war's, und ich erstmal wieder ein Monitoring = Bürokratie machen muss, wer eigentlich wie zum Problem beiträgt und welche der vielen Regeln man wie ggf. ändern muss, die es beim Alleinwohner gar nicht gibt, und wie sich das auf die Gruppendynamik auswirkt und ob das dann alles rechtskonform ist, weil's ja heute bei der Eisenbahn vor allem um Wettbewerbsrecht geht und fast gar nicht, ob der Bahnbetrieb funktioniert. Entsprechend sieht's halt aus.

Ich hoffe, das haben auch Hilfsschüler verstanden.
Antworten