Fichtenmoped @ 21 Dec 2014, 23:09 hat geschrieben: Im Kerneuropa wurde der Frieden paradoxerweise durch den kalten Krieg und die Teilung Europas gewährleistet. Man hatte auf BEIDEN Seiten einen gemeinsamen Feind. (Was letztendlich auch Glück für Deutschland war - ich sage nur "Morgenthau-Plan".) Und ein Krieg innerhalb Europas hätte entweder den heutigen Westen zu stark geschwächt oder wenn er unter den Blöcken ausgeführt würde zerstört...
Man sollte meinen, in den Jahren seit 1990 wäre auch noch das eine oder andere passiert, was diesen Frieden gestärkt hätte. Selbst die blutigen gegenseitigen Abschlachtereien auf dem Balkan konnten unterbunden werden, und auch wenn innerhalb der EU noch ein unterschiedliches Lebensniveau herrscht, so geht es der großen Mehrzahl doch deutlich besser als es 1990 der Fall war. In diesem speziellen Kontext ist es auch wichtig, gerade Ländern wie Polen zu garantieren, dass sie diesmal auch wirklich Freunde haben und nicht wieder Spielball und Opfer zwischen zwei Blöcken sind, wie es die letzten Jahrhunderte lang war.
Was ich mir wünsche - eine klare Politik. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass ist nicht. Afghanistan und Irak hätten MEHR Truppen benötigt und auch ein langfristigeres Engagement.
Wo ich Dir zustimmen kann, ist, dass - auch wenn medial unpopulär - im Irak und in Afghanistan das Durchgreifen als Besatzungsmacht hätte härter ausfallen müssen. Korruption hätte gnadenlos unterdrückt werden müssen, und ein Klima, in dem - egal aus welcher Ideologie heraus - Widerstandshandlungen nicht geduldet werden. Nun, das wurde versäumt, jetzt muss die Rationale - im übrigen auch für den Umgang mit Staaten wie Pakistan etc. - sein: Wenn von euch noch einmal eine Gefahr für den Weltfrieden ausgeht - ihr wart gewarnt!
In Libyen hätten wir den Sturz Gaddafis vermeiden müssen.
Nur, weil das vermeintlich "bequemer" wäre? Sorry, aber im Diktatorgeschäft gibts halt nun mal keinen Pensionsanspruch, und Typen wie Gaddafi oder Saddam Hussein haben ihr Plätzchen in der Hölle wohl mehr als verdient. Ich halte dafür, dass es auf dieser Welt noch ein paar mehr gibt, die einen finalen Abtritt mehr als verdient hätten. Und wenn es im Falle eines Falles legal wäre, auf einen Soldaten zu schießen, den irgendein Diktator an die Front geschickt hat, dann muss gerade dieser Diktator in noch viel größerem Ausmaß ein legales und logisches Ziel sein.
(Das heutige Flüchtlingsproblem ist auch darauf zurück zuführen. Vorher wurden diese Flüchtlinge VOR dem Mittelmeer abgefangen, heute schlagen sie direkt in der EU auf. Italien ist überfordert und schickt viele Flüchtlinge direkt nach Deutschland weiter - mit dem Tipp, doch bitte ihre Ausweispapiere zu vernichten!)
Was hier schiefläuft, ist nicht die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen - da muss geholfen werden, ohne wenn und aber. Es ist aber logisch, dass Italien die Last nicht alleine stemmen kann. Aus diesem Grunde muss die Flüchtlingsverteilung in der EU durch ein Quotensystem neu geordnet werden, damit jedes Land einen gerechten Anteil stemmt. Wer Schutz und Hilfe braucht, sollte nicht wählerisch sein dürfen, ob er diese in Italien, Deutschland, Irland, der Slowakei oder in Lettland bekommt.
Die heutige Ukrainekrise hätte mit Weitblick vermieden werden können. Die Krim ist den Russen schon immer heilig und die Zugehörigkeit zur Ukraine war schon länger umstritten. Dazu war schon vorher klar - Russland ist ohne die (Ost-)Ukraine schwach. Damit Russland wieder zu Macht kommt, braucht es zumindest die Ostukraine... Die bekommt es jetzt. Man hätte den Status Quo beibehalten müssen - auf jede Veränderung in Richtung Westen MUSSTE Russland handeln. Einerseits um die Krim nicht zu verlieren, anderseits um auch den Osten der Ukraine (wo viele sowjetische Rüstungsbetriebe existierten) nicht aufgeben zu müssen...
Können sich russische Politiker auch wie zivilisierte Menschen benehmen? Du wirst in Deutschland auch Menschen finden, die der Meinung sind, dass wir den 1945 durch die Sowjetunion annektierten Teil Ostpreußens dringend wieder als Teil des deutschen Vaterlandes brauchen (momentan sind diese Menschen allerdings durch die diversen -ida - Aktionen abgelenkt). Und? Mehrere Jahrhunderte Geschichte würden jeden Anspruch rechtfertigen, wenn unsere Politik so engstirnig wäre wie die Russlands. Steht die Bundeswehr in Königsberg? Ich glaube nicht. Von daher: Alles, was Russland auf der Krim und in der Ostukraine veranstaltet hat und noch veranstalten wird ist in erster Linie Disziplinlosigkeit, Unbeherrschtheit, völkerrechtswidrig und bedauernswert schlechtes Benehmen.
JETZT ist das Kind in den Brunnen gefallen - der neue kalte Krieg hat bereits begonnen. Und dazu ist auch ein massives Aufrüsten des Westens notwendig. Wir können es uns leisten, Russland nicht unbedingt - an einer Stelle muss Russland dann wieder Prioritäten setzen. Rüstung oder Konsum - und das hat schon in den 1970/80ern nicht funktioniert. Aber da war China nicht auf der Seite der Sowjetunion...
Äh ja - natürlich ist es denkbar, (wieder) eine NATO zu haben, die bei voller Alarmbereitschaft auch gleich eine Parade durch Moskau veranstalten könnte. Würde sich Russland nicht so idiotisch verhalten, wären diese Ausgaben vermeidbar, aber wenn der Herr Putin es für schlau hält, seine marode Volkswirtschaft durch ein Wettrüsten endgültig (nochmals) zu ruinieren, dann wird ihm dieser Wunsch solange erfüllt werden, wie sein eigenes Volk das bereit ist zu ertragen. Diese Duldsamkeit könnte dann doch endlich sein, und am Ende ist Russland der Verlierer - tolle Strategie!
Die Allianz mit China macht mir weiterhin keine Sorgen, denn in Peking hat man ganz sicher außer dem eigenen Wohl nichts im Auge - ein geschwächtes Russland kann hier nur zum Spielball werden, und auch auf dieser Seite mehr verlieren als profitieren.