sebastian_t @ 20 Sep 2014, 08:26 hat geschrieben: @Boris - doch die Leistung sagt was aus. Nur wenn die Leistung (Drehzahl x Drehmoment) höher als der Reibungswiderstand ist, kann man schleudern.
Nein - man Schleudert, wenn die Antriebskraft größer ist als der Rollwiderstand, bei Rollwiderstand=Rollwiderstandskoeffizient*Normalkraft.
Die Geschwindigkeit, oder die Drehzahl, kommen hier nicht vor.
Die maximale Leistung begrenzt die Antriebskraft nur im oberen Geschwindigkeitsbereich. Von daher - ja, sobald die maximale Leistung erreicht worden ist, nimmt natürlich die Gefahr des Schleuderns ab. Das dürfte beim Avenio vermutlich bei Gschwindigkeiten über 50km/h o.ä. revelant sein. Darunter spielt die maximale Leistung keine Rolle, weil die maximale Leistung hier schlicht noch nicht erreicht ist.
Die Regelung des Antriebs kann per se kein Schleudern verhindern, sie nimmt Leistung weg wenn ein Schleudern erkannt wird.
Doch, und das ist bei allen Drehstromfahrzeugen so verbaut. Der Antrieb tastet sich wohl an die maximal mögliche Zugkraft heran, und überwacht dabei die gemessenen Parameter, um rechtzeitig nachzuregeln - da gibts dann auch so nette Fachbgriffe wie Makroschlupf und Superschlupf - aber bevor ich da Blödsinn erzähl, lass ichs lieber, kenn mich damit nicht so wirklich aus

Es ist jedenfalls so, dass in der Theorie ein Drehstromfahrzeug mit voller Zugkraft auch bei rutschigen Schienen gefahren werden sollte, weil es sich selbst die optimalen Werte raussucht.
Grundsätzlich ist da ein Drehstromfahrzeug auch viel einfacher zu handhaben von der Regelung her als die konventionelle Technik - zum einen, weil die Regelung quasi sofort die Zugkraft anpassen kann, ohne dass erst ein Schaltwerk schalten muss, zum anderen, weil Drehstrommotoren prinzipbedingt nicht nicht von sich aus Durchgehen können.
Wie das in der Praxis aussieht, ist, nunja, heiß umstritten. Wenn ich mir anschaue, wie in München der C-Zug durchgeht, wenn mal wieder Fett auf den Schienen ist - vom Konstrukteur so gedacht dürfte das eher nicht sein... Die interessante Frage (auf die ich aktuell keine ANtwort habe) ist dabei: Warum schleudern dann manche Drehstromfahrzeuge in bestimmten Situationen doch? Aktuell würde ich vermuten, dass in dem Fall die Regelung Mist baut, aber das ist Spekulation.
Bin aber auch schon oft genug in Drehstromtriebwagen mitgefahren, die auf rutschige Schienen nur durch lautes Jaulen reagiert haben, nicht aber durch Schleudern. So grundsätzlich scheint das also doch zu funktionieren.
Interessant beim Avenio ist also nicht die Leistung, sondern die Anfahrzugkraft - sowie die konkrete Implementierung der Antriebsregelung.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876