Armutszeugnis für Deutschland

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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146225
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Beitrag von 146225 »

Boris Merath @ 6 Jan 2016, 12:06 hat geschrieben: Man kann aber ja nicht alles während der Fahrt reparieren - oder soll man an den ICE noch einen Güterwagen mit Ersatzteilen hängen?
Da sind wir eher wieder an dem Punkt, dass bei einem in Berlin gestarteten Zug das Ersatzteil ggf. halt schon (wo Unterwegs-Reparatur möglich) in Göttingen oder Leipzig am Zug sein muss, inklusive dem der es einbaut - nicht erst in der Werkstätte am Zielbahnhof in München.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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218217-8
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Beitrag von 218217-8 »

autolos @ 6 Jan 2016, 12:46 hat geschrieben:Stark verkürzt gesagt: Wettbewerb führt dazu, dass jemand besser sein will als andere. Das führt zu Innovationen, Kostensenkungen und einer Leistungserbringung mit verringertem Ressourceneinsatz. Ohne Wettbewerb - sei es bspw. in privaten oder staatlichen Monopolen - entfällt jeglicher Anreiz zu Verbesserungen.
In Hessen wird ja seit vielen Jahren im ÖPNV (Bus) knallharter Wettbewerb gelebt: einziges Kriterium scheint "Der Billigste gewinnt". Von den Pleiten und Pannen, die es dort seitdem gegeben hat, einmal abgesehen: Welche Innovationen sind dort seitdem entwickelt und umgesetzt worden? Spontan würden mir keine einfallen.
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218217-8
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Beitrag von 218217-8 »

DSG Speisewagen @ 5 Jan 2016, 22:01 hat geschrieben:Die Schweiz ist hier ein Vorbild, das beste Bahnsystem Europas und kein Wettbewerb, funktioniert.
Wie sicher ist der Erhalt des Status Quo in der Schweiz eigentlich für die Zukunft? Im ÖPNV auf der Straße gibt es auch in der Schweiz seit Jahren Wettbewerb mit all seinen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Ist geplant, das "Erfolgsmodell" eines Tages auch auf die Schiene zu übertragen?
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Beitrag von ropix »

Schiene ist optional Ausschreibung möglich. (Und dabei soll es vorerst, sprich auf längere Zeit auch erstmal bleiben)

Das größere Problem ist die Kostendeckung - unter 30% soll irgendwann zwingend auf Bus umgestellt werden.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

218217-8 @ 6 Jan 2016, 19:31 hat geschrieben: Wie sicher ist der Erhalt des Status Quo in der Schweiz eigentlich für die Zukunft? Im ÖPNV auf der Straße gibt es auch in der Schweiz seit Jahren Wettbewerb mit all seinen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Ist geplant, das "Erfolgsmodell" eines Tages auch auf die Schiene zu übertragen?
Ich schätze mal so lange die rechts-marktradikale EU-Kommission der Schweiz nicht dazwischen funken kann, ist man da in der Entscheidung eh etwas freier.

Die EU-Verkehrspolitik ist aber auch nicht in Stein gemeißelt, da kann man auch mal die Ansätze der geschmierten Wettbewerbsfanatiker wieder rückgängig machen, denen es ja nur darum geht dass wenige sich an Staatsgeldern bereichern und sie selbst auch, schöne Geschenke gibt es immer.
So lange die EU, v.a. die undemokratische Kommission, eine Konzernmarionette ist, wird sich hier wenig ändern. Sie muss reformiert werden und den Bürgern dienen.
Stattdessen ist ja sogar in der Verfassung aufgenommen dass auf die eigenen Bürger geschossen werden darf!

Fakt ist dass die Arbeitnehmer zunehmend unter diesen Entwicklungen zu leiden haben, das kann keiner von der Hand weisen.
Auch kann keiner eine Lösung präsentieren wie man die auseinanderklaffende Schere stoppen kann. Wie gesagt, es gibt ein Gesamtvolumen und wenn der Anteil einiger weniger an diesem Gesamtvolumen immer größer wird, so wird das irgendwann größte Probleme verursachen.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

ropix @ 6 Jan 2016, 22:49 hat geschrieben: Das größere Problem ist die Kostendeckung - unter 30% soll irgendwann zwingend auf Bus umgestellt werden.
Das ist die Fantasie des BAV, aber ohne Kantone können die sich im Viereck drehen. Die haben ja schon öfter versucht die Eisenbahn zu demontieren in der Fläche.

Die Kantone werden das in vielen Fällen nicht zulassen.
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Beitrag von Fat Hippo »

146225 @ 6 Jan 2016, 18:33 hat geschrieben: Da sind wir eher wieder an dem Punkt, dass bei einem in Berlin gestarteten Zug das Ersatzteil ggf. halt schon (wo Unterwegs-Reparatur möglich) in Göttingen oder Leipzig am Zug sein muss, inklusive dem der es einbaut - nicht erst in der Werkstätte am Zielbahnhof in München.
Genau das ist der Punkt. Kaputt gehen kann immer was, das ist ja bei anderen Verkehrsmitteln auch nicht anders, aber den Schaden einfach so hinzunehmen und trotzdem weiter durch die Lande eiern, das bringt die Kunden halt auf die Palme.

Ich hab' das vorher schon mal geschrieben: Letzten Sonntag gab es in einem IC von Hamburg nach Berchtesgaden im Bistro keinen Kaffee und keine warmen Speisen, weil kein Wasser auf dem Wagen war. Sorry, aber das Trum ist sprichwörtlich einmal komplett durch Deutschland gefahren. Wie schwer kann es sein, 'n Schlauch dranzunageln und Wasser aufzufüllen? :ph34r:
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Fat Hippo @ 7 Jan 2016, 10:31 hat geschrieben: Ich hab' das vorher schon mal geschrieben: Letzten Sonntag gab es in einem IC von Hamburg nach Berchtesgaden im Bistro keinen Kaffee und keine warmen Speisen, weil kein Wasser auf dem Wagen war. Sorry, aber das Trum ist sprichwörtlich einmal komplett durch Deutschland gefahren. Wie schwer kann es sein, 'n Schlauch dranzunageln und Wasser aufzufüllen? :ph34r:
Ja, sowas scheint mir derzeit typisch bei der DB zu sein. Geht etwas kaputt, dann bleibt es erst einmal kaputt - wenn man Glück hat, werden die Fahrgäste immerhin noch drüber informiert. Speisewagen, die funktionslos durch Deutschland rollen, scheinen ja schon fast normal zu sein. Mal gibt's kein Wasser, mal kein Personal, mal keinen Strom, mal ist die Kaffeemaschine längerfristig kaputt, dann wieder die Kühlung, oder es wurden keine Lebensmittel eingeladen... Und dabei bleibt es, weil sich frühestens in drei Tagen jemand drum kümmert.
Wo ist das Problem?
Fat Hippo
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Beitrag von Fat Hippo »

rautatie @ 7 Jan 2016, 10:47 hat geschrieben: Ja, sowas scheint mir derzeit typisch bei der DB zu sein. Geht etwas kaputt, dann bleibt es erst einmal kaputt - wenn man Glück hat, werden die Fahrgäste immerhin noch drüber informiert. Speisewagen, die funktionslos durch Deutschland rollen, scheinen ja schon fast normal zu sein. Mal gibt's kein Wasser, mal kein Personal, mal keinen Strom, mal ist die Kaffeemaschine längerfristig kaputt, dann wieder die Kühlung, oder es wurden keine Lebensmittel eingeladen... Und dabei bleibt es, weil sich frühestens in drei Tagen jemand drum kümmert.
Das ist aber der Knackpunkt, wie ich finde. Ein Speisewagen ist nun wahrlich nicht das Wichtigste, aber nichts repräsentiert Service mehr als eben jener und wenn ich fünf Stunden im Zug sitze, dann ist die Möglichkeit einen Kaffee oder was zu Essen zu bekommen schon von einer gewissen Bedeutung. Und gerade in diesem Bereich ist die Bahn extrem defizitär unterwegs. Wie Du schon sagtest, irgendwas ist immer. Ich komme mir immer vor, wie im Konsum zu DDR-Zeiten: "Ham wer heute nich" war damals auch die Standard-Antwort :ph34r:

Das Problem ist, dass die Bahn mit Billigtickets gegen die Fernbusse und Billigflieger angehen will. Das ist meiner Meinung nach Schwachsinn. Schneller als 'ne Boeing 737 von Reier-Air kann die Bahn nicht sein und billiger als Krawall-Tours mit ihren Bussen kann se auch nich. Was die Bahn aber könnte, wäre mehr Service und Komfort. Da wäre mir lieber, dass es keine Billigtickets München-Hamburg um 19 Euro gäbe und dafür in die Wartung des Materials investiert würde. Da würde ich dann auch gern mehr bezahlen, wenn ich wüsste, ich kann entspannt von A nach B fahren. Das geht aber im Moment nicht, denn man muss ja hungern und hat zudem noch 5 Stunden lang Stress, ob man denn mit seinen 6 Minuten Übergangszeit auch den Anschluss bekommt. Bin ja mal gespannt, ob Grube's Reform da was bringt. Zu wünschen wäre es alle mal.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Fat Hippo @ 7 Jan 2016, 11:04 hat geschrieben: Das ist aber der Knackpunkt, wie ich finde. Ein Speisewagen ist nun wahrlich nicht das Wichtigste, aber nichts repräsentiert Service mehr als eben jener und wenn ich fünf Stunden im Zug sitze, dann ist die Möglichkeit einen Kaffee oder was zu Essen zu bekommen schon von einer gewissen Bedeutung.
Das stimmt. Dazu kommt: nachdem ich in letzter Zeit einige Male einen nicht funktionsfähigen Speisewagen vorgefunden hatte, gehe ich irgendwann davon aus, dass es in Zukunft auch so sein wird, und ich sorge eben gleich mit eigenem Proviant vor. Der Effekt: in Zukunft meide ich den Speisewagen, weil ich mich sowieso nicht drauf verlassen kann. Da helfen dann auch die blumigen Durchsagen nichts mehr "Ich möchte Sie noch auf unser gastronomisches Angebot hinweisen... wo Sie unser Team gerne erwartet..."
Wo ist das Problem?
Urmel

Beitrag von Urmel »

146225 @ 6 Jan 2016, 17:33 hat geschrieben: Da sind wir eher wieder an dem Punkt, dass bei einem in Berlin gestarteten Zug das Ersatzteil ggf. halt schon (wo Unterwegs-Reparatur möglich) in Göttingen oder Leipzig am Zug sein muss, inklusive dem der es einbaut - nicht erst in der Werkstätte am Zielbahnhof in München.
Wenn es "mal" so ist hat jeder Verständnis. Aber die Bahn hat alles durch ihre Controler auf Kante planen lassen. Der Ausnahmefall ist zum Regelfall geworden. Turnusmäßiger Austausch anfälliger Teile oder von Verschleißteilen bevor diese versagen findet sowieso kaum noch statt, redundante Systeme gibt es ebenso kaum noch bei Bestellung. Die Bundesbahn hat teilweise sogar Großraumheizungen redundant ausgelegt, damit ein Ausfall im Winter für den Fahrgast möglichst unbemerkt bleibt, die schlauen Ingenieure des ICE3 haben hingegen möglichst viele Klimaaggregate zu Regelkreisen zusammen gefasst um bisl Elektronik zu sparen, ein einzelner Ausfall nur eines Aggregat schaltet nun zwangsläufig alle anderen mit ab.

Aber statt zu versuchen den selbst bestellten Murks, die Industrie fertigt halt nach dem Lastenheft das man ihr gibt, durch verstärkte Bemühungen bei Instandhaltungsstandards zu kompensieren musste man um jede nicht geschlossene Werkstatt froh sein, gab es letztes Jahr Presseberichte darüber, dass viele Züge bei Bereitstellung nicht einmal alle offenen Mängel behoben bekamen, weil es an Geld, Personal, Zeit oder allem drei mangelt. Züge verlassen die Werkstatt mit bestehenden, reklamierten Altmängeln und werden so wieder eingesetzt, neue kommen dazu, bei so einem prekären Zustand der Flotte darf deren Unzuverlässigkeit niemand überraschen.


Ja, das ist also hausgemacht und hat nichts damit zu tun, dass die allperfekte Bahn nicht auch noch Ersatzteilwägen mitführen muss um ihren Grad der Perfektion noch etwas zu übersteigen. Da brennt die Hütte, dass der Betrieb überhaupt noch funktioniert ist definitiv dem Engagement einzelner Mitarbeiter an der Basis über Dienst nach Vorschrift hinaus zu verdanken, nicht dem Bahnvorstand.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Urmel @ 7 Jan 2016, 12:04 hat geschrieben: dass viele Züge bei Bereitstellung nicht einmal alle offenen Mängel behoben bekamen, weil es an Geld, Personal, Zeit oder allem drei mangelt. Züge verlassen die Werkstatt mit bestehenden, reklamierten Altmängeln und werden so wieder eingesetzt.
Und wenn man Pech hat, wird der Zug nicht einmal bereitgestellt, weil z.B. die Mängel schlimmer sind als erwartet, oder weil es kein Personal gibt, das den Zug bereitstellen könnte (ich habe in München schon einige Male vergeblich auf die Bereitstellung eines Zuges gewartet. Da bleibt das Gleis einfach leer, nur der Bahnsteig ist voll...)
Wo ist das Problem?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Oder dass der Zug bereits fast eine Stunde auf einem anderen Gleis bereitsteht, wird erst eine Minuten nach fahrplanmäßiger Abfahrt durchgesagt, Ergebnis immerhin nur +9.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

rautatie @ 7 Jan 2016, 10:47 hat geschrieben: Ja, sowas scheint mir derzeit typisch bei der DB zu sein. Geht etwas kaputt, dann bleibt es erst einmal kaputt -
Das ist bei allen EVU so, dann halt im SPNV, aber da wären wir wieder bei der Privatisierung und dem Zwang zur Gewinnmaximierung...
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Beitrag von Urmel »

...damit mich keiner falsch versteht, ich sehe es nicht als meine Mission hier in meiner Freizeit gegen die Bahn zu stänkern. Nur ich denke mir, wenn besonders eisenbahnaffine Bürger und auch mancher "Insider", der hier im Forum unterwegs ist, schon nicht klipp und klar und schonungslos und ohne viele Abers und Rechtfertigungsversuche anerkennt, dass substantiell und auf breiter Front einiges im Eisenbahnwesen in D morsch ist - es sich nicht nur um viele, viele Einzelprobleme ohne Verbindung handelt, sondern diese allesamt Teil und Ausdruck eines großen Gesamtproblems sind - ja wie soll dann der Normalbürger, der sich nicht weiter für den Zustand der Eisenbahn interessiert, dafür ein Bewusstsein entwickeln? Wir sind hier doch auch Multiplikatoren in unserem Freundes- und Verwandtenkreis, ich zumindest. Und ich schwärme auch nicht wenig über meinen Eisenbahnenthusiasmus, dass da kein schiefes Bild entsteht. GERADE weil ich so ein Eisenbahnfreund seit frühesten Kindheitserinnerungen bin, gerade darum bin ich so kritisch mit der DB und gerade darum so frustriert darüber, was sie aus der Bundesbahn machte, wie sehr wir als eine der größten Industrienationen der Erde und DEM Transitland #1 in Europa hinter den Möglichkeiten bleiben, die das System Schiene für Wirtschaft, Mobilität, Klimaschutz und nicht zuletzt komfortables Reisen potentiell bietet.

Es ist wie beim wahren Patrioten, wer sein Land wirklich liebt ist gleichzeitig sein größter Kritiker. Das Beste ist gerade gut genug, nichts darunter. Darum nein, darum dürfen wir uns nicht arrangieren, mit den vielen Klein-Klein Ausreden, die es natürlich von der Pressestelle, der es an Fantasie stellenweise nicht zu mangeln scheint, zu jedem der Störungen zuverlässig einfällt. Und es ist wie bei einem Menschen der ein Problem hat, sei es ein Suchtproblem, entglittene Finanzen und Verschuldungsprobleme, was auch immer - solange man nicht einmal schonungslos, ohne schon wieder Einschränkungen und Beschwichtigungen in jedem Nebensatz einzuschieben, anerkennt, dass man ein gehöriges und grundlegendes Problem hat, ja solange kommt man natürlich auch zu keiner Lösung. Ich höre mir nun seit vielen Jahren die im Grunde immer selben Ausreden und Ausflüchte und Rechtfertigungsversuche an, warum - das ist nun einmal Fakt - jeder, der über den deutschen Tellerrand hinausblickt, als Reisender feststellt, dass es überall um uns herum eisenbahntechnisch besser läuft, wenn man mal von unseren polnischen und tschechischen Nachbarn absieht, die aber großen Schrittes aufholen.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Das sind eben die Folgen der Privatisierung, ich wiederhole mich gerne immer wieder und neben den Kunden sind auch die Angestellten die größten Leidtragenden. An die ganzen Einschnitte, Existenznöte und Einbußen bei Gehalt und Sozialleistungen denkt ja niemand, interessiert auch kaum jemanden.

Die gleichen Probleme haben ja auch andere Verkehrsbranchen, sogar in der Luftfahrt werden Piloten immer öfter zu absoluten Dumpingbedingungen beschäftigt. Alle Leute im Geiz-ist-Geil-Flug haben Blut an ihren Händen und machen sich mitschuldig, solange Gesetze solche Machenschaften nicht verhindern.
Bus- und Lkw-Branche das gleiche, Ausbeutung ohne Ende und der Staat bzw. die EU fördert das auch noch unter dem Deckmantel des "freien Warenverkehrs", der dann eben auch Dumping rechtfertigt.

Aber dass es in den Nachbarländern besser sein soll, das trifft nicht überall zu. Schweiz, Österreich und Niederlande auf jeden Fall. Aber wo ist z. B. Frankreich besser? Abgesehen vom TGV kaum Taktverkehr und ganze Landstriche ohne richtigen ÖPNV.

Die Schweiz hat die meisten Bahnfahrer Europas und das beste Bahnsystem, ganz ohne Wettbewerb. Die Österreicher haben die meisten Bahnfahrer der EU, ganz ohne Ausschreibungswettbewerb.
Falls jetzt wieder ein Schlaumeier mit der Westbahn kommt, das sind Rosinenpicker, die nur auf der Goldgrube Westbahn fahren, aber die ÖBB sollen schön brav überall sonst fahren. Dann legen die sich auch noch mit dem Verbund VOR an, haben aber gerechterweise jede Gerichtsverhandlung bisher verloren. Rosinenpicker sind eine Schande für das Allgemeinwohl und schaden nur, genau wie das im Fernstussverkehr passiert, auch nur Rosinenpickerei neben der Wettbewerbsverzerrung.

Fazit: Eine Bahn in öffentlicher Hand, wo die Gelder und damit die Wertschöpfung in den Regionen bleibt, ist tausend mal besser. Natürlich auch etwas teuerer, aber das sollte uns ein perfekt funktionierender Bahnbetrieb mit Reserven und guter Infrastruktur wie zu Bundesbahnzeiten wert sein inkl. menschenwürdiger, fairer Arbeitsbedingungen fernab von Outsourcing, betriebswirtschaftlich optimierten Schichtplänen trotz Personalmangel, Dauerangst um den Arbeitsplatz alle 10 Jahre usw.
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Beitrag von Urmel »

Die DB AG ist in öffentlicher Hand. Es handelte sich bei der Bahnreform rein rechtlich betrachtet nur um eine Umbenennung und eine Änderung der Wirtschaftsform von der Sonderform "Sondervermögen des Bundes" hin zur Standardform der "Aktiengesellschaft", ebenso im Bundesvermögen. Davor und danach gab es einen Bahnvorstand. Davor und danach Steuersubventionen. Du fechtest leider immer wieder in die falsche Richtung, es gab nie eine Bahnprivatisierung. Eine Privatisierung heißt nun einmal, dass der Staat einen vormaligen Staatsbetrieb an Privateigentümer veräußert. Das ist mit der Bahn nie geschehen. Das ist mit der Telekom und der Post geschehen (der Bund hat keine beherrschende Mehrheiten an den Aktien mehr, somit ist die Privatisierung rechtlich abgeschlossen, KfW Anteile hin oder her). Mit der Bahn wurde kein einziges Schräubchen an Private veräußert.

Die sog. Eisenbahnprivatisierung ist der Deckname der Politik für ein groß angelegtes Streichkonzert gewesen. Vorsichtig formuliert um Geld zu sparen, etwas konspirativ betrachtet erinnert mich manches daran ehrlich gesagt an den großen Straßenbahnskandal in den USA (https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F ... ahnskandal), denn auch in Deutschland ist die Automobilindustrie mächtig, mächtiger denn je. Keine andere Branche reicht, wenn man Zulieferer und sonstige sekundär davon abhängige Betriebe miteinbezieht, in Deutschland auch nur ansatzweise so weit, ist so wichtig, bringt soviele Steuern, zahlt soviele Parteispenden, ist so gut politisch vernetzt, wie die Automobilindustrie. Man kann da durchaus System vermuten, umgekehrt hat die Bahn keine Lobby.

Wir müssten dahinkommen ganz sachlich zu vermitteln, dass wir die Bahn mindestens mit dem selben Maß messen müssen wie andere Verkehrsträger. Das heißt die Frage, wieso alle immer Kostendeckung als Ziel verlangen, wenn wir das bei den Asphaltstraßen (inklusive Autobahnen) auch nie zum Ziel ausrufen, einmal zu diskutieren. Oder die Tatsache, dass wir mit vergleichsweise wenig Steuergeld, das man in die Eisenbahn steckt und somit den Eisenbahnverkehr attraktiver macht und auch die ganzen feisten Mitbürger, die bisher lieber in ihrem rollenden Wohnzimmer (eigenem PKW) unterwegs sind, zum Umstieg bewegen könnte, vom Güterverkehr gar nicht zu reden, dessen Wachstum quasi nur auf die Straße ging und geht.

Und wir damit einen wesentlich größeren Klimaschutzbeitrag pro investiertem Euro erreichen würden als mit mancher zweifelhaften Subvention zB nach dem EE-Gesetz. Eine einfache Rechnung. Eisenbahn ist die viel beschworene "Elektromobilität" nämlich schon heute. Einfach sachlichen Lobbyismus für die Eisenbahn machen und dabei immer dazu sagen, ja, das kostet Geld und das darf und muss es auch kosten, wenn es richtig gemacht werden soll. Stattdessen wird ernsthaft darüber diskutiert der Autolobby weitere Milliarden in den Schlund zu stopfen, nach dem Milliardengrab der Abwrackprämie vor ein paar Jahren, mit der gezielt Überproduktion angestiftet wurde und zum höchsten ökologischen Schaden vielfach noch gute Gebrauchtwagen vor ihrer Zeit verschrottet wurden, soll es nun ja Subventionen für Carsharing und Elektroautos geben. Mit einem viel geringeren Nutzen pro ausgegebenem Euro im Vergleich zu einer anständigen Ausfinanzierung von Eisenbahn und ja auch dem schienengebundenen ÖPNV, man denke nur an den Sanierungsstau der ganzen U-Bahnsysteme, die in den 1970ern in Westdeutschland aufgebaut wurden.

Ein ideologischer Krieg gegen den Privatisierungsgedanke bringt uns hier nicht weiter, damit stößt man bei Mitbürgern nur auf Abwehrreflexe, gilt als Nostalgiker oder Betonkopf. Nein, es geht darum, dass die Bahn schlicht kaputtgespart wurde. Sie wäre in keinem besseren Zustand wenn man die Umfirmierung von "Bundesbahn" in "DB AG" nie durchgeführt hätte, aber die selbe Sparpolitik gefahren hätte. Also geht es gerade darum gar nicht. Das ist eine Ablenkung der Eisenbahnzerstörer gewesen, das Deckmäntelchen "Privatisierung", wo es tatsächlich "Kaputtsparen" hätte heißen müssen.
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Beitrag von chris232 »

EasyDor @ 5 Jan 2016, 19:51 hat geschrieben:Auf den Trichter scheint man gottseidank endlich gekommen zu sein, wie hier unter "Wie will die Bahn pünktlicher werden" zu lesen ist.
Ich weiß, ich bin etwas spät, aber: Ich seh in dem Artikel ehrlich gesagt keine großartigen Fortschritte. Nur um mal ein paar Zitate zu bringen:
Im liberalisierten Regionalverkehr in Großbritannien zum Beispiel ist sie der drittgrößte Spieler und hat am Donnerstag noch einmal bestätigt, die Nummer eins werden zu wollen.
Auf gut deutsch: Man kümmert sich immernoch schön um den Markt im Ausland statt das eigene "Brot- und Butter-Geschäft", von dem sonst immer die Rede ist.
So werden bei der defizitären Sparte DB Schenker Rail (Güterverkehr) Kapazitäten abgebaut, Verladestellen geschlossen und wohl bis zu 2600 Arbeitsplätze abgebaut. (...)  In neue Produkte und zusätzliches Personal fließt weit weniger.
Also genau das, was man mit "MORA C" und ähnlichem bereits "erfolgreich" angefangen hat: "Sparen, koste es was es wolle." Und Arbeitsplätze abbauen, wo man eh schon in Überstunden schwimmt.
Konkret war am Donnerstag von 2600 der europaweit 30 000 Stellen bei der Gütertochter Schenker die Rede, die abgebaut werden sollen. (...) Auch in der Verwaltung dürfte Personal abgebaut werden, was auch die Konzernzentrale am Potsdamer Platz in Berlin treffen dürfte. (...) Hier machte das Unternehmen keine konkreten Angaben.
Also "Wir wollen den Wasserkopf abbauen, aber erst mal schmeißen wir das Bodenpersonal raus!"
Ziel der Gespräche, die ab Januar beginnen, ist es, den Großteil der Mitarbeiter in anderen Bahn-Gesellschaften unterzubringen, beim Servicepersonal im Personenverkehr zum Beispiel.
War nicht ein paar Beiträge vorher noch die Rede davon, dass man eben Mitarbeiter will, die motiviert und auf Kundenorientierung ausgerichtet sind? Und dafür will man dann Leute nehmen, die man beim Güterverkehr rausgeworfen hat?!


Übrigens noch ein herzliches Dankeschön an Urmel für seinen Beitrag zum Thema (nicht-)Privatisierung.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von 143 »

DSG Speisewagen @ 7 Jan 2016, 19:53 hat geschrieben: Das ist bei allen EVU so, dann halt im SPNV, aber da wären wir wieder bei der Privatisierung und dem Zwang zur Gewinnmaximierung...
Es hindert Dich niemand daran ein EVU zu gründen, das ganz ohne Gewinn betrieben wird. Könntest sogar noch billiger anbieten als gewinnorientierte Unternehmen. Warum sitzt Du also immer noch vor dem Rechner?
Catracho
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Beitrag von Catracho »

143 @ 7 Jan 2016, 20:45 hat geschrieben: Es hindert Dich niemand daran ein EVU zu gründen, das ganz ohne Gewinn betrieben wird. Könntest sogar noch billiger anbieten als gewinnorientierte Unternehmen. Warum sitzt Du also immer noch vor dem Rechner?
Der Unterschied zwischen "Gewinn" und "Gewinnmaximierung" ist Dir bekannt? Das Problem ist nicht, das Unternehmen Gewinne machen sollen, das Problem ist, dass es jedes Quartal und jedes Jahr noch mehr und noch mehr und noch mehr sein muss.

Mfg
Catracho
Theirs not to reason why, theirs but to do and die. - Alfred Tennyson
Urmel

Beitrag von Urmel »

PS: und ja, in Deutschland wird systematisch die Eisenbahn kaputt gemacht und umgekehrt das Auto gepampert. Darum sind wir das einzige westliche Land ohne flächendeckendes Tempolimit auf Schnellstraßen - dessen Einführung wäre nicht nur ökologisch und sicherheitstechnisch sinnvoll, darum hat es ja jeder außer uns, das würde Fernreisen per Bahn schlagartig wettbewerbsfähiger machen (Fahrtzeitaspekt). Darum gibt es die Pendlerpauschale, die strukturell besonders Pendelei mit dem eigenen KFZ fördert, während es keine Autobahnmaut gibt, nicht einmal die "Ausländermaut" will daran was ändern (unter dem Strich soll der deutsche Autofahrer ja keinen Cent mehr bezahlen, das hat sich die CSU ja nur so superkomplitziert ausgedacht weil sie genau weiss, dass sie es ansonsten nicht nur mit dem Wähler zu tun bekommt sondern insb. mit den wahren Chefs im Lande äh der Automobilindustrie). Oder man denke an das sog. Dienstwagenprivileg - auf Steuerzahlerkosten sind Mio. (!) dicke Karossen mit ungeheurem CO2 Ausstoß auf deutschen Straßen unterwegs. Will der Arbeitgeber hingegen was ökologisches tun und spendiert dem Abteilungsleiter, der gar nicht außendienstlich tätig ist sondern nur als Zuckerl den dicken Dienstwagen bekommt (wie ja in der Mehrzahl der Fälle die Realität), ein Jobticket für den ÖPNV oder gar sowas wie eine Bahncard 100, dann ist das steuerlich nicht privilegiert, ganz im Gegenteil, der Arbeitnehmer muss das sogar bei seiner privaten Steuererklärung angeben, wenn er bei einer Steuerprüfung keinen Ärger bekommen will ("geldwerter Vorteil"). Und soviele ganz eindeutige Benachteiligungen der Bahn und Bevorzugungen des Auto dazu, man kann hier seitenweise nur Aufzählungen im Detail auflisten.

Nur im Gegensatz zum großen amerikanischen Straßenbahnskandal ist hier kein Privatkonzern im Zentrum, der Staat selbst hat es bei uns übernommen das öffentliche Verkehrsmittel auf Schienen zu ruinieren, damit die Autoindustrie bei uns gedeiht wie sonst nirgendwo in der Welt (nirgendwo wird mehr Geld mit hochpreisigen Autos verdient, nirgendwo gibt es mehr sog. Premiumhersteller auf der Welt, wie in Deutschland). Und das alles soll gefälligst "Autobahnproof" bleiben. Ich geb Gas, ich geb Gas,...nur weil die Autobosse im öffentlichen Bild (was natürlich genauestens von einem Heer von PR Beratern orchestriert wird) immer so bieder daherkommen scheinen tatsächlich alle zu denken, dass die so harmlos sind und nicht knallhart ihre Interessen durchsetzen.

Und hat es noch nie jemand gewundert, warum gerade die Bahn nicht von der Ökosteuer ausgenommen ist, während gigantische CO2 Schleudern in der Industrie sich davon befreien können? Und glaubt wirklich jemand, dass unsere Aufsichtsbehörden so inkompetent waren "Dieselgate" nicht zu erkennen, obwohl auch seit Jahren - das ist ja das vielleicht noch größere Problem, weil es flächendeckend alle KFZ betrifft - mit Vehemenz von Journalisten und Experten darauf hingewiesen wird, dass der ganze KFZ Prüfzyklus komplett weltfremd ist und drastisch zu niedrige Emissionswerte ausspuckt, wir also um einen unbekannten Faktor X mehr Klimagase und Gifte mit unseren KFZ in Deutschland ausstoßen als die ganzen amtlichen Statistiken darstellen? Mir kann KEIN MENSCH erzählen, dass die alle so blind, taub und naiv waren. Man hat bewusst weggeschaut. Alles für das Auto und die deutsche Autoindustrie. Man hat manchmal den Eindruck, wir müssten uns in "Bundesrepublik Autoland" umtaufen, so scheint die ganze Nation im Bann des Autos zu stehen. Das sind die Hintergründe. Privatisierung? Wenn es nur so einfach wäre, man das nur "zurückdrehen" müsste. Nein, wenn wir morgen wieder eine Bundesbahn klassischer Form hätten, dann wären die bahnfeindlichen Lobbys nicht weg, vermutlich sogar stärker denn je (bedenke, wir leben nicht mehr in der ruhigen Bonner Republik wie zu Bundesbahnzeiten, Politiker, die einzig am Gemeinwohl interessiert sind und "Staatsmannqualitäten" haben, die kannst du mit der Lupe suchen). Denn dann haben diese, über ihre Sprachrohre äh die gewählten Politiker ja sogar den direkten Zugriff auf die Bahn. Wenn ich mir die Personalie rund um Herrn P. anschaue scheint die Politik ja genau das anzustreben bzw. es scheint ihr bisher der Zugriff auf die Bahn nicht ausreichend stark zu sein, der Bahnvorstand der formalen Aktiengesellschaft zu unabhängig zu agieren. Vielleicht ist die massiv kastrierte, ausgehungerte und behinderte Eisenbahn nämlich den Mächtigen in unserem Land immer noch zu erfolgreich, lasst euch diesen Gedanken einmal durch den Kopf gehen, dann seid ihr vielleicht sogar ganz froh über die formale Abtrennung in eine AG, in der ja über den Aufsichtsrat auch Arbeitnehmervertreter einiges Mitspracherecht haben (bei einer Bundesbehörde nada!).
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Arbeitnehmervertreter.

Meinst Du den EVG-dominierten Aufsichtsrat? :lol:
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Beitrag von 143 »

Catracho @ 7 Jan 2016, 20:50 hat geschrieben: Der Unterschied zwischen "Gewinn" und "Gewinnmaximierung" ist Dir bekannt? Das Problem ist nicht, das Unternehmen Gewinne machen sollen, das Problem ist, dass es jedes Quartal und jedes Jahr noch mehr und noch mehr und noch mehr sein muss.

Mfg
Catracho
Genau so wie z.B. die Lokführer von Tarifverhandlung zu Tarifverhandlung mehr Geld haben wollen. Lohnmaximierung. Da hört man dann schlagartig nix mehr von "Allgemeinwohl" etc. Danach haben sich ja schließlich nur "Besserverdiener" zu richten.

Auch für Dich gilt: Einfach auf Gehaltssteigerungen verzichten und den zu viel überwiesenen Betrag wieder zurückbuchen. Man muß ja nicht von Jahr zu Jahr mehr verdienen. Wenn Du Deine Kollegen auch noch überzeugen kannst kann man vielleicht sogar einen neuen Mitarbeiter einstellen. Statt privater Bereicherung also lieber was fürs Allgemeinwohl tun. Wie wäre das?
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Martin H. @ 7 Jan 2016, 22:55 hat geschrieben: Arbeitnehmervertreter.
Haben eigentlich schon bei Regio Oberbayern einige die Stärkung bestimmter Gruppen bereut? Dreimal im Monat umsonst und auf eigene Freizeit nach Ingolstadt ist schon ein starkes Stück.
J ott W ie erbärmlich. Dass sich so etwas noch im Spiegel anschauen traut...

Jaja, der böse Wettbewerb. Da ist mir so etwas aber nicht bekannt...
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

143 @ 7 Jan 2016, 23:17 hat geschrieben: Genau so wie z.B. die Lokführer von Tarifverhandlung zu Tarifverhandlung mehr Geld haben wollen. Lohnmaximierung. Da hört man dann schlagartig nix mehr von "Allgemeinwohl" etc. Danach haben sich ja schließlich nur "Besserverdiener" zu richten.
Sorry, es ist noch nicht mal der Lohnverlust seit der Bahnreform 1994 ausgeglichen und dieses umgerechnete Niveau erreicht. So viel dazu.

Dann sagt niemand was dagegen wenn auch Führungskräfte mehr bekommen, das ist absolut richtig. Entscheidend ist der Unterschied und hier werden in allen Branchen die Abstände größer und das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Wieder komme ich damit daher dass es ein Gesamtvolumen gibt und wenn wenige einen immer größeren Anteil am Gesamtvolumen haben, hat die Masse immer weniger und das ist eine Blase die irgendwann platzt.
Daher kann das nur mit einem genau definierten Abstand klappen auf Dauer. Begrenzte Ressourcen, sollte jedem bekannt sein.

Ansonsten typisch rechtsmarktradikale, menschenverachtende Sprüche von 143, etwas anderes ist man da ja nicht gewohnt. Der würde seine Oma verraten und verkaufen für Macht und seine Karriere, wie so viele in dieser Welt.

Die Eisenbahnen in Deutschland (Personenverkehr) machen allesamt keine Gewinne durch eigene Leistung, weil das nicht funktioniert! Das sind alles staatlich subventionierte Gewinne und das muss zurecht kritisiert werden, denn vom Gesamtvolumen geht nämlich ein Teil für die Gewinnabführung drauf, das sind Teile die u. a. bei den Mitarbeitern eingespart wurden, natürlich auch bei der Wartung (gestreckte Wartung ist heute bei allen EVU üblich) und andere Dingen.

Wer diese bedenklichen Entwicklungen gut findet ist kein guter Mensch, hat kein Gewissen und kein Stück Menschlichkeit. Traurig so etwas!
Neoliberalisten/Marktradikalisten sind nichts anderes als Wirtschaftsna*is!
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Beitrag von 143 »

DSG Speisewagen @ 7 Jan 2016, 23:28 hat geschrieben: Neoliberalisten/Marktradikalisten sind nichts anderes als Wirtschaftsna*is!
Hihi, immer wenn sonst nix mehr einfällt kommt das :D
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Beitrag von 218 466-1 »

143 @ 7 Jan 2016, 23:17 hat geschrieben: Genau so wie z.B. die Lokführer von Tarifverhandlung zu Tarifverhandlung mehr Geld haben wollen. Lohnmaximierung. Da hört man dann schlagartig nix mehr von "Allgemeinwohl" etc. Danach haben sich ja schließlich nur "Besserverdiener" zu richten.
Um vieviel % hat sich der Bahnvorstand noch gleich das Gehalt erhöht?

Lokführer sind im europäischen Vergleich unterbezahlt. Daher ist dein Beispiel unglücklich gewählt.

Zudem sollte Mobilität nicht für wirtschaftlichkeit missbraucht werden, sondern als gemeinnützige Unternehmen geführt werden. Dann müsse jeder Gewinn sofort wieder investiert werden und die Bahn wäre besser aufgestellt.
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Catracho
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Beitrag von Catracho »

143 @ 7 Jan 2016, 23:17 hat geschrieben: Genau so wie z.B. die Lokführer von Tarifverhandlung zu Tarifverhandlung mehr Geld haben wollen. Lohnmaximierung. Da hört man dann schlagartig nix mehr von "Allgemeinwohl" etc. Danach haben sich ja schließlich nur "Besserverdiener" zu richten.
Richtig. Weil "Besserverdiener" in der Regel schon genug haben, nicht noch mehr zum Leben brauchen und meistens auch nur deswegen so viel bekommen können, weil bei anderen gespart wird. Wenn ich satt bin, bin ich satt, satter geht nicht. Hungriger hingegen schon. Immer mehr, bei immer wenigeren. Und dass gerade in diesem Land die Lohnsteigerungen meist noch nicht mal mit der Inflation Schritt halten, ist nun auch kein Geheimnis. Besser die Kohle landet bei denen, die sie erwirtschaften, als bei denen, die nichts (Aktionäre, Teilhaber, Fonds) dafür tun.

Mfg
Catracho
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Beitrag von ropix »

Das funktioniert aber nur wenn die Teilhaber/Aktionäre/Fonds halt schon was getan haben. Nicht immer und nicht überall, aber manchmal gäbe es halt gar nichts ohne diese Art der Finanzierung.

Nur grad die DB AG ist halt meilenweit weg davon eine privatwirtschaftliche AG zu sein deren Sinn und Zweck es ist irgend einen Ramsch zu verhökern ohne den die Welt auch nicht schlechter wäre...
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Beitrag von Cloakmaster »

Catracho @ 7 Jan 2016, 20:50 hat geschrieben: Das Problem ist nicht, das Unternehmen Gewinne machen sollen, das Problem ist, dass es jedes Quartal und jedes Jahr noch mehr und noch mehr und noch mehr sein muss.

Mfg
Catracho
Das sehe ich nicht als Problem an. Ein jedes privatwirtschaftliche, gewinnorientierte Unternehmen hat letztlich das Ziel, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, und möchte diesesn möglichst auch kontinuierlich steigern. Gott sei Dank gibt es durchaus noch manche Unternhmen, welche auch Dinge wie "zufriedene Mitarbeiter", "Zufriedene Kunden" oder auch "Ökobilanz verbessert" als Form des Gewinn ansehen und es nicht rein auf die Zahlen in Euro und Cent ankommen lassen.

Die Gretchenfrage ist eher: Warum soll/muss die Bahn ein solches Gewinn-orientieres unternehmen sein? Die Befriedigung immenser Verkehrsbedürfnisse ist gerade im Zeichen des Umweltschuttzes eine nationale Aufgabe - und damit keine Spielwiese für Gewinnorientieres Handeln. Ein solches beinhaltet zB immer auch ein gewisses Risiko, zu scheitern. Weiterhin besteht nunmal eine immense Diskrepamz zwischen den ökologishcen Vorteilen des Systems Schiene und den ökonomischen Erfordernissen. Ich sehe wenig Sinn darin, der Bahn nur indirekt "helfen" zu wollen, indem anderen Verkehrsträgern neue Steine (Luftverkehrsabgabe, Ausbaustopps, Tempolimit...) in den Weg zu legen. Allerdings sollte der Staat den Verkehrsträger SChine wesentlich deutlicher unterstützen, wenn er es mit seinen Klima- und Umweltzilelen ernst meint.

Eine - wohl kaum umsetzbare - Idee, welche mir gefallen würde wäre zB Befreiungsämtlichen Schienenverkehrs von der Öko- und Mehrwertsteuer, sowie Senkung sämtlicher Trassenen- und Stationsentgelte auf Null. Das sind unsinnige und unnütze Kostenfaktoren, welche jegliches schienenangebot nur künstlich verteuern, letztlich aber keinen Nutzen einbringen. Dazu mindestens eine Verdoppelung der Investitionen in Unterhalt und Ausbau der Infrastruktur. Das würde weit, weit mehr Verkehr auf die Schiene bringen, als es ein Temolimit, eine Autobahnmaut, oder eine neue Luftverkehrsabgabe je könnte. Unter diesen vorraussetzungen sähe ich sogar gewisse Chanchen für eine "gesunde Konkurenz" (also nicht: "wer macht es billiger?" sondern: "Wer machst es besser?" ) verschiedener Unternehmen im Schienenverkehr.
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