Alles zur Bayerischen Oberlandbahn

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
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ET 423
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Beitrag von ET 423 »

glemsexpress @ 9 Jul 2009, 22:11 hat geschrieben: Warum kann denn der Integral schneller kuppeln als andere Züge? Auf diesen Viedeo schaut das jetzt nicht ungewöhnlich schnell aus.
Ist es auch nicht - der Integral ist da nicht schneller oder langsamer wie jeder andere Zug, der mit einer Schaku ausgerüstet wurde, sowohl was das kuppeln/entkuppeln an sich betrifft, als auch die gegebenenfalls notwendigen betrieblichen Handlungen (Zug konfigurieren, NBÜ-Test [sofern vorhanden natürlich], vereinfachte Bremsprobe).
Daß der Integral hier schneller als alles andere sein soll, ist ein modernes Märchen und meiner Meinung nach eine bewußt von der BOB-Geschäftsleitung ins Leben gerufene, weil sie eben wohl auch ein bißchen Angst vor einer Ausschreibung haben - quasi, um ein Argument für sich bieten zu können. ;)
Wildwechsel @ 9 Jul 2009, 22:55 hat geschrieben: das soll in der Summe bei den Integralen angeblich etwa 2 Minuten schneller gehen.
Aber auch nur angeblich; wenn alles gut klappt ist ein 423 nach ggf. sogar weniger als einer Minute wieder abfahrbereit, egal ob verstärkt oder geschwächt. Das würde ja bedeuten, daß der Integral -1min braucht, also daß schon alles erledigt wurde, bevor das Ereignis (kuppeln/entkuppeln) überhaupt stattfand...hmm - Einstein würde sich glaube ich freuen. ;)
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
tobster
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Beitrag von tobster »

ET 423 @ 11 Jul 2009, 02:02 hat geschrieben: Daß der Integral hier schneller als alles andere sein soll, ist ein modernes Märchen und meiner Meinung nach eine bewußt von der BOB-Geschäftsleitung ins Leben gerufene, weil sie eben wohl auch ein bißchen Angst vor einer Ausschreibung haben - quasi, um ein Argument für sich bieten zu können. ;)
So ganz neu ist das Märchen (obs nun wirklich ein Märchen ist oder nicht kann ich Laie nicht einschätzen) gar nicht, früher wurde es nur als Begründung für etwas anderes verwendet, nämlich bei der Erweiterung der BOB-Flotte: Die Integrale können ja so schön schnell kuppeln und fahren, das schafft kein anderes Dieselfahrzeug (die Talente passen nur notdürftig in unseren Fahrplan), deswegen können wir keinen dichteren Takt bieten.
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Da hast du Recht; nur wird dieses Märchen in letzter Zeit immer öfters ausgegraben - quasi mit unter als Eigenwerbung.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
noebi
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Beitrag von noebi »

ET 423 @ 11 Jul 2009, 02:02 hat geschrieben: wenn alles gut klappt ist ein 423 nach ggf. sogar weniger als einer Minute wieder abfahrbereit, egal ob verstärkt oder geschwächt.
Klappt in einer Minute sogar planmäßig in Neufahrn:

Neufahrn an: 9:55
Neufahrn ab nach Freising: 9:56
Neufahrn ab zum Flughafen: 9:58

Flügeln und Kuppeln sollte meiner Meinung nach bei der BOB nur noch zwischen Lenggries und Tegernsee gemacht werden. Die Züge von Bayerischzell könnte man auch 20 Minuten versetzt nach München fahren lassen. Damit könnte man die Züge länger machen und hat mehr Kapazität.

Schöne Grüße,
Nöbi.
mapic
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Beitrag von mapic »

ET 423 @ 11 Jul 2009, 02:02 hat geschrieben: Ist es auch nicht - der Integral ist da nicht schneller oder langsamer wie jeder andere Zug, der mit einer Schaku ausgerüstet wurde, sowohl was das kuppeln/entkuppeln an sich betrifft, als auch die gegebenenfalls notwendigen betrieblichen Handlungen (Zug konfigurieren, NBÜ-Test [sofern vorhanden natürlich], vereinfachte Bremsprobe).
Ich weiß zwar nicht woher du diese Erkenntnis nimmst, aber alleine im direkten Vergleich zum Talent steht der Integral da eindeutig viel besser da.
Im Integral kuppelt man drauf, muss noch 2-3 Sekunden warten und kann die Flucht aus dem Führerstand antreten, alles andere macht dann der Lokführer der vorne weiter fährt (mehr als die Bremsprobe ist es eh nicht).
Im Talent kuppelt man drauf, muss erst mal warten, dann den vorderen Lokführer anrufen und mit ihm gemeinsam die Bremsprobe machen, und erst wenn der Zug dann praktisch schon abfahrbereit ist muss man sich noch durch die Leute ins Freie wühlen. Dazu kommt noch, dass es im Winter häufig so ist, dass das ganze eh erst beim dritten oder vierten Kuppelversuch wirklich klappt, und davor noch jemand die Abdeckung von der Schaku nehmen muss. Und sogar das Entkuppeln klappt im Winter häufig nicht sofort. Und das ganze obwohl der Talent am Tag genau ein mal Kuppelt und Flügelt und der Integral ca. 160 mal.

Daß der Integral hier schneller als alles andere sein soll, ist ein modernes Märchen und meiner Meinung nach eine bewußt von der BOB-Geschäftsleitung ins Leben gerufene, weil sie eben wohl auch ein bißchen Angst vor einer Ausschreibung haben - quasi, um ein Argument für sich bieten zu können. ;)
Und was soll das im Hinblick auf die Ausschreibung bringen, wenn vielleicht sowieso so ausgeschrieben wird, dass der zukünftige Betreiber mit dem Integral fährt, egal wer es sein wird? ;)
Außerdem, wie ich ja bereits vorher schon mal gesagt habe, ist das mit dem Kuppeln und Flügeln nicht der einzige Grund, warum das heutige Fahrplankonzept nur vom Integral gefahren werden kann. Dann würden sich die Fahrzeiten vielleicht um eine Minute verlängern und das wars. Gleiches gilt für die Höchstgeschwindigkeit.
Aber es gibt auch bis heute keinen vergleichbaren Triebwagen, der so viel Kapazität bietet, besonders was die Mehrfachtraktion angeht.
tobster
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Beitrag von tobster »

mapic @ 11 Jul 2009, 11:34 hat geschrieben: Aber es gibt auch bis heute keinen vergleichbaren Triebwagen, der so viel Kapazität bietet, besonders was die Mehrfachtraktion angeht.
Das hat mich auch grad mal interessiert. Wikipedia durchsuchen hat mich zu folgendem Ergebnis gebracht:
Integral: 53.43m, 164 Sitzplätze: 3,07 Sitzplätze/m
Talent 2-teilig: 38,21m, 98 Sitzplätze: ~2,56 Sitzplätze/m
Talent 3-teilig: 52,12m, 161 Sitzplätze: ~3,08 Sitzplätze/m
Talent 4-teilig: 66,87m, 199 Sitzplätze: ~2,97 Sitzplätze/m
Lirex 440.0: 70,9m, 240 Sitzplätze: ~3,38 Sitzplätze/m
Lirex 440.2: 87m, 293 Sitzplätze: ~3,37 Sitzplätze/m
LINT 27: 27,26m, 70 Sitzplätze: ~2,57 Sitzplätze/m
ITINO (Odenwaldbahn): 39,47m, 119 Sitzplätze: 3,01 Sitzplätze/m
612: 51,75m, 146 Sitzplätze: ~2,82 Sitzplätze/m
RegioShuttle: 25,5m, 101 Sitzplätze: 3,96 Sitzplätze/m
Desiro: 41,7m, 110 Sitzplätze: 2,63 Sitzplätze/m
(Ich hab jeweils die maximale Anzahl verbauter Sitzplätze verwendet, wenn bei Wikipedia ein Bereich angegeben war)
Manche Triebwagen wie z.B. ein RegioShuttle sind sicher nicht wirklich für die Oberlandstrecken geeignet, aber ich wollt einfach mal ein paar Vergleichswerte zusammensammeln. Auch ist natürlich die Anzahl verfügbarer Stehplätze (die ich jetzt beim Integral mal intuitiv recht hoch schätzen würde) interessant, die war aber bei Wikipedia nicht verfügbar.

So auf den ersten Blick siehts aber trotzdem so aus, als könnte man ähnliche Kapazitäten auch mit anderen Triebwagen als dem Integral erreichen: Ein 3-teiliger Talent scheint ziemlich gleich auf zu liegen. Sollte eine Diesel-Variante eines Lirex 440.0 gebaut werden, wäre diese sogar noch deutlich vor dem Integral was die Anzahl Sitzplätze angeht. Eine Dreifachtraktion Lirex 440.0 wäre auch ziemlich exakt genausolang wie eine Vierfachtraktion Integral.
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Beitrag von ET 423 »

mapic @ 11 Jul 2009, 11:34 hat geschrieben:Ich weiß zwar nicht woher du diese Erkenntnis nimmst, aber alleine im direkten Vergleich zum Talent steht der Integral da eindeutig viel besser da.
Klar, es gibt Fahrzeuge, da dauert es länger. Es gibt aber auch Fahrzeuge, da geht es mindestens genauso schnell, wie beim 423. ;) Gut ok, der täte sich im Oberland bißchen schwer, was aber nicht ausschließt, daß sich ein erfolgreicher Mitbewerber bei der Industrie ein Dieselfahrzeug bestellt, das genauso gut in der Disziplin "kuppeln/entkuppeln" ist.
mapic @ 11 Jul 2009, 11:34 hat geschrieben:Aber es gibt auch bis heute keinen vergleichbaren Triebwagen, der so viel Kapazität bietet, besonders was die Mehrfachtraktion angeht.
Auch das ist kein Totschlägerargument - siehe oben.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

die Fahrzeuge seh ich jetzt auch net als entscheides Kritterium, eher schon, das die BOB den Hauptsitz in Holzkirchen hat....
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Um mal bei den Diesel-VT zu bleiben, verstehe ich es nicht, wieso die Industrie fast alle Diesel-VT nur für 120 km/h und nicht gleich für 140 km/h entwickelt und gebaut hat? Im RB-Verkehr bringt es sicher wenig, aber diese Triebwagen fahren eben auch RE-Verkehre oder fahren lange Abschnitte die mit 140 km/h befahrbar sind ohne Halt durch, hier macht es durchaus einen gewaltigen Unterschied.
Daher wundere ich mich dass man Desiro & Co. mit Vmax120 belegt hat. Bei E-Triebwagen scheinen ja 160 mittlerweile Standard zu sein, da wären 140 für Dieseltriebwagen angemessen.

Aber wie gesagt, langfristig führt an einer flächendeckenden Elektrifizierung, auch der Oberlandstrecken, eh kein Weg vorbei, daher sollte man hier schon mit Bayrischzell den ersten Schritt wagen.
mapic
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Beitrag von mapic »

tobster @ 11 Jul 2009, 14:39 hat geschrieben:So auf den ersten Blick siehts aber trotzdem so aus, als könnte man ähnliche Kapazitäten auch mit anderen Triebwagen als dem Integral erreichen: Ein 3-teiliger Talent scheint ziemlich gleich auf zu liegen. Sollte eine Diesel-Variante eines Lirex 440.0 gebaut werden, wäre diese sogar noch deutlich vor dem Integral was die Anzahl Sitzplätze angeht. Eine Dreifachtraktion Lirex 440.0 wäre auch ziemlich exakt genausolang wie eine Vierfachtraktion Integral.
Hast du bei meinem Satz nach dem Komma aufgehört zu lesen? Ein dreiteiliger Talent hat durchaus fast die gleiche Kapazität, nur blöderweise ist bei der 3-fach Traktion eben auch schon Schluss, mehr geht nicht. Den Integral kann man bis zu 5-fach kuppeln, und ohne 4-fach Traktion würde im momentanen Fahrplan gar nichts laufen, dann müsste man die Fahrgäste entweder stapeln oder am Bahnsteig stehen lassen. 5-fach ist zwar wegen den Bahnsteiglängen nicht möglich, aber das gab es vor einigen Jahren trotzdem schon mal planmäßig, wobei der hinterste aber nur zur Überführung mitlief und abgesperrt war.
Alle anderen Fahrzeuge in der Liste sind sowieso viel zu klein, und von Fahrzeugen, die noch nicht mal in der Planung existieren redet ja niemand. Ich sage nur, dass es momentan keine Alternative zum Integral gibt, aber das muss ja in Zukunft nicht so bleiben.... ;)

@ET423
siehe auch oben ;)
Und allgemein sollte man vielleicht nur mit echten Alternativen vergleichen und nicht mit Fahrzeugen, die aus ganz anderen Gründen sowieso nicht in Frage kommen. Ich glaube dir ja gerne, dass der 423er auch sehr schnell, vielleicht sogar schneller kuppeln kann, aber wie du ja selbst schon gesagt bringt das der BOB nun mal rein gar nichts.

Ich werde bei Gelegenheit mal genau drauf achten wie schnell der Integral nach dem Kuppeln abfahrbereit ist. ;)
MAM
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Beitrag von MAM »

Electrification @ 11 Jul 2009, 18:59 hat geschrieben:Um mal bei den Diesel-VT zu bleiben, verstehe ich es nicht, wieso die Industrie fast alle Diesel-VT nur für 120 km/h und nicht gleich für 140 km/h entwickelt und gebaut hat? Im RB-Verkehr bringt es sicher wenig, aber diese Triebwagen fahren eben auch RE-Verkehre oder fahren lange Abschnitte die mit 140 km/h befahrbar sind ohne Halt durch, hier macht es durchaus einen gewaltigen Unterschied.
Daher wundere ich mich dass man Desiro & Co. mit Vmax120 belegt hat. Bei E-Triebwagen scheinen ja 160 mittlerweile Standard zu sein, da wären 140 für Dieseltriebwagen angemessen.

Aber wie gesagt, langfristig führt an einer flächendeckenden Elektrifizierung, auch der Oberlandstrecken, eh kein Weg vorbei, daher sollte man hier schon mit Bayrischzell den ersten Schritt wagen.
Der Itino fährt 140 km, den kann anscheinend aber auch sogar für 160 km haben.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ET 423 @ 11 Jul 2009, 02:02 hat geschrieben: Aber auch nur angeblich; wenn alles gut klappt ist ein 423 nach ggf. sogar weniger als einer Minute wieder abfahrbereit, egal ob verstärkt oder geschwächt.
Der 423er ist halt speziell für schnelles Kuppeln hochgezüchtet, nachdem das bei der Münchner S-Bahn sehr wesentlich ist, wohingegen bei den meisten Dieselstrecken kein gar so schlimmer Zeitdruck beim Kuppeln herrschen dürfte. Dass es momentan kein DIESELfahrzeug auf dem Markt gibt, das genauso schnell wie der Integral ist, halte ich schon für möglich (auch wenn ich keine Ahnung hab obs stimmt). Klar, man kann das ganze beim Hersteller sicherlich bestellen, aber der wird sich das zum einen sicherlich einiges kosten lassen, zum anderen ist die Frage ob das dann so ausgereift ist und wirklich von Anfang an funktioniert.

Das dürfte überhaupt das größte Problem sein - die Oberlandstrecken sind halt nicht einfach irgendwelche Strecken, sondern sind im Winter schon etwas anspruchsvoller als die Flachlandstrecken in NRW und ähnliches. Nur weil ein Fahrzeug im Flachland inzwischen ausgereift ist, muss das nicht automatisch heißen, dass es für die BOB auch geeignet wäre (siehe die 425 nach Garmisch). Wenn man jetzt wieder ein neues Fahrzeug auf die Strecke setzt, besteht halt die Gefahr, dass es wieder so ein Desaster wird wie damals mit den neuen Integralen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

Boris Merath @ 12 Jul 2009, 01:06 hat geschrieben: Wenn man jetzt wieder ein neues Fahrzeug auf die Strecke setzt, besteht halt die Gefahr, dass es wieder so ein Desaster wird wie damals mit den neuen Integralen.
Was war denn damals eigentlich mit den Integralen?
Ich lese auf jeder Seite zwei mal was das für ein Desaster war, finde aber keine Infos dazu.
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Irgendwie amüsiert mit diese Diskussion.

@Münchner Kindl: Die Gnade Deiner späten Geburt ...

Vor inzwischen 10 Jahen hatte die BOB die Ausschriebung im Oberland gewonnen (die erste in Bayern). Mit einem Zug, den es nur als Plan gab von einem der kleinsten Herstellern der Branche - der also auch noch nicht allzuviel Referenzen vorweisen konnte: Jenbacher Fahrzeugtechnik.

Es kam, wie es kommen musste, es standen zur Betriebsaufnahme nicht genügend Züge zu verfügung (WIMRE) und die, die vorhanden waren, funktionierten so zuverlässig, dass man sie ein Jahr später komplett ausser Betrieb nahm, die DB bei der BOB einstieg und man zum alten Betriebskonzept mit 218 und Silberlingen zurückging (nur die Kurswagen zum Tegernsee entfielen).

Ein paar Jahre später wurde dann der Betrieb mit den Integralen wieder aufgenommen.

Das ganze war so erfolgreich, dass die Integrale die letzten Züge waren, die besagter Hersteller produziert hatte.

Wer die Zeiten genau weiss, darf mich gerne korrigieren ...


Insofern müssen Talent, Desiro und Co noch einiges an Chaos veranstalten (was sie ja durchaus auch tun), um an den Integral heranzukommen.


Was soll eigentlich am Integral und Netz im Oberland so besonderes sein?

Dass der Abschnitt bis Holzkirchen ziemlich schnurgerade ist und mit 140 km/h befahren wird? Ist nur eine Frage der Getriebeauslegung, wird halt meistens nicht gefordert.

Das schnelle und zuverlässige Kuppeln/Entkupplen? Als Beispiel wurde hier ja schon der 423 genannt (Mit 420er wurde das ja auch schon gemacht), in D z.B. der 610, in DK mit IC3 u.a. schon lange Regelverfahren.
Wenn es bei einem ICE2 etwas länger dauern sollte, dann wohl vor allem daran, dass man sich im Fernverkehr mehr Zeit nehmen kann ...

Steigung? Die Strecken im Oberland haben weniger Steigung als durchschnittliche Mittelgebirgsstrecken.
Schnee? Der Nasschnee in den Mittelgebirgen ist wesentlich störender als der durchgehende hierzulande.

Vier- oder Fünfachtraktion? Auslegungssache der Software, RS beherrschen das.

Der Integral ist ein schöner Zug, der seine Stärken und Schwächen hat (fackelt z.B. gerne ab). Aber nichts, was andere Hersteller heute nicht auch liefern könnten - mit wesentlich weniger Kinderkrankheiten. Zum funktionieren hat er wesentlich länger gebraucht als andere vergleichbare Züge.

Nicht ohne Grund hat die BOB keinen Hersteller gefunden, der die Züge nachgebaut hat.

Auf der anderen Seite wäre es natürlich Schwachsinn, nach einer Ausschreibung die Strecken mit anderen, neuen Zügen zu befahren und die Integrale zu Verschrotten. Aber das ist ein ganz anderes Thema und Problem der Auschreibungspraxis.

Luchs.
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

Luchs @ 12 Jul 2009, 13:46 hat geschrieben:Es kam, wie es kommen musste, es standen zur Betriebsaufnahme nicht genügend Züge zu verfügung (WIMRE) und die, die vorhanden waren, funktionierten so zuverlässig, dass man sie ein Jahr später komplett ausser Betrieb nahm, die DB bei der BOB einstieg und man zum alten Betriebskonzept mit 218 und Silberlingen zurückging (nur die Kurswagen zum Tegernsee entfielen).

Ein paar Jahre später wurde dann der Betrieb mit den Integralen wieder aufgenommen.
Ursprünglich war die Betriebsaufnahme zum 30. Mai 1998 vorgesehen, bevor sie wegen verspäteter Ablieferung der Integral-Triebwagen auf den 29. November 1998 verschoben wurde. Der erste Betriebsversuch der BOB dauerte dann ziemlich genau ein Jahr bis zum 28. November 1999. Zweite, erfolgreichere Betriebsaufnahme war dann zum 10. Juni 2001 (Lenggries/Tegernsee) bzw. 1. Januar 2002 (Bayerischzell).

Luchs @ 12 Jul 2009, 13:46 hat geschrieben:die DB bei der BOB einstieg
Das stand zwar im Zusammenhang, war aber erst später und nur für ungefähr zwei Jahre (2002/2003).

Luchs @ 12 Jul 2009, 13:46 hat geschrieben:Was soll eigentlich am Integral und Netz im Oberland so besonderes sein?
Ein ungetestetes, in großen Teilen komplett neu entwickeltes Fahrzeug ohnehin schon verspätet direkt in den Planbetrieb zu übergeben, scheint mir der grundlegende Fehler gewesen zu sein.
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Beitrag von 146225 »

Also wenn man schon heute über eine "Nach-Integral-Zeit" spekulieren muß, wäre es an der Zeit für einen 3- bis 4-teiligen Itino als Ersatzfahrzeug. Denn der zieht aufgrund seiner stärkeren Motorisierung besser weg als Talente oder Lint, steht also weder der S-Bahn im Weg noch hilflos vor Steigungen.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
VT 609

Beitrag von VT 609 »

Südostbayer @ 12 Jul 2009, 14:14 hat geschrieben: Ursprünglich war die Betriebsaufnahme zum 30. Mai 1998 vorgesehen, bevor sie wegen verspäteter Ablieferung der Integral-Triebwagen auf den 29. November 1998 verschoben wurde. Der erste Betriebsversuch der BOB dauerte dann ziemlich genau ein Jahr bis zum 28. November 1999. Zweite, erfolgreichere Betriebsaufnahme war dann zum 10. Juni 2001 (Lenggries/Tegernsee) bzw. 1. Januar 2002 (Bayerischzell).
Kleine Korrektur: Die "erste" Betriebsaufnahme war ursprünglich für November 1998 vorgesehen und mußte aus dem von dir genannten Grund auf Mai 1999 verschoben werden. Gefahren wurde das Flügelkonzept dann ein halbes Jahr bis November 1999.
mapic
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Beitrag von mapic »

Um mal noch ein Märchen aus der Welt zu räumen: Der Ausstieg der Jenbacher aus der Schienenfahrzeugindustrie hatte mit dem Integral absolut nichts zu tun, sondern lag an der Übernahme der Jenbacher durch GE, und wurde bereits kurz nach der Bestellung der Integrale beschlossen, als das ganze Integral-Chaos also erst noch bevorstand.
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Beitrag von JeDi »

Naja - also die 5047 aus Jenbach sind ja durchaus erfolgreich, zuverlässig und in großen Stückzahlen gebaut. Damals [TM] hat man auch in Deutschland eben noch alles von der heimischen Industrie produzieren lassen...
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Der ist von der Technik (und vom Preis) her aber auf dem stand des 627 - also nicht vergleichbar mit den Entwicklungen der 90er ...

Auch wenn die Entscheidung von GE schon vor der Auslieferung gefallen ist: die Probleme haben sich firmenintern schon vorher angekündigt und man wird aufgrund der hohen Bestellzahlen von Fahrzeugen und des eigenen Marktanteiles hier eine naheliegende kommerzielle Entscheidung getroffen haben - den Markt lieber aufzugeben ...

Luchs.
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Beitrag von rob74 »

Münchner Kindl @ 12 Jul 2009, 10:39 hat geschrieben: Was war denn damals eigentlich mit den Integralen?
Ich lese auf jeder Seite zwei mal was das für ein Desaster war, finde aber keine Infos dazu.
Geh' mal zum BOB-Infostand am Hauptbahnhof (Starnberger Bf.), da gibt's für 3 Euro die Broschüre "10 Jahre BOB", da ist u.A. das Desaster ausführlich (und ohne die Tatsachen zu beschönigen, Respekt an die BOB dafür) dokumentiert.
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rob74
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Beitrag von rob74 »

ET 423 @ 11 Jul 2009, 02:02 hat geschrieben: Daß der Integral hier schneller als alles andere sein soll, ist ein modernes Märchen und meiner Meinung nach eine bewußt von der BOB-Geschäftsleitung ins Leben gerufene

[...]

wenn alles gut klappt ist ein 423 nach ggf. sogar weniger als einer Minute wieder abfahrbereit, egal ob verstärkt oder geschwächt.
Na dann ist die Lösung einfach: wir elektrifizieren nicht nur die Strecke nach Bayrischzell, sondern alle drei, erhöhen die Bahnsteige noch ein Stück, befahren die Strecke mit 423ern und integrieren die BOB ins Münchner S-Bahn-Netz ;) Dann sind alle glücklich - außer vielleicht Veolia und die Fahrgäste, die dann ziemlich lange auf den brettharten 423er-Sitzen rumsitzen müssen :lol:

Ich schließe mich da mal der Vermutung von Boris an: die BOB hat Fahrzeuge gesucht, die mit dem Integral vergleichbar sind (also nicht nur beim Kuppeln/Flügeln, sondern auch was Motorleistung, Wintertauglichkeit, Traktionsfähigkeit usw. betriffft) und auf dem Markt keins gefunden, das ihren Ansprüchen gerecht wird. Das Kuppeln/Flügeln wird vermute ich nur als Beispielkriterium genannt, weil es für alle leicht verständlich ist.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Ich finde es abartig, dass über den Ersatz von erst 10 Jahre alten, funktionierenden Fahrzeugen diskutiert wird. Egal, was sie für Kinderkrankheiten hatten - JETZT funktionieren sie, und das werden sie sicher auch noch die nächsten 10, vielleicht sogar 20 oder 30 Jahre tun.
Das Einmalfahrzeug, nicht zur Rückfahrt zu verwenden - wir sind auf dem besten Weg dahin... :(

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Beitrag von ET 423 »

rob74 @ 13 Jul 2009, 09:12 hat geschrieben: Na dann ist die Lösung einfach: [...] Das Kuppeln/Flügeln wird vermute ich nur als Beispielkriterium genannt, weil es für alle leicht verständlich ist.
Ja, eine sehr einfache Lösung. ;)

Auch wenn das schnelle Flügeln ein leicht verständliches Beispiel war, so ist es eben irreführend. Klar ist auch, daß es auf dem Markt bisher sowas in Dieselausführung nicht gibt. Das müßte eben erst noch in Auftrag gegeben werden. Da es genügend Dieselfahrzeuge auf dem Markt allerdings schon gibt mit ähnlich hoher Platzkapazität, wäre eine Modifikation einer Baureihe wohl auch im Bereich des Möglichen.

zus. hinzugefügt:
Michi Greger @ 13 Jul 2009, 11:09 hat geschrieben:Ich finde es abartig, dass über den Ersatz von erst 10 Jahre alten, funktionierenden Fahrzeugen diskutiert wird.
Das ist leider schon traurige Realität geworden - Ausschreibungen sei dank.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Beitrag von Rohrbacher »

Ich finde es abartig, dass über den Ersatz von erst 10 Jahre alten, funktionierenden Fahrzeugen diskutiert wird.
Find' ich auch.

Der BOB-Ausschreibung sehe ich als so 'ne Art BOB- und Integralfan gelassen entgegen. Ohne in der Glaskugel die Gegenangebote zu sehen, aber wenn ich mir andere Bieter bei anderen Ausschreibungen so anschaue, dann sollte das die BOB locker packen. ;)
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Deo Thi Le
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Beitrag von Deo Thi Le »

Rohrbacher @ 15 Jul 2009, 23:44 hat geschrieben: Der BOB-Ausschreibung sehe ich als so 'ne Art BOB- und Integralfan gelassen entgegen. Ohne in der Glaskugel die Gegenangebote zu sehen, aber wenn ich mir andere Bieter bei anderen Ausschreibungen so anschaue, dann sollte das die BOB locker packen. ;)
Es wäre schön, wenn die BOB die Ausschreibung gewinnen wird. Aber man darf nicht vergessen, dass auch andere Bahnunternehmen, wie z. B. DB Regio Oberbayern, an den Verkehren interessiert ist.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Deo Thi Le @ 16 Jul 2009, 15:07 hat geschrieben: Es wäre schön, wenn die BOB die Ausschreibung gewinnen wird. Aber man darf nicht vergessen, dass auch andere Bahnunternehmen, wie z. B. DB Regio Oberbayern, an den Verkehren interessiert ist.
Die BOB hat aber einen enormen "Akzeptanzbonus". Gut, bei Ausschreibungen hilft das auch nix.
Trotzdem denke ich, dass man die Meinung der Bevölkerung bei Ausschreibungen (grundsätzlich) mit berücksichtigen sollte.
Deo Thi Le
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Beitrag von Deo Thi Le »

Taschenschieber @ 16 Jul 2009, 17:40 hat geschrieben: Die BOB hat aber einen enormen "Akzeptanzbonus". Gut, bei Ausschreibungen hilft das auch nix.
Trotzdem denke ich, dass man die Meinung der Bevölkerung bei Ausschreibungen (grundsätzlich) mit berücksichtigen sollte.
Ja, dass ist richtig, dass die BOB sehr beliebt ist bei den Fahrgästen. Allerdings muss man auch bedenken, dass die BEG nicht auf Fahrgäste Rücksicht nimmt - das ist zumindestens meine Meinung. Sie werden das billigste Angebot nehmen, ob das nun von Veolia mit der Bayerischen Oberlandbahn kommt oder nicht, ist denen (denke ich) egal.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Deo Thi Le @ 16 Jul 2009, 18:16 hat geschrieben: Allerdings muss man auch bedenken, dass die BEG nicht auf Fahrgäste Rücksicht nimmt - das ist zumindestens meine Meinung. Sie werden das billigste Angebot nehmen, ob das nun von Veolia mit der Bayerischen Oberlandbahn kommt oder nicht, ist denen (denke ich) egal.
In welchem Falle allerdings die BEG nicht gerade an Sympathie gewinnen wird.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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