Das Auto abschaffen

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Antworten
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10197
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Theoretische Versuche evon Chemikern also als Lösung für das Problem.

Gluabst du die Hersteller von E10 haben einfach aus Jux und Dollerei mal was zusammengekippt, und das dann auf den Markt geshmissen? Da werden jede Menge Testreihen gelaufen sein, bevor die Marktreife bescheinigt wurde. Meinst du, die Autohersteller sagen nur aus Profitgier, daß zB sämtliche VW ab Baujahr 1995 (letzte Bauserie GolfII, sowie alle Nachfolger) für E10 freigegeben sind, in der Hoffnung, daß es schon keinen GolfII geben wird, der wegen E10 eine äusserst unpopuläre Biege macht?

Und einen echten Mehr- oder Minderverbrauch festzustellen, wird extrem schwer werden. Exakte Vergleiche lassen sich nur mit ausgiebigen Testfahren auf einem Rundkurs anstellen. Nur hat man da eben keine Praxisbedingungen, wo es schon wieder anders aussehen kann.

Ich habe nie behauptet, daß es lächerlich sei, Bedenken gegen E10 zu haben. Ich sage nur, daß das Thema eine grössere Aufmerksamkeit einnimmt, als der Sache angemessen wäre. Auch bei den ersten Versionen von Biodiesel gab es verstopfte Kraftstoff-filter und Ähnliche "Kinderkrankheiten". Dennoch ging die Einführung reativ lautlos über die Bühne, und so lange Bio billiger war als Normal freut es sich zunehmernder Beliebtheit, die erst abebbte, als es keinen Preisvorteil mehr gegen über den normalen Sprit gab.

Und ich denke, genauso wird es mit E10 gehen: Die "Protestler" oder Übervorsichtigen, die aus Angst vor Motorschäden zum teureren Sprit greifen, werden zurückgehen. Und bald tankt die breite Masse wieder wie immer: Was am billigsten ist.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Cloakmaster @ 1 Sep 2011, 07:44 hat geschrieben: Gluabst du die Hersteller von E10 haben einfach aus Jux und Dollerei mal was zusammengekippt, und das dann auf den Markt geshmissen? Da werden jede Menge Testreihen gelaufen sein, bevor die Marktreife bescheinigt wurde.
E10 ist meines Wissens nach eine politische Vorgabe - ob die Politik umfangreiche Testreihen vor ihrer politischen Untersuchung in Auftrag gegeben hat ist mir nicht bekannt. Die Hersteller dürften nur das ausführen was im Gesetz steht - nämlich 10% beizumischen.
Meinst du, die Autohersteller sagen nur aus Profitgier, daß zB sämtliche VW ab Baujahr 1995 (letzte Bauserie GolfII, sowie alle Nachfolger) für E10 freigegeben sind, in der Hoffnung, daß es schon keinen GolfII geben wird, der wegen E10 eine äusserst unpopuläre Biege macht?
Nein, das glaube ich nicht. Allerdings besagt das ja umgekehrt, dass für alle VW vor Baujahr 1995 keine Aussage existiert. Warum nicht, wenn, wie Du es darstellst, die Erhöhung so niedrig ist, dass das schon keinen Unterschied machen wird? Weil die Frage eben nicht nicht einfach mit "5% auf 10% ist kein großer Unterschied" beantwortbar ist.
Ich habe nie behauptet, daß es lächerlich sei, Bedenken gegen E10 zu haben.
Und ich habe nie behauptet, dass E10 ein Problem sein muss. Ich habe nur behauptet, dass es durchaus möglich ist, dass es ein Problem ist.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Viellleicht, weil VW keine Lust mehr hat, sich mit 16 Jahre alten Automodellen zu befassen?
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10197
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Natürlich kann es mit extrem alten Autos und neuem Sprit Probleme geben, wie überall. Versuch doch mal, einem Commodore64-Computer Windows 7 beizubringen. Oder einen postmodernen Auto frisch von der IAA das Zeug, was man vor 90 Jahren als Treibstof in den Tank gekippt hat, einzufüllen. Wer heute eine neue Spritsorte auf den Markt bringt, sollte dafür sorgen, daß heutige Autos damit klarkommen. Da kann es dann leider sein, daß es Kompatibilitätsprobleme mit den Autos von vorvorgestern gibt. Nur: Wie viele fahren davon überhaupt noch auf deutschen Straßen - von Oldtimern abgesehen?

Die politische Vorgabe lautete 10% des Sprits aus biologischem ursprung zu gewinnen. Wie diese 10% erreicht werden, ist Sache von Forschung und Entwicklung. Und daß man damit nichts unmögliches fordert war ja auch schon klar, da man eben auch schon mit dem umgekehrten Verhältnis 85% Bio, und 15% klassischer Sprit, fahren kann.

Und die Aussage, daß alle Autos nach 1995 freigegeben sind, bedeutet im Umkehrschluiß nicht, daß alle vor 1995 nicht freigegebebn wären. Bei den frühren Modellen kann man es nur nicht so pauschal sagen, weil es da eben bei eingen Modellel Schwieirgkeiten geben kann, und bei anderen nicht. Der Golf II mit Basismotor ist freigegeben, der GTI dagegen aber nicht. usw.

Und dann wieder: Wie viele Autos mit BJ vor 1995 fahren heute rum? Und wie viele Autos mit Bj,. nach 1995 fahren rum? wie werden sich diese zahlen in Zukunft verändern? Werden die vor-95 zunehmen, und die nach-95 abnehmen? Wohl kaum...

Summa Summarum: Mehr Wind, als der Sache gerecht würde...
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Benutzeravatar
Musikus
Routinier
Beiträge: 357
Registriert: 25 Nov 2008, 19:30

Beitrag von Musikus »

glemsexpress @ 8 Sep 2011, 01:10 hat geschrieben: Villeicht ganz interessant, denn Zürich schafft zumindest in den nächsten Jahren über 1/4 seines Autoverkehrs ab nachdem es vom Volk dazu gezwungen wurde.

Konservative Politiker sind natürlich nicht besonders begeistert...
Klar, dass die Autolobby jetzt schäumt. Jeder, der sich per Rad oder Tram durch die Stadt bewegt, statt sich in seiner Blechkiste eingesperrt über den Stau zu ärgern, ist weniger empfänglich für die platten Botschaften der SVP...

Aber Polemik beseite, bemerkenswert ist schon das knappe Ergebniss, 639 Stimmen Unterschied!

Und andererseits natürlich, was sich Zürich ausdenkt, um diesen Zielen gerecht zu werden.
Aber mit den angedachten Tramprojekten ist man sicher auf einem guten Weg.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

glemsexpress @ 8 Sep 2011, 01:10 hat geschrieben: Villeicht ganz interessant, denn Zürich schafft zumindest in den nächsten Jahren über 1/4 seines Autoverkehrs ab nachdem es vom Volk dazu gezwungen wurde.
Die Stimmbeteiligung lag bei 28,7 Prozent.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 8 Sep 2011, 12:42 hat geschrieben: Die Stimmbeteiligung lag bei 28,7 Prozent.
Und? Wer nicht zur Wahl geht darf dann auch nicht meckern...
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 8 Sep 2011, 12:42 hat geschrieben: Die Stimmbeteiligung lag bei 28,7 Prozent.
Ja und?
Musikus @ 8 Sep 2011, 10:59 hat geschrieben:Aber Polemik beseite, bemerkenswert ist schon das knappe Ergebniss, 639 Stimmen Unterschied!
So knapp ist es aber nur bei dem Vorschlag, der die 10% Erhöhung beinhaltet - der nahezu gleiche Vorschlag, der nur die 10%-Klausel nicht enthält, hat wesentlich mehr Stimmen bekommen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14665
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Ich finde die 10%-Punkte in 10 Jahren auch etwas ehrgeizig und habe so meine Probleme mit solchen "planwirtschaftlichen Zielsetzungen". In der Realität ist das eben doch was anderes, da müssen die Leute mitspielen, auch die Leute von außerhalb, die gar nicht abgestimmt haben. Fast wie bei unseren dappigen Umweltzonen, wo jetzt trotzdem die EU-Grenzwerte zigfach überschritten werden, weil sich die Realität, die durch individuelle Entscheidungen oder auch den Pollenflug beeinflusst wird, nicht an die Bürokratie halten will. Die Städte müssen jetzt teilweise Strafen zahlen für Dinge, die sie kaum beeinflussen kann ... 10%-Punkte sind halt schon eine Menge Holz, mit "einfach die Tram ein bisschen öfter fahren lassen und ein paar Radwege bauen" ist das nicht getan, vor allem in einer Stadt, wo der ÖV eh schon sehr gut ist und Autofahren in der Innenstadt eh schon umständlich ist. Und groß bauen kann man in nur 10 Jahren auch nicht, also zum Beispiel Tunnel für schnellere, U-Bahn ähnliche Tramlinien.

Aber lustig wenn man die Kommentare unter den Artikeln liest, erinnert mich an den bayerischen Nichtraucherschutz: Da wurden auch die "Gutmenschen" und "Weltverbesserer" beschimpft, fast alle Leute, die Kommentare geschrieben haben, waren dagegen und sehen die Welt untergehen, trotzdem haben die Befürworter bei der Abstimmung die Mehrheit gehabt. Die, die laut schreien und die "Online-Lufthoheit" haben, müssen eben doch nicht die Mehrheit repräsentieren. ;)
Benutzeravatar
Musikus
Routinier
Beiträge: 357
Registriert: 25 Nov 2008, 19:30

Beitrag von Musikus »

Rohrbacher @ 8 Sep 2011, 14:23 hat geschrieben: Ich finde die 10%-Punkte in 10 Jahren auch etwas ehrgeizig und habe so meine Probleme mit solchen "planwirtschaftlichen Zielsetzungen".
Na hör mal, wenn keine konkreten Ziele abgesteckt werden, würde das doch auch wieder kritisiert.

Heiße Luft und Absichtserklärungen, den Verkehr vom MIV zu verlagern, werden seit Jahrzehnten produziert.
Daher hat sich das Zürcher Stimmvolk ja auch für die konkrete Variante entschieden.

Frag dich mal folgendes:
Wenn die Staatsregierung morgen verkünden würde: Zielsetzung 100% mehr MüNüxe innerhalb der nächsten 5 Jahre, wär das dann auch "Planwirtschaft"?
Dann wohl besser: "Wir wollen irgendwann irgendwie mehr Züge" ?
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14665
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Wenn die Staatsregierung morgen verkünden würde: Zielsetzung 100% mehr MüNüxe innerhalb der nächsten 5 Jahre, wär das dann auch "Planwirtschaft"?
Das ist ja ganz was anderes. Das ist eine Sache, da kann ich schauen, hab ich genug Geld, wenn ja kann ich das einfach bestellen. Aber zu sagen, wir reduzieren den Autoverkehr um 10% in 10 Jahren, das kann ich so nicht einfach beschließen, nichtmal anordnen kann ich sowas. Selbst wenn man ganz konkrete Maßnahmen gleich mitbeschlossen hätte, ist bei solchen Zahlen immer viel Kaffesatzleserei dabei. Denn beim Individualverkehr kommt's auf das individuelle Verhalten individueller Menschen an, die da mitspielen müssen... Es ist was anderes, ob ich beschließe, 10% weniger Autoverkehr oder Maßnahmen, die vsl. (-> Kaffeesatz) 10% weniger Autoverkehr bringen. Klar, man kann dann auch die Erhöhung der Sonnenscheindauer beschließen, das funktioniert genauso. ;)
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Auch ohne großartige maserpläne kann ich schon ein paar Städte aufführen wo in den letzten 10 Jahren der MIV über 5% abgenommen hat (teilweiße trotz Abnahme beim ÖV!!!). Wenn man konkrete Masterpläne aufstellt dann kann man durchaus mehr erreichen.

Da müssen dann halt auch noch andere Maßnahmen greifen als ein paar Tram-Linien und eine 2. Durchmesserlinie.

Auch weiche Maßnahmem wie Marketing, Versorgung, Städtebau usw. müssen greifen.

Z.B. sollten für Parkplätze bei Neubauten nur mit großen Schwierigkeiten durchkommen. In Neubaugebieten kann das z.B. mit Quartiersgaragen realisieren.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Schrittgeschwindigkeit auf dem Schlossplatz in Schwetzingen

In der Schwetzinger Innenstadt ist auf einer Durchgangsstraße über den Schlossplatz jetzt 7km/h Höchstgeschwindigkeit. Habe ich gerade in den Tagesthemen gesehen, möglich dass es dort später auch nochmal verfügbar sein wird.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Bayernlover @ 8 Sep 2011, 22:48 hat geschrieben:In der Schwetzinger Innenstadt ist auf einer Durchgangsstraße über den Schlossplatz jetzt 7km/h Höchstgeschwindigkeit. Habe ich gerade in den Tagesthemen gesehen, möglich dass es dort später auch nochmal verfügbar sein wird.
Naja, eine wirkliche Durchgangsstraße ist das eigendlich nicht, schließlich hat Schwetzingen (21.000 EW) zusammen mit Oftersheim (11.000 EW) einen kompletten Autobahnring :o

Aber so ist das Teil schon nett, bin schon ein paar mal mit den Radl drüber.

Aber so ganz trauen die Schwetzinger den Braten nicht, denn es gibt Starenkästen an den Platzeinfahrten.
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Hier der Bericht über Schwetzingen:

http://www.tagesschau.de/inland/schetzingen100.html
Benutzeravatar
JNK
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4527
Registriert: 13 Mär 2008, 20:13
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von JNK »

Das folgende Interview ist ein wenig off-topic, da es um das Autodesign geht und nicht um eine Reduzierung des Autoverkehrs. Aber ich denke, dass Interview ist so interessant, dass ihr mir das durchgehen lasst.
"Die Deutschen fahren Kitsch"

Was verraten Retroautos über den Zeitgeist? Wie beeinflusst der Geschmack neureicher Chinesen das Aussehen von Luxuslimousinen? Der renommierte Design-Professor Lutz Fügener entschlüsselt die Formensprache des deutschen Exportguts Nummer eins. Ein Gespräch zum Auftakt der IAA.
http://www.zeit.de/2011/37/DOS-Auto-Fuegen...komplettansicht

Ein interessanter Auszug:
Die jungen Leute wenden sich ab von den alten Insignien des Wohlstands, der Wucht, der Macht. Wir könnten für junge Menschen längst total reduzierte, sparsame Autos bauen, wieder mit Fenstern zum Kurbeln – fänden die lustig, kennen einige gar nicht mehr! Das Problem ist: In der Autoindustrie sind junge Leute nicht sehr marktrelevant. Wir leben in einer alternden Gesellschaft mit ungleich verteiltem Wohlstand. Die Jüngeren hätten Interesse an Innovationen, haben aber kein Geld. Die Älteren hätten das Geld, haben aber kein Interesse.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

SZ: Mein Ego und sein Auto

Eine etwas polemische und überspitzte Selbstbetrachtung eines Autofahrers, der versucht Gründe zu finden warum wir es tun und warum auch Alleinfahrer nicht mit dem Smart unterwegs sind, sondern SUVs etc. fahren. Ein paar Auszüge:
Autobesitzer haben es heutzutage schwer. Über jedem Autokauf liegt ein moralischer Rechtfertigungsdruck. Die Zeiten, da man vor dem Nachbarn mit Sportflitzern oder geländegängigen Ungetümen protzen konnte, sind vorbei. Der Autofahrer muss sich die Frage gefallen lassen, warum er überhaupt fährt.
Autofahren sei eine Sache des 20. Jahrhunderts und anachronistisch. Der Individualverkehr sei am Ende, frohlockt Professor Stephan Rammler, Leiter des Instituts für Transportation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig[...]Junge Menschen, sagt er, würden sich viel weniger über das Auto definieren als Ältere. Aber vielleicht stecken Jugendliche Autos nur deshalb an, weil sie sich keine leisten können. Turnschuhe und iPad sind eben ihre Ersatzstatussymbole geworden. Ist der Verzicht auf den Individualverkehr also teils ein Birkenstock- und teils ein Unterschichtenphänomen?
Was ist der schönste Fensterplatz in einem Zugcoupé wert, wenn das Abteil oder der Großraumwagen besetzt ist mit Geschäftsleuten, die sich anhand ihrer aufgeklappten Laptops in Bilanzierungsfragen verwickeln und nebenbei ihre Sekretärinnen anrufen? Was nützt ein Platz in einem Zugrestaurant, wenn der Mittelgang von München bis Stuttgart von Lidlticketinhabern zugestellt und für das Servicepersonal kein Durchkommen ist? Was ist so eine Zugfahrt gegen die Fahrt im eigenen Auto ohne lästige Mitfahrer oder gar Familienangehörige?
Allein im eigenen Auto zu sitzen, ist reine Erholung. Selbst wenn ich im eigenen getunten Billigkarren, etwa einem Polo III von 1995 mit 90 PS und dem Kofferraum voller Subwoofer oder einem Škoda mit Viehräumerstoßstangen säße, würde ich mich besser fühlen als in einem überfüllten Vorortzug.
Die automobile Individualität sollte uns erhalten bleiben, nicht zuletzt als Gelegenheit dafür, dass sich Mann und Frau nicht nur über Handy und soziale Netzwerke näherkommen. Bereits Thomas Mann hat, bevor es Boxenluder und Autosalons mit Models gab, die sich auf Kühlerhauben räkelten, das Automobil als Anbahnungsvehikel durchschaut.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

Die Zeitschrift Auto Motor und Sport hat zu dem Thema "Uncooles Auto" auch etwas geschrieben. Leider nur in der Printausgabe. Ein paar Zitate.



"Das der Nachwuchs null Bock auf Autos hat, scheint ihm selbst überhaupt nicht klar zu sein... Damals wie Heute gilt: Das besondere weckt Emotionen. Als Bilder für diese Heft fotografiert werden, hat das Team mühe, eine Berufsschulklasse vom Porsche 911 fernzuhalten.... Und wären Autos so out wie behauptet, käme Disney kaum auf die Idee, den zweiten Teil des Films "Cars" in die Kinos zu bringen.... Das von Auto Motor und Sport und DAT ermittelte Autofahrer-Barometer zeigt: 50% der befragten bis 29 Jahre verspüren großen Spaß an der Mobilität auf vier Rädern - übrigens der höchste Wert in allen Altersklassen. Zum Vergleich: 1995 waren es 51 Prozent. Uncool sieht anders aus."


Olma, René: Die Jugend hat keinen Spaß am Auto, sagen viele, Sie irren, S 32. Auto Motor und Sport, Heft 16 2011
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10197
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Die F1 erfreut sich auch grosser Zuschauer-Beliebtheit. Trotzdem wird es nicht sooo viele Leute geben, die ernsthaft vorhaben, jemals ein F1-Auto zu fahren, oder gar sein Eigentum zu nennen. Und so sieht es auch mit dem Porsche aus: Er sieht geil aus, weckt Emotionen. Einmal drinsitzen, Probefahrt machen - ja. Aber wenn dann ein Auto gekauft wird, ist es eben doch wieder der Golf und nicht der 911er. Überwiegend, zumindest.
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

Cloakmaster @ 19 Sep 2011, 16:12 hat geschrieben: Die F1 erfreut sich auch grosser Zuschauer-Beliebtheit. Trotzdem wird es nicht sooo viele Leute geben, die ernsthaft vorhaben, jemals ein F1-Auto zu fahren, oder gar sein Eigentum zu nennen. Und so sieht es auch mit dem Porsche aus: Er sieht geil aus, weckt Emotionen. Einmal drinsitzen, Probefahrt machen - ja. Aber wenn dann ein Auto gekauft wird, ist es eben doch wieder der Golf und nicht der 911er. Überwiegend, zumindest.
Na, ja viele würden gerne, nur die über €80.000 die für einen 911er nötig sind, sind halt eine hohe Einstiegshürde. ;) Trotzdem wenn man sich anschaut wie erfolgreich sich Produkte wie Fiat 500, und Mini verkaufen, wie hoch die Nimm rate bei Lederausstattung, und Edelhölzern ist, kann man erkennen das für sehr viel Menschen das Auto mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand ist.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Galaxy @ 19 Sep 2011, 17:48 hat geschrieben: Na, ja viele würden gerne, nur die über €80.000 die für einen 911er nötig sind, sind halt eine hohe Einstiegshürde. ;) Trotzdem wenn man sich anschaut wie erfolgreich sich Produkte wie Fiat 500, und Mini verkaufen, wie hoch die Nimm rate bei Lederausstattung, und Edelhölzern ist, kann man erkennen das für sehr viel Menschen das Auto mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand ist.
Das ist beim Auto so, bei der Wohnung, beim Handy und auch bei den Frauen :D

Niemand braucht zum Überleben einen Audi R8, eine Villa am Starnberger See, ein iPhone oder eine schöne Frau. Trotzdem ist es schön, wenn man etwas davon hat. Diese emotionale Bindung zu "seinen" Sachen, die kann der ÖPNV leider nicht bieten - aber ich denke, diese Bindung ist für viele Menschen sehr wichtig. Man kann dann zeigen, was man erreicht hat. In Deutschland wird das belächelt, in den USA gibt es Anerkennung dafür, wenn jemand etwas erreicht hat und das auch zeigen kann.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10197
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Musst nur mal auf die Jahrensabschlußveranstletung von HMI, AWD und Konsorten gehen, wenn sie ihre besten Vertreibler feiern:

"Das ist der MAnfred, verheiratet, zwei Kinder, 6er BMW träumt von einem alten Lamborghi Countach, Jahresergebnis xy..."
"Und hier haben wir den Kurt, verheratet, ein Sohn, fährt einen Porsche Cayenne, und besitzt einen der letzten 1932er Alpha Romeo Spider, Jehreregerbnis..."
" Und schon kommt der Michael, Junggeselle, fährt einen Audi S3RS, und träumt davon, in der DTM zu fahren..."
...
Benutzeravatar
JNK
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4527
Registriert: 13 Mär 2008, 20:13
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von JNK »

Ich möchte nicht widersprechen, aber anmerken: Auch Fahrzeuge des ÖPNV können emotionale Bindungen hervorrufen, wenn sie entsprechend gestaltet und gelebt werden. Wenn ich an die vielen Barmer Bürger denke, die 1959 gegen die Abschaffung der Barmer Bergbahn protestierten, da war emotionale Bindung vorhanden und wenn ich sehe, wie sich Menschen über den Anblick einer Schwebebahn freuen...

Es liegt in der Hand der Betriebe sich einen Alfa Romeo oder einen Kia Rio auf die Gleise und Straßen zu setzen.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Cloakmaster @ 19 Sep 2011, 20:05 hat geschrieben: "Das ist der MAnfred, verheiratet, zwei Kinder, 6er BMW träumt von einem alten Lamborghi Countach, Jahresergebnis xy..."
Ja, kommt halt nicht so cool zu sagen: "Das ist der Herbert, der besitzt eine Jahreskarte Innenraum und träumt von der BahnCard 50!"

:lol: :lol: :lol:
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Bayernlover @ 19 Sep 2011, 19:57 hat geschrieben: Niemand braucht zum Überleben einen Audi R8, eine Villa am Starnberger See, ein iPhone oder eine schöne Frau. Trotzdem ist es schön, wenn man etwas davon hat. Diese emotionale Bindung zu "seinen" Sachen, die kann der ÖPNV leider nicht bieten - aber ich denke, diese Bindung ist für viele Menschen sehr wichtig. Man kann dann zeigen, was man erreicht hat.
Nur - ist ausgerechnet das Auto heute wirklich noch so wichtig? Ich glaube, so pauschal kann man das nicht beantworten. Für Dich offenbar ja, aber so pauschal stimmt das heute nicht mehr. Für viele ist das Auto eben nicht mehr Statussymbol, sondern nur noch Mittel zum Zweck. Klar, die, die es sich leisten können, nehmen sicherlich auch weiterhin die teureren hochwertigeren Autos - aber weniger, weil es ein Statussymbol ist, sondern wegen dem Komfort.

Es gibt auch ein Unterschied über die Meinung von autolosen Personen: Früher war die Frage hier, ob man sich kein Auto leisten kann - heute ist es akzeptiert, dass sich jemand bewusst gegen den Kauf eines Autos entscheidet. Die Entscheidung für oder gegen einen Autokauf wird heutzutage größtenteils aus einer rationellen Entscheidung heraus getroffen - wobei natürlich jeder die Argumente für oder gegen ein Auto anders gewichtet.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Boris Merath @ 19 Sep 2011, 20:15 hat geschrieben: Die Entscheidung für oder gegen einen Autokauf wird heutzutage größtenteils aus einer rationellen Entscheidung heraus getroffen - wobei natürlich jeder die Argumente für oder gegen ein Auto anders gewichtet.
Die Entscheidung an sich ja - Auto ja oder nein, das ist klar. Aber was es dann für eines wird, da wird es dann vollkommen irrational :D

Ich meine, wenn es rein nach Vernunft gehen würde hätten in der Stadt die allermeisten Leute einen Smart, und ganz wenige einen Kleinwagen. Die Realität zeigt, dass es doch ein wenig anders zugeht ;)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

Ich finde das Thema Bahn kann durchaus emotional sein. Eine Br 103, finde ich, löst Emotionen aus (sind fast alle ermodet worden!!! Bild ) oder ein ICE 3 (offensichtlich mit liebe zum Detail kreiert) , oder alles was dampft und zischt. Selbst ein Talent 1 wirkt emotinal, weil irgendwie freundlich. Wenn man aber in einer Regio bahn einsteigt, mit zerkratzten Fenstern, mit vergammelten Holzfurnier (mal ehrliche wer hat in den 90igern entschieden Holz in Regiozüge einzubauen, ohne ein entsprechendes Wartungsbudget bereitzustellen?) , in einem Bahnhof der vergammelt (wie kann man einen Bahnhof wie Frankfurt Flughafen aus Glas bauen, wenn man nicht bereit es für entsprechendes Putzpersonal zu zahlen. Ist der Glaspalast überhaupt mal seit der Eröffnung geputzt worden?) , und im Zug sitzt neben jemandem der Bier aus einer Flasche trinkt dann sorgt dass für ganz andere Emotionen; Negative. ;)
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10197
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Was bei den Bahen fehlt: Man(n) kann sie nicht selbst fahren/steuern. Ich denke, so ein ICE3 würde mehr Emotionen auslösen, wenn man sich da selbst "hinters Steuer" setzen könnte, und zwar einen echten, und keinen Simulator. Zudem wirekn die Kräfte dann doch etwas anders. Selbst Tempo 330 fühlen ich in einem ICE nicht so "berauschend" an, wie 250 in einem Porsche. (Da hat der ICe einfach die bessere "Strassenlage" - bzw eben eine "zu gute", um den Rausch der Geschwindgkeit, und die entfesselte Macht, die dahinter steckt spüren zu können. Von da her hat das Auto da einfach einen glasklaren Punktsieg. Mir macht das "Plastikflugzeug"Diamond-DA20 "katana" auch mehr Spass, als ein A300 oder - falls ich ich je steuern dürfte . ein A380. Der A380 ist zwar in meinen Augen derzeit das nonplusultra, was Zivilflugzeuge angeht, aber vom Cockpit aus ähnelt die Kiste dann doch einem "normalen" A340 ziemlich frappierend wogegen die Katana extrem leicht und wendig ist, man den Wind bis in die Spitzen fühlen kann, und damit Fluglagen erreichen, bei denen die Schutzmechanismen des Airbus schon im Ansatz ihr Veto einlegen würden...
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Einen Porsche 911 zu fahren, macht schon mal Spaß, aber wer kann schon immer Spaß vertragen. ;)

Ich hatte vor Jahren einmal das Vergnügen, eine "richtigen" Porsche 911 Turbo (wassergekühlter Heckmotor) auf der Autobahn bis 250 Km/h zu prügeln. Als Alltagsauto käme mir das aber nicht in den Sinn.

Emotionale Bindung habe ich aber an kein Verkehrsmittel.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Antworten