Schwarzfahren - Anzeige!?!

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

TramPolin @ 19 May 2011, 01:19 hat geschrieben: O.k, jetzt kann ich es mir vorstellen. Drunter konnt man da kaum durch, darüber sollte es schon mit einem Sprung möglich sein, auch der Zaun scheint nicht unüberwindbar zu sein.
Ne. Drüber is schon schwer. Musst dann schon auf den Blechkasten klettern, wo das Drehkreuz dran is. Aber die beiden Male, wo ich es beobachtet habe, wurde dem Schwarzfahrer das Klappding aufgehalten vom vorigen Fahrgast. (Das höfliche Aufhalten dieser Türen ist in Paris recht verbreitet)

Die, dei Catracho verlinkt hat, meinte ich eigentlich. (Deswegen die Anmkerung, dass die Dinger mittlerweile größer sind. Aber es gibt einfach unterschiedliche) Also das is schon ganz durchdacht da ;)
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

ET 474 @ 19 May 2011, 01:19 hat geschrieben: Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, aber ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass in Paris die Schwarzfahrerquote trotz aufwändigen Zugangssystem wesentlich höher als in deutschen Städten ohne geschlossenem Zugangssystem ist. Das liegt einfach daran, dass diese automatischen Kontrollsperren nicht den abschreckenden psychologischen Effekt wie Kontrollen durch Prüfer haben.
Oha, wenn das in der Dramatik stimmt, wäre es ja regelrecht dumm, so was in München zu fordern, um die Schwarzfahrerquote zu drücken und die Einnahmen zu steigern.
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Beitrag von Mühldorfer »

Lazarus @ 18 May 2011, 20:08 hat geschrieben:
Kommt aber ganz auf die Gutmütigkeit der Politesse an. Hier in Pasing gibts da durchaus welche, die knallhart jeden Falschparker wegschleppen lassen, völlig egal, ob der wen behindert und dann wirds richtig teuer.
Aber immernoch OHNE Strafverfahren, die Ordnungswidrigkeit kann anonym, also ohne Nennung des verantwortlichen Fahrers, bezahlt werden. Der Abschlepper will nur Bargld und einen Nachweis dem Berechtigtem das Fahrzeug auszuhändigen.
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Woodpeckar
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Beitrag von Woodpeckar »

ET 474 @ 19 May 2011, 01:19 hat geschrieben:... Das liegt einfach daran, dass diese automatischen Kontrollsperren nicht den abschreckenden psychologischen Effekt wie Kontrollen durch Prüfer haben.
Der vielgenannte "abschreckende psychologische Effekt" liefert ein ganz anderes Ergebnis: Aus Vertragspartnern im Beförderungsvertrag werden Gegner, die sich gegenseitig bekämpfen und abschrecken müssen.
ET 474 @ 19 May 2011, 01:19 hat geschrieben:..., dass die Schwarzfahrerquote ... durch intensive Polizeirazzien in den Fahrzeugen und Stationen gesenkt worden ist.
Es sollte nicht zu den Aufgaben der Polizei gehören, einem Verkehrsunternehmen die Zahlung des vertraglich vereinbarten Beförderungsentgelts mittels Razzien sicherzustellen. Der - den Einsatz von Prüfern unverhältnismäßig übertreffende - Ruf nach intensiven Polizeirazzien kriminalisiert vordergründig jeden Fahrgast, stellt den Beförderungsvorgang auf die Stufe von Machenschaften erheblichen kriminellen Potenzials und hat wohl als einzig psychologischen Effekt den populistischen Rufer zu profilieren, sowie als Streberfahrgast den "Goldenen Entwerterabdruck" auf die Stirn tätowiert zu bekommen.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

TramPolin @ 19 May 2011, 00:16 hat geschrieben: Außerdem könnte ich ja schummeln und eine Fahrt im Innenraum vortäuschen, aber dann doch nach Tutzing fahren. Um so was zu verhindern, müsste man dieselbe Prozedur zum Auschecken vorsehen, was das System noch einmal drastisch verteuern würde.
Das ist auch in vielen Städten mit Zugangskontrollen tatsächlich so, aber soviel mehr Aufwand dürfte das nicht sein: die Leute gehen durch dieselben Schleusen nach draußen wie rein (die Laufrichtung ist durch rote und grüne Signallichter geregelt, sodass man je nach Hauptverkehrsstrom unterschiedlich viele Schleusen für Rein- und Rausbewegungen freischalten kann).

Übrigens bin ich jetzt auch keiner, der unbedingt Zugangskontrollen an den Eingängen braucht, aber ich bin auch gegen drastische Erhöhung der Strafen beim Schwarzfahren, weil es eben zu viele Möglichkeiten gibt, unabsichtlich schwarz zu fahren. Beispielsweise weiß ich nie genau, wie ich mich korrekt verhalten soll, wenn beim Entwerten ein Stempelautomat nicht mehr richtig druckt, und der Aufdruck beinahe unsichtbar ist (weil die Druckerfarbe verbraucht ist). An einem anderen Automaten nochmal stempeln (und sich dem Verdacht aussetzen, man hätte absichtlich überstempelt)? Oder den Fahrschein mit dem unsichtbaren Stempelaufdruck benutzen und hoffen, dass er vom Kontrolleur anerkannt wird? (Da mir das schon öfter passiert ist, mache ich inzwischen meistens vorher eine Probeentwertung auf einem verbrauchten Fahrschein). Ein ähnliches Problem sind die nicht erlaubten Rundfahrten, da ich in vielen Fällen nicht so genau weiß, ab wann es sich um eine verbotene Rundfahrt handelt (insbesondere bei einem U-förmigen Streckenverlauf, wo einem der letzte Abschnitt der Fahrt von einem strengen Kontrolleur auch als Teil einer Rückfahrt ausgelegt werden könnte).
Wo ist das Problem?
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Beitrag von TramPolin »

rautatie @ 19 May 2011, 08:51 hat geschrieben: Ein ähnliches Problem sind die nicht erlaubten Rundfahrten, da ich in vielen Fällen nicht so genau weiß, ab wann es sich um eine verbotene Rundfahrt handelt (insbesondere bei einem U-förmigen Streckenverlauf, wo einem der letzte Abschnitt der Fahrt von einem strengen Kontrolleur auch als Teil einer Rückfahrt ausgelegt werden könnte).
Die Stellungnahme des MVV zum Thema Rück- und Rundfahrten hast Du damals mitbekommen?

http://www.eisenbahnforum.de/index.php?act...ndpost&p=403686

Hundertprozentig zufrieden stellend ist die Antwort sicher nicht, ich war aber damals verblüfft, wie eng der MVV die Kriterien ansetzt.
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Beitrag von ET 474 »

Oha, wenn das in der Dramatik stimmt, wäre es ja regelrecht dumm, so was in München zu fordern, um die Schwarzfahrerquote zu drücken und die Einnahmen zu steigern.
Richtig. Gegen Schwarzfahrer helfen nur intensive Kontrollen durch Prüfer, alles andere ist wirkungslos.
Es sollte nicht zu den Aufgaben der Polizei gehören, einem Verkehrsunternehmen die Zahlung des vertraglich vereinbarten Beförderungsentgelts mittels Razzien sicherzustellen.
Tut es auch nicht. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass Razzien mit Prüfern und Polizei wesentlich wirkungsvoller als automatische Kontrollsperren sind. Bei diesen Razzien in Amsterdam sind sehr wohl auch Prüfer der Verkehrsunternehmen beteiligt, die aber von der Polizei mit unterstützt werden. Das heißt, die Fahrausweise werden sehr wohl von den Prüfern kontrolliert. Hat aber ein Fahrgast keinen Fahrausweis, übernehmen die Polizisten den Fall.
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Beitrag von Woodpeckar »

ET 474 @ 19 May 2011, 20:07 hat geschrieben:Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass Razzien mit Prüfern und Polizei wesentlich wirkungsvoller als automatische Kontrollsperren sind.
Genau dazu habe ich auch das Notwendige und Offensichtliche geschrieben.
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Beitrag von ET 474 »

Woodpeckar @ 19 May 2011, 20:20 hat geschrieben:Genau dazu habe ich auch das Notwendige und Offensichtliche geschrieben.
Ich hatte das so verstanden, dass du das so verstanden hättest, als würden diese Großkontrollen in Amsterdam ausschließlich von der Polizei durchgeführt. Dem ist natürlich nicht so. Diese Großkontrollen werden sehr wohl hauptsächlich von Sicherheitsmitarbeitern der Verkehrsunternehmen durchgeführt, die aber von der Polizei mit unterstützt werden, falls ertappte Fahrgäste keine Personaldokumente dabei haben und/oder Gegenwehr leisten.
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Beitrag von Bayernlover »

Das ändert nix daran dass man als Fahrgast jetzt schon von Polizeistreifen heimgesucht wird. Kollektiver Verdacht also.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Woodpeckar »

ET 474 @ 19 May 2011, 20:55 hat geschrieben:Ich hatte das so verstanden, dass du das so verstanden hättest, als würden diese Großkontrollen in Amsterdam ausschließlich von der Polizei durchgeführt. Dem ist natürlich nicht so. Diese Großkontrollen werden sehr wohl hauptsächlich von Sicherheitsmitarbeitern der Verkehrsunternehmen durchgeführt, die aber von der Polizei mit unterstützt werden, falls ertappte Fahrgäste keine Personaldokumente dabei haben und/oder Gegenwehr leisten.
Der finale Rettungsschuss wäre wohl auch noch genehm ...
Ich rühre schon mal die goldene Farbe an.
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Beitrag von Woodpeckar »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 15:22 hat geschrieben:Praktisch ja - widerspricht aber m. E. dem Sinn einer Zeitkarte, wenn sie beliebig verliehen werden kann.
Der Sinn einer übertragbaren Zeitkarte ist, dass im bezahlten Zeitraum (und Gebiet) der Besitzer der Karte ein verfügbares öffentliches Verkehrsmittel ohne weitere Aktionen benutzen kann. Beim schlechtesten Willen sehe ich hier keinen Widerspruch, sondern eher vollständige Erfüllung des Sinns einer Zeitkarte.
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Beitrag von tabibito »

Und wenn Leute der DB die Schuld für eigene Doofheit geben, oder für akuten Unwillen, sich auch nur ANSATZWEISE mit IRGENDWAS zu beschäftigen. Genau wie Autofahren muss man auch beim Bahnfahren den KOPF einschalten und sich ERKUNDIGEN!
Da muss ich mich doch als Verfasser des oben verlinkten Blogs auch mal einschalten.
Dieses Argument kann ich nun gar nicht verstehen und scheint sich mit der Denkensweise der Verantwortlichen zu decken. Man sollte zu Bedenken geben, dass nicht alle Bahnfahrer regelmässig mit der Bahn fahren und auch noch aus der Region kommen.
Jahr für Jahr fahren Millionen Besucher in Deutschland mit der Bahn, die meisten davon ausländische Touristen. Sollen die oder auch Oma Schmidt, die ein Mal im Jahr ihren Enkel besuchen fährt, vorher jedes Mal im Internet nachschauen, was man wo und wie machen muss? Nicht alle haben Internet, und nicht alle haben die Zeit, vorher die Auskunft zu konsultieren (wo ich auch schon weggeschickt wurde mit dem Satz "Da fragen Sie am besten am Fahrkartenschalter", wo dutzende Leute mit Nummern in der Hand warteten).

Mir ging es im Beitrag um "Usability" - wenn mich ein Automat fragt, ob ich über Kaff A, Kaff B, C oder D fahren möchte wenn das Fahrtziel nur 30 Minuten entfernt ist, stimmt irgendwas nicht bei der Benutzerfreundlichkeit. Dem kann man recht leicht Abhilfe schaffen: Indem zum Beispiel der Automat hinter "Kaff A" ein "(schnellste Verbindung)" anzeigt. Sie glauben gar nicht, wie viel man mit kleinen Schritten verbessern kann: Es gibt Experten für Usability. Der macht dann ein paar Testkäufe und Fahrten. Das kostet einige tausend Euro. Und die Deutsche Bahn wäre sehr gut damit beraten.
Zugegebenermassen bin ich hier in Japan vom Bahnsystem sehr verwöhnt. Aber ich bin selber auch Bahnfan und bisher in ca. 40 Ländern mit der Bahn gefahren. In vielen Fällen, ohne die dortige Sprache zu sprechen. Aber was ich bei meinen letzten Touren in Deutschland in punkto Bahn gesehen habe, verblüfft mich jedes Mal aufs Neue.
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Beitrag von DumbShitAward »

tabibito @ 20 May 2011, 07:28 hat geschrieben:
Da muss ich mich doch als Verfasser des oben verlinkten Blogs auch mal einschalten.
Dieses Argument kann ich nun gar nicht verstehen und scheint sich mit der Denkensweise der Verantwortlichen zu decken. Man sollte zu Bedenken geben, dass nicht alle Bahnfahrer regelmässig mit der Bahn fahren und auch noch aus der Region kommen.
Jahr für Jahr fahren Millionen Besucher in Deutschland mit der Bahn, die meisten davon ausländische Touristen. Sollen die oder auch Oma Schmidt, die ein Mal im Jahr ihren Enkel besuchen fährt, vorher jedes Mal im Internet nachschauen, was man wo und wie machen muss? Nicht alle haben Internet, und nicht alle haben die Zeit, vorher die Auskunft zu konsultieren (wo ich auch schon weggeschickt wurde mit dem Satz "Da fragen Sie am besten am Fahrkartenschalter", wo dutzende Leute mit Nummern in der Hand warteten).

Mir ging es im Beitrag um "Usability" - wenn mich ein Automat fragt, ob ich über Kaff A, Kaff B, C oder D fahren möchte wenn das Fahrtziel nur 30 Minuten entfernt ist, stimmt irgendwas nicht bei der Benutzerfreundlichkeit. Dem kann man recht leicht Abhilfe schaffen: Indem zum Beispiel der Automat hinter "Kaff A" ein "(schnellste Verbindung)" anzeigt.
Ich habe nun doch auch einige Bahnunternehmen auf der Welt erlebt (Japan gehört jetzt nicht dazu) und jedes der Tarifsysteme hat irgendwo seine Fallstricke wo die Benutzung der grauen Zellen notwendig ist. Der Unterschied dort ist, dass die Leute das tun und nicht nur jammern.

Natürlich soll Oma Schmidt nicht im Internet nachschauen (schon alleine, weil ihr PC wohl ohnehin eine Virenschleuder wäre), aber Oma Schmidt soll nicht einfach annehmen, dass sich seit den 60er Jahren nichts verändert hat und dann, wenn sie feststellt, dass dem nicht so ist, nicht auch noch darauf beharren.

Des Weiteren: es WIRD bereits die Funktion "via Kaff A (schnellste Verbindung)" angegeben, aber das ist ja auch nicht recht, weil dann wieder das Geschrei à la "Abzocke! Die wollen mir den "teuren" ICE auf's Auge drücken und nicht den "billigen" IC!!!!!11einself!" kommt.

Ich bin garantiert kein "Verantwortlicher" und ich würde auch nicht behaupten, dass an den Automaten nicht noch Verbesserungsbedarf besteht, aber ganz ernsthaft: ein großer Teil der Leute WILL das nicht verstehen - sie könnten das ohne Probleme. Medien und all die anderen Sozialisationsinstanzen haben ihnen jahrelang vorgebetet, dass das Tarifsystem so komplex ist, die Automaten unbedienbar sind und sowieso und überhaupt. Ja logo geht's dann nicht!

Beispiel andersrum: MBTA (Massachussetts Bay Transport Authority, also Boston) hat vor etwa 1 1/2-2 Jahren neue Automaten aufgestellt. Die Software war einfach nur entsetzlich, das Ding war unübersichtlich, ist gerne abgeschmiert, häufig benötigte Funktionen waren teils versteckt, usw. Ein echter Bastard Vending Machine from Hell. Was haben die Fahrgäste gemacht? Die sind zu den Verantwortlichen gegangen und haben das bemängelt. MBTA hat das zur Kenntnis genommen, Besserung gelobt aber darauf hingewiesen, dass man dafür halt ein paar Wochen brauchen würde. Viele Leute haben privat Bedienungsanleitungen erstlellt, die laminiert und an den Automaten gehängt. Drei, vier Wochen später kam eine verbesserte Software und das Problem war mehr oder minder gelöst.
Der große Unterschied war aber, dass sich die Medien eben nicht aufgeführt haben - sie haben erwähnt, dass es Schwierigkeiten gibt und auf die Anleitungen verwiesen. Die Leute haben sich auch nicht aufgeführt sondern gesagt "Okay, blöd gelaufen, darf eigentlich nicht sein, aber wenn die daran arbeiten und sich manche Fahrgäste da hilfreich verhalten, ist das schon noch erträglich". Die haben sich mit dem Problem befasst, anstatt ihr loses Mundwerk zu bemühen!
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Woodpeckar
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Beitrag von Woodpeckar »

DumbShitAward @ 20 May 2011, 07:47 hat geschrieben:Natürlich soll Oma Schmidt nicht im Internet nachschauen (schon alleine, weil ihr PC wohl ohnehin eine Virenschleuder wäre), aber Oma Schmidt soll nicht einfach annehmen, dass sich seit den 60er Jahren nichts verändert hat und dann, wenn sie feststellt, dass dem nicht so ist, nicht auch noch darauf beharren.
In der Diffamierung ("Virenschleuder") und Herabsetzung ("Oma") der älteren Generation ist kein sachlicher Zusammenhang zur grundsätzlichen Bewertung der Benutzerfreundlichkeit eines Systems zu erkennen. Eher die bekannte subjektive Abneigung gegen alle anderen, mit denen man grundsätzlich nichts zu tun haben will.
DumbShitAward @ 20 May 2011, 07:47 hat geschrieben:Ich bin garantiert kein "Verantwortlicher" und ich würde auch nicht behaupten, dass an den Automaten nicht noch Verbesserungsbedarf besteht, aber ganz ernsthaft:  ein großer Teil der Leute WILL das nicht verstehen - sie könnten das ohne Probleme.  Medien und all die anderen Sozialisationsinstanzen haben ihnen jahrelang vorgebetet, dass das Tarifsystem so komplex ist, die Automaten unbedienbar sind und sowieso und überhaupt.  Ja logo geht's dann nicht!
Insbesondere im Dienstleistungsbereich sollte das Angebot an den Kunden angepasst sein und nicht der Kunde an das Angebot angepasst werden. Und wenn es eine hinreichende Zahl von Kunden gibt, die irgendein Angebot nicht will, dann macht es wenig Sinn, die Kundschaft zu ihrem Unwillen zu zwingen.
DumbShitAward @ 20 May 2011, 07:47 hat geschrieben:Die haben sich mit dem Problem befasst, anstatt ihr loses Mundwerk zu bemühen!
Das ist doch mal der perfekt ausformulierte Anstoß, bei sich selbst mit der Problembefassung zu beginnen, anstatt ... :ph34r:
Marcel
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Beitrag von Marcel »

In der Diffamierung ("Virenschleuder") und Herabsetzung ("Oma") der älteren Generation ist kein sachlicher Zusammenhang zur grundsätzlichen Bewertung der Benutzerfreundlichkeit eines Systems zu erkennen. Eher die bekannte subjektive Abneigung gegen alle anderen, mit denen man grundsätzlich nichts zu tun haben will.
Bei "Virenschleuder" ging es doch eher um den uralten PC von Oma Schmidt. Und "Oma"ist auch nicht diffamierend, das ist viel mehr ein Kosewort der Großmutter.
Insbesondere im Dienstleistungsbereich sollte das Angebot an den Kunden angepasst sein und nicht der Kunde an das Angebot angepasst werden. Und wenn es eine hinreichende Zahl von Kunden gibt, die irgendein Angebot nicht will, dann macht es wenig Sinn, die Kundschaft zu ihrem Unwillen zu zwingen.
Da stimme ich voll und ganz zu. Wir sind hier nicht in einer Diktatur, wo man alles hinnehmen muss. Man kann hier seine freie Meinung sagen und wenn die Mehrheit sich an den Automaten stört, muss was falsch sein und muss geändert werden.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

TramPolin @ 19 May 2011, 09:49 hat geschrieben: Die Stellungnahme des MVV zum Thema Rück- und Rundfahrten hast Du damals mitbekommen?

http://www.eisenbahnforum.de/index.php?act...ndpost&p=403686

Hundertprozentig zufrieden stellend ist die Antwort sicher nicht, ich war aber damals verblüfft, wie eng der MVV die Kriterien ansetzt.
Danke für den Link... Ehrlich gesagt macht mich die Antwort auch nicht wirklich schlau. Gerade weil es offensichtlich keine Faustregel gibt, kann man leicht mal in eine Situation geraten, in die man versehentlich zum Schwarzfahrer geworden ist, nur weil ein Kontrolleur die Regel besonders streng auslegt.
Der Hinweis mit der MVG-Website (alle Fahrten, die offiziell vorgeschlagen werden sind gültig) ist zwar hilfreich, aber ich habe halt nicht immer und überall ein internetfähiges Gerät mit dabei, um bei Bedarf zu überprüfen, ob ich die Fahrt nun so machen darf oder nicht.

Und weiß jemand, wie man sich verhalten soll, wenn der Stempelaufdruck nicht oder kaum lesbar ist? Manchmal ist beispielsweise nur eine kleine Ecke des Stempels sichtbar, aber man kann daraus nicht ablesen, wann gestempelt worden ist. Ist so ein Stempelaufdruck gültig oder nicht? Oder muss ich dann beweisen, dass ich gerade vorhin gestempelt habe und nicht schon vorgestern?
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Marcel »

Wie willst du das beweisen?
Wenn die Stempelautomaten nicht richtig funktionieren, ist das das Problem des Verkehrsunternehmens, nicht deins. Insbesondere wenn die Automaten grün leuchten, sollten sie einwandfrei laufen.
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

Also ich meine mal irgendwo gelesen zu haben (Fragt mich jetzt aber nicht wo, vielleicht war das auch in ner anderen Stadt), dass wenn der Entwerter gar nicht funktioniert, man mit Kugelschreiber Station, Datum und Zeit draufschreiben soll.

Grundsätzlich ist so ein halber Stempelaufdruck natürlich ungültig, schließlich erfüllt er seine zentrale Funktion nicht, nämlich die Entwertung der Fahrkarte (in meinen Augen). Als in Berlin damals der Entwerter mein Ticket mit dem Datum von gestern stempelte, rief ich extra die Hotline an, die mir auch mitteilte, dass ich das Ticket zwar im Kundencenter einreichen soll, für die Fahrt aber ein neues Ticket kaufen und an einem anderen Entwerter entwerten muss.
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Beitrag von Bayernlover »

Woodpeckar @ 20 May 2011, 08:11 hat geschrieben: Insbesondere im Dienstleistungsbereich sollte das Angebot an den Kunden angepasst sein und nicht der Kunde an das Angebot angepasst werden.
Das ist der wichtigste Satz der hier überhaupt gefallen ist. Die Bahn steht im Wettbewerb mit genügend anderen Verkehrsträgern, da bringt es sicher nicht mehr Fahrgäste wenn man sagt "Selbst schuld wenn die dummen Leute unser tolles System nicht kapieren!".

Was noch hinzukommt ist dass der unbedarfte Fahrgast vor so einem Automaten steht und unter dem Druck alles richtig zu machen (das wurde ihm ja eingebläut, dass jede falsche Fahrkarte sofort zum 40er führt, und wenn dann manche noch begrüßen dass Polizisten in einer Art Razzia Schwarzfahrer aus der Bahn zerren fühlt man sich nicht mehr als Kunde sondern als ungeliebter Gast den man beliebt wieder loszuwerden) sowieso alles falsch macht. Entweder das Ticket was er zieht ist viel zu teuer oder er fährt mit "München XXL" vom Flughafen heim.
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Beitrag von Bayernlover »

Flo_K @ 20 May 2011, 11:49 hat geschrieben: Als in Berlin damals der Entwerter mein Ticket mit dem Datum von gestern stempelte, rief ich extra die Hotline an, die mir auch mitteilte, dass ich das Ticket zwar im Kundencenter einreichen soll, für die Fahrt aber ein neues Ticket kaufen und an einem anderen Entwerter entwerten muss.
Und wenn man das nicht merkt (wie 99% der Kunden die sich den Stempelaufdruck niemals angesehen haben)? Warum ist man als Kunde eigentlich immer in der Bringschuld? Welcher Fahrgast findet ein System attraktiv in dem man wegen offensichtlichem Fehlverhalten des Dienstleisters seinem Recht hinterher rennen muss?
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Beitrag von GSIISp64b »

Bayernlover @ 20 May 2011, 11:55 hat geschrieben: Das ist der wichtigste Satz der hier überhaupt gefallen ist. Die Bahn steht im Wettbewerb mit genügend anderen Verkehrsträgern, da bringt es sicher nicht mehr Fahrgäste wenn man sagt "Selbst schuld wenn die dummen Leute unser tolles System nicht kapieren!".
Es ist aber Fakt, dass viele Leute das System nicht kapieren WOLLEN. Egal wie simpel die Automaten am Ende sind.
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Beitrag von rautatie »

Bayernlover @ 20 May 2011, 11:57 hat geschrieben: Und wenn man das nicht merkt (wie 99% der Kunden die sich den Stempelaufdruck niemals angesehen haben)? Warum ist man als Kunde eigentlich immer in der Bringschuld? Welcher Fahrgast findet ein System attraktiv in dem man wegen offensichtlichem Fehlverhalten des Dienstleisters seinem Recht hinterher rennen muss?
Dazu kommt, dass die Berliner Stempelaufdrucke für unerfahrene Fahrgäste gar nicht so einfach zu entschlüsseln sind. Sie enthalten zwar ein Kürzel des Wochentags (meinetwegen "So" für Sonntag), aber kein Datum, sondern eine Zahl, die die Kalenderwoche angibt.
Da steht also z.B.: "Do32-0700". Das bedeutet, abgestempelt am Donnerstag der 32. Kalenderwoche um 7 Uhr. Meistens weiß ich aber auswendig gar nicht, in welcher Kalenderwoche wir uns befinden, und ob da alles stimmt.

Übrigens lese ich grade im Forum drehscheibe-online von einem Forumsteilnehmer, der schon zweimal in Berlin die falsche Kalenderwoche auf den Fahrschein gestempelt bekommen hat. Aber wer ist der Dumme, wenn Kontrollen kommen? Genau, der Fahrgast...
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Beitrag von Boris Merath »

GSIISp64b @ 20 May 2011, 11:57 hat geschrieben: Es ist aber Fakt, dass viele Leute das System nicht kapieren WOLLEN. Egal wie simpel die Automaten am Ende sind.
Dafür hätte ich jetzt aber gerne eine Begründung warum das so sein soll.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Boris Merath @ 20 May 2011, 13:25 hat geschrieben: Dafür hätte ich jetzt aber gerne eine Begründung warum das so sein soll.
Na schau dir doch mal den Durchschnittlichen BILD-Leser und RTL-Gucker™ an. Der weiß doch schon vorher ganz genau, dass die Automaten vieeel zu kompliziert sind. Der muss es doch nicht mal ausprobieren.
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Beitrag von Woodpeckar »

GSIISp64b @ 20 May 2011, 13:47 hat geschrieben:Na schau dir doch mal den Durchschnittlichen BILD-Leser und RTL-Gucker™ an. Der weiß doch schon vorher ganz genau, dass die Automaten vieeel zu kompliziert sind. Der muss es doch nicht mal ausprobieren.
Auf diese Weise wird also ein Vorurteil zum "Fakt" gewandelt ...
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Beitrag von Flo_K »

GSIISp64b @ 20 May 2011, 13:47 hat geschrieben: Na schau dir doch mal den Durchschnittlichen BILD-Leser und RTL-Gucker™ an. Der weiß doch schon vorher ganz genau, dass die Automaten vieeel zu kompliziert sind. Der muss es doch nicht mal ausprobieren.
Na das ist ja wirklich mal eine überlegte, differenzierte und wohl argumentierte Meinungsäußerung mit Realitätsanspruch.
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Woodpeckar @ 20 May 2011, 14:03 hat geschrieben: Auf diese Weise wird also ein Vorurteil zum "Fakt" gewandelt ...
Die Formulierung mit dem 08/15-BILD-Leser war überspitzt, das hast du hoffentlich selber gemerkt.

Ansonsten: Ich habe durchaus schon mit Leuten zu tun gehabt, die nie Bahn fahren und sich den Tarif nicht mal angeschaut haben, und trotzdem genau wissen, dass das alles zu kompliziert ist. Und das sind nicht mal nur BILD- und RTL-Leser :D


Was ich damit eigentlich sagen will: Auf der Bahn rumhacken ist in Deutschland halt ein Stück weit auch Volkssport.
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GSIISp64b @ 20 May 2011, 14:18 hat geschrieben: Was ich damit eigentlich sagen will: Auf der Bahn rumhacken ist in Deutschland halt ein Stück weit auch Volkssport.
Erzählst Du das auch der älteren Dame die verzweifelt vor dem Automaten steht?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Boris Merath @ 20 May 2011, 14:57 hat geschrieben: Erzählst Du das auch der älteren Dame die verzweifelt vor dem Automaten steht?
Nein. Dass alles perfekt ist, sage ich ja auch gar nicht.

Aber man kann es der alten Dame einfach nicht komplett abnehmen, sich zu informieren. Möglichkeiten dazu gibt es durchaus genug. In Dortmund steht verständliche Info zum VRR-Tarif zum Beispiel seit ewig immer vorne im gedruckten Fahrplan drin. Abgesehen davon: Welche Infos braucht man denn überhaupt, um eine schnöde Einzelfahrt (Normalpreis) zu kaufen?
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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