Russischer Spion @ 24 Mar 2016, 17:30 hat geschrieben:"Schwerpunkt" ist nicht das Video sondern die Berichterstattung: Es gibt "gute Terroristen" und es gibt schlechte.
Und, daraus soll folgen als Replik zu obigen Antworten? OK, noch ein RT Doitsch-Mitschnitt, aber das ist ja altbekannt, statt darauf einzugehen einfach ein Feld weiterziehen und noch einen einzigen Satz dazuschreiben. Ist zweitsparend, und man hat sich mit den Einwänden nicht auseinandergesetzt. Thumbs up.
Ich hab mit jetzt mal das erste Video angeschaut. Was erstes auffiel: Endlich mal ein Sprecher, der einen Satz halbwegs geradeaus aussprechen kann ohne zu stolpern. Deswegen steht der wahrscheinlich auch nicht vor der Kamera, sondern spricht nur aus dem Off.
OK, das war oberflächlich. Zweite Bemerkung: Ab min 0:18 heißt es (paraphrasiert), die Anschläge in Domodedowo 2011 und Brüssel 2016 seien von der Opferzahl her vergleichbar, 37 Tote und 170 Verletzte in Russland, mein letzter Stand sind 31 Tote und über 200 Verletze in Brüssel. 1) Das ist bescheuert. 2) Das bleibt bescheuert, egal wie man es sich hindreht und wendet. 3) Waren auch 2011 zwei verschiedene Orte Anschlagsziel? Wie ist es mit der Motivation der Terroristen? OK, das geht schon zu tief, beschränken wir uns auf das Wesentliche: Domodedowo und Brüssel sind von der Opferzahl her vergleichbar. Punkt. Sind zwar über'n Daumen gepeilt zehn bis 30 Prozent Differenz, aber da mir jetzt schon schlecht ist und noch über 1 Minute RT Doitsch vor mir liegen, sei es damit belassen. Hoffentlich ist der Abspann schön lange.
Und - auch mit zeitlichem Abstand dazwichen bleibt das Linking bescheuert.
In Medias Res: Ab min 0:34 heißt es, "führende westliche Medien" (Plural!) wiederholten "hartnäckig" (!), dass die kaukasischen Terroristen (Beginn Zitat RT Doitsch) "Zitat, auf die Maßnahmen geantwortet haben, mit denen Russland gegen Muslime vorgeht". Quelle? Wird namentlich nicht genannt und ist mit der merkwürdig pixeligen Darstellung einer englischsprachigen News-Seite mit einer Videoleiste an der Seite nicht möglich. Rein zufällig wird an der Stelle, an der eventuell der Titel steht in einem eigenen Kasten das Zitat eingeblendet. Das ist eine mindestens interessante Darstellungsweise, die eine Identifizierung nicht möglich macht.
Danach kommen (min 0:44 bis 1:10) drei, schnell aneinander geschnitte Bewegtbildausschnitte, wieder ohne unsaubere Quellennennung, nur an den Bauchbinden und Labels sind einige erkennbar erkennbar.
So etwa CNN, aus dem Off ist zu hören (0:54 bis 1:04): "[...] demzufolge sei eine solche Angriffstaktik für Regierungsmilizen charakteristisch. Der Angriff wurde von einer Selbstmordattentäterin verübt. Ein Mitglied ihrer Familie war bei Kampfhandlungen getötet worden.
Danach kommt AP (1:05 bis 1:10): "Der Anschlag hinterfragt die Fähigkeit Russlands, die Sicherheit von Sportevents zu gewährleisten."
Ich kann da jetzt nichts Kritisches feststellen, was speziell gegen Russland spricht. Ob Frankreich die EM ausrichten kann, das wurde durchaus kritisiert, aber verständlicherweise will die Grande Nation es machen. Und das von CNN ist schlicht und ergreifend Journalismus, es wird der Beweggrund der Kämpferin genannt.
Beim ersten Bewegtbildausschnitt (ab 0:44) passt die Übersetzung irgendwie nicht so recht zum Szenario der eingeblendeten Korrespondentin vor dem Green Screen: "Man kritisiert den Kreml dafür, dass er in diesen Regionen auf Mittel der Gewalt zurückgreift." Wer kritisiert wen? Wurde da schlampig übersetzt oder bezieht die Korrespondentin sich auf andere Quellen, z.B. Pressestimmen? Wenn ja, welche wären es dann? Der Kontext fehlt, da geht letztlich nichts daraus hervor. Aber diese Formulierung muss gegen den Kreml gerichtet sein, kommt ja das Wort Kritik drin vor.
So, ab 1:10 wird ein RT-Sprecher synchronisert (produziert ihr nix mehr selber?) und mit den Worten übersetzt, "Soweit ich weiß (!!!) hat kein einziges westliches Medium die gestrigen (!!!) Attacken auf Brüssel als eine Art Antwort auf die Interventionen der EU im Nahen Osten bezeichnet." Töfte, die Relativierung gleich am Satzanfang. So geht Populismus, das Hintertürchen, so hab ich das doch nicht gemeint, immer schön offen lassen. Und dass "die Medien" in den unmittelaren Wirren nach den Anschlägen sich stark darauf konzentrieren, (1) was geschehen ist darzustellen und (2) die Reaktionen von Politikern und Bürgern einen großen Raum einnehmen, wird nicht mal erwähnt. Dass man auch noch wenig über die Hintergründe weiß (Motivationen, Logistik, tatsächliche Verbindungen zu ISIS), stört auch nur in der eigenen Höhlhe der Selbststilisierung zum Opfer.
Dann wird die Frage nach dem zweierlei Maß gestellt: Tragödie vs. selbst verantwortliches Russland. Dass letzteres aus den vier (!) Quellen, die wohl repräsentativ für "die westlichen Medien" stehen, nicht mal hervor geht, geschenkt. Und die Frage wird natürlich nicht beantwortet. Ende Gelände. Leider kein Abspann. Schnüff.
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Wir halten fest: RT Doitsch hängt sich an der "versehentlichen" (allein schon diese Aussage von RT ist diskussionswürdig, weil sie mindestens unscharf ist und die Umstände der Veröffentlichung verkürzt) Veröffentlichung (Zitat) "einiger Medien" der vermeintlichen Explosion in Brüssel auf. Davon ausgehend stellt es einen Bezug zu Mütterchen Russland her, indem gesagt wird, (wieder Zitat) "die Medien" haben beim eigentlich gefilmten Attentat ebendort sinngemäß gesagt, selber Schuld, Russkijs. Entweder beziehen sich "die Medien" auf die einigen Medien oder die Erdverschiebung geht mitten durch den Text. Fokusaufweitung, die westlichen Medien messen mit zweierlei Maß. Vier Quellen müssen dafür reichen.
Diese Bezüge herzustellen ist schon für sich genommen banane (weil es bis auf das „Versehen“ und Pi mal Daumen 30 Tote keine gibt) und führt eigentlich nur zu einem Fluchtpunkt, nämlich sich wieder als Opfer zu generieren: Bei Russland messen "die Medien" mit zweierlei Maß, von dir weitergeführt auf den Ausdruck „’guter Terroristen’“, nur weil sie gegen Russland gesprengt haben, was mit Tausenden Kilometern Distanz "nüchterner" bewertet wird. Wäre ja noch interessant zu wissen, von wann die Beispiele sind, wie viel zeit zum "Abkühlen" dazwischen liegt. Da aber die Quellen, sorry, beschissen gekennzeichnet werden (nämlich gar nicht), lässt sich das nicht nachvollziehen.
Aber selbst wenn man über die nicht vergleichbaren Voraussetzungen zwischen Brüssel und Moskau 2011 hinweg sieht (offensichtlich: geografische Nähe der Attentate, unterschiedliche Motivationen der Gewalt ausübenden Hohldübel) ist allein schon der Sprung von „einigen“ zu „den Medien“ (diesmal wieder Zitat
) mehr als bemerkenswert. Pseudo-Differenzierung. Die Antwort steht schon fest, bevor die Frage formuliert wird.
Liefert RT Belege dafür, dass „die Medien“ 2011 tendenziös berichteten? – Zweifelhafte, es ist ja allgemein bekannt, dass „die Medien“ falsch berichten, was jeder weiß, muss nicht belegt werden. Und wieder: RT beschafft sich so selber seine Legitimation. Ein eigenes Perpetuum Mobile.