[K] Die Stadtbahn in Köln

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Straßenbahnen und Stadtbahnen
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Jean @ 12 Jan 2013, 20:43 hat geschrieben:Wenn U für unabhängig steht, dann hat Köln definitiv keine U-Bahn.  :ph34r:
Sieh es doch mal locker :D

Für mich ist alles "U", was unter der Erde fährt :lol:, auch verbuddelte Straßenbahnlinien ;)

@ Boris
Der Beschluß zum Bau einer Voll-U-Bahn auf der U6 ist von 1964, der Beschluß zum Umstieg der gesamten Planung auf U-Bahn von Anfang 1965. Der Vorschlag der Bewerbung zur den Olympischen Spielen stammt von Oktober 1965, der Zuschlag für München erst im April 1966.
Ein Stadtrat kann viel beschließen, aber ohne Bundesmittel hätte die "Voll-U-Bahn" gar nicht erst gebaut werden können.

Die Planungen für eine "U-Bahn" im Ruhrgebiet gingen auch auf die 1960er Jahre zurück. Hätte,wäre .... Die Kohle wäre eindeutig in eine andere Richtung geflossen, wenn .... oder gar nicht, wenn ein anderer Bewerber außerhalb Deutschlands gewonnen hätte.

Was ist denn mit der Zusage von Stamm 2? Bei einer erfolgreichen Bewerbung um die Winterspiele 2018 würde schon längst gebaut. Geld spielt keine Rolex, la coste es was es wolle!
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Beitrag von Metrotram »

Autobahn @ 12 Jan 2013, 22:12 hat geschrieben: ...aber ohne Bundesmittel hätte die "Voll-U-Bahn" gar nicht erst gebaut werden können.
Seltsam, dass der Baubeginn dann vor dem Zuschlag stattfand.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 12 Jan 2013, 22:12 hat geschrieben: Ein Stadtrat kann viel beschließen,  aber ohne Bundesmittel hätte die "Voll-U-Bahn" gar nicht erst gebaut werden können.

Die Planungen für eine "U-Bahn" im Ruhrgebiet gingen auch auf die 1960er Jahre zurück. Hätte,wäre .... Die Kohle wäre eindeutig in eine andere Richtung geflossen, wenn .... oder gar nicht, wenn ein anderer Bewerber außerhalb Deutschlands gewonnen hätte.
Und der nächste Beweis Deiner nicht vorhandenen Ahnung.

Das Geld floß vorallem, weil München als einzige Stadt ein baufertiges in sich schlüssiges Konzept für den Ausbau des ÖPNV hatte, und damit als einzige Stadt die vorhandenen Gelder auch abgerufen hat. Oder wie erklärst Du Dir den massiven U-Bahn-Ausbau der direkt NACH 1972 gestartet ist?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von firefly »

Autobahn @ 12 Jan 2013, 20:35 hat geschrieben: München hat die U-Bahn nur, weil sie 1972 die Olympischen Spiele bekommen hat. Wenn das nicht wäre, hätte München genau so ein Gefrickel, wie Rhein-Ruhr.
Welche Spiele hatte denn Nürnberg, die sich ebenfalls für eine vollwertige Metro entschieden haben? Oder liegt es vielleicht eher daran, dass die bayrische Landespolitik einer Metro zugeneigter war und ist? Und man in NRW eher Stadtbahnen unterstützt hat, weil die nicht nur in Köln, sondern auch in Bielefeld funktionieren?
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Beitrag von spock5407 »

Köln hat durch die Umstellung von Linien mit Doppeltraktion 8Achser auf B-Wagen- bzw. Mittelflurwagenpärchen teilw. sogar Transportkapazität vernichtet.

Btw, auch wenns nicht direkt Köln betrifft, aber die Stadtbahn Rhein-Ruhr: über hunderte Millionen teure Tunnel, die dann nur von M6-Wagen (oder besser: Wägelchen) in 10min-Takt bedient wurden, reden wir mal lieber nicht (Stichwort Gelsenkirchen).
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Beitrag von andreas »

firefly @ 13 Jan 2013, 13:55 hat geschrieben: Welche Spiele hatte denn Nürnberg, die sich ebenfalls für eine vollwertige Metro entschieden haben? Oder liegt es vielleicht eher daran, dass die bayrische Landespolitik einer Metro zugeneigter war und ist? Und man in NRW eher Stadtbahnen unterstützt hat, weil die nicht nur in Köln, sondern auch in Bielefeld funktionieren?
Bielefeld hat erst 1969 mit dem Bau angefangen und Köln hat ja eine klassische U-Straßenbahn gebaut, über die sich wohl noch heute ärgern.

Hannover war zumindest so schlau, ihr Tunnelnetz kreuzungsfrei zu bauen...
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Jean
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Beitrag von Jean »

Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: es hieße ja, die Schatzkammer sei damals viel zu Nahe am bestehenden Tunnel gebaut worden... Wenn dies stimmt, dann selber Schuld!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Jean @ 13 Jan 2013, 15:42 hat geschrieben: Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: es hieße ja, die Schatzkammer sei damals viel zu Nahe am bestehenden Tunnel gebaut worden... Wenn dies stimmt, dann selber Schuld!
Nicht unbedingt - die Frage wäre ja auch, ob die Lage dieses Tunnels und die daraus entstehende Problematik den Leuten vom Dom bekannt war.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Jean »

Die Welt zu dem Thema
Der Tunnel ist viel Älter als die Schatzkammer. Man hätte wohl die Schatzkammer nie so nahe bauen dürfen.
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 13 Jan 2013, 15:48 hat geschrieben:Nicht unbedingt - die Frage wäre ja auch, ob die Lage dieses Tunnels und die daraus entstehende Problematik den Leuten vom Dom bekannt war.
Die Lage des Tunnels müsste dem Dombaumeister bekannt gewesen sein.

Die Problematik? Wahrscheinlich nicht, denn der Tunnel wurde bislang nur als Abstellung, aber nicht im Linienbetrieb genutzt.
andreas @ , hat geschrieben:Hannover war zumindest so schlau, ihr Tunnelnetz kreuzungsfrei zu bauen...
Nicht nur Hannover, Düsseldorf auch!
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Beitrag von andreas »

Autobahn @ 13 Jan 2013, 20:27 hat geschrieben: Die Lage des Tunnels müsste dem Dombaumeister bekannt gewesen sein.

Die Problematik? Wahrscheinlich nicht, denn der Tunnel wurde bislang nur als Abstellung, aber nicht im Linienbetrieb genutzt.



Nicht nur Hannover, Düsseldorf auch!
allerdings hat düsseldorf ja bisher nur eine Linie mit Verzweigung und die wurde ja auch erst in den 80ern eröffnet - hätten die Kölner so lange gepennt, dann hätten sie das Netz wahrscheinlich auch anders gebaut
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Beitrag von Autobahn »

andreas @ 13 Jan 2013, 20:48 hat geschrieben:allerdings hat düsseldorf ja bisher nur eine Linie mit Verzweigung und die wurde ja auch erst in den 80ern eröffnet - hätten die Kölner so lange gepennt, dann hätten sie das Netz wahrscheinlich auch anders gebaut
Düsseldorf hat mehr als eine Linie ;) Du meinst wohl "Stammstrecken".

Tatsache ist aber, dass diese zweigleisig in jeder Richtung vorhanden ist und keine Kreuzungen haben.

Eine zweite Stammstrecke (Wehrhanlinie) ist im Bau und hat ebenfalls keine Kreuzungen.
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Beitrag von andreas »

Autobahn @ 13 Jan 2013, 21:14 hat geschrieben: Düsseldorf hat mehr als eine Linie ;) Du meinst wohl "Stammstrecken".

Tatsache ist aber, dass diese zweigleisig in jeder Richtung vorhanden ist und keine Kreuzungen haben.

Eine zweite Stammstrecke (Wehrhanlinie) ist im Bau und hat ebenfalls keine Kreuzungen.
tja, in Nürnberg haben sie in der Zeit 36 km U-bahn gebaut, da stinkt Düsseldorf gewaltig ab mit ihrem Stadtbahnfragment
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Jean
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Beitrag von Jean »

Dafür spürt jetzt Nürnberg die Kosten...bleiben wir aber bitte beim Thema.
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Beitrag von Jo B. »

Schönen guten Tag,

da hier in dem Strang eine ganze Menge Ungenauigkeiten oder zum Teil auch Falsches zur Kölner Stadtbahn im Speziellen und zu NRW im Allgemeinen behauptet wird, habe ich mich dazu entschlossen, eine kurze Abhandlung zu schreiben.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war für Köln ein U-Bahnsystem in Form eines Kleeblatts geplant, die Weltwirtschaftskrise verhinderte jedoch die Umsetzung. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss der Kölner Stadtrat die Schaffung einer U-Straßenbahn in der Innenstadt. Da damals in den 60er Jahren noch keine Förderung existierte, musste die Stadt die Baukosten alleine tragen, deshalb entschloss man sich für eine sparsame Trassierung, trotz allem hielt man sich aber die Möglichkeit offen, später andere Fahrzeuge als Straßenbahnen einsetzen zu können. Die Tunnelanlagen wurden so geplant, dass Fahrzeuge, wie sie bei der Berliner Großprofil-U-Bahn eingesetzt werden, benutzbar gewesen wären. Dafür stimmte man die Parameter auf einen Drehzapfenabstand von 10 m ab, was schon mehr war als in Berlin, wo man mit 9,5 m auskommt. Die Wagenbreite wurde in Anlehnung an die Berliner U-Bahn auf 2,65 m ausgelegt. Die Bögen sind eng, aber enge Bögen gibt es auch in Berlin oder Hamburg, sowie Paris und Madrid. Es ist jedoch nicht so, dass die Bögen so eng sind, dass sie einer Straßenbahnstrecke entsprechen. Weiterhin wurde auch nicht nur niveaugleich gebaut, das Gleisdreieck Appellhofpl. ist in Ost-West-Richtung niveaufrei ausgeführt, man hat hier die Hauptfahrtrichtung gesehen, was sich hinterher als Trugschluss herausstellte. Die Abzweige Poststr. und Appellhofpl. Nord-Süd wurden niveaugleich gebaut, das stimmt, allerdings sollte man nicht vergessen, dass es so etwas auch bei U-Bahnen gibt, ich erinnere hier an die London Underground oder die Subway in Chikago.
Und noch eins: Die Kölner U-Straßenbahn wurde nicht gebaut, um Platz für Autos zu schaffen, denn dort, wo sie gebaut wurde, gab es meist keine oberirdische Strecke, das war also ein echter Neubau.
Ende der 60er Jahre dann begann man in NRW, das System Stadtbahn zu entwickeln. Dabei gab es zwei Modelle:

1) Stadtbahn als kreuzungsfreie Bahn zur Stadterschließung und Städteverbindung, also eine Mischung aus U-Bahn und S-Bahn. Dieser Weg wurde im Ruhrgebiet und in Düsseldorf favorisiert, die Stadtbahn Rhein-Ruhr wurde gegründet.
2) Stadtbahn als Mischsystem Straßenbahn/U-Bahn/S-Bahn zur Stadterschließung und Städteverbindung. Diesen Weg wählte man in Köln und Bonn. Die Stadtbahn Rhein-Sieg wurde gegründet.

Bei der Stadtbahn Rhein-Ruhr plante man ein kreuzungsfreies unabhängiges System, da die bestehenden Straßenbahnstrecken meist nicht einbindungsfähig waren. Deshalb plante man den Stadtbahnwagen Ruhr, auch Stadtbahnwagen Typ A genannt, einen DT mit Stromschienenbetrieb, 2,65 m Breite, 36,9 m Länge, sechs Türen pro Seite und einem Drehzapfenabstand von 12 m. Der Stadtbahnwage A ist dem Stuttgarter DT8 also längst nicht so ähnlich, wie gerne behauptet wird.

Bei der Stadtbahn Rhein-Sieg ging man den anderen Weg. Zum einen waren Vorort- sowie Eisenbahnstrecken einzubinden, zum anderen waren eine Menge Straßenbahnstrecken einbindungsfähig. Auch musste die Kölner U-Straßenbahn eingebunden werden. Man entschied sich also für das Mischsystem. Damit war auch klar, dass man mit dem Stadtbahnwagen Ruhr nichts anfangen konnte und entwickelte den Stadtbahnwagen Kölner Bauart, auch Typ B genannt. Dieser Wagen erhielt eine Breite von ebenfalls 2,65 m, orientierte sich in vielen Punkten am Berliner F74, wurde jedoch als GT ausgeführt. Der Drehzapfenabstand beträgt 10 m in Anlehnung an die ersten Kölner Tunnel, der minimale Kurvenradius beträgt 25 m. Das Fahrzeug hat Klapptrittstufen und Dachstromabnahme kann aber auch im Stromschienenbetrieb eingesetzt werden. Bei den späteren Versionen mit Schwenktrittstufen ist das jedoch nicht mehr möglich. Auch gibt es Fahrzeuge ohne Stufen. Die Fahrzeuge hatten damals eine Vmax von 100 km/h, später waren auch andere Versionen verfügbar.
Das Fahrzeug ist genau die „eierlegende Wollmilchsau“ die man für die Mischung aus Straßenbahn/U-Bahn und S-Bahn braucht.

Zur damaligen Zeit war in NRW genug Geld vorhanden und man fing fleißig an, zu bauen, doch bald schwante den Betrieben im Rhein-Ruhr-Raum, dass das groß gesteckte Ziel mit der reinen Stadtbahn und Wagen Typ A langfristig nicht finanzierbar gewesen wäre und so schwenkte man auf den Kurs der Stadtbahn Rhein-Sieg um, was weitreichende Folgen haben sollte, da dieses System gut für Köln und Bonn geeignet war und ist, aber für den Rhein-Ruhr-Raum sollte es sich als Fehlentscheidung herausstellen, aber das hat nichts mit Köln zu tun und wäre ein anderes Thema.

Für Köln und Bonn, also den Bereich der Stadtbahn Rhein-Sieg, wurden nun großzügige Streckenparameter entwickelt und umgesetzt. Deshalb ist die Aussage, in Köln gäbe es nur eine tiefergelegte Straßenbahn schlicht falsch. Wenn überhaupt trifft das nur auf den Innenstadttunnel zu, also etwa vier Kilometer von ca. 40 km echter Stadtbahn. Die restlichen Tunnel- und Hochbahnanlagen stehen allgemein gängigen Parametern in nichts nach, sind meist niveaufrei angelegt und für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Wenn man in Köln ist, sollte man halt nicht nur zwischen Ebertplatz und Poststr. pendeln, um sich seine Meinung zu bilden. ;-)
Auch bei der neuen Nord-Süd-Stadtbahn, die keinesfalls eine U-Bahn ist, der Begriff wird in NRW offiziell gar nicht verwendet, wird am Breslauer Pl. niveaufrei ausgefädelt, nur der Abzweig in unmittelbarer Nähe zum Dom ist niveaugleich da man dort nicht noch mehr buddeln wollte. Es ist in einer Stadt mit 2000 Jahren Römergeschichte und einer der größten Kirchen der Welt eben etwas schwieriger Tunnel zu bauen, als in München, das sollte man nicht vergessen.

So, nun noch etwas zum Thema Straßenbündigkeit, hier wurde bemängelt, die Stadtbahn hätte ja hier und da keinen eigenen Bahnkörper. Dazu nur so viel: 90 Prozent des Netzes befinden sich auf besonderem, unabhängigem oder kreuzungsfreiem Bahnkörper. Nur ca. 10 Prozent sind straßenbündig. Das ist ein recht guter Wert.

Das Kölner Stadtbahnnetz sieht in etwa so aus (alle Angaben sind ungefähre Werte):

20 km straßenbündig
50 km besonderer Bahnkörper
40 km reine Stadtbahn, kreuzungsfrei (meist im Tunnel)
40 km unabhängig nach BoStrab
50 km unabhängig nach EBO

Insgesamt also 200 km.

Die EBO-Strecken sind keine DB-Strecken, sondern kommunale EBO-Strecken, die fast überall exklusiv der Stadtbahn zur Verfügung stehen.

Um zum Ende zu kommen, sei gesagt, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Kölner Stadtbahn in etwa der der Stuttgarter Stadtbahn entspricht oder der der Berliner Kleinprofil-U-Bahn. Die Kölner Stadtbahn hat stetig steigende Fahrgastzahlen, die sich in einem Bereich befinden, von dem man bspw. in Stuttgart nur träumen kann.

Ich werde hier auch den Eindruck nicht los, das manch Münchener den Kölnern unbedingt sein Münchener Netz aufdrücken will, wenn Köln das gewollt hätte, hätte es das machen können, es gab durchaus Gelegenheiten dazu, man hat sich jedoch bewusst dagegen entschieden und ich denke, ein Netz von 200 km Länge spricht für sich, oder?
Ein kleiner Tipp nach München: Bevor ihr anderen Ratschläge erteilt, kümmert Euch doch bitte erst um Eure Flughafenanbindung, denn die ist wirklich nicht so toll, übrigens ganz im Gegensatz zu Köln, da ist sie tip-top. ;-)

Nun schließlich noch eine Klarstellung zum Thema Stadtbahn in NRW:

Der Volksmund mischt zwar die Begriffe U-Bahn und Stadtbahn, aber offiziell gibt es keine U-Bahnen. Der Begriff Stadtbahn kennzeichnet die Bedeutung der Netze für den städteverbindenden Verkehr, daher kommt der Begriff. Auch eine absolut kreuzungsfreie Bahn wie die U18 in Essen ist eine Stadtbahn und keine U-Bahn. Dabei spielt es auch keine Rolle, was der VDV dazu sagt, denn der hat keinerlei rechtsverbindliche Kompetenz.
Auch können Stadtbahnen genauso leistungsfähig wie U-Bahnen sein, das beweist Düsseldorf mit seinem Pendelverkehr zwischen Altstadt und Hbf. zu Karneval. Da werden auf dieser Tunnelstrecke B-Wagen in Vierfachtraktionen gefahren, diese 112 m langen Züge stehen einer U-Bahn in nichts nach.
Insofern unterscheidet sich der NRW-Stadtbahnbegriff von den Begriffen in Hannover oder Stuttgart.

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass diverse NRW-Städte sowohl Stadtbahn als auch Straßenbahn haben. Es ist also eine gute Idee, sauber zwischen Stadtbahn und Straßenbahn zu unterscheiden, wenn man nicht in der falschen Bahn sitzen will.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

D.h., der Stadtbahnwagen A ist bis auf die Breite eigentlich dem Münchner/Nürnberger/Wiener U-Bahnwagen A/DT1/U1 sehr ähnlich.
andreas
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Beitrag von andreas »

die Stuttgarter DTs sollen wohl den Typ A nachempfunden sein, in NRW kam der ja nie übers Papiertiger dasein hinaus
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Beitrag von Jo B. »

Hallo

Warum ist der Tunnel zwischen Vingst und Deutz so ellenlang? 1,3km?
ubahhn @ 5 Mar 2012, 21:44 hat geschrieben:Aber was liegt da oben das man den Tunnel so lange buddeln musste?
Bebautes Gebiet, wäre ohne Tunnel also nicht so gut.
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Beitrag von Jo B. »

andreas @ 17 Mar 2011, 08:09 hat geschrieben: Hat Köln eine echte Metro? :rolleyes:

Wie seht ihr eigentlich die Chancen des Ost - West Tunnels der Strecke übern Heumarkt und Neumarkt für die Linien 1, 7 und 9?
Hat der noch Chancen oder ist der schon aufgegeben?
Im Moment versucht man sich noch ohne Tunnel zu retten. Man ist gewillt Dreifachtraktionen einzusetzen. Allerdings wird man dort längerfristig um eine Tunnellösung nicht herumkommen, die Kölner Linie 1 ist meines Wissens die am stärksten ausgelastete Stadtbahnlinie NRWs. Außerdem ist der rechtsrheinische Teil schon komplett schnellbahnmäßig ausgebaut, da drängt sich der linksrheinische Ausbau geradezu auf.
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Beitrag von Autobahn »

Jo B. @ 24 Feb 2013, 19:29 hat geschrieben: Im Moment versucht man sich noch ohne Tunnel zu retten. Man ist gewillt Dreifachtraktionen einzusetzen. Allerdings wird man dort längerfristig um eine Tunnellösung nicht herumkommen, die Kölner Linie 1 ist meines Wissens die am stärksten ausgelastete Stadtbahnlinie NRWs. Außerdem ist der rechtsrheinische Teil schon komplett schnellbahnmäßig ausgebaut, da drängt sich der linksrheinische Ausbau geradezu auf.
Dreifachtraktion stimmt nicht ganz. Man plant, die Züge durch ein verkürztes Mittelteil zu verstärken (sonst passt es nicht an die alten unterirdischen Stationen).
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Beitrag von Jo B. »

Autobahn @ 24 Feb 2013, 19:37 hat geschrieben: Dreifachtraktion stimmt nicht ganz. Man plant, die Züge durch ein verkürztes Mittelteil zu verstärken (sonst passt es nicht an die alten unterirdischen Stationen).
Da muss ich Dich korrigieren. Das verkürzte Mittelteil war ein Vorschlag, der wurde aber nicht angenommen, da diese Züge nicht zur Werkstattinfrastruktur passen würden. Die Züge sollten zumindest im Betriebshof auf ein 28 m-Raster teilbar sein. Deshalb hat man sich für die Dreifachtraktion entschieden und überlegt nun, was dafür umgebaut werden muss.
Die alten Tunnelstationen sind für die Linie 1 egal, da diese die alten Stationen gar nicht anfährt. Die Tunnelstationen der Linie 1 sind alle nach den Parametern der Stadtbahn Rhein-Sieg gebaut.
Aber auch die alten Stationen könnte man sogar mit Dreifachtraktionen anfahren, man müsste nur sehr zielgenau halten. Zugspitze und Ende kämen im Tunnel zum Stehen, das wäre aber nicht schlimm, da die erste und die letzte Tür nicht direkt am Zuganfang bzw. am Zugende ist. Aber wie gesagt, für die Ost-West-Achse ist das sowieso unerheblich, dort sind die Bahnsteige länger.
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Beitrag von Autobahn »

@ Jo B.

Hast Du da neuere Informationen? Zumindest vor einem Jahr fabulierte Jürgen Fenske (CEO der KVB) noch von einem verkürzten Mittelteil, und zwar für alle Linien.
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Beitrag von Jo B. »

Autobahn @ 24 Feb 2013, 20:07 hat geschrieben: @ Jo B.

Hast Du da neuere Informationen? Zumindest vor einem Jahr fabulierte Jürgen Fenske (CEO der KVB) noch von einem verkürzten Mittelteil, und zwar für alle Linien.
Bist Du sicher, dass es sich um ein verkürztes Mittelteil handelte? Es wird überlegt, bei einigen Fahrzeugen einen Wagenübergang zwischen den Doppelzughälften zu schaffen, um so die Kapazität zu erhöhen, auch sollen Sitzplätze ausgebaut werden.
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Beitrag von Jo B. »

spock5407 @ 24 Feb 2013, 18:41 hat geschrieben: D.h., der Stadtbahnwagen A ist bis auf die Breite eigentlich dem Münchner/Nürnberger/Wiener U-Bahnwagen A/DT1/U1 sehr ähnlich.
Zumindest ähnlicher als dem Stuttgarter DT8.
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Beitrag von 146225 »

Jo B. @ 26 Feb 2013, 02:30 hat geschrieben: Zumindest ähnlicher als dem Stuttgarter DT8.
Beim DT8 der SSB darf man auch nicht vergessen, daß dieser nach den örtlichen Gegebenheiten (Steigungen, Kurvenradien) ausgerichtet werden musste. Ist halt doch etwas unebener als Köln.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Jo B. »

146225 @ 26 Feb 2013, 06:22 hat geschrieben: Beim DT8 der SSB darf man auch nicht vergessen, daß dieser nach den örtlichen Gegebenheiten (Steigungen, Kurvenradien) ausgerichtet werden musste. Ist halt doch etwas unebener als Köln.
Wobei man sagen muss, dass das Ruhrgebiet, wofür der A-Wagen ja vorgesehen war (für Köln wurde der B-Wagen entwickelt), auch nicht überall platt ist.
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Beitrag von Jo B. »

Beim Surfen entdeckt. Ein paar Bilder aus dem Stadtbahn-Betriebswerk Merheim der Kölner Verkehrsbetriebe: http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/15052
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Beitrag von Jo B. »

Jo B. @ 24 Feb 2013, 18:25 hat geschrieben:
Das Kölner Stadtbahnnetz sieht in etwa so aus (alle Angaben sind ungefähre Werte):

20 km straßenbündig
50 km besonderer Bahnkörper
40 km reine Stadtbahn, kreuzungsfrei (meist im Tunnel)
40 km unabhängig nach BoStrab
50 km unabhängig nach EBO

Insgesamt also 200 km.

Die EBO-Strecken sind keine DB-Strecken, sondern kommunale EBO-Strecken, die fast überall exklusiv der Stadtbahn zur Verfügung stehen.
Beim Schmökern in Unterlagen habe ich festgestellt, dass meine Angaben zum Streckennetz in zwei Punkten fehlerhaft waren, der kreuzungsfreie Stadtbahnanteil (also das, was man in München als U-Bahnstandard bezeichnen würde) liegt in Köln bei gut 44 km. Der straßenbündige Anteil hingegen bei etwa 15 km.
Nach vollständiger Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn wird Köln über knapp 50 km kreuzungsfreie Trassierung verfügen, also fast halb so viel, wie München, um mal einen Vergleich zu ziehen.
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Beitrag von firefly »

Jo B. @ 3 Mar 2013, 19:27 hat geschrieben: Beim Schmökern in Unterlagen habe ich festgestellt, dass meine Angaben zum Streckennetz in zwei Punkten fehlerhaft waren, der kreuzungsfreie Stadtbahnanteil (also das, was man in München als U-Bahnstandard bezeichnen würde) liegt in Köln bei gut 44 km. Der straßenbündige Anteil hingegen bei etwa 15 km.
Nach vollständiger Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn wird Köln über knapp 50 km kreuzungsfreie Trassierung verfügen, also fast halb so viel, wie München, um mal einen Vergleich zu ziehen.
Kreuzungsfrei nur zu allen anderen Verkehrsträgern oder auch system-intern? Ich frage deshalb, weil viele ältere Tunnel-Abschnitte mit höhengleichen Abzweigen gebaut zu sein scheinen.
Jo B.
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Beitrag von Jo B. »

Kreuzungsfrei zu anderem Verkehr, nicht zwingend niveaufrei systemintern. Da gibt es in Köln unterschiedliche Situationen, die zum Teil auf einer Strecke gemischt vorkommen, das nach Kilometern auseinanderzufummeln, wäre dann doch etwas aufwändig.
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