rob74 @ 22 Nov 2004, 21:31 hat geschrieben:mellertime @ 22 Nov 2004, 17:39 hat geschrieben: Hier wird aber mächtig übertrieben!
In München steht so viel Bürofläche leer. Da werden bestimmt keine Wolkenkratzer gebraucht. Diese Dinger werden nur gebaut, um sie steuerlich abschreiben zu können.
Naja, bei den 2 konkreten Projekten, die durch den Bürgerentscheid verhindert wurden, waren die Mieter (bzw. Besitzer) schon bekannt: die SZ bzw. Siemens. Und die werden jetzt bestimmt "not amused" sein, alle Planungen in die Tonne treten zu dürfen, nur weil ein Paar Omas (die 0,8%, die die Wahl entschieden haben, sind gerade mal 1600 Personen) die Zeit zurückdrehen wollen. Der Süddeutsche Verlag hat z.B. wegen der festen Zusage des Stadtrates, das Hochhaus bauen zu dürfen, seine Gebäude in der Innenstadt schon verkauft und zurückgemietet. Wenn die da noch ein Paar Jahre mehr bleiben müssen, wird das teuer, und denen geht's finanziell ja bekanntlich nicht sooo blendend. Also ist die Sorge um die Arbeitsplätze schon begründet. Und dass Siemens nicht unbedingt an München und schon gar nicht an Deutschland gebunden ist, dürfte auch bekannt sein... Aber wir werden ja sehen, was kommt. Das Dumme ist nur, dass diese 2 Hochhäuser wirklich niemand gestört hätten - die Siemens-Hochhäuser wären mitten auf dem Siemens-Areal neben einem schon bestehenden gestanden, und das SZ-Hochhaus wäre nun wirklich sowas von weit von der Innenstadt und auch mitten in einem Gewerbegebiet zwischen Autobahn und Bahngleisen gewesen...
Edit: Natürlich ärgere ich mich auch, dass nicht mehr Wohnungen gebaut werden... Aber wenn schon Büros, dann sollen sie wenigstens eine einigermaßen interessante Architektur haben, nicht diese öden fünfstöckigen Büroriegel wie z.B. an der Landsberger Str. in der Nähe der Strasse zur Theresienwiese. Davon gibt's schon eh viel zu viele! Ideal wären natürlich Wohnhochhäuser mit interessanter Architektur. Es muss ja nicht gleich ein neues Neuperlach sein, aber Ensembles wie die Wohnhäuser im Olympiapark oder die an der Theresienhöhe (wo der Pschorr-Keller und der Saturn drin sind) könnte man ruhig noch ein Paar bauen.
Gruß,
Rob
Du kennst die Geschichte der SZ?
Ein Gebäude mit maximaler Geschoßfläche zum ausquetschen einer ausgequetschten Zitrone ist leider kein passendes Beispiel zur Hochhausdiskussion.
SZ wurde auf kurzfristigen Profit optimiert (z.B. faktische Streichung der Lokalteile). Dann wurde von den Verlagsgesellschaftern ein Hochhaus in maximaler Größe gebaut, das die SZ (langfristig gebunden ohne Ausstiegsklausel!) von den Alteigentümern teuer anmieten mußte. Anschließend wurde die SZ (ohne hochhaus) an die SWMH verkauft, die den Kauf auf Kredit finanzierte. Sie hoffte, dies mit abermaliger Steigerung der bereits hohen Kapitalrendite zu finanzieren. Nun sprangen aber die Altleser ab (unzufrieden, da Lokalteil weggespart...) und neue Leser nutzten plötzlich lieber nur noch quelen im kostenlosen Internet. Daraufhin mußte die Mutter der SZ aus Geldnot die Kreditrückzahlung einstellen (nur noch Bedienung der Zinsen). Die SZ selber soll inzwischen aus Kostengründen nur noch aus 5 fest angestellten Redakteuren bestehen, die hohe Miete für das Redaktionshochhaus an die Alteigentüber der SZ ist seit vielen Jahren eine sehr große Belastung für den Verlag, aber der alte Mietvertrag konnte nicht gekündigt werden. Und die zurückmietung der Flächen in der Sendlinger Straße war so wie bei beim Löwenbäukeller Neubauspekulantengerecht befristet und über eine extreme Steigerung des Mietpreises abgesichert.
Der Ex-Karstadt an der Thersienwiese hat derzeit große Probleme, weiter genutzt zu werden. Das Gebäude ist weder schön, noch entsprechen die Handelsflächen den heutigen Anforderungen. Und die Terasse auf dem Dach darf schon sehr lange (Anwohnerlämschutz) nicht mehr genutzt werden. Das Münchner Problem ist, daß überall (wie zu Hitlers Zeiten) gigantomanisch & einheitlich (und möglicht kostengünstig) gebaut werden muß. Kleine geometrische Formen auf den Hausecken des Gebäudes (Arnulfpark) stellen keine wirksame Auflockerung der Bebauung dar. Klleinzeilige Vergabe von Grundstücken eines großen Neubaugebietes scheint der Stadt zu aufwändig zu sein, auch wenn es am Ackermannbogen erste Versuche in dieser Richtung gab. Interessante Architektur wurde in München meiner Erfahrung nach zuletzt in den 80ern realisiert. Neu-Riem ist da ein Beispiel dafür.
Büroflächen selber werden derzeit aus Ertragsgründen in Wohnflächen umgewandelt. Arbeitsstättenvorschriften (unzulässig niedrige Decken wie am alten Siemens-Hochhaus) sind da nur selten der Grund für die Umwandlung.