Es besteht ein Unterschied zwischen sachlicher Kritik an der MVG (die in vielen Fällen durchaus berechtigt ist) und MVG-Bashing. Das was hier momentan passiert hat jedenfalls mit sachlicher Kritik nicht mal annähernd etwas zu tun.
Natürlich ist es für den Fahrgast egal, ob die C2 wegen der MVG, wegen Siemens, wegen der TAB oder weil der Mond im Sternkreis Stier steht ausfallen. Wir sind hier aber ein themenbezogenes Forum, und da ist es in meinen Augen eigentlich nicht zu viel verlangt hier etwas zu differenzieren.
Nein, nicht fahrende C2 sind nicht automatisch Schuld der MVG. Und ja, die MVG kommt sicherlich von selbst darauf, dass man Druck auf den Zulieferer ausüben sollte so ein Problem so schnell wie möglich zu beseitigen. Es ist generell so - wenn Züge stehen, dann arbeiten alle mit Hochdruck daran, das Problem zu beheben, der Betreiber, weil er die Züge dringend braucht, und der Lieferant, weil bei so etwas sehr schnell sehr hohe Strafzahlungen im Raum stehen. Wenn es trotzdem dauert, dann liegt das daran, dass das Problem nicht so trivial ist wie wir uns das hier vom gemütlichen Sofa aus vielleicht einbilden. Mit dem Austausch eines Kabels mit defekter Isolation ist es jedenfalls definitiv nicht getan.
Um das zu wissen ist es übrigens nicht nötig Insiderinformationen zu besitzen, da reicht ein Blick in die Zeitung:
Die Stromabnehmer der Züge fallen immer wieder aus. Grund dafür seien elektrische Überschläge, die aus bisher unerfindlichen Gründen immer wieder aufgetreten sind.
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Es könnte an der Infrastruktur im Tunnel liegen, aber bisher hat die MVG den Fehler noch nicht gefunden.
(Süddeutsche vom 27.10.17)
Die Ursache dafür ist auch nach mehr als einem Monat noch nicht gefunden. Wann die C2-Züge wieder rollen, ist derzeit nicht abzusehen.
(Süddeutsche vom 8.11.17)
Es ist also kein triviales Problem (sonst hätte man es ja schon längst gefunden), sondern scheinbar ein PRoblem im Zusammenspiel zwischen Stromabnehmer und Stromschiene. So etwas können durchaus auch dynamische Probleme sein (z.B. Stromabnehmer gerät in Schwingungen) die nur in wenigen Fällen auftreten wenn man mit einer ganz bestimmten Geschwindigkeit fährt o.ä. Wenn es ein Problem an der Strecke sein kann wird außerdem die Fehlersuche sehr aufwendig - immerhin hat man über 55km Stromschiene, die Ursache für den Fehler sein kann.
Wenn ich so etwas wie z.B. den letzten Beitrag von EasyDor lese kann ich über die Besserwiserei hier nur den Kopf schütteln. Glaubt ihr ernst haft die MVG käme nicht von selbst auf die Idee dass man sich mit Siemens zusammensetzen und eine Lösung suchen könnte? Glaub ihr ernsthaft, die für die Zulassung verantwortlichen Ingenieure bei der MVG lösen das Problem nur deswegen nicht, weil sie so viel Spaß dran haben die Fahrgäste zu ärgern?
Und nein, Zulassungsprobleme von Neufahrzeugen sind keineswegs etwas was es nur bei der MVG oder nur in der Neuzeit gibt - da möchte ich nur mal z.B. an das B-Wagen-Desaster Anfang der 80er erinnern (mitten in der guten alten SWM-Zeit), oder an die katastrophalen technischen Problem beim heiligen ET 420, der im ersten Jahrzehnt seines Einsatzes in erster Linie mit massiven Störungen und im Winter mit regelmäßigen Zusammenbrüchen des S-Bahn-Verkehrs von sich reden gemacht hat, und so nebenbei auch gelegentlich mal abgefackelt ist.
Damit will ich nicht abstreiten dass es bei der MVG Probleme gibt - die gibt es definitiv, sind aber zumindest teilweise auch politisch bedingt. Wenn ihr wirklich Verbesserungen wollt, dann werdet politisch aktiv. Macht z.B. Druck auf den Stadtrat, dass der öffentliche Nahverkehr stärker finanziell unterstützt wird. Das löst nicht die Probleme mit den Zulassungen und auch keine technischen Probleme, aber wenn man das Geld hätte um z.B. die A-Wagen wieder adäquat zu warten und eine ausreichend hohe Fuhrparkreserve vorzuhalten, dann würden die paar fehlenden C2 nicht weiter auffallen und drastisch weniger Fahrzeugstörungen auftreten. A-Wagen sind nicht automatisch Schrott - die Zuverlässigkeit der Züge hängt wesentlich von der Wartung ab. Und Wartung kostet Geld, nämlich das Geld, das die MVG (im Gegensatz zu den meisten anderen Betrieben) eben nicht von der Stadt bekommt. Und das ist die Entscheidung des Stadtrates, nicht der MVG.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876