Wir haben in Deutschland ein grundsätzliches Problem mit der Akzeptanz von großen Bauprojekten. Wenn irgendwo eine Startbahn, eine Bahnlinie, ein Bahnhof, ein Kraftwerk, Überlandleitungen für Off-Shore Windkraftwerke .... (diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen) gebaut wird, regt sich sofort Widerstand, ob begründet oder nicht. Demnächst will noch der Nachbar entscheiden, ob ich mir auf meinem benachbarten Grundstück ein Haus bauen darf.
Jeder sagt, ja, das brauchen wir, aber doch nicht vor meiner Haustüre. Seltsam fand ich allerdings, das die Bürger in
München abstimmen durften, die direkt betroffenen in den Landkreisen aber nicht. Das allein ist für mich schon ein seltsames Demokratieverständnis. Sicher werden die Bürger in den Landkreisen erleichtert sein, bei einem umgekehrten Stimmenergebnis wären sie aber mit Mistgabeln gegen Münchner Autofahrer vorgegangen
Seltsam finde ich auch einige Kommentare zu diesem Thema. "Wir brauchen kein Wachstum!" "Wir haben zu viele Arbeitsplätze, die Menschen die zuziehen finden keine Wohnungen!" "Wir brauchen nicht noch mehr Touristen!" usw. Die Stadt München ist reich, auch die umliegenden Städte und Gemeinden können Dank Steuereinnahmen nicht klagen. Warum? Auf Grund des Wachstums und da hat der Flughafen eine Menge zu beigetragen. Der alte Flughafen in Riem war nicht ausbaufähig, er rangierte in Deutschland unter "ferner liefen". Ohne den Flughafen im Erdinger Moos hätten sich kaum so viele Unternehmen in München und Umgebung angesiedelt. Dann hätte es keinen Boom in der Region gegeben.
Es hat sich aber in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, das die einstigen Prognosen falsch waren. Das zeigt sich auch bei der S-Bahn München. Auch wenn ich mir dafür wieder Prügel ein fange, auch beim Bau von Autobahnen. Und es zeigt sich auch beim Bau der 3. Bahn am Münchner Flughafen.
"Der Münchner Flughafen ist nur aus der Luft zu erreichen!", hat Iarn (?) ironischer Weise geschrieben. Im Prinzip ist das richtig, denn MUC hat keine adäquate Bahnanbindung. Lediglich eine S-Bahnanbindung mit 40 Minuten Fahrzeit bis zum nächsten Fernverkehrsbahnhof ist für einen Flughafen wie München lächerlich. Da werden die Leute viel lieber einen Zubringerflug nehmen. Und da erklärt die hohe Zahl an "Kurzstreckenflügen". Wenn diese nicht mehr angeboten werden (können), da keine passenden Slots zur Verfügung stehen, geht auch die Zahl der Langstreckenflüge zurück. Dann fliegen die Leute eben von Nürnberg nach Zürich oder Wien, vielleicht auch nach Frankfurt, Paris oder London, um dort in einen Langstreckenflieger zu steigen.
Niemand wird dann mit der Bahn fahren, weil sie ja ach so ökologisch ist.
Natürlich wird das nicht von heut auf morgen geschehen, aber keine Airline wird so blöd sein, sowohl von Zürich oder Wien
und von München nach Singapur, Hongkong oder Sydney zu fliegen, sondern nur von einer Destination. Also wird da Streckennetz der Destination München ausgedünnt. Der BMW oder Siemensmanager, aber auch die der vielen anderen international agierenden Unternehmen, die sich in den letzten 20 Jahren in München angesiedelt haben, muss dann in Zürich oder Wien umsteigen. Und der wird mit Sicherheit
nicht die Bahn nehmen, sondern einen "Kurzstreckenflieger", auch wenn euch das schmerzt.
Da eine gute Verkehrsanbindung (Auto, Flugzeug, Bahn, ÖPNV) für einen Wirschaftsstandort wichtig ist, werden sich viele Unternehmen langfristig überlegen, wegen der dann mangelnden Interkontinentalverbindundungen ihren Standort aus dem Raum München zu verlegen. Die Manager stört das wenig. Sie können in München, aber auch in Zürich, Wien oder Hongkong arbeiten und leben. Auf der Strecke bleiben aber die Mitarbeiter vor Ort (auch die Zugezogenen), die nicht so beweglich sind.
An jedem Arbeitnehmer eines Flughafens hängt mindestens eine gleich hohe Zahl von Mitarbeitern in anderen Wirtschaftsbereichen
direkt ab. Die Menschen leben und arbeiten in der Region, zahlen Steuern und geben ihr Geld im Einzelhandel wieder aus. Indirekt profitieren aber eine viel höhere Zahl von Menschen von einem Flughafen.
@ Bummelbahn @ Rohrbacher
Ich habe im ersten Moment geschmunzelt, als ich die "deutsche Großspur" las. Aber ich habe Rohrbacher keineswegs mit der Ideologie des 3. Reiches in Verbindung gebracht. Mäßigt euch bitte oder keilt euch per PN.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.