Balduin @ 18 Sep 2018, 09:52 hat geschrieben: Und das ist genau das Problem: Mit paar Solarmodulen aufm Dach und paar Kleinkraftwerken kriegst du nie und nimmer 24/7 den aktuellen Strombedarf des Landes + noch paar Mio E-Autos ersetzt.
Korrekt und das hat auch keine geschrieben. Es geht nicht um ein paar Solarmodule, sondern um flächendeckend Solarmodule. Und auch nicht um ein paar Kleinkraftwerke, sondern um sehr viele. Und das ganze sollte man begleiten von einem floatenden Strompreis für alle. (So wie heute für die Großkonzerne an der Börse.)
Ich habe mal vor langem hier eine Studie verlinkt (ich glaube aus Aachen) die berechnete, wie viel Solarfläche man bräuchte um die ganze Stadt zu versorgen. Zunächst wurden alle sinnvollen Dachflächen ausgewertet, also alles raus, was grob nach Norden zeigt. Von den übrig gebliebenen Dachflächen die sich grundsätzlich für Solarenergie nutzen lassen, hätte ein knappes Drittel gereicht um die ganze Stadt zu versorgen. Ja, da ist das Speicherporblem noch nicht gelöst, aber es ging hier erstmal darum zu zeigen, dass die Fläche da ist und auch nicht irgendwelche Wälder oder Felder gerodet werden müssen.
Und bei Biogas reichen die Abfälle auch nicht mehr aus, also heißt mehr oder weniger Zeug verbrennen für das man stattdessen auf den Felder hätte Nahrung produzieren können...
Das ist völliger Quatsch. Es gibt genug Gemeinden (auch rund um München), die immernoch das Kompostieren im eigenen Garten fördern nur um weniger Bioabfall zu haben. Die Biogasanlagen haben vielleicht an einigen Stellen Probleme Bioabfall zu bekommen, oder das selber anbauen ist billiger/einfacher als sich was zusammenzubesorgen. Aber zu wenig Abfall ist schlicht falsch.
Abgesehen davon sehe ich bei Milchseen, Butterbergen, Maishügeln etc. kein wirkliches Problem bestehende Landwirtschaftliche Flächen zu Energieflächen zu machen.
Diese ganzen Lösungen sind so halt nur wirklich nachhaltig, wenns nur ein paar machen. Wenns alle machen hats sehr bald nicht mehr mit Ökö zu tun.
Kommt drauf an, welche Lösung zu meinst. Solarenergie kann jeder machen. Solange du in der Spitze nicht mehr einspeist, als dein Hausanschluss auch ziehen könnte, muss man noch nicht einmal was am Netz ändern. Spätestens wenn (nahezu) jeder ein E-Auto fährt, kann jeder seinen eigenen kleinen Stromspeicher betreiben.
Und das ist das Hauptproblem, wie man auch bei deinem Post sieht: Grüne und Medien wie die SZ propagieren irgendwelche vermeintlich einfache Lösungen und simplifizieren über Gebühr komplexe Sachverhalte.
Keine propagiert, dass die Lösungen einfach seien. Im Gegenteil, das bedarf viel Aufklärungsarbeit, viel kommunale Verknüpfungen, Innvation und auch Willen. Nicht zu vergessen die nötigen politischen Rahmenbedingungen. Und ob es einfacher ist an hunderten und tausenden Stellen auszurechenen, wie die Stromnetze belastet werden und da im einzelnen nachzusteuern oder eine massive Stromtrasse zu bauen, da bin ich mir nicht sicher. Für einen Großkonzern ist die Trasse und tausend Off-shore-Anlagen einfacher und am Ende lukrativer. Für den einzelnen Bürger sieht es genau andersrum aus. Keiner behauptet, dass es einfacher ist. Aber es ist am Ende verträglicher für Umwelt und Mensch und es ist am Ende sozialer und stärkt vor allem auch ländliche Regionen.
Als schönes Beispiel gilt das Dorf Feldheim, dass komplett Energieautark ist. Nicht nur das, es produziert sogar einen großen Überschuss an Strom. Aber auch geheizt wird mit Biogas. Die haben sogar ein eigenes Strom und "Fern"-Wärmenetz aufgebaut, da EON sich geweigert hat, das Netz zu verkaufen. Trotz (oder eigentlich wegen) der ganzen Investitionen ist der Strom- und Wärmepreis deutlich niedriger als im Rest der Republik.
Und natürlich kann man sowas nicht 1:1 überall aufziehen, sondern man brauch an die Gegebenheiten angepaßte Lösungen, aber in sehr vielen Regionen geht das sehr gut.
Und es wäre auch deutlich besser für die Netzstabilität, wenn nicht ein Großteil aus Windkraft am Meer kommt, sondern möglichst homogen verteilt übers ganze Land Wasser, Wind, Sonne, Biogas.
PS: noch ein kleines Beispiel. Allein alle aktuell noch bestehenden Mühlrechte (Stellen an denen mal eine Mühle stand die heute nicht mehr genutzt wird) könnten, bei Einbau eines modernen Holz-Stahl-Mühlrades ein ganzes Atomkraftwerk ersetzen. Dauerhaft und übers ganze Jahr. Teilweise sogar (in gewissen Grenzen) regelbar. Hier bräuchte es kein Gesetz (EEG gibts schon), keine großen Trassen (die einzelnen Kraftwerke produzieren überschaubar Strom) sondern einzig und allein eine politische Initiative und ggf. KfW-Darlehen zur Umsetzung.
Und klar ist es aufwändiger 1000de Mühlrechtsinhaber zu üebrzeugen ein Rad neu zu bauen, als einen Großkonzern 1000de Windräder. Aber für Umwelt und Ökonomie wäre es deutlich besser.