Um das Beispiel mal konkret voranzutreiben: gerade bei Architekten hast du da nicht notwendigerweise die Wahl, wo der herkommt (und wenns nur München - Köln ist, isses ja noch harmlos). Bei einem öffentlichen Gebäude muss das ganze erstmal ausgeschrieben werden,
Da wird dann der Architekt aber zweckmäßigerweise auch seine mutmaßlichen Reisekosten ins Angebot aufnehmen, er weiß schließlich wo er sein Büro hat und wo das Objekt stehen soll. Sprich, er wird dann eben etwas teurer sein.
Oftmals wird auch mit Pauschalpreisen gearbeitet. Das ist gut für den Bauherren, wenn es mal ein paar Probleme gibt. Dann muss der Architekt (und 150€ Stundenlohn ist da wirklich manchmal nicht übertrieben) das aus eigener Tasche bezahlen - das verstärkt das Problem sogar noch ("wenn ich da weniger Zeit verplemper und nicht mehr Geld kriege, schaue ich, dass ich so schnell wie möglich wieder an was anderem arbeiten kann").
Dann wird er seinen Pauschalpreis eben höher ansetzen. Mit dem Effekt dass ein Konkurrent der aus geringer Entfernung kommt, entsprechend bessere Chancen hat. (beim Architekten mag der Preisunterschied dadurch nicht so ins Gewicht fallen, allerdings dürften auch in der Summe nicht so furchtbar viele Architekten unterwegs sein, und analog kannst du das Beispiel ja auch für andere Branchen konstruieren).
Dein Beispiel mit dem GaWaSch ist da auch nicht so anders. Stell dir mal folgendes vor: du hast einen Installateur um die Ecke, aber der is im Urlaub. 5km weiter ist noch einer, aber nachdem der das letzte mal da war, war dein Klo undicht, unfreundlich war er auch noch. Also ist es garnicht mehr so absurd, den Klempner, der 15km weg ist zu holen. In einer kleinen Dimension ist es vergleichbar.
Das ist aber symmetrisch: Genauso wahrscheinlich wie dass der Klempner von weiter weg der bessere ist, ist es dass derjenige um die Ecke der bessere ist. Der weiter weg hat wahrscheinlich genauso oft Urlaub wie der von nebenan. Das heißt, das ist im Wesentlichen unabhängig von der Entfernungsfrage.
Du kannst immer Einzelfälle konstruieren wo die Entfernung aus diesem oder jenem Grund nicht entscheidend ist. Es geht aber nicht um Einzelfälle, es geht darum, wie sich das Reiseverhalten im Durchschnitt ändert. Im Klempner-Beispiel: Liegt die Schwelle, wo du zähneknirschend doch den unfreundlichen Klempner von nebenan nehmen würdest, bei 10km, 50km oder 100km? Das ist die interessante Frage.
Wir müssen uns auch von dem Gedanken frei machen, dass ein höherer Preis das Problem lösen könnte (selbst entschärfen sehe ich da schon als kritisch).
Vor allem müssen wir uns von dem Gedanken frei machen, dass eh nichts hilft, dass die Leute eh alles weiter so machen wie bisher, egal wie sich die Rahmenbedingungen ändern.
Wie würdest du das Problem denn lösen? Hast du einen besseren Ansatzpunkt als den Preis?
Bei den allermeisten Firmen geht es ja nicht darum, dass man dem Außendienstmitarbeiter was gutes tun möchte, sondern, weil ökonomische Interessen überwiegen. Es ist für einen größeren Betrieb völlig unerheblich, ob das Flugticket für Mitarbeiter XY von München nach Berlin 500€ kostet, auch wenn er das mit der Bahn für nur 116€ machen könnte. Wenn der Typ dann 12h im Zug hockt zahlst im Endeffekt mehr ("Leerlauf" des Mitarbeiters, Überstunden, zusätzliche Verpflegung usw usf.).
Gehen wir es nochmal im Einzelnen durch:
Was macht die Firma, wenn ihre Reisekosten steigen? Sie wird sie früher oder später an den Kunden weitergeben. Sind wir uns soweit einig?
Die Konkurrenzfirma in München hat dagegen stabil vernachlässigbare Reisekosten. Sie wird den Preis für den Kunden nicht aus diesem Grund ändern.
So, damit ist die Berliner Firma aber im Verhältnis zur Münchner teurer geworden. Was könnte jetzt beispielsweise passieren?
Wenn die Berliner Firma nichts ändert, ist es einfach wahrscheinlicher geworden dass die Münchner den Auftrag erhält.
Alternativ könnte sie beispielsweise auch demnächst eine Filiale in München eröffnen, um Reisekosten zu sparen und den dortigen Markt besser zu erschließen.
Und zuguterletzt nochmal: Es ist von der Umweltwirkung her egal, ob deine eingesparten Flüge Geschäftsreisen, Urlaubsreisen, oder was auch immer sind. Es wird immer jemanden geben, bei dem die Entscheidung pro Flieger ganz knapp war. Ob das jetzt ein Geschäftsreisender ist, oder der Student mit knapper Kasse der den Billigflieger nimmt ist egal. Deswegen würden steigende Preise, unabhängig von der Ursache fürs steigen (-> Ölpreis), wirken, die Frage ist nur wie stark.
Aber wenn ich sehe wieviel Leute mit eigentlich relativ niedrigem Einkommen fliegen, habe ich diesbezüglich eigentlich wenig Bedenken.