Ne, wenn man als Tf auf einem elektrischen Zug sitzt und der Fdl den Zug in ein Gleis schickt, dann muss man das m.E. genauso wenig hinterfragen wie irgendein Ersatzsignal, Gegengleisfahrt etc. Dann kann man auch sagen, die Tf beim Zugunglück in Bad Aibling waren selbst schuld, die hätten ja wissen können, dass da irgendwo noch ein Gegenzug sein muss ...
Hier fällt z.B. ein Signal auf Halt zurück, das dauert schon ein paar Gedenksekunden bis man da reagiert, wenn sowas tatsächlich mal passiert. Man darf auch nicht vergessen, dass es dunkel gewesen sein müsste. Kaum ein Tf im Fernverkehr dürfte im Alltag binnen Sekunden jedes Signalbild auf jedem Bahnhof auf Plausibilität für seine Zugfahrt prüfen. Wo kämen wir hin, wenn im Zweifel jeder Tf jede Fahrstraße beim Fdl erstmal am Funk rückversichert? ...
Operativ verursacht hat das ganze der Fdl. Ganz abgesehen von der Geschichte mit der Fahrleitung war's schlicht und einfach eine Fehlleitung, der richtige Zug wurde auf die falsche Strecke geleitet. Mindestens genauso verantwortlich sind aber die, die die Anlage so geplant haben, dass eben genau so ein Fehler, unmittelbar einen noch schwerwiegenderen Folgefehler nach sich ziehen kann. Man vergleiche das mit der Einschätzung zum
Zugunglück von Nannhofen 1917. Natürlich hat der Lokführer damals den Fehler gemacht, in Erwartung eines Fahrauftrags einen zu sehen wo keiner war. Der Lokführer wurde aber freigesprochen und es wurde auf ein Systemversagen entschieden, die Schuld wurde denen zugedacht, die es halt noch 1917 zugelassen haben, den Fahrtbegriff mit leicht zu verwechselndem weißem Licht zu signalisieren. Das gleiche in
Allach 1975. Auch da war der Schrankenwärter derjenige, der die Schranken geöffnet hatte letztlich nicht verantwortlich für den Unfall, sondern die höheren Beamten, die einerseits eine vorher schon nach eigenem Bekunden untaugliche Person zum Schrankendienst eingeteilt haben und andererseits zugelassen haben, dass bei hunderten Bü (wieder aus Kostengründen) keine Signalabhängigkeit vorhanden war.
Und auch in Hergatz bin ich der Meinung, niemand im Führerstand muss damit rechnen, dass man bei freier Einfahrt (!) in einen dreigleisigen Durchgangsbahnhof (!) im geraden (!) Zweig der Weiche plötzlich keinen Fahrdraht mehr hat. Man kann die Verantwortung für Fehler und Geiz beim Infrastrukturausbau nicht einfach auf das Betriebspersonal abwälzen und sagen, hätten die alles richtig gemacht, wäre nix passiert.