Stürmisch in den Urlaub
Zum Start in den Urlaub soll meine Streckenbefahrung fortgesetzt werden…
Basel SBB........................IC 3.........ab 12:33
Zürich HB ....................................an 13:26
....................................IR 75.......ab 13:35
Frauenfeld....................................an 14:11
....................................S 15........ab 14:19
Wil.............................................an 14:48
....................................S 10.......ab 15:02
Romanshorn..................................an 15:53
Romanshorn Autoquai..........Fähre.....ab 16:24
Friedrichshafen Fähre......................an 17:08
Friedrichshafen Hafen.........RB 87......ab 17:36
Friedrichshafen Stadt......................an 17:37
...................................RJ 890.....ab 18:02
Ulm Hbf......................................an 19:07
...................................ICE 611....ab 19:12
München Hbf................................an 20:26
Mit dem Plan wären neu die Frauenfeld-Wil-Bahn sowie die Strecke Wil – Romanshorn dabei. Auch die elektrifizierte Südbahn kenne ich noch nicht und nehme sie gern mit. Es ist ein stürmischer Freitag, als ich losfahre.
Zunächst scheint noch die Sonne, denn ich bin gerade immer zwischen den heftigen Schauern unterwegs. Knapp hinter Plan erreiche ich Zürich, von wo aus es in einer recht gut gefüllten Ersatzgarnitur für den IR 75 weitergeht. Kurz vor Frauenfeld gibt es eine Zwangsbremsung, irgendwo fällt etwas rappelnd zu Boden, wenig später geht es aber schon weiter.

Die Tf der Frauenfeld-Wil-Bahn hält noch ein Schwätzchen mit dem Postauto-Chauffeur, ehe es losgeht. Zwei Frauen mit vier kleinen Kindern steigen ein und sind offenbar völlig überfordert. Die Kleinen rennen durch den Zug und plärren herum, allen Ermahnungen zum Trotz. Ein paar Stationen weiter steigen sie aus und eines der Kinder rennt sogleich los, eine Frau hinterher. Sie kann den Jungen noch einfangen, ehe er über den blinkenden BÜ läuft. Der Zug setzt sich in Bewegung und ich sehe nur das tonlose Geschimpfe der Frau durch die Fenster.
Ich schaue durch die Scheibe nach vorne raus. Gelb blinkende BÜ-Überwachungssignale wechseln sich mit rot flackernden BÜ ab. Gelbes Blinken. Gelbes Blinken. Rotes Flackern. Rotes Flackern. Gelbes Blinken. Rotes Flackern. Dunkles Signal. Scharfe Bremsung. Der Tf scheint es wie mir zu gehen – sie braucht offenbar ein paar Sekunden, ist etwa auf Höhe des dunklen Signals zum Stehen gekommen. Doch, ganz eindeutig ist das BÜ-Überwachungssignal dunkel. Sie fährt wieder an, bremst am BÜ auf Schritttempo ab, gibt einen Pfiff ab. Rotes Flackern, aber offene Schranke. Niemand kommt, weiter geht’s. Gelbes Blinken. Rotes Flackern.
Bald wird es pechschwarz draußen und der Himmel öffnet seine Schleusen. Kräftiger Wind treibt Regen vermischt mit Graupel durch die Dörfer. Im strömenden Regen komme ich in Wil an.
Diverse Züge fallen aus, als Grund wird technische Störung an der Bahnanlage genannt. Ob ich mir wohl einen guten Tag für den Umweg ausgesucht habe? Ich überprüfe meine deutsche Verbindung, doch noch liegt offenbar kein Baum im Gleis. Der RJ kommt aus Wien (über Salzburg – Rosenheimer Kurve – Innsbruck – Arlberg – Bregenz) und ist mit +17 unterwegs. Laut Prognose des DB Navigators sollte er aber bis Friedrichshafen wieder pünktlich sein – das kommt mir doch recht optimistisch vor.
Auch meine S-Bahn fährt ein paar Minuten verspätet ab, hier wird als Grund ebenfalls eine technische Störung an der Bahnanlage genannt. Die Fahrt für durch saftig grüne Weiden in sanftem Hügelland.
In Bussnang steigen recht viele Fahrgäste zu. Interessante Fahrzeuge entdecke ich bei Stadler allerdings keine. Bis Weinfelden sind wir wieder pünktlich. Wenig später bin ich auch schon in Romanshorn.
Gemütlich spaziere ich zum Fähranleger, wo sich gerade jemand nach der nächsten Abfahrt erkundigt. «Die nächste Abfahrt ist leider erst um 17:24 Uhr, wegen Sturm konnten wir nicht fahren.» Ist schon etwas ironisch, dass jetzt, wo der See ziemlich ruhig daliegt, noch nicht gefahren wird. Da kommt gerade ein anderer Angestellter angelaufen. «Es ist jetzt bestätigt, um 17:24 Uhr fahren wir wieder.»
Ganz schlecht für mich, denn dann schaffe ich meinen Zug in Friedrichshafen nicht mehr und für die Fähre gelten ja keine FGR, womit sich die Zugbindung aufheben ließe. Ich überlege zu lange, lasse die S-Bahn nach Rorschach dummerweise abfahren, mit ihr hätte ich den RJ in Bregenz erreicht. Der hat ein bisschen Boden gutgemacht, aber ich glaube irgendwie immer noch nicht so recht, dass der am Ende pünktlich in Friedrichshafen ist. Und das ist auch gut für mich, denn meine Alternative ist jetzt, um 16:36 Uhr nach Konstanz zu fahren und von dort mit dem Katamaran nach Friedrichshafen. Dann hätte ich noch 10 Minuten Zeit, um zum Stadtbahnhof zu laufen, was mit etwa 25 kg Gepäck schon recht sportlich ist. Ein kurzer Blick auf die Webseite des Schiffbetreibers bestätigt meine Befürchtung – Verkehr wegen Unwetter aktuell eingestellt. Die Alternative ist ein Bus von Konstanz nach Friedrichshafen, der zwar direkt zum Stadtbahnhof fährt, mir aber trotzdem -3 Minuten Umsteigezeit zum RJ bietet. Mangels Alternativen steige ich in den RE nach Konstanz. Ich überprüfe meine Verbindung erneut. Der RJ hat Bregenz tatsächlich pünktlich verlassen, das ist nicht gut. Dafür ist der ICE mit +10 unterwegs. Immerhin nimmt auch der Katamaran wieder den Betrieb auf – ich kann um 17:00 in Konstanz einsteigen. Doch der Blick auf den Regenradar verheißt nichts Gutes – von Westen braut sich wieder etwas zusammen… Konstanz erreiche ich bei Sonnenschein und die 7 min Umsteigezeit sind nicht üppig, da der Bahnsteig wirklich ewig lang ist und ich ganz nach vorn laufen muss.
Am Automaten am Fähranleger kaufe ich flugs eine Fahrkarte, ärgere mich darüber (denn die Fähre Romanshorn – Friedrichshafen ist im GA drin) und besteige das Schiff keine zwei Minuten vor der Abfahrt.
Der Motor erwacht zum Leben und in hoher Geschwindigkeit verlassen wir den Hafen von Konstanz. Ich bleibe draußen hinten auf dem Schiff und genieße den Blick zurück.
Die Sonne kämpft noch um die Oberhand, doch von Westen hat sich bereits eine mächtige Wolkenwand aufgebaut und sie rollt unaufhaltsam auf uns zu. Am Anfang ist der See noch recht ruhig, doch der Wind frischt langsam auf. Schaumkronen sind auf der Wasseroberfläche zu sehen und das Schiff beginnt zu schaukeln. Im Westen des Sees ist die Sicht trüb und es regnet, während die verschneiten Berge im Südosten noch klar zu sehen sind.
Die Sonne verschwindet, der Wind wird so kalt, dass ich nach gut der halben Strecke doch ins Warme gehe. Inzwischen schaukelt das Schiff recht stark, zum Glück dauert die Fahrt nicht mehr lange… Regen setzt ein, ich gehe nochmal kurz für ein paar Fotos raus und nehme dann wieder Platz.
Ein paar Minuten später ertönt eine Durchsage. «Achtung, eine Durchsage der Schiffsführung. Sie haben es ja sicher schon gemerkt, dass der Wind und der Seegang zugenommen haben. Bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen sitzen, bis wir den Hafen von Friedrichshafen erreicht haben.»
Einige Male schaukelt das Schiff heftig, dann beruhigt es sich wieder etwas. Der RJ ist inzwischen wieder mit +10 unterwegs, auf Verspätungen in Deutschland ist dann doch Verlass. Es gibt einen Bus vom Hafen zum Stadtbahnhof, der allerdings zur gleichen Minute abfährt, wie das Schiff ankommt. Ich muss darauf hoffen, dass wir durch den Westwind etwas schneller ankommen und ich ihn erreiche, sonst werde ich wohl auf dem Weg zum Bahnhof ziemlich nass…
«Achtung, nochmal eine Durchsage der Schiffsführung. Insbesondere die Einfahrt in Friedrichshafen könnte sehr wacklig werden, bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen und halten Sie lose Gegenstände fest.»
Das klingt böse, aber auch wenn ich den Seegang inzwischen irgendwie unangenehm spüre, ist mir noch nicht richtig übel.
Tatsächlich verläuft die Einfahrt ziemlich ruhig, der Wind scheint wieder nachgelassen zu haben, doch es regnet recht stark. Als die Brücke ausgefahren wird, bleiben mir anderthalb Minuten bis zur Busabfahrt und die Haltestelle ist noch ein gutes Stück entfernt. «Ein bisschen Sonnenschein…» summt der Fährmann vor sich hin, während er das Schiff festzurrt.
Ich eile Richtung Bushaltestelle, zum Glück ist der Bus nicht ganz pünktlich und fährt ein, kurz nachdem ich sie erreicht habe. Wenige Minuten später bin ich am Stadtbahnhof und der Railjet fährt gerade ein, als ich den Bahnsteig erreiche. Nur die Streckenbefahrung Friedrichshafen Hafen – Friedrichshafen Stadt habe ich wieder nicht geschafft… Mit +5 geht es nach Richtungswechsel weiter über die Südbahn nach Norden. Die Sonne zeigt sich wieder, während die pechschwarzen Wolken im Osten verschwinden. Mit -2 erreiche ich Ulm, steige in den leicht verspäteten ICE um, der eigentlich am selben Gleis hätte einfahren sollen, wo der RJ zuvor abgefahren ist, aber dann doch auf das Gleis gegenüber verlegt wird.
«So, wir steigen jetzt in die S-Bahn um», erklärt eine Frau ihren beiden Kindern, «da ist zwar ein Baum im Gleis, aber zum Glück erst nach unserer Haltestelle.» Pünktlich auf die Minute geht die Fahrt in München zu Ende – ein guter Auftakt für die bevorstehende Reise.