Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Dieser Protektionismus ist in Deutschland im Verkehrssektor aber irgendwie typisch.
Und nochmals, einen geregelten Übergang von Betreiber Wollewullewalle zu Betreiber Vanillecroissant herzustellen, der entweder Auflage in einer Ausschreibung oder vielleicht sogar gesetzlich flankiert ist, ist kein Protektionismus. Gleich gar nicht ist das gleichzusetzen mit einer "Behördenbahn". Zwischen den Polen "Anschlussverwendung finden" (*würg*) und Vollkasko gibt es Graustufen, die mit diesem Begriff einfach nur schwarz gemalt sind.
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Mitarbeiter bei Autoherstellern, die ja alle in der IGM sind, haben ja auch beamtenähnliche Arbeitsplätze.
Keine Ahnung, wann Du das letze Mal bei einem Autohersteller warst, bei meinem letzten Mal "durfte" ich sogar die neuen Leiharbeiter von der Zeitarbeit einlernen. Die waren weder bei der IGM noch haben sie sichere Arbeitsplätze.
Sicher, die sind rechtlich nicht direkt beim Hersteller angestellt, machen aber die gleiche Arbeit, werden auch im Team zwar kritisch beäugt, aber auch als vollwertige Mitglieder aufgenommen, mit denen man zusammenarbeitet. Mit ein Vorteil guter und sicherer Bezahlung, das Betriebsklima kann solche "Einbrüche" in einem gewissen Rahmen leichter verkraften.
Sicher, wer fest angestellt ist und noch dazu Metaller ist, hat's mehr oder weniger geschafft. Die schaffen dafür auch was und sind bei Schieflagen genau so betroffen - nur da heißt es eben nicht "sozialverträglicher Abbau", "Verträge werden nicht verlängert" und ähnliche Wattebauscheuphemismen, sondern "Nimm dir doch eine Woche frei" oder knallhart "Kurzarbeit" wie 2008. Oder schau nach Wolfsburg mit seinem neuen "Zukunftspakt", um die Strukturen an die Zeit nach der Abgasaffäre anzupassen: Leiharbeiter weg, Frührente,wahrscheinlich weniger Azubis (nicht vergessen, Fachkräftemangel), Streichen von Aufträgen bei den Zulieferern - da hilft Dir die IGM-Karte herzlich wenig, wenn deiner Firma ein erhoffter Millionenauftrag deswegen wegbricht.
Nachklapp, "alle" sind da auch längst nicht mehr bei der IGM: Der Nachwuchs bröckelt dort genauso weg und (wieder wirtschaftliches Handeln) die Einsicht sickert auch bei den Arbeitern langsam mit ein, dass man sich das Geld für die Mitgliedsbeiträge auch sparen kann, weil ja die anderen schon dafür zahlen, man selber aber keine finanziellen Einbußen hat. Langfristig ist das zwar nicht gedacht, aber im wirtschaftlichen Handeln steckt das bekanntlich eh nur den groben Rahmen ab...
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Und über die älteren Piloten der Lufthansa reden wir besser nicht.
Auch von denen, die an den Engstellen sitzen und die Produktion durch Arbeitsniederlegung de facto zum Stocken bringen können, hatten wir's schon: Man kann natürlich darauf schimpfen (und es als betroffener Kunde zu Recht doof finden), es löst aber nicht das Problem. Das geht nur mittels vertraglicher Ausgestaltung, mittels Kommunikation und mittels Vertrauen. Das ist kein Protektionismus. Das sichert eine flüssige Übergabe der Arbeit. Das schafft den Rahmen, in dem beide Seite ihr Bestes geben können: Das Management kann führen und entscheiden, die Arbeitnehmer können ihre Arbeit vollrichten. Bricht eine Seite ein, kann man nicht von der anderen erwarten, dass sie andauernd mehr Leistung erbringt, als sie wieder kriegt. Auch das ist wirtschaftliches Handeln.
---
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:07 hat geschrieben:Nur täte es manchen ganz gut, wenn sie verinnerlichen würden, wer eigentlich ihr tägliches Brot bezahlt. Dieses Denken fehlt einigen aber offenbar. Daraus entsteht dann diese "istmiregal"-Einstellung. Das noch zu hofieren, finde ich falsch.
Sicher, permanentes Blaumachen, an dessen Ende die Konsequenz unnötiger Zugausfälle, die wiederum zu Lasten der Kunden gehen, sind nicht tolerierbar. Diese Macht an der Engstelle darf nicht ausgenutzt werden.
Genau so wenig darf das als Rechtfertigung dafür herhalten, die ineinander übergreifenden Zusammenhänge mit dem Resultat der Regio'schen Schlechtleistung in Stuttgart nur auf diesen einen Punkt zu fixieren und diesen einseitig als ungerechtfertigte Bedienmentalität darzustellen. Es ist eine Aufgabe des Managements, seinen Mitarbeitern, für die es verantwortlich ist, Perspektiven für die Zeit nach 2019ff. aufzuzeigen. Im zweiten Schritt muss daher auch (!) der Auftraggeber seinen Auftragnehmer auch die Möglichkeit geben, solche Perspektiven zu schaffen, wenn er ein Interesse daran hat, dass die Arbeit weitergeht. Sich nun hinzustellen und die Schlechtleistung zu kritisieren, nachdem man diesen Rahmen "vergessen" hat mitzugestalten, ist da - meiner bescheidenen Meinung nach - scheinheilig.
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:07 hat geschrieben:Ich würde den Ausschreibungsprozess aber auch viel kundenoritientierter gestalten. Auftreten und Laune der Mitarbeiter würde ich zum Kriterium machen.
Wenn Du eine Methode hast, die den strengen Anforderungen gerecht wird, die bei öffentlichen Ausschreibungen gelten, um "Kundenorientierung", "Auftreten" und "Laune" valide, verlässlich und wiederholbar zu messen und sie entsprechend in Punkte umzurechnen, kannst Du diese hier gerne skizzieren. Nach Möglichkeit sollte auch ausgeschlossen werden, dass temporärer Missmut, weil die Katze überfahren, der Dackel ins Gras gebissen oder der Fahrgast einen Wagen vorher die arrogant-aggressive Oberorgelpfeife vor dem Herrn war, zur Folge hat, dass der Folgeauftrag in die Binsen geht. Ach so, und bitte auch mit der Skizze, welche Möglichkeiten Unternehmenen, die noch keine "messbaren" Mitarbeiter haben, haben, diesen Nachteil wieder aufzuholen.
Kurz, es ist verständlich was Du meinst. Auch die Absicht, gute geleistete Arbeit bei der Ausschreibung zu berücksichtigen, ist lobenswert, postiv, nicht verkehrt, eine anschlussfähige Meinung (genug positive Formulierungen?

) Mit dem Ausschreibungsrecht dürfte sie allerdings kaum vereinbar sein, weil eben nicht neutral bewertbar und auch vergleichbar.