Störungschronik Regionalverkehr Baden-Württemberg

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
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146225
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Beitrag von 146225 »

146225 @ 17 Oct 2016, 20:48 hat geschrieben: Was war denn heute in der großen, verkehrsroten DB Regio-Show so alles geboten auf der KBS 780:
- Noch vor sieben Uhr am Morgen erfreute der 4924 eine größere kofferbepackte Reisegruppe mit ca. +20 und der Gewissheit, den ICE-Anschluss in Würzburg nicht mehr zu bekommen.

- Der 39924 heute Nachmittag erfreute niemanden mehr, der fiel nämlich aus. Was besonders "schön" ist, wenn man aufgrund Vorverspätung elender Drecksladen LVL den 4946 knapp verpasst hat.

- Dafür war der 19138 pünktlich, mit 143 195 und hatte einen DBpza 751.4 im Zug. Ah ja.
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

19102, die einen meinen lapidar, kein Lokführer, die anderen schlicht "Verzögerungen im Betriebsablauf", obwohl dann ja gar nix ging.
Beim 39924 war man sich einig bei den Verzögerungen im Betriebsablauf.
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Beitrag von 146225 »

Die heutige DB Regio-Show fand für Heilbronn zwar schon recht früh statt, war aber Sonderklasse:

- gegen 6:50 Uhr wurde "menschlich" angekündigt, dass der 19157 nach "Stuttgart Hbf über Möckmühl-Bad Friedrichshall" ausfällt, nächste Fahrmöglichkeit der "in Kürze Gleis 5 einfahrende" 19103

- auf Gleis 5 tat sich erst mal nix, dafür trudelte auf Gleis 3 langsam der 4924 nach Würzburg ein. Die 4 n-Kübel (waren auch schon mal mehr) wurden von der Dresdner 143 586 geschubst.

- Weiterfahrt für den 4924 erstmal nein, weil baubedingt zwischen Heilbronn Hbf und Neckarsulm ja eingleisig. Gegen kurz nach 7 Uhr ein Rumpeln aus Richtung Neckarsulm, für den 19103 hört sich das aber eindeutig "zu schwer" an - es ist dann auch eine DT 151 mit Kohlezug, die auf den Gütergleisen einfährt.

- Wer sich jetzt fragt, wie sich das mit dem 12054, Planabfahrt 7:00 Uhr nach Mannheim verträgt: der fährt baubedingt Heilbronn-Bad Friedrichshall im SEV.

- Danach kann dann der 4924 mit ca. + 25 abfahren (Anschlüsse? Was ist denn das?), während es am Gleis 5 weiter ruhig bleibt. Dafür taucht jetzt der 19157 auf den Anzeigen auf, und
Blechelse verkündet was von "heute von Gleis 4". Sollte der nicht ausfallen? Und wo bleibt eigentlich der 19103? Einen Moment später wird dieser dann "menschlich" mit ca. +20 vermeldet.

- Tatsächlich rumpelt gegen 7:10 Uhr die 143 645 mit 5 n-Kübeln an leer an Gleis 4, das stellt dann den 19157 ohne Halt bis Stuttgart dar. Hatte also Teilausfall Osterburken - Heilbronn, es ging sich aber eine Planabfahrt um 7:13 Uhr aus. Schenkelklopfer 2 Minuten später, als Blechelse den gerade abgefahrenen Zug mit "ca. 5 Minuten später" für Gleis 4 ankündigt.

- Kurze Zeit später wird dann von Blechelse für den 19103 die Prognose auf ca. +30 erhöht. Kaffee wird geholt, Wetten machen die Runde, ob nicht der 19105 noch vorher kommt.

- Der 19068 aus Cappel trifft recht pünktlich ein - übrigens mit einer 143.

- Kurze Zeit später kommt dann auch der 19103 mit 112 139, der dann mit +28 in Richtung Stuttgart abfährt.

So wirklich geklappt hat das irgendwie noch nicht heute. Außenstehende folgern messerscharf "die DB kann es nicht". Und für "soll nicht mehr" sind die 143 doch noch recht zahlreich.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Das ist mir alles zu viel DB Regio-Bashing.
Die Frage ist halt an wie vielen Fällen DB Netz und die Infrastruktur verantwortlich ist. Das wird mit anderen EVU auch nicht besser.

Außerdem ist ja bekannt dass in den Werkstätten die Motivation am Boden ist, wenn man um seinen Arbeitsplatz fürchten muss. Beim fahrenden Personal ja das gleiche und dabei hätte die NVBW das ja in der Hand gehabt und nur die Mitarbeiterübernahme (was nach EU-Recht ausdrücklich möglich ist) festschreiben müssen.
Rheinland-Pfalz hat das ja mittlerweile verankert, vorbildlich.
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Beitrag von 146225 »

DSG Speisewagen @ 21 Oct 2016, 19:59 hat geschrieben: Das ist mir alles zu viel DB Regio-Bashing.
Die Frage ist halt an wie vielen Fällen DB Netz und die Infrastruktur verantwortlich ist. Das wird mit anderen EVU auch nicht besser.

Außerdem ist ja bekannt dass in den Werkstätten die Motivation am Boden ist, wenn man um seinen Arbeitsplatz fürchten muss. Beim fahrenden Personal ja das gleiche und dabei hätte die NVBW das ja in der Hand gehabt und nur die Mitarbeiterübernahme (was nach EU-Recht ausdrücklich möglich ist) festschreiben müssen.
Rheinland-Pfalz hat das ja mittlerweile verankert, vorbildlich.
Langsam, deutlich und für Dich zum mitmeißeln: Es geht mir nicht darum, hier irgend jemand zu bashen, wenn überhaupt sollten sich vielleicht Grube & Co. in der DB-Vorstandsetage für solche Momente schämen, aber da bin ich mir ziemlich sicher: die werden das nicht tun.

Wenn ich kritisieren wollte, würde ich das auch nicht hier tun. Ich kenne Mitpendler, die machen sich schon einen Spaß draus, die DB mit Mails zu überschütten, Anlässe gibt es ja genug dafür. Und wer als erster 5000 Textbausteine gesammelt hat, bekommt eine Tüte Gummibärchen.

Mir ist es aber durchaus wichtig, die realen Zustände auf deutschen Schienen festzuhalten: Ich bin ja kein Boulevardblatt, dass überhöht und kein Phrasendrescher, der lobhudelt - ich halte fest, was ich sehe und höre. Zugegeben, heute hatte schon das eine oder andere einen recht surrealen Charakter. Aber das liegt nun nicht an mir.

Und noch eines: Du weißt (oder glaubst zu wissen, BINGO) wo die Problemursachen liegen, ich weiß es durchaus auch. Ich teile sogar Deines Skepsis, dass die infrastrukturbedingten Verspätungen in den nächsten 10 Jahren auch nicht weniger werden. Alles gut. Nur: Frage Dich bitte mal 5 Sekunden lang, wie das aktuelle Betriebsgeschehen wohl bei Fahrgästen ankommt, die diese Hintergrundkenntnisse nicht haben. Nun? Wünscht man sich ein solches Bild der Eisenbahn in der Öffentlichkeit? Das ist noch nicht mal schlimm bei der Pendlermeute, die meisten, die schon ein paar Jahre hinter sich haben, sind abgehärtete Zyniker, die schon viel erlebt haben. Aber bei den Schülern und Studenten, wie wirkt es da? Bei Gelegenheitsfahrgästen?

Zum Personalthema: der hausgemachte Personalmangel wäre doch um keinen Deut besser geworden, wenn DB Regio die Ausschreibungen gewonnen hätte. Und Du darfst nicht vergessen, dass wir hier über Baden-Württemberg reden, nicht über den Osten Brandenburgs. Ich sehe genau 0,0% derjenigen, auf die die DB glaubt nach 2019 verzichten zu können (kann sie real nicht, aber das ist eine andere Geschichte) in der Arbeitslosigkeit. Schon gar nicht beim Werkstattpersonal, wo doch Metall- und Elektrofachkräfte landesweit gesucht sind, sehr oft von Betrieben die IG Metall-Tarifverträge haben - da sollte sich die DB klar sein, dass sie da entweder mitziehen muss, oder den Kürzeren ziehen wird. Und es war übrigens auch völlig unabhängig von der Ausschreibung der Netze 1 a-c (mehr hat die DB ja noch gar nicht verloren) auch die Idee eben jener DB, die Stuttgarter Werkstatt nach Ulm zu verlegen, um sich anschließend zu wundern, dass das beim Personal nicht nur gut ankam. Ach, wie konnte denn das passieren? Im Moment erzählt übrigens die Gerüchteküche, dass das Werk Stuttgart für die Talent II vom Netz 3b fit gemacht wird ... scheint wohl doch noch gebraucht zu werden, die Anlage.

Also: völlig unabhängig von Deiner Zustimmung werde ich hier weiter vom Tages- und Betriebsgeschehen berichten. Berichten - nicht bashen, hast Du mich da verstanden? Ich bin mir sehr sicher: der Stoff dazu wird sich finden.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Ich finde die Berichte ja ok, das ist ja nicht schlimm, man konnte nur den Eindruck haben in der Formulierung wenn Regio weg ist, dann ist auf einmal alles toll.

In Deutschland muss sich kein Tf Sorgen machen um einen Arbeitsplatz, das ist schon klar, aber können die Leute auch ihren bisherigen Arbeitsort und ihre tariflichen Leistungen mit sämtlichen Sozialleistungen (Besitzstand) behalten? Das ist nämlich alles andere als klar, daher kann man den Unmut durchaus verstehen. Die Leute müssen sich neu bewerben und es ist nicht gesagt dass auch alle genommen werden, z. B. wer sich für Arbeitnehmerrechte engagiert. Überall hat man ja lieber Leute die alles mit sich machen lassen (daher funktioniert das bei den kleinen SGV-EVU ja so gut).

Warum hat denn die NVBW die Mitarbeiterübernahme nicht festgeschrieben? So dass die Leute genau an ihrer bisherigen Einsatzstelle bleiben können und nicht dann bei einem Wechsel evtl. 50km weiter müssen, obwohl ihr Arbeitsplatz an der Stelle ja trotzdem noch vorhanden ist, aber von jemand anderem besetzt wird.
Das muss man kritisieren, weil genau diese Unsicherheit zu Problemen führt. Sicher kann man wechseln, aber es ist eben nicht sicher, es besteht eine Unsicherheit und die belastet. Hätte man von vornherein die Sicherheit dass man so und so weiter genau das machen kann wie vorher, nur die Uniform wechselt, würde es weniger Belastungen geben und eine Sicherheit die sich positiv auswirkt. Das sind psychologische Weisheiten.

Ich bin ja sofort mit dir. Ich rege mich jeden Tag über die Unfähigkeiten im deutschen Schienennetz auf. Die Infrastruktur ist das letzte, es fehlen hinten und vorne Möglichkeiten den Betrieb zu stabilisieren!
Man müsste viel Geld investieren um hier zu verbessern und auch um zerstörte Infrastruktur wieder herzustellen.

Es ist krank eine Infrastruktur auf den aktuellen Bedarf auszurichten der nebenbei nur funktioniert wenn alles planmäßig läuft und es keine Verzögerungen gibt. Das kann nicht funktionieren, aber im Gewinnmaximierungswahn, bestärkt durch den Bund, der ja auch aus der Infrastruktur Rendite saugen will, kommt so etwas zustande!
Die Fahrgäste und das Personal dürfen täglich ausbaden was hier gierige Managementkasten und politische Entscheidungsträger verbockt haben, auch mit dem Hintergrund die Eisenbahn zu zerstören oder ihr zu schaden.
Ein zuverlässiger Bahnbetrieb kann so nicht funktionieren und er funktioniert auch mit kosmetischen Maßnahmen nicht. Die Infrastruktur muss so ausgebaut werden dass bei Unregelmäßigkeiten Kreuzungen verlegt werden können, dass man flexibel an Bahnhöfen oder auch auf der freien Strecke (durch viele Überleitmöglichkeiten) überholen kann. Wo geht das denn schon in Deutschland? Selbst stark befahrene Strecken haben oft nicht die ausreichende Infrastruktur um Störungen, Verzögerungen usw. abzufangen.
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Beitrag von 218217-8 »

Besserung in Sicht?
Verspätungen und Zugausfälle verärgern nicht nur die betroffenen Fahrgäste, sondern mittlerweile auch die Politik. Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann erhöht den Druck auf die Deutsche Bahn.
Man wird sehen ...
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Da muss sich wirklich einiges verbessern, aber die NVWB und das Ministerium ist mit schuldig, denn ihr wurde mehrfach gesagt man solle die verpflichtende Mitarbeiterübernahme aufnehmen in die Ausschreibung, hat man ignoriert um 5 Cent zu sparen. Daher tragen NVBW und Ministerium eine Mitschuld an der Misere, zumindest beim Personal. Beim Rest natürlich eher nicht.
Selbst wenn die Chancen gut stehen dass man wechseln kann, es ist eine Unsicherheit da die absolut unnötig ist, zumal man ja nicht weiß ob man zu unliebsamen Personen gehört die dann keine Chance haben.

Ich frage mich immer wieder warum diese Übernahmeregelung überall in Europa kein Problem darstellt, nur in Deutschland tut man so als wäre sie der Weltuntergang.
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Beitrag von Bayernlover »

Weil dieser Protektionismus wahrscheinlich einmalig ist. Das ist so in der freien Wirtschaft - der Glaube, ewig auf einer Stelle zu hängen, hat uns schon viel zu lange die Behördenbahn beschert.

Und ganz ehrlich: seitdem ich morgens wieder das n-Geraffelt nur sehen muss, freue ich mich, wenn demnächst die DB nicht mehr der Betreiber ist.
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Beitrag von 146225 »

Und ganz leidenschaftslos nachgetragen: Fahrgäste, die heute wegen der DB Regio-Unzuverlässigkeit selber Probleme (bis hin zur Kündigung) im Job bekommen, werden sich einen feuchten Kehricht darum scheren, ob irgendwo ein Eisenbahner in 3-4 Jahren einen neuen Job braucht. Ja, die Situation eines Betreiberwechsels ist nicht schön für das Personal - akzeptiert. Doch es gibt jeden Tag tausende Menschen da draußen auf den Bahnsteigen, die erwarten, dass jetzt nicht bis 2019 in Selbstmitleid versunken wird, sondern der Job diszipliniert und zuverlässig erledigt. (Dass die DB genau jene Personale, die das tun, dann wieder mit Füßen tritt, steht auf einem anderen Blatt.)
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Beitrag von Jogi »

Bayernlover @ 24 Oct 2016, 14:14 hat geschrieben:Weil dieser Protektionismus wahrscheinlich einmalig ist. Das ist so in der freien Wirtschaft - der Glaube, ewig auf einer Stelle zu hängen, hat uns schon viel zu lange die Behördenbahn beschert.
Was aber gegen den vermeintlichen "Protektionismus" nicht wirklich ein Argument ist - ist halt (aus Fahrgastsicht und Politikperspektive) der in Kauf zu nehmende Nachteil, wenn man auf die Segnungen des Marktes hofft: Da lässt sich den DBlern nicht wirklich ein Strick daraus drehen, wenn sie nicht warten, bis ihr Stuttgarter Schiff ab 2019ff. gänzlich untergegangen ist, sondern sie vorher das Weite suchen. Das ist schließlich genau die geforderte Flexibilität als Produkt der freien Wirtschaft, die nicht nicht "protegiert" werden darf.

Bevor's jetzt heißt, denk doch an die armen Fahrgäste, klar, die sind momentan die Gelackmeierten, auf die sich die Öffentlichkeit fixiert (wie etwa im heutigen StZ-Artikel dazu, dort wird ein Pendler von Ulm nach Heilbronn angeführt, der momentan wohl jeden Tag eine Stunde persönliches Plus gewinnt; allerdings ist der Artikel derart krude geschrieben, einseitig formuliert und mit einer veritablen Falschinfo gespickt, dass ich auf eine Verlinkung verzichte :wacko:). Nur gibt's das eine nicht ohne das andere. Klar, als Betroffener kann man sich davon nichts kaufen...

Obwohl, nicht ganz: Man könnte Übergangsregelungen, um einen ruhigeren Übergang zu gewährleisten. Zwischen "gar nix, der Arbeitsmarkt wird's schon richten" und "komplette Übernahme des bestehenden Personals zu genau den gleichen Bezügen und drölfunddreizig Monden Kündigungsschutz" gibt's ja einige Grauschattierungen, so dass der "Protektionismus"-Vorwurf wieder ins Leere läuft.
Daneben kommt noch zum Tragen, dass Tf und Werkstattpersonale an "Schlüsselpositionen" sitzen, die Betrieb nachhaltig stören können, so ähnlich wie AirBerlin-Kabinenpersonale und -Piloten ihrer Fluggesellschafft die dunkelgelbe Karte gezeigten. Diesem strukturellen Vorteil kann letztlich nur mit einer Übernahmeregelung resp. allgemeiner mit einem Vertrag entgegen gewirkt werden.
Bayernlover @ 24 Oct 2016, 14:14 hat geschrieben:Und ganz ehrlich: seitdem ich morgens wieder das n-Geraffelt nur sehen muss, freue ich mich, wenn demnächst die DB nicht mehr der Betreiber ist.
Mindestens noch bis 2025 wird zwischen Herrenberg, Böblingen & Stuttgart die DB Dich auf all deinen Wegen begleiten ;) Integrations-IC und Netz Gäu-Murr laufen bis ebd., die S-Bahn bleibt gar bis 2028 in verkehrsroter Hand.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

146225 @ 24 Oct 2016, 18:49 hat geschrieben: Und ganz leidenschaftslos nachgetragen: Fahrgäste, die heute wegen der DB Regio-Unzuverlässigkeit selber Probleme (bis hin zur Kündigung) im Job bekommen, werden sich einen feuchten Kehricht darum scheren, ob irgendwo ein Eisenbahner in 3-4 Jahren einen neuen Job braucht. Ja, die Situation eines Betreiberwechsels ist nicht schön für das Personal - akzeptiert. Doch es gibt jeden Tag tausende Menschen da draußen auf den Bahnsteigen, die erwarten, dass jetzt nicht bis 2019 in Selbstmitleid versunken wird, sondern der Job diszipliniert und zuverlässig erledigt. (Dass die DB genau jene Personale, die das tun, dann wieder mit Füßen tritt, steht auf einem anderen Blatt.)
Das ist aber doch genau das Problem. Durch die Unsicherheit sinkt die Motivation, das ist ganz natürlich. Müsste man sich um nichts kümmern, weil es automatisch weitergeht, so wäre keine Unsicherheit vorhanden und davon würden auch die Fahrgäste auf dem Weg zur Arbeit profitieren. Das sind einfachste psychologische Weisheiten.
Von daher ist es im Interesse aller wenn die Mitarbeiterübernahme festgeschrieben wird, so wie Rheinland-Pfalz das mittlerweile macht.

Die Mitarbeiterübernahme ist ja sogar in Großbritannien selbstverständlich und die sind nun wirklich nicht des Sozialismus oder sonst etwas, was vielleicht manche als absurde Argumente haben, verdächtig.

Die Arbeitsstelle bleibt weiterhin vorhanden und wieso soll man diesen dann nicht von dem besetzen der eh schon da ist. Ein automatischer Betriebsübergang würde viele Probleme lösen, wenn natürlich nicht alle.

Die EU lässt das ausdrücklich zu, damit ist das von höchster Stelle abgesegnet und schadet nicht dem Wettbewerb, zumal ja gerade in Baden-Württemberg Fachkräfte knapp sind. Daher hätte eine verpflichtende Übernahme sogar positive Planungssicherheit für die Arbeitgeber bedeutet, denn die Unsicherheit führt zu Dingen die wir hier erleben.
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Beitrag von Bayernlover »

Jogi @ 24 Oct 2016, 20:23 hat geschrieben: Mindestens noch bis 2025 wird zwischen Herrenberg, Böblingen & Stuttgart die DB Dich auf all deinen Wegen begleiten ;) Integrations-IC und Netz Gäu-Murr laufen bis ebd., die S-Bahn bleibt gar bis 2028 in verkehrsroter Hand.
Vorher bin ich hier weg ;-)

Den Artikel habe ich auch gelesen. Allein, dass jemand täglich von Ulm nach Heilbronn pendelt, ist schon irre genug. Aber wo lag der Fehler?
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Beitrag von Bayernlover »

DSG Speisewagen @ 24 Oct 2016, 20:41 hat geschrieben: Das ist aber doch genau das Problem. Durch die Unsicherheit sinkt die Motivation, das ist ganz natürlich. Müsste man sich um nichts kümmern, weil es automatisch weitergeht, so wäre keine Unsicherheit vorhanden und davon würden auch die Fahrgäste auf dem Weg zur Arbeit profitieren. Das sind einfachste psychologische Weisheiten.
Das ist klassisch deutlich zu kurz gedacht. Wenn ich mich als Mitarbeiter anstrenge, habe ich die Chance, dass meine Firma als Betreiber bleibt und ich mich nicht neu bewerben muss.

So bleibt die nächsten drei Jahre hängen "Die Affen von der Bahn können nix, wollen nix und sind dabei auch noch unfreundlich!" - damit überzeugt man die Leute natürlich sehr.
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Beitrag von chris232 »

Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:17 hat geschrieben: Das ist klassisch deutlich zu kurz gedacht. Wenn ich mich als Mitarbeiter anstrenge, habe ich die Chance, dass meine Firma als Betreiber bleibt und ich mich nicht neu bewerben muss.
Moment. Wie kommt das zustande? Ich hör jetzt zum ersten Mal, dass gute Leistungen in auslaufenden Verträgen Ausschreibungen verhindern oder mehr als "null" beeinflussen würden?
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Beitrag von Bayernlover »

chris232 @ 24 Oct 2016, 21:37 hat geschrieben: Moment. Wie kommt das zustande? Ich hör jetzt zum ersten Mal, dass gute Leistungen in auslaufenden Verträgen Ausschreibungen verhindern oder mehr als "null" beeinflussen würden?
Ich gehe davon aus, dass die Meinung der Fahrgäste in diversen Umfragen auch von Bedeutung ist. Wenn da unter "Personal" nur Dinge wie "gelangweilt, unfreundlich und desinteressiert" angekreuzt sind, wird sich das garantiert nicht positiv auswirken.
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Beitrag von Jogi »

Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:15 hat geschrieben:Vorher bin ich hier weg ;-)
Schade - sonst hätte ich vorgeschlagen, Du könntest vielleicht, abhängig vom Ausgang der Ausschreibung der Ammertalbahn, über Tübingen nach Stuttgart fahren... ;)
Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:15 hat geschrieben:Den Artikel habe ich auch gelesen. Allein, dass jemand täglich von Ulm nach Heilbronn pendelt, ist schon irre genug. Aber wo lag der Fehler?
Dass schon ab 2016 Go Ahead & Abellio fahren sollten und die entsprechende Ausschreibung gewonnen hätten und nur wegen fehlender Fahrzeuge erst ab 2019 starten könnten. Die Grütze wäre vielleicht noch verkraftbar gewesen, aber der Vorwurf mehr oder weniger im Subtext, die DB hätte sich auf die Übergangsverträge gestürzt wie der Löwe auf die blinde Gazelle mit drei Beinen war IMO too much. Die wurden genau so ausgeschrieben...

Ich hab mir erst überlegt, den Artikel im neuen "Bahn in den Medien"-Thread zur Diskussion zu stellen, Qualitätsjournalismus und so... Aber der Artikel geht gar nicht: schlecht geschrieben, kein roter Faden, einseitig, sinnloses Abschlusszitat. Das muss man nicht noch mit Klicks hofieren.

---
Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:17 hat geschrieben:Das ist klassisch deutlich zu kurz gedacht. Wenn ich mich als Mitarbeiter anstrenge, habe ich die Chance, dass meine Firma als Betreiber bleibt und ich mich nicht neu bewerben muss.
Ich finde, da ist beides zu kurz gedacht: Die miese Betriebsqualität ist schließlich nicht nur Folge von "null Bock" der Mitarbeiter (und -innen, gibt ja genug Frauen dort ;)), sondern auch von den neuen Fahrzeugen, neu (mehr oder weniger) in Stuttgart sind DBuza, BR 112 & 114 und ein paar Dostos aus NDS (wobei ich da jetzt nicht weiß, inwieweit die sich technisch von den anderen Stuttgartern unterscheiden). Speziell bei der Remsbahn scheint das ein Störungsquell zu sein, etwa beim Kuppeln der Garnituren zu den HVZ-Zügen.

Wäre mir neu, dass eine Kategorie à la "(motivierte) Mitarbeiter, die sich anstrengen" in Ausschreibungen Verwendung findet. Für's Phrasenschwein: Gut ausgebildetes Personal kostet nun mal. Wohin knapp kalkulierte ("billige") Personalkosten führen, hat vlexx gezeigt...

Und nochmal, den betroffenen Ma wenigstens eine planbare Perspektive aufzuzeigen ist weder unrechtmäßige Protektion noch zu kurz gedacht. Sonst darf man sich über die Folgen in Form der sprichwörtlichen Ratten (Sprichwort, keine Beleidigung!), die das sinkende Schiff verlassen, nicht beklagen.
Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:17 hat geschrieben:So bleibt die nächsten drei Jahre hängen "Die Affen von der Bahn können nix, wollen nix und sind dabei auch noch unfreundlich!" - damit überzeugt man die Leute natürlich sehr.
Und, wie juckt DB Regio das? :ph34r: Die haben ihre drei Netze in Stuttgart, dort ergibt sich durch den Vertrag (hoffentlich) der Druck, gute Qualität abzuliefern. Der Rest ist ab irgendwann Sache von Abellio und Go Ahead. Und die werden mit ihren knappen Kapazitäten und mutmaßlich häufigem Stärken/Schwächen auch noch häufig Gast in diesem Thread sein #glaskugel
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Beitrag von chris232 »

Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:43 hat geschrieben: Ich gehe davon aus, dass die Meinung der Fahrgäste in diversen Umfragen auch von Bedeutung ist. Wenn da unter "Personal" nur Dinge wie "gelangweilt, unfreundlich und desinteressiert" angekreuzt sind, wird sich das garantiert nicht positiv auswirken.
Wäre mir neu. Quelle?

Und selbst wenn: Wenn jetzt die Ausschreibung entschieden ist und die Mitarbeiter daher die nächsten drei Jahre keine Motivation mehr zeigen, ändert sich am Ergebnis erst recht nichts mehr.
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Beitrag von Bayernlover »

Ja, jetzt ist es eh zu spät. Schade, denn ohne die Bahn bricht hier irgendwann alles zusammen. Gut, mit Bahn früher oder später auch.

Danke an Jogi für die Zusammenfassung.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Bayernlover @ 24 Oct 2016, 21:17 hat geschrieben: Das ist klassisch deutlich zu kurz gedacht. Wenn ich mich als Mitarbeiter anstrenge, habe ich die Chance, dass meine Firma als Betreiber bleibt und ich mich nicht neu bewerben muss.
So ein Schwachsinn, es entscheidet nur der Preis und sonst nichts.
Hier geht es um den Fall wo schon alles verloren ist und es ist überall so wenn eine Unsicherheit eintritt, das ist in jeder Branche, weltweit so, das ist menschlich.
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Beitrag von Bayernlover »

Ja, bringt uns die Behördenbahn zurück. Da waren alle freundlich und nett, ihr Arbeitsplatz war ja sicher.
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Bayernlover @ 24 Oct 2016, 22:51 hat geschrieben: Ja, bringt uns die Behördenbahn zurück. Da waren alle freundlich und nett, ihr Arbeitsplatz war ja sicher.
Das ist doch absoluter Unsinn, wer fordert hier eine Behördenbahn? Du bist doch total weltfremd.

Es geht hier einzig um Betriebsübergänge und die erlaubt die EU ausdrücklich. Sogar die Briten nutzen das und du wirst mir jetzt nicht sagen dass die Briten Wettbewerbsfeinde sind und eine Behördenbahn haben.
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Trotzdem muss ich das nochmal sagen: Ich habe zwar Verständnis, dass die Situation für das Personal durch den Betreiberwechsel nicht schöner geworden ist. Und aus meiner Sicht kann man, muss man gerne über alle Maßnahmen reden, damit wirklich niemand unnötig dabei "auf der Strecke" bleibt. Alles gut. Wofür ich aber null Verständnis habe, sind Kandidaten die jetzt noch 3 Jahre lang mehr eine Betriebsbehinderung als eine Arbeitskraft sind - das ist schlicht unprofessionell und undiszipliniert. Die Fahrgäste haben sich das Spiel schließlich nicht ausgesucht, bezahlen in der Region Stuttgart unverschämt hohe Verbundtarife und haben auch das Recht auf eine anständige Leistung.
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Beitrag von Bayernlover »

Dieser Protektionismus ist in Deutschland im Verkehrssektor aber irgendwie typisch. Mitarbeiter bei Autoherstellern, die ja alle in der IGM sind, haben ja auch beamtenähnliche Arbeitsplätze. Und über die älteren Piloten der Lufthansa reden wir besser nicht.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

146225 @ 25 Oct 2016, 05:45 hat geschrieben: Trotzdem muss ich das nochmal sagen: Ich habe zwar Verständnis, dass die Situation für das Personal durch den Betreiberwechsel nicht schöner geworden ist. Und aus meiner Sicht kann man, muss man gerne über alle Maßnahmen reden, damit wirklich niemand unnötig dabei "auf der Strecke" bleibt. Alles gut. Wofür ich aber null Verständnis habe, sind Kandidaten die jetzt noch 3 Jahre lang mehr eine Betriebsbehinderung als eine Arbeitskraft sind - das ist schlicht unprofessionell und undiszipliniert. Die Fahrgäste haben sich das Spiel schließlich nicht ausgesucht, bezahlen in der Region Stuttgart unverschämt hohe Verbundtarife und haben auch das Recht auf eine anständige Leistung.
Das ist aber normal, wenn man nicht weiß wie die Zukunft aussieht wirkt sich das aus. Das würde dir auch so gehen oder du bist ein Sonderfall.
Das Problem würde es nicht geben wenn die Leute wissen würden dass es danach, genau an diesem Ort, so weitergeht.
Wo ist denn das Problem das in der Ausschreibung festzuschreiben? Rheinland-Pfalz hat das mittlerweile so geregelt und es ist europaweiter Standard. Nochmal zum mitlesen: Sogar in Großbritannien! Die EU erlaubt die Übernahme ausdrücklich. Ja was braucht man denn noch?
Das mit den Fahrgästen ist ärgerlich, die haben sich das nicht ausgesucht, das Personal kann aber auch nichts dafür dass sie zum Spielball werden, völlig unnötig. Gerade in den Zeiten wo man um jeden Mitarbeiter froh sein muss ergibt das erst recht keinen Sinn.
Schau dir doch an wie das deutschlandweit ist, kaum geht die Ausschreibung verloren, egal bei welchem EVU, bewerben sich die ersten weg und der Betrieb bricht tw. zusammen. Das könnten die Aufgabenträger sich alles sparen.
Rheinland-Pfalz hat das kapiert, die anderen noch nicht. Die NVBW ist selber schuld, denn die Aufnahme wurde mehrfach angemahnt, dann hätte man heute nicht so große Probleme.
Bayernlover hat geschrieben: Dieser Protektionismus ist in Deutschland im Verkehrssektor aber irgendwie typisch. Mitarbeiter bei Autoherstellern, die ja alle in der IGM sind, haben ja auch beamtenähnliche Arbeitsplätze. Und über die älteren Piloten der Lufthansa reden wir besser nicht.
Typisch deutsch ist dass hier wieder Neid im Spiel ist. Ich habe diese Regelungen auch nicht, aber mir geht es deswegen nicht schlechter nur weil bei Lufthansa oder IGM-Betrieben die Leute so gute Bedingungen haben. Gönnen wir das doch.

Übrigens kommt das genau von Leuten wie dir, die dann einem Neid vorwerfen wenn man die Bedienermentalität von Großverdienern oder ähnliches kritisiert. Da kommt dann Neid ins Spiel, aber du praktizierst hier ähnliches.

Die deutsche Autoindustrie verdient sich dumm und dämlich und jetzt sag mir warum die Arbeitnehmer dort nicht profitieren sollten? Es muss rausgeholt werden was geht, denn die Zeit wird irgendwann vorbei sein, aber sicher nicht deswegen, sondern weil man den Anschluss verpasst.

Achja und vielleicht lernst du noch was Protektionismus bedeutet...
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Bayernlover »

Man wird sehen, wohin man damit kommt. Die Bedienermentalität sehe ich hier nicht in der Führungsebene, vielleicht schon, aber nicht als das Problem.

Ich bin weißgott nicht neidisch auf diese Arbeitsplätze, wie kommst du darauf? Nur täte es manchen ganz gut, wenn sie verinnerlichen würden, wer eigentlich ihr tägliches Brot bezahlt. Dieses Denken fehlt einigen aber offenbar. Daraus entsteht dann diese "istmiregal"-Einstellung. Das noch zu hofieren, finde ich falsch.

Ich würde den Ausschreibungsprozess aber auch viel kundenoritientierter gestalten. Auftreten und Laune der Mitarbeiter würde ich zum Kriterium machen.

Allerdings muss ich dazusagen, dass ich selten mit Regio unterwegs bin und gar nicht weiß, ob diese Probleme tatsächlich existieren. In der S-Bahn bekommt man vom Personal ja nicht wirklich was mit (und wenn, war das bisher sehr positiv) - im Fernverkehr gab es bisher nichts zu meckern. Obwohl dort sicher auch nicht mehr verdient wird.
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Beitrag von JeDi »

Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:07 hat geschrieben: Allerdings muss ich dazusagen, dass ich selten mit Regio unterwegs bin und gar nicht weiß, ob diese Probleme tatsächlich existieren. In der S-Bahn bekommt man vom Personal ja nicht wirklich was mit (und wenn, war das bisher sehr positiv) - im Fernverkehr gab es bisher nichts zu meckern. Obwohl dort sicher auch nicht mehr verdient wird.
Bei Regio gibt es dank "n-Geraffel" überhaupt erst wieder Zugbegleitpersonal. Das war vorher auf der Gäubahn ja eh nie vorhanden.
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Beitrag von Bayernlover »

JeDi @ 25 Oct 2016, 14:22 hat geschrieben: Bei Regio gibt es dank "n-Geraffel" überhaupt erst wieder Zugbegleitpersonal. Das war vorher auf der Gäubahn ja eh nie vorhanden.
Das stimmt nicht, im 425 wurde ich schon öfter kontrolliert.
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Beitrag von JeDi »

Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:34 hat geschrieben: Das stimmt nicht, im 425 wurde ich schon öfter kontrolliert.
Klar, der Prüfdienst fährt da hin und wieder mit. Im Alten Verkehrsvertrag war die Zub-Quote durch die n-Wagen-Leistungen jedoch schon übererfüllt, sodass Zugbegleiter auf anderen Zügen recht rar waren. Fürs Gäu gilt das insbesondere.
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Beitrag von Jogi »

Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Dieser Protektionismus ist in Deutschland im Verkehrssektor aber irgendwie typisch.
Und nochmals, einen geregelten Übergang von Betreiber Wollewullewalle zu Betreiber Vanillecroissant herzustellen, der entweder Auflage in einer Ausschreibung oder vielleicht sogar gesetzlich flankiert ist, ist kein Protektionismus. Gleich gar nicht ist das gleichzusetzen mit einer "Behördenbahn". Zwischen den Polen "Anschlussverwendung finden" (*würg*) und Vollkasko gibt es Graustufen, die mit diesem Begriff einfach nur schwarz gemalt sind.
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Mitarbeiter bei Autoherstellern, die ja alle in der IGM sind, haben ja auch beamtenähnliche Arbeitsplätze.
Keine Ahnung, wann Du das letze Mal bei einem Autohersteller warst, bei meinem letzten Mal "durfte" ich sogar die neuen Leiharbeiter von der Zeitarbeit einlernen. Die waren weder bei der IGM noch haben sie sichere Arbeitsplätze.
Sicher, die sind rechtlich nicht direkt beim Hersteller angestellt, machen aber die gleiche Arbeit, werden auch im Team zwar kritisch beäugt, aber auch als vollwertige Mitglieder aufgenommen, mit denen man zusammenarbeitet. Mit ein Vorteil guter und sicherer Bezahlung, das Betriebsklima kann solche "Einbrüche" in einem gewissen Rahmen leichter verkraften.

Sicher, wer fest angestellt ist und noch dazu Metaller ist, hat's mehr oder weniger geschafft. Die schaffen dafür auch was und sind bei Schieflagen genau so betroffen - nur da heißt es eben nicht "sozialverträglicher Abbau", "Verträge werden nicht verlängert" und ähnliche Wattebauscheuphemismen, sondern "Nimm dir doch eine Woche frei" oder knallhart "Kurzarbeit" wie 2008. Oder schau nach Wolfsburg mit seinem neuen "Zukunftspakt", um die Strukturen an die Zeit nach der Abgasaffäre anzupassen: Leiharbeiter weg, Frührente,wahrscheinlich weniger Azubis (nicht vergessen, Fachkräftemangel), Streichen von Aufträgen bei den Zulieferern - da hilft Dir die IGM-Karte herzlich wenig, wenn deiner Firma ein erhoffter Millionenauftrag deswegen wegbricht.

Nachklapp, "alle" sind da auch längst nicht mehr bei der IGM: Der Nachwuchs bröckelt dort genauso weg und (wieder wirtschaftliches Handeln) die Einsicht sickert auch bei den Arbeitern langsam mit ein, dass man sich das Geld für die Mitgliedsbeiträge auch sparen kann, weil ja die anderen schon dafür zahlen, man selber aber keine finanziellen Einbußen hat. Langfristig ist das zwar nicht gedacht, aber im wirtschaftlichen Handeln steckt das bekanntlich eh nur den groben Rahmen ab...
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 07:10 hat geschrieben:Und über die älteren Piloten der Lufthansa reden wir besser nicht.
Auch von denen, die an den Engstellen sitzen und die Produktion durch Arbeitsniederlegung de facto zum Stocken bringen können, hatten wir's schon: Man kann natürlich darauf schimpfen (und es als betroffener Kunde zu Recht doof finden), es löst aber nicht das Problem. Das geht nur mittels vertraglicher Ausgestaltung, mittels Kommunikation und mittels Vertrauen. Das ist kein Protektionismus. Das sichert eine flüssige Übergabe der Arbeit. Das schafft den Rahmen, in dem beide Seite ihr Bestes geben können: Das Management kann führen und entscheiden, die Arbeitnehmer können ihre Arbeit vollrichten. Bricht eine Seite ein, kann man nicht von der anderen erwarten, dass sie andauernd mehr Leistung erbringt, als sie wieder kriegt. Auch das ist wirtschaftliches Handeln.

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Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:07 hat geschrieben:Nur täte es manchen ganz gut, wenn sie verinnerlichen würden, wer eigentlich ihr tägliches Brot bezahlt. Dieses Denken fehlt einigen aber offenbar. Daraus entsteht dann diese "istmiregal"-Einstellung. Das noch zu hofieren, finde ich falsch.
Sicher, permanentes Blaumachen, an dessen Ende die Konsequenz unnötiger Zugausfälle, die wiederum zu Lasten der Kunden gehen, sind nicht tolerierbar. Diese Macht an der Engstelle darf nicht ausgenutzt werden.

Genau so wenig darf das als Rechtfertigung dafür herhalten, die ineinander übergreifenden Zusammenhänge mit dem Resultat der Regio'schen Schlechtleistung in Stuttgart nur auf diesen einen Punkt zu fixieren und diesen einseitig als ungerechtfertigte Bedienmentalität darzustellen. Es ist eine Aufgabe des Managements, seinen Mitarbeitern, für die es verantwortlich ist, Perspektiven für die Zeit nach 2019ff. aufzuzeigen. Im zweiten Schritt muss daher auch (!) der Auftraggeber seinen Auftragnehmer auch die Möglichkeit geben, solche Perspektiven zu schaffen, wenn er ein Interesse daran hat, dass die Arbeit weitergeht. Sich nun hinzustellen und die Schlechtleistung zu kritisieren, nachdem man diesen Rahmen "vergessen" hat mitzugestalten, ist da - meiner bescheidenen Meinung nach - scheinheilig.
Bayernlover @ 25 Oct 2016, 14:07 hat geschrieben:Ich würde den Ausschreibungsprozess aber auch viel kundenoritientierter gestalten. Auftreten und Laune der Mitarbeiter würde ich zum Kriterium machen.
Wenn Du eine Methode hast, die den strengen Anforderungen gerecht wird, die bei öffentlichen Ausschreibungen gelten, um "Kundenorientierung", "Auftreten" und "Laune" valide, verlässlich und wiederholbar zu messen und sie entsprechend in Punkte umzurechnen, kannst Du diese hier gerne skizzieren. Nach Möglichkeit sollte auch ausgeschlossen werden, dass temporärer Missmut, weil die Katze überfahren, der Dackel ins Gras gebissen oder der Fahrgast einen Wagen vorher die arrogant-aggressive Oberorgelpfeife vor dem Herrn war, zur Folge hat, dass der Folgeauftrag in die Binsen geht. Ach so, und bitte auch mit der Skizze, welche Möglichkeiten Unternehmenen, die noch keine "messbaren" Mitarbeiter haben, haben, diesen Nachteil wieder aufzuholen.

Kurz, es ist verständlich was Du meinst. Auch die Absicht, gute geleistete Arbeit bei der Ausschreibung zu berücksichtigen, ist lobenswert, postiv, nicht verkehrt, eine anschlussfähige Meinung (genug positive Formulierungen? ;) ) Mit dem Ausschreibungsrecht dürfte sie allerdings kaum vereinbar sein, weil eben nicht neutral bewertbar und auch vergleichbar.
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