Vordereinstieg beim Bus

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
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Caesarion
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Beitrag von Caesarion »

In zwei Städten habe ich den Vordereinstieg öfters in der Praxis gesehen: In München und in Hamburg. Es kommt bei der ganzen Geschichte sehr auf die Details an, wie ich festgestellt habe.

Die Münchner Busfahrer schauen meistens gelangweilt den einsteigenden Fahrgästen zu, nur bei erkennbaren Schwarzfahrern, nicht nicht mal mit einem Ticket "rumwedeln" (und ggf. inklusive Kapuze und Deutschrap aus dem Handy) einsteigen, fragen sie gezielt nach. Diese Lösung finde ich sehr sinnvoll.
In Hamburg hingegen war das für meinen Geschmack sehr preußisch-pingelig gelöst. Erstens ist der Vordereinstieg auch sonntags tagsüber ein deutlicher Serviceeinbuße, da Vordereinstieg vor allem für weniger Mobile Stress beim Einsteigen bedeutet. Zweitens kann man den Fahrplan in die Tonne treten, wenn an jeder Haltestelle mind. 5 Leute einsteigen, bei denen der Busfahrer die Fahrkarten akribisch überprüft, ggf. die Leute belehrt und auch noch Fahrkarten verkauft. Sowas ist schlicht unnötig und verprellt die Kundschaft.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

DumbShitAward @ 4 Sep 2013, 12:07 hat geschrieben: Fordert dich nun der Busfahrer dazu auf, ihm deinen Fahrschein vorzuzeigen und du denkst dir "Klappe Kutscher, ich komm jetzt garantiert nicht zu dir vor, ich bin schließlich besonders und lasse mich nicht rumkommandieren, egal ob ich das provoziert habe", dann kann man dir durchaus auch trotz gültigem Fahrschein einen 40er draufbrennen
Und wer soll das machen? Der Fahrer sicher nicht. Und bis da irgendjemand kommt bin ich als notorischer Hinteneinsteiger längst weg. Im übrigen hör ich meine Musik über Kopfhörer (und das ist eher selten Rap).
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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DT4.6
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Beitrag von DT4.6 »

ET 474 @ 3 Sep 2013, 22:43 hat geschrieben: Wenn ein Fahrgast verbotener Weise an der hinteren Tür einsteigt, sind folgende Vorgehensweisen möglich:
1. Fahrgast wird durch den Busfahrer nach vorne gerufen: Der Herr in der roten Jacke, der gerade eben an der hinteren Tür eingestiegen ist, kommt bitte nach vorne und zeigt seinen Fahrausweis vor oder kauft so einen! Kommt der Fahrgast dieser Aufforderung nicht nach, wird Prüfdienst angefordert und 40,- € erhoben.
2. Automatische Ansage, dass der Einstieg an der hinteren Tür nicht gestattet ist und bei einer Kontrolle durch den Prüfdienst bei nicht-Vorhandensein eines gültigen Fahrausweises 40,- € fällig werden.
3. Prüfer im Bus kontrolliert hinten eingestiegene Fahrgäste und erhebt 40,- €, sofern diese Fahrgäste keinen gültigen Fahrausweis haben.
Ja... durchaus möglich.

Variante 1 kannste aber gleich wieder vergessen. Den Prüfdienst anzufordern kostet Zeit, Geld und Verspätung gibt's oben drauf. Wenn einer der Aufforderung nicht nachkommt -> Ausgang und wiedersehen. Denn in dem Fall kann man davon ausgehen, dass derjenige sowieso kein Fahrschein hat; da brauchts keinen Prüfdienst, ohne Fahrschein keine Beförderung, ende aus die Maus.
2. Automatische Ansage ist gut... aber es gibt in bestimmten Fällen immer noch Ausnahmen: SEV, oder der Fahrer entscheidet spontan, dass auch hinten eingestiegen werden darf. Dann ist es nicht verboten.
3. Das würde ich sogar unterstützen.

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chris232
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Beitrag von chris232 »

DT4.6 @ 4 Sep 2013, 13:17 hat geschrieben: Variante 1 kannste aber gleich wieder vergessen. Den Prüfdienst anzufordern kostet Zeit, Geld und Verspätung gibt's oben drauf. Wenn einer der Aufforderung nicht nachkommt -> Ausgang und wiedersehen. Denn in dem Fall kann man davon ausgehen, dass derjenige sowieso kein Fahrschein hat; da brauchts keinen Prüfdienst, ohne Fahrschein keine Beförderung, ende aus die Maus.
So, und jetzt weigere ich mich, weil ich einen gültigen Fahrschein habe, auszusteigen. Was dann?
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Beitrag von JeDi »

chris232 @ 4 Sep 2013, 14:14 hat geschrieben: So, und jetzt weigere ich mich, weil ich einen gültigen Fahrschein habe, auszusteigen. Was dann?
Unsere Regierung ist doch eh fleißig dabei, die Unschuldsvermutung abzuschaffen. Warum nicht auch hier?
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Beitrag von JeDi »

DT4.6 @ 4 Sep 2013, 13:17 hat geschrieben: 3. Das würde ich sogar unterstützen.
Ich übrigens auch (ganz ohne Vordereinstieg). Nachdem ich aber selbst in der Hafenfähre schon öfter kontrolliert worden bin, als im Bus, halte ich das eher für illusorisch. Genau wie den vom ET474 propagierten Prüfer an der hinteren Tür. Nie gesehen.
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Beitrag von DT4.6 »

chris232 @ 4 Sep 2013, 14:14 hat geschrieben: So, und jetzt weigere ich mich, weil ich einen gültigen Fahrschein habe, auszusteigen. Was dann?
Das wäre dann durch die Beförderungsbedingungen gedeckt aus meiner Sicht. Denn oftmals heißt es, das den Anweisungen des Betriebs- bzw. Fahrpersonals Folge zu leisten ist. Und diese Weigerung ist ja ein Widersetzen der Folgeanweisung - also kann er denjenigen vor die Tür setzen.

Sicher nicht grundlos und auch die voherige Anweisung muss ja indirekt auch einen Grund für den Verweis haben, das ist klar. Aber dieser indirekte Grund ist ja die berechtigte Annahme, dass derjenige keine Leistung, die eine Beförderung voraussetzt, erbracht hat, nämlich dem Verbund den Gegenwert in Euro, sei es durch Kauf am Automaten oder der Erwerb einer Monats-/Jahreskarte, zukommen zu lassen. Und aufgrund des Widersetzens dieser Anweisung, den entsprechenden Nachweis vorzuzeigen, kann ich als Fahrer davon ausgehen, dass dieser Nachweis nicht existiert. Ein anderer Grund wäre vielleicht die Bequemlichkeit ("ich hab grad nen Sitzplatz"), aber irgendwo muss man die Grenze einfach ziehen.

Auch wenn in dem Fall der Nachweis existiert, ich als Fahrer kanns nicht prüfen, also gibt es in dem Falle keine Beförderungsleistung. So einfach ist das.

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Beitrag von GSIISp64b »

DT4.6 @ 4 Sep 2013, 19:20 hat geschrieben: Das wäre dann durch die Beförderungsbedingungen gedeckt aus meiner Sicht. Denn oftmals heißt es, das den Anweisungen des Betriebs- bzw. Fahrpersonals Folge zu leisten ist. Und diese Weigerung ist ja ein Widersetzen der Folgeanweisung - also kann er denjenigen vor die Tür setzen.
Die Beförderungsbedingungen sind aber AGB gemäß BGB, und damit müssen sie bestimmte rechtliche Anforderungen erfüllen, um zu gelten (Stichwort z. B. "Verbraucherschutz").

Zum Beispiel dürfen die Beförderungsbedingungen nicht den Geist der Beförderungspflicht (gemäß PBefG im BOStrab/BOKraft-Bereich oder AEG im EBO-Bereich) verstoßen. Das heißt, dass den Anweisungen des Betriebspersonals m. E. keine Folge zu leisten ist, wenn der dich aus Spaß an der Freude rauswirft. Wenn sich das Personal nämlich aussuchen kann, wen es mitnimmt, ist die Beförderungspflicht ganz klar verletzt.

Im hier vorliegenden Fall haben wir es natürlich mit einer Interpretationsfrage zu tun.

Und der Fahrer hat gefälligst erst zu prüfen (was er durch Aufstehen auch kann), bevor er irgendwen auf Verdacht rauswirft. Wo kommen wir denn da hin?
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Edit: Kartenverkauf natürlich beim Fahrer - nicht, dass Herr ET474 uns hier wieder weißmachen will, dass jede Bushaltestelle einen Automaten hat.
Richtig, nicht jede Bushaltestelle hat einen Fahrkartenautomaten. Aber wo ein Automat ist, sollte dieser auch genutzt werden. Ansonsten Ticketkauf beim Fahrer.
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Beitrag von 146225 »

Sorry, aber da ist die Theorie doch arg grau: Ein Busfahrer, der sich persönlich um jeden "Hinteneinsteiger" im Großstadtlinienverkehr kümmert, von Ansprache bis Rausschmiss? Den kannst Du leicht von all seinen "interessiert-mich-nicht" Kollegen unterscheiden, der hat in der Regel +20...
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DT4.6
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Beitrag von DT4.6 »

GSIISp64b @ 4 Sep 2013, 19:24 hat geschrieben: Und der Fahrer hat gefälligst erst zu prüfen (was er durch Aufstehen auch kann), bevor er irgendwen auf Verdacht rauswirft. Wo kommen wir denn da hin?
Darf's vielleicht noch ein Kaffee sein? Dazu ne aktuelle Tageszeitung? Gerne :lol:

Ne... also ich würd den Aufwand nicht gehen. Aber vielleicht ists wirklich manchmal besser, die Dinge so zu lassen wie sie sind. Nachher ist man als Fahrer evtl. 2fach der Dumme...

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Beitrag von GSIISp64b »

DT4.6 @ 4 Sep 2013, 22:26 hat geschrieben: Darf's vielleicht noch ein Kaffee sein? Dazu ne aktuelle Tageszeitung? Gerne :lol:
Ich will aber nicht meine Fahrkarte dem Fahrer zeigen, weil ich stolz auf sie bin. Der Fahrer will meine Fahrkarte sehen.

Warum sollte ich (als der zahlende Kunde!) mir dann den Arsch aufreißen? Das ist ganz eindeutig ein PAL (Problem anderer Leute).

Wenn das Unternehmen Fahrkarten kontrollieren will, soll es dafür Personal einstellen - nicht den Fahrgast zwingen, sich ein Bein auszureißen.
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Beitrag von Bayernlover »

DT4.6 @ 4 Sep 2013, 19:20 hat geschrieben: Und aufgrund des Widersetzens dieser Anweisung, den entsprechenden Nachweis vorzuzeigen, kann ich als Fahrer davon ausgehen, dass dieser Nachweis nicht existiert.
Da muss ich dich enttäuschen, dieses "davon ausgehen" ist von unserem Rechtssystem leider nicht gedeckt.
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Beitrag von GSIISp64b »

Jop. Wenn du "davon ausgehst", dass der Fahrgast keine Fk hast, kannst du es gerne überprüfen - aber für rechtliche Konsequenzen brauchst du dann halt doch was halbwegs hieb- und stichfestes.

Abgesehen davon ist es kein geschäftsförderndes Verhalten, gegenüber dem Kunden mit Paragrafenreiterei anzufangen.
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Beitrag von tobster »

Zumindest in einer kleineren Stadt wie Passau funktioniert das aber recht gut mit dem Vordereinstieg und unaufgeforderten Vorzeigen der Fahrkarte beim Einsteigen.
Denn es gibt im Grunde zwei Gruppen von Fahrgästen:
- Fremde: Die brauchen ein Ticket vom Busfahrer, also steigen sie vorne ein, um ein Ticket vom Busfahrer zu kriegen (Automaten gibts in Passau net)
- Einheimische (im weitesten Sinne): Die haben meist schon ne Fahrkarte, oder müssen nur noch die Streifenkarte stempeln. Jedenfalls weiß "man" dass man die Fahrkarte dem Busfahrer vorzuzeigen hat.

(Auch wenn sich natürlich trotzdem recht leicht bescheißen lässt wenn mans drauf anlegt: z.B. sind die Semestertickets für Studenten nur recht kleine Papierzetterl, ich glaube nicht, dass ein Busfahrer da auf die schnelle Name und Gültigkeitsdatum erkennen kann, und kopieren könnte man das ganze außerdem)
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mmouse
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Beitrag von mmouse »

Eine Millionenstadt wie München ist nicht Passau oder sonstige Pampa.

Hier fährt man auf etlichen Linien (z.B. 53er) selbst im Spätverkehr mit Gelenkbussen, auch bei den Normalbussen setzt man zunehmend auf 3 Türen, damit der Fahrgastwechsel halbwegs flott geht - und dann sollen sich alle vorn beim Fahrer vorbeiquetschen und dabei darf dann noch jeder einzeln ein paar Sekunden nach seinem Fahrschein kramen...

Dazu dann noch den Fakt, dass es zig verschiedene Fahrkarten, und jede von denen noch in gerne nem Dutzend Druck-Varianten gibt. Der Fahrer hat also null Chance, in der knappen Sekunde, die ich ihm mein Ticket vor die Nase halte, irgendetwas wirklich zu kontrollieren. Es reicht, mit irgendnem bedruckten Papier zu wedeln. Was sich selbstverständlich längst rumgesprochen hat.

Also komplett sinnlos das ganze. Wie man's richtig machen könnte, kann man z.B. beim elektronischen Ticket in London studieren.
Ein Vier-Milliarden-Tunnel ist kein Ersatz für ein sinnvolles Nahverkehrskonzept.
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Beitrag von 146225 »

mmouse @ 5 Sep 2013, 00:46 hat geschrieben: Dazu dann noch den Fakt, dass es zig verschiedene Fahrkarten, und jede von denen noch in gerne nem Dutzend Druck-Varianten gibt. Der Fahrer hat also null Chance, in der knappen Sekunde, die ich ihm mein Ticket vor die Nase halte, irgendetwas wirklich zu kontrollieren. Es reicht, mit irgendnem bedruckten Papier zu wedeln. Was sich selbstverständlich längst rumgesprochen hat.
Und das führt dann wieder zu dem weiteren Verlauf, daß es den Fahrern irgendwann egal ist, ob überhaupt irgendetwas hingehalten wird - was, ist eh schon längst egal - womit wieder die Fahrgäste als Gegenreaktion halt irgendwann nix mehr hinhalten bzw. gleich wieder an allen Türen zusteigen. Und schon ist der von der Plüschetage gewünschte Kontrolleffekt beim Teufel.

Oder aber es führt dazu, daß die Fahrer selektiv werden: Wo man sich traut, also Grundschülerinnen, Großmütter, ähnliches - da wird der dicke Max markiert und die Fahrkarte peinlichst kontrolliert und bei der kleinsten vermuteten (noch nicht wahren, die Tarifkenntnisse mancher Fahrer spotten ja auch jeder Beschreibung) Abweichung lautstark ein Faß aufgemacht. Kommen im gleichen Bus Leute, wo sich derselbe Busfahrer nicht traut, was zu sagen, ist auch beim ALDI-Kassenzettel als Fahrkarte völlige Ruhe.

EDIT: Und solche oder ähnliche Abläufe spielen sich irgendwann in jedem Stadtlinienverkehr mit "kontrolliertem" Vordereinstieg ab. Ich glaube immer noch nicht an Hamburg als große Ausnahme.
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Beitrag von tobster »

mmouse @ 5 Sep 2013, 00:46 hat geschrieben: Hier fährt man auf etlichen Linien (z.B. 53er) selbst im Spätverkehr mit Gelenkbussen, auch bei den Normalbussen setzt man zunehmend auf 3 Türen, damit der Fahrgastwechsel halbwegs flott geht - und dann sollen sich alle vorn beim Fahrer vorbeiquetschen und dabei darf dann noch jeder einzeln ein paar Sekunden nach seinem Fahrschein kramen...

[...]

Also komplett sinnlos das ganze. Wie man's richtig machen könnte, kann man z.B. beim elektronischen Ticket in London studieren.
Interessant, dass du gerade London hier als Beispiel bringst. Die demonstrieren nämlich auch, wie das mit dem Vordereinstieg auch in einer Großstadt funktionieren kann (und das sogar obwohl viele nicht einfach nur reingehen, sondern auch noch ihre Oyster-Card kurz ans Lesegerät halten).

P.S.: Das mit Passau hatte ich auch nicht als Lehrbeispiel für München gemeint, sondern als Beispiel dafür unter welchen Umständen so ein System funktionieren kann - dass in München das so nicht klappt ist mir auch klar.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

ET 474 @ 4 Sep 2013, 20:20 hat geschrieben: Ansonsten Ticketkauf beim Fahrer.
Dieser zusätzliche Kontroll-Effekt entfällt in München, da Münchner Busfahrer keine Tickets verkaufen. Im Abendverkehr kann man also durchaus vorne einsteigen, etwas von "ich muss erst ein Ticket kaufen" brabbeln, und dann am Automaten ein Kurzstreckenticket erwerben (wenn überhaupt; meistens reicht es, wenn der Automat ein wenig piept und klappert). Ich habe noch nie erlebt, dass ein Fahrer so jemanden nach dem Fahrscheinkauf noch einmal nach vorne zitiert hat, um das soeben gekaufte Ticket vorzuzeigen.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

mmouse @ 5 Sep 2013, 00:46 hat geschrieben: Eine Millionenstadt wie München ist nicht Passau oder sonstige Pampa.
Berlin (West) als Millionenstadt hatte auch in den 1980er-Jahren schon Vordereinstieg und fuhr quasi ständigen Schnellbahn-SEV im dichten Takt. Ging auch. Nur an der Größe der Stadt liegts nicht.
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mmouse
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Beitrag von mmouse »

tobster @ 5 Sep 2013, 08:50 hat geschrieben: Interessant, dass du gerade London hier als Beispiel bringst. Die demonstrieren nämlich auch, wie das mit dem Vordereinstieg auch in einer Großstadt funktionieren kann (und das sogar obwohl viele nicht einfach nur reingehen, sondern auch noch ihre Oyster-Card kurz ans Lesegerät halten).
Genau das hatte ich doch geschrieben, oder? ;)

In London halten (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) übrigens alle ihre Karte an das Lesegerät. Was genau der Grund ist, warum das ganze funktioniert - jeder weiß, dass es immer und überall so ist (und nicht nur ab 21 Uhr) und hat deshalb die Karte schon in der Hand. Dabei erkennt das Gerät auch den Unterschied zwischen nem Kassenzettel und ner Fahrkarte, und das im Vorbeigehen in locker < 1 Sekunde...

Übrigens ist das System dabei auch noch in der Lage, mir den günstigsten Preis zu berechnen - wenn ich meine Karte zum 3. oder 4. Mal am Tag ans Lesegerät halte, kostet mich das eben insgesamt nur den Tageskarten-Preis... Aber auf so einen Kundenservice werden wir in München noch Jahr(zehnt)e warten, schätze ich...
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Beitrag von mmouse »

Daniel Schuhmann @ 5 Sep 2013, 09:42 hat geschrieben: Berlin (West) als Millionenstadt hatte auch in den 1980er-Jahren schon Vordereinstieg und fuhr quasi ständigen Schnellbahn-SEV im dichten Takt. Ging auch. Nur an der Größe der Stadt liegts nicht.
Natürlich geht das - es verlängert nur die Fahrzeiten der Linien um einiges, weil halt die Standzeiten an den Haltestellen länger sind. Was nicht nur für die Fahrgäste lästig ist, sondern auch richtig teuer für den Betrieb (längere Fahrzeit = mehr Fahrzeuge+mehr Fahrer auf der Linie).

Was wiederum in West-Berlin zu der Zeit völlig wurscht war, die BVG wurde damals sowieso aufs heftigste subventioniert.
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Beitrag von chris232 »

Zum Thema "Rauswurf durch den Fahrer" und "Fahrkartenmuster" mal kurz, wie das seitens MVG den Fahrern geschult wird:

Fahrkartenkontrolle, jemand steigt hinten ein: Durchsage, dass derjenige vorkommen soll und die Fahrkarte zeigen. Wenn er das nicht tut - weiterfahren.

Fahrkartenkontrolle, jemand will die Fahrkarte nicht zeigen: Darum bitten, dass er eine kaufen oder aussteigen soll. Wenn er das nicht tut - weiterfahren.

Die komplette Schulung für die MVG-Besonderheiten (IBIS/touchit, Lichtzeichenanlagen, Funk, Fahrkarten, ...) dauert für die Fahrer von Subunternehmern übrigens genau einen Tag. An diesem Tag haben wir gerade mal ein paar Standardbeispiele besprochen, welche Fahrkarten zum Flughafen/... verkauft werden sollen bzw. wie Zonen/Ringe funktionieren und keine einzige Fahrkarte gesehen.

Und jetzt erklär mir doch bitte noch mal wer, was dieses System bringen soll: Wenn jemand keine Fahrkarte hat/zeigt, kann ich eh nix machen - und wenn einer sie herzeigt, kann's auch der Kassenzettel vom Supermarkt sein. Große Klasse.
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Beitrag von TramBahnFreak »

rautatie @ 5 Sep 2013, 09:31 hat geschrieben: Ich habe noch nie erlebt, dass ein Fahrer so jemanden nach dem Fahrscheinkauf noch einmal nach vorne zitiert hat, um das soeben gekaufte Ticket vorzuzeigen.
Ich schon! :D

Hat ne Zeit gedauert, bis der sein gesamtes Kleingeld zusammengesucht hatte, und dem Bus letztendlich ungefähr 5 Minuten mehr Verspätung gebracht^^
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Beitrag von GSIISp64b »

TramBahnFreak @ 5 Sep 2013, 19:52 hat geschrieben: Ich schon! :D

Hat ne Zeit gedauert, bis der sein gesamtes Kleingeld zusammengesucht hatte, und dem Bus letztendlich ungefähr 5 Minuten mehr Verspätung gebracht^^
Die richtige Antwort - nur so kriegt das Unternehmen mit, dass seine Regeln nicht funktionieren.
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Beitrag von Spirit of ChristianMUC »

Also sehen wollen ja - aber erkannt hat er die ungültige Testkarte dann immer noch nicht...
Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird - und dann Gut über Böse siegt,
dass irgendjemand uns auf unseren Wegen lenkt - und unser Schicksal in die Hände nimmt.
Ja, ich glaube an die Ewigkeit - und dass jeder jedem mal vergibt.
Alle werden wieder voreinander gleich, jeder kriegt, was er verdient.
(DTH - Wünsch DIR was)
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Beitrag von 146225 »

chris232 @ 5 Sep 2013, 16:12 hat geschrieben: Die komplette Schulung für die MVG-Besonderheiten (IBIS/touchit, Lichtzeichenanlagen, Funk, Fahrkarten, ...) dauert für die Fahrer von Subunternehmern übrigens genau einen Tag. An diesem Tag haben wir gerade mal ein paar Standardbeispiele besprochen, welche Fahrkarten zum Flughafen/... verkauft werden sollen bzw. wie Zonen/Ringe funktionieren und keine einzige Fahrkarte gesehen.
Mhm. Und nicht jeder Busfahrer ist ein (in Foren vertretener) Tariffreak, der sämtliche Besonderheiten auch nur des eigenen Verbundtarifes auswendig kennt. Das Bayern-Ticktet aus Hinterhuglhapfing kann ja noch ganz anders aussehen. Von eventuellen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache mal ganz abgesehen. Und da sollen die von der Plüschetage instrumentalisierten, Verzeihung, armen Schweine von Busfahrern eine wirksame Kontrolle durchführen? Wer daran glaubt, lügt sich selber in die Tasche.
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Beitrag von Bayernlover »

In Hamburg ist das sicher ganz anders. Da dauert die Tarifschulung mindestens 18 Monate, 8h am Tag.
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Beitrag von TramBahnFreak »

146225 @ 5 Sep 2013, 21:14 hat geschrieben: Das Bayern-Ticktet aus Hinterhuglhapfing kann ja noch ganz anders aussehen.
OffTopic: Den Blick von dem Busfahrer in der hintersten Ecke vom Lkr. PA werde ich so schnell nicht vergessen, als ich mit meinem MVG-BayernTicket angekommen bin. Da ich der einzige Fahrgast war (wen wundert's, bei dem Angebot da draußen...), konnte er das Teil auch mal genauer inspizieren :D
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Beitrag von 146225 »

Bayernlover @ 5 Sep 2013, 21:29 hat geschrieben: In Hamburg ist das sicher ganz anders. Da dauert die Tarifschulung mindestens 18 Monate, 8h am Tag.
Ich fange jetzt nicht wieder von Mecklenburg-Vorpommern-Tickets an... :rolleyes:
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