Boris Merath @ 5 May 2009, 15:24 hat geschrieben: Findest Du 20% bzw. 30% Übersteiger viel? Also ich find das eine sehr geringe Zahl, heißt das doch, dass 70% bzw. 80% den Südring eben nicht nutzen können weil er sie nicht zum Ziel bringt.
Ja EIN DRITTEL (am HBF gar 37%) finde ich viel. Es ist von Anfang an klar, dass man maximal die Hälfte der jetzigen Nutzer in den neuen Tunnel bringen wird (eher weniger), da finde ich ein Potential von 34-37% schon eine ordentliche Menge. Es sollen ja auch nicht alle S-Bahnen über den Südring geführt werden sondern nur einige Expresslinien (im gesammten sicher weniger als ein drittel aller S-Bahnen).
Des weiteren, kann mir bis heute keiner erklären, wie ich neue Leute in die S-Bahn bringen will, wenn ich genau die selben Stationen anfahre, aber noch länger brauche um an die Oberfläche zu kommen, als wenn ich den alten Tunnel mit den mehr Stationen genommen hätte.
Außerdem gibt es noch ein weiteres Potential von einigen Prozent, die von S-Bahn zu S-Bahn umsteigen, das können sie mit dem Südring genau so und eine (den Ein- oder Aussteigern zugerechnete) Menge von Leuten, die zwar mit der U-Bahn fahren könnten, aber die eine Station auch zu Fuß gehen, weil das Umsteigen nicht lohnt. Z.B. laufen hunderte Studenten jeden Tag vom HBF zum Uniklinikum, weil sie zum Goetheplatz 2x umsteigen müßten (oder über den Marienplatz fahren). Über Südring - Poccistr. hätten gerade die von weiter auserhalb kommenden mit einem Expresssystem eine neue tolle Verbindung.
Boris Merath @ 5 May 2009, 15:24 hat geschrieben:
Nein, kann man nicht. Es gibt gewisse Dinge, die man nicht abkürzen kann. Die Planfeststellung z.B. dauert schon ne gewisse Zeit, weil so Dinge wie Dauer der Auslegung, Einspruchsfrist, Bearbeitung der Einsprüche etc. nur teilweise verkürzbar sind. Dann dauern auch die Finanzierungsvereinbarungen ne gewisse Zeit, im Fall vom Südring ist es nicht nur eine Vereinbarung zwischen Freistaat und Bund, sondern auch zwischen Freistaat und Stadt - und zwar etwa 24 einzelne Vereinbarungen.
Die Planfeststellung ist erstmal eine Sace der Bearbeitung, hier geht die meiste Zeit drauf. Das kann man aber drastisch reduzieren, WENN MAN WILL. Auslegung, Winsprüche etc. dauert alles, ist aber in einigen Monaten geschehen. Dann kann man anfangen zu bauen. Auch die Finanzierungsvereinbarung kann man während dem laufenden Baubetrieb machen. Auch wenn diese Methode unbeliebt ist (man hat Angst auf den Kosten sitzen zu bleiben) wäre es nicht das erste Mal, dass man das so macht.
Auch werden viele einzelne Vereinbarungen oft zusammengefaßt (da sie vornehmlich mit den gleichen Partnern sind) und eine Gesammtfinanzierung ausgehandelt, die dann im Nachhinein auf die einzelnen 24 Punkte runtergerechnet wird, da man diese in den Bilanzen einzeln angeben muss.
Boris Merath @ 5 May 2009, 15:24 hat geschrieben:
Auch die Planungen brauchen eine gewisse Zeit, da man fast von Null startet. Das macht man nicht mal eben in zwei Monaten.
Auch das ist ne Frage der eingesetzten Manpower. Klar startet man relativ weit vorne (von Null würd ich nicht sagen), aber wie gesagt, wie bei privaten Bauvorhaben ähnlicher Größenordnung üblich, kann man durchaus Teilplanungen einreichen und auch schon beginnen, während noch nicht alles bis ins kleinste Detail fertig geplant ist.
Boris Merath @ 5 May 2009, 15:24 hat geschrieben:
Dann kommen noch so Kleinigkeiten wie die europaweite Ausschreibung der Arbeiten inklusive Bewerbungszeitraum und Einspruchsfrist. Erst dann kann mit dem Bau begonnen werden - und der Bau selber ist auch kein Klacks, ne Isarbrücke baut man ebenfalls nicht in einem Vierteljahr.
Das Vorziehen von Bauarbeiten in bestehendem Gleisbereich ist auch nicht möglich, weil die bestehenden Gleise ja auch verschwenkt werden müssen - das bringt einem also auch nichts.
Die Ausschreibung ist erstmal ein Problem für die Bauunternehmen, wenn man die Fristen eng genug setzt, haben die ganz schön zu tun. Die Auswahl ist dann relativ einfach. Und wenn man vor allem am Anfang um voranzukommen in Kleinstpaketen ausschreibt, geht das ganze auch relativ schnell.
Boris Merath @ 5 May 2009, 15:24 hat geschrieben:
Für Dich vielleicht, nur ob das die Politik auch so sieht? Der Ausbau der S-Bahn ist jetzt nicht gar so wichtig für die Olympischen Spiele.
Oh doch. Die meisten Bewerbungen für die Olympischen Spiele werden wegen der Sicherheitslage oder wegen der fehlenden/zu schlechten Infrastruktur abgelehnt. Ein durchdachtes, funktionierendes und zuverlässiges Verkehrssystem ist Voraussetzung für die Vergabe der Spiele. Und die Politik steht normalerweise schon sehr hinter einer aussichtsreichen Olympiabewerbung.