Fahrgastrekord in München

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Michi Greger @ 28 May 2012, 18:43 hat geschrieben: Ein stabiler Takt5 würde so manchen Fahrgast mehr bringen als das aktuelle Chaos...
Natürlich bringt es Vorteile - ich wäre auch sehr für einen durchgehenden Takt 5. Trotzdem ist das momentan nun wirklich nicht das dringlichste Problem.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Boris Merath @ 28 May 2012, 21:01 hat geschrieben: Natürlich bringt es Vorteile - ich wäre auch sehr für einen durchgehenden Takt 5. Trotzdem ist das momentan nun wirklich nicht das dringlichste Problem.
Jetzt hörst Du Dich schon wie ein Politiker an...
Motto: Der Takt 20 am Freitagnachmittags ist kein dringendes Problem, der 2. Stamm ist dringender.
Den bekommen wir nur erst mal nicht hin, vielleicht in 10 Jahren...
Deshalb machen wir erst mal, zumindest bis dahin: nichts. :D
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Beitrag von bayerhascherl »

spock5407 @ 28 May 2012, 12:18 hat geschrieben: Denn Du darfst nicht vergessen, das der Modal Split in München schon recht hoch ist.
Im Vergleich womit?

Bestes Beispiel, der ÖPNV Anteil am Modalsplit ist in Wien ca. 1/3 höher. Bei vergleichbarer Stadtgröße, Wirtschaftskraft, etc.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Blos dumm, das man damit zwischen 0930 und 15 Uhr ziemlich viel Luft rumfährt... Oder ist wer der Meinung, dass wir am Hasenbergl, in Moosach, am Mangfallplatz oder Arabellapark in der U-Bahn offpeak etwa Takt5 brauchen? Wirklich ned, da hamma andere Probleme wie Boris schon sagt.

Das es aber Teilstrecken gibt, für die das gut wäre, ist ausser Frage.
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Beitrag von mq- »

TravellerMunich @ 28 May 2012, 11:53 hat geschrieben:ABER:
München selbst ist 2011 um genau 2% an Bevölkerung gewachsen.
D.h. es wurden nur so viele Fahrgäste hinzu gewonnen wie Einwohner.
Das Bevölkerungswachstum zum Jahresende ist für den Vergleich irrelevant. Wer im Herbst zuzieht (wo das Wachstum am größten ist) fährt im Frühjahr noch nicht. Relevant ist eher das Wachstum der Jahresdurchschnittsbevölkerung, wofür die Zahlen der Bevölkerungsfortschreibung für 2011 noch nicht vorliegen (nach Münchner Melderegister waren es +1,8% (zum Vergleich: 2010 +0,9%, 2009 +0,1% (Registerbereinigung im März), 2008 +1,4%)).

Wenn man das Jahresdurchschnittswachstum mit den Zahlen der Jahresmitte approximiert, waren es +1,7%, im Landkreis +1,4%, Fürstenfeldbruck und Ebersberg +1,0%, Dachau und Freising +0,8%, Erding +0,7%, Starnberg +0,6%, Bad Tölz +0,5%, weiter draußen durchwegs weniger (die sind teilweise auch potenzielle MVG-Kunden und insbesondere -Neukunden). Die gleichen Zahlen für Hamburg sind übrigens +0,7% und für Dresden +1,2% (weit mehr als "so gut wie kein Bevölkerungswachstum", allerdings bei Schrumpfung des weiteren Umlands).

Relevant sind aber z.B. auch Altersverteilung, mitgebrachte Mobilitätsmuster etc.. Dafür, dass der Zuwachs tatsächlich eher bescheiden ist, sprechen eher die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in München plus Auspendler. Zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahr waren das 2011 +2,5%, 2010 +0,6%, 2009 +0,6%, 2008 +2,6%. Auch die Übernachtungszahlen: 2011 (bis November, Dezember ist noch nicht da) +5,0%, 2010 +12,4%, 2009 +0,8%, 2008 +3,3%. Für einen echten Vergleich müsste man dann noch berücksichtigen, wann die Fahrgastzählungen genau waren und welche Fehler die haben (die Abhängigkeit von Zufällen wie insbesondere dem Wetter dürfte beträchtlich sein, wo nicht automatisch kontinuierlich gezählt wird).

Abgesehn davon ist ein Fahrgastzuwachs auf ohnehin überlasteten und schlecht erweiterbaren Strecken eh nicht per se wünschenswert, sondern nur dann, wenn er zulasten noch schädlicherer Verkehrsarten geht. Ganz aktuelle Zahlen gibts meines Wissens nicht, aber der MIV hat die letzten 1–2 Jahrzehnte eher rückläufige Tendenz gehabt, innerhalb vom Mittleren Ring deutlich. Auch auf dem Ring selbst war der Zuwachs kleiner als bei der MVG.

Problematisch sind in erster Linie die Außenbereiche und der Verkehr von dort ins Umland (und umgekehrt), wo die MVG (und der restliche ÖPNV) einen sehr kleinen Marktanteil hat und der MIV bestenfalls stagniert, anstatt zurückzugehn. Interessant wär also die Fahrgastentwicklung nur außerhalb vom Mittleren Ring. Aber da kommt man an vielen Stellen mit (sinnvoll bezahlbaren) positiven Maßnahmen nicht viel weiter, sondern da muss man den MIV unattraktiver machen (oder zumindest nicht zusätzlich fördern).

Hauptgewinner war in den letzten Jahren jedenfalls der Radverkehr (wobei mir das ein Rätsel ist; in letzter Zeit ist eigentlich nicht allzu viel passiert, was Radfahren attraktiver machen würde).

Insgesamt ist der Verkehr pro Einwohner wohl eher noch gestiegen, obwohl die Verlagerung des Wachstums von der Region auf das Zentrum mit der resultierenden Verdichtung (zwar wächst Trudering am stärksten, aber die innerstädtischen Bezirke teils auch mit deutlich mehr als 1%) eigentlich weniger Verkehr bei gleicher Mobilität bedeutet. Wobei aber auch die Fahrgastzahlen relativ wenig über die Verkehrsarbeit aussagen; da zählt ein Kurzstreckenfahrer nicht anders als jemand, der quer durch die ganze Stadt fährt.

Der KFZ-Bestand steigt übrigens momentan extrem krass mit über 7% zum Vorjahresmonat. Bis Ende 2010 waren die Werte noch im eher niedrigen Promillbereich. Nachdem der Zuwachs seither Monat für Monat ziemlich konstant hoch ist (mit deutlichem Übergewicht auf die erste Jahreshälfte), hat offenbar auch keine Großfirma alle ihre Fahrzeuge nach München umgemeldet. Aber vielleicht lässt wer nur die Neufahrzeuge neuerdings in München zu (sind aber grob 4000 pro Monat zusätzlich, Mietwagenfirma?).
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Beitrag von TravellerMunich »

Auch in Hamburg, Berlin oder Wien "braucht man" außerhalb der HVZ keinen Takt 5, wenn man rein nach der Anzahl der freien Plätze geht. Dennoch holt man damit mehr Fahrgäste in den ÖV, weil die Wartezeiten geringer werden UND man auch bei Umsteigevorgängen kürzer warten muss. Resultat: mehr Fahrgäste außerhalb der Problemzeit - und mehr Einnahmen - und zwar lohnt sich das angeblich sogar.

Wir haben eben keine Staatswirtschaft mehr, bei der die Menschen 20 Jahre auf einen Trabi warten müssen und froh sind über jeden Takt 20, mit dem sie dann so oder so fahren...

Man muss gar nichts. Aber man könnte ja, wenn man ernsthaft Autofahrten reduzieren will...
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Jo, die schlecht an den ÖPNV angeschlossenen Speckgürtelgemeinden sind ein echtes Thema. Denn wer dort im Auto sitzt, der fährt auch innerhalb der Stadt damit zum Ziel und gewohnt sich das dann für alle Fahrten an.
"Wunderbares" Beispiel ist Unterbiberg. Eigentlich nicht fern zur U5 Neuperlach Süd (oder auch S3 am Fasanenpark) und Mo-Fr sowie Samstags bis etwa 16 Uhr relativ brauchbar mit 211/217/218 erreichbar, aber nach Geschäftschluss, früh morgens und an So+Feiertag nix zu machen.

Takt5: Wenn sich das wirklich rechnen würde, dann würde König das eher gestern als morgen fahren, da kannste wetten drauf. Und 10 PM's dazu rausgeben.
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Beitrag von TravellerMunich »

mq- @ 28 May 2012, 22:20 hat geschrieben: Hauptgewinner war in den letzten Jahren jedenfalls der Radverkehr (wobei mir das ein Rätsel ist; in letzter Zeit ist eigentlich nicht allzu viel passiert, was Radfahren attraktiver machen würde).
- U-Bahn-Schäden
- Trambahnbaustellen
- Nach wie vor kaum Taktverdichtungen, speziell bei Kurzstrecken wartet niemand gerne

Aber insgesamt erscheinen mir die offiziellen Zahlen der Stadt (17% Radverkehr im Vergleich zu 21% ÖV) nicht plausibel.
Es mag schon etwas mehr Radverkehr gegeben haben, aber 17% sind wohl eher Wunschdenken. Zumal ja auch kalte Tage im Jahr vorkommen.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Bin ja echt gespannt, ob man die diesjährige Fahrpreiserhöhung wieder dazu nutzt, um Fahrplanverbesserungen aufzurechnen, die dann wieder net kommen... :ph34r:
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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