146225 @ 27 Apr 2015, 19:30 hat geschrieben:Was mich als mitten-in-der-Stadt-Bewohner dabei halt ein bisschen stört, ist die oft doch stark überzeichnete "Selbstgefälligkeit" der Landbewohner.
Du bist aus Heilbronn, oder? Das zählt hier nicht als echte Stadt.

Deine Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit als "Städter" merkt man ja schon in deinen abwertenden Formulierungen. Schon lustig, wenn du da Leuten genau das vorwerfen willst.
146225 @ 27 Apr 2015, 19:30 hat geschrieben:Genau wissen, dass man in der Stadt ja nicht leben kann, wegen Verkehr und Dreck und anderen Menschen und überhaupt, aber selbst zu jeder Gelegenheit in die Stadt kommen müssen, weil es auf dem gewählten idyllischen Weiler ja absolut nix und nochmal nix gibt, noch nicht ein mal das Brot, geschweige denn den Belag darauf.
Die Zutaten für's Brot wachsen a.) nicht in der Stadt und b.) dürften Weiler, von denen man zum Lebensmitteleinkauf in die Großstadt fährt, nicht weit von dieser entfernt sein. In fast jeder 2.000-Einwohner-Gemeinde dürfte es einen Supermarkt und meist sogar noch einen Bäcker geben.
146225 @ 27 Apr 2015, 19:30 hat geschrieben:He, ich als Stadtbewohner muss nicht jeden Gehweg in der weiteren Nachbarschaft von Landeier-SUVs zugeparkt haben
So, jetzt muss ich echt mal ein Vorurteil wegräumen: SUV werden als urban vermarktet,
man schaue sich die Werbespots an! Überall sind Hochhausschluchten zu sehen und es fallen Sätze wie "The ultimate urban car". Die Zielgruppe für die Dinger sind Großstädter und entsprechend werden sie verkauft. Es klingt paradox, aber die funktionierende (!) Strategie ist, dass Stadtmenschen die Freiheit des platten Lands erleben können, wenn sie ein (vermeindlich) geländegängiges Auto kaufen. Auch (vermeindliche) Bioprodukte lassen sich in Großstädten erwiesenermaßen besser absetzen als auf'm Land, wo die Leute kein "Landliebe"-Etikett brauchen, um eine Blumenwiese zu sehen. Es ist sogar von der Konsumforschung untersucht, dass gelernten Großstadtbewohner eine hohe Affinitit zur Farbe Grün haben, während dieser Effekt beim Landbewohner nicht auftritt. Magazine, die ein Landleben darstellen, welches es nur in Rosamunde Pilcher Filmen gibt, kaufen zu 99% Leute, die in urbanen Gegenden wohnen. Auf'm Land funktioniert übrigens gerne genau das Gegenteil, sofern nicht einfach "Tradition" zieht.^^ Man dürfte es mit den Sehnsucht nach dem was man nicht hat ganz gut beschreiben können.
Jedenfalls fallen mir SUV in München viel öfter auf als bei uns. Stichprobe: In meinem Wohngebiet gibt's genau ein SUV, aber die Leute sind neulich erst hergezogen.^^ "Geländewagen" haben eigentlich nur der Förster oder "Zuagroaste", so das Image, würde ich sagen.

Wer bei uns was zählen will, der hat klassisch noch immer einen "Benz" (am besten E- oder S-Klasse, jedenfalls Limousine, davon sieht man viele) oder halt was schnelles kompaktes, die freien Straßen dafür sind im Gegensatz zur Großstadt vorhanden. Die Leute, die sich auf das "Praktische" beziehen, fahren Kombi oder eben Multivan, Viano oder sowas, die anderen Kleinwagen! Man braucht ja bekanntlich im Haushalt oft mehrere Autos, da ist der teures Auto finanziell oft gar nicht drin! Den Witz eines VW Polo Cross mit Frontantrieb und SUV-Optik für ein paar Tausender Aufpreis versteht bei den örtlichen Händlern glaub' ich keiner. VW Polo, Skoda Fabia, Fiat 500 und Seat Ibiza verkaufen sich gut, oft für Zwecke, für die in München grad junge Leute gar kein Auto anschaffen. Motorräder, Cabrios oder Oldtimer als Spaß- oder Zweitwagen sind auch sehr beliebt, da findet man in jedem dritten Haushalt was, aber SUV? Eher nicht so, zumindest da wo ich wohne. :ph34r:
Das SUV oder deren Optik ist überwiegend ein Großstadt-Phänomen. Auf'm Land kenne ich die nur aus Gegenden in größerer Zahl, wo man schon sehr viel länger aus gutem Grund echte (!) Allradler wie Audi quattro, VW syncro, Subaru oder auch Fiat Panda 4x4 fährt oder von Leuten, die schwere Zugfahrzeuge auch für schwere Anhänger brauchen. Pferde! *kreisch*
146225 @ 27 Apr 2015, 19:30 hat geschrieben:und mich dann fragen, wieso die Feinstaubwerte hier immer noch viel zu hoch sind.
Ihr habt sicherlich auch Heizungen in euren Häusern, Staubsauger, viel versiegelte Fläche und fahrt selbst mit eurem urbanen SUV, oder?
146225 @ 27 Apr 2015, 19:30 hat geschrieben:Also ja, ich bin ganz klar contra weitere Zersiedelung. Hinsichtlich der aktuellen Immobilienblase würde ich allerdings auch davon abraten, völlig überteuert etwas zu kaufen: dieses Geld kann nie wieder dafür erlöst werden. Der Kater nach dieser speziellen Party wird mal wieder teuer. Aber das darf trotzdem kein Grund sein, weiter das Häuschen auf dem abgelegensten Acker zu fördern.
Wie gesagt: Unwissenheit und Arroganz eines Stadtbewohners, der nichts begriffen hat und scheinbar nicht weiter als bis zur Tramendstation denkt. Auf den "abgelegenen Äckern" ist heute Abwanderung, Überalterung, Höfesterben, Leerstand an der Tagesordnung. Nicht nur in Ostdeutschland, auch in Teilen von Oberschwaben, Niederbayern, Oberfranken etc. Wir reden hier von stadtnahen, verkehrsgünstigen Umlandorten. Außerdem ist wie bereits mehrfach betont, im verkehrgünstigen Umland einer immobilienmäßig völlig überhitzten Landeshauptstadt nicht nur das Bauland für Wohnhäuser attraktiv, sondern auch das für Gewerbe. Da bauen nicht nur die örtlichen Handwerker aus'm Dorf, sondern durchaus die großen Firmen. Unser interkommunales Gewerbegebiet, welches man toll von München kommend rechts in der Einfahrt [acronym title="MRBI: Rohrbach (Ilm) <Bf>"]MRBI[/acronym] sehen kann bekommt beispielsweise demnächst eine Verpackungsmittelfabrik mit 150 Arbeitsplätzen, die vor allem Firmen im Münchner Raum beliefern soll. Eine andere Firma als Zulieferer für die bayerische Autoindustrie baut dieses Jahr anscheinend eine der größten Blechpressen Deutschlands auf. Und natürlich eine Fabrik drumrum. Nachdem wir Vollbeschäftigung haben, wird ein Großteil der Leute neu zuziehen. Aber nicht in erster Linie aus München, sondern aus dem Ruhrgebiet, Oberschwaben, Niederbayern, Oberfranken etc etc, wo die Leute eben Arbeit suchen.
Zigtausend Auspendler hat München übrigens auch.
146225 @ 27 Apr 2015, 20:19 hat geschrieben:Mhm, von mir aus. Aber warum soll ich mich als Stadtbewohner auf der einen Seite von oben herab bemitleiden lassen "hier könnt ich aber nicht leben" und auf der Gegenseite die Emissionen aller Art der visitierenden Landbewohner mittragen?
Wie äußerst du dich denn über "Landeier"? Bemitleidend herablassend. :ph34r:
146225 @ 27 Apr 2015, 20:19 hat geschrieben:den werten Besuchern im urbanen Raum
Nur weil du scheinbar nie aus deiner Stadt rauskommst, fahren die "Luftschnapper aus der Stadt" trotzdem zu tausenden an die bayerischen Seen, nach Andechs, in die Alpen, in den Schwarzwald oder am Sonntag einfach mal so über Land, um z.B. an einem Landgasthof essen zu gehen. Da gibt es ja einige sehr beliebte, wo sich dann hier zig Autos mit M, STA, FFB oder EBE beim selben "Geheimtipp" treffen, sodass das gemeine Landvolk nach der Kirche nicht mehr reinkommt - außer mit Reservierung.
Ist im Übrigen auch kein Problem. München lebt gut davon, dass halb Oberbayern dort einkaufen geht und Amazon & Co. zumindest die Münchner Innenstadt noch nicht haben veröden lassen und die Wirte und Ausflugsdampferbetreiber auf'm Dorf freuen sich, wenn sie die Hütte voll haben.
146225 @ 27 Apr 2015, 20:19 hat geschrieben:Im Gegenzug sind dann auf politischen Ebene (Kreise und darüber) die Vertreter entlegenster Weiler die ersten, die mit simpler Neidrhetorik ("brauchen wir nicht, kostet uns nur Geld für andere!") Projekte blockieren wollen, die dem urbanen Raum zum Nutzen wären.
Erstens haben Weiler in der Regel keine politischen Vertreter irgendwo und zweitens können Umlandgemeinden nur Projekte verhindern an denen sie selbst irgendwie beteiligt sind. Und nein, es ist nicht direkt Neid, wenn ein Dorf nicht die seelenlose Schlafstadt für die nahe Großstadt sein will und vielleicht andere Vorstellungen vom Wachstum hat. Da ist die Großstadt aber meistens so arrogant, dass sie das relativ wenig interessiert.
Andersrum kommt es nämlich eher vor, dass man die Münchner fragt, ob sich die Stadt München an einer Startbahn beteiligen soll, die den Freisingern relativ ungefragt vor die Nase gebaut werden soll.
146225 @ 27 Apr 2015, 20:19 hat geschrieben:Die für mich deutlich vorhandene Blase, kenntlich durch skurrilste Übertreibungen aller Art auf den Immobilienmärkten, wird platzen wie jede Blase platzt, früher oder später.
Wieder nein. Eine Blase hast du vielleicht in einigen Lagen in Berlin, wo z.B. russische und griechische Investoren, die ihr Geld in Sicherheit bringen wollen, die Preise hochtreiben, aber eigentlich keine derart große Nachfrage nach Wohnraum ist. Eine Blase ist ja, wenn sich ein Markt aufbläht, den's eigentlich gar nicht gibt. In München ist es aber einfach so, dass jährlich bis zu 100.000 Leute aus anderen Landesteilen und dem Ausland u.a. aufgrund der Jobs in die Region ziehen wollen, aber nicht genug (familientauglicher) Wohnraum vorhanden ist und gebaut wird. Das treibt nach dem einfachen Prinzip von Angebot und Nachfrage die Preise hoch. Das hört erst dann wieder auf, wenn entweder mehr gebaut wird oder der Siedlungsdruck nachlässt.
146225 @ 27 Apr 2015, 20:19 hat geschrieben:Beim anschließenden Versuch, ein paar "wertvolle" Objekte diskret zu veräußern, stellt sich dann "natürlich völlig überraschend" heraus, dass eigentlich so wirklich niemand den vollen Preis bezahlen möchte, was nun andere nervös macht.
Genau das passiert in München eben nicht, weil die Immobilien nicht ausschließlich Betongold sind, sondern wie bereits erwähnt eine sehr konkrete Nachfrage nach Wohnraum besteht. Nervös wird in München keiner, wenn das Doppelhaus 50 km weiter 600.000 Euro weniger kostet. Andersrum wird eher ein Schuh draus. Hier draußen wird man es wohl als erstes merken, wenn die Immobilienpreise runtergehen. Lässt der Siedlungsdruck nach wird die Nachfrage im Außenraum deutlich vorher sinken als im Zentrum, also der Stadt München.