Incredible India

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Vor dem Eingang stehen einige Händler bereit, um Hungrige zu verköstigen.
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Essen unterwegs hat sich oft als Schwierigkeit herausgestellt. In den Sehenswürdigkeiten erhält man in der Regel gar nichts, nur Getränke, wenn man Glück hat. Von den Ständen will man aus hygienischen Gründen vielleicht nichts kaufen und man weiß nie, ob man mitgebrachte Snacks reinbringen darf. In einigen Sehenswürdigkeiten ist das streng verboten, wobei die Kontrollen auch völlig unterschiedlich genau sind und damit der Erfolg auf Schmuggeln ebenfalls schwer abschätzbar, in anderen ist das Picknicken offiziell erlaubt. Es zeigt sich schnell, dass Vorausplanen in Indien grundsätzlich schwierig ist.

Normalerweise muss man beim Betreten des Forts Eintritt bezahlen, doch die Kasse hat geschlossen. Ein Wächter behauptet, wir müssten 2,50 ¤ Eintritt für irgendein Restaurant zahlen, in das wir aber eigentlich gar nicht wollen. Ich deute auf die Preistafel, die in Indien überall groß aushängt. Foreign Student: 30 Cent. Jaja, aber die Kasse hätte ja zu. Wir müssten 2,50 ¤ zahlen. Keiner der Einheimischen zahlt jedoch etwas, obwohl auf der Preistafel auch die üblichen 15 Cent für Inder draufstehen. Also ignorieren wir den Wächter und kommen tatsächlich ohne Bestechungsgeld rein.
Die Einheimischen fahren sogar innerhalb des Forts mit dem Auto herum. Nur die Parkplätze werden wohl bald knapp, wenn alle zum Sonnenuntergang hochkommen...

Der Ausblick ist hervorragend.
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Der Smog ist sehr deutlich zu sehen und sorgt durch die Lichtstreuung ganz ohne Wolken für besonders eindrucksvolle Sonnenuntergänge.
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Wir sind nicht die Einzigen, die bis zur blauen Stunde bleiben.
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Nach harten Verhandlungen müssen wir eine überteuerte Rikscha für 5,50 ¤ ins Tal nehmen. Der Fahrer ist natürlich in einer starken Verhandlungsposition, weil Uber hier oben nicht funktioniert und keine weiteren Rikschas mehr rumstehen. In halsbrecherischem Tempo fahren wir die unbeleuchtete und sehr kurvige Straße bergab. Natürlich behauptet der Fahrer beim Preis von 450, kein Wechselgeld zu haben. Als wir schließlich alles zusammenkratzen, gibt er auf und nimmt meinen 500er-Schein. Ich erhalte zwei 20er wieder. Ähm, 450 hatten wir gesagt?! Kann man ja mal versuchen...
Ehe wir in ein Uber wechseln, gibt es noch die Gelegenheit zu einem Blick zum Wasserpalast, der größtenteils unter der Wasseroberfläche ist.
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Es dauert eine Weile, bis der Uber-Fahrer uns endlich findet. Dann müssen wir noch fast eine Stunde durch die ganze Stadt fahren, werden aber dafür mit einem leckeren Abendessen erwartet.
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Idli sind gedämpfte Teiglinge, die mit einer Soße gegessen werden. Sie sind eine typisch südindische Spezialität.

Ein Großteil der Lebensmittel aus meinem Koffer wird jetzt eingesetzt - die Marzipan-Sahne-Torte ist das Highlight des Abends. Während es Schokolade in Indien zu kaufen gibt (wenn auch keine Milka- oder Lindt-Produkte), sucht man Sahne i.d.R. vergeblich. Der Sohn meiner Bekannten isst mehr als ein Viertel der Torte am heutigen Abend auf.

Ich bespreche mit der eisenbahnaffinen Bekannten die weiteren Reiseplanungen und bringe meine Skepsis zum Ausdruck, da ich mir für die nächste Etappe Second Class gebucht habe und nun gesehen habe, dass die wirklich sehr voll werden kann. Allerdings habe ich einen reservierten Sitzplatz.
"Hm, I told you not to book non-AC coach!!!"
Wir schauen nach, doch eine Umbuchung auf AC chair car so kurzfristig ist aussichtslos. Nach längerer Diskussion kommen wir zum Ergebnis, dass ich mit einem reservierten Sitzplatz eigentlich auf der sicheren Seite bin und da sie keine Sicherheitsprobleme sieht, beschließe ich, alles zu lassen, wie ich es geplant habe. "I think you will be fine."


Verehrte Leser, aufgrund einer kurzfristigen Umleitung verzögert sich die Fortsetzung des Reiseberichts um wenige Tage. Wir bitten noch um etwas Geduld.
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Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Beitrag von Elch »

Toller Bericht in dieser Zeit :) - Danke!
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Beitrag von Entenfang »

Elch @ 30 Jul 2020, 08:14 hat geschrieben:Toller Bericht in dieser Zeit  :) - Danke!
Sehr gerne :)



Tag 4 Jaipur

Auflösung von gestern: Zu sehen sind Kuhfladen, ein sehr wertvoller Rohstoff. Denn getrocknet handelt es sich um einen hervorragenden Brennstoff. Da viel auf offenem Feuer gekocht wird, können damit sicher viele Bäume gerettet werden.

Das heutige Frühstück besteht aus gebuttertem Fladenbrot und Sprossen. Das erfordert doch eine gewisse Umgewöhnung von der Marmeladensemmel.
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Innenhof einer Gated Community, eine typische Wohnanlage des indischen Mittelstands.
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Für Deutsche, die noch nie Indien besucht haben, offenbar eine der am schwersten vorstellbaren Umstände ist das Nichtvorhandensein von Gehwegen oder Trennung von Verkehrswegen jeglicher Art.
So sieht eine kleine Nebenstraße aus.
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Und so eine Hauptstraße.
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Warum der Verkehr in Indien so langsam und kräfteraubend ist, dürfte hier ausreichend erkennbar sein.

Gibt es eine Art Gehweg, ist der meistens rege genutzt...
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...und so müssen doch alle auf der Fahrbahn laufen.

Während die U-Bahn einfach zu begreifen und zu benutzen ist, stellt sich die Situation beim Bus ganz anders dar. Das erste Problem ist, eine passende Verbindung zu suchen. Google Maps hat alle großen Städte hinterlegt. Angeblich gibt es unweit der Wohnung eine Haltestelle, von der alle 16 Minuten die klimatisierte Linie AC-5 zur Innenstadt abfahren sollte. Das zweite Problem- Haltestellen sind oft überhaupt nicht erkennbar und ich laufe an der Markierung auf Google Maps einfach vorbei. Der einzige Hinweis, dass hier eine Haltestelle ist, sind die anderen wartenden Fahrgäste.
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Gelegentlich hält eine völlig überfüllte Sammel-Rikscha. Teilweise stehen die Leute auf der Stoßstange und halten sich am Dach fest, wenn die im Vordergrund sichtbaren Fahrzeuge - eine beträchtliche Rußwolke ausstoßend - weiterfahren.
Ich stehe 20 Minuten hier, kein AC-5 in Sicht. Dann kommt ein grüner, nicht klimatisierter Bus mit funktionierender LED-Anzeige, die Ajmeri Gate verkündet. Genau dort will ich hin. Während ich mich bei der hinteren Türe reinquetsche, fährt der Bus schon wieder an. Ich stehe auf der Treppe direkt in der selbstverständlich während der Fahrt offenen Tür. Ohje, ich will nicht einer der 150.000 Menschen sein, die jedes Jahr ihr Leben in Verkehrsunfällen in Indien verlieren...
https://www.livemint.com/news/india/road-ac...4249715762.html

Etwas später kann ich mich weiter in den Innenraum quetschen und kaufe bei der Schaffnerin eine Fahrkarte für 20 Cent. Bald wird es sehr voll, Fahrgäste schieben sich hierhin und dorthin. Irgendwann wird es wieder etwas leerer und ich bekomme sogar einen Sitzplatz, sodass ich weder fürchten muss, beim nächsten Schlagloch aus der Balance zu kommen noch einen Diebstahl aus meinem Rucksack.

Da die Busse immer nur sehr kurz oder gar nicht halten, ist es ziemlich schwierig, an der richtigen Stelle auszusteigen. Zum Glück fahre ich ohnehin bis zur Endstation. Beim Aussteigen quatscht mich ein Fahrgast an und will wissen, wo ich herkomme. Ausländer im Bus dürften wohl ein äußerst seltenes Phänomen sein.
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Fazit: Man kann den Bus schon benutzen, muss aber sehr viel Zeit mitbringen und darf kein Problem mit völlig überfüllten Fahrzeugen haben. Zur schnellen Stadtbesichtigung ist diese Variante völlig ungeeignet.

Bisschen Umschauen am Ajmeri Gate
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Da uns die Rikschafahrer dreist abzocken wollen, nehmen wir ein Uber zum Wasserpalast.
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Beitrag von Entenfang »

Nur das Wasser ist nicht ganz sauber...
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Auf der Promenade gibt es zahlreiche Verkäufer.
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Eine absolute Unsitte ist das Füttern von Tieren aller Art, entweder einfach aus falsch verstandener Tierliebe oder weil es angeblich Glück bringt.
https://www.spiegel.de/panorama/strassenhun...-a-1023483.html
https://www.rundschau-online.de/ratgeber/re...treten-32511428

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Die Tauben können gar nicht schnell genug picken, so viele Körner sind auf dem Pflaster verstreut. Und auch noch Wasserbehälter, damit sie auch trinken können...
Dieses Verhalten scheint mir generell sehr typisch für Indien zu sein. Was schert es mich, wenn die Tauben eine Plage sind und alles vollkacken? Ich füttere sie trotzdem für ein hübsches Foto oder weil es angeblich Glück bringt. Dass die Ratten auch die Vorräte anderer Menschen befallen und die Hunde und Affen Tollwut übertragen, scheint auch zweitrangig zu sein. Eine sehr einseitige und unreflektierte Denkweise zieht sich bis zu den höchsten Politikern.

Elefantenstatue...
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...und in echt.
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Ich habe mich oft gefragt, wofür diese laut vor sich hin tuckernden Maschinen dienen.
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Des Rätsels Lösung: Sie pressen Zuckerrohr aus und der Saft wird dann verkauft.

Wir fahren weiter zum etwas außerhalb gelegenen Amber Fort, einem Maharaja-Bau aus dem 16. Jahrhundert.
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Beitrag von Entenfang »

Auch hier werden Tauben gefüttert und das Ergebnis:
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Indiens Straßen sind voller Tiere. Kühe, Ratten, Hunde, Schweine, Tauben - am gefährlichsten sind aber die Affen.
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Sie sind außerordentlich schnell und extrem aggressiv, wenn sie Futter sehen. Bevor ich Essen ausgepackt habe, habe ich stets einen Rundumblick gemacht. Waren Affen zu sehen, habe ich es im Rucksack gelassen. Wie auch Hunde übertragen sie Tollwut, weswegen ich äußerst vorsichtig war.

So sind mir die Hunde am liebsten - vielleicht, weil ich mich jetzt am liebsten auch einfach hinlegen und alle Viere von mir strecken würde...
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Wie fast überall in Indien ist auch im Amber Fort einiges los.
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Mal keine Tauben
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Im reich verzierten Amber Fort
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Ausblick
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Beitrag von Entenfang »

Nach etlichen Selfies entdecken wir den Geheimgang zum Jaigar Fort, welches auf dem nächsten Hügel liegt.
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Jaigar Fort, links im Hintergrund ist der Wasserpalast und Jaipur im Smog zu erahnen
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Eine gewisse Ähnlichkeit zur chinesischen Mauer kann man den Mauern über die Hügelketten nicht absprechen
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Blick auf Amber Fort
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Ein Selfie muss sein
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Ein Wachmann schließt sich uns an und beginnt zu erzählen. "No guide." Natürlich nicht. Ich bin mir trotzdem sicher, dass er am Ende Geld verlangen wird.
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Und - oh Wunder - am Ende der aufgezwungenen Tour flüstert er uns "Tip, please!" zu. Wir nehmen uns vor, sämtliche weiteren Versuche entschieden abzulehnen.

Jaigar Fort ist deutlich pinker als die Pink City
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Und da nähert sich die Sonne dem Horizont...
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...und ein Wachmann geht pfeifend über das Gelände. Widerwillig schlendern wir zum Ausgang. Ein holländisches Pärchen bleibt einfach auf dem Aussichtspunkt stehen und tut so, als hätten sie ihn nicht gehört. Der Wachmann steht auf einem Weg unten, wie wahnsinnig pfeifend. Sie ignorieren ihn. Schließlich geht er genervt auf die Mauer hoch, um sie persönlich rauszuschmeißen. Das Schöne in Indien ist, dass man sich einfach so verhalten kann und es akzeptiert wird.

Die Rikschafahrer wollen Mondpreise und behaupten, wir dürften uns nicht zu viert eine teilen. "Only 3 people." Die beiden Holländer beschließen, loszulaufen und zu hoffen, dass die Rikschafahrer dann mit dem Preis runtergehen. Da gelingt es Paul, ein Uber zu bekommen und wir winken ihnen zu. So legen wir die Strecke ins Tal gemeinsam im Uber zurück und die Rikschafahrer gehen absolut verdient leer aus.
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Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Wieder gewohnt spannend, interessant und mit lesenswertem Kommentar :)
Könntest Du denn evtl. noch ein paar Essensfotos pro Reisetag mit einstreuen? Gerade an der indischen Küche habe ich einen Narren gefressen ;)
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Beitrag von Entenfang »

Oliver-BergamLaim @ 4 Aug 2020, 10:59 hat geschrieben:Wieder gewohnt spannend, interessant und mit lesenswertem Kommentar  :)
Könntest Du denn evtl. noch ein paar Essensfotos pro Reisetag mit einstreuen? Gerade an der indischen Küche habe ich einen Narren gefressen  ;)
Ich werde alle Essensbilder zeigen, die ich gemacht habe. :)
Nur gibt es längst nicht von jeder Mahlzeit ein Bild, weil ich oft entweder zu hungrig oder zu müde war, um erst zu knipsen und dann zu essen oder einfach, weil das Essen mit fortschreitender Zeit so normal wurde, dass ich schlichtweg nicht mehr daran gedacht habe, es zu dokumentieren. Es ist der typische Fluch der Gewohnheit, der auf Reisen immer wieder und erstaunlich schnell zuschlägt, sodass ich mich dann hinterher wundere, wieso ich manch gewohnten Anblick überhaupt nie festgehalten habe.
Aber deine Zuneigung gegenüber indischem Essen kann ich sehr gut nachvollziehen. Das war auch einer der Gründe, warum ich unbedingt nochmal nach Indien wollte. Auch in den Jahren davor (und jetzt nach der Reise) koche ich regelmäßig selbst indisch, weil sonst etwas fehlen würde. ;)


Tag 5 Jaipur -> Agra

Ein wenig zu früh für meinen Geschmack bringt mich ein Uber zum Bahnhof. Auf meinen ursprünglichen Plan, nämlich ein Uber zur Metro zu nehmen, habe ich nur verständnislose Blicke bekommen. Das scheint in Indien wohl nicht üblich zu sein.
Morgens um 7 ist der Verkehr noch sehr dünn und alles schläft tief und fest. Nur einige wenige Läden haben geöffnet.
Bereits nach 20 Minuten und damit viel zu früh bin ich am Bahnhof, also bleibt noch viel Zeit zum Umschauen.
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Tagsüber sieht das Empfangsgebäude nicht ganz so spektakulär aus, passt aber hervorragend zum Stadtbild.

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Mit einem großen Werbeplakat sollen die Fahrgäste von den Premiumzügen (Rajdhani Express) ins Flugzeug gelockt werden. Für 25 ¤ 8x wöchentlich nach Delhi fliegen ist jetzt aber wirklich kein spektakuläres Angebot verglichen mit etwa 15 Zügen täglich zu jeder Tages- und Nachtzeit, die für rund 300 km zwischen viereinhalb und sechseinhalb Stunden brauchen.

Die Evolution der Eisenbahn - wobei der letzte Schritt in Indien noch nicht erreicht wurde, denn HGV gibt es noch nicht.
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Kisten stehen zur Verladung bereit
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Ein Güterzug rumpelt durch
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Die WDG-4G-Loks sind Neubeschaffungen von Indian Railways für den Güterzugdienst und basieren auf amerikanischen Dieselloks von GE. Sie bieten mit klimatisiertem Führerstand und WC einen völlig neuen Komfort für den Tf.

Ansagen laufen in Dauerschleife und beschallen das bunte Treiben im Bahnhof. Dringdring. May I have your attention please...
https://www.youtube.com/watch?v=5EA9OcjsN7I
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Mein Zug fährt pünktlich ein. Die nächsten 241 km werden mich weniger als 2 ¤ kosten - also tschechisches Preisniveau. Aber der Komfort ist definitiv nicht so hoch wie im Regiojet in der Relax-Klasse.
Während der Fahrt...
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...und nachdem alle ausgestiegen sind.
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Die 3+3-Bestuhlung ist auf Breitspur ok, zumal ein Großteil der Inder sehr schlank sind. Das führt aber leider dazu, dass der Wagen zur 4+4-Bestuhlung wird, wenn sich stehende Fahrgäste noch dazuquetschen.

Alle Fenster können stufenweise nach oben geschoben werden und nach dem gleichen Prinzip ein Sonnenschutz gesenkt werden. Dass die Fenster nicht gut schließen, muss ich wohl nicht dazusagen. Im Winter ist das sicher sehr unangenehm. Im Sommer muss die Hitze trotz Ventilatoren unerträglich sein, wenn der Zug längere Zeit steht. Ich hatte bewusst eine kurze Fahrt am Beginn der Reise für den nicht klimatisierten Wagen ausgewählt, weil erstens immer mehr Züge mit ausschließlich klimatisierten Wagen verkehren und es hier zeitlich gerade gepasst hat und zweitens mit angenehmen Temperaturen beim offenen Fenster zu rechnen war. Tatsächlich ist es am Morgen noch recht frisch und ich lasse das Fenster erst im späteren Verlauf offen, um scheibenfrei zu fotografieren.

Simples Notbremsenprinzip
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Also wenn ich die Wahl zwischen einer Strafe von 12 ¤ oder 1 Jahr Gefängnis hätte, würde ich wohl ersteres wählen :D

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Paul hat sich als Luftverkehrsfreak für einen kurzen Flug entschieden, ich bin also wieder im Chaos auf mich alleingestellt. Mein Sitzplatz ist zwar schon belegt, als ich einsteige, wird aber anstandslos geräumt, als ich meine Fahrkarte vorzeige. Ein paar erstaunte Blicke ernte ich schon von den anderen Fahrgästen, denn auch wenn es sich um eine typische Touristenroute handelt, ist die gewählte Klasse eindeutig nicht touristentypisch.
Pünktlich setzt sich der Zug mit lautem Pfeifen in Bewegung. In Jaipur ist die Elektrifizierung noch in Bau, auf der restlichen Strecke aber schon abgeschlossen. Daher dieseln wir überwiegend unter Fahrleitung.
"Where are you from?", spricht mich ein etwa 12-jähriger Junge an, der mir gegenübersitzt. Viel Smalltalk gibt es aber nicht während der Fahrt.
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Beitrag von Entenfang »

Der Zug hält einige Male und wird voller, sodass etliche Fahrgäste stehen müssen. In Deutschland habe ich aber schon deutlich Schlimmeres erlebt und dann wird es wieder allmählich leerer. Als der Zug auf 110 km/h beschleunigt, zieht es ziemlich kalt durch den Wagen und die Fahrgäste schließen dann doch die Türen, welche im Bahnhofsbereich noch offenstanden. Auf der Sitzbank gegenüber schläft ein Kleinkind. Die Eltern haben eine Decke unter das Fenster geklemmt, damit es nicht so stark zieht.
Ein Snackverkäufer geht durch den Wagen. "Samosi! Samosi!" Er verkauft viele. Kaum sind die Teigtaschen verspeist, werfen die Fahrgäste die Pappteller zum Fenster raus.
Wir stehen an einigen Halten ein paar Minuten herum, sind aber trotzdem pünktlich unterwegs.
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Im Vordergrund ist ein Anschluss zur Gleisfreimeldung durch Gleisstromkreis zu sehen. Aber auch Achszähler werden in Indien verwendet.

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Irgendeine Baustelle ist überall zu sehen.

Wasser-, Tee- und Kaffeeverkäufer gehen ebenfalls durch den Zug. Heißgetränke werden in kleinen Tongefäßen ausgeschenkt, die etwa die Größe einer Espressotasse haben. Nach paar Sekunden sind sie leer und landen im Gleisbett.
Da wundert es mich nicht im Geringsten, dass Indien so vermüllt ist.
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Kühe und Schweine wühlen im Müll, Rikschas hupen. Ein Mann zerrt an einer Kuh, die sich aber selbst nach einigen Stockhieben nur sehr widerwillig bewegt.

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Auf dem Land ist alles so ungewohnt sauber...

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Auf den Türstufen zu stehen oder zu sitzen ist auch während der Fahrt völlig normal. Bei heißen Temperaturen bekommt man so zumindest mehr vom Fahrtwind zu spüren.

Auf allen verfallenen Gebäuden der Eisenbahn steht ein Schriftzug, der auf die Aufgabe hinweist.
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Beitrag von Entenfang »

Ein paar weitere Eindrücke der kurzweiligen Fahrt
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Die Gepäckwagen der Personenzüge werden rege genutzt. Offenbar hat hier jemand ein paar Reifen verschickt.

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Einer der zahlreichen fliegenden Händler auf dem Bahnsteig

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Reserveschotter ist eine hervorragende Basis zum Kuhfladentrocknen

Einige vermüllte Slums ziehen vorbei und dann nähern wir uns schon Agra.
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Zu meiner großen Überraschung rollen wir mit -30 über die Ziellinie.
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Die Fahrt war absolut nicht unangenehm und unsicher habe ich mich auch nicht gefühlt. Für kurze Strecken bei angenehmen Außentemperaturen würde ich wieder Holzklasse nehmen.
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Beitrag von Entenfang »

Hier laufen ebenfalls Ansagen in Dauerschleife. Bis ich nach vorne laufe, setzt die Lok bereits um.
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Die Kupplungen unterscheiden sich offenbar nicht wesentlich von unseren.
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Von der Fußgängerbrücke gibt es einen guten Blick auf die Jama Masjid, eine Moschee.
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Da spricht mich schon ein Mann an und erzählt mir, was ich gerade fotografiert habe. Zufällig wäre er auch Touristenführer. Ob ich wohl schon ein Hotel hätte? Ja. Er könne mich hinfahren. Soso, und für wie viel? 4 ¤. War ja klar. Uber kostet etwa 1,30 ¤. Ich nehme unbeabsichtigt den Hinterausgang aus dem Bahnhof. Am Fuße der Überführung liegt in der Mittagssonne ein Mensch und eine Kuh auf dem Asphalt. Durch eine Seitenstraße, die wohl als Parkplatz dient, führt mich der Weg weiter und plötzlich stehe ich quasi mitten in einem quirligen Basar. Einerseits mag ich es ja, dass man mit dem Zug immer mitten im Leben ankommt, aber muss es in Indien eigentlich immer gleich so heftig sein? Ein paar Rikschafahrer bedrängen mich, aber keiner von ihnen weiß, wo das Hostel ist. Einer sagt nur, ich solle einsteigen. Den Preis kann ich von 2,50 ¤ auf 1,50 ¤ runterhandeln, wobei mir irgendwie nicht klar ist, wie die Fahrer eigentlich den Preis festlegen wollen, wenn sie gar nicht wissen, wo ich eigentlich hinfahren möchte. Rein mit dem Koffer und los geht's mit viel Gehupe durch das Gedränge im Basar. Ich muss mich nach dem relativ ruhigen Bahnhof erst wieder an den extremen Lärmpegel gewöhnen. Kaum haben wir den Basar verlassen, schaut mich der Rikschafahrer fragend an. Ich gebe die Route auf Google Maps ein und deute nach links. Doch er hat wirklich keine Ahnung und schaut sich an jeder Kreuzung zu mir um. Er bedeutet mir, mich zu ihm auf den Sitz zu quetschen und zu lotsen. Die Straßen werden immer enger und schlechter. Ich fürchte schon, dass sich mein Koffer an der nächsten Bodenwelle aus der Rikscha verabschiedet und werfe jedes Mal einen ängstlichen Blick nach hinten. Der Rikschafahrer fährt relativ vorsichtig. Hunde, Menschen, Kühe und unzählige hupende Rikschas und Mofas kämpfen sich voran. Dann werden die Gassen noch enger und ruhiger. Die Straßenoberfläche ist in katastrophalem Zustand und besteht nur aus löchrigem Beton, losen Steinen und Sand. Wir kommen nur noch in Schrittgeschwindigkeit voran. Hier links. Hier rechts. Zweimal fragt der Rikschafahrer jemanden etwas, vermutlich ob man durchfahren kann. Fakt ist jedenfalls, dass man hier unmöglich mit dem Auto hätte durchfahren können, wie von Google Maps behauptet. Nur die Rikscha passt gerade so durch die verwinkelten Gassen dieses ärmlichen Viertels, nur gut einen Kilometer vom Taj Mahal entfernt.
Und so kann auch eine simple Fahrt vom Bahnhof zur Unterkunft in Indien zu einem riesigen Abenteuer werden. Stop! Da ist ja das Hinweisschild des Hostels. Glücklicherweise ist es hier etwas sauberer und die Häuser sehen deutlich weniger abgeranzt aus. Obwohl ich dem Rikschafahrer ein kleines und nicht übliches Trinkgeld gebe, sieht er nach der abenteuerlichen Fahrt nicht gerade glücklich aus.
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Paul konnte etwa eine Stunde länger schlafen und ist etwa eine halbe Stunde vor mir im Hostel angekommen - zeitlich geht die kurze Strecke also klar ans Flugzeug, obwohl mein Zug deutlich verfrüht war.

Zeit fürs Mittagessen.
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Wir finden ein nettes Roof-Top-Restaurant in der Nähe. Warum mein Special Thali gut 3 ¤ kostet, während Paul für sein Normal Thali nur knapp 2 ¤ bezahlen muss, ist ein ungelöstes Rätsel geblieben. Mein Reis ist gelb und statt rohen Tomaten mit Zwiebel bekomme ich Paneer (indischer Käse, von der Konsistenz ähnlich Feta, aber aus Kuhmilch; rechts im Bild). Links Chapati, ganz unten das crackerartige Papadam, darüber Raita (Joghurt; immer gut, um die Schärfe abzumildern), Dal (Linsen) und in der Mitte einen typischen Gemüsemix.

Von der Dachterrasse schweift der Blick über die Dächer...
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...zum Taj Mahal...
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...über den Krempel der Nachbarn...
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...aber auch mal nach unten auf die Straße.
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Beitrag von Entenfang »

Den Nachmittag wollen wir für einen Besuch im Taj Mahal nutzen. Die Zufahrtsstraßen sind für indische Verhältnisse in extrem gutem Zustand und glücklicherweise für den Durchgangsverkehr gesperrt, um die Schadstoffe vom empfindlichen Marmor fernzuhalten.
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Zwischen den Souvenirbuden wühlen schon mal Schweine im Abwasser - Indien verbirgt seine hässlichen Seiten nicht.
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Wir müssen einige äußerst aufdringliche Guides abwimmeln und eine sehr genaue Sicherheitskontrolle über uns ergehen lassen. Die beiden Bananen sind nicht erlaubt. Wir sollen sie bitte jetzt essen oder wegwerfen. Als wir sie auspacken, kommen auch schon 3 Affen kreischend näher. Die Security-Leute schwingen eine Metallstange, um sie fernzuhalten und ich esse schleunigst auf. Dann dürfen wir endlich die überfüllte Top-Sehenswürdigkeit Indiens sehen.
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Das Taj Mahal ist immer noch genauso schön, wie ich es in Erinnerung habe.

Der in der Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellte Gebäudekomplex ist ein Grabmal eines Moguls für seine große Liebe, die bei der Geburt eines Kindes starb. Im Hauptgebäude, das aus Ziegelsteinen erbaut und mit weißem Marmor verkleidet wurde, befindet sich ihr Grab.

Einige Vögel nutzen das Wasserbecken zur Abkühlung.
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Das gesamte Areal ist symmetrisch angelegt. Die vier Türme um das Hauptgebäude sind leicht nach außen geneigt, um im Falle eines Erdbebens nicht darauf zu stürzen.
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Der Kampf um gute Bilder ist zunächst wenig erfolgreich. Es ist einfach viel zu voll.
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Als sich die Sonne dem Horizont nähert, wird es langsam leerer. Offiziell schließt das Taj Mahal zum Sonnenuntergang und wir beschließen, einfach so lange zu bleiben, bis wir rausgepfiffen werden.
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Blick zum Taj Viewpoint, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs wegen irgendwelcher Sicherheitsvorkehrungen für den anstehenden Besuch von Trump gesperrt war.
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Kunstvolle Verzierung im Grab
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Blick zurück zum Eingangsportal
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Tiefer und tiefer sinkt die Sonne
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Bevor die Wächter uns langsam zum Ausgang treiben, entstehen doch noch einige ruhigere Bilder - Geduld schafft gute Bilder.
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Und siehe da - was zwei Stunden zuvor noch völlig hoffnungslos aussah, geht jetzt einwandfrei.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 6 Agra

Dank Ohrstöpsel habe ich gut geschlafen, obwohl der Lüftungsschacht schon am frühen Morgen Hämmern und Kindergeschrei in unser Zimmer geleitet hat. Bei der Café-Kette am Taj Mahal kostet das Frühstück fast so viel, wie unsere zwei Hauptgerichte gestern zusammen. Aber die heiße Schokolade - grmpf, natürlich im Pappbecher - und der Brownie sind den Preis wert. Gestärkt kann ich sämtliche "Excuse me, Tuktuk?"-Angebote ablehnen und suche händeringend nach einem Geldautomaten. Ein Geldautomat ist eigentlich nicht korrekt ausgedrückt, denn gestern Abend sind wir an vier vorbeigekommen. Drei haben nicht funktioniert, weil ich mindestens 50 ¤ abheben muss, was deren Limit überschritten hat und der Vierte wollte 4 ¤ Gebühren, was mir zu teuer war.
Ich nähere mich der Stelle, wo ein weiterer in Google Maps eingetragen ist. Nur wo ist er? Der nächste Rikschafahrer will mich irgendwohin fahren. Jaja, aber erst brauche ich einen Geldautomaten! "ATM there!" Gut versteckt in einem Haus mit Gerüst ist der kleine Raum nur über eine mehr als 50 cm hohe Stufe zugänglich. Ich gebe etwa 100 ¤ ein. Keine Gebühren, das ist schon mal gut. Ratterratter. Hurra, endlich. Merke: Nur weil auf Google Maps diverse Geldautomaten eingetragen sind, heißt das noch lange nicht, dass die nützlich sind.
Agra Fort, bitte. "100." 50. "90." 60. "Very less!!! Ok, 80 - not me, not you." 70. Er schlägt ein. Sieh an, wenn man hartnäckig bleibt, kann man sogar den Hard-bargaining-Preis aus dem Lonely Planet unterbieten.
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Der rote Sandstein gibt der massiven ehemaligen Mogulresidenz seinen Namen - das Red Fort:
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Ich kann zwei Bananen erfolgreich durch die Sicherheitskontrolle schleusen. Wir wimmeln alle Guides ab, um einfach in Ruhe den Gebäudekomplex erkunden zu können.

Kunstvoll dekorierte Säulen
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Blick zur Eisenbahnbrücke über den Yamuna. Offensichtlich waschen hier viele Menschen ihre Kleidung
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Nachdem der Erbauer des Taj Mahals von seinem Sohn gestürzt wurde, war er bis zu seinem Tod im Agra Fort eingesperrt und hatte als besondere Strafe stets Blick auf das Taj Mahal, welches vermutlich vor einigen Jahrhunderten klarer als im heutigen Smog zu sehen war.
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Wo man auch in Indien herumläuft, man sollte stets sehr gut auf die Umgebung achten. Denn sonst stürzt man über das 50 cm hohe Geländer in die Tiefe.
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Ein paar Eindrücke
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Beitrag von Entenfang »

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Und bevor jemand fragt - da waren ganz schön viele Leute unterwegs und jedes menschenfreie Bild in diesem Reisebericht ist hart erkämpft.
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Siesta
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Zum Mittagessen landen wir in einem etwas überteuerten Laden, in dem wir die einzigen Gäste sind und fast eine Stunde warten müssen. Die Wartezeit im Restaurant ist völlig unkalkulierbar, mal sind es nur wenige Minuten, mal dauert es ewig.
Im OG gibt es eine Disco - natürlich komplett leer - und die Musik dröhnt so laut aus den Lautsprechern, dass das ganze Haus vibriert. Es ist uns wirklich schleierhaft, wie die Einheimischen diesen ganzen Lärm ertragen.
Der Chef des Ladens labert uns gelegentlich voll, bis wir endlich das Essen bekommen. Zumindest stellen sie wenigstens die Musik leiser, nachdem wir zweimal darum gebeten haben.
Kreditkartenzahlung würde 8% weniger kosten, weil darauf irgendwelche Steuern nicht anfallen, klärt uns der Chef auf. "Digital India!" Etwas widerwillig stimme ich zu. "Ok, card please." Er streckt die Hand aus. Ähm, nein?! Ich gehe mit ihm nach oben in die leere Disco, wo noch eine Bedienung herumsitzt und ein weiterer hinter dem Tresen, der meine Karte in ein Lesegerät steckt und eine Weile daran herumhantiert. Dann hält er mir das Gerät hin und auf dem Bildschirm steht "Enter password" - sonst nichts. Joa, und was soll das jetzt heißen? Soll ich die PIN eingeben? "Ja, die PIN", meint der Chef. Gut, aber den Betrag, welcher in Kürze von meiner Karte abgebucht wird, würde ich jetzt schon gerne wissen... Das könne man leider nicht sehen, aber wenn ich darauf bestehen würde, starten wir den Vorgang neu und sie würden den Betrag unter meinen Augen eingeben. Und ob ich drauf bestehe... Ob der Chef und der Kollege die ganze Zeit auf mich einreden, um mich abzulenken oder es einfach nur auf das allgemeine Gesprächsbedürfnis der Inder zurückzuführen ist, wird nie geklärt werden.
Ein anderes Gerät kommt zum Einsatz, ich lasse sie plappern und brumme nur etwas Undefiniertes, während der Kollege hinter dem Tresen die richtige Summe eingibt. Ich gebe die PIN ein und der Kollege wählt ganz einfach ohne Nachfrage Bezahlung in ¤ statt Rupien aus, sodass die Gebühren die 8% Rabatt vermutlich weit übersteigen. Ich zahle nie wieder in Indien mit Karte, nie, nie, nie wieder. Egal wie viel Rabatt es angeblich gibt.

Die Evolution des Verkehrs
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Eine Garküche
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Anschließend wollen wir zur Jama Masjid, die ich bereits bei der Ankunft gesehen habe. Das Uber bringt uns zum Rande des Basars, dann müssen wir zu Fuß weiter.
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Ich warne Paul vor, welch heftigen Empfang mir dieser Ort gegeben hat.
Und es wird richtig, richtig voll. Wir kommen kaum noch voran in den Menschenmassen, in denen etliche Rikschas und Mofas - natürlich permanent hupend - hoffnungslos feststecken. Bald sehen wir den Grund für den völligen Stillstand: Diese Unterführung.
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Ein Traktor und ein Auto stecken irgendwie im Chaos fest und können weder vor noch zurück. Die Breite der Unterführung wird durch eine rechts im Vordergrund sichtbare Baustelle noch weiter eingeschränkt. Die Abgase sammeln sich im Tunnel und das Atmen fällt schwer. Über den unerträglich widerhallenden Lärm unzähliger Hupen versucht ein Mann, die Fußgänger vom Passieren der Baustelle abzuhalten, die aus einem gefluteten Loch unbekannter Tiefe und einigen Erdhügeln außenrum besteht. Es ist absolut grauenvoll. Aber umdrehen macht jetzt auch keinen Spaß mehr und so kämpfen wir uns Meter für Meter voran.
Irgendwie schaffen wir es durch die Unterführung und können gerade noch den uns entgegengetriebenen Kühen ausweichen. 100 m weiter ist die Straße schon wieder blockiert. Eine hoffnungslos überladene Rikscha steckt im Gewusel fest. Wir quetschen uns irgendwie durch den Krempel eines Ladens und gelangen endlich in die Nähe der Moschee - nach fast 15 Minuten für weniger als 200 m.
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Jedes kleine Fleckchen muss genutzt werden
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Beitrag von Entenfang »

Am Eingang zur Moschee hockt ein alter und fast zahnloser Mann und bedeutet uns, die Schuhe hierzulassen. Das ist mir nicht geheuer, denn am Ende will er bestimmt Geld. Angeblich dürfen wir die Schuhe aber nicht in den Händen mittragen. Also stopfen wir sie kurzerhand in den Rucksack, was von anderen Passanten sehr zum Missfallen des alten Manns als akzeptabel angesehen wird. Zahlreiche Einheimische tragen ihre Schuhe ohnehin in der Hand mit.

Endlich kein Gewusel und nicht mehr so viel Lärm, dafür latschen wir auf Socken durch die Taubenkacke.
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Als Entschädigung gibt es Bahnhofsblick
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Der ganz normale Alltag in der Umgebung:

Händler und ein Baugerüst aus Bambus
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Garküche
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Eine Kreuzung mit einer nicht funktionsfähigen Ampel
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Eine der unzähligen Kühe
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Um nicht wieder durch die Unterführung zu müssen, nehmen wir den Weg durch den Bahnhof. Plötzlich stößt Paul einen spitzen Schrei aus. Die Plastiktüte mit den Mandarinen hat einen langen Riss, doch der Affe ist leer ausgegangen. Er fletscht mit den Zähnen, als ein Einheimischer ihm mit einem großen Stock droht. Wir packen unseren Proviant schleunigst in den Rucksack, während sich einige Einheimische über unseren Schreck lustig machen.

Hier gibt es am Bahnhof keinerlei Gepäckkontrolle wie in Delhi oder Jaipur.
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In einem Nebenraum sitzt der Manager on Duty an einem Schreibtisch mit indischen Flaggen, hinter ihm an der Wand hängt ein Gleisplan.

Wartezeit
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Mit Uber fahren wir im Schritttempo Meter für Meter unter endlosem und völlig sinnlosen Gehupe auf die andere Uferseite zum Taj-Mahal-Ausblick.
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Eigentlich ist auch hier kein Proviant erlaubt, doch die zuvor gekauften Schokoriegel und Mandarinen dürfen dann doch mit rein. Endlich Ruhe und Vogelgezwitscher statt dem ständigen Gehupe. Indiens Großstädte können so anstrengend sein...
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Hier kann man es aushalten...
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Beitrag von Entenfang »

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Pfeif! Pfeeeeeeeeif! Allzu lange sitzen wir nach Sonnenuntergang nicht auf der Mauer, ehe ein Wachmann kommt und alle langsam zum Ausgang treibt. "One picture ok. Two picture ok. Pfeeeif!" Oh Mann, kann man in diesem Land einmal seine Ruhe haben?!
"Closing time!" Pfeif! Pfeif! "10 minutes overtime", erklärt er uns und pfeift noch ein wenig herum - was auch immer das heißen soll. Dass er so großzügig war und uns länger sitzengelassen hat? Dass er ein Trinkgeld will, um noch 10 minutes extra overtime zu gewähren? Wir wissen es nicht und bewegen uns wie alle anderen Einheimischen und Touristen in Zeitlupe zum Ausgang.

Gerüchteweise wollte der Erbauer des Taj Mahal auf dieser Uferseite noch ein zweites Gebäude im selben Stil haben, welches sein Grab werden und aus schwarzem Marmor sein sollte und die perfekte Symmetrie schaffen würde.

Mit Uber fahren wir zurück zum Hostel und ziehen später zum Abendessen los. Es gibt Tomatencurry, Malai Kofta (Gemüsebällchen mit Paneer-Käse in einer Soße) und Naan (frittiertes Brot).
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Eine Kuh sucht ebenfalls ihr Abendessen zusammen.
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Anschließend bereiten wir uns auf eine ganz besondere Besichtigung vor - nachts im Taj Mahal. Das geht nur zu Vollmond sowie zwei Nächte davor und danach und man muss die Eintrittskarten an einem speziellen Büro in 2 km Entfernung am Vortag beschaffen, was wir zum Glück gestern getan haben.
Der Treffpunkt ist nicht etwa am Eingang, sondern in einem speziellen Gebäude, das entsetzlich viele Eingänge hat. Zum Glück stehen überall Wächter herum und wir fragen uns durch. Eine Wächterin sitzt hinter einem Tisch, entlang der Wand gibt es Sitzbänke wie beim KVR. Irgendwelche Kabinen sind gerade in Bau, auf den Aluplatten steht: "Bitte alle in Pfeilrichtung einbauen." Selbstverständlich deuten die Pfeile jeder Platte in eine andere Richtung. Und die sich langsam ablösende Schutzfolie ist mit dem Schriftzug "Bitte spätestens 45 Tage nach Einbau abziehen" versehen, woran sich offenbar aber auch niemand stört. Nachdem wir mit etwa 10 weiteren Indern wie Europäern eine Viertelstunde gewartet haben, ruft die Wächterin alle Wartenden einzeln auf. Die Eintrittskarten werden abgestempelt und die Frauen zu Seite geführt und abgetastet, die Männer aber nicht. Anschließend müssen alle in den nächsten Raum, handschriftlich Name, Hotel und Passnummer in einem Buch eintragen und erhalten daraufhin einen Schlüssel für ein Schließfach. Dort müssen alle Mitbringsel eingeschlossen werden. Nur eine Kamera ist erlaubt.
Schließlich werden nochmal die Eintrittskarten kontrolliert und auch die Männer abgetastet. "Passport, please." Uff, den habe ich doch gerade im Rucksack im Schließfach eingeschlossen. Also nochmal zurück und raussuchen. "Mobile not allowed, only camera." Also noch ein zweites Mal zurück. Jeder erhält einen Zettel mit Schnur, der an der Kamera befestigt werden muss. Dann werden wir nochmal abgetastet. So eine Bürokratie...

Endlich dürfen wir zum Elektro-Golfkart, mit dem die Gruppe unter den wachsamen Augen zahlreicher Aufpasser zum Eingang gefahren wird. Dort werden nochmal die Eintrittskarten kontrolliert, nochmal alle abgetastet - ich sogar unter der Mütze, die ich im inzwischen frischen Abend aufgesetzt habe.
Dann werden nochmal die Eintrittskarten kontrolliert, ehe wir von mit Maschinengewehren bewaffneten Soldaten auf das Gelände eskortiert werden.
Man darf nicht herumlaufen, doch der Blick über den Park hat etwas Magisches. Die rund 15 Teilnehmer unterhalten sich überwiegend im Flüsterton. Nur ein heller Blitz aus der Kamera durchzuckt gelegentlich die Nacht.
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Kaum 20 Minuten später werden wir schon wieder hinausgeworfen - zu schade. Doch die nächste Gruppe wartet bestimmt schon sehnlichst auf den Anblick. Die rund 9 ¤ Eintritt und die umständliche Sicherheitskontrolle sind der kurze Anblick aber trotzdem auf jeden Fall wert gewesen!
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Beitrag von Entenfang »

Tag 7 Agra -> Allahabad

*Schnief schnief* Noch keine Woche vorbei und schon wieder erkältet. Ich hatte es schon befürchtet, ist doch in den Gebäuden noch die Kälte des Winters spürbar.

Nach dem Frühstück wollen wir nach Fatehpur Sikri fahren, rund 35 km westlich von Agra. Der Rikschafahrer will zuerst 12,50 ¤ + 2,50 ¤ fürs Parken, wir handeln auf 12,50 ¤ ohne angebliche Parkgebühren herunter. Dann geht es auch schon los, zuerst durch dichten Stadtverkehr, dann mit Vollgas über eine Landstraße.
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Da der Tacho nicht funktioniert, lässt sich die Geschwindigkeit nicht zweifelsfrei bestimmen, doch wenn man relativ neue Rikschas nicht mit 8 Fahrgästen überlädt, können die ganz schön schnell fahren. Ich vermute, dass wir 50 bis 60 km/h fahren, die einen frischen Fahrtwind verursachen.
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Schließlich staut es sich - ein BÜ.
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Wie gut erkennbar ist, stauen sich die Fahrzeuge auf der gesamten Fahrbahnbreite, was das Wiederanrollen nach dem Öffnen der Schranken umso zäher macht.

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Überall sind Maßnahmen zu Beseitigung von BÜ zu sehen, die entweder durch Brücken oder Unterführungen ersetzt werden.

Dann stecken wir nochmal an einer Kreuzung fest. Der Fahrer erklärt uns, dass er "zufällig" einen guten Guide kennen würde und ruft ihn trotz unseres Protests sofort an.
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Auf einer besser ausgebauten Straße geht es dann zügig weiter.
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Nach anderthalb Stunden Fahrt mit kühlem Fahrtwind ist uns nicht mehr warm. Auch wenn die Fahrt mit einem offenem Vehikel Spaß macht, könnten die Bremsen besser funktionieren...
Die Rikscha wird irgendwo abseits des offiziellen Parkplatzes abgestellt und da stürmt auch schon der aufdringliche Guide herbei. Nein, wir wollen nicht. "Only 6 ¤!" Nein. "5 ¤!" Neinneinnein. "Hello, come and have a look in my shop. Only look, don't buy!" Warum versteht denn keiner, dass wir einfach mal unsere Ruhe haben wollen?

Mit diesen Shuttlebussen wird man zum Eingang gefahren.
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Wir lehnen noch zahlreiche andere Guides ab, ehe wir endlich die ehemalige Hauptstadt des Mogulreichs im 16. Jahrhundert betreten können.
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Es herrschen angenehme 25° und ich genieße die Ruhe sehr, denn erfreulicherweise ist diese bekannte Sehenswürdigkeit nicht so überlaufen.
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Beitrag von Entenfang »

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Eine geländerlose Treppe, keine Seltenheit in Indien.

Blick über die umliegenden Felder
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Guides plappern auf Englisch, Spanisch und Deutsch vor sich hin.

Kaum verlassen wir den ersten Teil, kommen schon wieder aufdringlich freundliche junge Männer auf uns zu. "Hello, this way, please. Where are you from? I'm no guide, just student." Der Grat zwischen guten Ratschlägen und Besserwisserei ist äußerst schmal. Keine Ahnung, warum die unbedingt wollen, dass wir links gehen, obwohl der Eingang zur Moschee rechts zu sehen ist.
Kaum sind wir an der Moschee, wollen wieder irgendwelche Männer auf unsere Schuhe aufpassen. Wir nehmen sie stattdessen in die Hand, wie viele Einheimische auch. Am WC will auch jemand Geld, obwohl kein entsprechender Aushang zu sehen ist und die Einheimischen nichts bezahlen.

In der riesigen Jama Masjid, das weiße Gebäude ist das sehr hübsche Mausoleum des Salim Chishti
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Drei Herren musizieren.
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Sie bedeuten mir, näherzukommen und mich dazuzusetzen. Allahu akbar. Ob es mir gefallen würde? Ja, durchaus. Ich könne gerne was spenden, vielleicht so 6 ¤? Nach 2 Minuten ist ein Musikstück vorbei und ich gebe 1,20¤. "But we are 3 men...", beginnt einer zu protestieren, ein anderer meint jedoch: "Are you happy? Then we are happy, too." Danke der Nachfrage...
"Hello, I'm not a guide, I'm an artist. Come, I'll show you around." Er läuft einfach ungefragt mit, während ich das Mausoleum betrete. "Look here, very nice window!"
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"Good view!"
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"I'm artist, not guide. My familiy artists." Als die Besichtigung abgeschlossen ist, will er uns erwartungsgemäß direkt zum Laden der Familie führen. Neeeeein. Wir wollen doch einfach mal in Ruhe irgendwas anschauen, ohne sofort irgendwohin geführt zu werden.

"Hello, excuse me, I'm not a guide, I'm a holy man..."

Wir machen uns schleunigst aus dem Staub und eine steile Gasse...
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...führt uns zu einem quirligen Basar, wo die Mofas mal wieder ununterbrochen hupen.
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Wir halten genauestens Ausschau nach dem im Reiseführer empfohlenen Restaurant, denn wenn eins gute Bewertungen erhält, gibt es bald zwei weitere mit ähnlichem oder gar identischem Namen direkt daneben.
Ausblick von der Dachterrasse
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Wir wundern uns, warum zwei Männer mit einem Stock auf uns aufpassen. Als wir das Essen bekommen, wissen wir warum - von allen Seiten nähern sich vorsichtig Affen. Bei einer Frau, die auf einer Terrasse im Nachbarhaus gekocht hat, waren sie schon erfolgreich und haben Chapati geklaut. Doch sie wissen offenbar, dass mit dem Stock des Aufpassers nicht gut Kirschen zu essen ist und bleiben auf Abstand.
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Beitrag von Entenfang »

An diesem Stand versorgen wir uns mit etwas Süßem. Das Gebäck schmeckt ähnlich wie Streusel.
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Das ganz alltägliche Straßenbild
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Bereits mehrfach sind mir solche Fahrzeuge aufgefallen.
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Aber wozu dienen sie? Morgen gibt's die Auflösung.

Zum 150. Geburtstag von Gandhi gibt es diverse Kampagnen für ein sauberes Indien - noch ein sehr, sehr weiter Weg...
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Leider müssen wir durch die Souvenirbudenmeile, um zurück zum Parkplatz zu gelangen und können die aufdringlichen Verkäufer nur mit der allergrößten Mühe abwehren. Nein, ich will kein Magnet. Nein, auch kein Seidentuch. Nein, auch kein Plastik-Taj-Mahal.

Bald sausen wir zurück nach Agra. Uhoh, der Hund mitten auf der Straße...
Er quert die Fahrbahn ziemlich nah vor uns. Der Rikschafahrer bremst einen Tick zu spät für meinen Geschmack und die zu schwachen Bremsen deuten auf einen Crash in 3...2...1 hin. Es geht so schnell, dass ich nicht erkennen kann, ob wir den Hund getroffen haben oder nicht, er rennt zumindest weiter. Der Fahrer hält an, stößt ein Gebet gen Himmel, ehe er weiterfährt.

Wir fahren in eine Tankstelle. Wir müssten bitte 2,50 ¤ schon jetzt bezahlen. Vermutlich hat er nicht mehr genügend Geld, um aufzutanken. Der Fahrer empfiehlt uns, das kühle Wasser aus dem Wasserhahn hier zu trinken. Oh Gott, bloß nicht...
Dann rauschen wir weiter durch das Chaos stadteinwärts. Wir bitten den Fahrer, einen kleinen Umweg zur TDI Mall zu fahren, da wir hoffen, dort etwas Brauchbares für das anstehende Frühstück im Zug zu finden. Bei planmäßiger Ankunft 8:00 Uhr und einer Durchschnittsverspätung von 121 Minuten könnte es sich sonst unerfreulich lange hinauszögern.
Das würde extra kosten, sagt er, 1,20 ¤. Für den minimalen Umweg? Wir einigen uns auf 20 Cent.

Lost place trifft es eher als Mall.
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Sicherheitskontrolle am Eingang eines fast komplett leerstehenden Gebäudes
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Außer McDonalds gibt es hier nicht viel.
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Nebendran steht noch ein großes, nie fertiggestelltes Gebäude. Der Markt für Shopping Malls ist in Indien äußerst klein.

Wir haben bereits am Morgen angemeldet, dass wir gerne Abendessen auf der Dachterrasse des Hostels hätten und unser Zug um 21:00 Uhr abfährt.

18:30 Uhr: "I think, your dinner is ready."
Wir setzen uns hin.
19:10 Uhr: Wir bekommen das Essen.
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Es gibt wieder Dal und Paneer. Neu ist für mich die braune Kugel. Es handelt sich um das indische Dessert Gulab Jamun, welches ganz entfernt an Marzipan in einer süßen Soße erinnert. Zu Chapati gesellt sich auch das darüberliegende, etwas hellere Papadam, welches sehr dünn und knusprig wie Chips ist.
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Beitrag von Entenfang »

Ausblick von der Dachterrasse
Richtung 1: Viehhof
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Richtung 2: Der sich noch in Bau befindliche, höchste Teil der Dachterrasse "We'll make this place awesome, but it's still gonna take a while"
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Richtung 3: Hotel Oberoi, in dem zwei Übernachtungen so viel kosten wie meine gesamte Reise über 6 Wochen, im Hintergrund lugt das Taj Mahal hervor
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Richtung 4: Häusermeer
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Wir nehmen ein Uber zum Bahnhof Agra Cantt. "You have confirmed ticket?", erkundigt sich der Fahrer.
Unseren Zug suche ich vergeblich auf der Abfahrtstafel und auch in der App wird der Abfahrtsbahnsteig nicht angezeigt. Ich frage am Enquiry-Fenster nach, nachdem sich mal wieder jemand vorgedrängelt hat. Gleis 1.
Auf dem Gepäckscanner klebt ein Zettel mit einem Hinweis auf Hindi - ohne ein Wort zu verstehen, vermute ich mal, dass das defekt heißt. So viel Staub, wie sich inzwischen auf dem Band angesammelt hat, ist das Gerät wohl nicht erst seit gestern defekt.
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Überpünktlich fährt unser Zug ein. Er besteht ausschließlich aus 3rd AC-Wagen und unreservierten 2nd Class-Wagen.
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Vermutlich um Analphabeten die Orientierung zu erleichtern, wird der Zuglauf auch bildlich dargestellt.

Waschbecken im Eingangsbereich
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Zunächst ist es furchtbar stickig im Wagen und die Klimaanlage offenbar außer Betrieb, dafür brummen die Ventilatoren vor sich hin. Hier der leere Wagen am nächsten Morgen.
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Quer zur Fahrtrichtung sind sechs Liegen angebracht, längs zur Fahrtrichtung zwei. Letztere habe ich für uns gebucht, um nicht inmitten von gesprächsfreudigen Indern zu landen. Es gibt keinerlei räumliche Trennung wie z.B. Vorhänge, ist also vergleichbar mit dem russischen Platzkartny-Wagen. Hier sind die mittleren Liegen bereits nach unten geklappt, um in Tagstellung aufrecht sitzen zu können. Auch die untere Liege an der Seite kann zu zwei Sitzen umgebaut werden.

Als die Klimaanlage schließlich funktioniert, zieht es furchtbar auf den oberen Liegen. Klimaanlagen so zu bauen, dass sie die Fahrgäste nicht mit einem Schwall kalter Luft anblasen, scheint wohl ein Buch mit sieben Siegeln für die Hersteller zu sein, egal ob im indischen Wagen oder im LINT. Als nach und nach die Lichter gelöscht werden, kriecht eine Kakerlake aus einem Spalt. Beim dritten Versuch kann ich sie erlegen. Nach fünf weiteren Jagdtrophäen höre ich auf, so genau hinzuschauen.

Der Vollmond steigt langsam in den Himmel. Frischluftpause am Zwischenhalt
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Irgendwann zu später Stunde steigen nochmal Fahrgäste zu, schalten das Licht ein und verursachen einen riesigen Krach. Trotz triefender Nase dämmere ich schließlich weg.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 8 Allahabad

Auflösung von gestern: Das gestern gezeigte Fahrzeug ist ein Anhänger, der von einem Zugfahrzeug vor einer Hochzeitsprozession durch die Straßen gezogen wird. Aus den Trompeten dröhnt Musik in einer derartigen Höllenlautstärke, dass auch der letzte Teilnehmer einer 500 Personen großen Hochzeitsgesellschaft sie über den Straßenlärm hören kann.


Gegen 7 Uhr weckt mich der Singsang eines Zeitungsverkäufers, der während eines Zwischenhalts zugestiegen ist. Dann schlafe ich nochmal ein.
Inzwischen müssen wir ordentlich Verspätung haben, denn es ist schon eine Stunde nach der planmäßigen Ankunftszeit und wir halten und fahren mehrmals wieder an. Es fühlt sich an, als würden wir hinter einem langsameren Zug fahren. Also bleibe ich erstmal liegen.

Schließlich bringe ich die Liege in Tagstellung und werfe einen Blick aus der offenstehenden Tür. Endlose Senffelder ziehen vorbei.
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Immer wieder halten wir an oder rollen mit Schrittgeschwindigkeit und überholen schließlich einen Güterzug.
Auf Google Maps sieht es so aus, als wären wir fast am Ziel. Aber nur fast. Wir überqueren den Ganges
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Hier, an der Mündung des Yamuna in den Ganges, findet alle 12 Jahre das Kumbh Mela-Fest statt, mit etwa 30 Millionen Besuchern (!) vermutlich die größte Menschenansammlung der Welt. Wenn Jupiter, Sonne und Mond in einer bestimmten Konstellation zueinanderstehen, kann man sich durch ein Bad im Ganges besonders gut von seinen Sünden reinigen. Ein Eindruck gibt es hier:
https://www.ndtv.com/allahabad-news/basant-...-sunday-1991015

In Schrittgeschwindigkeit geht es weiter und es bleibt viel Zeit, die Armut entlang der Strecke zu sehen.
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Als ich schon denke, nach fast einer Stunde für die letzten 7 km sind wir jetzt endlich am Ziel, halten wir am Esig an. Teeverkäufer schleppen Blechkannen durch den Zug und preisen ihr Getränk an. Ein älterer Mann läuft den Bahndamm entlang und versucht, Bananen durch die offenen Fenster zu verkaufen. Irgendein Fahrgast kommentiert irgendwas mit "Superfast Express". Na klar, wir sind Superfast Stehexpress...

Eine Viertelstunde später geht ein Ruck durch den Zug und wir können endlich an den Bahnsteig fahren. Mit +129 liegen wir nahezu perfekt in der Durchschnittsverspätung dieses Zuges. Schließlich drängeln sich alle an uns vorbei und zwei telefonierende Männer suchen irgendwas in den leeren Abteilen.

Ein Blick in die Sleeper Class - die (bei Indern) vermutlich beliebteste Reiseklasse (zumindest mache ich das am Anteil dieser Wagen in der Zugbildung fest) unterscheidet sich von der Raumaufteilung nicht von 3rd AC, hat aber keine Klimaanlage. Es wird empfohlen, gut auf das Gepäck zu achten oder es ggf. mit einem Schloss an der Liege zu befestigen.
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Reger Betrieb auf dem Bahnhof
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Fast alle Ansagen beginnen mit einem oder mehreren Windows-Fehlermeldungstönen, ehe der etwas nervige Gong und die Ansage beginnt.
https://www.dropbox.com/s/0horrklnyva5iw4/I...abad_b.mp3?dl=0
Während wir die Fußgängerbrücke überqueren, spricht uns ein Mann an. Woher wir denn kommen würden? Germany. "Oh, Germany! Country of Hitler, good man! He was a very good man!"

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Gute Empfehlung - ich habe nie Fahrgäste auf dem Zugdach gesehen. Aufgrund der Reisegeschwindigkeiten und der fortschreitenden Elektrifizierung wäre das wohl ein ziemliches Selbstmordkommando.

Ein historisches Fahrzeug gehört auf dem Bahnhofsvorplatz quasi zum Standard.
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Mosaik im Bahnhofsgebäude
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Beitrag von Entenfang »

Ausstellung zum in den letzten Jahren in fast allen Wagen nachgerüsteten, geschlossenen WC-System.
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Hier eine kurze Erklärung zum Funktionsprinzip:
https://economictimes.indiatimes.com/indust...23.cms?from=mdr
Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch nicht bestätigen, dass die Frischluftzufuhr ausreichend ist...

Wir haben ein Hotel direkt am Bahnhof und ich hatte extra um ein Zimmer zur Bahnhofsseite gebeten. Dabei habe ich die Rechnung ohne die Inder gemacht - Fenster werden überbewertet, schließlich lassen sie ja nur die Hitze rein und man müsste sie regelmäßig putzen.
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Das Fenster geht zwar zur Bahnhofsseite, ist aber derart stark getönt, dass im Zimmer bei hellstem Sonnenschein schwaches Dämmerlicht herrscht. Mit über 40 ¤ für das Doppelzimmer ist es mit Abstand unsere teuerste Unterkunft. Aber mangels ausländischer Touristen in Allahabad ist die Auswahl an (brauchbaren) Hotels für Ausländer sehr begrenzt. Ist man abseits der üblichen Touristenrouten unterwegs, kann es schnell zum Problem werden, dass Unterkünfte in Indien eine besondere Berechtigung brauchen, um Ausländer aufnehmen zu dürfen.
Für den Preis gibt es ja auch richtig guten Service. Nachdem wir eine Stunde in der Lobby gewartet haben, bis unser Zimmer bereit ist, werden wir von einem Kofferträger zu unserem Zimmer geführt. Ausführlich erläutert er, wie man den Wasserkocher und den Fernseher bedi... Kreisch! Plärrr! Kabbbbuuuuum! Um Gottes Willen, schalt das Ding bloß wieder aus!
Aber eine zweite Decke hätten wir ganz gern, denn im Zimmer ist es etwas kühl.
Er kommt nach drei Minuten wieder und legt sie aufs Bett. Danke, aber könnte ich vielleicht auch einen Deckenüberzug haben?!

Wir beschließen, ein westliches Mittagessen einzunehmen und suchen Domino's Pizza im Bahnhof auf. Westliche Ketten wie Pizza Hut, KFC oder McDonalds gibt es in fast jedem größeren Bahnhof.
Interessant finde ich, dass am Haupteingang das Gepäck gescannt wird, man den Bahnhof aber auch von der anderen Gleisseite über die Fußgängerbrücke betreten kann und das Gepäck auf diesem Weg nicht gescannt wird. Es gibt außerdem zwei Eingänge zum Bahnhofsgebäude und - oh Wunder - am zweiten Eingang wird das Gepäck auch nicht gescannt. Willkommen in Indien!

In Bahnhofsnähe gibt es einen Park. Wir nehmen die verpackte Pizza und hoffen, dass wir dort nicht abgewiesen werden. Wo soll man in diesem stinkigen Chaos sonst sein Mittagessen einnehmen?
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Auf dem kurzen Fußweg werden wir permanent angestarrt. Es ist offensichtlich, dass wir jetzt einen Ort erreicht haben, in dem man den Anblick von Ausländern nicht gewohnt ist.

Glücklicherweise hält uns niemand auf, als wir die Pizzakartons in den Park tragen und uns mangels Bänken auf irgendeinem Betonschacht niederlassen, aus dem irgendwelche Kabel herausstehen.
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Man beachte die extra Päckchen Oregano und - natürlich - Chili. Ich habe nur Oregano drauf und die Finger schön vom Chili gelassen. Es war die richtige Entscheidung, denn selbstverständlich ist eine Pizza Margherita auf den indischen Geschmack angepasst, d.h. sie ist schon mit Chili gewürzt.

Muslime sind hier deutlich präsenter und man sieht zahlreiche verschleierte Frauen. Ein Pärchen knutscht am Wegesrand, ein anderes läuft den Weg entlang. Plötzlich reißt die Frau dem neben ihr gehenden Mann das Handy aus der Hand und pfeffert es auf den Steinboden. Ein paar Teile fliegen in alle Richtungen, während sie erhobenen Hauptes und zügigen Schrittes vorauseilt und der Mann, leicht peinlich berührt, die Teile einsammelt und den Akku wieder einsetzt.

Ein stark hinkender Hund hat unsere Pizza gerochen und versucht, ein paar heruntergefallene Krümel aufzulecken. Es ist deutlich erkennbar, dass die Armut hier wesentlich größer ist als in den bisher besuchten Orten. Auf den Straßen sind viel weniger Autos unterwegs, dafür mehr Fahrräder und Fahrradrikschas, beide inzwischen in Jaipur und Agra ein relativ seltener Anblick. Außerdem haben hier viele Rikschas einen Elektromotor. Der menschliche Umgang ist rauer und das Verhalten "unzivilisierter". Überall pinkeln und kacken die Menschen ungeniert an den Straßenrand - den Gestank kann man sich vorstellen.
Dass wir hier etwas Besonderes sind, merkt man nicht nur daran, dass wir ständig angestarrt werden, sondern auch daran, dass wir auf Schritt und Tritt um Selfies gebeten werden.
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Auch die Englischkenntnisse werden schlechter - ich nehme mal an, dass hier Cloak Room gemeint ist.
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Im Park gibt es diese hübschen Grabdenkmäler
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Improvisation gehört in Indien dazu - ich glaube, in Indien gibt es nichts, das nicht irgendwie hingepfuscht oder -improvisiert ist.
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Mülltrennung in Indien - wet garbage scheint Biomüll ähnlich zu sein
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Ich entscheide mich dagegen, noch den Zusammenfluss von Yamuna und Ganges aufzusuchen und bleibe einfach in der angenehmen Wärme des Nachmittags sitzen.
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Ein kleines Mädchen bettelt um Essen und erhält von einem fetten Mann einen Hieb auf den Kopf, als es ihm nachläuft.
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Beitrag von Entenfang »

Rückweg durch den Bahnhof
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Ich nehme eine Fahrradrikscha zum Big Bazaar.
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Nein, das ist nur der Vorplatz. Hinter Big Bazaar verbirgt sich tatsächlich kein Basar, sondern ein Supermarkt, der unserer Vorstellung am ähnlichsten kommt. Mit Rucksack darf man allerdings nicht rein, vermutlich, damit man nichts klauen kann. Sämtliche Gepäckstücke müssen in der Garderobe am Eingang deponiert werden. Da man ausdrücklich keine Wertsachen drinlassen soll, hänge ich mir die Kamera notgedrungen um den Hals. Muss furchtbar bescheuert aussehen und stört auch irgendwie beim Einkaufen, aber welche Wahl habe ich?
Schließlich finde ich das am dringendsten benötigte Produkt - Papiertaschentücher für meine triefende Nase, ein in Indien ähnlich schwer erhältliches Produkt wie Klopapier. Drei stehen vor mir an der Kasse. Was in Deutschland vielleicht fünf Minuten dauern würde, dauert hier ewig. Erst werden die ganzen Artikel in gemächlichem Tempo gescannt, dann dauert das Zahlen mit Karte ewig und drei Bons werden ausgedruckt, alle Artikel nochmal überprüft, um dann den Zettel dem Wachmann am Ausgang hinzuhalten, welcher die Artikel ein drittes Mal überprüft. Eine halbe Stunde später kann ich endlich den Rückweg antreten. Wie auch auf der Hinfahrt will der Rikschafahrer erst 1,20 ¤ und ich handle den Preis auf die Hälfte herunter. 100 Rupien scheint der Kann-man-ja-mal-versuchen-Preis bei Ausländern für Kurzstrecken zu sein.

Da ich keine Motivation habe, das Hotel nochmal zu verlassen, entscheiden wir uns für das Abendessen im Hotel. Es gibt Buffet - keine gute Wahl, wie sich bald herausstellt. Denn das ist auf den indischen Geschmack ausgelegt und nicht medium spicy. Ich kriege es nach einer Weile selbst mit viel Wasser und Reis nicht mehr herunter, es sollte das einzige Mal auf der Reise bleiben und ist vielleicht auch dem sich anbahnenden Halsweh geschuldet.
Die zahlreichen einheimischen Gäste - übrigens ausschließlich Männer - rülpsen laut, schaufeln sich das Essen im Stehen direkt am Buffet rein und einer stellt einfach seinen benutzten Teller auf unserem Tisch ab, als er das Restaurant verlässt.

Wir beschweren uns an der Rezeption - am späten Abend besetzt von denselben zwei Personen wie am Morgen bei unserer Ankunft - dass die Klimaanlage nicht funktioniert, um unser Zimmer etwas aufzuheizen. Sie schaltet sich nach paar Sekunden immer wieder aus.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns der Rezeptionist direkt ins Gesicht lügt, als er behauptet, das Problem wäre bekannt, ein Techniker würde sich bereits darum kümmern und in wenigen Stunden müsste es eigentlich wieder funktionieren.
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Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Ganz großes Kino! :) Finde ich Wahnsinn, so eine Reise zu planen und durchzuziehen. Vor allem den Teil, wo Ihr wirklich durch absolut untouristische Gegenden streift. Wie war denn eigentlich Euer Sicherheitsgefühl während der Reise? Mal abgesehen von hungrigen Affen, den üblichen Guides (die Du ja schon aus Marokko kennst) und dem angestarrt werden - wahrscheinlich ist das mit Abstand gefährlichste der Straßenverkehr, oder?

Und vielleicht willst Du Dir die Antwort eher bis zum Ende des Reiseberichts aufsparen, aber: würdest Du wieder hin? Oder reicht es dann nach 6 Wochen Chaos auch, und man ist froh, wieder im ruhig-geordneten Europa zu sein?
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Beitrag von Entenfang »

Oliver-BergamLaim @ 7 Aug 2020, 15:33 hat geschrieben:Finde ich Wahnsinn, so eine Reise zu planen und durchzuziehen.
Wars auch. :D

Im Ernst - die Planungen waren außerordentlich schwierig. Obwohl ich zeitlich quasi völlig flexibel war, gab es zahlreiche planerische Hürden. Der erste Haken war, dass ich so früh wie möglich im Jahr losfahren wollte, weil es im März schon wesentlich heißer und im April mit verbreitet Temperaturen an der 40°-Marke (für mich) absolut unerträglich wird. Die nächste Schwierigkeit war, die Interessen eines Eisenbahnfans mit denen eines Luftverkehrsfans unter einen Hut zu bekommen. Da ich davon ausgegangen war, nach Kalkutta wieder zurück nach Jaipur zu fahren, wollte ich eigentlich lieber Jaipur - Varanasi - Kalkutta - Agra - Jaipur fahren. Dadurch wären alle Etappen ähnlich lang geworden, während mit der "Perlenschnur" der geografischen Abarbeitung die Etappe Kalkutta - Jaipur mit über 36h Bahnfahrzeit abartig lang geworden wäre. Doch das konnte ich nicht durchsetzen, weil zwischen Jaipur und Agra irgendein besonderes Flugzeug fliegt (Freakproblematik halt :D) und Paul 20h Bahnfahrt von Kalkutta nach Agra zu lange empfand, während ich wiederum Inlandsflüge unter allen Umständen vermeiden wollte. Allahabad kam dann noch auf seinen Wunsch dazu und so sind wir bei der tatsächlich umgesetzten Variante gelandet. Mich hätte auch Chandigarh interessiert, wo er Auslandssemester gemacht hat, nur wollte er verständlicherweise die 3 freien Wochen nutzen, um weitere Ecken Indiens zu erkunden. Von Chandigarh ist es auch nur noch ein Katzensprung bis Kalka, wo die Schmalspurbahn nach Shimla im Himalaya startet. Das war noch eine weitere Idee, die ich anfangs hatte, aber später rausgeflogen ist.
Als wir uns dann auf eine Route geeinigt hatten, habe ich zwei ganze Tage mit der Fahrplanauskunft herumgespielt. Welche Züge fahren wo, welche sind noch nicht ausgebucht, wo fahren besonders interessante Zugleistungen, welche Züge haben keine derben Durchschnittsverspätungen von mehreren Stunden? Dabei gilt bei mir immer das Ausschlusskriterium von Nachtfahrten im Sitzwagen sowie Abfahrt/Ankunft/Umstieg mitten in der Nacht, was sich in Indien durchaus auch als Problem herausgestellt hat.

Diese "heiße" Phase der Reiseplanung ist zwar immer anstrengend, aber irgendwie hat es für mich auch seinen besonderen Reiz. Ganz klar, Reisen, wie ich sie mache, bietet kein Reisebüro an, aber es würde was fehlen, wenn ich nicht selbst planen würde. ;)
Vor allem den Teil, wo Ihr wirklich durch absolut untouristische Gegenden streift.
Und da ist tatsächlich das Gegenteil der Erwartung der Fall. Je untouristischer, desto besser. Denn je touristischer eine Gegend, desto schlimmer die Belästigung, Abzockversuche etc. Damit meine ich jetzt weniger Rikschas, denn die zocken selbst Einheimische ab, wie mir meine Bekannte immer wieder erzählt hat. Das ist mit ein Grund, warum Uber in Indien so wahnsinnig beliebt ist.
Dieselbe Erfahrung habe ich übrigens auch in Marokko gemacht. Marrakesch war eine absolute Katastrophe, während Casablanca ganz ok war.
Wie war denn eigentlich Euer Sicherheitsgefühl während der Reise?  Mal abgesehen von hungrigen Affen, den üblichen Guides (die Du ja schon aus Marokko kennst) und dem angestarrt werden - wahrscheinlich ist das mit Abstand gefährlichste der Straßenverkehr, oder?
Ein Sicherungstechniker würde jetzt vielleicht nachhaken, ob du mit Sicherheit Safety oder Security meinst. ;) Frei übertragen auf die Reise würde ich Gefahren im Straßenverkehr und durch offene Kanalschächte unter die Kategorie Safety, die Gefahr von Übergriffen unter Security verbuchen. Dabei würde ich klar sagen, Safety ist eine Katastrophe, Security kaum ein Problem. Es gab nur eine einzige Situation, in der ich mich wirklich unwohl gefühlt habe, dazu kommt dann zu gegebener Zeit noch was und einen (kleinen) körperlichen Übergriff gab es auch, aber den hätte ich eigentlich vorhersehen und vermeiden können, auch dazu kommt noch was.

Guides und Händler sind ja eigentlich nur nervig, aber kein Problem der Sicherheit. Angestarrt werden ist vielleicht unangenehm, aber auch nicht gefährlich. Ein Unterschied zu Marokko ist mir doch recht deutlich geworden (und Paul, der auch schon in Marokko war, hat das ähnlich gesehen): Die Inder sind einfach schamlos dreist-frech und lügen dir freundlich lächelnd ins Gesicht, um Geld zu verdienen. Die Marokkaner sind dagegen deutlich körperlich aggressiver und sehr beleidigend, was ich als wesentlich "gefährlicher" und unangenehmer empfunden habe. Aber vielleicht ist das einfach eine Typsache, und so habe ich dann in Indien irgendwann auch einfach freundlich-lächelnd gelogen, um zum Ziel zu kommen, während ich in Marokko ganz sicher keine Schlägerei angezettelt hätte. ;) Dass der Straßenverkehr die größte Gefahr in Indien darstellt, würde ich sofort unterschreiben.
Und vielleicht willst Du Dir die Antwort eher bis zum Ende des Reiseberichts aufsparen, aber: würdest Du wieder hin?
Kurze Frage, kurze Antwort: JA!!! :D
Bei allem Chaos gibt es auf der Reise auch sehr viele schöne Momente und als so knapp 5 Wochen vergangen waren und ich noch ein paar Tipps bekommen hatte, welche interessanten Eisenbahnstrecken ich alle nicht gesehen habe, war für mich klar, dass es einen 3. Besuch in Indien geben muss. Und ich habe ja immer noch nicht den Süden gesehen, der kulturell und kulinarisch durchaus anders als der Norden ist (z.B. wird dort Rindfleisch gegessen) und Indien hat auch herrliche Natur zu bieten und das ist dann auch nicht so anstrengend wie die Metropolen. Das Land fasziniert mich einfach - die Kultur, das Essen, die Eisenbahn und alles ist so anders als bei uns. Gelegentlich muss mal ein großes Abenteuer her. :P
Oder reicht es dann nach 6 Wochen Chaos auch, und man ist froh, wieder im ruhig-geordneten Europa zu sein?
Ich würde es anders formulieren - 6 Wochen waren deutlich zu lang. Gar ein Auslandssemester dort zu verbringen, wäre absolut nichts für mich. Ich denke, 4 bis 5 Wochen wären das Optimum gewesen und ein guter Kompromiss aus langer Anreise, großem Land und was man noch ertragen kann. Um hier keine Illusion zu erzeugen - die Reise war unfassbar anstrengend. Ich habe 2 Wochen eine verschleppte Erkältung gehabt, anschließend Durchfall, am schlimmsten aber war die psychische Belastung. Die ganzen Anekdoten lesen sich jetzt vielleicht hinterher (auch für mich) ganz lustig, aber wenn du selbst drinstehst, von allen Seiten angehupt wirst, die Affen auf dem Baum rumspringen und dich der 27. Typ anquatscht und du einschätzen musst, ob er dir wirklich nur helfen will oder doch eher ins Geschäft seines Cousins führen will, dann bist du einfach nur ständig maximal angespannt. Ich war jeden Abend nicht nur körperlich müde von der Hitze und vom Rumlaufen, sondern habe mich gefühlt wie nach einer mehrstündigen Klausur an der Uni. Man muss ständig 120% geistesgegenwärtig sein, wenn man auf der Straße unterwegs ist. Die Mofas kommen von allen Seiten, man sollte die Augen also am besten vorne, hinten, links und rechts gleichzeitig haben. Ach, und unten nicht vergessen, sonst tappst du in irgendeine Pfütze undefinierbarer Flüssigkeit, in einen ekligen Müllhaufen, stolperst über irgendeinen Stein oder fällst in einen offenen Kanalschacht. Dazu kommt, immer vor Abzocken auf der Hut zu sein, ständig mit unfassbarer Armut, Menschen ohne Beinen, hungernden Kindern etc. konfrontiert zu sein und permanent in Gespräche verwickelt zu werden, bei denen ich natürlich nicht unhöflich-abweisend sein wollte, wenn wirklich nur ein Einheimischer neugierig war und Smalltalk machen wollte, während man bestimmt-abweisend sein muss, wenn es sich um einen Guide handelt.

Es gab durchaus Momente nach rund 3 Wochen, wo es mir wirklich gereicht hat, ich am liebsten einfach nur 2 Tage in meinem Bett daheim in einem sauberen, ruhigen und wohltemperierten Zimmer gelegen hätte, um den Husten endlich loszuwerden. Denn wann immer ich gedacht habe, mal einen Ort zum Entspannen gefunden zu haben, kam ein pfeifender Wachmann zum Rauswurf, ein Bettler, der nicht mehr verschwinden wollte... Gegen Ende der Reise kam dann noch ein weiterer Faktor dazu - Corona. Lange habe ich davon gar nichts mitbekommen, weil ich einfach gar keine Zeit hatte, deutsche Nachrichten zu verfolgen. Während in Deutschland schon die Supermärkte leergekauft wurden, lief in Indien alles ganz normal. Und ganz zum Schluss stand dann ganz akut das Risiko im Raum, nicht mehr heimfliegen zu können.

Also ja, ich war heilfroh, als ich nach 6 Wochen wieder in der Heimat war, es war nicht alles angenehm, aber trotzdem eine tolle Reise und die wirklich bösen Überraschungen sind ganz ausgeblieben. Keiner musste ins Krankenhaus, uns wurde nichts geklaut, wir wurden nicht übel abgezockt oder betrogen wie in Marrakesch, es gab keine Streiks, großen politischen Proteste (noch im Dezember war das durchaus ein Faktor, der zum Problem hätte werden können), keinen Nebel und keine derbe verspäteten oder ausgefallenen Züge. Nichts musste spontan umdisponiert werden (habe ich dann aber ohne Not aus freiwilliger Entscheidung trotzdem gemacht, auch dazu später mehr) und alles in allem ist es wirklich ein mittelgroßes Wunder, dass die Reise so gut gelaufen ist, wie sie gelaufen ist und ich bin sehr froh, dass ich sie geplant und dann auch bis zum Ende durchziehen konnte. :)


Tag 9 Allahabad -> Varanasi

Wie groß Service in unserem Hotel geschrieben wird, erfahren wir um halb 7, als einfach an allen Türen geklopft wird, obwohl wir gar keinen Weckdienst beantragt haben. Hier erkennt man die Wünsche der Gäste, bevor diese sich selbst darüber bewusstwerden. Grmpf.
Und weil das noch nicht reicht, klingelt um halb 10 dann auch noch das Telefon. Frühstück wäre fertig. Aha, gibt doch Buffet...
Die Klimaanlage dagegen hat - oh Wunder - natürlich nicht funktioniert und tut es immer noch nicht.

Wir nutzen die verbleibende Stunde, um der nahegelegenen All Saints' Cathedral einen Besuch abzustatten. Natürlich wollen uns wieder alle Rikschafahrer irgendwohin fahren und wir müssen sie abwehren. Oh, kommt man da überhaupt durch?
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Die Antwort lautet ja.
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Fragt nicht nach dem Sinn...

Die hübsche Deko auf vielen Fahrzeugen finde ich immer wieder beeindruckend. So eine Mühe würde sich in Deutschland wohl niemand machen.
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Die Kirche ist von einem geschlossenen Zaun umgeben und der Zugangsweg zugewuchert. Lost Place trifft es ganz gut.
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Auch dieser klapprige Bus wirbt wie viele deutsche Verkehrsbetriebe großflächig für die Konkurrenz - an die Idee eines Mofa-Taxis muss ich mich erst gewöhnen und den Fahrstil der Fahrer will ich mir lieber nicht vorstellen.

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Schulbusse sind in Indien grundsätzlich nicht klimatisiert.

Ein verwunschener Garten am Straßenrand
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Als wir unser Gepäck im Hotel abholen, bitten uns die Rezeptionisten, selbstverständlich dieselben wie gestern Morgen, gestern Abend und heute Morgen, um ein Selfie.

Wo geht's hier lang?
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Und was genau darf ich mir unter einer Deluxe Toilet vorstellen?

Oftmals heißt es doch, dass indisches Essen in Deutschland an den deutschen Geschmack angepasst wäre. Umgekehrt geht das jedenfalls auch - wie wäre es mal mit einer Pizza Paneer mit extra Chili?
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Das hübsche Asig mit Richtungssignalisierung und Rangiersignal
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Beitrag von Entenfang »

Bald historisch dürfte dieses Bild sein - im Zuge der Ausmerzung des kolonialen Erbes wurden zahlreiche Städte umbenannt (Bombay -> Mumbai, Calcutta -> Kolkata etc.). Auch Allahabad heißt seit 2018 offiziell Prayagraj. Der Bahnhof hat die Umbenennung aber noch vor sich.
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Pausenräume für das Lokpersonal
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Auf uns wartet eine Fahrt mit dem Vande Bharat Express, ein neuer Premiumzug seit Februar 2019. Er ist Indiens erster Triebwagen für den FV (für den Vorortverkehr gibt es sowohl ET als auch VT bereits länger). Ich bin nicht der einzige, der die Einfahrt festhalten will und so kann ich nur durch kurzen Sprint das Zulatschen meines Bildes verhindern.
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Auch wenn der Tw nach HGV aussieht und Testfahrten bis 180 km/h absolviert hat, fährt er im Regelbetrieb nicht schneller als 130 km/h. Indiens einzige Strecke für 160 km/h führt von Delhi nach Agra, welche der Vande Bharat Express auf seinem Weg von Delhi nach Varanasi über Kanpur und Allahabad aber nicht befährt.

Ich habe mich für Executive Chair Car entschieden - ein bisschen Luxus muss auch mal sein. Für 15 ¤ auf 170 km bekommt man bequeme 2+2-Bestuhlung mit riesigem Sitzabstand und Mittagessen.

Die Suppe zu Beginn lässt noch Luft nach oben
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Fast eine halbe Stunde zuckeln wir mit 15 km/h dahin.
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Der Fahrgastraum hat europäischen Standard und es gibt Vakuum-WC. Nur die Bildschirmprogrammierung ist mal wieder indischer Standard - der englische Text passt nicht ins Feld und ob 2,4 Minuten Verspätung wirklich aussagekräftig sind?

Das üppige Mittagessen bestehend aus 2 Chapattis, Reis, Dal, Bohnencurry, Paneer und Joghurt
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Schließlich beschleunigt der Zug zügig auf 110 km/h. Eine Kuh rennt erschrocken davon. Warum sind eigentlich die meisten Tiere so entsetzlich knapp angebunden, dass sie sich kaum um die eigene Achse drehen können?
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Unser Wagen ist ziemlich leer, vermutlich hat der Fahrpreis doch eine abschreckende Wirkung. Außer uns sind noch einige Touristen, indische Geschäftsleute mit Macbook und Inder in Flipflops im Wagen. Die meisten Einheimischen telefonieren ununterbrochen.
Alle Sitze sind drehbar und werden zur Fahrtrichtung ausgerichtet.
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Leider gibt es auch Wandfensterplätze.
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Beitrag von Entenfang »

Die AC Chair Car haben 3+2-Bestuhlung und deutlich geringeren Sitzabstand.
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Einige Male kann ich Menschen sehen, die am Gleiskörper stehen und die Vorbeifahrt des Zuges mit ihrem Handy filmen. Überpünktlich und viel zu schnell endet die Fahrt nach knapp zwei Stunden schon in Varanasi - in den gemütlichen Sitzen wäre ich gern noch ein paar Stunden weitergefahren.

Der Vande Bharat Express hat ein außergewöhnliches Feature - eine seitenselektive Türfreigabe. Kaum öffnen sich die Türen, stehen auch schon etliche bettelnde Kinder davor, die auf das übriggebliebene Essen hoffen. Das Zugpersonal verscheucht sie. Und Bäääm - wieder in der Realität angekommen. Während ich noch zur Zugspitze laufe, ziehen kleine Kinder an meinem T-Shirt und betteln.

Ein Grund, stolz zu sein?
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Mit Sicherheit. Vom Komfort her braucht sich der Zug nicht zu verstecken. Mit 8h Reisezeit für die 759 km von Delhi bis Varanasi setzt der Zug auf jeden Fall neue Maßstäbe in puncto Geschwindigkeit auf längeren Strecken.

Und so sieht die Zugspitze eines Premiumzuges aus, der seit 1 Jahr (!) im Einsatz ist:
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Ein paar Kühe hat der sicher schon mitgenommen...
...und so ganz intakt sind die Fenster auch nicht mehr.
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Es ist wirklich erschreckend, in welchem Zustand sich der Tw befindet und ich frage mich, ob es an der in Indien üblichen mangelhaften Wartung oder an den extrem harten Bedingungen im Allgemeinen oder an beidem in Kombination liegt. In Indien wirkt einfach alles, aber wirklich alles innerhalb kürzester Zeit abgewirtschaftet und kaputt.

Nach 1h Wendezeit tritt der Zug die Rückfahrt nach Delhi an. Damit gelingt der Tagesumlauf perfekt (New Delhi ab 6:00 - Varanasi an 14:00/ab 15:00 - New Delhi an 23:00). Da der Zug nur an 5 Tagen pro Woche verkehrt, nehme ich an, dass es nur diese eine Garnitur gibt und man auch noch 2 Tage für die Wartung braucht.

Die Tür zum Führerstand steht offen, aber rein darf ich leider nicht. Von einem schnellen Foto kann mich immerhin niemand abhalten.
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Bemerkenswert finde ich das Speedometer unter dem Tacho (vielleicht wie AFB?) und die Kameras zur Abfertigung.

Immer wieder herrlich finde ich es, wenn direkt unter einem Verbotsschild das entsprechende Verbot missachtet wird.
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Das Gewusel im Empfangsgebäude
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Als wir den Bahnhof verlassen, werden wir sofort von Rikschafahrern belagert. Sie wollen knapp 2 ¤ für die Fahrt haben und damit genauso viel wie Uber, das aber auf die Schnelle nicht zu bekommen ist. Als wir Anstalten machen, weiterzugehen, lässt sich der Preis doch noch auf 1,70 ¤ drücken.

Hier scheint es nochmal deutlich chaotischer zuzugehen als bisher.
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Wir landen auf einer Kreuzung, ab der angeblich keine Autorikschas weiterfahren dürften, nur Fahrradrikschas. Natürlich wird uns sofort eine vermittelt. Gewusel und Gehupe kommt aus allen Richtungen.
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Mir fällt auf, wie viele Menschen entsetzlich schlechte Zähne haben. Höchstwahrscheinlich ist das eine Folge des in Indien sehr beliebten Kautabaks.

Eine Fahrradrikscha zu zweit mit Gepäck ist verdammt eng und viel zu schwer, sodass der Fahrer ständig absteigen und schieben muss. Das Hauptproblem ist, dass er keine Ahnung hat, wo genau unser Gästehaus eigentlich ist. Nach über einer Viertelstunde herumfragen und großer Ratlosigkeit zahle ich ihn aus und versuche es lieber mithilfe von GPS selbst.

Auch wenn wir vorgewarnt waren, dass die engen Gassen nicht sehr sauber und ein furchtbares Labyrinth sind, gelingt mir der Weg zum Gästehaus.
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Beitrag von Entenfang »

Ich war nie begeistert von der gewählten Unterkunft und wie sich herausstellt, sieht die nähere Umgebung so aus:
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Ich schleppe meinen Koffer durch Schutt und Müll und lande schließlich im einzigen Haus inmitten einer riesigen Baustelle.
Und wenn man glaubt, allzu sparsam sein zu müssen, bekommt man für 9 ¤ pro Nacht dieses Zimmer mit 10 cm breitem Spalt unter den Türen (zur alleinigen Nutzung, weil das eigentlich gebuchte Doppelzimmer nicht zur Verfügung steht)...
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...und eine Dachterrasse, die eine rein betonierte Fläche ohne Sitzgelegenheit oder Sonnenschutz, dafür aber komplett zugemüllt ist und offenbar regelmäßig dazu dient, den zurückgelassenen Müll der Gäste einfach zu verbrennen, denn Mülleimer gibt es in unserem Zimmer keinen.
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Da die Orientierung in den engen Gassen so schwierig ist, versucht man die Kunden mit gemalten Hinweisen zu lotsen. Man beachte die falsche Schreibweise von "breakfast".
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In den Gassen gibt es zahlreiche Hingucker und so dauert ein Fußweg meistens deutlich länger als voranschlagt und das nicht nur, weil man alle 20 m überprüfen muss, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.
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Beitrag von Entenfang »

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Am anstrengendsten sind nicht nur die Menschenmassen, ...
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...die sich durch die Gassen drängen, sondern die Mofas, deren Fahrer den Fußgängern gerne direkt ins Ohr hupen. Hier eine Parkgarage:
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Es gibt zahlreiche Reisebüros, die bildlich für ihre Dienste werben, Zugfahrkarten zu buchen. Interessant finde ich dabei so manch verwendetes Bild...
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Vande Bharat Express scheint besonders beliebt zu sein.
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Und manchmal lohnt auch ein Blick auf die Schreibweise deutscher Fluggesellschaften.
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Schmuckwaren
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Ein Schrein an der Hauswand
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Wie auf allen Bildern unschwer zu erkennen ist die Altstadt von Varanasi zurecht berühmt-berüchtigt für ihre besonders schlechte Bausubstanz.
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