Hot Doc @ 16 May 2019, 13:56 hat geschrieben:Das kann ich nachvollziehen, auf der anderen Seite schleppt man den MET seit Jahren mit und hat damit eine noch kleinere Serie, die noch nicht einmal geschwindigkeitstechnisch in den restlichen Furpark passt (auch wenn die 20km/h weniger wohl nicht so viel ausmachen). Interessant auch, dass die Bahn ja anfangs wohl meinte für 7 Züge eine eigene Serie überhaupt erst kaufen zu müssen. Man hätte ja durchaus auch normale Reisezugwagen in Hotelversion kaufen können.
Ganz einfach: Es damals zu Spätbundesbahnzeiten, nach der Wende und zu Beginn des modernen Europas Ideen, die perspektivisch spurwechselfähige Langstreckenzüge für Fahrten ins russische und spanische Netz benötigt hätte. Mit dem Begriff Hotelzug wollte man sich ja schon vom damals gewöhnlichen Nachtschnellzug abheben. Der preiswerte Umbau noch gar nicht so alter Schnellzugwagen, den man zu der Zeit z.B. für InterRegio und den anfangs multinationalen CityNightLine betrieben hat, hätte also nicht so viel geholfen.

In Laufe der 90er Jahre gingen solche Ideen aber genauso baden wie im Güterverkehr der
Cargosprinter, der
InterCargoExpress und der
ICE-G, wo die DB bis auf letzteren auch Prototypen in Betrieb hatte, die zumindest bei der DB nicht sehr alt wurden.
Hot Doc @ 16 May 2019, 13:56 hat geschrieben:Es ist die selbe Serie.
Metropolenbahner @ 16 May 2019, 15:00 hat geschrieben:Zulassung: Erinnere mich gerade dunkel an die Steuerwagen des SH-Expresses, die wurden - falls ich nicht falsch liege - von 140 auf 160 durch Drehgestellwechsel "umgebaut".
Nein, das sage ich ja dauernd. Nur weil Züge gleich ausschauen, heißt das gar nichts. Schon gar nicht für Updates nach zig Jahren und heute völlig anderen Rahmenbedingungen. Die deutschen Alt-Talgos waren nie für 160 km/h zugelassen, weil sie schon dafür eine Mg-Bremse gebraucht hätten. Ein stinknormaler Bm (egal ob DR oder DB) von 120 auf 200 km/h hoch- und runterrüsten geht deswegen, weil das schonmal zugelassen war und eine Zulassung wohl nicht verfällt, wenn man's irgendwann wieder (nachweislich) genauso aufbaut, wie's mal zugelassen war. Schönes Beispiel: Aus irgendeinem Wrack mit Typenschild eine Dampflok wiederaufbauen wie sie bzw. die Baureihe irgendwann früher nach den damaligen Regelungen mal zugelassen war. Irgendwas darüber hinaus, z.B. durch modernen Umbau eine Lok der Baureihe 52 statt für 80 für 90 km/h zulassen wird eher nicht klappen. Das war so nie zugelassen, wäre also wohl heute nach den aktuellen Regeln neu zuzulassen und die erfüllt eine 52 garantiert nicht.

Und bei den alten Talgos dürfte eben genauso die Frage sein, was über die bestehende Zulassung möglich wäre und was nicht. Ich bin kein Experte für Fahrzeugzulassungen, aber einfach mal eine Mg-Bremse an eine alte Kleinserie dranbauen, die sowas nie hatte, kannst du aus meiner Sicht komplett vergessen.
Die Zulassung der Steuerwagen für den SH-Express war übrigens 2005 oder früher. Damals dürfte vieles noch anders gewesen sein, das sollte man nicht vergessen. Aber Halberstädter mit Drehgestellbauart GP 200-S-Mg waren damals schon nichts neues, auch als Steuerwagenumbau nicht. Ob es mit einem Bn geklappt hätte, darf aber bezweifelt werden. Bei dem wäre eine Ausrüstung mit dem schweren MD36 und Mg-Bremse nix, was nicht irgendwo über eine Altzulassung herargumentiert werden könnte. Im Gegensatz zu den Halberstädtern sind die West-Silberlinge ja nicht "einfach" nur Bm anderer Türanordnung gewesen. Möglich, dass die SH-Steuerwagen damals mehr oder weniger die Zulassung der IR/IC-Steuerwagen mitverwursten konnten oder ob das 2005 vielleicht sogar noch als Neuzulassung ging.
Aktuell braucht wohl Go Ahead in ein paar Wochen Ersatzzüge, weil die Zulassung von auf den ersten Blick hundertfach in Deutschland eingesetzten FLIRTs länger dauert. Ist doch die gleiche Serie... Wenn das nicht haargenau das gleiche schonmal zugelassene Baumuster ist, huiuiui... dann ist das eben nicht einer von hunderten FLIRTs, sondern formal mal wieder irgendeine "Kleinserie" für unseren, was ich immer sage, hundmiserabel totfragmentierten Fuhrpark. Igendein besch... Kleinteil wie ein Schiebetritt, der elektronisch an allerlei anderen ganz genau beäugten Sicherungssystemen hängt oder von einem anderen Zulieferer kommt, wird wieder nicht dem entsprechen, was Stadler schonmal zugelassen bekommen hat.
Hot Doc @ 16 May 2019, 13:56 hat geschrieben:Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Der Hersteller des Integral ist pleite und Ersatzteile kann man sich selber bauen.
Nö, hinkt nicht. MAN, Voith, Deuta & Co. gibt's alle noch... Transdev hat meines Wissens die Rechte und sämtliche Pläne an den Integralen. Das dürfte sogar ein Vorteil sein gegenüber den Betreibern der ganzen Bundesbahnklassiker, wo's die Hersteller und Zulieferer schon ewig nicht mehr gibt und teilweise auch eine Pläne bzw. Maschinen mehr existieren. Aber die Frage ist, lasse ich beim Erstausrüster oder nachträglich woanders Teile für 17 Züge mit ohnehin nicht mehr langer Perspektive fertigen oder gibt's einen Markt für meinetwegen Drehfalttüren immer noch hunderter, wenn nicht europaweit gar tausender Reisezugwagen, die diese Teile wohl noch länger brauchen. Bei einem VW Käfer ist es auch wurscht, ob's die Original-Zulieferer noch gibt. Nicht wenige Teile auf dem Markt dürften heute von Firmen kommen, die erst gegründet wurden als längst keine KdF-Wagen mehr vom Band liefen. Das ist nicht das Problem, sondern - ich sag's gerne nochmal - die Stückzahlen. Auch Kleinstserien und Einzelfertigungen sind möglich, nur eben sehr teuer. Es fahren im Museumsbahnbereich heute zig Einzelstücke rum, aber bei EVUs im Wettbewerb kann man nicht sagen, eine maßgefertigte Dichtung für 1.000 Euro, kein Problem. Der Betrieb der Integrale ist für die BOB einfach verdammt teuer geworden. Dasselbe bei den 610, wo auch 20 diesel-elektrische Züge ganz andere Unterhaltskosten haben als 20 Stück der Baureihe 612. Egal wie beliebt oder zuverlässig die Züge sind, im Wettbewerb geht sowas eher nicht.