EasyDor @ 26 Sep 2003, 01:01 hat geschrieben: Genauso verhält es sich mit dem 420er. Wenn einer kommt bin ich drin, um einfach in alten Erinnerungen zu schwelgen, und das Besondere zu genießen.
Aber für die regelmäßigen Fahrten ist mit der 423er einfach lieber. Und ich glaube da spreche ich für die meisten FAHRGÄSTE, wenn ich sage, alt als etwas besonderes ist wunderbar, aber sobald es regelmäßig wird, sollte es der Zeit gerecht sein.
Und so ist der 423 eben, der Zeit gerecht. Schickes Design, elegant, im Innenraum verdammt leise, und (mit den neuen Sitzen) bequem.
Ich bekenne mich hier mal ganz offen zu diesem Fahrzeug, nicht weil es modern ist (und deswegen toll sein muss, diese Eistellung kann ich nicht ganz nachvollziehen), sondern, weil es für mich als Fahrgast, das Gefühl S-Bahn-Fahren vollkommen zum Positiven geändert hat. Das ist übrigens nicht nur die Meinung von mir, sondern die meines kompletten Umkreises.
Sehr gut gesagt, finde ich. Neu heißt nicht immer automatisch "besser", das kann auch ich bestätigen...vor ein paar Jahren hatte ich mir z.B. ein damals topaktuelles 6x-CD-Laufwerk gekauft, das aber eine besch... Fehlerkorrektur hatte und manche CDs, auch wenn sie gar keinen irgendwie erkennbaren Schaden hatten, einfach nicht gefressen hat. Keine Ahnung, woran das lag...ob das allgemein eine Eigenschaft dieses Laufwerktyps war, ob ich ein Montagsexemplar erwischt hatte oder was auch immer, jedenfalls war ich irgendwann einfach nur noch froh, als ich mir ein 8x-Laufwerk zulegte, was auch in Sachen Fehlerkorrektur prima funktionierte. Ich denke mal, auch dies wird ein Beispiel dafür gewesen sein, wie man versucht hat, auf der Basis des Know-hows, welches man mit der vorherigen Generation gesammelt hat, bekannte Schwachstellen auszumerzen und stattdessen quasi im Gegenteil noch erweiterte Leistungen zu bieten. Zumindest von der Ingenieursseite her wird dieses Prinzip vermutlich auch beim Entwurf des 420-Nachfolgers (also des 423) angewandt worden sein - Stichwort Wagenübergänge, die, wie Franz ja hervorgehoben hat, schon zu 420-Zeiten angedacht gewesen waren; optimierte und dem Stand der Zeit angepasste Antriebstechnik; Reduzierung des Innengeräusches und Verbesserung der Luftzirkulation im Innenraum usw.
Ohne Frage kann man darüber streiten, wie gut letztlich jede dieser Aufgaben gelöst worden ist, wenn man sich (auch als Fahrgast) die Leistung des Fahrzeugs im Alltag anschaut. Ich persönlich hätte zum Beispiel die Türsicherung wohl anders konstruiert - ich könnte zwar nicht bis ins letzte Detail sagen, wie genau, aber einzelne Eckpunkte wären z.B. eine akustische Warnung bei
jedem Schließvorgang gewesen, wie bei der Berliner S-Bahn; ich hätte die Einbindung der Lichtschranken anders definiert, um die Möglichkeit, mutwillig die Tür in der offenen Stellung zu blockieren, wie es manche Fahrgäste leider tun, so weit wie möglich zu reduzieren; ich hätte die Schließgeschwindigkeit der Türen erhöht, etwa auf den Wert der Schiebetüren des 420ers, um die Möglichkeit, in aller-aller-allerletzter Sekunde in die zulaufende Tür zu hopsen, unattraktiv zu machen; ich hätte eventuell einen pneumatischen anstelle eines elektrischen Türantriebs vorgesehen, wie bei den 420-Schwenktürern; ich hätte dem Tf eventuell "Außenspiegelkameras" wie bei der Schweizer 482 (war doch die, oder?) gegeben, damit er auf einem seiner Monitore jeden einzelnen Triebzug im Verband insbesondere vor der Abfahrt hätte beobachten können; und wenn ich weiter nachdenken würde, würden mir vielleicht noch ein paar Punkte einfallen - das waren jetzt nur ein paar Sachen, die mir spontan eingefallen sind.
Weiterhin hätte ich vermutlich gleich von Anfang an dickere Sitzpolster vorgesehen - ich habe mit den standardmäßig eingebauten persönlich zwar keine Probleme, aber ich schließe deswegen ja nicht aus, dass andere sie als unbequem empfinden. Ich hätte wohl auch kratzfestes Glas eingebaut - es gibt ja meines Wissens nach Glassorten, die nicht mal mit Stahlwolle oder gar einem Diamanten zu zerkratzen sind, wobei ich jetzt natürlich nicht weiß, wie es mit der Splittersicherheit im Falle eines Unfalles aussähe.
Ich hätte auch eine richtige Klimaanlage vorgesehen, diese zudem mit einer intelligenten Steuerung, die die Anlage nur bei entsprechend hohen oder niedrigen Außentemperaturen und Luftfeuchtigkeitswerten aktivieren würde, ähnlich wie wir sie hier im Haus an der Heizung haben - die fängt auch nur ab einer gewissen Außentemperatur an zu heizen, um Energie zu sparen - und die bei "angenehmen" Außentemperaturen, also z.B. so um die 20 Grad, die Außenluft unbehandelt ins Innere pusten würde (wobei Pollen usw. natürlich stets ausgefiltert würden).
Überwachungskameras im Innenraum wären selbstverständlich auch drin gewesen.
Den Bordcomputer würde ich vermutlich nicht mit Windoof 95 gefüttert haben
...wenn schon ein Micro$oft-OS, dann eher eines auf NT-Basis; NT-basierte Betriebssysteme wie Win 2000 und XP sind meiner Meinung nach generell schon zuverlässiger und weniger fehleranfällig.
Ach so, und ein richtiger Unterbaurahmen wäre natürlich auch drin gewesen...das hätte wahrscheinlich so ärgerliche Sachen wie die schweren Schäden an den 423ern, die in Hannover zu hart gekuppelt wurden, verhindert, und vielleicht auch den 423, der in Renningen (?) über den Prellbock gedüst ist, gerettet. Sicher wär der Zug dadurch ein bisschen schwerer geworden, aber es wäre sicherlich kein Problem gewesen, ihn noch innerhalb des für S-Bahn-Fahrzeuge zulässigen Bereiches zu halten...und ein wenig mehr Gewicht auf den Achsen würde auch die Adhäsion verbessern.
Ja, ich weiß, dass eine Anforderung an den Entwurf der neuen ET-Familie geringe Kosten waren, und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die von mir eben aufgeführten Details einen dementsprechend konstruierten 423-426 merklich teurer in der Anschaffung gemacht hätten...aber ich hatte mich, als ich eben so über mögliche Entwurfsänderungen nachgedacht hatte, bewusst dafür entschieden, geringe Beschaffungskosten mal in den Hintergrund zu stellen. Ich hoffe ja, dass die Bahn, passend zu der Ankündigung von Mehdorn, in Zukunft wieder richtige Prototypentests durchführen zu lassen, nach den Pannen mit den ICE 3, 605, 611 usw. vielleiht doch auch zu einer ähnlichen Ansicht gekommen ist. Und ich sag mal so, auch wenn ein wie oben konstruierter Triebzug vielleicht etwas mehr gekostet hätte, hätte er eventuell doch zu merklich geringeren Betriebskosten in Folge weniger hohen außerplanmäßigen Wartungsbedarfes geführt. Und das Geld, das die Bahn dabei sparen würde, könnte sie dann ja anderweitig und aus Kundensicht womöglich auch sinnvoller verbraten - meinetwegen auch für die Entwicklung von Nachfolgebaureihen, wenn man denn unbedingt an den kürzeren Austauschintervallen festhalten wollte.
Was ich damit sagen will, ist dies...ich fahr auf jeden Fall gern mit dem 423, und fast alle aus meinem Bekanntenkreis, die auch regelmäßig mit der Sause fahren, ebenso - streite aber zugleich nicht ab, dass man ihn in Teilbereichen besser hätte konstruieren können. Das bedeutet aber nicht, dass ich, wenn ich z.B. im Winter bei klirrender Kälte irgendwo am Bahnsteig stehe, nicht einsteigen würde, wenn ein 420er kommt - so Leute soll es ja auch geben, genauso wie es umgekehrt auch der Fall ist, dass Leute partout nicht in einen 423 steigen wollen, selbst wenn sie dann 30 Minuten oder so länger frieren müssten :rolleyes: .
Und Leute, fetzt euch doch nicht immer wieder so aufs Neue, was nun das bessere Fahrzeug wäre - aus so einer Diskussion kommt doch ohnehin außer bösem Blut nichts Brauchbares raus, das merkt ihr doch
...