Warum keine O-Busse in D ?

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
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gmg
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Beitrag von gmg »

Tramalbum @ 23 Nov 2016, 23:46 hat geschrieben: Denn außer dem elektrischen Antrieb hat der Obus im Gegensatz zur Tram keine weiteren Vorteile gegenüber dem Dieselbus.
Er vereint aber Vorteile, die die Tram gegenüber dem Dieselbus hat (z.B. verminderte Feinstaubemmision oder höherer Wirkungsgrad) und Vorteile, die der Dieselbus gegenüber der Tram hat (günstigere Fahrwege).

Das Potenzial dieser Busse wird IMHO unterschätzt.

Man kann doch z.B. Zweisystem-Busse bauen, die streckenweise mit OL fahren und streckenweise mit Diesel oder sogar Batterie.
In Zeiten von E-Bikes und Elektroautos sollte dem Obus als Brückentechnologie eine Renaissnce zustehen -- vor allem wenn man es mit der Energiewende ernst meint.


Bedenklich finde ich auch wie die Verbrennungsmotoren-Lobby immer mit ihrem Argument durchkommt, dass die Emmisionen nur vom Fahrzeug auf das Kraftwerk verschoben werden, wenn man Elektrofahrzeuge einsetzt. Wenn man dieses Argument immer so schluckt, gibt es ja auch weniger Anreiz, regenerative Kraftwerke weiterzuentwickeln.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Wobei Reifenabrieb im Gegensatz zu Schienenabrieb auch eine Menge Feinstaub erzeugt und der Rollwiderstand von Gummireifen auf Asphalt deutlich höher als von Rad/Scheine ist.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
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bestia_negra
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Beitrag von bestia_negra »

gmg @ 27 Apr 2017, 14:11 hat geschrieben: Er vereint aber Vorteile, die die Tram gegenüber dem Dieselbus hat (z.B. verminderte Feinstaubemmision oder höherer Wirkungsgrad) und Vorteile, die der Dieselbus gegenüber der Tram hat (günstigere Fahrwege).

Das Potenzial dieser Busse wird IMHO unterschätzt.

Man kann doch z.B. Zweisystem-Busse bauen, die streckenweise mit OL fahren und streckenweise mit Diesel oder sogar Batterie.
In Zeiten von E-Bikes und Elektroautos sollte dem Obus als Brückentechnologie eine Renaissnce zustehen -- vor allem wenn man es mit der Energiewende ernst meint.


Bedenklich finde ich auch wie die Verbrennungsmotoren-Lobby immer mit ihrem Argument durchkommt, dass die Emmisionen nur vom Fahrzeug auf das Kraftwerk verschoben werden, wenn man Elektrofahrzeuge einsetzt. Wenn man dieses Argument immer so schluckt, gibt es ja auch weniger Anreiz, regenerative Kraftwerke weiterzuentwickeln.
Für eine Brückentechnologie ist der Aufwand der Oberleitungsmontage aber schon arg hoch. Das Geld kann man dann besser gleich in die Zukunftstechnologie stecken. Und das ist der E-Bus ohne Oberleitung.

Man wird ja sehen, wie das mit den E-Bussen läuft. Wenn das klappt, dann gibt es eigentlich kein wirklich gutes Argument mehr für den O-Bus.



Metrobusse wo möglich auf Tram umstellen, den Rest der Busse auf E-Busse. Das muss das mittelfristige Ziel sein.

Man kann noch diskutieren welche E-Bus-Technologie die beste ist. Mit oder ohne Nachladung unterwegs. Falls mit auf welche Art. Batterie, Wasserstoff oder ganz was anderes.

Das ist mMn die Zukunft und nicht der O-Bus.
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Iarn @ 27 Apr 2017, 15:19 hat geschrieben: Wobei Reifenabrieb im Gegensatz zu Schienenabrieb auch eine Menge Feinstaub erzeugt und der Rollwiderstand von Gummireifen auf Asphalt deutlich höher als von Rad/Scheine ist.
Ich gehe trotzdem jede Wette ein, dass Elektrobusse mehreren Tramnetzen das Leben kosten werden.
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Reinhard Busfan
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Beitrag von Reinhard Busfan »

Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen. Das es sich bei den Trambahnen heut zu Tage fast überall um Niederflurbahnen handelt, muss der Quarzsand auch noch mit einem E-Kompressor auf die Schienen befördert werden. Gleiches gilt auch beim Anfahren, wenn z. B. nach längerer Trockenheit Nieselregen fällt. In diesem Fall um die Adhäsion (Reibung) zu erhöhen. In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Iarn @ 27 Apr 2017, 15:19 hat geschrieben: Wobei Reifenabrieb im Gegensatz zu Schienenabrieb auch eine Menge Feinstaub erzeugt und der Rollwiderstand von Gummireifen auf Asphalt deutlich höher als von Rad/Scheine ist.
Ich sage ja nicht, dass er ALLE Vorteile in sich vereint. Ein Obus macht aber weniger Feinstaub als ein Dieselbus. Und wenn wir schon über das Rollen sprechen: er ist auch leiser als Tram und Dieselbus.

@bestia negra: Bist du sicher, dass der Aufwand zu groß ist? Wenn man auf stark befahrenen Strecken Obusse einrichtet, schont man die Lungen und die Ohren der Leute und man spart sich auch das Tanken. Ich kann mir schon vorstellen, dass das der Aufwand für Montage und Wartung wert ist.
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Beitrag von Cloakmaster »

Wie ist es eigentlich mit Obussen, und Abbiegen, also "Weichen" in der O-Leitung? Sind die irgendwie problematisch? Denn bisher kenne ich keine derartige Verzweigungsmöglichkeit - Der Obus wäre also sogar stärker, als eine Tram auf seinem vorgezeichneten Rundkurd "Festgefahren".
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Beitrag von bestia_negra »

gmg @ 27 Apr 2017, 17:15 hat geschrieben: Ich sage ja nicht, dass er ALLE Vorteile in sich vereint. Ein Obus macht aber weniger Feinstaub als ein Dieselbus. Und wenn wir schon über das Rollen sprechen: er ist auch leiser als Tram und Dieselbus.

@bestia negra: Bist du sicher, dass der Aufwand zu groß ist? Wenn man auf stark befahrenen Strecken Obusse einrichtet, schont man die Lungen und die Ohren der Leute und man spart sich auch das Tanken. Ich kann mir schon vorstellen, dass das der Aufwand für Montage und Wartung wert ist.
Gegenüber einem Dieselbus ist der O-Bus natürlich besser was Lärm und Abgase angeht. Das habe ich ja auch nie bestritten.

Ich glaube aber, dass E-Busse ohne Oberleitung ziemlich bald gut genug entwickelt sind, dass sie als städtischer Linienbus taugen. Deshalb bin ich der Meinung, dass es keinen Sinn macht jetzt ein O-Bus-System für viel Geld aufzubauen, nur um es dann in 10 Jahren wieder abzubauen, weil man dann Elektrobusse ohne Oberleitung nutzt. Das meine ich damit, wenn ich sage, dass das für eine Brückentechnologie zu aufwendig ist.

Bei E-Bussen, die ohne Zwischenladung einen Tag lang fahren und in der Nacht geladen werden (so wie die MVG das ja vor hat) hat man den Vorteil, dass man die entsprechende Infrastruktur nur in den Busbetriebshöfen aufbauen muss. Bei einem O-Bus-System musst du quer durch die Stadt Oberleitungen und Trafostationen bauen.

Dazu kommt, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung beim E-Bus deutlich höher sein dürfte als beim O-Bus. Die große Mehrheit der Menschen findet nunmal ein Stadtbild ohne Oberleitungen schöner als eines mit.



Sinnvoll wäre es, wenn sich die deutschen Verkehrsbetriebe und die deutschen Linienbushersteller zusammentun würden, sich auf ein einheitliches System für E-Busse einigen und dann in die Großserie gehen. Wenn alle deutschen Verkehrsbetriebe z.B. ab 2023 nur noch E-Busse kaufen, dann kommt da sicher eine ordentliche Stückzahl dabei raus. Zusammen mit Fortschritten in der Entwicklung, geringeren Wartungskosten, höherem Wirkungsgrad und geringeren Treibstoff/Energiekosten düften die E-Busse dann recht bald über die Lebensdauer gesehen günstiger sein als Dieselbusse. Sauberere Luft und weniger Lärm gibt es noch als Bonus oben drauf.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Cloakmaster
Wie ist es eigentlich mit Obussen, und Abbiegen, also "Weichen" in der O-Leitung? Sind die irgendwie problematisch? Denn bisher kenne ich keine derartige Verzweigungsmöglichkeit - Der Obus wäre also sogar stärker, als eine Tram auf seinem vorgezeichneten Rundkurd "Festgefahren".


Weichen sind kein Problem. Der Fahrer darf nur das Stellen nicht vergessen.
Selbst Kreuzungen mit Tram-Oberleitungen gibt es.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Martin H. @ 27 Apr 2017, 18:32 hat geschrieben: Weichen sind kein Problem. Der Fahrer darf nur das Stellen nicht vergessen.
Selbst Kreuzungen mit Tram-Oberleitungen gibt es.
Wobei irgendeine Stadt inzwischen die Weichen abschafft (hab vergessen welche) - die Busse senken vor dem Weichenbereich den Stromabnehmer und fahren auf Akku weiter, hinter der Kreuzung hebt sich der Stromabnehmer automatisch wieder und es geht weiter per Oberleitung.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von 146225 »

Reinhard Busfan @ 27 Apr 2017, 16:59 hat geschrieben: Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen. Das es sich bei den Trambahnen heut zu Tage fast überall um Niederflurbahnen handelt, muss der Quarzsand auch noch mit einem E-Kompressor auf die Schienen befördert werden. Gleiches gilt auch beim Anfahren, wenn z. B. nach längerer Trockenheit Nieselregen fällt. In diesem Fall um die Adhäsion (Reibung) zu erhöhen. In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
Der Begriff "Magnetschienenbremse" ist bekannt? Dort, wo wirklich Gefahrbremsungen (z.B. wegen unachtsamer PKW-Lenker) erforderlich sind, wird bei der Tram heutzutage eine (sandfreie) solche verwendet.

Darüber hinaus bin ich mir ziemlich sicher: würden im "Feinstaubhauptstädtle" Stuttgart mit seiner nicht gerade ebenen Topographie (die also das Rutschen bzw. Schleudern von Schienenfahrzeugen ggf. eher begünstigt) nur noch elektrisch betriebene Schienenfahrzeuge verkehren und keinerlei Straßenfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, dann wären die Feinstaubprobleme zwar nicht von heute auf morgen gelöst, aber in der Größenordnung doch ein erhebliches, deutlich wahrnehmbares Stück kleiner. Nein, ich fordere das nicht, weil auch mir klar ist, dass das weitestgehend Utopie ist und bleiben wird, aber als Diskussionsbeitrag passt es hierher.
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Beitrag von 146225 »

bestia_negra @ 27 Apr 2017, 17:29 hat geschrieben: Sinnvoll wäre es, wenn sich die deutschen Verkehrsbetriebe und die deutschen Linienbushersteller zusammentun würden, sich auf ein einheitliches System für E-Busse einigen und dann in die Großserie gehen. Wenn alle deutschen Verkehrsbetriebe z.B. ab 2023 nur noch E-Busse kaufen, dann kommt da sicher eine ordentliche Stückzahl dabei raus. Zusammen mit Fortschritten in der Entwicklung, geringeren Wartungskosten, höherem Wirkungsgrad und geringeren Treibstoff/Energiekosten düften die E-Busse dann recht bald über die Lebensdauer gesehen günstiger sein als Dieselbusse. Sauberere Luft und weniger Lärm gibt es noch als Bonus oben drauf.
Das kannst Du in der beabsichtigten Intention vergessen, weil da die Bedürfnisse der Verkehrsbetriebe zu unterschiedlich sind. Nimm nur einen 12-m-Solobus: Städte wie Hamburg oder München brauchen den als 3-Türer, stehplatzoptimiert, mit der Leistung einen Hänger ziehen zu können. Was will der Landbusbetrieb in der Uckermark mit so einem Fahrzeug? Der Landbusbetrieb im Südschwarzwald wird dagegen eine ganz andere Auslegung der Antriebssteuerung fordern als die Uckermärker Kollegen, weil dort der Bus mit wesentlich anderen topographischen Gegebenheiten klarkommen muss. Und der Stadtverkehrsbetrieb in der "Kleinstadt" denkt nochmal anders. In dem Moment, wo es vom 12 m-Bus weg geht zu kleineren oder größeren Fahrzeugen, vergrößert sich die Streubreite der Varianten nochmals.

Und selbst wenn hier ein Baukastensystem Flexibilität bietet und nur die Grundlagen über ein z.B. vom VDV definiertes Lastenheft standardisiert werden, darf man darüber hinaus die Interessen der Hersteller nicht außer Acht lassen: würden diese überhaupt ein solches "Einheitsfahrzeug" heutzutage noch wollen? Insbesondere mit einer Antriebstechnik, die erst noch Investitionsbedarf hat? EvoBus z.B. dürfte ja irgendwann einmal die Entwicklungskosten vom Brennstoffzellen-Citaro amortisieren wollen, was z.B. MAN völlig egal sein dürfte. Auch sehe ich bei den "klassischen" Busbauern da noch "Selbsthemmung", sich vom gewohnten Produkt weg zu entwickeln, solange man dieses noch problemlos weiter verkaufen kann. Was wiederum bislang "unbekannten" Spielern Türen auf den Markt öffnet, wenn z.B. die E-Antriebsspezialisten von Ziehl-Abegg sich mit einem flexiblen Fahrwerks- und Karosseriebauer zusammenschließen, können sie mit einem guten Produkt die etablierten Spieler ganz schön unruhig machen. Wer sind also die möglichen Anbieter, wer darf beim "Standard-E-Bus" mitspielen? Ein solches Fahrzeug bräuchte, wegen des fehlenden Wettbewerbs, auch eine Erprobungs- und Perfektionierungsphase (Prototypen!!), die heutzutage in der Wirtschaft nicht mehr etabliert ist - Kosten?!

Ein weiteres Problem sind auch weiterentwickelte Märkte, Normen und Rechtsverständnisse: Wenn du z.B. EvoBus, MAN, Irisbus als Konsortium für den "Standard-E-Bus" auswählst und diese dann weitestgehend den deutschen Markt mit ihrem Fahrzeug unter sich aufteilen, wird sicherlich z.B. Solaris auf EU-Ebene - auch völlig zu Recht! - kartell- und marktrechtliche Bedenken anmelden, freundlich formuliert.

Zahlen am Ende dann die Zeche für ein überteuertes, mittelmäßiges, zu langsam weiter entwickeltes Einheitsfahrzeug?


Zur sonstigen Diskussion Trolley vs. Batteriebus wäre von meiner Seite noch einzubringen, dass man sich bei der Frage der Energiezuführung "Oberleitung vs. Akku" schon auch fragen muss, wie (wirtschaftlich/physikalisch) sinnvoll es ist, wenn ein Fahrzeug Energie dafür aufwenden muss, seine Energie mit sich zu führen...
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Reinhard Busfan @ 27 Apr 2017, 17:59 hat geschrieben: Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen.
(...)
In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
Du weißt schon, was Feinstaub ist,
in welchen Größenordnungen er sich abspielt
und was das mit Bremssand zu tun hat?

Gruß Michi
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Michi Greger @ 27 Apr 2017, 21:22 hat geschrieben:
Reinhard Busfan @ 27 Apr 2017, 17:59 hat geschrieben: Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen.
(...)
In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
Du weißt schon, was Feinstaub ist,
in welchen Größenordnungen er sich abspielt
und was das mit Bremssand zu tun hat?

Gruß Michi
Bremssand ist eine deutsche Spezialität:

http://www.swr.de/report/zugbremsen/-/id=2...2cdb/index.html

Ab 4.11

Die BLS hat Jahrzehnte auf Sander verzichtet. Sowohl die Ae 8/8 und die Re 4/4 hatten und haben keinen Sander.

Gruss Guru
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Catracho
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Beitrag von Catracho »

guru61 @ 28 Apr 2017, 06:14 hat geschrieben:
Michi Greger @ 27 Apr 2017, 21:22 hat geschrieben:
Reinhard Busfan @ 27 Apr 2017, 17:59 hat geschrieben: Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen.
(...)
In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
Du weißt schon, was Feinstaub ist,
in welchen Größenordnungen er sich abspielt
und was das mit Bremssand zu tun hat?

Gruß Michi
Bremssand ist eine deutsche Spezialität:

http://www.swr.de/report/zugbremsen/-/id=2...2cdb/index.html

Ab 4.11

Die BLS hat Jahrzehnte auf Sander verzichtet. Sowohl die Ae 8/8 und die Re 4/4 hatten und haben keinen Sander.

Gruss Guru
Dieser Beitrag hat jetzt mit dem Thema "Bremssand und Feinstaub" genau wie viel zu tun? Richtig, null. Und nach der Schweiz bzw. der BLS hat auch mal wieder niemand gefragt, aber danke für die Info. Hat zwar auch nichts mit dem Thema zu tun, aber so wissen wir wieder einmal, dass dort alles besser ist.

Mfg
Catracho
Theirs not to reason why, theirs but to do and die. - Alfred Tennyson
P-fan
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Beitrag von P-fan »

Ohne jetzt alles durchgelesen zu haben, da es wohl noch nicht erwähnt wurde, der FAHRKOMFORT ist bei der Tram deutlich besser, denn der O-Bus nimmt genauso wie jeder andere Bus sämtliche Fahrbahnunebenheiten auf inclusive Drüberfahren über Randsteine!
Symmetrische Fahrpläne: Voraussetzung für gute Anschlüsse in beiden Richtungen Symmetrieminute
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Beitrag von bestia_negra »

146225 @ 27 Apr 2017, 19:16 hat geschrieben: Das kannst Du in der beabsichtigten Intention vergessen, weil da die Bedürfnisse der Verkehrsbetriebe zu unterschiedlich sind. Nimm nur einen 12-m-Solobus: Städte wie Hamburg oder München brauchen den als 3-Türer, stehplatzoptimiert, mit der Leistung einen Hänger ziehen zu können. Was will der Landbusbetrieb in der Uckermark mit so einem Fahrzeug? Der Landbusbetrieb im Südschwarzwald wird dagegen eine ganz andere Auslegung der Antriebssteuerung fordern als die Uckermärker Kollegen, weil dort der Bus mit wesentlich anderen topographischen Gegebenheiten klarkommen muss. Und der Stadtverkehrsbetrieb in der "Kleinstadt" denkt nochmal anders. In dem Moment, wo es vom 12 m-Bus weg geht zu kleineren oder größeren Fahrzeugen, vergrößert sich die Streubreite der Varianten nochmals.

Und selbst wenn hier ein Baukastensystem Flexibilität bietet und nur die Grundlagen über ein z.B. vom VDV definiertes Lastenheft standardisiert werden, darf man darüber hinaus die Interessen der Hersteller nicht außer Acht lassen: würden diese überhaupt ein solches "Einheitsfahrzeug" heutzutage noch wollen? Insbesondere mit einer Antriebstechnik, die erst noch Investitionsbedarf hat? EvoBus z.B. dürfte ja irgendwann einmal die Entwicklungskosten vom Brennstoffzellen-Citaro amortisieren wollen, was z.B. MAN völlig egal sein dürfte. Auch sehe ich bei den "klassischen" Busbauern da noch "Selbsthemmung", sich vom gewohnten Produkt weg zu entwickeln, solange man dieses noch problemlos weiter verkaufen kann. Was wiederum bislang "unbekannten" Spielern Türen auf den Markt öffnet, wenn z.B. die E-Antriebsspezialisten von Ziehl-Abegg sich mit einem flexiblen Fahrwerks- und Karosseriebauer zusammenschließen, können sie mit einem guten Produkt die etablierten Spieler ganz schön unruhig machen. Wer sind also die möglichen Anbieter, wer darf beim "Standard-E-Bus" mitspielen? Ein solches Fahrzeug bräuchte, wegen des fehlenden Wettbewerbs, auch eine Erprobungs- und Perfektionierungsphase (Prototypen!!), die heutzutage in der Wirtschaft nicht mehr etabliert ist - Kosten?!

Ein weiteres Problem sind auch weiterentwickelte Märkte, Normen und Rechtsverständnisse: Wenn du z.B. EvoBus, MAN, Irisbus als Konsortium für den "Standard-E-Bus" auswählst und diese dann weitestgehend den deutschen Markt mit ihrem Fahrzeug unter sich aufteilen, wird sicherlich z.B. Solaris auf EU-Ebene - auch völlig zu Recht! - kartell- und marktrechtliche Bedenken anmelden, freundlich formuliert.

Zahlen am Ende dann die Zeche für ein überteuertes, mittelmäßiges, zu langsam weiter entwickeltes Einheitsfahrzeug?


Zur sonstigen Diskussion Trolley vs. Batteriebus wäre von meiner Seite noch einzubringen, dass man sich bei der Frage der Energiezuführung "Oberleitung vs. Akku" schon auch fragen muss, wie (wirtschaftlich/physikalisch) sinnvoll es ist, wenn ein Fahrzeug Energie dafür aufwenden muss, seine Energie mit sich zu führen...
Da hast du bestimmt mit allem Recht. Mir geht es auch weniger um die Details.

Es geht mir darum den E-Bus möglichst schnell Massentauglich zu bekommen.


Wenn man den Herstellern garantiert ab einem bestimmten Zeitpunkt jährlich für x Jahre (5-10) eine gewissen Anzahl E-Busse zu einem festgelegten Preis abzukaufen, sofern diese gewisse Voraussetzungen erfüllen (Reichweite, Zuverlässigkeit), dann wäre das für die Hersteller ein Anreiz die Entwicklung voranzutreiben.

Das kann man ja auch mit jeweiligen Herstellern einzeln machen, wenn das mit eine Konsortium nicht geht.

Es geht mir in erster Linie darum, dass sich die Verkehrsbetriebe bei der Bestellung zusammentun sollen um höhere Stückzahlen zu erreichen und damit die Kosten zu senken.

Natürlich brauchen unterschiedliche Verkehrsbetriebe unterschiedliche Busse. Aber du kannst mir doch nicht erzählen, dass keine zwei Verkehrsbetriebe den gleichen Bus brauchen.

Klar braucht der Landbusbetrieb in der Uckermark andere Busse als eine Großstadt. Aber dann schließen sich halt die Großstädte zusammen. Ober Berlin, München, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Hannover, Dortmund ist doch egal. Die können doch den selben Bus brauchen.

Ebenso die Landbusbetriebe. Ob der Bus jetzt durch die Uckermark, Niedersachsen oder Mittelfranken fährt ist doch wurscht.


Wie viele verschiedene Bustypen gibt es den? Solo für den Stadtverkehr, Solo für den Landbusbetrieb, Gelenkbus, Solo der anhängertauglich ist, Kleinbus


Das wären jetzt 5 Bustypen, mit denen man wahrscheinlich locker 3/4 aller Nahverkehrbusstrecken in Deutschland betreiben kann. Und da würde ich mir wünschen, dass die Verkehrsbetriebe sich zusammentun. Das dann nicht jeder Verkehrsbetrieb 10 Solos und 10 Gelenker bestellt, sondern eine Gruppe Nahverkersbetriebe 200 Solos und 200 Gelenker (oder auch noch mehr) bestellt.
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Beitrag von TravellerMunich »

Als erprobte Alternative zum Akkubus und Dieselfahrzeug wäre ein O-Bus, anders als die MVG behauptet, sehr wohl hervorragend geeignet.
Warum man eine riesige Menge an schweren und teuren Akkus mit dem Fahrzeug rum schleppen muss, erschließt sich mir nicht und ist auch nicht wirklich innovativ. O-Busse dürften die effizientesten Reifenfahrzeuge überhaupt sein (außer der Metro Paris und Montreal) - auch noch in 20 Jahren. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht...
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Beitrag von bestia_negra »

TravellerMunich @ 28 Apr 2017, 07:00 hat geschrieben: Als erprobte Alternative zum Akkubus und Dieselfahrzeug wäre ein O-Bus, anders als die MVG behauptet, sehr wohl hervorragend geeignet.
Warum man eine riesige Menge an schweren und teuren Akkus mit dem Fahrzeug rum schleppen muss, erschließt sich mir nicht und ist auch nicht wirklich innovativ. O-Busse dürften die effizientesten Reifenfahrzeuge überhaupt sein (außer der Metro Paris und Montreal) - auch noch in 20 Jahren. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht...
Natürlich hast du damit absolut recht. Der O-Bus ist bestimmt effizienter als ein E-Bus mit Akku, da er das Gewicht nicht rumschleppen muss.

Das Problem ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.


Stell dir mal vor jemand würde vorschlagen sämtliche Buslinien in München auf O-Busse umzustellen, sprich in quasi jeder Hauptstraße plus einigen Nebenstraßen Oberleitungen zu montieren.

Der Aufschrei der Empörung wäre gewaltig.


Akkubusse dagegen wären kein Problem. Sehen genauso aus wie ein Dieselbus, sind nur etwas leiser und stinken nicht.


Eine Kompromisslösung wären Akkubusse mit Zwischenladung. Dann kann der Akku kleiner und leichter werden (=weniger Energieverbrauch), da man keine so große Strecke abdecken muss. Nachteil dafür, dass man an vielen Punkten Nachlademöglichkeiten schaffen muss und nicht nur im Depot und man kann bei Störungen schnell Probleme bekommen (Verspätung = weniger Zeit zum Nachladen = Reichweitenproblem)
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Cloakmaster @ 27 Apr 2017, 17:24 hat geschrieben: Wie ist es eigentlich mit Obussen, und Abbiegen, also "Weichen" in der O-Leitung? Sind die irgendwie problematisch? Denn bisher kenne ich keine derartige Verzweigungsmöglichkeit
Die gibt es aber - nennt sich Luftweiche und benötigt ein bewegliches "Herzstück". Größere Verweigungen werden zwar etwas unschön, doch auch für Kreuzungen mit Oberleitungen von Tram oder Stadtbahn gibt es Lösungen.
Stell dir mal vor jemand würde vorschlagen sämtliche Buslinien in München auf O-Busse umzustellen, sprich in quasi jeder Hauptstraße plus einigen Nebenstraßen Oberleitungen zu montieren.

Der Aufschrei der Empörung wäre gewaltig.
Kabel hängen doch sowieso schon in einigen Straßen und bisher stört es niemanden. Ansonsten wäre es doch eine Idee Wert, über ein Gesetzesänderung nachzudenken, die Klagemöglichkeiten gegen Obusse einschränkt. Ich sehe da nämlich keine wesentliche Betroffenheit der Anwohner.
Akkubusse dagegen wären kein Problem. Sehen genauso aus wie ein Dieselbus, sind nur etwas leiser und stinken nicht.
Haben aber Akkus. Woher sollen die ganzen Rohstoffe kommen? Wie sollen sie über Nacht geladen werden? Dazu brauchst du einen seeeeehr leistungsfähigen Stromanschluss am Betriebshof. Was passiert mit den Akkus am Ende ihrer Lebensdauer? Kein Problem ist meiner Meinung nach sehr kurzfristig gedacht.



Ehrlich gesagt finde ich die Idee mit dem Obus in München gar nicht mal so blöd. Ich könnte mir beispielsweise ein Linienbündel 100, 150, 153, 154 als Obus vorstellen.
Vorteile:
-Sind innenstadtnah, daher ergeben sich klare Vorteile durch die eingesparten lokalen Emissionen
-Führen nahe am Betriebshof Ost vorbei -> keine langen Betriebsstrecken erforderlich
-Haben kurze Haltestellenabstände, wodurch sich die bessere Beschleunigung und Energierückgewinnung bemerkbar machen
-Sind auf Strecken unterwegs, auf denen die Tram definitiv mangels Platz überwiegend nicht auf besonderem Bahnkörper verkehren könnte
-Wichtige Fahrradrouten mit Gefährdungspotenzial durch Gleise

Moderne Obusse werden in der Regel auch mit einem kleineren Akku ausgestattet, der kurze Strecken (meist 0,5...2 km) ohne Oberleitung zulässt. Damit können kleine Umleitungen bei Baustellen oder Unfällen gefahren werden und sensible Plätze (Odeonsplatz) ohne Oberleitung bleiben.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von rautatie »

Cloakmaster @ 27 Apr 2017, 18:24 hat geschrieben: Wie ist es eigentlich mit Obussen, und Abbiegen, also "Weichen" in der O-Leitung? Sind die irgendwie problematisch? Denn bisher kenne ich keine derartige Verzweigungsmöglichkeit - Der Obus wäre also sogar stärker, als eine Tram auf seinem vorgezeichneten Rundkurd "Festgefahren".
Solche Verzweigungen gibt es ja (fast) in jedem Obus-System, weil sie alle mehr als eine Linie haben, soweit ich weiß. In Salzburg gibt es solche Verzweigungen und Linienkreuzungen in großer Zahl (beim Passieren solcher Luftweichen gibt es oft ein hörbares Britzeln mit leichtem Funkenschlag).

Der optische Nachteil ist, dass natürlich alle möglichen Kabel, Gestänge und Steuerkästen über der Straße hängen, und gerade über Kreuzungen mit Linienverzweigungen kann das ganz schön viel Zeug sein, was da hängt. Und oft sind die Anlagen an seitlich an den Häuserfassaden aufgehängten Haltekabeln befestigt, sodass sich Drähte quer über die ganze Straßenbreite erstrecken.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Reinhard Busfan »

146225 @ 27 Apr 2017, 18:44 hat geschrieben:
Reinhard Busfan @ 27 Apr 2017, 16:59 hat geschrieben: Und weil der Rollwiderstand zwischen Stahlrad und Schiene geringer ist, muss auch in kritischen Situationen (Gefahr-Bremsungen) gesandet werden um den Gripp zu erhöhen. Das es sich bei den Trambahnen heut zu Tage fast überall um Niederflurbahnen handelt, muss der Quarzsand auch noch mit einem E-Kompressor auf die Schienen befördert werden. Gleiches gilt auch beim Anfahren, wenn z. B. nach längerer Trockenheit Nieselregen fällt. In diesem Fall um die Adhäsion (Reibung) zu erhöhen. In beiden Fällen wird eine erhebliche Menge an Feinstaub emittiert.

Also, so zu tun, als seien Schienenbahnen im Nahverkehr vollkommene Unschuldslämmer in Sachen Feinstaub, erschließt sich mir nicht.
Der Begriff "Magnetschienenbremse" ist bekannt? Dort, wo wirklich Gefahrbremsungen (z.B. wegen unachtsamer PKW-Lenker) erforderlich sind, wird bei der Tram heutzutage eine (sandfreie) solche verwendet.

Darüber hinaus bin ich mir ziemlich sicher: würden im "Feinstaubhauptstädtle" Stuttgart mit seiner nicht gerade ebenen Topographie (die also das Rutschen bzw. Schleudern von Schienenfahrzeugen ggf. eher begünstigt) nur noch elektrisch betriebene Schienenfahrzeuge verkehren und keinerlei Straßenfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, dann wären die Feinstaubprobleme zwar nicht von heute auf morgen gelöst, aber in der Größenordnung doch ein erhebliches, deutlich wahrnehmbares Stück kleiner. Nein, ich fordere das nicht, weil auch mir klar ist, dass das weitestgehend Utopie ist und bleiben wird, aber als Diskussionsbeitrag passt es hierher.
Die Magnetschienenbremse ist mir bekannt. Dennoch hat jedes Triebfahrzeug nach wie vor Sandvorratsbehälter. Wozu eigentlich, wenn nie mehr gesandet wird? Diese Behälter sind unter einer Vierersitzgruppe angeordnet und das Bullauge im Blech dient der optischen Kontrollmöglichkeit nach dem Füllstand derselben.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Entenfang @ 28 Apr 2017, 12:24 hat geschrieben:
Stell dir mal vor jemand würde vorschlagen sämtliche Buslinien in München auf O-Busse umzustellen, sprich in quasi jeder Hauptstraße plus einigen Nebenstraßen Oberleitungen zu montieren.

Der Aufschrei der Empörung wäre gewaltig.
Kabel hängen doch sowieso schon in einigen Straßen und bisher stört es niemanden.
Ich kann diesen Einwand auch nicht nachvollziehen. Ich fände es gut, wenn man in meiner Nachbarschaft die Buslinien per Obus bedienen würde. Wie bereits erwähnt, kann ich auf Dieselabgase und laute Motoren gut verzichten.

Ich war mal mit Freunden in Budapest und wir wollten uns die nächste Bushaltestelle suchen. Ich schlug vor, dass wir einfach der OL folgen. Daraufhin musste ich meinen werten Begleitern erst einmal erklären, was das war und was es damit auf sich hatte.

Das einzige Akzeptanzproblem, das ich mir da vorstellen kann, wäre, das manch ein Zeitgenosse nicht akzeptieren will, dass man keine alten Schuhe an die OL zu hängen hat.
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Beitrag von bestia_negra »

@Entenfang und @gmg


Sorry, aber mMn seht ihr das zu sehr aus der Sicht des ÖPNV-Enthusiasten.

Es ist kein Zufall, dass noch kein Politiker die Einführung eines O-Bus-Systems vorgeschlagen hat. Auch Politiker würden einsehen, dass das effizienter ist, aber für Politiker zählt in erster Linie ob das beim Wahlvolk gut ankommen würde. Und ich bin mir sicher, dass so ein Vorschlag in der breiten Bevölkerung (und das Eisenbahnforum dürfte hier keinen repräsentativen Querschnitt darstellen) unpopulär wäre.


"Warum hängen die da jetzt überall diese hässlichen Drähte auf? Elektroautos fahren doch auch ohne Drähte, dann muss das doch ein Bus auch können!"

Das wäre mMn die verbreitete Meinung dazu.


Unterm Strich wird es auf die Akkubusse rauslaufen. Will die MVG so, will die Politik so und will vermutlich auch die Mehrheit der Bevölkerung so.


Ich kann diesen Einwand auch nicht nachvollziehen. Ich fände es gut, wenn man in meiner Nachbarschaft die Buslinien per Obus bedienen würde. Wie bereits erwähnt, kann ich auf Dieselabgase und laute Motoren gut verzichten.
Abgase und laute Motoren würden auch bei Akkubussen der Vergangenheit angehören.


Kabel hängen doch sowieso schon in einigen Straßen und bisher stört es niemanden. Ansonsten wäre es doch eine Idee Wert, über ein Gesetzesänderung nachzudenken, die Klagemöglichkeiten gegen Obusse einschränkt. Ich sehe da nämlich keine wesentliche Betroffenheit der Anwohner.
Ich denke nicht, dass Klagen das große Problem wären. Aber ein Politiker, der so etwas gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzt kann seine Karriere vergessen. Daran ändert auch eine andere Gesetzeslage nichts.

Haben aber Akkus. Woher sollen die ganzen Rohstoffe kommen? Wie sollen sie über Nacht geladen werden? Dazu brauchst du einen seeeeehr leistungsfähigen Stromanschluss am Betriebshof. Was passiert mit den Akkus am Ende ihrer Lebensdauer? Kein Problem ist meiner Meinung nach sehr kurzfristig gedacht.
Die Regierung wollte mal 1 Mio Elektroautos auf den Straßen haben. Dagegen würden die paar Akkus der Busse nicht groß auf. Ohne Zweifel muss auf dem Gebiet noch weiter geforscht werden, dass man die gleiche (oder eine größere) Energiemenge mit weniger seltenen Materialien speichern kann. Oder die Brennstoffzelle setzt sich doch noch durch. Oder irgendeine Spiechertechnologie, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben.
Natürlich braucht man da einen sehr starken Stromanschluss am Betriebshof. Aber ob der eine große Stromanschluss aufwendiger ist als die vielen Mittelgroßen die das Oberleitungsnetz speisen sei mal dahingestellt.
Die Akkus können nach ihrem Einsatz im Fahrzeug als stationäre Stromspeicher weiterverwendet werden. Dafür reichen auch 70% der ursprünglichen Kapazität. Damit kann man Speicherkraftwerke aufbauen, die helfen das Problem des schwankenden Stromangebots der erneuerbaren Energien zu lösen. Das wäre deutlich besser als neue Pumpspeicherkraftwerke zu bauen.

Moderne Obusse werden in der Regel auch mit einem kleineren Akku ausgestattet, der kurze Strecken (meist 0,5...2 km) ohne Oberleitung zulässt. Damit können kleine Umleitungen bei Baustellen oder Unfällen gefahren werden und sensible Plätze (Odeonsplatz) ohne Oberleitung bleiben.
Kompromisslösung wäre auch hier Akkubusse mit Zwischenladung. Dadurch muss die Reichweite nicht so groß sein und somit wird der Akku kleiner und leichter. Nachteil: Man braucht Nachladestationen.
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Beitrag von AK1 »

Das hat doch ein Politiker vorgeschlagen, das hat ja zu der Debatte hier geführt...
Ansonsten stimme ich Dir natürlich zu: bei der Gesamtbevölkerung dürfte das nicht auf Begeisterung stoßen. Schön fände ich die Oberleitungen auch nicht gerade! Ich würde mich wohl aus Effizienzgründen dafür entscheiden, ist im Prinzip nicht anders als im Schienenverkehr: schön finde ich das auch nicht.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Bei dem Politiker, der den Vorschlag gemacht hat, steht aufgrund seiner Vergangenheit unweigerlich der Verdacht im Raum, dass der Vorschlag gegen den Ausbau der Tram gerichtet war.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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