Autobahn hat geschrieben:
Ich denke, ich muss hier etwas klar stellen.
Dumpinglöhne lehne ich grundsätzlich ab!
Das habe ich ja auch nie behauptet, ich denke jeder normal denkende Mensch wird das ablehnen. Aber ich denke der Branchentarif wird hier vieles regeln.
Autobahn hat geschrieben:
Ich halte es aber für das gute Recht eines Unternehmens, sich das Personal aussuchen zu können. In jedem Betrieb gibt es gute und weniger gute Mitarbeiter, und warum soll ein Unternehmen gezwungen werden, auch die weniger guten Mitarbeiter zu übernehmen?
Woher will ein Unternehmen vorher wissen wer ein guter und ein weniger guter Mitarbeiter ist? Ich komme aus der Materie und kenne unsere Tf, die machen eher zu viel als zu wenig, was der Arbeitgeber ausnutzt, diesen Ethos gibts flächendeckend bei der Eisenbahn, überall Personalmangel, aber es fällt kaum auf, weil das Personal die Schichten abdeckt. Wo sind da die schlechten Mitarbeiter? Die ersten die an Feiertagen oder bei nicht so schönen Schichten krank sind, sind die Umschüler, zumindest aus meiner Erfahrung heraus.
Dieser Mangel fällt natürlich nicht auf, weil es meistens genug gutmütige gibt die einspringen wenn der Personalplaner ruft und riesige Überstundenberge mit sich rumschleppen, egal ob DB oder Privat.
Wer wird denn letztendlich aussortiert werden wenn die EVU selber aussuchen dürfen? Richtig, die erfahrenen Tf, weil die teuerer sind, da man ja die Berufserfahrung zahlen müsste (zumindest nach Bundesrahmentarif der hoffentlich kommt).
Außerdem findest du es dann toll dass der Staat dann mit hohen Subventionen dem Gewinner-EVU Personal auf Staatskosten ausbildet? Das kann man auch schön in die Kalkulation einfließen lassen, schadet aber auch dem Steuerzahler.
Autobahn hat geschrieben:
Und was den wohnortnahen Arbeitsplatz angeht, schau Dich mal in anderen Branchen um. Meine Kollegen sind Tag für Tag und Woche für Woche in ganz Europa unterwegs.
Ich gebe dir ja recht dass man flexibel sein muss wenn der Arbeitsplatz wegbricht. Im Falle einer Ausschreibung besteht der Arbeitsplatz ja weiter und daher sollte man erst mal den Leuten die schon beschäftigt sind die Möglichkeit geben weiterzuarbeiten.
Sehen wir es doch mal realistisch, wie viele müsste das neue EVU denn übernehmen? Die Beamten würden eh schon rausfallen, dazu würde ein Teil, z. B. die die eh von anderswo kommen, wohl beim bisherigen Betreiber bleiben und anderswo arbeiten.
Wir reden hier von einer Zahl die zwischen 40 und 60% pendelt, daher wäre immer noch genug Luft frischen Wind reinzubringen. Übrigens tut der demografische Wandel sein übriges, da wird bald händeringend nach Fachpersonal gesucht, da wird man dann eh versuchen die Leute zu halten.
Autobahn hat geschrieben:
Mein Mitleid mit pendelnden Eisenbahnern hält sich da in sehr engen Grenzen.
Die Vergleiche sind aber unfair, da vielen Pendlern einfach nichts anderes übrig bleibt. Wenn aber die Arbeit vor Ort noch vorhanden ist, ist es nicht fair die Leute aus ihrem Umfeld zu reißen. Viele Menschen sind sogar bereit für weniger Geld in der Heimat zu bleiben, jeder Mensch ist anders, manche gehen einfach anderswo zugrunde, wenn sie Familie, Freunde und Umfeld verlassen müssen. Menschlich sollte unsere Welt schon bleiben. Wo es nicht geht klar, aber wenn der Arbeitsplatz doch noch da ist, wäre es nicht sozial.
Autobahn hat geschrieben:
Ich verlange ja nicht grundsätzlich neues Personal, aber der neue Betreiber muss schon die Möglichkeit haben, sich die Rosinen herauszupicken. Das ist eben der Arbeitsmarkt.
Ich halte dir ja zugute dass du nicht aus der Materie kommst und mit ihr vertraut bist. Der neue Betreiber hat genug Möglichkeiten, da er ja einen großen Teil eh neu besetzen muss, viele Dienststellen haben immer noch einen hohen Beamtenbestand. Aber woher will der neue Betreiber wissen wer was ist? Da gehts doch dann wirklich nur darum dass die teuren älteren Beschäftigten abtreten sollen.
Autobahn hat geschrieben:
O.K., der Hieb auf die n-Wagen bezog sich auf Deine Bemerkung, dass in Schweden teilweise nur das Betreiberlogo gewechselt wird.
Das liegt daran dass nicht bei jeder Ausschreibung neue Fahrzeuge angeschafft werden, auch das sind Steuergelder, aber deswegen kommen keine 40 Jahre alten Fahrzeuge zum Einsatz, aber auch du wirst mir zustimmen dass man Züge nicht schon nach 10 Jahren aussortieren kann, die Lebensdauer ist durchaus mit zwei Ausschreibungsperioden ansetzbar.
Ich finde das schwedische System gut und die Betreiber wie Veolia sind auch damit einverstanden und es funktioniert hervorragend. Ich hätte nicht gehört dass Veolia dort nichts verdient, sonst würden sie nicht antreten.
Autobahn hat geschrieben:
Ich will da mal ein anderes Beispiel für öffentliche Ausschreibungen nennen. Eine Kommune plant den Neubau einer Straße/Schule/U-Bahn etc. Bei der letzten Ausschreibung für ein solches Projekt hat das Unternehmen A gewonnen, das in dieser Stadt beheimatet ist. Nun soll es das Unternehmen B sein, dass in einer 100 Km entfernten Stadt ihren Hauptsitz hat. Soll nun das Unternehmen B sämtliche Mitarbeiter des Unternehmens A für diese Baumaßnahme übernehmen (und die vorhandenen entlassen)?
Das ist zu weit weg von der Eisenbahn, da das Unternehmen dass die Ausschreibung gewinnt meist gar keine Mitarbeiter für das neue Netz hat, selbst wenn einzelne wechseln wollen würden, das hast du umgekehrt auch, also ist das schwer mit dem Bau oder anderen Dingen zu vergleichen.
Ich denke wir sollten durchaus soziale Aspekte mit einfließen lassen. Flexibel muss man sein wenn nichts mehr da ist, da sind wir uns einig, aber wenn sich nur der Betreiber ändert, sehe ich das anders und wie es aussieht tragen die großen Privatbahnen diese Mitarbeiterübernahme die im Branchentarif enthalten ist (und in anderen Ländern sowieso üblich) mit, weil sie selber auch wissen wie schwer es ist neues Personal zu finden.
Oder warum fährt ein bekanntes EVU nach gewonnener Ausschreibung jetzt tw. mit Leihlokführern und Aushilfen von der DB rum, weil sie zu wenig Leute haben? Es herrscht heute schon ein großer Unterbedarf und da sollten die großen privaten EVU auch endlich mal an die duale Ausbildung denken und z. B. Eisenbahner im Betriebsdienst ausbilden (Abellio und Veolia machen es ja tw. sogar schon) und nicht nur auf den Staat und Zuschüsse hoffen, sondern auch etwas Verantwortung für dieses Land übernehmen und jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung im dualen System gewähren.