Rauchverbote (nicht nur) bei der Bahn

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DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 20 Apr 2012, 01:13 hat geschrieben: Ja, ich habe davon gehört. Es gibt in Deutschland aber auch abweichende Gerichtsurteile, die exzessives Rauchen als vertragswidrigen Gebrauch der Wohnung einstufen. Da geht es aber nicht um ein Rauchverbot, sondern um die Verpflichtung eines Mieters, die Wohnung bei einem Auszug auf eigene Kosten so zu renovieren, dass keine Rauchspuren mehr vorhanden sind.

Mir geht's aber nicht nur um Deutschland, ich verfolge interessiert auch andere Länder.
Auch im Bundesstaat New York scheint das nicht so einfach zu gehen, sonst hätten Bloomberg & Co versucht das (wie immer) per Verordnung zu lösen, aber auch in den USA genießt die Wohnung einen besonderen Schutz. Einzig das Mietrecht ist weniger mieterfreundlich bzw. ein derartiger Aspekt wurde noch nicht vor den entsprechend hohen Gerichten verhandelt (man bedenke, es handelt sich um ein Präzdenzfallsystem!)
Mal ganz von der rechtlichen Thematik abgesehen sehe ich eine derartige Entwicklung aus grundsätzlicher Denkweise sehr sehr kritisch.

Zumindest nach westlichem Verständnis ist es jedem Bürger gestattet, sich selbst zu schädigen wie er das möchte. Natürlich hat der Staat aber auch bis zu einem gewissen Grad die Pflicht zum Schutz des Bürgers einzuschreiten und gewisse Gesetze zu erlassen, die das gewährleisten sollen..

Das Problem bei der Geschichte ist, dass ein Verbot, wie ausschweifend es auch sein mag, grunsätzlich sich immer nur auf Einzelaspekte "ungesunden" Lebens beziehen kann und eine Verhältnismäßigkeit per se eigentlich nicht gegeben sein kann. Verbietet man beispielsweise das Rauchen in der eigenen Wohnung (und gehen wir auch mal so weit, dass es keine weiteren Personen beeinträchtigt), dann muss die logische Konsequenz eigentlich auch sein das Trinken von Alkohol, das Essen zu fetter Nahrung mit raffinierten Kohlehydraten, zu spätes ins Bett gehen, Musikantenstadelschauen oder das Wählen von Rick Santorum verboten sein. Alle diese Sachen sind zweifelsohne schädlich, manche mehr, manche weniger.

Meineserachtens greift hier ein Staat zu tief in die persönliche Freiheit des Bürgers ein, ganz unabhängig davon, ob es sich jetzt um ein Rauchverbot oder ein Verbot Kinder mit antiquierten Methoden zu erziehen handelt.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Sollte die Rot-Grüne Koalition das Rauchverbot auf alle Gastronomieobjekte ausdehnen, droht vielen in NRW das Aus. Mir persönlich ist das verdammt egal. Ich gehe nur in eine Gastwirtschaft, wenn ich etwas essen will.

Nur ein Beispiel, für die es aber Hunderte in NRW gibt: In fußläufiger Entfernung zu meiner Wohnung gibt es zwei "Gastronomische Objekte". Das eine ist eine Dönerbude/Pizzeria mit hauptsächlich außerhäuslichem Verkauf. Das zweite ist eine Dart- und Sky Kneipe mit weniger als 50 m², die als Raucherkneipe ausgeführt ist. Die ohnehin wenigen Gäste sind zu 99,9 Prozent Raucher, den Rest scheint es nicht zu stören. Essen wird dort nicht angeboten, es sei denn, man holt es sich selbst aus der Dönerbude.

Eine Dartscheibe kann sich jeder in die Wohnung oder in den Partykeller hängen und Freunde einladen. Das geht auch mit einem Anschluss an den Fernsehsender Sky und deren Sportprogramm. Dann bringt sich jeder seine Getränke mit, das ist ohnehin billiger. Die Alternative sind auch die so genannten "Pittermänchen", die Fünf-Liter Fässchen zum selberzapfen. Und das Essen holt man sich oder lässt es aus der Dönerbude liefern.

Aber, wie oben gesagt, mich betrifft es nicht. Es werden aber nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Existenzen vernichtet.

Nun wird man sagen, "in Bayern" war das nicht so, manche Läden blühten erst nach dem Rauchverbot auf. Aber NRW ist nicht Bayern, hier lebt ein anderer Menschenschlag. Hier sind in den letzen Jahren ohnehin schon viele Kneipen "gestorben", auch ohne Rauchverbot. In vielen Dörfern und Stadtteilen gibt es keine Gastwirtschaft mehr. Überleben werden nur Speisegaststätten und die große Eventgastronomie.

Ach ja, natürlich noch Currywurst- und Dönerbuden :WUERG:
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

@Autobahn: Ja, die Mär vom Kneipensterben. Ich beobachte die Kneipe vor meinem Haus zwangsläufig. Wenn man die vielen Gäste dort im Innenraum sieht, scheint diese besser als je zuvor zu laufen. Es stehen aber auch laufend Raucher draußen, im Winter haben sie einen Unterstand und Heizstrahler.

Das mag ein Einzelfall sein. Aber die Zahlen aus Bayern sprechen für sich. Laut These der Rauchverbotsgegner dürfte es diese guten Zahlen in Bayern gar nicht geben. Jetzt aber zu sagen, nun gut, Bayern sei ein spezieller Fall, aber in NRW seien die Leute anders, das überzeugt keinen. Das klingt so, wenn es in NRW dann doch funktioniere, dann würde es aber in Berlin nicht funktionieren usw.

Natürlich gibt es regionale Unterschiede, aber wo bitte sollen sich denn die Leute großartig unterscheiden, wenn sie sich in der Stammkneipe auf ein Bier treffen und dazu rauchen? Der Dialekt ist ein anderer, o.k.

Das Sterben von Traditionsgaststätten auf dem Land hat schon Jahre vor den ersten Rauchverboten eingesetzt. An einem Wirtshaus, das 1990 schloss, hat das Rauchverbot rückwirkend nur einen begrenzten Einfluss.

In Bayern wird eine Website mit einem Kneipenfriedhof geführt. Hier kam man bis zum Sommer 2011 auf 99 Kneipenschließungen:

http://rauchverbotbayern.wordpress.com/201...enschliesungen/

Natürlich ist die Liste nicht vollständig, aber es gibt Hinweise darauf, dass sich einige Fakes darunter befinden. 99 Schließungen können 99 Schicksale sein, das will ich nicht schönreden, aber für ganz Bayern hört sich das eher nach einer natürlichen Fluktuation an. Prognostiziert wurde, dass der Kneipenfriedhof bald Tausende - vielleicht noch viel mehr - Einträge haben werde. Dazu kam es nicht.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@TramPolin

In NRW sind es auch schon ohne Rauchverbot schon mehrere Tausend. Ich habe das zwar gelesen (Rheinische Post), aber ich suche das jetzt nicht raus. Das hat auch etwas mit dem strukturellen Wandel zu tun. In den Arbeitervierteln siedelten sich mehr und mehr Migranten an, die mit einer Kneipe nichts anfangen konnten.

Aber auch in den Teestuben und Tavernen wurde geraucht ;)
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

NRW bekommt strenges Rauchverbot. In allen Lokalen, auch in Festzelten und bei Brauchtumsveranstaltungen darf nicht mehr geraucht werden, ebenso auf öffentlichen Spielplätzen. Der Landtag muss noch zustimmen. Noch dieses Jahr könnte das Gesetz in Kraft treten.

http://nachrichten.t-online.de/nrw-bekommt...9544/index?news
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Auch wenn ein Rauchverbot an Spielplätzen durchaus sinnvoll und wünschenswert ist, bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, dass das in dieser Form zulässig ist (sofern man von Gesundheitsgefährdung aus argumentiert, Littering wäre da ein anderer Ansatz). Man hat das bei Schulen auch nur deshalb durchbekommen, weil hier der pädagogische Aspekt relevant sei, nicht aufgrund einer Gesundheitsgefährdung. Diesen kann man bei Spielplätzen so nicht anbringen.

Im SWR hörte ich gestern, dass NRW auch das Rauchen in geschlossenen Gesellschaften verbieten würde - gibts da näheres, oder ist das mal wieder so eine unsauber recherchierte Sache unseres ÖRR? Ich habe daran jedenfalls meine Zweifel, denn das wäre wohl wirklich ein unzulässiger Eingriff in die Privatrechte.
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JNK
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Beitrag von JNK »

DumbShitAward @ 27 Jun 2012, 08:24 hat geschrieben: Im SWR hörte ich gestern, dass NRW auch das Rauchen in geschlossenen Gesellschaften verbieten würde - gibts da näheres, oder ist das mal wieder so eine unsauber recherchierte Sache unseres ÖRR? Ich habe daran jedenfalls meine Zweifel, denn das wäre wohl wirklich ein unzulässiger Eingriff in die Privatrechte.
Hat der WDR auch berichtet. Wenn Du Dir einen Saal mietest, herrscht darin auch Rauchverbot. Ist wahrscheinlich im Zuge der "Vereinfachung" so gemacht worden, damit sich niemand schnell noch als geschlossene Gesellschaft auszeichnen kann. Lustig übrigens auch die Turnhalle in Gelsenkirchen: Dach auf = Raucherlaubnis, Dach zu = Rauchverbot.
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Beitrag von JeDi »

DumbShitAward @ 27 Jun 2012, 08:24 hat geschrieben: Auch wenn ein Rauchverbot an Spielplätzen durchaus sinnvoll und wünschenswert ist, bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, dass das in dieser Form zulässig ist
Zumindest in Stuttgart und diesem Kaff hier gibts das schon lange per Satzung. Juckt zwar niemand und wenn mal jemand Kontrolliert, ist Einsicht Fehlanzeige - aber gut, dass wir mal drüber gesprochen haben.
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Beitrag von JeDi »

DumbShitAward @ 27 Jun 2012, 08:24 hat geschrieben: Im SWR hörte ich gestern, dass NRW auch das Rauchen in geschlossenen Gesellschaften verbieten würde - gibts da näheres, oder ist das mal wieder so eine unsauber recherchierte Sache unseres ÖRR? Ich habe daran jedenfalls meine Zweifel, denn das wäre wohl wirklich ein unzulässiger Eingriff in die Privatrechte.
Wo ist der Unterschied, ob ich als geschlossene Gesellschaft oder als Stammtisch in ne Kneipe gehe?
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Beitrag von DumbShitAward »

JeDi @ 27 Jun 2012, 09:52 hat geschrieben: Wo ist der Unterschied, ob ich als geschlossene Gesellschaft oder als Stammtisch in ne Kneipe gehe?
Geschlossene Gesellschaft = Privatveranstaltung mit klar abgegrenztem Personenkreis.

Überspitzt formuliert gibts da eigentlich keinen Unterschied ob ich eine Party bei mir im Wohnzimmer mache oder ob ich die komplette Kneipe (bzw. einen Raum davon) miete.
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Beitrag von DumbShitAward »

JNK @ 27 Jun 2012, 08:33 hat geschrieben: Lustig übrigens auch die Turnhalle in Gelsenkirchen: Dach auf = Raucherlaubnis, Dach zu = Rauchverbot.
Da wird wohl die Aussage des BVerfG alle Verbote müssten verhältnismäßig sein (und ein Rauchverbot im Freien ist auch laut eben dem BVerfG nicht verhältnismäßig sofern nicht anderweitige Umstände wie z.B. Brandgefahr dazukommen) die Erklärung sein.
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

DumbShitAward @ 27 Jun 2012, 08:24 hat geschrieben: Im SWR hörte ich gestern, dass NRW auch das Rauchen in geschlossenen Gesellschaften verbieten würde - gibts da näheres, oder ist das mal wieder so eine unsauber recherchierte Sache unseres ÖRR?  Ich habe daran jedenfalls meine Zweifel, denn das wäre wohl wirklich ein unzulässiger Eingriff in die Privatrechte.
Auch in geschlossenen Gesellschaften soll das Rauchen verboten werden:

http://www.derwesten.de/politik/nrw-versch...-id6813051.html

Damit will man wohl verhindern, dass irgendwelche dubiose Vereine das Rauchverbot zu umgehen versuchen. Auch wird in geschlossenen Gesellschaften Gaststättenpersonal dem Rauch ausgesetzt und der Qualm setzt sich an Wänden, Mobiliar und Vorhängen fest - in einem Raum, der am nächsten Tag wieder normal als Gaststätte geführt wird. All das mag bei den Überlegungen eine Rolle gespielt haben.

Ob das Ganze verfassungskonform ist, weiß ich natürlich nicht.
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Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 27 Jun 2012, 13:30 hat geschrieben: Auch in geschlossenen Gesellschaften soll das Rauchen verboten werden:

http://www.derwesten.de/politik/nrw-versch...-id6813051.html

Damit will man wohl verhindern, dass irgendwelche dubiose Vereine das Rauchverbot zu umgehen versuchen. Auch wird in geschlossenen Gesellschaften Gaststättenpersonal dem Rauch ausgesetzt und der Qualm setzt sich an Wänden, Mobiliar und Vorhängen fest - in einem Raum, der am nächsten Tag wieder normal als Gaststätte geführt wird. All das mag bei den Überlegungen eine Rolle gespielt haben.

Ob das Ganze verfassungskonform ist, weiß ich natürlich nicht.
Die Argumentation des Arbeitnehmerschutzes wird spätestens bei inhabergeführten Kneipen obsolet und genau dieser Ansatz das als "Legitimationskrücke" hat als das ganze Theater began dazu geführt, dass das BVerfG das Bundesgesetz zusammengeschossen hat (nicht nur deshalb natürlich), da das eben ein unzulässiger Eingriff in die Hoheit der Länder gewesen wäre (hinsichtlich der Hotel- und Gaststättenverordnung - das über das Arbeitnehmerschutzverordnungen zu regeln wäre somit ebenso schwierig).

Es mag durchaus sein, dass der Hintergedanke eben die "Holzhammerlösung" gleich alle geschlossenen Gesellschaften rauchfrei zu halten, allerdings ist meines Wissens nach third hand smoke rechtlich nicht als Gesundheitsgefährdung anerkannt (ich sage ja nicht, dass dem nicht so wäre!) bzw. könnte man genügend Argumente vorbringen, dass es zweckmäßige Lösungen gibt, das ganze zu vermeiden bzw. auf ein Maß unter die Grenzwerte zu drücken. Und spätestens da wirds eben komplex, weil man einen Verstoß gegen den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz unterstellen könnte (vulgo: es gäbe weniger drastische Mittel das gewünschte Ziel zu erreichen und die müssen dann auch genutzt werden).

Ob das verfassungskonform ist weiß ich freilich auch nicht, ich halte es für grob verfassungswidrig, aber das hat glücklicherweise das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden (und von einer entsprechende Klage zumindest vor dem Verwaltungsgericht des Landes NRW, gehe ich ehrlich gesagt stark aus).

Bayern hat ja wohl nicht umsonst direkt im Anschluss an das bayerische Rauchverbot konkretisiert, es träfe nicht bei "echten" geschlossenen Gesellschaften zu. Da wird man wohl schon so seine Befürchtungen gehabt haben.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

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Beitrag von TramPolin »

Die Rathaus-Fraktionen fordern, dass an den Eingängen zu den U-Bahnhöfen Ascher aufgestellt werden. Dadurch sollen Verunreinigungen durch Kippen reduziert werden. Jetzt wird über Zuständigkeiten und Kosten gestritten.

http://www.merkur-online.de/lokales/stadt-...en-2386403.html

Hintergrund: Das Rauchen ist in den U-Bahnhöfen seit 2008 verboten.

Was meint ihr, eine gute Idee?
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 10 Jul 2012, 22:57 hat geschrieben:Die Rathaus-Fraktionen fordern, dass an den Eingängen zu den U-Bahnhöfen Ascher aufgestellt werden. Dadurch sollen Verunreinigungen durch Kippen reduziert werden. Jetzt wird über Zuständigkeiten und Kosten gestritten.
Aschenbecher sind in Düsseldorf an fast jedem öffentlichen Mülleimer an den Straßen vorhanden. An Haltestellen des ÖPNV erst recht. In Köln das gleiche Bild. Im restlichen NRW wohl auch, aber ich kann ja nicht überall sein. Die Städte und die Verkehrsbetriebe haben das einfach auf die Beine gestellt, ohne nach den Kosten zu fragen :P
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Beitrag von ropix »

Ja. Und für die Müllentsorgung könnte doch eigentlich derjenige herhalten der die Abfalleimer an der Obferfläche leert? Oder gibts das wirklich nur so selten an U-Bahnhöfen?
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Beitrag von Boris Merath »

TramPolin @ 27 Jun 2012, 13:30 hat geschrieben: Auch in geschlossenen Gesellschaften soll das Rauchen verboten werden:

[..]

Ob das Ganze verfassungskonform ist, weiß ich natürlich nicht.
In Bayern ist das Rauchen in Gaststätten in geschlossenen Gesellschaften doch genauso verboten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von TramPolin »

Boris Merath @ 11 Jul 2012, 11:47 hat geschrieben: In Bayern ist das Rauchen in Gaststätten in geschlossenen Gesellschaften doch genauso verboten.
Nein, das stimmt (leider) nicht. Raucherclubs sind zwar verboten, aber wenn Du z-B. Deinen Geburtstag feierst und dafür eine Gaststätte (oder einen abgetrennten Teil davon) mietest und nur geladene Gäste per Liste rein dürfen, darf dort geraucht werden:

http://www.stern.de/panorama/geschlossene-...ot-1587693.html
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Beitrag von TramPolin »

EU-Plan: Zigaretten-Warnhinweise sollen 75 % der Packungsgröße ausmachen, Einschränkungen bei der Präsentation der Zigaretten in Läden

Ursprünglich wollte EU-Gesundheitskommissar John Dalli für Zigaretten Einheitspackungen (mit Ekelbildern und Standardschrift ohne Logos) und ein Präsentationsverbot durchsetzen. Nun rudert er zurück, dennoch zittert die Tabakindustrie. Konkret sollen die (textlichen) Warnhinweise auf 75 % der Packungsgröße vergrößert werden. Im Handel soll nur noch eine Packung pro Marke präsentiert werden dürfen.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inha...b043ec0dfd.html
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Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 12 Jul 2012, 12:48 hat geschrieben:EU-Plan: Zigaretten-Warnhinweise sollen 75 % der Packungsgröße ausmachen, Einschränkungen bei der Präsentation der Zigaretten in Läden

Ursprünglich wollte EU-Gesundheitskommissar John Dalli für Zigaretten Einheitspackungen (mit Ekelbildern und Standardschrift ohne Logos) und ein Präsentationsverbot durchsetzen. Nun rudert er zurück, dennoch zittert die Tabakindustrie. Konkret sollen die (textlichen) Warnhinweise auf 75 % der Packungsgröße vergrößert werden. Im Handel soll nur noch eine Packung pro Marke präsentiert werden dürfen.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inha...b043ec0dfd.html
So langsam macht sich dieser John Dalli lächerlich. Natürlich spielt das Design für das Marketing ein Rolle, aber wer rauchen will, den interessiert das Design überhaupt nicht. Auch nicht der Warnhinweis. Dadurch wird kein Raucher abgehalten, auch Anfänger nicht.

Absolut unsinnig ist der Gedanke, dass in den Geschäften nur eine Packung pro Marke im Regal liegen darf. Dann werden Tabakwaren zur Bückware (DDR reloaded) :lol:

Aber die Automatenindustrie bastelt bestimmt schon an Großautomaten, wo der Verkäufer (oder der Kunde) nur noch eine Taste drücken muss :P

(Vielleicht war es ja diese Lobby, welche Herrn Dalli Dalli angestiftet hat ;))

P.S.: Die gibt es schon in manchen Supermärkten, aber für einen Tabakwarenfachhandel sind sie zu klein.
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 12 Jul 2012, 17:59 hat geschrieben: Absolut unsinnig ist der Gedanke, dass in den Geschäften nur eine Packung pro Marke im Regal liegen darf. Dann werden Tabakwaren zur Bückware (DDR reloaded)  :lol:
Zigaretten selbst aus dem Regal nehmen kann man doch bereits heute nur noch selten. Du erwähnst selbst diese Automaten, bei denen man eine Taste drückt und dann die Zigarettenpackung auf das Kasenband fällt. Diese wurden meines Wissens eingeführt, weil so viel Zigaretten geklaut werden. So hat die Kassiererin mehr Kontrolle darüber, zumal die Zigarettenpackung ganz vorne - vor dem Barcodleser - rausfällt.

In meinem Supermarkt gibt ein Fach über der Kasse, über das sich die Kunden früher bedienen konnten. Seit einiger Zeit gibt es die Regel, dass das Rollband vor dem Fach nur auf Kundenanforderung geöffnet wird. Der Kunde kann sich dann seine Zigaretten raussuchen, dann wird es sofort wieder verschlossen. Mit ziemlicher Sicherheit geschieht dies ebenfalls aus Diebstahlgründen. Für die Kassiererin ist das Ganze nicht optimal, da sie jedes Mal wieder aufstehen muss.

Die Tabakindustrie wird sich bei einer neuen Regelung sicher was einfallen lassen, vielleicht kommen ja dann überall die vorhin erwähnten Automaten. Denn diese erfüllen unter Umständen (zufällig?) genau die Vorgabe, die kommen soll, nämlich dass nur eine Packung pro Marke sichtbar ist (in dem Fall ist es halt ein Aufkleber/eine Display-Einsteckkarte am Gerät).

Dallis Pläne sind sicher halbherzig, die Strategie, die er fährt, ist irgendwie nicht konsequent. Was erreicht er damit? Dass die Raucherquote ein ganz klein wenig zurückgeht, wenn überhaupt. Das kann ja kaum sein Ziel sein, und wofür dieser Aufwand? Wenn man der Meinung ist, dass es bei Zigaretten um zu gefährliche und zu schädliche Produkte handelt, als dass sie frei auf dem Markt gehandelt werden dürfen, müsste man ganz andere Geschütze auffahren.

Zu erwähnen ist aber auch, dass Dalli plantt, bestimmte beigemischte Zusatzstoffe, die besonders suchtfördernd sind, zu verbieten. Noch liegen aber zu alldem keine genauen Pläne vor, wir werden hier bis zum Herbst warten müssen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ TramPolin

Natürlich sind solche Einrichtungen, wie in den Supermärkten, grundsätzlich der Diebstahlsicherung geschuldet. Ich kenne in meiner Region drei Varianten. Einmal den Automaten, wo die Tabakwaren nach Knopfdruck auf das Fließband fallen, zum zweiten die Variante, wo die Kassiererin/der Kassierer ein Gitter öffnet und der Kunde sich die gewünschte Anzahl selber heraus nehmen kann. Die dritte Variante ist die, wo der Kunde vor der Kasse eine Marke mit dem gewünschten Produkt nehmen kann, an der Kasse bezahlt und die Ware (Zigaretten) an einem gesonderten Automaten hinter dem Kassenbereich "ziehen" kann.

Bei Aldi Süd ist die Variante zwei in Gebrauch. Wenn dort nur eine Schachtel pro Marke angeboten werden dürfen, muss ständig nachgefüllt werden. Besonders "dramatisch" wird es, wenn ein Kunde mehr als eine Schachtel der gleichen Marke erwerben möchte ;)

Ich dachte aber eher an Fachgeschäfte, die neben Raucherutensilien auch Tabakwaren (in Form von Zigaretten, Zigarren und Pfeifentabak anbieten. Meist betreiben sie auch noch eine Lottobubde und verkaufen Zeitschriften. Von allen dreien kann man allein nicht leben :ph34r:
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 12 Jul 2012, 20:39 hat geschrieben:@ TramPolin

Natürlich sind solche Einrichtungen, wie in den Supermärkten, grundsätzlich der Diebstahlsicherung geschuldet. Ich kenne in meiner Region drei Varianten. Einmal den Automaten, wo die Tabakwaren nach Knopfdruck auf das Fließband fallen, zum zweiten die Variante, wo die Kassiererin/der Kassierer ein Gitter öffnet und der Kunde sich die gewünschte Anzahl selber heraus nehmen kann. Die dritte Variante ist die, wo der Kunde vor der Kasse eine Marke mit dem gewünschten Produkt nehmen kann, an der Kasse bezahlt und die Ware (Zigaretten) an einem gesonderten Automaten hinter dem Kassenbereich "ziehen" kann.

Bei Aldi Süd ist die Variante zwei in Gebrauch. Wenn dort nur eine Schachtel pro Marke angeboten werden dürfen, muss ständig nachgefüllt werden. Besonders "dramatisch" wird es, wenn ein Kunde mehr als eine Schachtel der gleichen Marke erwerben möchte  ;)
Dass der Hauptgrund der Diebstahlschutz ist, ist klar. Es ist aber trotzdem denkbar, dass den Konstrukteuren und Herstellern die Pläne (die schon seit Jahren diskutiert werden) bekannt sind und dass sie eine spätere Regelung im Hinterkopf hatten.
Autobahn @ 12 Jul 2012, 20:39 hat geschrieben:Ich dachte aber eher an Fachgeschäfte, die neben Raucherutensilien auch Tabakwaren (in Form von Zigaretten, Zigarren und Pfeifentabak anbieten. Meist betreiben sie auch noch eine Lottobubde und verkaufen Zeitschriften. Von allen dreien kann man allein nicht leben :ph34r:
Da werden einige umbauen müssen, wobei der Umbau kaum dramatisch werden dürfte. Es dürfte ja reichen, einfach an einem kleinen Teil des Regals jeweils eine Schachtel pro Marke auszustellen. Die vorgehaltene Ware verschwindet halt hinter einer Schiebetüre im Regal. Es geht ja um die Präsentation, nicht um die Vorhaltung. Dass beim Öffnen der Schiebetüre für Sekunden mehrere Packungen sichtbar sind, könnte ein Problem sein.

Die Schreibwarengeschäfte haben aber in aller Regel einen Nebenraum, auch können die wichtigsten Marken tatsächlich unter dem Tresen gelagert werden (womit wir bei Deiner (sprachlich) geliebten "Bückware" sind).

Die Schreibwaren/Tabak/Lotto-Geschäfte wird es also nicht ruinieren, sie können genauso verkaufen, auch der Umbau wird sie nicht umbringen, weil er nur die Präsentationsmöbel betrifft, sie aber im Unterschied zu Lokalen keine teureren Trennwände oder Lüftungsanlagen (bei entsprechenden Regelungen) einbauen müssen.

Wenn sich dann doch fast nichts ändert, frage ich mich, was die Dalli-Pläne bringen sollen - es ist eher doch Aktionsmus… Tief greifender dürfte das Verbot vieler Zusatzstoffe sein. Ob unter diesen auch Menthol ist, wird derzeit noch diskutiert. Helmut Schmidt ohne Menthol-Zigs? Unvorstellbar. Ich kenne außerdem einige Leute in meinem Umfeld, die speziell auf dieses Zeug stehen.
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Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 12 Jul 2012, 20:49 hat geschrieben:Wenn sich dann doch fast nichts ändert, frage ich mich, was die Dalli-Pläne bringen sollen - es ist eher doch Aktionsmus…
Genau das ist es. Und wenn ich fies bin, sage ich, ist es eine Aktion der Automatenlobby. Aber das ist keine gesicherte Erkenntnis. Aber vielleicht ist er nur naiv und den Ideen der Industrie unterlegen.

Ich will nicht die Nazi-Keule rausholen, aber jeder weiß, was ich im Bezug auf das Rauchverbot mit der Keule meine. Bewegt sich die EU auf eine kommissarische Diktatur zu? Politkommissare gab es auch in der Sowjetunion.
TramPolin @ 12 Jul 2012, 20:49 hat geschrieben:Tief greifender dürfte das Verbot vieler Zusatzstoffe sein. Ob unter diesen auch Menthol ist,wird derzeit noch diskutiert. Helmut Schmidt ohne Menthol-Zigs? Unvorstellbar. Ich kenne außerdem einige Leute in meinem Umfeld, die speziell auf dieses Zeug stehen.
Ob Vanille, Erbeer oder Menthol, wenn ich rauche, will ich Tabak schmecken. Sonst könnte ich mir auch ein Getränk rein ziehen oder ein Bonbon lutschen.

Das wäre mal eine Geschäftsidee. Bonbons mit Tabakgeschmack. Kein Rauch und somit keine Belästigung von Nichtrauchern. Sie könnten problemlos im ÖPNV, im Fernverkehr und in Kneipen gelutscht werden. Ein gewisser Anteil an Nikotin müsste schon dabei sein, sonst sind die Raucher nicht zufrieden. Auf Teer und andere Stoffe, die beim Abrennen in den Zigaretten entstehen, können auch Raucher verzichten.

Hiermit melde ich die Geschäftsidee als Patent an ;)
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 12 Jul 2012, 21:44 hat geschrieben: Ob Vanille, Erbeer oder Menthol, wenn ich rauche, will ich Tabak schmecken. Sonst könnte ich mir auch ein Getränk rein ziehen oder ein Bonbon lutschen.
Du bist eine Ausnahme, die meisten Raucher wollen keinen Tabak ohne Zusatzstoffe. Oder warum meinst Du, dass Menthol-Zigaretten so erfolgreich sind? Auf den Phillippen beträgt der Marktanteil rund 60 %, in den USA rund 25 %. In Deutschland liegt er nur bei 2,9 %:

Quelle: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/downl...akprodukten.pdf

(was mich aber wundert, da in meinem Umfeld diese Zigaretten gleich eine ganze Reihe an Leuten bevorzugen, aber da sind wir wieder beim persönlichen Beispiel).

Allerdings reden wir hier von speziellen Mentholzigaretten. In Wahrheit wird fast allen Zigaretten Menthol beigemischt, nur in einer geringeren Menge. (Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass selbst Deine Marke Menthol erhält, aber in einer geringeren Menge, die Du nicht schmeckst.) Neben Menthol gibt es aber noch viele weitere Zusatzstoffe mir unterschiedlichsten Funktionen.

Speziell der Einstieg wird durch die Zusatzstoffe erleichtert, da der Hustenreiz unterdrückt wird. Ich habe mich schon mehrfach mit Rauchern unterhalten, die Tabakprodukte ohne Zusatzstoffe zwar probiert hatten, aber sie fürchterlich fanden.

Daher dürfte ein Verbot von (allen oder bestimmten) Zusatzstoffen die Tabakindustrie hart treffen. Aber dazu muss das Verbot erst einmal kommen, da habe ich meine Zweifel. Dalli redet viel, aber arbeitet nicht dalli dalli.
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Beitrag von TramPolin »

Im Dezember: Australien führt Horrorbilder für Zigarettenschachteln ein

Die Tabakindustrie erleidet eine bittere Niederlage, sie verlor beim Obersten Gericht. Generalstaatsanwältin Nicola Roxon sprach gar von einem "Wendepunkt für die weltweite Tabakkontrolle".

http://www.welt.de/wirtschaft/article10863...der-zeigen.html
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Beitrag von JeDi »

...und die ersten schreien schon wieder nach angeblicher Freiheit.
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Beitrag von TramPolin »

JeDi @ 15 Aug 2012, 14:09 hat geschrieben: ...und die ersten schreien schon wieder nach angeblicher Freiheit.
Es ist sicherlich eine gewaltige Einschränkung, wenn Produkthersteller ihrer Markenidentität beraubt werden und ihre Produkte so verpacken müssen, dass sie mehr Ekel hervorrufen als ein Horrorfilm Marke Metzger.

Dem gegenüber steht sicherlich die abnorme Gefährlichkeit von Zigaretten. Kaum ein legales Produkt ist gleichermaßen schädlich, richtet so viel Leid an wie der Tabak. Jedes Jahr sterben weltweit 5 Millionen (!) Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.

Ekelbilder sind emotionaler als Textbotschaften, da sie nicht vom Verstand übersetzt werden müssen wie Texte. Worte sind nur Worte, aber einem Bild eines von einer schweren Krankheit gezeichneten Menschen kann sich keiner entziehen.

Den langjährigen Raucher wird es kaum beeindrucken, das Umsortieren der Zigaretten in eine neutrale Verpackung bleibt trotz gegenteiligen Gerüchten erlaubt.

Den einen oder anderen potentiellen Kunden dürfte es abschrecken. Man kann es so sehen, wenn nur eine einzige Raucherkarriere verhindert wird, hat es sich ja schon gelohnt.

Gleichwohl bin ich skeptisch, ob das der richtige Weg ist. Immerhin wird nun mal wieder breit diskutiert, nicht hier, aber in den einschlägigen Foren. Auch das hat ja eine gewisse Eigendynamik, wobei oft zu beobachten ist, dass man einen Teil der Leute nicht mehr erreicht, da diese an Verschwörungstheorien glauben und allen Ernstes Rauchen für gesund oder zumindest nur für mäßig schädlich halten.
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Beitrag von DumbShitAward »

Auch wenn ich prinzipiell nichts dagegen habe irgendwelche komischen Bildchen auf Tabakwaren zu haben (die meisten werden das dann einfach umfüllen, kurbelt den "Zubehörhandel" an ;) ), sehe ich das schon ein wenig grenzwertig, nicht aus gesundheitspolitischer Sicht (da erachte ich das ganze höchstens als Aktionismus und nutzlos, es schadet aber den Kunden auch nicht) sondern aus Prinzip.

Man hat sich auf die Tabakindustrie eingeschossen und wirft ihr einen Stolperstein nach dem anderen hin. Gut, wenns der Gesundheit dient mag das ja okay sein. Allerdings ist es reichlich willkürlich, es wird so unglaublich viel Mist verkauft, der nicht minder gefährlich ist, aber eigentlich unbehelligt bleibt. Egal ob das jetzt der naheliegende Alkohol ist, unnötig salz- oder zuckerhaltige Produkte (lies: 90% aller Convenienceprodukte) oder auch so profane Sachen wie der inzwischen irrsinnige Einsatz von MSG* in all seinen kaschierten Formen (zumindest stört es reversibel das Geschmacksempfinden, gesundheitsschädigende Aspekte werden zwar immer wieder vermutet, sind aber außer bei Unverträglichkeit nicht nachweisbar), ebenfalls bestimmte, möglicherweise schädliche Rieselhilfen in diversen Produkten (man muss ja nicht mal auf die strittigen Nanopartikel eingehen), Sonnencreme wird sogar explizit empfohlen, obwohl es durchaus Hinweise gibt, dass sie männliche Unfruchtbarkeit auslösen könnten (gut, hier ist das eine Wahl zwischen Pest und Cholera... Hautkrebs oder Luftpumpe). Die Liste ist in der ein oder anderen Form durchaus fortzuführen, ohne, dass es komplett lächerlich wird.

Ich sage ja nicht, dass das jetzt ein Grund ist die komischen Bildchen nicht einzusetzen, ich prangere lediglich die Doppelmoral, die bei diesem Verhalten evident ist, an. In meinen Augen werden diese Maßnahmen nicht oder nur von einigen wenigen getroffen, weil sie sich wirklich vorgenommen haben die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil es gerade "in" ist, gegen Tabakkonsum in welcher Form und Quantität auch immer, zu sein.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von TramPolin »

@DumbShitAward: Dass es andere Produkte gibt, die auch extrem schädlich sind, ist unbestritten. Der Alkohol ist ein vergleichbar großes Problem. Andere Gesundheitsrisiken sind auch groß, wenngleich zum Teil nicht ganz so groß.

Es ist aber natürlich nicht falsch, Prävention und Aufklärung in puncto Tabak zu betreiben. Man muss ja irgendwo anfangen und prinzipiell bedeutet es ja nicht, dass nicht an anderen Stellen auch was getan wird.

Die Ekelbilder sind natürlich einmalig, das gebe ich gerne zu. Ohne Provokation ganz sachlich gefragt: Warum geht Deiner Meinung nach der Staat mit mehr Härte gegen den Tabakkonsum vor als gegen den Konsum anderer Produkte*? Woher kommt die Doppelmoral?

(* Wobei man darüber streiten kann. Das gilt nur für einige Länder, in Deutschland gibt es ja vergleichsweise wenig Einschränkungen, selbst Tabakwerbung ist noch teilweise erlaubt, womit Deutschland eine fast einzigartige Rolle in der EU einnimmt.)
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