Größere Beinfreiheit gab es in der 1. Klasse sehr wohl. Wie schon geschrieben wurde, waren dazu die Auffangräume in den Türbereichen der 1. Klasse deutlich schmaler als in der 2. Klasse, indem die schulterhohen Windfang-Abtrennungen deutlich näher an der Türkante waren als in der 2. Klasse, wo noch ein stehender Mensch zwischen Abtrennung und Türkante passte.Cloakmaster @ 12 Nov 2019, 00:09 hat geschrieben: Nur hatte die 1. Klasse weder größere sitzabstände, noch breitere Sitze. Es waren ur bequemere, stoffbezogene Sitze.
Dies hatte als Kuriosum zur Folge, dass in der 1. Klasse (die ja in München eigentlich fast immer als 2. Klasse genutzt wurde bis auf ein paar Monate ganz am Anfang) die Sitze, die im Rücken einen Auffangraum/Türbereich hatten, fensterlose Wandplätze waren, da der Sitz seitlich nur die komplette Breite der Türtaschen-Wand hatte und keinerlei Möglichkeit, aus dem Fenster zu sehen. Als Kind auf Ausflügen zum Ammersee oder Starnberger See habe ich daher immer tunlichst zugesehen, diese Plätze zu meiden. Fensterlose Wandplätze sind also nicht erst seit ICE-T und ICE-Redesigns ein Thema, sondern das gab es schon Anfang der 1970er im 420er und dann auch noch genau in dem Bereich, der als 1. Klasse eigentlich besser ausgestattet daherkommen sollte.
Die Frage, warum die 420er nach dem Sitzumbau in den 90ern an einem Führerstandsende die Kunstledersitze behielten, lässt sich also wohl nicht so einfach beantworten. Die Idee mit Elektronik, die einem Sitzaustausch im Weg gewesen sein könnte, finde ich interessant. Eine andere Idee die ich hatte ist, dass man im Alltag eine direkte Vergleichsmöglichkeit zwischen Haltbarkeit, Vandalismus-Resistenz etc. zwischen Kunstleder und neuem Hartstoffsitz haben wollte.
Interessant finde ich am Rande noch Folgendes: in einem älteren Buch zur S-Bahn München war einmal erwähnt, dass die Trennwände zwischen Türräumen und Sitzbereichen Ende der 1960er als massive Ausführung statt aus Glas gewählt wurden, weil die damalige Begründung lautete, dass man davon ausgehe, dass im Winter viele Skifahrer ihre Ski dort anlehnen würden. Eine Glasversion war also damals offenbar durchaus eine Option, sie wurde ja gleichzeitig z.B. auch für die ersten A-Triebwagen der Münchner U-Bahn gewählt. Bei den 420ern kam sie dann eben erst knappe 30 Jahre später mit dem Redesign. Die Begründung mit den Skifahrern kann ich übrigens aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehen - ich glaube, dass ich in meinem gesamten Leben in der Münchner S-Bahn niemanden mit Ski gesehen habe und so weit raus fährt die Münchner S-Bahn ja gar nicht, die 420er waren ja nie für Regionalzüge nach Garmisch oder Kufstein vorgesehen. War denn Skifahren in den 60er Jahren im Münchner Nahbereich mehr in Mode als heute, z.B. Langlauf im S-Bahn-Bereich, dass das wirklich ein so gewichtiges Argument war?