Rohrbacher @ 29 Dec 2020, 21:08 hat geschrieben: Hat man ja. Je nach Betrieb zeitweiser Wegfall von Schülerfahrten, Taktverstärkern, Fernlinien-, Charter- und Reiseverkehr etc., zum Teil auch ganztägige Einschränkungen wie das Fahren des Sonntagsfahrplans im Regional- oder des Nachtnetzes im Stadtverkehr. Einige Unternehmen hatten 2020 ohnehin auch noch großflächige Baufahrpläne, als Beispiel möge da der ganze Großraum zwischen Südbahn- und Allgäu dienen. In einigen Wochen fährt DB Regio planmäßig wieder mehrmonatig Baustellenfahrplan zwischen München und Ingolstadt ohne dass Leute freigestellt werden.
Wer sagt dir auch hier, dass das nicht je nach Betrieb passiert ist? Es soll gerade massenweise Busfahrer sogar in Kurzarbeit geben, vor allem aus dem Reise- und Fernlinienverkehr. Einige fahren jetzt Linie, so viele Überstunden sollte es im großen und ganzen nach ein paar Monaten Pandemie nicht mehr geben, im Gegenteil.
Ich habe auch nie behauptet, dass man alle Fahrten einstampfen muss, oder gar dass man alle Verkehrsbetriebe über einen Kamm scheren sollte.
Aber genau so wie das ein Fehler wäre, halte ich es andersrum für einen Fehler bestimmte Verkehrsunternehmen die zufälliger weise einen Baustellenfahrplan in diesem Jahr hatten, als valides Beispiel heranzuziehen, warum einige Vorschläge nicht sinnvoll seien.
Es kommt eben darauf an. Und mehr schlage ich ja nicht vor, dass man an passenden Stellen hier noch Optimierungsmöglichkeiten hat.
Und so stark runterfahren kann z.B. die MVG gar nicht, für ein paar Monate langen die Überstunden dann auch nicht. Zumal Dinge wie Ausbildungen weiterlaufen müssen und in Zeiten von Corona sogar mehr Leute und Fahrten benötigen. Der Hauptkostenpunkt sind die Abschreibungen für die Fahrzeuge und Betriebsgelände sowie die Gehälter und Nebenkosten des Personals.
Auch hab ich nicht gesagt, dass man jetzt 90% der Kosten sparen könnte. Aber wie du richtig schreibst, sind die Personalkosten der größte Batzen. Wenn ich Überstunden abbauen kann und nicht auszahlen muss, ist das eine große Hilfe. (Oder eben Minusstunden ansammeln.)
Aber auch wenn man "nur" mehr Bahnen/Busse und Personal für die Ausbildung frei hat und nicht R3 für die Fahrschule abziehen muss und Gummi"trams" rausschicken, ist ja betrieblich und für den Fahrgast was gewonnen.
Dass Abschreibungen weiter laufen ist eh klar. Aber das ist im Endeffekt eine betriebswirtschaftliche Betrachtung. Der Bus wurde eingekauft, wann er bezahlt wird, ist am Schluss wurscht.
Wenn ich ihn weniger sinnlos und leer durch die Gegend fahre, wird er länger halten und damit am Ende mehr einbringen bzw. rentabler sein.
Außerdem müsste insbesondere im Linienverkehr mit Bussen und Straßenbahnen eine Befreiung von der Betriebspflicht beantragt werden, was ähnlich wie bei Trassen bei der Bahn im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass man die hinterher nicht mehr wiederbekommt, weil die dann jemand anders hat oder zumindest teilen muss.
Verstehe ich. Ich will aber den Betrieb ja nicht ganz einstellen, sondern Alternativen anbieten. Klar muss man das beantragen (hatte ich ja schon als Beipiel die BEG geschrieben). Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass in Zeiten von Corona da eine Behörde einer zeitlich begenzten Anpassung wesentliche Steine in den Weg legt.
Ich bin mir aber auch sicher, dass einige Betriebe ggf. anders reagiert hätten, wenn es vorher schon Pandemieerfahrung gegeben und entsprechende Rechtslagen gegeben hätte und man gewusst hätte, wie lange welcher Zustand tatsächlich dauert.
Hier gebe ich dir Recht, dass durch die fehlende Erfahrung mit dem Umgang mit einer solchen Situation die Hürden größer sind.
Aber das ist eine wesentlicher Teil meiner Kritik (das hab ich vielleicht nicht deutlich genug herausgehoben), dass eben die Situation JETZT ja nicht wirklich überraschend kommt und sich 9 Monate lang keine Sau darauf vorbereitet hat. Im Endeffekt hätte nach den Erfahrungen des ersten Lockdowns jedes Verkehrsunternehmen einen Plan machen müssen, wie es bei einem weiteren Lockdown verfährt. Dann hätte die Politik auch die entsprechenden Voraussetzungen schaffen und die Vorschläge prüfen können.
Soweit ich weiß, haben die weiterhin gut zu tun, seit der eine oder andere ÖPNV-Fahrgast, der nicht selbst fahren kann/will, zusätzlich gefahren werden will.
Also meine Erfahung - ich habe teilweise einen direkten Blick auf einen Taxistand - ist, dass bei den Taxis ganz große Flaute ist. Normalerweise stehen da 0-3 Taxis. Seit dem Lockdown ist die ganze Spur voll, teilweise stehen weitere in Parkplätzen in der Nähe, weil kein Platz mehr da ist. Und ganz selten bewegt sich da mal irgendwas.
Ich denke nicht, dass es zielführend sein kann, Taxler- und ÖPNV-Personal gegeneinander auszuspielen.
Ich will nicht irgendwen gegeneinander ausspielen. Aber wenn ich in einer Zeit, in der traditionsgemäß eh ein großer Krankenstand herrscht, und in einer Zeit einer Notlage und bei chronisch mit Überstunden und Nachtschichten belasteten Berufsgruppen eine Alternative finde, dann sollte man zumindest mal früber nachdenken.
In unserer Belegschaft gab es im ersten Lockdown einige die wollten gerne in Kurzarbeit und andere, die haben drum gebeten möglichst wenig Kurzarbeit zu machen. Am Ende könnte so eine Lösung für alle oder zumindest für die allermeisten ein Gewinn sein.
Aber typisch deutsch mal wieder jede Idee gleich im Keim kleinzureden, weil wo kommen wir denn da hin? und das haben wir ja noch nie so gemacht!!!