Brennerverkehr ab 12/09

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
ALe840
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Beitrag von ALe840 »

und nochmal hat die DB den Vogel abgeschossen... Gestern hatte der EC 85 ein paar Minuten Verspätung. Grund: verspätete Übergabe aus dem Ausland! Nun ja, das mit dem Ausland stimmt schon. Bloß war das EVU das selbe...
VT 609

Beitrag von VT 609 »

ALe840 @ 16 Dec 2009, 12:01 hat geschrieben: Bloß war das EVU das selbe...
In Österreich sind immer noch die ÖBB der Betreiber dieser EC. Oder fährt DB Fernverkehr seit neuestem eigenverantwortlich durch Österreich (von Grenzverkehren mal abgesehen)?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ALe840 @ 16 Dec 2009, 12:01 hat geschrieben: und nochmal hat die DB den Vogel abgeschossen... Gestern hatte der EC 85 ein paar Minuten Verspätung. Grund: verspätete Übergabe aus dem Ausland! Nun ja, das mit dem Ausland stimmt schon. Bloß war das EVU das selbe...
So verkehrt ist die Aussage unabhängig des EVU nicht. Die Verspätungsdaten werden von DB Netz in das System der DB eingetragen, und für DB Netz ist Österreich nunmal Ausland, unabhängig davon welcher Zug da grade rumrollt :-) Deswegen steht halt schlicht kein detaillierterer Verspätungsgrund zur Verfügung.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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ALe840
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Beitrag von ALe840 »

Mit Grenzübergabe war der Brenner gemeint. Als EVU gilt auf der gesamten Strecke das Joint Venture DB-ÖBB-LeNord.

Übrigens: die Websites der Bahn (www und mobile) geben korrekte Pünktlichkeitsinfos auch für den italienischen Streckenteil! Das gilt sowohl für die direkte Suche anhand der Zugnummer, als auch für die Abfahrtstafeln der Bahnhöfe in der Fahrplanauskunft - für die italienischen Bahnhöfe gibt es die Echtzeit-Anzeige samt Angabe des Verspätungsgrundes, natürlich nur für die DB-ÖBB ECs.
Der Netzbetreiber RFI stellt die Verkehrsinfos allen EVUs zur Verfügung - keine Ahnung, ob DB sich direkt vernetzt hat.

Zwischenzeitlich hat DB begonnen, die Züge in der Presse zu bewerben. Sieht so aus, als wollten sie nicht zu viele Erwartungen im Vorfeld schüren, bis die Züge nicht tatsächlich halbwegs zuverlässig rollen.

Bin mitgefahren: ein Riesen-Qualitätssprung! Ok, ein "normaler" etwas übeddurchschnittlich gepflegter und betreuter DB-EC, aber für italienische Verhältnisse... Auslastung nicht mal so schlecht, für die ersten Tage. Ab Bologna ca. 50 Reisende. Ausserdem ist ein Bordtechniker fix vorgesehen, es gab noch "LeNord"-Zugbegleiter in Ausbildung... Die scheinen es ernst zu meinen, mit diesen neuen Verbindungen. Brodeln da noch zukünftige Erweiterungspläne???
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Aussserdem ist es eine bequeme Ausrede, wenn andere schuld sind......

Ich habe in Furth i Wald schon mehrfach erlebt, dass der RE aus Prag zu früh - einmal 10 Minuten(wegen entfallener Zugkreuzung) ankam, dann aber 15 Min. zu spät abfuhr (also 40 Min. Aufenthalt!) und im weiteren Verlauf hiess es dann "wegen verspäteter Übergabe aus dem Ausland". In Wirklichkeit war die Übergabe verfrüht, und geschlafen haben die eigenen Leute, aber so muss die DB keine Pönale bezahlen :-)......
Matthias1044
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Beitrag von Matthias1044 »

Als EVU gilt auf der gesamten Strecke das Joint Venture DB-ÖBB-LeNord.
Das ist falsch. Das "Joint Venture DB-ÖBB-LeNord" ist kein zugelassenes Eisenverkehrsunternehmen! Für die EC Züge tritt in Italien ausschließlich LeNord als EVU auf.

Das Join Venture weist lediglich auf die Kooperation zwischen DB Fernverkehr, ÖBB und LeNord zwecks gemeinsamen Fahrzeugeinsatz, Personaleinsatz, Tarife und Fahrplangestaltung.

Die drei beteiligten EVUs treten in den jeweiligen Ländern eigenverantwortlich als Trassenbesteller und Betreiber auf. Das war schon vorher so, nur dass in Italien das Unternehmen gewechselt hat.
es gab noch "LeNord"-Zugbegleiter in Ausbildung...
Das dürften Zugbegleiter von DB Fernverkehr sein. Diese erhielten in den letzten Wochen einen Sprachkurs sowie eine Ausbildung, da diese zum Teil den gesamten Laufweg mitfahren.
ALe840
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Beitrag von ALe840 »

Danke für die Richtigstellung bzgl. EVU.

Nein, das waren tatsächlich Zugbegleiter von "Le Nord", in Ausbildung. DB Zugbegleiter in DB-Uniform erklärten in gebrochenem Italienisch oder auf deutsch jungen waschechten Italienern und Italienerinnen in "LeNord" - Uniform (die sich wiederum in holprigem Deutsch versuchten) den Umgang mit den Handcomputern für die Fahrkartenausgabe und das Online-Ticket.

Ja, die Zugbegleiter sind von DB bzw. ÖBB. Allerdings stellt LeNord als verantwortliches EVU den Zugführer. Und die bekommen gerade die Ausbildung zur Kundenbetreuung nach DB-Standard.

Übrigens waren in allen Speisewagen italienischstämmige Kellner im Einsatz, ausserdem waren die Speisekarten zweisprachig, deutsch und italiensich.
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Offensichtlich hat der Wettbewerb im Brenner-Verkehr auch seine positiven Seiten: auch die DB/ÖBB müssen sich jetzt wirklich Mühe geben. Gerade die DB hat in der letzten Zeit auch nicht gerade das hochwertigste Wagenmaterial eingesetzt, gerade der Speisewagen ist oft ausgefallen oder hat nicht funktioniert.
ALe840
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Beitrag von ALe840 »

Stimmt. Ehemalige iR-Umbauwagen ohne Klimaanlage waren nicht mehr zu sehen, ausserdem ist fix ein Bordtechniker mit dabei. Trotzdem gab es immer noch einige Pannen: unbenutzbare Türen, defekte Toiletten und große Probleme mit der Wagenheizung. Als ich mitfuhr, war die Heizung in zwei (von 7) Wägen komplett ausgefallen, ein weiterer war nur unzureichend warm. Es gibt noch viel zu tun...
Matthias1044
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Beitrag von Matthias1044 »

Das wichtigste, was als Nächstes zu tun wäre, dass Trenitalia ihre überflüssigen Sperrtrassen wieder frei gibt, auf denen eh keine Züge fahren. Denn vernünftige Fahrpläne, die Anschlüsse in Italien ermöglichen, dürften für Fahrgäste das Argument sein, um die ECs zu benutzen.

Denn das, was momentan südlich des Brenner passiert, hat mit einem fairen Wettbewerb rein gar nichts zu tun.

Und desweiteren könnte dann die Reihe 1216 zugelassen werden, die zusammen mit dem Railjet einen weiteren Qualitätssprung bieten könnte.
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Stimmt. Ehemalige iR-Umbauwagen ohne Klimaanlage waren nicht mehr zu sehen, ausserdem ist fix ein Bordtechniker mit dabei. Trotzdem gab es immer noch einige Pannen: unbenutzbare Türen, defekte Toiletten und große Probleme mit der Wagenheizung. Als ich mitfuhr, war die Heizung in zwei (von 7) Wägen komplett ausgefallen, ein weiterer war nur unzureichend warm. Es gibt noch viel zu tun...
Das kann ich bestätigen. Als wir am 23. fuhren, waren völliges Chaos angesagt. Für einen Personenunfall am Ostbahnhof konnte die DB nichts, aber später ging dann die Lok endgültig kaputt und der EC endete in Brixen. Nach Passieren des EC 85 fuhr er dann leer nach BZ, um mit 2h Verspätung nach München zurückzufahren. Dadurch verpasste er den zweiten Umlauf - und als Ersatzzug fahr ----- ein ICE - T, also genau die, die nicht nach Berlin fahren......
Alle Züge Richtung Norden hatten zwischen 20 und 580 (!) Minuten Verspätung. Der ÖBB-EC aus Verona hatte dann statt ÖBB-Wagen z.T. DB-Wagen (darunter auch einige IR-Wagen), jedoch unbeheizt, auch der 1. Klasse-Wagen. In den ÖBB-Wagen waren dafür fast auch alle Toiletten defekt. Und der Speisewagen fehlte völlig. Nachdem in Südtirol der Nahverkehr Vorrang hat und um 17h der gesamte Bahnhof Bozen mit Nahverkehr vollgestellt wurde, verzögerte sich die Abfahrt entsprechend. Doch auch die 30 Minuten Verspätung reichten offensichtlich nicht - am Brenner stand er dann statt den 5 Min. nordwärts rund 25 Minuten.

Der Nahverkehr in Südtirol war übrigens absolut pünktlich. Aber DB/ÖBB müssen noch zimelich üben, insbesondere doie ÖBB zeichnet sich nicht gerade durch Lorbeeren aus (die DB versucht z.B. bei ausgefallenen Speisewagen, wenigstens einen mobilen Service anzubieten - davon ist bei der ÖBB keine Spur...).

Insgesamt war es eigentlich noch um einiges schlechter als zu Trenitalia-Zeiten, auch wenn man den Boykott durch die FS/RFI nicht der DB/ÖBB anlasten darf.
ALe840
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Beitrag von ALe840 »

Na, zum Glück ist das nicht immer so. Meistens klappt es recht gut, und bei Problemen zeigt das Personal Einsatz! Also Umgang mit dem Kunden (und Freundlichkeit und Motivation der Zugbegleiter) ist super. Trotzdem, es gibt dicke Kinderkrankheiten!

Pluspunkte:
- Bemühung um Qualität
- mehr Zugbegleiter, bessere Kundenbetreuung
- bessere Wartung der Fahrzeuge (fixer Bordtechniker!)
- besseres Tarifsystem (Bahn- bzw. Vorteilscard, real existierende Sparpreise)
- Speisewagen
- Kundendialog um Welten besser als gewohnt

Probleme:
- häufige Defekte (meistens ein oder zwei Wägen ohne Heizung!)
- Pünktlichkeit (wenig aussagekräftig: Schlechtwetter bereitete Probleme für alle, ausserdem wird Wegfall Lokwechsel am Brenner einen möglichen Verspätungsgrund beseitigen)
- ÖBB-Online-Ticket voller Bugs! Tickets von und nach Mailand können nicht bestellt werden! Sparpreise nicht für alle Relationen erhältlich. Züge werden in Italien als Verbindungen nach "Monaco di Baviera" beworben. Nun, ÖBB-Online-Ticket interpretiert das als "Monaco Monte Carlo" und gibt keine Tickets aus... Hoffentlich bessert ÖBB nach. Ende Januar soll Ticketverkauf auch auf bahn.com/it starten (wird schon jetzt beworben!)
- Züge müssen besser beworben werden, Fahrkartenautomaten oder Reiseagenturen an alle Haltestellen, ausserdem gehört der Rechtsweg beschritten, damit diese Verbindungen in die Trenitalia-Fahrplanauskunft aufgenommen werden!
- Verkauf im Zug: geworben wird mit der Möglichkeit, die Fahrkarten im Zug ohne Aufpreis zu kaufen (notwendig! Mangel an Verkaufsstellen!). Aber aus "technischen Gründen kann der Bordpreis leicht höher sein. Dieser Unterschied entfällt ab 1.2.2010". In einigen Fällen kostet die Fahrkarte an Bord 5 Euro mehr (vor Fahrtantritt nirgendwo erhältlich, mangels Verkaufsstellen und ÖBB-Bug!)!!!

Mag ja sein, dass das Kinderkrankheitn sind! Trotzdem: wenn neue Kunden geworben werden sollen, muss auch die Mundpropaganda gut ausfallen! Und da darf so etwas nicht passieren! Schliesslich erwartet sich der italienische Kunde von ÖBB und DB genau das, was er bei Tränitalia vermisst: klare und saubere Tarife ohne nchkobern, Freundlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit.
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Von allen Pluspunkten habe ich nichts bemerkt. Der EC 86 war gelinde gesagt, unter aller Sau, und nur weil er relativ leer war, konnten wir in die beheizten ÖBB-Wagen, auch wenn die WCs alle abgesperrt waren. Wer einen 1.Klasse-Fahrschein hatte, der hatte die Arschkarte (unbeheizt). Und dann hatten wir uns auf ein leckeres Essen im jetzt ja angeblich vorhandenen Speisewagen gefreut - ällerbätsch. Nicht mal Mini-Bar, und dann noch 50 Min. zu spät an. Das Personal hat sich auch nur selten bis gar nicht blicken lassen.

ES ist klar, die DB-ÖBB müssen noch üben, und man darf nach den ersten beiden Wochen ein Urteil fällen. Aber ob das so populäre "Trenitalia-Bashing" (alles in der Welt ist besser als die Trenitalia) gerechtfertigt ist, möchte ich mal bezweifeln. Überall arbeiten Menschen, manche sind eifriger und engagierter, und manche verdienen halt ihr Geld - egal ob bei DB, ÖBB oder FS. Und allen drei Bahnen ist ja eine etwas seltsame Unternehmenspolitik gemein, die die Mitarbeiter vor Ort durch ihr Engagement ausbaden dürfen und das man nicht hoch genug loben kann. Dennoch gehört auch Respekt an die DB und ÖBB, sich hier zu engagieren, in Tarvisio hat die ÖBB ja genau das Gegenteil bewiesen und kapituliert.
Im Moment kann man nur sagen: "sie bemühen sich". Und man kann ihnen nur wünschen, ihre Probleme in Griff zu bekommen - sonst fährt da bald gar nichts mehr internationales.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Wozu üben? Das Fahren von ECs ist weder für die DB noch für die ÖBB was neues.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Xenon »

Was sind eigentlich die Ursachen für die ganzen Verspätungen? Meistens steht ja nur "Verspätete Übergabe aus dem Ausland da".
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Ich kann nur vermuten:
- technische Probleme mit der Lok, warum auch immer (ich sehe sonst keinen Grund, statt 5 Min. rund 25 Min. am Brenner Richtung Österreich zu stehen, obwohl die Strecke frei und das Ausfahrsignal stets auf Grün war - auch wenn es sich bei der 189 nicht wirklich um eine völlig neue LOk handelt
- die nur 5 MIn. Puffer am Brenner Richtung Norden (Ri. Süden sind es 20 Min.!)
- Vorrang des Regionalverkehrs in Südtirol
- die generelle "Trödelei" und hohe Streckenbelastung (v.a. Inntal) in Österreich - selten ein Zug, der da pünktlich rauskommt
- und man kann nur vermuten, dass die ECs seitens RFI in Italien nicht ganz unabsichtlich "ausgebremst" werden, wo möglich
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