Gut, ich gebe es zu: Für diese provokative Zeile habe ich in Wuppertal ein bißchen die Vorlage geklaut. Speziellen Dank an dieser Stelle. Und ich hätte es natürlich auch gleich erläutern können, aber: Ich wußte ja, daß irgendeiner fragt.Bayernlover @ 5 Mar 2012, 19:36 hat geschrieben: Warum?
Hatten wir glaube ich aber auch schon (mehrfach?) an anderer Stelle dieses Forums: Autofahrer reden gerne von "Eh da!"- Kosten, wenn es um die erheblichen Ausgaben für ihre Kalesche geht. Der scherzhafte Ausdruck aus der Betriebswirtschaft umschreibt Kosten, von denen derjenige, den sie betreffen, glaubt, er müsse sie so oder so bezahlen, sie seien "eh da", also völlig oder zumindest teilweise losgelöst von irgendwelchen nutzungsabhängigen Variablen der Kostenrechnung. Das Auto ist "eh da" und kostet "eh" Geld, dann kann es ja auch benutzt werden. Okay?
Und da ist der Selbstbetrug, weil es die sich aufsummierenden jährlichen Ausgaben auf ein vernachlässigbares Niveau reduziert. Die Euronen, welche der Wertverlust - oder sagen wir weniger hochökonomisch, die Finanzierung der Anschaffung eines Kraftfahrzeuges fressen, sind so sicher weg, wie wenn man sie am Fahrkartenschalter oder an der Supermarktkasse gelassen hätte. Aber sie fallen im persönlichen Bewusstsein weniger auf, weil sie nicht so direkt augenscheinlich ausgabewirksam sind, wie Bargeld welches man aus dem Geldbeutel nimmt. Von diesem Selbstbetrug leben im übrigen viele Branchen ganz gut, manches Produkt, unter anderem Kraftfahrzeuge, ließe sich wesentlich schlechter verkaufen, bestünde diese Welt aus rationalen Zahlenmenschen.
Provokativ gesagt: Dein nächstes Auto kostet zum Beispiel runde 10.000 €. Wenn Du die bezahlt hast, und selbst wenn Du sie sinnlos übrig hattest und nichts finanzieren musstest, bist Du noch keinen Meter gefahren. Für den selben Betrag hättest Du auch 3 Jahre lang eine BC100 kaufen können, mit der Du zumindest theoretisch in dieser Zeit über 500.000 km zurücklegen hättest können. Ist von der zurückgelegten Entfernung her irgendwie schon ein kleiner Unterschied. Und dabei zahlst Du genau einmal Steuern für die Fahrkarte, musst die Züge nicht warten und nicht selber fahren. Ob sie einen Wertverlust haben, kann Dir auch egal sein. Das alles blendest Du aus und kaufst Dir zum Siege der vermeintlichen persönlichen "Flexibilität" und Bequemlichkeit doch das Auto? Was, bitteschön, wenn nicht das, nennst Du Selbstbetrug? Na gut, nenn es "Schönrechnen" - ich gestehe Dir mal zu, daß Du Dich selbst nicht mit Vorsatz schädigst.
Um den Bogen zum Thema zurück zu finden: Je mehr die Kosten für die Nutzung eines Kraftfahrzeuges aber steigen, desto weniger können sich die Ignoranz gegenüber diesen Kosten noch erlauben. Und da werden wir wohl wirklich eine andere Eisenbahn brauchen.