Und weil es so schön ist, noch ein Bild der Abfahrt in den letzten Sonnenstrahlen des Tages
Ein paar Sprüche auf dem Bus - aber ich sage ganz klar: Safe drive - save life auf ein Fahrzeug draufzuschreiben, reicht nicht. Man muss schon selbst entsprechend handeln...

Eine Kreuzung in der Nähe. Die weitere Strecke ist bereits eingestellt und das einst riesige Depot Belgachia wird offenbar jetzt für Busse genutzt.
https://goo.gl/maps/4ksTPd68nZUgof2G7
Der Tabakverkäufer bittet um ein Foto
Ich habe Mühe, vor lauter Marktständen den Metroeingang zu finden und fahre schließlich zurück nach Süden. In der Park Street sind einige europäische Verpflegungsmöglichkeiten beheimatet, darunter auch ein Café. Ein Wächter öffnet mir die Tür. Es handelt sich um ein riesiges Wiener Café und ist fast vollständig mit Einheimischen gefüllt. Entenfang gönnt sich richtig - einen Cappuccino, ein Stück Kuchen und eine Leipziger Lerche (mit Marzipan) zum Preis eines indischen Mittagessens. Ahhh, köstlich...
Auf dem Rückweg zur Metro
Eines ist klar - ich möchte den Abend für eine Nachtfahrt mit der Tram nutzen. Die Musik des in Dauerschleife auf den zahlreichen Fernsehern in der Station Esplanade laufenden Filmtrailers begrüßt mich jedes Mal aufs Neue, als ich aus in der nun herrschenden HVZ sehr vollen U-Bahn aussteige.
Wenig später stehe ich wieder in der Wendeschleife. Nach eigenen Sichtungen müsste es noch zwei andere Linien geben, die hier abfahren. Nach rund zehn Minuten fahren wieder drei Bahnen auf einmal ein. Die erste ist eine 5, die kenne ich schon. Die hinteren beiden sind 25er.
Ich nehme die hintere 25 und setze mich in den Bw, welcher mit Längsbestuhlung ausgestattet ist.
Im Tw gibt es teilweise Querbestuhlung und größere Ventilatoren, daher bevorzugen ihn die meisten Fahrgäste.

Die Auslastung ist gering - soweit ich es erkennen kann, sind Zusteiger unterwegs vor allem Gelegenheitsfahrgäste, die einsteigen, weil die Tram gerade zufällig vorbeikommt.
Der Schaffner spricht mich an - überraschenderweise in perfektem Englisch, womit ich bei seinem Beruf nicht gerechnet habe.
Ja, ich interessiere mich für Straßenbahnen und finde den Betrieb hier wirklich faszinierend. Leider würden die Fahrzeuge nicht gut gewartet, meint er bedauernd.
Wie alles in Indien..., denke ich. Er erzählt weiter, dass auch sein Vater und Großvater bei der Tram beschäftigt waren und er jetzt auch schon über 30 Jahre dabei wäre. Er hat den Niedergang der Straßenbahn Kalkutta in voller Länge miterlebt - zu Beginn waren über 250 Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz, heute sind es weniger als 20. Damals wären die Straßen komplett frei gewesen, aber heute herrscht das totale Chaos. Die Regierung würde sich wenig um die Tram kümmern, aber er ist sich sicher, dass sie nie ganz eingestellt wird. Zumindest ein Alibi-Fahrzeug würde weiterfahren, denn eine komplette Stilllegung scheut die Regierung auch, weil doch zahlreiche Einheimische von diesem Verkehrsmittel begeistert wären.
In der Tat ist mir aufgefallen, dass mehrfach die vorbeifahrende Tram von Passanten gefilmt wurde. Zwei weitere Männer sitzen in der Nähe und quatschen auch mit dem Schaffner. Gelegentlich stellen sie mir eine Frage in einer Mischung aus Hindi und Englisch, die ich kaum verstehen kann. Der Schaffner dolmetscht.
Besonders hart wird der Kampf, als wir eine Einbahnstraße entgegen ihrer Fahrtrichtung befahren müssen. Für 1,5 km brauchen wir vermutlich über 15 Minuten, nicht zuletzt, weil auch noch zwei Falschparker die Gleise blockieren und erst durch Dauerbimmeln herbeigeordert werden müssen.
Nach gut 50 Minuten erreichen wir die Endstation Gariahat Tram Depot, was einem Schnitt von rund 7 km/h entspricht. Da wird das Abfahren einer Tramlinie zum Halbtagesausflug. Der Schaffner meint zu mir, er hätte jetzt erstmal eine Stunde Pause und würde kurz vor 9 wieder zurückfahren. Ich könne doch wieder mitfahren.
Warum eigentlich nicht? Die Pause lässt sich hervorragend nutzen, um das Abendessen einzunehmen. Hoffentlich reicht die Zeit...