Müssen Firmen unbedingt in die Metropolen?

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Beitrag von Jogi »

Mühldorfer @ 25 Apr 2017, 16:59 hat geschrieben:Hallo, wo ist das Problem, damit mussten sich nach 1945 auch die Ostvertriebenen abfinden, selten war es daß Leute zusammenblieben, meistens wurden recht schnell neue Bekannten- und Kulturfreundeskreise aufgebaut.
Moment mal, weil nach 1945 die Menschen scheiße behandelt wurden ist es in Ordnung, sie 2017ff. scheiße zu behandeln? Weil dir mal irgendein Vollhonk zwei Zähne ausgeschlagen hat ist es OK, wenn du jemand anderem eine zwiebelst? Na, hoffentlich nicht.

Deine Sozialromantisierung der unmittelbaren Nachkriegszeit sind zum Haare raufen: Die Integration zog sich über Jahre hinweg, die Neuangekommenen wurden überwiegend angefeindet (SpOn: "Badens schrecklichster Schreck, der neue Flüchtlingstreck"), musste doch das Wenige, was im zerbombten Deutschland noch übrig war, mit wildfremden Menschen geteilt werden.

Ob Familien "selten" zusammen blieben, weiß ich nicht; meine Großeltern, die aus Fleißen vertrieben wurden, jedenfalls hatten dieses relative Glück. Die sich zum Ende der 1940er-Jahre entwickelnden Vertriebenverbände organisierten auch Familienzusammenführungen. In ihrem politischen Engagement wird heute vielfach eine gewisse Ambivalenz geschrieben: Sie unterstützten ohne Zweifel die Integration - wobei das bei einem wieder aufzubauenden Land kaum mit der heutigen Wohlstandsgesellschaft zu vergleichen ist: Was soll sich ein Arbeitsloser aufbauen, der in irgendein strukturschwachses Kaff zwangsverlegt wurde? Aber das muss bequemerweise nicht beantwortet werden, wenn man sich auf ehrenamtliches Engagement zurückzieht und das mit dem sozialen Umfeld gleichsetzt.
Gleichzeitig wurden von den Vertriebenverbänden auch Positionen vertreten, die durchaus als "revanchistisch" anzusehen sind. Faulenbach (2002) (bpb.de) schreibt dazu:
Bei den Wahlen zu den Landtagen und zum Bundestag waren die Vertriebenen während der fünfziger Jahre - nicht nur wegen der Existenz des BHE - eine umworbene Gruppe. Alle Parteien - mit Ausnahme der KPD - forderten von einem Friedensvertrag die Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1937. [...] Maßgebliche Persönlichkeiten der Bundestagsparteien sprachen auf Treffen der Heimatvertriebenen und unterstützten das Recht der Vertriebenen auf Heimat. "Dreigeteilt - niemals" war die Parole eines bekannten Plakates des Kuratoriums "Unteilbares Deutschland".

Kennzeichnend für die fünfziger Jahre waren auf der einen Seite beachtliche Bemühungen um die gesellschaftliche Integration der Vertriebenen, die offensichtlich selbst davon ausgingen, dass mit einer Rückkehr in die verlorenen Gebiete auf absehbare Zeit nicht zu rechnen war; auf der anderen Seite gab es die Unterstützung der Rechte der Vertriebenen und ihrer Forderungen, die eine Verurteilung des Unrechts der Vertreibung selbstverständlich einschloss. Man mag in dieser doppelten Politik einen Mangel an Konsequenz sehen, gleichwohl kann man fragen, ob sie nicht doch zur Integration der Vertriebenen und zur Paralysierung des Heimatvertriebenenproblems beitrug.

Allerdings war dieser Politik doch auch die Förderung von Illusionen bei den Heimatvertriebenen immanent. Diese hatten bemerkenswerterweise in einer Charta, die 1950 in Stuttgart verkündet wurde und Forderungen nach sozialer und wirtschaftlicher Gleichstellung sowie politischer Vertretung der Vertriebenen enthielt, ausdrücklich auf Rache und Vergeltung verzichtet und versprochen, "jedes Beginnen mit allen Kräften zu unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können". Gleichwohl hatten die Forderungen der Vertriebenen selbstverständlich die Revision der faktisch bestehenden Grenzen zum Ziel, weshalb sie in der Propaganda des Ostens als "Revanchisten" bezeichnet wurden.
Die Forderungen nach Grenzrevisionen, die bereits 1949 illusionär waren, waren also spätestens zum Ende der 1950er-Jahre hin nicht mehr salon-, geschweige denn mehrheitsfähig. Bei den Vertriebenenverbänden wurden sie dagegen bis in 1990er-Jahre hinein postuliert, Stichwort "Recht auf Heimat". Im OME-Lexikon der Uni Oldenburg liest sich das unter Punkt 5 so:
Umstritten bleibt bis heute das politische Agieren mancher Vertriebenenorganisationen. Eugen Lemberg fragte schon 1965, ob die Vertriebenen "Mittler oder Störenfriede" seien. Vertriebenenorganisationen nahmen lange revisionistische Positionen ein, lehnten die Oder-Neiße-Grenze ab und stellten sich der Ostpolitik Willy Brandts sowie den Ostverträgen entgegen. 1985 löste das nach der Teilnahmezusage von Bundeskanzler Kohl gewählte Motto des Schlesiertreffens "40 Jahre Vertreibung - Schlesiens bleibt unser" lebhafte Diskussion aus. Verschiedentlich kamen Vertriebenenorganisationen durch Verbindungen zu rechtsextremen Milieus in die Medien. Z. B. erkannte die Landsmannschaft Ostpreußen ihrer 1991 gegründeten Jugendorganisation "Junge LM Ostpreußen" (heute: Junge LM Ostdeutschland) wegen extremistischer Ausrichtung diesen Status ab und gründete 2000 als neue Jugendorganisation den "Bund junges Ostpreußen" (BJO).

Kritisiert wurden wiederholt die lange einem älteren Verständnis verpflichteten, zum Teil von Stereotypen mitgeprägten Geschichtsbilder ("Kulturträgertheorie", Paradigmen der "Ostforschung"), die von manchen Vertriebenenorganisationen verbreitet wurden.

Die zahlreichen Vertriebenenorganisationen lassen sich aber nicht einheitlich charakterisieren oder politisch pauschal zuordnen. Die innerhalb der Vertriebenenorganisationen bestehende politische Meinungsvielfalt und Pluralität war bzw. ist infolge der prägenden Rolle des BdV öffentlich nur eingeschränkt wahrnehmbar.
Diese Ambivalenz war über Jahrzehnte zu hören, bis zum einen die Generation der Vertriebenen langsam den Weg allen Irdisches geht und bis zum anderen sich nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" die jeweiligen Regionen sich mit dieser Geschichte auseinandergesetzt haben. " [R]echt schnell" ein neuer "Kulturfreundeskreis[]" (was auch immer das genau sein soll) ist das nicht. Wohlgemerkt, ohne irgendeine Form der Bewertung damit abgeben zu wollen.

Das Erleben sind Wunden, die die Kinder- und Enkelgeneration dankenswerterweise nicht durchmachen mussten. Ebenso wie es in den Regionen der Vertriebenen auch Menschen gab und gibt, die andere Wunden erleiden mussten.

Gerade deswegen, sorry für den derben Ausdruck, kotzt mich dieses gedankenlose Ausspielen und Bagatellisieren, nach '45 haben die Menschen das doch auch überlebt, an. Unrecht bleibt Unrecht, auch wenn's ein anderer schon vollzogen hat.
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Beitrag von TravellerMunich »

Galaxy @ 25 Apr 2017, 18:13 hat geschrieben: Es ist nicht deren Ziel Strukturföderung zu betreiben, sie richten sich nach harten Fakten, korrekt, aber im gewissem Rahmen kann der Staat schon lenken. BMW, und Porsche wären ohne staatliche Förderung nicht nach Leipzig gegangen, und Mercedes, VW Fabriken in Tuscaloosa, und Chattanooga sind mit Sicherheit nicht gebaut wurden weil Alabama, und Tennessee so eine grandiose Infrastruktur haben.
Nun ja, billige, zahlreiche Arbeitskräfte sowie preiswertes Bauland waren sicherlich auch wichtige Faktoren.
Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass BMW in 20 Jahren in München noch nennenswert etwas produziert, gerade aus diesen Gründen.

Generell gilt aber nach wie vor: Die Deutschen glauben nicht an die Freiheit, sie glauben an den Staat.
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Beitrag von Metropolenbahner »

TravellerMunich @ 25 Apr 2017, 18:26 hat geschrieben: Generell gilt aber nach wie vor: Die Deutschen glauben nicht an die Freiheit, sie glauben an den Staat.
Was ist denn "freier":

a) Wenn es keine Krankenversicherung gibt und ich mich unter einer Vielzahl von Angeboten und Varianten eine aussuchen und mich um alle sonstigen Formalitäten selbst kümmern muss.
b) Wenn der Staat mir das automatisch liefert und ich statt Policenvergleich im Büro am Strand sitzen kann?

Nebenbei: Mit dem Begriff "Freiheit" wird viel Schindluder getrieben. Darunter stellt sich jeder was anderes vor, halt eine der typischen wenig bis nichts-sagenden Politikerfloskeln...
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Beitrag von TravellerMunich »

Freiheit ist sicher nicht, Hartz-IV-Empfänger in den Harz umzusiedeln oder Unternehmen vorzuschreiben, sich im Fichtelgebirge anzusiedeln.

Die Mietpreisbremse funktioniert offenbar auch nicht so recht, in der DDR hatte man sogar eine Mietpreisbremse XXL, aber der Knaller war das nicht.

Wie wäre es, wenn München einfach das Angebot ausweitet und massiv und rasch Bauland ausweist? Zu einfach?
Stattdessen kauft man als Stadt während des Höhepunktes der Wohnungspreise Wohngebäude im Bestand auf, was keinen qm extra schafft...
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Beitrag von viafierretica »

TravellerMunich @ 25 Apr 2017, 19:29 hat geschrieben: Wie wäre es, wenn München einfach das Angebot ausweitet und massiv und rasch Bauland ausweist? Zu einfach?
Das tut sie ja bzw. möchte es, nur
- die Verkehrserschließung kommt nicht mit (siehe Paul-Gerhard-Allee, Freiham, Bayernkaserne, überall: die Wohnungen stehen da, der ÖV fährt noch nicht- oder darf, wie im Falle des Ackermannbogens, viele Jahre gar nicht reinfahren, obwohl er könnte). Der Bau von Trambahnen oder U-Bahnen dauert wesentlich länger als der Bau von Wohnungen.
- überall protestieren Wutbürger gegen jede noch so bescheidene Art der Verdichtung und laufen fast Amok. Die Boulevardpresse heizt da ordentlich mit.
- die freien Flächen gehen bald aus.
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Beitrag von 146225 »

Also sind doch die wirtschaftlichen Fakten doch auch manchmal gegen die Verdichtungsräume - spätestens, wenn ich als Unternehmen dort noch keinen gewachsenen Standort habe und etwas flächenintensives bauen oder betreiben möchte, gehe ich doch aus Kostengründen nicht mehr nach München (oder Stuttgart, oder Frankfurt am Main...). Denn was dann das Grundstück / der m² Büro-, Lager- oder Produktionsfläche kostet, kann das Unternehmen möglicherweise überlasten. So hat sich doch manche "Landgemeinde" ihr Wachstum finanziert, so wie z.B. Ilsfeld mit seinen großen Gewerbeflächen neben der Autobahn.
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Beitrag von imp-cen »

TravellerMunich @ 25 Apr 2017, 19:29 hat geschrieben: Freiheit ist sicher nicht, Hartz-IV-Empfänger in den Harz umzusiedeln ...
Es ist auch leider eher andersrum. Jede Kommune zahlt gerne einen Umzug von Querulanten nach München, da die ja auf dem dortigen Arbeitsmarkt viel mehr Chancen haben. Wo doch der JobMotor hier nur so brummt.
Dadurch wird man pro Person gleich nen halben Meter Hängeregistratur für die Akten des letzten halben Jahres freigeräumt.

Die Mietkosten darf dann in Folge die Stadt München zahlen und die Arbeit mit Einsprüchen, Klagen und vor allem Stellungnahmen zu Petitionen an so ziemlich alles und jeden hat dann das Jobcenter in München.
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Beitrag von Mühldorfer »

TravellerMunich @ 25 Apr 2017, 19:29 hat geschrieben: Freiheit ist sicher nicht, Hartz-IV-Empfänger in den Harz umzusiedeln oder Unternehmen vorzuschreiben, sich im Fichtelgebirge anzusiedeln.
Widerspruch, der Umzug in den "Harz" wäre ja nicht Zwang, entweder lebst du von deinem EIGENEN Einkommen, die Freiheit bleibt ja, ODER bekommst Geld vom Staat dort wo das Wohnen billig ist.

Und München oder Fichtelgebirge, das Problem tritt doch auf weil nicht knallhart nach Gesamtkosten die Entscheidungen fallen.

Entweder richtig scharf Planen und Vorgaben umsetzen ODER vollständig frei nach ökonomischen Anforderungen inkusive der volkswirtschaftlichen Vorleistungen.

Besipiel PKW-Arbeitswege, die Entfernungspauschale entlastet den Fahrer mehr als die Treibstoffsteuer für die Strecke kostet. Also werden die Pendlerwege real öffentlich subventioniert, auch der U-Bahn. Skoda Fabia, Stadtverkehr 5l/100km = 4€ Steuer/100km, Pauschale je km Fahrtstrecke 15cent, 42% Grenzsteuersatz = ca. 7 cent Steuerersparniss je Kilometer Fahrtstrecke, wer bezahlt die teueren Statdtunnel in München, auch von den Bürgern die teuer wohnen und zu Fuß zur Arbeit laufen. )

Uner Vollkosten betrachtet müssten Firmen Interesse haben wie vor 100 Jahren wohnen in der Nähe zu fördern, z.B. Siedlung Nürnberg Rangierbahnhof, Berlin-Siemensstadt, Werkswohnungen MAN-München-Allach usw.

Und Einkommenssteuer ist volkswirtschaftlich betrachtet der "Gemeinkostenausfschlag" für Bildung, Krankenhäuser, Sicherheit, Verwaltung usw., ohne denen qualifizierte Arbeit nicht möglich wäre.
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Beitrag von Martin H. »

Umbenannt und verschubst.
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Beitrag von 146225 »

Erstmal danke fürs "in die Werkstatt nehmen und umrangieren" @Martin.

So gefällt mir der Titel. Lässt sich in dieser Absolutheit der Frage nämlich locker verneinen.
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Beitrag von VossBär »

Mühldorfer @ 27 Apr 2017, 08:29 hat geschrieben: Uner Vollkosten betrachtet müssten Firmen Interesse haben wie vor 100 Jahren wohnen in der Nähe zu fördern, z.B. Siedlung Nürnberg Rangierbahnhof, Berlin-Siemensstadt, Werkswohnungen MAN-München-Allach usw.
Vor 100 Jahren und auch vor 50 noch war Industrie und Gewerbe in den Städten angesiedelt.
Inzwischen sind etliche Unternehmen raus aus der Stadt.
Erkennbar am "Auffüllen" der Gebiete mit Wohnungen.
Beispielsweise jüngst erkennbar in Haidhausen/ Giesing.
Paulaner räumt das Feld, Wohnungen entstehen an der Welfenstraße und am Nockherberg.
Bernbacher dito.

Wenn nun die Firmen ihre Standorte/ Produktion in den Landkreis verlagern und an der ehem. Adresse nun Wohnungen entstehen, warum ist immer stärkerer Verkehr in die Stadt zu beobachten ?
Eigentlich muß es doch nach draußen gehen.

Als aktuelles Beispiel habe ich hier die Verkehrslage von heute früh.

Bild

Zugegeben, es war ein bisserl naß. Aber gegen 8:30 sollte doch der große Run vorbei sein ?
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Beitrag von imp-cen »

Hm, passt doch!?

Die Leute aus den grünen Vororten beginnen halt erst zwischen 9-9.30h in den schicken Kanzleien in der Stadt.

Welcher Bierausfahrer bei Paulaner soll den jetzt in der teuren Innenstadt wohnen und morgens in seinen Job aufs Land rauspendeln?
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Beitrag von spock5407 »

Is doch mehr als nachfragegerecht Platz da.

Und: der vielfach einsame Pendler im Auto hat mehr Platz als ein in Öffis eingepferchter. Dazu einen bequemen, breiten Sitz und vielfach individuelle Klimatisierung.

Dieses mehr an individuellem Platzverbrauch erzeugt dann halt einfach mehr Platzbedarf im öffentlichen Raum. Wenn der Pendler den einfach schlechter nutzt
als der Öffi -> sein Pech.
:lol:
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ich musste heute gezwungenermaßen Auto fahren, u. a. auch um 08:30, ich wäre lieber mit der U-Bahn gefahren. Dieses dauernde Anfahren und Bremsen.
Von Tür zu Tür war es aber ziemlich gleichschnell.
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

VossBär @ 27 Apr 2017, 21:05 hat geschrieben: Aber gegen 8:30 sollte doch der große Run vorbei sein ?
Der ist erst um 9 oder 9:30 vorbei.

In der Stadt konnte ich im ÖPNV Folgendes beobachten:
Vor 7 ist es sehr ruhig, dann kommen langsam die ersten Schüler, zwischen 7:30 und 8 ist es extrem voll mit Schülern, gegen 8 tauscht sich das langsam mit den Pendlern aus. Kurz anch 8, also kurz nach Schulbeginn, ist nochmal relativ leer, für etwa 15 Minuten, dann kommen die Berufstätigen, die bis mindestens 9 Uhr für ordentlich hohe Füllungsgrade sorgen...
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Beitrag von TravellerMunich »

Seit Montag herrscht in München an jedem Tag - besonders am Nachmittag - aktuell Land unter. So schlimm war der Verkehr noch nie im Frühjahr. Warum auch immer. Selbst in Straßen, in denen es sonst gut voran geht, herrscht zähfließender Verkehr - auch ohne S-Bahn-Desaster. Der größte Anteil dürfte tatsächlich durch Pendler verursacht sein...
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Beitrag von bestia_negra »

TravellerMunich @ 28 Apr 2017, 07:03 hat geschrieben: Seit Montag herrscht in München an jedem Tag - besonders am Nachmittag - aktuell Land unter. So schlimm war der Verkehr noch nie im Frühjahr. Warum auch immer. Selbst in Straßen, in denen es sonst gut voran geht, herrscht zähfließender Verkehr - auch ohne S-Bahn-Desaster. Der größte Anteil dürfte tatsächlich durch Pendler verursacht sein...
City-Maut für alle ohne Münchner Kennzeichen einführen. Von dem Geld den ÖPNV ausbauen inklusive P&R-Plätzen am Stadtrand.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

bestia_negra @ 28 Apr 2017, 08:38 hat geschrieben: City-Maut für alle ohne Münchner Kennzeichen einführen. Von dem Geld den ÖPNV ausbauen inklusive P&R-Plätzen am Stadtrand.
Wäre auch meine präferierte Lösung. Wobei ich da noch etwas differenzieren würde und die Umlandgemeinden, die wirklich überproportional den Ausbau des ÖPNV forcieren wie Dachau und Karlsfeld den Münchnern per Plakette gleich stellen.

Ein Problem hat man allerdings: Führt man jetzt eine City Maut ein, dann wären die zusätzlichen Fahrgäste ziemlich schnell da, der Bau von Schienenstrecken dauert in München mehr als 10 Jahre, bei der U-Bahn eher 15.
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Beitrag von bestia_negra »

Iarn @ 28 Apr 2017, 09:17 hat geschrieben: Wäre auch meine präferierte Lösung. Wobei ich da noch etwas differenzieren würde und die Umlandgemeinden, die wirklich überproportional den Ausbau des ÖPNV forcieren wie Dachau und Karlsfeld den Münchnern per Plakette gleich stellen.

Ein Problem hat man allerdings: Führt man jetzt eine City Maut ein, dann wären die zusätzlichen Fahrgäste ziemlich schnell da, der Bau von Schienenstrecken dauert in München mehr als 10 Jahre, bei der U-Bahn eher 15.
Zum ersten Absatz:

Den Sinn dahinter verstehe ich nicht. Du willst ausgerechnet die Einwohner der Gemeinden, die ein gutes bis sehr gutes ÖPNV-Angebot haben kostenlos mit dem Auto in die Stadt fahren lassen, obwohl gerade die ein gutes ÖPNV-Angebot haben und deshalb genausogut mit den Öffentlichen in die Stadt fahren könnten?



Zum zweiten Absatz:

Das stimmt natürlich. Lösungsmöglichkeiten dafür gibt es ein paar:
1) Man führt die Maut erst zur Eröffnung von Stamm 2 ein. Das federt den Anstieg dann zumindest etwas ab, auch wenn das vermutlich nicht reichen wird.
2) Man führt die Maut jetzt ein, lässt sie allerdings am Anfang eher niedrig. Dadurch werden die meisten, die jetzt mit dem Auto fahren auch weiter mit dem Auto fahren. Dadurch wird ein sprunghafter Anstieg der Fahrgastzahlen vermieden, aber man hat trotzdem schon zumindest einen Teil der späteren Einnahmen und kann das in die Infrastruktur investieren. Ist diese dann gut genug ausgebaut wird die Maut entsprechend erhöht um die Pendler von der Straße weg in die Bahnen zu bringen.
3) Die "Penderunfreundliche Variante": Man führt die Maut sofort in voller Höhe ein. Man forciert den Ausbau des ÖPNV mit dem dadurch eingenommenem Geld. Das dauert 10-15 Jahre. In dieser Zeit versucht man das mit der vorhandenen Infrastruktur maximal mögliche Angebot zu fahren. Die Pendler haben in dieser Zeit die unangenehme Wahl zwischen (über)vollen Zügen und der teuren Maut. Ab ca. 2030 sollte sich die Situation dann langsam entspannen.


Mit dem Geld sollten dann möglichst die Stammstrecken von U3/6 und U1/2 getrennt werden. Die Linien dann langfristig an den Stadtrand verlängert werden, wo dann die Pendler aus dem Umland zusteigen können.

U3 Süd ein P&R an der A95 in Forstenried/Fürstenried
U6 Süd über Planegg bis zu einem P&R an der A96
U2 Nord zu einem P&R an der A99 (evtl die U1 Nord auch noch in diese Richtung)
U2 Ost zu einem P&R am Autobahnkreuz München Ost
U3 Nord über Untermenzing und ein P&R am Autobahnende der A8 nach Pasing

Ganz langfristig kann man auch noch U4 und U5 trennen und beispielsweise die U5 von NPS über Ottobrunn richtung Kreuz München Süd führen.


P.s.: Ich hab mich jetzt auf die U-Bahn konzentriert, weil ich davon ausgehe, dass die City-Maut in die Stadtkasse fließt und die Stadt ja für die U-Bahn, nicht aber für die S-Bahn zuständig ist. Besser wäre es wohl, wenn das Geld in den Ausbau der S-Bahn fließen würde (Außenstrecken, Nordring, Südring) um dort überall einen 10-Minuten-Takt (oder auf manchen Strecken gar noch dichter) fahren zu können.
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Beitrag von Iarn »

Zum ersten Absatz:

Es besteht um München ein, insbesondere aus der Ude Zeit, der bei seinen Umland Kollegen als arrogant verschrien war, entstandenes Gefühl der, von München untergebuttert zu werden. Meine Befürchtung ist, dass die Einführung einer City Maut solche Ressentiments verstärken könnte. Deswegen ist es wichtig, die Umlandgemeinden, die "mitziehen" auch symbolisch zu unterstützen und zu zeigen, wir sitzen alle im selben Boot und müssen zu gemeinsamen Lösungen kommen. Und da ist sowas als Symbolpolitik wichtig.

Zum zweiten: ich denke, ein Ansatz kombiniert aus eins und zwei ist am sinnvollsten.

Sehr rechtzeitig ankündigen, um selbst den Planungsvorlauf für neue Strecken zu haben und den Pendler auch Planungssicherheit zu geben. Nicht wie beim Dieselauto, wo jahrelang CO2 das Hauptkriterium war, um kaum kaufen sich die Leute einen sparsamen Diesel, zu sagen April, April, CO2 ist egal, es zählen Stickoxide und deswegen "Ihr kommt s hier ned rein!"
Dann würde ich den Betrag progressiv gestalten, also niedrig anfangen und dann Jahr für Jahr steigern.
Natürlich führt das zu einer Finanzierungslücke im Nahverkehr, aber München steht finanziell gut da und die Zinsen sind niedrig, da kann man auch mal Geld für etwas anderes als Windparks in der irischen See aufnehmen. In den grünen greenwashing Strom hat man ca 10 Milliarden gepumpt, steckt man die Hälfte in die Zukunft des Nahverkehrs, würde man die Verkehrswende schaffen, womit der Umwelt mehr gedient wäre als mit einer zero Emission Augenwischerei beim Ökostrom.
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Beitrag von bestia_negra »

Iarn @ 28 Apr 2017, 10:11 hat geschrieben: Zum ersten Absatz:

Es besteht um München ein, insbesondere aus der Ude Zeit, der bei seinen Umland Kollegen als arrogant verschrien war, entstandenes Gefühl der, von München untergebuttert zu werden. Meine Befürchtung ist, dass die Einführung einer City Maut solche Ressentiments verstärken könnte. Deswegen ist es wichtig, die Umlandgemeinden, die "mitziehen" auch symbolisch zu unterstützen und zu zeigen, wir sitzen alle im selben Boot und müssen zu gemeinsamen Lösungen kommen. Und da ist sowas als Symbolpolitik wichtig.

Zum zweiten: ich denke, ein Ansatz kombiniert aus eins und zwei ist am sinnvollsten.

Sehr rechtzeitig ankündigen, um selbst den Planungsvorlauf für neue Strecken zu haben und den Pendler auch Planungssicherheit zu geben. Nicht wie beim Dieselauto, wo jahrelang CO2 das Hauptkriterium war, um kaum kaufen sich die Leute einen sparsamen Diesel, zu sagen April, April, CO2 ist egal, es zählen Stickoxide und deswegen "Ihr kommt s hier ned rein!"
Dann würde ich den Betrag progressiv gestalten, also niedrig anfangen und dann Jahr für Jahr steigern.
Natürlich führt das zu einer Finanzierungslücke im Nahverkehr, aber München steht finanziell gut da und die Zinsen sind niedrig, da kann man auch mal Geld für etwas anderes als Windparks in der irischen See aufnehmen. In den <s>grünen</s> greenwashing Strom hat man ca 10 Milliarden gepumpt, steckt man die Hälfte in die Zukunft des Nahverkehrs, würde man die Verkehrswende schaffen, womit der Umwelt mehr gedient wäre als mit einer zero Emission Augenwischerei beim Ökostrom.
Ok. Als Symbol macht es natürlich Sinn diese Gegenden zu belohnen (in der Hoffnung, dass dort trotzdem viele das Auto stehen lassen und den guten ÖPNV nutzen)


Dem Rest stimme ich zu. Eine gewisse Vorwarnzeit muss sein. Gerade wer pendelt und sich überlegt ein neues Auto zu kaufen braucht so eine Information frühzeitig.


Man muss hier einfach Geld in die Hand nehmen. Ist mMn unterm Strich sowohl volkswirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll.

Gut wäre es auch, wenn der Freistaat einen ordentlichen Teil des durch die Reform des Länderfinanzausgleichs eingesparten Geld in den ÖPNV stecken würde. Bayern wird um etwa 1,3 Mrd. pro Jahr entlastet. Wenn ein Viertel davon in den ÖPNV im Großraum München gesteckt werden würde, dann hätte man jährlich über 300 Mio zusätzlich zur Verfügung. Damit könnte man schon einiges bei den S-Bahn-Außenästen und den Regionalbahnen bewegen.
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Beitrag von Metropolenbahner »

bestia_negra @ 28 Apr 2017, 11:24 hat geschrieben: Gut wäre es auch, wenn der Freistaat einen ordentlichen Teil des durch die Reform des Länderfinanzausgleichs eingesparten Geld in den ÖPNV stecken würde.
Ja, aus der Sicht gut, dass Modelleisenbahner Seehofer weitermacht, da kann man immerhin auf etwas Sympathie hoffen.
Bayern wird um etwa 1,3 Mrd. pro Jahr entlastet. Wenn ein Viertel davon in den ÖPNV im Großraum München gesteckt werden würde, dann hätte man jährlich über 300 Mio zusätzlich zur Verfügung. Damit könnte man schon einiges bei den S-Bahn-Außenästen und den Regionalbahnen bewegen.
Wo hast Du die 1,3 Mrd her? Kann es sein, dass Du da auf nem alten Stand bist?
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/...h-14659532.html

Und ja, selbst nur mit nem Bruchteil davon könnte man sehr, sehr viel bewegen ...
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Beitrag von Iarn »

bestia_negra @ 28 Apr 2017, 11:24 hat geschrieben: Gut wäre es auch, wenn der Freistaat einen ordentlichen Teil des durch die Reform des Länderfinanzausgleichs eingesparten Geld in den ÖPNV stecken würde. Bayern wird um etwa 1,3 Mrd. pro Jahr entlastet. Wenn ein Viertel davon in den ÖPNV im Großraum München gesteckt werden würde, dann hätte man jährlich über 300 Mio zusätzlich zur Verfügung. Damit könnte man schon einiges bei den S-Bahn-Außenästen und den Regionalbahnen bewegen.
Herrmann hat das ja schon angedeutet, weil ihm die grünninen immer vorwerfen, nach der 2. Stammstrecke bleibt nichts mehr für andere Projekte, dass Bayern ja dann größere finanzielle Spielräume hat. Aus landesegoistischer Sicht war das natürlich ein Coup, den Gemeindefinanzierungstopf auf Jahrzehnte zu plündern und dann für andere Projekte dann halt die finanziellen Spielräume zu nutzen, die Bayern nach der Neuordnung der Länderfinanzierung hat.
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