autolos @ 5 Sep 2012, 12:46 hat geschrieben:Zunächst möchte ich auf Deine Bemerkung eingehen, moderne Reisebusse seien so bequem wie ein ICE. Hier widerspreche ich: Der Sitzabstand ist geringer, die Sitzbreite ist geringer, die Sitzform ist nur für Menschen in "Normgröße" geeignet, die Flächen vor, unter und über den Sitzen sind für kleinere Gepäckstücke (Spiele, Bücher, Verpflegung) kaum geeignet, die Gurtpflicht engt zusätzlich ein, ein Laptop ist wegen der Enge kaum zu nutzen, die Gangbreite ist extrem gering, der WC-Raum ist extrem klein und keineswegs behindertengerecht.
Die Klapptische in der Reihenbestuhlung sind klein, aber kein Müll. Viele Reisende nutzen die Tische. Die mobile Internetversorgung auf Bahnstrecken ist mittlerweile recht zuverlässig, aber langsam. Ärztlich anempfohlen ist auf längeren Reisen, dass man sich mal die Beine vertritt, was im Zug jederzeit möglich ist, im Bus aber wegen der Gurtpflicht nur ausnahmsweise.
Für mein Empfinden bieten Bus und Zug durchaus unterschiedliche Komfortmerkmale, und zwar bei beiden sowohl positiv als auch negativ.
"Pro" Zug werte ich mal
- breitere Sitze, keine Anschnallpflicht
- größere Tische
- größere Gepäckablagen
- bessere Bewegungsfreiheit
- gut zugängliche Toiletten
- bequemerer Zu-und Ausstieg.
Aber auch der Bus hat für mich Vorteile, die ich bei den heute so kapazitätsoptmierten Zügen sehnlich vermisse.
- Ein genereller Komfortvorteil beim Bus ist sicherlich, dass es (so gut wie) keine Sitzplätze entgegen der Fahrtrichtung gibt.
- Die Gangplätze können i.d.R. seitlich verschoben werden, um den Abstand zum Sitznachbarn zu vergrößern (geht allerdings sehr zu Lasten der Gangbreite)
- Als sehr angenehm empfinde ich, dass Busse tagsüber normalerweise ohne Fahrgastraumbeleuchtung und nachts mit dezentem Schlaflicht unterwegs sind. Am Platz gibt es individuelle Leseleuchten.
- Außerdem hat der Bus eine gute Rundumsicht; "Fenster"plätze mit Wand davor gibt es nicht.
- Es gibt kaum "Durchgangsverkehr".
Toilette und Getränke sind immer verfügbar, oftmals gibt es auch eine Bordküche mit Imbissmöglichkeit, die in Pausen zum Erwärmen von Speisen genutzt wird. Dies ist im Zug natürlich alles besser und viel großzügiger möglich, aber es ist kein Alleinstellungsmerkmal.
Die Nachteile, die sich aus der eingeschränkten Bewegungsfreiheit in punkto Gastronomie, Toilette und Füße vertreten ergeben, wurden bei meinen Busfahrten außerdem immer durch regelmäßige Pausen (etwa 2-stündlich) kompensiert. Damit lassen sich die genannten Punkte stationär in einem Aufwasch erledigen, was den Komfortnachteil gegenüber dem Zug relativiert.
In punkto Fahrkomfort empfinde ich einen Bus bei Reisegeschwindigkeit auf Fernstraßen nicht unangenehmer als eine Zugfahrt, natürlich bei deutlich geringerer Geschwindigkeit als im ICE.
Ein Ausschlusskriterium gibt es für mich bei dem heutigen Buskomfort jedenfalls nicht, vielmehr würde ich mir das eine oder andere Komfortelement auch im Zug wünschen.