Boris Merath @ 2 Aug 2015, 12:29 hat geschrieben: Weil die Aufgabenstellung nicht ist "wir bauen einfach mal irgendeinen Tunnel, ganz egal wofür", sondern "wir brauchen eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn".
Wenn dem so wäre, dann würde man seit ein paar Jahren nicht über Regionalverkehr im 2. Tunnel reden und man hätte auch die Nordeinbindung am Ostbahnhof 2010 nicht durch ne Südeinbindung ersetzt, weshalb die S3 und S7 doch wieder - entgegen der ursprünglichen Planung - Kopf am Ostbf machen müssen. Aktuell ist das ganze Gedöns seit ca. 2010 eben KEIN pures SBahntunnel mehr sondern eher ein Bahn-Wolpertinger, der alles mögliche schaffen soll. Das gelingt vielleicht, die frage ist nur wie und für wieviel.
Anders gesagt, die aktuelle Aufgabenstellung lautet: "Wir bauen einen Tunnel für:
- eine 2. Innenstadtquerung, damit im Notfall nicht der gesamte Innenstadt-Verkehr zum erliegen kommt.
- für Expressverkehr zum Flughafen
- für Regionalzubringer zum Flughafen (Üfex)
Die SBahn ist dabei eher nebensächlich, das sieht man an den Mutationen seit den ersten Plänen.
Was nutzt es der S-Bahn, wenn die Fernverkehrszüge künftig zum Ostbahnhof fahren? Glatte Themaverfehlung.
Themaverfehlung ist - wenn überhaupt - dann nur das Gerede von den Regiozügen im SBahn-Tunnel. Die haben da nichts zu suchen. Welche Bahnsteighöhen soll man für die denn vorsehen? 96cm für 76cm Fahrzeuge? Und das in der heutigen Zeit wo sogar Dorfbahnhöfe barrierefrei ausgebaut werden? Da macht man sich doch in der Landeshauptstadt nur lächerlich. Bei M21 hat man sowohl im Hbf als auch im Sendlinger Tor pro Richtung mind. 2 Bahnsteige, die könnte man dann wenigstens jeweils auf 76 oder 96cm auslegen. Beim Sbahntunnel gibts dagegen nur einen Bahnsteig pro Richtung. Macht auch Sinn, schließlich sollte es mal vor langer Zeit ein artenreiner SBahn-Tunnel sein.
Davon abgesehen waren laut Planstand 2001 bei M21-B ganze 32 FV-Züge als Durchbindung zum Ostbahnhof geplant. Pro Tag wohlgemerkt - nicht pro Stunde. Also da wäre noch viel Platz für etwaige SBahnen. Ein paar könnte man außerdem über den Südring schicken, der wär dann ja auch weitgehenst frei (und wird noch leerer wenn man die paar 100m Gleis zw. Feldmoching und Nordring wieder ranflickt) und da es sich nicht um den kompletten SBahn-Verkehr handeln würde, würde man dort auch keine großartigen Ausbauten benötigen. Ein Üfex aus Augsburg müsste auch nicht durch den Tunnel, sondern kann über den Südring zum Flughafen, schließlich ists primär ein Zug zur Flughafenanbindung und keine SBahn. Während der Wiesen könnte der auf der Rückfahrt zusätzlich noch die Augsburger an der Poccistraße aufsammeln. (Das bezieht sich auf Äußerungen irgendeines Politikers vor einer gewissen Zeit, der meinte dass ein Üfex durch den Tunnel nach Augsburg fahren könne).
Mal davon abgesehen ist der Bahnhof Sendlinger Tor in meinen Augen nicht in der Lage, zusätzlichen Verkehr, der durch einen Fernverkehrstunnel entsteht, aufzunehmen.
Tja, da ist dann die Frage, inwieweit eine U9 am Hbf Umsteigedruck in Nord-Süd-Richtung nehmen könnte. In der U9-Untersuchung steht für "Sendlinger Tor" ein "++" in der Liste der Entlastungen, das steht für "starke Verbesserung".
Wenn man den M21-Bahnhof Sendlinger Tor ähnlich "schlecht" plant, wie aktuell am Hbf, also ohne direkte Umsteigeverbindung zw. M21-Röhre und U-Bahnhof, dann werden viele Reisende - selbst aus dem Süden/Osten kommend, vermutlich bis zum HBf weiterfahren und dort die kurzen Wegen zw. dem unterirdischen M21-Bahnhof und dem neuen U9-Bahnhof nehmen. Mit der U9-Variante 1+ mit einer Spange zur U2-Röhre käme man ohne Probleme in den Norden, egal ob in U2 oder U6-Richtung.
Also ohne U9 ists ein M21-Halt Sendlinger Tor sicherlich kritisch zu sehen, da geb ich Dir recht, aber mit?
Klar, die U9 kostet wieder extra, aber da man sie aktuell sowieso plant - auch mit 2. SBahntunnel, statt M21 - wäre es töricht sie nicht in die Gesamtbetrachtung miteinzubeziehen.
Und Erweiterungsmöglichkeiten gibt es hier auch nicht wirklich - die M21-Trasse mit Halt am Sendlinger Tor wird in meinen Augen aus diesem Grund nie kommen. Das selbe gilt natürlich auch für eine Nutzung der M21-Trasse durch die S-Bahn.
Mag schon sein, dass es problematisch wäre, aber ich gebe eins zu bedenken: Wäre es nicht zumindest besser als gar nichts zu bauen? Die optimale Lösung gibts nie ... es gibt nur die Wahl zwischen wenig schlechten Lösungen
Bei der 2.SBSS hat die "tolle" Umsteigelösung im Hauptbahnhof aber aus meiner Sicht das Fass zum Überlaufen gebracht.
Im Gegensatz dazu hat der U-Bahnhof Marienplatz noch freie Kapazitäten.
Ja und mit der U9-1+-Lösung, würde es vermutlich noch mehr "Kapazität" geben, da fast keiner mehr - egal ob von der 1. oder 2. Stammstrecke - dort umsteigen würde, d.h. aber auch, dass kein Umsteiger in der SBahn säße und die aktuelle Kapazität auch in Zukunft ausreichen würde

Mit anderen Worten: Man braucht keinen neuen Halt Marienhof.
Man muss halt versuchen das große Ganze im Überblick behalten. Interessant wären z.B. auch Auswirkungen eines Personenverkehrs auf dem Nordring auf die Umsteigekapazitäten im Zentrum.