autolos @ 4 May 2012, 13:08 hat geschrieben: Wenn die BOB als einziger Bieter im Rennen bleibt werden die Kosten nur sinken, wenn die BEG mit einer Überprüfung gemäß Verordnung 1370 droht. Ich könnte mir vorstellen, dass die BOB schon 1998 mit einem Kampfpreis an den Start gegangen ist, um in den Markt zu kommen. Nicht umsonst musste zwischenzeitlich die DB an dem Unternehmen beteiligt werden.
Die BOB weiß aber nicht, ob sie einziger Bieter ist, wenn sie ihr Angebot abgibt. Nur weil die DB ausgestiegen ist, heißt das nicht, dass es keine anderen Bieter geben wird - denkbar wären zum Beispiel Agilis und Netinera, aber auch Neulinge wären denkbar, da sich die Investitionen in Grenzen halten dürften. Natürlich kann die BOB hoch pokern und drauf setzen, dass es keinen anderen Bieter geben wird - aber das kann nach hinten los gehen.
autolos @ 4 May 2012, 09:12 hat geschrieben:
Bei den Integralen handelt es sich um "Einzelstücke" mit besonderer Technik. Ersatzteile dürften schon bald kaum noch zu erhalten sein, so dass man erste Fahrzeuge als Ersatzteilspender wird abstellen müssen.
Der Integral selbst mag ein Einzelstück sein - die Einzelteile, aus denen der Integral zusammengebaut wurde, sind es vermutlich größtenteils nicht - Jenbacher wird vermutlich nicht eine eigene elektronische Fahrzeugsteuerung für 17 Züge zusammengeschustert haben.
Bei einem neuen Motor, der speziell in den Integral hineinkonstruiert werden müsste, wäre dann wieder fraglich, ob nicht eine Neuzulassung des Fahrzeugs durch das EBA nötig wäre.
Bei dem Motor handelt es sich laut Wikipedia um einen MAN D2876 LUH, der gebraucht auf diversen Ersatzteileseiten für LKW-Teile angeboten wird - es ist also alles andere als eine Spezialkonstruktion für den Integral, und damit dürfte die Ersatzteilversorgung was den Motor betrifft durchaus handhabbar sein.
Spannender dürften die Bereiche Getriebe und Elektronik sowie die spezielle Besonderheit, die hydraulisch verstellbaren Achsen, sein. Aber auch hier würde ich davon ausgehen, dass Jenbacher da keine Eigenentwicklungen verbaut hat, sondern Standardbauteile, also zum Beispiel Standard-Industrieelektronik. Hier dürfte die Ersatzteilversorgung dann auch nicht so schlecht aussehen. Das, was heute von den Ersatzteilen bei den meisten Schienenfahrzeugen so problematisch ist, sind die Leistungselektronik (hat der Integral nicht) sowie irgendwelche proprietären Rechnersysteme - die ich bei einer Kleinserie aber eher nicht erwarten würde. Das ganze ist aber letztlich alles Spekulation.
KnutR @ 4 May 2012, 03:30 hat geschrieben:Alles richtig gesehen. Aber ich denke gerade die DB dürfte aus der Vergangenheit mit dem Produkt "Integral" noch ihre
Erfahrung haben, als sie der BOB aushelfen musste. Rechnet man hier jetzt 15 Jahre Verschleiß hinzu dann dürfte
der Berg an Problemen sicherlich nicht geringer sein.
Das waren Kinderkrankheiten, die hatten viele Fahrzeuge - und die sagen nichts darüber aus, wie sich das Fahrzeug in Zukunft schlagen wird.
Noch dazu sind 15 Jahre nicht immer gleich 15 Jahre: Ein Fahrzeuge das ich auf einer Nebenstrecke mit relativ geringem
Fahrgastpotential nutze, nutzt sich innen wie außen anders ab, als ein Integral, den ich von der bayerischen Landeshauptstadt ausgehend
in relativ dicht besiedelte Gebiete schicke.
Was nichts daran ändert, dass Eisenbahnfahrzeuge nur in absoluten Ausnahmefällen bereits nach 15 Jahren ausgemustert wurden.
Das Personal und die Werkstatt an sich hätte man seitens DB Regio sicherlich übernommen, denn warum die Fahrzeuge erst kilometer-
weit durchs Land karren, wenn man die Werkstatt vor der Tür hat. Nimmt man nun aber noch die Fahrzeuge hinzu, hat man bereits
2 von 3 (sprich 66%) Vorgaben. Nun bleibt nur noch das eigentlich Fahrplanangebot. Und selbst das wird ja auch vorgegeben, wodurch wir
also dazu kommen, dass das Oberland-Netz eigentlich von vornherein auf einen Anbieter fixiert ausgeschrieben wurde. Das wäre für mich
ein ganz klares unfaires Wettbewerbsverfahren.
Wieso? Die Bedingungen für die BOB sind die selben wie sie für die DB wären. Das angebliche oder tatsächliche Risiko mit den INtegralen hat die BOB bei einer Bewerbung auf die Ausschreibung genauso wie es die DB hätte. Nachdem die BOB das Oberlandnetz unbedingt weiter betreiben will, kann das Risiko eigentlich nicht so schlimm sein - wenn die Fahrzeuge wirklich in einem Zustand wären, dass man sie in den nächsten Jahren auf den Schrott werfen könnte, dann würde ja auch die BOB (die die Fahrzeuge von allen am besten kennt) sich nicht beteiligen.
Wie auch immer - ein System, dass es ermöglicht, Fahrzeuge auch über die Laufzeiten einer Ausschreibung hinweg in Betrieb zu behalten, ist unbedingt nötig, um die Kosten in Griff zu behalten.
Denn wo willst du denn Kosten senken, wenn die Vorgaben gleich bleiben?
Bei den Gewinnen für die Eigentürmer - aber irgendwann gibt es halt keine Möglichkeiten zur Kostensenkung mehr - das ist halt einfach so, und das Problem wird sich bei den Wiederausschreibungen von Netzen immer stellen, dass man da nicht mehr allzu viel rausholen kann.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876