146225 @ 18 Sep 2014, 07:58 hat geschrieben: Tschuldigung, aber der brave Genosse im Kreml tickt wirklich nicht ganz sauber. Spätestens wenn dieser größenwahnsinnige Despot in das nächste Nachbarland einmarschiert, werden das auch seine hiesigen Fanboys vielleicht mal feststellen dürfen.
Was heißt da Fanboy - natürlich gibts ein paar Spinner, die alles, was Putin macht, für toll befinden. Das ändert aber nichts daran, dass die Berichterstattung extrem einseitig ist, und der Westen sich sehr arrogant aufführt und meint dass in dem Konflikt alle nach seiner Pfeife tanzen müssen. Das ist keinen deut besser als das was Putin macht.
Was den westlichen Interessen dient, ist gut, was den westlichen Interessen nicht dient, ist böse. So einfach ist das. Was die lokale Bevölkerung will interessiert keinen, siehe z.B. in dem telepolis-Artikel:
Auf die Frage der Moderatorin, ob die Menschen in Donezk durch die Regierungskräfte aus Kiew befreit werden wollen, antwortete Christian Neef von Vorort: "Dass sie von den Ukrainern befreit werden wollen, das glaube ich nun nicht, sie haben nach wie vor eine sehr skeptische Haltung gegenüber Kiew." Im anschließend ausgestrahlten Interview fehlte diese direkte Antwort. Stattdessen sendeten die Tagesthemen ausführlich den Eindruck des Korrespondenten, die lokale Bevölkerung würde die Rebellen weniger unterstützen.
Wie soll man so bitte einen Konflikt lösen? In diesem Konflikt führen sich alle Beteiligten so auf, wie wenn sie endlich wieder den kalten Krieg wieder haben wollen, weil man da so schön mit seinem Militär spielen konnte - sowohl der Westen, als auch der Osten. Wir regen uns zurecht drüber auf, dass Putin an der Grenze zu der Ukraine Militär zusammenzieht, machen jetzt aber selber Manöver in der Ukraine. Und ja, ich weiß, dass das schon länger geplant war, trotzdem - sowas geht einfach gar nicht.
Die Berichterstattung blendet diese Aspekte aber völlig aus, und sorgt so dafür, dass sich die Fronten nur immer weiter verhärten. Ich weiß nicht, was die Bevölkerung will, und kann da ja schlecht selber hinfahren und nachfragen. Aber es ist in meinen Augen die Pflicht der Rundfunkanstalten, darüber objektiv zu berichten. Und das erfolgt nicht.
DSG Speisewagen @ 18 Sep 2014, 08:42 hat geschrieben:Bei der Linken ist man immer noch auf dem Russlandtripp, obwohl das Land mit dem was die Linke will so gar nichts mehr zu tun hat.
Das wird durch dauernde Wiederholung auch nicht richtiger:
http://www.linksfraktion.de/pressemitteilu...n-homosexuelle/ :
Das Anti-Homosexuellen-Gesetz ist ein neuerlicher Angriff Putins auf die russische Zivilgesellschaft und die Demokratie und Menschenrechte im größten Land der Erde. Die russische Regierung schürt gezielt Hass gegen sexuelle Minderheiten.
[..]
DIE LINKE muss und wird diejenigen Kräfte in Russland unterstützen, die sich für demokratische Verhältnisse und die Akzeptanz von sexueller Vielfalt einsetzen. Putins Kreuzzug gegen die Menschenrechte muss mit demokratischem Widerstand gestoppt werden.
http://www.welt.de/print/wams/politik/arti...-Russland.html:
Ähnlich Linken-Fraktionschef Gregor Gysi: "Die Bundesregierung sollte allen russischen Homosexuellen, die in ihrer Heimat verfolgt oder diskriminiert werden, Asyl in Deutschland gewähren."
http://www.spiegel.de/politik/ausland/russ...n-a-879728.html :
Der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich (Die Linke) teilte mit: "Ein Russland, das sich bei Menschenrechten am Mittelalter orientiert, passt nicht zu Europa."
Sieht so Lubhudelei von allem was Putin macht aus?
(Und ja, ich hab mich nur auf ein Thema beschränkt, weil das einfach ein Thema ist mit dem ich mich etwas stärker beschäftige - es sieht bei anderen Themen aber auch nicht nennenswert anders aus).
Man hält also zu einem Land wo Minderheiten ja riesige Rechte haben, wo Oligarchen das Land regieren, die Bevölkerung großteils immer noch vom Lebensstandard weit weg vom Westen ist usw.
Die Oligarchen entstanden nach dem Ende des kalten Krieges, weil hier die Wirtschaft spontan komplett privatisiert wurde. Neben den heutigen Oligarchen, die sich dabei mal eben große Staatsbetriebe für ein Butterbrot unter den Nagel gerissen haben, wurde allerdings auch ein weiter Teil der russischen Wirtschaft durch den Westen aufgekauft, was für die russische Bevölkerung wohl große Nachteile mit sich gebracht hat.
Erst Putin hat dem ganzen einen Riegel vorgeschoben, hat teilweise Oligarchen enteignet und den Ausverkauf des Landes ans Ausland gestoppt. Das ganze führte dann dazu, dass der Lebensstandard der Mittelschicht wieder gestiegen ist (nicht aber der Unterschicht!).
Und genau das dürfte das Kernproblem sein, warum Putin so lange an der Macht ist: Einerseits beschneidet er massiv die Bürgerrechte, und bei der Auswahl, welche Oligarchen er entmachtet und welche nicht, scheint er auch eher willkürlich zu sein.
Trotzdem profitieren von seinen Entscheidungen Teile der Bevölkerung, die ihn dann natürlich unterstützen, und den ganzen Mist, den er sonst macht, ignorieren.
Man muss das ganze schon differenziert sehen. Ich hätte Putin gerne so schnell wie möglich weg, weil mir einfach die Bürgerrechte sehr wichtig sind - und die Linke dürfte das, wenn man sich so die offiziellen Äußerungen anschaut, genauso sehen. Aber die Entscheidung liegt nicht bei uns, also müssen wir mit Putin leben - und wir sollten uns auch überlegen, warum Putin immer wieder gewählt wird. Wahlmanipulationen sind vielleicht Teil (ich habe keine Ahnung), ein großer Teil ist aber sicherlich auch die Tatsache, dass er eben doch in weiten Teilen der Bevölkerung Unterstützer hat.
Und genauso sieht es auch in der Ukraine aus. Wir, der arrogante Westen, freuen uns, wenn im Osten ein uns nicht genehmer Präsident gewaltsam abgesetzt wird - nicht nur bei der Ukraine, als es die Proteste gegen Putin gab, hätten wir uns sicher genauso gefreut. Ich schließe mich da auch ein, am Anfang fand ich die Maidan-Sache auch toll. Aber rechtfertigt das, dass wir einen eklatanten Verstoß gegen die Ukrainische Verfassung mittragen? Rechtfertigt das, dass wir nicht demokratisch legitimierte Parteien unterstützen? Und: Warum sehen wir nicht endlich mal ein, dass das aus russischer Sicht als eine gewaltige Aggression des Westens gesehen wird? Was würden wir denn machen, wenn in Polen auf einmal ein antieuropäische Demonstranten den uns genehmen Präsidenten stürzen, und Russland das toll findet? Ich nehme an, wir würden den Bündnisfall ausrufen und Militär an den Grenzen Polens zusammenziehen, und wenn wir es könnten, einen Landesteil per Referendum den Demonstranten wieder zu entreißen, ich glaube wir würden es tun.
Aber ok, die Linke hält im Nahostkonflikt auch total einseitig zu den Aggressoren und verteufelt die die sich wehren (tw. natürlich mit zu drastischen Mitteln).
Wer die Aggressoren sind ist auch eine Definitionsfrage - aus Sicht der amerikanischen Siedler waren die sie grundlos angreifenden Indianer auch Aggressoren, die Indianer haben das anders gesehen. Beide Sichtweisen sind verständlich. Wenn man eine der beiden Sichtweisen ausblendet, wird es nie Frieden geben.
So gesehen ist das wieder in sich stimmig. Logisch, schuld an allem ist ja nur der "westliche Imperialismus"

Schuld nicht, aber mitschuld.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876